Sandman Mystery Theatre

  • Ich weiß gar nicht, wann ich das erste Mal auf diese Vertigo-Serie aufmerksam wurde, zuletzt war es aber das "Crossover" mit Starman, das immerhin einen Eisner gewann, das mich mit reichlich Vorfreude Volume One des Sandman Mystery Theatre Compendium erwarten ließ.

    Vorbestellt im September 2022 erschien dies nun kürzlich und ich musste umgehend an die Lektüre gehen.

    Die Serie brachte es von 1993 bis 1999 auf immerhin 70 Ausgaben zuzüglich eines Annuals. Letzteres sowie die Ausgaben 1 bis 36 enthält der erste Teil des Compendiums. Abgesehen von einem kurzen Vorwort von Patton Oswalt (Sprecher von Matthew in der Netflixserie), sämtlichen Covern und ein wenig Coverart, gibt es keine Extras.

    Die einzelnen Geschichten sind mit Ausnahme des letzten Arcs Vierteiler, die sich jeweils eines Falls von Wesley Dodds annehmen, des Sandman des Golden Age. Und so spielen die Geschichten im New York der späten 30er und bieten reichlich Crime Noir-Feeling.

    Geschrieben wurde die Serie von Matt Wagner und Steven T. Seagle, die großartigen Cover stammen von Gay Wilson.

    Ich werde in der Folge Story für Story vorstellen und dabei näher auf die Serie eingehen. Vielleicht interessiert es ja den ein oder anderen.

  • The Tarantula
    Sandman Mystery Theatre 1-4

    Eine Serie von Entführungen erschüttert New Yorks High Society. Das erste Opfer ist Catherine Van der Meer, eine Freundin von Dian Belmont, der Tochter des Bezirksstaatsanwalts. Der Entführer, der sich selbst Tarantula nennt, fordert ein Lösegeld.

    Es folgen weitere Entführungen und die Opfer tauchen grausam misshandelt wieder auf. Was zunächst wie der Versuch wirkt, den Lösegeldforderungen mehr Nachdruck zu verleihen, stellt sich am Ende als Ausfluss sadistischster Triebe heraus als mit Celia Goldman die Tochter eines bekannten Gangsters entführt wird...

    In dieser ersten Geschichte wird ordentlich Personal eingeführt, das den Leser länger begleiten wird. Da ist der Geschäftsmann Wesley Dodds, der, unterstützt von seinem Bediensteten Humphries, nächtens Verbrechen bekämpft. Geplagt wird er regelmäßig von Alpträumen, die eine subtile Verbindung zum Gaiman-Charakter herstellen.

    Eine tragende Rolle hat Dian Belmont, die im Golden Age von Beginn an eine Art Sidekick war und um Dodds Identität als Sandman wusste. Hier lernen die beiden sich erst kennen. Dian nutzt regelmäßig ihre Verbindung zu ihrem Vater um auf eigene Faust Ermittlungen aufzunehmen.

    Lieutenant Burke ist der beste und härteste Ermittler, den Staatsanwalt Belmont aufbieten kann und gerät regelmäßig mit Dodds aneinander.

    Die Story selbst ist düster und weist ein signifikantes Gewaltlevel auf. Entsprechend ist die Altersempfehlung 17+. Der Stil geht mehr in Richtung Crime Noir denn pulpigen Superheldenstoff und trifft den Ton IMO sehr gut.

    Die Wendung gegen Ende finde ich sehr gelungen und neben expliziter Gewalt ist die Erzählung alles andere als frei von Sex, der mehr als nur angedeutet wird und stellenweise GoT-Niveau erreicht. Denkbar ungesunde inzestuöse Beziehungen sind es hier.

    Das Artwork von Guy Davis ist nicht schön, passt aber perfekt zur düster-dreckigen Story.

    I' m hooked.

  • The Face
    Sandman Mystery Theatre 5-8

    Dian Belmont ist mit Freundinnen in Chinatown unterwegs und dabei kommt die Sprache auch auf ihre frühere Beziehung zu einem Asiaten, Zhang Chai Lao oder "Jimmy", den sie just bei dieser Gelegenheit nach vielen Jahren wiedersieht. Auf dem Heimweg finden die jungen Frauen den abgetrennten Kopf eines Chinesen. Für die Polizei und Staatsanwalt Belmont ist schnell klar, es bahnt sich ein Bandenkrieg in Chinatown an.

