Méziéres/Christin: Valerian &Veronique Gesamtausgabe Bd.3
Wieder wundervoll erzählte und gezeichnete Geschichten, wobei auffällt, daß die Titelhelden in allen drei Alben weitestgehend getrennt agieren und immer jeweils einer die "Hauptrolle" spielt.
Botschafter der Schatten
In einem Ausgangsszenario, was für Babylon5 Pate gestanden haben könnte, wird die "Am menschlichen Wesen soll das All genesen"-Ideologie vieler SciFi-Filme oder Geschichten Ad absurdum geführt. Das ganze wieder in atemberaubenden futuristischen "Kulissen", die von zahlreichen phantasievoll erdachten und gezeichneten Außerirdischen bevölkert werden.
Veronique erledigt hier alle Heldentaten praktisch im Alleingang (OK, mit Hilfe des niedlichen Grunztier-Mutators.), während für Valerian trotz heldenhaften Stunt zu Beginn nicht viel mehr als die DiD-Rolle bleibt. - Und so fällt der Satz, der Veroniques Einstellung bestens kennzeichnet, wohl nicht zufällig hier: "Zum Teufel mit dem Protokoll!"
Trügerische Welten
Totaler Szenenwechsel. Wir befinden uns auf der Erde im 19. Jh. und wie damals üblich spielt Valerian nun die Hauptrolle. So scheint es zumindest, denn rasch wird klar, was der Albumtitel bedeutet, in denen Valerian-Klone wie Marionetten agieren. Aber auch Veronique bleibt bis kurz vor Schluss kaum mehr als die Nebenrolle der Assistentin der verrückt-genialen Historikerin Jadna, die Valerian immer wieder sterben läßt. Erst am Ende enthüllt sich der Sinn (oder Unsinn) des ganzen.
Am interessantesten fand ich, daß es Christin hier wagt, gerade mal 30 Jahre nach dem Ende von WW2 seinen Helden mit Pickelhaube zum tödlichen Kampf gegen französische Poilus antreten zu lassen; - auch wenn er es durch einige humorvolle Dialoge ("Wir werden die Deutschen fertig machen." - "WIR sind die Deutschen" - "Egal, Hauptsache, wir nehmen sie auseinander!") zu entschärfen versucht.
Die Insel der Kinder
Auch hier bliebt für Veronique nicht viel mehr, als den "Helden" Valerian zum Wettkampfort zu begleiten, ihn moralisch "aufzurüsten" und sich dann Sorgen zu machen. Vielleicht erklärt dieser Frust ihre von Eifersucht nicht ganz freie und auch etwas unfaire Reaktion gegenüber dem arg geschrumpften Valerian.
Dieser hat sich inzwischen nicht nur im "Wettstreit der Systeme" komplett verausgabt, der von Mezieres genial immer wieder in parallelen Panel-Reihen dargestellt wird. Makaber aber wahrscheinlich unbeabsichtigt ist hier die beängstigende Ähnlichkeit der Vorstellungen des einen Wettkämpfers mit der Ideologie der "Roten Khmer", die damals gerade in Kambodscha die Macht übernommen hatten.
Christins Prämisse, daß (starke) Frauen sich am Ende doch meist für den sympathischen Loser entscheiden, prägt dagegen wohl auch heute noch die meisten romantischen Komödien aus Hollywood.
Unterm Strich wieder drei sehr schöne Alben. Ich freue mich schon auf den nächsten Band, wobei ich mir die zwei nur wieder etwas mehr im gemeinsamen Teamwork wünsche.