Auf den Spuren von Conan, dem Barbar

  • Ich habe im Vergleich die Howard-Story "God in the bowl" gelesen. Die spielt ausschließlich in zwei Räumen im Inneren dieses Museums, gewissermaßen ein closed room mystery, und beginnt mit dem Moment, in dem Arus den ersten Toten findet (im Comic würde man "Splash panel" sagen, die Geschichte beginnt mittendrin, und die Zusammenhänge werden erst nach und nach klar; der Comic ist dagegen linearer erzählt). Eine Frau kommt in dieser Story überhaupt nicht vor, Aztrias ist der Neffe des Gouverneurs, der Conan beauftragt, einen wertvollen Becher aus dem Museum zu stehlen, um Spielschulden tilgen zu können. In der Story sieht einer der Soldaten zwischendurch ein dickes Seil an einer Säule baumeln, das dann aber wieder verschwunden ist (ist ja auch eine Schlange und kein Seil, was der Leser aber noch nicht weiß). Conan ist etwas brutaler als im Comic, er drückt einem Soldaten ein Auge aus, einem anderen trennt er das Ohr ab, und Aztrias wird von Conan glatt enthauptet. Die Schlange wird ebenfalls mit einem einzigen Schwerthieb enthauptet und stirbt danach sofort, wobei erst im allerletzten Wort der Story verraten wird, dass es sich um eine Schlange gehandelt hat.

    Es ist interessant zu sehen, was Roy Thomas daraus gemacht hat. Aztrias ist jetzt eine Frau, die Conan beauftragt, den vermuteten Schatz in der "bowl" (und nicht irgendeinen Becher) zu stehlen. Dazu muss sie Conan natürlich erstmal treffen, also gibt es einen Vorspann mit den Wölfen und dem Streitwagen, von Aztrias erfährt Conan auch die Geschichte mit dem geheimnisvollen Geschenk für den Ibis-Priester. Die Frauenfigur tut der Geschichte gut, auch wenn Spielschulden vielleicht nicht so ganz zu ihr passen. Der Kampf mit der Schlange wird im Comic viel mehr ausgewalzt als in der Originalstory.

    Drei Personen werden vom Schlangengott getötet. Im letzten Panel der vorletzten Seite sieht man einen Soldaten liegen, das ist wohl der, den Conan von der Brüstung gestoßen hat. Also vier Tote. Warum im Comic "dead - all, all dead" so betont wird, obwohl ja Demetrio "nur" verwundet ist und die andern geflohen sind, verstehe ich auch nicht ganz.

    Die Zeichnungen von Barry Smith gefallen mir wieder gut, etwa der Blick auf das Museum, die Rückblende auf Seite 6 oder die Seite 7, die ganz ohne Text und Soundwords auskommt und in vielen Einstellungen zeigt, wie Conan in das Museum einbricht.

    Auf Seite 8 steht Conan vor einem ausgestopften Elefanten und schreit "Yag-Kosha". Ein paar Jahre vorher hätte es eine Fußnote gegeben von der Art "haben wir Euch in Conan #4 erzählt, wie Ihr ja sicher noch wisst", aber so etwas fehlt hier völlig. Wurde das in den 1970er Jahren nicht mehr gemacht, oder liegt das speziell an Conan? Ich glaube, es gab bei den Conan-Heften bisher noch keinen derartigen Verweis auf eine frühere Ausgabe.

  • Auf Seite 8 steht Conan vor einem ausgestopften Elefanten und schreit "Yag-Kosha". Ein paar Jahre vorher hätte es eine Fußnote gegeben von der Art "haben wir Euch in Conan #4 erzählt, wie Ihr ja sicher noch wisst", aber so etwas fehlt hier völlig. Wurde das in den 1970er Jahren nicht mehr gemacht, oder liegt das speziell an Conan? Ich glaube, es gab bei den Conan-Heften bisher noch keinen derartigen Verweis auf eine frühere Ausgabe.