    Auch Wesley Dodds geht den Vorfällen auf den Grund und ermittelt inmitten der Triaden. Sonderlich erpicht ist in Chinatown aber niemand darauf, dass irgendwer von außen sich einmischt.

    Und während ein Axtmörder und ein sadistischer Frauenhasser ihrem Treiben nachgehen, muss Dian Belmont erkennen, dass ihr Verflossener ebenfalls in die sich anbahnende Auseinandersetzung involviert zu sein scheint und nach einem traumatisierenden Ereignis nur noch auf blinde Rache aus ist.

    Der Sandman kommt dann allerdings schnell zu der Auffassung, dass nicht alles so offensichtlich ist wie es scheint und die Ursache für die Vorfälle in Chinatown ganz woanders zu finden ist...

    In dieser zweiten Story geht es nicht weniger brutal zu als in der ersten und der Autor gewährt auch einen Einblick in das rassistische Mindset der USA der späten 30er. Dass sich Polizisten beispielsweise dahingehend äußern, die Chinesen mögen sich gegenseitig massakrieren aber doch bitte andere nicht damit behelligen, geht schon in die Richtung. In etwas abgemilderter Form wird das ganz gut transportiert, wenn Dians Ex-Freund ihrem Vater oder auch Wesley Dodds begegnet und insbesondere der Staatsanwalt sich wenig begeistert vom Umgang seiner Tochter zeigt. Auch dass sich der nicht so gern Gesehene beispielweise enttäuscht davon zeigt, dass selbst Dian ihn nicht bei seinem richtigen Namen nennt, vertieft das Thema weiter.

    Der Fall selbst und der sich anbahnende Bandenkrieg geraten darüber beinahe ins Vergessen und die Auflösung des Falles wirkt fast schon nebensächlich.

    Die Zeichnungen von John Watkiss waren nicht so meines und passen stilistisch so gar nicht zum Rest des Compendiums.

    Einmal editiert, zuletzt von LaLe (29. Mai 2023 um 22:14)

  • Ah, ok, ich habe ein paar nicht zusammenhängende Einzelhefte mal irgendwo her bekommen und fand es interessant. Den Band muss ich mal im Auge behalten, wenn Du sagst, er sei gut.

  • The Brute
    Sandman Mystery Theatre 9-12

    Wesley Dodds kommt in Kontakt mit dem windigen Geschäftsmann Arthur Reisling, der ihn als Investor für ein Projekt gewinnen will. Als Sandman recherchiert er daraufhin im Boxmilieu, in dem Reisling als prominenter Promoter unterwegs ist und kommt einem Geschäft auf die Spur, das geeignet ist, die Verhältnisse im New York der 30er auf den Kopf zu stellen.

    Eddie Ramsey ist ein alternder Boxer, der nur mit Mühe über die Runden kommt und für eine kranke Tochter zu sorgen hat. Als er ein Angebot für manipulierte Kämpfe ausschlägt, beginnt sein unaufhaltsamer Abstieg in die Abgründe menschlichen Versagens, nicht nur seines eigenen.

    Dian Belmont wird Zeugin, wie eine Mutter ihren Sohn auf offener Straße schlägt und beschließt, ihre Zeit und ihren Namen bzw. den ihres Vaters zu nutzen um sich Charityzwecken zu widmen.

    Und in den Straßen der Stadt treibt derweil eine monströse Gestalt ihr Unwesen.

    All diese losen Fäden werden im Laufe der Geschichte zu einem brutalen Finale hin entwickelt. Viel brutaler ist aber stellenweise der Weg dorthin und der Autor mutet dem Leser hier Dinge zu, die man im Superheldengenre so nicht gewohnt ist. Schon gar nicht außerhalb bewusst überzogener Darstellungen wie z. B. in The Boys. Das hier ist einfach nur brutal und hässlich und zwar auf einer ganz und gar realistischen Zeichnung der Figuren.

    Es gab Seiten, da habe ich auch beim erneuten Lesen echt schlucken müssen und das Artwork von R. G. Taylor trug dazu bei.

