Comics ökonomisch betrachtet

  • Am 29. Oktober 1959 traten in Pilote zum ersten Mal Asterix und Obelix auf. Zur Zeit feiert Asterix gerade seinen 65. Geburtstag, und der wird auch genutzt, um eine (Zwischen-) Bilanz zu ziehen. Weltweit beträgt die Gesamtauflage des gallischen Dorfes 400 Millionen Exemplare.

    Quelle: actuabd.com

  • Der Brite Darryl Cunningham hat schon einige Comicbiographien zu lebenden Persönlichkeiten verfaßt, darunter eine über Putin. Im Mai 2024 erschien in Frankreich seine Biographie zu Elon Musk: Elon Musk - Enquête sur un nouveau maître du monde (Delcourt Encrages 2024), 184 Seiten. Obwohl von anderen Verlagen großes Interesse besteht, was sich beispielsweise auf der Frankfurter Buchmesse gezeigt hat, wird es wohl keine Übersetzungen geben - weil juristische Konsequenzen vonseiten Elon Musks befürchtet werden.
    Cunningham sagt, die Anwälte des Delcourt-Verlages hätten jedes Wort geprüft, um Probleme zu vermeiden. Trotzdem lebten wir in einem Klima der Angst, in dem eine Person mit solch immensen Einfluß Individuen, Institutionen und sogar den Staat einschüchtern könnte.

    Es gibt zwar einen freien Markt, aber hier wird das Recht zur Waffe der Mächtigen, bei der die bloße Drohung ausreicht. So ist das im freien Westen.

    Quelle: Fumettologica

  • In den letzten Jahrzehnten hat sich der Comichandel drastisch gewandelt. Der Kiosk an der Ecke ist fast ausgestorben, und Stellen, an denen jemand aus einem breiten Angebot auswählen kann und sich entscheiden muß, sind entsprechend rar geworden. Dieser Wandel vollzieht sich international, manchmal gerät er sogar in die Schlagzeilen.
    In Großbritannien hat es eine große Kette mit langer Tradition erwischt: Der erste Laden von WHSmith öffnete 1792 als Familienbetrieb in London, 1848 wurde die erste Bahnhofsbuchhandlung am Bahnhof Euston eröffnet. Für den Vertrieb von Comics und Magazinen spielt die Kette eine wichtige Rolle, doch nach 230 Jahren werden zahlreiche Filialen in High End Lagen geschlossen. 5.000 Jobs stehen auf der Kippe, zudem droht vielen kleinen Postfilialen die Schließung.
    WHSmith hat einen Jahresumsatz von 1,9 Milliarden Pfund, von denen ein Viertel, nämlich 452 Millionen in guten Lagen im Vereinigten Königreich umgesetzt werden. Diese stehen nun zur Disposition. Am 27. Januar 2025 rauschte der Kurs der Aktie in die Tiefe. Als Käufer sind derzeit drei Investoren im Gespräch: Der Spezialvertrieb Modella Capital, Hilco Global und der Private Equity Investor Alteri.
    Trotz all dieser Einschränkungen bleibt WHSmith der führende Vertrieb für Zeitungen und Magazine. In den letzten Jahren hat sich das Angebot um Schreibwaren und Grußkarten erweitert, darüber hinaus werden Lizenzprodukte und Lebensmittel angeboten, weshalb die Regalfläche für Gedrucktes geschrumpft ist.

    Quelle: downthetubes.net

  • Nach 36 Jahren hat gestern zum 31.01. Münchens letzter Comic-Laden, die Comic-Company in der Fraunhoferstraße, für immer geschlossen.
    In München gibt es jetzt keinen reinen Comic-Laden mehr. Nur noch einen Manga-Shop in Schwabing.

  • Finde ich auch krass für eine große Stadt wie München.

    Gerade da dürften es solche Läden schwer haben. In Nürnberg sind die Mieten zum Glück noch nicht auf diesem Niveau, auch wenn in den letzten 10 Jahren deutlich nach oben gegangen ist.
    Und das Problem stellt sich ja gleich doppelt. Im Comix-Shop hier arbeiten soweit ich das beurteilen kann, engagierte und kompetente Angestellte, aber sie wirken alle irgendwie (und das meine ich jetzt positiv) "leicht verstrahlt". Aber auch solchen Leuten mußt Du zumindest soviel zahlen, daß sie ihre Miete und andere Lebenshaltungskosten begleichen können. Aber (zumindest, wenn es nicht um Importe geht) Du kannst in München nicht mehr für das gleiche Album verlangen wie in einem Kaff wie... , na sagen wir mal Halle. ;)

    Das war jetzt eher allgemein, konkret lag es in München ja wohl an anderen Umständen.