    Das kommt bestimmt daher, weil die Geschichten nicht so stark aufeinander aufbauen und ziemlich eigenständig sind.

  • Der Kampf mit der Schlange wird im Comic viel mehr ausgewalzt als in der Originalstory.

    Du hast ein paar Dinge zurechtgerückt, die ich zu knapp zusammengefaßt habe. Aber hier muß man sagen: In der Originalstory findet der Kampf mit der Schlange überhaupt nicht statt, sondern in den letzten Absätzen der Story wird enthüllt, daß sie es war, durch die die Leute in der Schatzkammer zu Tode gekommen sind. Und Conan schlägt ihr einfach den Kopf ab und flieht dann vor Set.

  • Stimmt, eigentlich gar kein Kampf, nur das Kopfabschlagen. Ist die Schlange mit Menschenkopf jetzt eigentlich Set gewesen, oder war es "nur" einer der Söhne von Set (vielleicht waren das ja auch Schlangen)? In der Originalstory sieht es ja so aus, als wäre die Schlange (wer auch immer sie war) tot, dann ist nicht so ganz klar, warum Conan eigentlich voller Furcht aus der Stadt flieht. Im Comic sieht er den lebendigen Thoth-Amon in der Schale (Zoom-Konferenz?), das kann schon Angst machen.

  • Nochmal bei Howard nachgesehen:

    Zitat


    'This place is accursed! Something came out of the sarcophagus and killed Kallian Publico! It hid from you where no human could hide, and now it is in that room! Mitra defend us from the powers of Darkness! I tell you it was one of Set's children in that grisly Bowl!' He caught Dionus's sleeve with claw-like fingers.


    In der deutschen Übersetzung, die ich gelesen habe (Heyne Tb mit Arnie am Cover) steht:

    Zitat


    "Dieses Haus ist verflucht! Etwas kam aus dem Sarkophag und tötete Kallian Publico! Es versteckte sich, wo kein Sterblicher sich verstecken könnte, und jetzt lauert es in jener Kammer. Mitra beschütze uns vor den Mächten der Finsternis." Er krallte die Finger in Dionus' Ärmel.


    Eigentlich keine schlechte Übersetzung, aber ausgerechnet der Satz, der den Hinweis gibt, dass es sich um einen Sohn Sets handeln könnte, wird weggelassen. Schade. Man sollte einfach immer das Original lesen. (Im Comic sagt auch ein Soldat "it is a son of Set", das hatte ich vorher überlesen.)

    Soweit also geklärt: die Schlange ist/war ein Sohn Sets, und der Magier Thoth-Amon hat die Urnen/Sarkophage/Schalen mit den Söhnen Sets ausgebuddelt und jetzt Macht über sie gewonnen.

    Ein bisschen erinnert mich die Geschichte (weniger der Comic) an Edgar Allen Poes "Doppelmord in der Rue Morgue". Ich finde es immer etwas unbefriedigend, wenn sich der Mörder in einer Krimi-Story als Tier entpuppt (auch wenn es sich hier um einen Gott in Tiergestalt handelt).

  • Guter Hinweis auf Poe!

    Allerdings handelt es sich hier meiner Ansicht nach nicht um eine Kriminalgeschichte, sondern alles ist auf das im Dunkel lauernde böse Wesen berechnet. Es ist schon ein geschickter Kniff, daß Howard das Monster erst im letzten Moment enthüllt - das sorgt für einen ziemlichen Schockeffekt.

    Im Comic ist die Wirkung schwächer. Man sieht, daß das Schlangenwesen gar nicht so viel kann, und es überrascht nicht, daß Conan es mit seinem Schwert besiegt.