    Wer Crime Noir auf die harte Weise mag, liegt hier goldrichtig, sollte aber in der Tat hartgesotten sein. Was hier stellenweise thematisiert wird, geht über reine Unterhaltung deutlich hinaus. Mich hat dieser Vierteiler tief beeindruckt und auch bewegt.

    Einmal editiert, zuletzt von LaLe (2. Mai 2024 um 21:18)

  • The Vamp
    Sandman Mystery Theatre 13-16

    Im nächtlichen New York macht eine Mordserie von sich reden. Opfer sind wohlhabende Männer, die sich mit einer Unbekannten eingelassen haben und deren Körper man nahezu blutentleert aufgefunden hat. Um nicht zu sagen, dass sie übermäßig zur Ader gelassen wurden.

    Wesley Dodds geht der Sache nach und kommt dabei Lieutenant Burke in die Quere, der in dieser Angelegenheit ermittelt und über die Aktivitäten des Vigilanten keinesfalls erfreut ist.

    Derweil versucht Dian Belmont ihren Freundeskreis für ihre karikativen Aktivitäten zu begeistern und stellt fest, wie fremd ihr die Freundinnen doch sind. Dass sich die Todesfälle im Dunstkreis ihrer Freundinnen ereigneten, die Opfer gehörten einer Studentenverbindung an, lässt sie ebenfalls investigativ tätig werden.

    Sowohl Wesley wie auch Dian und Lieutenant Burke kommen dem Mörder immer dichter und begeben sich dabei in Gefahr, denn die Person ist nicht gewillt von ihrem Tun abzulassen und noch lange nicht fertig. Doch als die Luft zu dick wird, und sich die Hintergründe der Mordserie den Ermittelnden offenbaren, sucht die Person das Weite und es kommt zum Showdown.

    Sex and Crime Noir sind, was dem Leser hier geboten wird. Nicht nur in der eigentlichen Story, auch die Beziehung zwischen Wesley und Dian entwickelt sich deutlich weiter.

    Ansonsten ist es eine recht klassische Rachestory, deren Motiv aber nicht im Tod einer geliebten und zu rächenden Person zu finden ist, sondern in dem Teil, den ich vor Crime Noir nannte. In einer absolut widerwärtigen Art.

    Erneut keine leichte Kost und vollkommen zu Recht wurde diese Serie im sog. Erwachsenen-Label Vertigo veröffentlicht. Mich hat die Serie jedenfalls gepackt.

  • The Scorpion
    Sandman Mystery Theatre 17-20

    Ein Konsortium tritt an Wesley Dodds heran um ihn dazu zu bewegen, sich an einem Ölgeschäft zu beteiligen. Die Investorengruppe hat die Weltlage angesichts eines sich in Europa abzeichnenden Krieges analysiert und ist gewillt, die erwarteten Unsicherheiten am Markt für sich zu nutzen. Nur fehlt noch weiteres Kapital um das ganz große Rad zu drehen.

    Dodds ist aus ethischen Gründen alles andere als begeistert von der Offerte, bleibt jedoch dran. Hintergrund ist eine Mordserie, die die Partner zum Ziel hat. Diese sterben unter seltsamen Umständen. Mittels Peitschenhieben wird ihnen Scorpiongift verabreicht, das innerhalb kürzester Zeit zum Tode führt.

    Als Dodds dem Konsortium absagt, wird auch er plötzlich zum Ziel des Mörders und es verdichten sich die Hinweise darauf, dass dieser innerhalb des Konsortiums zu suchen ist. Der Sandman stellt dem Skorpion eine Falle, doch unerwartet greift die Polzei in Gestalt von Lt. Burke ein und in dem Durcheinander kann der Mörder entkommen.

    Es gibt jedoch inzwischen genug Hinweise auf dessen Identität und so läuft alles auf ein mörderisches Finale hinaus.

    In dieser Geschichte verbinden die Autoren den eigentlichen Fall wieder geschickt mit der zivilen Identität des Sandman wie auch mit den Verhältnissen der Vorkriegszeit. Dodds, der sich nicht als Kriegsgewinnler bereichern will und sich mehr Gedanken über die Menschen macht, die zu wenig haben. Was im Übrigen zum Motiv für die Vendetta des Skorpion führt.

    Und auf seine Art findet Wesley Dodds einen Weg um Dian Belmont zu offenbaren, weshalb er sich mitunter so merkwürdig verhält bzw. auf ihre Annäherungen reagiert.

