Bin ja erleichtert, daß Du nicht Obi-Wan Kenobi genannt hast...
Beiträge von Peter L. Opmann
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Ich finde aber auch, Kirby wäre kein sehr guter "Daredevil"-Zeichner gewesen. Es gibt ein paar Gastauftritte des Mannes ohne Furcht bei den Fantastic Four, und ganz am Ende der Williams-Zeit zeichnet mal Barry Smith "Daredevil" im Kirby-Stil. Da ziehe ich Romita und vor allem Gene Colan doch vor.
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Scheinbar steht schon die nächste Lieferung mit den Nummern 39 - 41 an, die Premium-Abonnenten schon erhalten haben. Kirby ist diesmal nicht nur bei Thor, sondern auch bei Daredevil am Ruder.
Naja, Kirby gibt John Romita Hilfestellung, der die Serie dann bis # 19 übernimmt. Man sieht kein richtiges Kirby-Artwork.
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Jetzt nochmal ein echter Klassiker: „Adel verpflichtet“ (1949) von Robert Hamer. Diese Komödie zählt zu den bekanntesten englischen Filmen. Der skurrile britische Standesdünkel wird darin, wenn auch klischeehaft, gut herausgearbeitet, und das ist wohl sein Hauptvorzug. Er ist außerdem bekannt dafür, daß Alec Guinness darin in acht Rollen exzentrischer oder leicht verblödeter Adeliger auftritt, aber das scheint mir nicht eine so große Leistung zu sein, wie sie ihm zugeschrieben wird, denn einige dieser Auftritte sind recht kurz. Ulrich Gregor und Enno Patalas bezeichnen „Adel verpflichtet“ in ihrer Filmgeschichte als „chef d’oeuvre der englischen Lustspielschule und des britischen Nachkriegsfilms“. Ich würde diesem Werk immer noch formale Meisterschaft und einigen Unterhaltungswert bescheinigen, aber es erscheint mir doch sehr altmodisch, und es hat in meinen Augen auch ein paar Schwächen.
Da „Adel verpflichtet“ häufig im Fernsehen ausgestrahlt wurde, werden viele Leser die Handlung kennen. Dennoch will ich sie kurz zusammenfassen: Dennis Price ist der Sohn einer Frau aus einer alten englischen Adelsfamilie. Sie wird von der Verwandtschaft wegen ihrer nicht standesgemäßen Heirat gemieden; er muß aus diesem Grund als Verkäufer ganz unten anfangen, statt Familienprivilegien zu genießen. Erst als seine Jugendliebe (Joan Greenwood) ihm zugunsten eines begüterten Bürgers die kalte Schulter zeigt und seine Mutter nicht in der Familiengruft beigesetzt werden darf, kommt ihm der Gedanke, er könne sich an der Familie rächen, indem er die anderen Anwärter auf den Titel des Duke of Soundso aus dem Weg räumt. Acht Personen rangieren in der „Thronfolge“ vor ihm: zwei junge Männer, ein Reverend, eine Lady, ein Admiral, ein General, ein Bankchef und der amtierende Herzog (alle gespielt von Guinness). Zwei von ihnen segnen von selbst das Zeitliche, die übrigen sechs befördert Price auf stilvolle und originelle Weise vom Leben zum Tode.