    Jeder Idiot kann eine Krise meistern. Es ist der Alltag, der uns fertig macht.

  • Auch hier in Hannover sieht es mittlerweile eher schlecht aus. Es gibt noch einen wunderschönen Laden für Neuwahre den ich auch nicht missen möchte und zwei für gebrauchtes, der eine klein aber fein ist, in der Form das das Lager einiges hergibt wenn man nachfragt, vor Ort aber wenig zu finden ist, der andere etwas größer.
    Das sah früher auch deutlich anders aus.
    Jetzt bin ich gerade auf der suche nach bestimmten älteren US Bänden und da ich möglichst in Läden und nicht online kaufe, werde ich wohl mal schauen ob da einer in Hamburg oder Berlin was zu bieten hat, da ist das Angebot noch deutlich größer.

  • In meinen Beiträgen zum Comicmarkt Frankreich im ICOM-Jahrbuch habe ich ja immer die Jahresberichte des ACBD verarbeitet, quasi die offizielle Branchenjahresbilanz. Das war eine One-Man-Show und nachdem sich der Verantwortliche zurückgezogen hat, herrschte Funkstille. Seit einigen Jahren gibt es vom Marktforschungsinstitut NielsenIQ GfK einen Report zum Comicmarkt.
    Nach den Rekordjahren 2021 und 2022 ist der Markt um 9% geschrumpft, und das im dritten Jahr nacheinander. Insgesamt wurde mit 68,3 Millionen Comics und Manga ein Umsatz von 837 Millionen Euro erreicht. Dabei sind die Comicpreise mit 5% stärker gestiegen als die Buchpreise (3%), die Inflation lag bei 2%.
    Der Löwenanteil der verkauften Comics sind Manga, zwei von drei verkauften Titeln fallen in diese Kategorie. Zu den Bestsellern zählen One Piece und Spy x Family.
    Insgesamt sind die Titel in den Top 10 vielfältiger geworden:

    • 01. Platz: Inoxtag und Basile Monnot (Szenario) / Charles Compain (Zeichnungen): Instinct (Éditions Michel Lafon 2024) - 356.000 Exemplare
    • 02. Platz: Mr Tan (Szenario) / Diane Le Feyer (Zeichnungen): Mortelle Adèle Tome 21: RécréACTION Générale! (Éditions Mr Tan & Co 2024) - 290.000 Exemplare
    • 03. Platz: Riad Sattouf: L'arabe du futur. Moi, Fadi le frère volé Tome 1 (1986-1994) (Éditions Livres Du Futur 2024) - 273.000 Exemplare
    • 04. Platz: Manu Larcenet (Szenario) nach dem gleichnamigen Roman von Cormac McCarthy / Manu Larcenet (Zeichnungen): La Route (Éditions Dargaud 2024) - 212.000 Exemplare
    • 05. Platz: Yves Sente (Szenario) / André Juillard (Zeichnungen): Les Aventures de Blake et Mortimer Tome 30: Signé Olrik (Éditions Dargaud 2024) - 210.000 Exemplare
    • 06. Platz: Jul (Szenario) / Achdé (Zeichnungen): Les Aventures de Lucky Luke d'après Morris Tome 11: Un cow-boy sous pression (Lucky Comics / Éditions Dargaud 2024) - 198.000 Exemplare
    • 07. Platz: Eiichirō Oda: One Piece Volume 107 (Éditions Glénat 2024) - 193.000 Exemplare
    • 08. Platz: Mr Tan (Szenario) / Diane Le Feyer (Zeichnungen): Mortelle Adèle sur les traces du Croquepote ! (Éditions Mr Tan & Co 2024) - 190.000 Exemplare
    • 09. Platz: Tatsuya Endō: Spy X Family Volume 12 (Éditions Kurokawa 2024) - 169.000 Exemplare
    • 10. Platz: Eiichirō Oda: One Piece Volume 108 (Éditions Glénat 2024) - 163.000 Exemplare