    Das las sich wieder super und vor dem nächsten Vierteiler steht nun erst einmal das Annual mit neun Kurzgeschichten an.

    2 Mal editiert, zuletzt von LaLe (16. Mai 2024 um 20:05)

  • Sandman Mystery Theatre Annual

    Als Wesley Dodds und Dian Belmont eines Tages im Central Park spazieren gehen, wird Wesley Zeuge, wie ein Räuber ein Pärchen überfällt und um seine Barschaft beraubt. Als Sandman beschließt Dodds der Sache auf den Grund zu gehen und inspiziert den Tatort zunächst in seiner zivilen Identität.

    Es folgen verschiedene Nächte in denen nicht nur die Vigilant auf der Spur des Mugger" ist. Nach einer Konfrontation mit einem Fotografen ist es Sandman selbst, der von nicht wenigen für den Räuber gehalten wird. Jedenfalls ist es sein Bild mit dem Polizisten auf Streife gehen.

    Dem Täter werden verschiedene Fallen gestellt, und am Ende sind es Wesley Dodds und sein Butler Humphries, letzterer als ältere Dame verkleidet, die den Mugger auf den Plan rufen und sich so an seine Fährte heften können.

    Dem Sandman gelingt es schließlich den Räuber zu stellen und auf ganz eigene Art sicherzustellen, dass sich derartige Überfälle nicht wiederholen werden.

    Diese an und für sich eher banale Geschichte gewinnt durch verschiedene Umstände ungemein und machte dieses Annual zu einem wahren Lesevergnügen.

    Zum Einen entwickelt sich die Beziehung zwischen Dodds und Dian Belmont Stück für Stück immer weiter, wird andererseits aber durch das Geheimnis um Dodds nächtliche Aktivitäten, das im Übrigen keines mehr ist, belastet.

    Dann wird die Geschichte in neun Kapiteln immer wieder aus der Sicht anderer Personen erzählt, ohne dass das Geschehen wiederholt wird. Eine fortlaufende Geschichte also, die immer wieder die Perspektive wechselt. Fand ich super gemacht.

    Um die Kapitel noch unterscheidbarer zu machen, durfte in jedem Kapitel ein anderer Zeichner ran. Da tauchen dann Namen wie George Pratt, Peter Snejbjerg oder Alex Ross (!) auf. Und die Arbeit des Letzteren an dem Kapitel mit Staatsanwalt Belmont ist ein echtes Highlight in s/w.

    Wir erfahren in einem Kapitel auch mehr über die Hintergründe von Humphries. In weiteren Abschnitten wird der Park mit Leben gefüllt, wenn die Geschehnisse aus der Sicht eines Kutschers, dort spielender Kinder, einem Maler oder auch von Dian Belmont, die nur knapp einem Überfall durch den Mugger entkommt, geschildert werden.

    Für mich ganz tolles Storytelling bis zum (leicht überraschenden) Ende.

  • Dr. Death
    Sandman Mystery Theatre 21-24

    Dian Belmont hadert mit ihrem Beziehungsstatus zu Wesley Dodds. Einfacher macht es da nicht, dass sie ihre Cousine Lucy wiedertrifft. Die schwebt gerade auf Wolke Sieben und schwärmt von ihrem neuen älteren Freund. Sie lädt Dian ein, sie auf ihrer Ranch zu besuchen.

    Aber auch Wesley merkt, dass etwas nicht stimmt und während er sich dem nächsten Fall widmet, bei dem ein Mörder es darauf abgesehen hat alternde Stars zu vergiften, macht er sich Gedanken drüber, wie er seiner Freundin von seiner zweiten Identität erzählen kann.

    Die ergreift die Initiative und nach einer intensiven Nacht nutzt sie die Gelegenheit und schaut sich in seinem Haus um. Und während Dian Belmont die Geheimnisse ihres Freundes aufdeckt und diesen zur Rede stellt, muss ihre Cousine feststellen, dass ihr Märchenprinz alles andere als eben das ist. Nicht nur, dass sein erwachsener Sohn, der ihr mit Missachtung begegnet, die ein oder andere Bemerkung fallen lässt, auch ihr Freund selbst zeigt Wesenszüge immer deutlicher, die sie bislang nicht an ihm wahrgenommen hat.