  • Conan the Barbarian # 8 / Marvel-Superhelden-Comic-Taschenbuch: Conan # 1 / Conan der Barbar, Classic Collection # 1

    Erscheinungstermin: August 1971 / 1979 / 2019

    Story-Titel: Die Hüter der Gruft

    Original-Storytitel: The Keepers of the Crypt

    Zeichnungen: Barry Windsor-Smith, Tom Sutton und Tom Palmer

    Text: Roy Thomas

    Übersetzung: Michael Strittmatter

    In den Bänden 4, 6 und 7 gab es ein Strickmuster, das auch hier angewandt wird: Conan will eine Schatzkammer ausrauben, trifft dort auf eine Gottheit oder ein Monster und kann sich am Ende nur mit knapper Mühe in Sicherheit bringen. In Band 5 war es etwas anders – da will er Dorfbewohner vor einem solchen mystischen Untier beschützen. In den ersten drei Bänden war er eher in kriegerische Auseinandersetzungen zwischen Stämmen und Völkern verwickelt. Seine Diebestouren wirken bisher nicht eintönig, weil markante Figuren eingesetzt und recht unterhaltsame burleske Szenen entwickelt werden. Ob „Keepers of the Crypt“ auf einer konkreten Conan-Story basiert, weiß ich nicht, aber die erste Geschichte in meinem ersten Conan-Buch, „The Thing in the Crypt“, handelt von einer Mumie, die am Ende verbrennt – das könnte Roy Thomas durchaus die Anregung gegeben haben.

    Zu Beginn wird Conan von einem Trupp Soldaten verfolgt. Er lockt sie in einen Canyon und erschlägt sie durch herabregnende Steinbrocken. Den Anführer durchbohrt er mit seinem Schwert. Conan gelangt zu einer verlassenen Stadt, in der er sich nach Beute umsieht. Bewacht wird sie allerdings von einer riesigen rot-gelben Echse, die ihn sofort angreift. Conan bringt sich auf einem hohen Sims in Sicherheit. Die Bestie will ihm nachklettern, fällt aber auf ihren Rücken, und Conan tötet sie mit Stichen in ihren ungeschützten Bauch.

    Conan versucht nun, in den Tempel der Stadt einzudringen, aber ihm stellt sich der Soldat in den Weg, den er vor kurzem erstochen hat. Er behauptet, sein Kettenhemd habe die Klinge abgehalten (aber ohne daß Conan das bemerkte?); noch unverständlicher ist, daß er aussieht, als seien schon Monate seit dem Duell vergangen, was aus der Story jedenfalls nicht deutlich wird. Er hat nämlich jetzt keinen Dreitagebart, sondern einen sorgfältig gestutzten und gepflegten Bart. Jedenfalls einigen sie sich, den Tempel gemeinsam auszuräumen (seltsam, daß sich Conan darauf einläßt). Sie erreichen eine gut gefüllte Schatzkammer, wo sich der Soldat gleich einen schlangenförmigen Kultgegenstand greift. Ringsum in den Wänden sind Skelette, bekleidet mit metallenen Rüstungen, aufgestellt – es scheinen mindestens sechs zu sein -, die nun lebendig werden.

    Conan findet im Kampf heraus, daß ihnen beizukommen ist, indem man ihnen das Rückgrat bricht (was durch die Rüstungen aber eigentlich nicht ganz leicht ist). Conan und sein Komplice fliehen aus der Schatzkammer. Als die Wächter ihnen folgen, zerfallen sie im Licht der Sonne zu Staub (wie Vampire). Die Stadt verbrennt, und der Soldat scheint in den Flammen umzukommen. Conan hat einen Beutel voll Edelsteine an sich gebracht und geht damit in das nächste Dorf. Dort stößt er auf Jenna (die ihn in Band 6 betrogen hatte). (Crackajack Jackson hat recht: Hinweise auf frühere Ausgaben sind nicht mehr oder zumindest bei Conan nicht üblich und fehlen.) Conan wird noch immer gesucht und soll verhaftet werden, aber er tötet den Polizeipräfekten und flieht mit Jenna auf einem Schimmel. Kein richtiger Cliffhanger, aber Jenna wird in der folgenden Ausgabe noch einmal eine Rolle spielen.