    Quellen: toutenbd.com, SudOuest.fr

  • Aus Italien gibt es ebenfalls aktuelle Zahlen vom Verband der Verlage AIE – Associazione Italiana Editori. Laut dem Report über das Geschäftsjahr 2024 wurden 103.987.000 Bücher verkauft, das entspricht einem Rückgang von 2,3% zum Vorjahr oder 2.458.000 verkauften Büchern weniger. Finanziell entspricht das einem Umsatzrückgang von 1,5% oder 23,2 Millionen Euro. Der Gesamtmarkt hat einen Umsatz von 1.533,8 Millionen Euro. Dabei betrifft der größte Umsatzrückgang mit 5,5% die Sparte der Comics.
    Der Umsatzrückgang schwankt nach der Größe der Verlage. Konzerne und Verlage mit einem Umsatz über 5 Millionen Euro verzeichnen nur einen Rückgang von 0,1%. Am schwersten trifft es mit 9,3% mittlere Verlage mit einem Umsatz zwischen einer und fünf Millionen Euro. Kleinverlage mit weniger als einer Million Euro Umsatz verzeichnen ein Minus von 2,5%.

    Quelle: Fumettologica.it

  • Die Verlagsbranche in den USA rechnet durch Trumps aggressive Zollpolitik mit deutlich steigenden Preisen für Bücher, Comics inklusive, denn nur 20,7 % der Bücher werden in den USA gedruckt. Beliebte Länder für den Druck von Büchern sind China (24,1 %), Kanada (13,8 %), Südkorea (6,9 %), Hongkong (6,9 %), Türkei (5,2 %), Thailand (5,2 %), Singapur (3,4 %), Malaysia (3,4 %), Italien (3,4 %) und Lettland (1,7 %). Der Comic Book Legal Defense Fund nennt den Zoll, der von 7,5 % auf 100 % steigen soll, eine Importsteuer.
    In dem Kontext wird angemerkt, dass in den letzten 35 Jahren nicht eine einzige Papiermühle in den USA gegründet worden ist, und heute gebe es wesentlich weniger Papiermühlen als zur Hochzeit der Branche. Niemand in den USA wartet auf eine steigende Nachfrage bei Papier. Deshalb wird unter den schlechtesten Bedingungen erwartet, dass sich die Comicpreise verdoppeln können.

    Quelle: The Comics Journal

  • Tja Prost Mahlzeit. Und das wird sich dann auch auf Lizenzgebühren und auf uns auswirken, ein Teufelskreislauf. Danke, Donald Trump! :feuerwut:

  • Na ja, wenn die Comics nicht erst importiert werden um dann exportiert werden zu können, wäre es für den Nicht-US-Markt vielleicht denkbar, dass man US-Comics ab Druckerei in das Ausland verkauft. :floet:

  • Mit einem Post auf Instagram hat Dustin Nguyen eine Bewegung unter seinen Kollegen entfesselt, die sich über die schlechten Arbeitsbedingungen bei Marvel beklagen. Er schreibt, sein Lohn wäre in den letzten 15 Jahren nur um 75 Dollar gestiegen und liege unter dem Mindestlohn in Kalifornien. Außerdem kritisiert er, dass die Kreativen keine Tantiemen für internationale Lizenzen bekommen. Zu den Kollegen, die in die Tirade eingestimmt haben, gehören Sean Murphy, Heather Antos, Chris Stevens, Yanick Paquette und Jason Shawn Alexander.
    Marvel nutze als Monopolist seine Stellung im Mainstreamsektor Superheldencomics aus und verhalte sich selbst wie ein Bösewicht aus den Comics. Zoe Thorogood erzählt, dass Marvel von ihr für 100 Dollar eine Skizze für ein Charakterdesign gekauft hat, aber diese wurde vom Verlag als Cover eines Hefts verwendet.
    Allgemein gilt die Klage für die gesamte Branche, DC Comics kommt kaum besser weg. Sogar irgendwelche Typen, die auf Kickstarter ihr Projekt starten, zahlen besser für ein Cover.

    Quellen: Bleeding Cool, Comic Book Resources, Screen Rant

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