    Die Handlungsstränge um die privaten wie auch die kriminologischen Ereignisse finden dann in einem Finale zusammen, das den Beziehungsstatus von Wesley Dodds und Dian Belmont neu definiert und die widerwärtige Motivation des Mörders zu Tage fördert.

    Wie schon in den Stories zuvor, werden auch hier wieder sehr früh die Spuren gelegt, die auf den Täter verweisen. Spannender als die Klärung dessen häufig fast schon offensichtlicher Identität ist dann die Frage nach dem Motiv. Auffällig ist, wie oft sich die Täter auch im Umfeld von Wesley Dodds und/oder Dian Belmont finden lassen. Ich hoffe mal, dass das nicht bis zum Ende der Serie so bleibt.

    In der Entwicklung der Beziehung Wesley/Dian ist neben der Reaktion von Letzterer, die es nicht lustig findet, dass ihr Liebster erst dann mit der Sprache rausrücken will als sie ihm offensichtlich auf die Schliche gekommen ist, insbesondere spannend, dass Wesley Dodds etwas über seinen Antrieb sagt.

    Es sind Alpträume, die ihn regelmäßig heimsuchen und ihn auf die Fälle stoßen, die er zu lösen beabsichtigt. Die Motivation ist eine ganz einfache, die Träume enden erst, wenn der Fall gelöst ist. In der Traumsequenz dieser Geschichte sehen wir dann auch als verschwommenen Umriss aber anhand von Dream´s Helm zweifelsfrei erkennbar den Verursacher der Alpträume.

    Der eigentliche Fall steht hier m. E. hinter den Entwicklungen um die Beziehung und die Verquickung mit dem Gaiman-Sandman deutlich im Hintergrund. Da bin ich schon sehr gespannt zu sehen, wie das weiter entwickelt wird.

  • Night of the Butcher
    Sandman Mystery Theatre 25-28

    Der Titel ist hier Programm. Die Polizei, namentlich Lieutenant Burke, hat es mit einer grausamen Mordserie zu tun, bei der der Täter seine Opfer regelrecht schlachtet. Hinweise an den Tatorten und das Rätsel darum, wie der Täter dort jeweils hinkam, führen die Ermittler schließlich in lange stillgelegte Abwasserkanäle. Was die Polizisten dort erwartet, sprengt dann aber selbst die schlimmsten Erwartungen...

    Wesley Dodds hat neben diesem Fall weiter mit schlimmen Alpträumen zu kämpfen und die Entwicklung in der Beziehung mit Dian Belmont setzt ihm zusätzlich zu. Zu allem Überfluss gerät er immer wieder mit Lt. Burke zusammen. Nachdem dieser Dodds Abhöreinrichtung in seinem Büro entdeckt hat, rastet er beim nächsten Aufeinandertreffen der beiden regelrecht aus und richtet Dodds übel zu.

    Gemeinsam bzw. gegeneinander schaffen sie es dennoch den Butcher zu stellen und in einem brutalen Finale auszuschalten. Überraschende Unterstützung wurde dem Sandman dabei von Dian Belmont zuteil, die sich nunmehr wohl im Klaren darüber ist, worauf sie sich mit Wesley Dodds einlässt. Ein Sidekick ist geboren.

    Neben diesen Entwicklungen erstaunt mich noch immer die Brutalität der Serie, die hier wieder deutlich zum Vorschein kommt. Wie der Täter seine Opfer zurichtet, die Kämpfe in der Kanalisation ablaufen und wie sich vor allem Lt. Burke im Aufeinandertreffen mit Wesley Dodds aufführt ist schon nicht ohne. Aber gerade zu Burke wird in dieser Story auch eine andere Seite gezeigt, die m. E. deutlich macht, dass es der Job ist, der ihn stark fordert, wenn nicht mental überfordert. Das ist schon wirklich gut geschrieben, wie auch die immer deutlicher werdenden Hinweise auf das, was zeitgleich in Europa passiert und wie man in den Staaten darauf schaut.

    Ich bin weiter begeistert.