    An näheren Angaben zu dieser Ausgabe findet man in dem Omnibus nicht viel. Daher kann ich auch nicht sagen, warum Barry Smith hier zwei neue Inker bekommt: Tom Sutton und Tom Palmer. Es ist wirklich auffällig, daß sie wohl so manche Schludrigkeit von Smith korrigieren. Die Zeichnungen wirken insgesamt viel akkurater als bisher. Wenn man weiterblättert, sieht man, daß im nächsten Band zwar Sal Buscema zurückkehrt, aber von da an ebenfalls sorgfältiger inkt. Die Brillanz von Sutton und Palmer wird freilich nicht wieder erreicht. Insgesamt ist an Smiths Artwork aber nichts auszusetzen – er zeichnet weiter immer detail- und einfallsreicher. In der Story steckt trotz mancher Ungereimtheiten einiges drin, und das oben erwähnte Strickmuster wirkt noch lange nicht ausgeleiert. Hintergrundinformationen zu diesem Heft gibt es nicht viele; auch die Leserbriefe zu Ausgabe 8 sind nicht veröffentlicht worden. Aber wir erfahren zumindest, daß dies die erste Ausgabe war, deren Verkaufszahlen höher waren als zuvor. Bis Ausgabe 7 hatte sich Stan Lee offenbar immer mit dem Gedanken getragen, „Conan“ wieder einzustellen. Das war nun vom Tisch, und laut Thomas war das nach Ausgabe 8 nicht wieder Thema.

  • Die Geschichte beinhaltet mehre Handlungen. Zuerst wird Conan einen Trupp Soldaten los, die ihn verfolgen (eine Fortführung des letzten Heftes), dann die verwunschene Stadt, mit der Echse und den Zombies. Zum Schluss kommt es noch einmal zu einem Wiedersehen mit Jenna.

    Das Monster sieht aus, wie die vergrößerte Version einer Gila Krustenechse. Genau wie bei der Fledermaus, wird hier ein Tier einfach vergrößert und schon ist das nächste Monster da.

    Wie immer sind die Gefahren Relikte aus einer längst vergangenen Zeit.

    Nur durch die erklärenden Worte erfährt man, dass es sich um Gunderman handelt. Sein Aussehen gleicht jetzt dem, eines Piraten.

    Es ist schon seltsam, dass die beiden eine Jadeschlange einem Berg voller Schätzen und Gold vorziehen. Der ganze Schatz und die Zombies verwandeln sich bei Tageslicht in Staub und die Schlange wird lebendig. Auch hier steht Conan am Ende der Geschichte wieder mal mit leeren Händen da. Zumindest verhalf ihm die Schlange zur Flucht.
    So langsam stellt sich in den Heften eine Kontiunität ein, denn Conan und Jenna fliehen vor den Soldaten.
    Tolles letztes Panel.

  • Die Vorlage ist "The hall of the dead" ("Die Halle der Toten" in meinem (ersten) Heyne-Tb.). Howard hat aber dazu nur eine knappe Skizze verfasst (die ich nicht kenne), und erst L. Sprague de Camp hat das zu einer Geschichte vollendet.

    Im Comic wird nur auf Howard verwiesen. Es wären sonst wohl noch zusätzliche Zahlungen an de Camp fällig gewesen. Trotzdem findet sich viel von de Camps Story im Comic wieder. Ob das alles auch schon in Howards Skizze steht? Kann ich nicht beantworten.

    Die große Echse ist in de Camps Geschichte übrigens eine riesengroße Schnecke. Wie furchteinflößend. :D

    Das Cover zeigt wieder eine Szene, die in der Geschichte nicht vorkommt, in der Schatzkammer ist keine Frau dabei. Ob Barry Smith überhaupt eine Frau auf dem Cover haben wollte, ist mir nicht klar; die Frauenfigur ist sicher nicht von Smith gezeichnet, das ist ein ganz anderer Zeichenstil. Zu der Zeit haben doch meist John Romita oder Marie Severin Coverzeichnungen "ausgebessert", Romita könnte vom Stil gut passen. Vielleicht musste unbedingt kurzfristig noch eine Frau aufs Cover, um die Verkaufszahlen zu erhöhen.

