- Wilhelm Hauff: Mærchenalmanach auf das Jahr 1828 (Franckh 1827) | Das Wirtshaus im Spessart (Enßlin & Laiblins 1935, Wilhelm Limpert 1940, Georg Westermann 1948 und 1951, Donauland 1958, Abel & Müller 1959, Fackelverlag 1965, Buchverlag Der Morgen 1968, Goldmann 1971, Aufbau Verlag 1972 und 1976, Fleischhauer & Spohn 1978, Silberburg 1978, Verlag Ralph Suchier 1980, Lesen und Freizeit Verlage 1985, Kinderbuchverlag DDR 1988, Gelka 1989, Neuer Kaiser 1999, Swan 1999, Vitalis 1999, Hamburger Lesehefte 2008, Husum Druck- und Verlagsgesellschaft 2014, Europäischer Literaturverlag 2014, Vero Verlag 2019, Henricus - Edition Deutsche Klassik GmbH 2019, dearbooks 2021, Kloeden 2024)
- Das Wirtshaus im Spessart (Bundesrepublik Deutschland 1958, Bavaria Film und Georg Witt-Film), Drehbuch: Heinz Pauck, Luiselotte Enderle und Curt Hanno Gutbrod, Regie: Kurt Hoffmann, 99 min, FSK: 12
- Das kalte Herz (Deutschland 2016, Schmidtz Katze Filmkollektiv und Degeto Film GmbH), Drehbuch: Christian Zipperle, Johannes Naber, Steffen Reuter und Andreas Marschall, Regie: Johannes Naber, 119 min, FSK: 12, JMK: 12
Zu den frühesten Schullektüren, an die ich mich erinnern kann, gehörte in der Mittelstufe dieser deutsche Klassiker. Vorher waren da rororo aktuell-Titel Pflicht, aber bei denen habe ich vergessen, wie die geheißen haben. Mein Taschenbuch stammte aus einem Klassensatz des Goldmann Verlags, falls ich mich nicht irre; auf jeden Fall gefiel mir, dass es sich dabei um reguläre Bücher handelte und nicht um eine lieblose gelbe Reclam-Ausgabe mit zu engem Satzspiegel und durchscheinenden Seiten.
Ergo gab der Deutschlehrer vor, in welchem Tempo und mit welchen Vorgaben ich mir den Hauff zu Gemüte führte. Für Kunstmärchen fühlte ich mich zu alt, weshalb ich glaube, dass ich das Buch aus eigenem Antrieb kaum gewählt hätte. Trotz meiner kindlichen Vorbehalte las sich der Stoff angenehm, denn weder langweilte ich mich, noch hatte ich Schwierigkeiten mit dem Zugang. Das Märchen schilderte mir eine bürgerliche Welt aus dem Deutschland des 19. Jahrhunderts, zum Glück ohne pädagogischen Zeigefinger. Ich bin mir sicher, dass eines der Lernziele das Konzept einer Rahmengeschichte mit ihren Binnenerzählungen gewesen ist.
Heute erinnere ich mich nur noch an die Räubergeschichte aus dem Rahmen und "Das kalte Herz", was wohl auch daran liegt, dass unsere Familie regelmäßig im Schwarzwald Urlaub gemacht hat. Bei der Geschichte um Peter Munk kommt hinzu, dass es eine naive, eben kindgerechte Kritik am kalten Kapitalismus gewesen ist, die mit starken Bildern gearbeitet hat.
Die zweite Verfilmung Das Wirtshaus im Spessart von Kurt Hoffmann habe ich irgendwann im Fernsehen verfolgt. Sie gefiel mir erster Linie wegen der burschikosen Liselotte Pulver, die schauspielerisch glänzen durfte, wobei sie als Comtesse Franziska von und zu Sandau eine eigenwillige Weiblichkeit verkörpern dürfte, die zwar sympathisch angelegt war, aber nicht der Lächerlichkeit preisgegeben wurde. Für einen deutschen Film aus den 1950ern wurde ich zwar gut unterhalten, doch der Eindruck blieb ziemlich blaß.
Denn mein besonderes Highlight waren die beiden Wolfgangs: Wolfgang Müller und Wolfgang Neuß. Durch diesen Film entdeckte ich vor allem Neuß, den Mann mit der Pauke, den Haschrebellen und zahnlosen Späthippie. Vor dem Hintergrund der braven Gesellschaft der Bundesrepublik war das ein Mensch mit Ecken und Kanten, ein Charakter, der gern mal provozierte und sein eigenes Ding machte. Aus meiner Dicht verkörperte er ein ähnliches Kaliber wie Coluche. Ich bewundere Neuß bis heute.
Seit 1923 ist Das kalte Herz neunmal verfilmt worden. Von denen könnten mich jetzt nur noch die DEFA-Variante, die Adaption der Augsburger Puppenkiste und der Animationsfilm von 2013 locken. In der 3sat-Mediathek bin ich über die letzte Verfilmung mit Frederick Lau, Henriette Confurius, Moritz Bleibtreu, Milan Peschel und Jule Böwe gestolpert, die ich mir wegen des prominenten Castings gegönnt habe.
Der Verfilmung war anzumerken, dass sie nicht Welt kosten durfte, denn die Tricks und Effekte waren bescheiden, die Sets waren übersichtlich, und die Dramaturgie hatte ihre Schwächen, so dass ich gewisse Längen spürte. Insgesamt empfand ich die Fassung trotz der Außenaufnahmen theaterhaft; eine Kinokarte hätte ich mir dafür nicht geleistet.