  • The Hourman
    Sandman Mystery Theatre 29-32

    Humphries macht seinen Dienstherrn auf eine Anzeige aufmerksam, in der ein "Man of the hour" Menschen Hilfe in Notlagen anbietet. Dodds nimmt die Existenz eines weiteren "Vigilanten" zur Kenntnis, kümmert sich zunächst aber um eine neue Investitionsanfrage. Bannermain Chemicals ist führend in der Entwicklung von Kunststoffen auf Ölbasis, und auf der Suche nach dringend benötigtem Kapital. Dodds besichtigt in Begleitung von Dian Belmont das Unternehmen und trifft dort auf den Chemiker Rex Tyler, mit dem er ins Gespräch kommt. Bannermain selbst lädt Dodds und seine Begleitung zu einer Kostümparty ein, mit der das neue Jahr begrüßt werden soll.

    Der neue Vigilant stößt bei seinen Recherchen in der Unterwelt auf einen Arbeitslosen, der sich von einer Bande Halsabschneider anheuern lässt. Der Mann der Stunde versucht diesen davon abzuhalten, sich in deren Machenschaften hineinziehen zu lassen über diesen an weitere Informationen zu einem Lenny und seiner Gang zu gelangen. Die sind zwar nur spärlich aber reichen aus, um zu erkennen, dass die Bande ein größeres Ding plant.

    Nach einem weiteren Treffen zwischen Wesley Dodds und Rex Tyler kommt es zum ersten Aufeinandertreffen des Sandman mit dem Hourman und beiden wird klar, dass Dodds zivile Angelegenheit um eine mögliche Investition in Tylers Arbeitgeber mit dem in Verbindung steht, was die Bande von Lenny plant. Ohne zu wissen, was konkret diese Pläne beinhalten, sind sich beide sicher, dass es mit der exklusiven Kostümparty zu tun hat und Bannermanns Frau bzw. ihr Familienschmuck im Zentrum des Interesses steht.

    Auf dieser Party kommt es dann zum Showdown. Während Dodds und Tyler die Ortschaft erkunden, wird Dian Zeuge wie eine Gruppe Kostümierter Mrs. Bannermann entführt. Auf dem Dach des Gebäudes stellt sich für die Entführer dann heraus, dass sie gelinkt wurden. Der Fluchtweg existiert gar nicht und Lenny wird klar, dass seine Bande lediglich als Sündenbock dienen soll. Deren Auftrag lautet nämlich nicht nur, den wertvollen Familienschmuck zu entwenden, Mrs. Bannermann soll auch sterben. Da erscheint sein Auftraggeber The Hood auf der Bühne und greift selbst ein. Es kommt zu einer wilden Schießerei und Rex Tyler reißt Lenny mit in den Abgrund bevor dieser noch größeres Unheil anrichten kann. Den Sturz aus dieser Höhe überlebt nur einer der beiden. Mrs. Bannermann und die Familienjuwelen sind nun sicher.

    Highlight dieser Geschichte ist für mich natürlich das erste Aufeinandertreffen von Dodds und Tyler, die künftig in der Justice Society of America zusammenarbeiten werden. Rex Tyler steht hier noch ganz am Anfang seiner Karriere und ist sich der Wirkung seiner Pillen, die ihm für eine Stunde übermenschliche Kräfte verleihen, noch alles andere als sicher. Schön auch, wie hier erzählt wird, wie es zu seinem Namen und seinem Kostüm kam.

    In der Beziehung zwischen Wesley Dodds und Dian Belmont gibt es neue Entwicklungen. Hatten die beiden kürzlich erst wieder zueinander gefunden, fühlt sich Dian nun immer häufiger getriggert, wenn Wesley für sie nicht greifbar ist oder sie von ihm nicht einbezogen wird. Dass sich auch ihr Vater immer tiefer in die Arbeit stützt, verstärkt das Gefühl, von den Männern, die ihr wichtig sind, ignoriert zu werden.

    Dann kommen auch die Ereignisse in Europa immer stärker zum Tragen. Konkret betroffen ist hier beispielsweise Dodds Informant, der Gerichtsmediziner Dr. Klein, der Verwandte in der Reichskristallnacht verloren hat und Wesley Dodds beginnt sich zu fragen, welchen Sinn seine Aktivitäten angesichts der Entwicklungen in der Welt eigentlich haben.

    Und auch der Goon, der Hourman auf die Spur der Bande bringt, hat eine ganz eigene Geschichte. War es doch seine Frau, die Rex Tyler "engagierte" um ihr zu helfen. Und für einen "Superhelden"-Comic erneut aussergewöhnlich war in diesem Handlungsstrang, die explizite Darstellung sexualisierter Gewalt von und in verschiedene Richtungen.