    Ich finde die Story nicht schlecht, auf Ungereimtheiten wurde ja schon hingewiesen. Passt es zu Conan, sich mit dem (gerade noch) Todfeind zu verbrüdern? Und dann brav auszuwürfeln, wer welche Schätze mitnehmen darf? Die Riesenechse (oder "dragon" im Original) finde ich auch nicht so gefährlich dargestellt.

    Schön sind die Zeichnungen auf vielen Seiten, z.B. das ganzseitige Panel auf Seite 1. Aber auf den letzten Seiten kippt es ins Karikaturenhafte; ob das am Inker liegt oder am Zeitmangel? Jenna im letzten Panel von Seite 17 sieht ganz anders aus als Jenna auf Seite 19.

    "Gunderman" ist aber nur eine Volkszugehörigkeit, oder? Ein Mann aus Gunderland. (Finde ich all diese von Howard erfundenen Länder und Völker eigentlich kreativ oder lächerlich? Ich habe mich noch nicht entschieden.) In der Originalstory heißt er Nestor, in der Comic-Story heißt er Burgun.

  • Ah, "The Hall of the Dead". Die steht nicht weit weg im selben Buch. Die Story, die ich im Verdacht hatte, wäre übrigens von Lin Carter und Lyon Sprague de Camp gewesen - wäre also schon wegen der Tantiemen nicht in Frage gekommen.

    Der "Gundermann" hat im Comic gar keinen Namen, soweit ich sehe. Im Buch heißt er Nestor (ein griechischer Name - in Howardscher Logik dürfte es Hellas zu Conans Zeit noch gar nicht geben),

    Zu der Frau auf dem Cover habe ich gelesen, daß John Romita das Gesicht neu gezeichnet hat, was Barry Smith nicht gefallen haben soll, aber von London aus konnte er nichts dagegen machen.

    Ach ja, eine Schnecke könnte ich mir in entsprechender Vergrößerung schon grauslich vorstellen: Der Schleim, die Raspelzunge… alles in allem eine sehr fremdartige Lebensform. Entsprechend vergrößert wäre eine Schnecke auch nicht mehr so ultralangsam.

  • Ich bin da absolut kein Fachmann, aber das wäre eine Rechenaufgabe: Wie groß müßte eine Schnecke sein, damit sie genauso schnell ist wie ein (normal großer) Mensch. Wäre etwas fürs Mathe-Abitur... :D

  • Conan the Barbarian # 9 / Marvel-Superhelden-Comic-Taschenbuch: Conan # 2 / Conan der Barbar, Classic Collection # 1

    Erscheinungstermin: September 1971 / 1979 (?) / 2019

    Story-Titel: Garten der Furcht

    Original-Storytitel: Garden of Fear

    Zeichnungen: Barry Windsor-Smith, Sal Buscema

    Text: Roy Thomas

    Übersetzung: Michael Strittmatter

    In diesem Heft ist nach meinem Geschmack alles ein wenig zu viel: ein geflügeltes Wesen als „letzter Mohikaner“, fleischfressende Blumen, Riesenelefanten, ein Steinzeitstamm, und sogar Conan und Jenna fragen sich: Was soll das alles? Es ergibt zusammen keinen Sinn, sondern es werden nur Effekte aufeinandergetürmt – und damit auch eher verschenkt. Andererseits fehlen mir diesmal die originellen Figuren; Jenna muß auch eher das hilflose Mädchen spielen, das von Conan gerettet wird. Ab und zu blitzt ihre materielle Gier auf. In der Classic Collection steht, Roy Thomas habe eine Howard-Story namens „The Garden of Fear“ herangezogen, die aber nicht zu den Conan-Storys gehört, und sie ausgeschmückt.