    Die Serie ist weiterhin kein "leichter" Stoff und weiß mich noch immer zu begeistern.

    Einmal editiert, zuletzt von LaLe (14. Oktober 2024 um 16:16)

  • The Python
    Sandman Mystery Theatre 33 -36

    Eine neue Mordserie nimmt in New York ihren Lauf. Erstes Opfer ist der Banker Mr. Beedle, ein Geschäftemacher, der weder für Seriosität noch ein ausgeprägtes Maß an Skrupeln bekannt ist. Entsprechend groß ist der Kreis potentieller Feinde, die ihm auch den Tod an den Hals wünschen würden. Womit wir bei der Todesart wären, die sich Dr. Klein nur mit der schieren Kraft einer Python erklären kann. Beedle wurde regelrecht das Leben aus dem Leibe gequetscht. Lt. Burke ist von der Theorie alles andere als begeistert und schießt sich nach dem zweiten Opfer, einer afro-amerikanischen Frau, auf deren Sohn ein.

    Der Sandman geht derweil einer anderen Spur nach, die ihn zum Showman Jungle John Barrows führt. Der stand nicht nur in geschäftlichen Betiehungen zu Beedle, dem soll auch vor einiger Zeit eine Python abhanden gekommen sein. Doch obwohl sich dieser alles andere als unverdächtig gibt, erweist sich diese Spur als falsch. Weiter plagen Wesley Dodds neben Alpträumen von einer Schlange, die Dian Belmont verschlingt und einer Dian Belmont, die ihr gerade geborenes Kind verschlingt, Gedanken an seinen Vater und seinen Großvater, die im Alter von Demenz geplagt wurden und er stellt sich die Frage, wann es denn bei ihm soweit sei.

    Dian Belmont widmet sich derweil der Optimierung ihres Körpers. Nach einem Werbespot im Kino, absolviert sie gemeinsam mit einer Freundin ein Programm des Fitness-Gurus Jake Bonoir, der zur Zeit in aller Munde ist. Dann erreicht sie der Brief einer Freundin aus England, die sie einlädt, sie zu besuchen. Da der Körperkult des Jack Bonoir, gekrönt durch ein FKK-Wochenende in der Natur, nicht so ganz das ihre ist und sie sich weiter von Wesley Dodds und ihrem Vater ungesehen fühlt, nimmt sie diese an.

    Die Spuren im Mordfall führen die Ermittler irgendwann in die Vergangenheit und es findet sich ein Motiv, das in dieser gründet und auf Rache zurückzuführen ist. Wieder treffen der Sandman und Lt. Burke im Finale aufeinander und können gemeinsam gegeneinander den Täter stellen. Als Wesley Dodds anschließend in seine zivile Identität zurückkehrt und Dian anrufen will, erfährt er von ihrer Reise.

    Das war es erst einmal, denn mit dieser Story endet das erste von zwei geplanten Kompendien. Auch dieser Arc wusste mich bestens zu unterhalten und überzeugt auf allen Ebenen. Neben dem eigentlichen Fall, der mal wieder tiefste menschliche Abgründe offenbart, bietet dieser eine tolle Charakterentwicklung und -zeichnung, schafft es mit dem Körperkult eines Jake Bonoir Riefenstahl-ähnliche Bilder im Kopf des Lesers hervorzurufen und lässt auch den Alltagsrassismus in der Person des Lt. Burke nicht zu kurz kommen. Und auch wenn das alles schon in den ersten Heften mit angelegt war, entwickelt sich das im Laufe der Serie in einer Weise weiter, die schlicht großartig ist.

    Am ehesten ist Sandman Mystery Theatre mit Crime Noir sehr gut beschrieben. Was die Autoren Matt Wagner und Steven T. Seagle da aber alles noch mit reinpacken, hebt die Serie m. E. über den "normalen" Crime Noir teils deutlich hinaus. Wer mit dem Genre etwas anfangen kann und keine Scheu vor Fremdsprachigen Comics im Softcover hat, der sollte hier unbedingt zugreifen. Ich kann es kaum erwarten, dass der zweite - bislang leider noch nicht angekündigte - Teil kommt.

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