    Kurz zum Inhalt: Conan und Jenna werden auf ihrer Flucht von einer Horde Neandertaler angegriffen. Dann aber ziehen sie zusammen in deren Dorf. Beim Abschied am nächsten Tag wird Jenna plötzlich von einem düsteren geflügelten Wesen entführt. Conan nimmt die Spur auf und stößt auf eine Herde Riesenelefanten, die ihn beschnüffeln, aber friedlich bleiben. Im nächsten Tag entdeckt er einen Turm, auf dem das geflügelte Wesen haust. Conan beobachtet, wie es einen leblosen Neandertaler hinabstürzt, der von den Blumen am Boden verschlungen wird. Sie trinken offenbar sein Blut. Als nächstes soll es Jenna so ergehen, aber zunächst wird sie nicht hinuntergeworfen.

    Conan holt die Elefanten zu Hilfe. Er hat es nicht gewagt, das Blumenfeld zu betreten. Aber die Dickhäuter trampeln darüber hinweg – sie sind zu groß, als daß die Pflanzen ihnen etwas anhaben könnten. Conan erklimmt derweil an einem Seil kletternd den Turm, um Jenna zu befreien. Er tötet das Flügelwesen und betrachtet kurz Spuren seiner untergegangenen Kultur; dann verläßt er mit Jenna den Turm, der nun doch eine Treppe und einen Ausgang besitzt.

    Amüsant finde ich die Behauptung von Thomas, er habe die Comics Code Authority „ausgetrickst“. An einer Stelle zeigt er (mithilfe des Zeichners und der Coloristin), wie die Pflanzen ein Opfer aussaugen (?), indem sie ihre Farbe von blaßrosa zu tiefrot wechseln. Man fürchtete, der Comics Code würde das nicht durchgehen lassen, und schickte ihm daher Schwarzweiß-Zeichnungen. Thomas stellt befriedigt fest, die Beamten würden nur vorgelegte Comics lesen und hätten sich auch nach Veröffentlichung des Comics nicht wieder gemeldet. Im Condor-Taschenbuch sind die Pflanzen übrigens durchgehend unverdächtig grün.

    Die Zeichnungen sind wieder recht ansprechend, wobei Smith hier vorwiegend kleine Panels verwendet. Auf seinem Cover scheint es so, als würde das Flügelwesen Conan und Jenna vom Turm stürzen, was in der Geschichte so nicht passiert. Alles in allem eine schwächere Ausgabe. Ein Rätsel ist mir, warum Condor diese Episode ins zweite Taschenbuch gepackt und damit die Ausgaben, in denen Conan mit Jenna unterwegs ist, auseinandergerissen hat – es muß daher eine kleine Erklärung eingefügt werden, man blicke jetzt noch einmal auf seine Zeit mit dieser Frau zurück.

  • Kurze Zusammenfassung der zugrunde liegenden Non-Conan-Story:

    Hunwolf, vom Volk der Aesir, verliebt sich in Gudrun, die aber Heimdul versprochen ist. Hunwolf tötet Heimdul daher und flieht mit Gudrun in Richtung der Berge. Nach Überschreiten dieser Berge kommen Hunwolf und Gudrun spätabends zu einem Völkchen, das in den Berghängen haust ("little brown people"). Sie werden freundlich begrüßt und zum Essen eingeladen; als Hunwolf erklärt, dass sie weiter ins Tal wollen, werden die Natives aufgeregt und warnen vor dem Weiterlaufen. Da sind plötzlich Flügelgeräusche in der Dunkelheit zu hören, und schwupps ist Gudrun weg, von einem Flügelwesen entführt.

    Mit seiner Axt bewaffnet, steigt Hunwolf daraufhin in das Tal ab, kommt am nächsten Tag an Mammuts vorbei und steht schließlich vor einem von großen Pflanzen umringten Turm. Er beobachtet, wie der Flügelmann eine menschliche Gestalt von der Turmplattform in die Tiefe zu den Pflanzen wirft und wie sich die Pflanzen auf die Gestalt stürzen und ihr Blut aussaugen. (Offenbar beschützen die Pflanzen den Turm, und im Gegenzug bekommen sie Futter vom Turmherrn, wie man Goldfische im Aquarium füttert.) Später sieht der Flügelmann Hunwolf und macht sich einen Spaß daraus, kurz so zu tun, als würde er Gudrun ebenfalls hinabwerfen.

    Hunwolf weiß, dass er keine Chance gegen die fleischfressenden Pflanzen hat, also greift er zu einer List, er geht zu den Mammuts zurück, legt dort Feuer, die Mammuts geraten in Panik und rennen talabwärts, wo der Turm mit den Pflanzen liegt. Sie zertrampeln die Pflanzen, so dass Hunwolf problemlos zum Turm gehen und ihn erklimmen kann. Auf der Plattform trifft er auf den Flügelmann; weil Gudrun es schafft, die Tür einzutreten, hinter der sie gefangen ist, ist der Flügelmann kurz abgelenkt, daraufhin spaltet ihm Hunwolf mit seiner Axt den Schädel. Gefahr gebannt, Gudrun und Hunwolf klettern vom Turm und reiten, äh, laufen Hand in Hand in den Sonnenuntergang.

    Im Comic werden Hunwolf und Gudrun zu Conan und Jenna. Der Großteil der Handlung wird beibehalten, am Anfang und Ende wird etwas Action hinzugefügt. Weil ich schwarz-weiß lese, ist mir die rote Einfärbung der Blumen entgangen, ich sehe nur dreimal im Wesentlichen dasselbe Panel und hatte deshalb nicht verstanden, was Conan da erkennt. Wenn es wirklich die Idee war, so den Comics Code auszutricksen, war das sehr clever. (Hätte es aber mit Farbe wirklich einen Einspruch gegeben? Werden wir nie wissen.)

    Ich finde die Story gar nicht so schlecht, außer dass Conan offenbar total vergessen hat, wie Jenna ihn damals ausgenutzt und beklaut hat. Jetzt ist sie wieder die reine Unschuld, die beschützt werden muss.

    Die Zeichnungen von Smith sind wieder sehr schön, mir gefällt z.B. Seite 8, die völlig ohne Worte auskommt und zeigt, wie Conan durch den Fluss schwimmt und sich dem Turm nähert. Die Kampfszenen am Ende sind mir etwas zu konventionell, aber Thomas legt über die Action einen anderen Text ("Question, there are so many questions..."), das hat er auch bei den Rächern manchmal gemacht, mir gefällt das.

  • In der Tat, das klingt sehr ähnlich. Wundert mich eigentlich, daß Roy Thomas einerseits so auf Werktreue hält, aber andererseits die Vorlage nicht nennt. Wäre doch interessant gewesen: "Nach der Story ,The Garden of Fear' von Robert E. Howard aus seinem Erzählungsband..." Das wurde aber anfangs nicht einmal gemacht, wenn eine Original-Conan-Story zugrunde lag.

    Auch im Comic werden die Elefanten durch Feuer dazu gebracht, über die Pflanzen zu trampeln - hatte ich nicht erwähnt.

    Heute kann man kaum noch nachvollziehen, daß Blumen, die sich von rosa zu blutrot verfärben, ein Problem für den Comics Code waren (oder hätten sein können). Fleischfressende Pflanzen hätte man aber generell geschickter darstellen können.

    Conan und Jenna fragen sich mehrmals, was sie da vor sich haben. Bisher waren irgendwelche seltsamen Kulte oder Monsterwesen einfach als gegeben hingenommen worden. Im Vergleich dazu ist das für mich die noch schlechtere Lösung. Aber ich gebe zu: Die Story hat ihre Momente, und Smith ist wirklich wieder sehr gut.

  • Aber die Vorlage wird doch auf Seite 1 immer genannt. Hier: "Based on the story "The Garden of Fear" by Robert E. Howard, creator of Conan." Auch in den vorherigen Heften wurde das immer bei den Credits entsprechend angegeben. Das war bestimmt vertraglich festgelegt.

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