Im Verlauf seiner Mordanschläge lernt er die Witwe (Valerie Hobson) eines seiner Opfer kennen und lieben, und er kommt auf die Idee, daß sie zu seiner Regentschaft hervorragend passen würde. Sie erwidert zudem seine Gefühle. Dummerweise trifft er sich aber nach wie vor mit Greenwood, die sich mit ihrem Ehemann gräßlich langweilt und zudem interessiert verfolgt, wie Price als Angestellter des Bänkers auf der Karriereleiter zielstrebig emporklettert. Als er schließlich alle Konkurrenten um die Herzogswürde aus dem Feld geschlagen hat, gibt er ihr jedoch zu verstehen, daß er nicht sie, sondern Hobson zu heiraten gedenkt. Kurz nachdem er ins herzogliche Schloß eingezogen ist, sucht ihn die Polizei auf – nicht wegen seiner tatsächlichen Morde, sondern weil er angeblich Greenwoods Gatten umgebracht hat (der aber in Wirklichkeit wegen fortgesetzter beruflicher Erfolglosigkeit Selbstmord begangen hat). Vergeblich beteuert er seine Unschuld. Price sitzt bereits in der Todeszelle und schreibt eine Lebensbeichte auf, als sie noch einmal auftaucht und ihm anbietet, einen Brief ihres Mannes herbeizuschaffen, aus dem sich seine Selbstmordabsicht ergibt – wenn er sie und nicht Hobson heiratet. Er willigt notgedrungen ein und wird prompt freigelassen. Noch überlegt er, wie er nun mit den beiden Frauen umgehen soll, da fällt ihm ein, daß er seine Aufzeichnungen, die die sechs Morde detailliert beschreiben, in der Zelle zurückgelassen hat.
Anfangs hat es den Anschein, als liege der typisch britische schwarze Humor in den Mordanschlägen und Todesfällen in der adeligen Familie. Der eigentliche Clou besteht aber darin, wie der kaltblütige Mörder danach merkt, daß er einer berechnenden und abgefeimten Frau ausgeliefert ist, gegen die er nur ein Waisenknabe ist. Das ist nicht bloß ein inzwischen ausgelutschtes Klischee, sondern nach meinem Empfinden auch frauenfeindlich. Zum Ende hin läßt auch die bis dahin einfallsreiche und treffsichere Story nach. Daß Price nur wegen der Aussage einer Frau zum Tod verurteilt, dann aber wegen einem gefälschten Brief sofort rehabilitiert wird, wird sehr oberflächlich dargelegt und mindert die Sorgfalt, mit der der Film sonst inszeniert ist. Ein wenig stört mich auch die sehr mitteilungsbedürftige Erzählerstimme; im Film noir ist sie oft ein gutes Stilmittel, aber hier nervt sie mitunter eher.
Ich habe nichts gegen Filme dieser Art, finde aber zum Beispiel „Ladykillers“ oder die Miss-Marple-Filme der 1960er Jahre eindeutig gelungener. Also keine vernichtende Kritik, aber mit Superlativen möchte ich „Adel verpflichtet“ auch nicht unbedingt bedenken.
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Ah, neuer Avatar, Fauntleroy.
Ich gehöre auch zu denen, die sich gern noch den Abspann ansehen. Manchmal macht man da auch Entdeckungen - neulich tauchte zum Beispiel mal ein Michael Moore als First Assistant Director auf (aber ich vermute, der Name kommt öfters vor).
Aber ich kann mich erinnern, daß früher auch im Kino die meisten Leute aufsprangen und rausdrängten, sobald der Abspann begann. Manchmal wurde ich dann sogar von Kinomitarbeitern weggescheucht, die während des Abspanns bereits leere Eistüten aufsammelten (die nicht von mir stammten). Auf jeden Fall hatte der Abspann meist eine interessante Musikuntermalung.
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Die Filme auf Video habe ich von etwa 1990 bis 1998 aufgenommen. Da haben die Öffentlich-Rechtlichen noch in aller Regel den Abspann komplett abgespielt. Und anfangs haben das auch die Privaten noch gemacht. Unterschiedlich wird mit dem Verleihvorspann verfahren. Teils ist er dabei, teils nicht.
Was die Jahreszahl angeht: Es scheint mir, als wäre bei der deutschen Synchronisation mitunter auch ein neuer Abspann gebastelt worden. Da fehlt dann der Copyrightvermerk oft.
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Übrigens: Die Angabe von Jahreszahlen bei Filmen kann ein Problem sein. "Komplott gegen Harry" ist ein Beispiel dafür. Welches Jahr wird da angegeben? Das, in dem der Film gedreht wurde (das war hier 1969), das, in dem er erstmals ins Kino kam (das war 1971), oder das, in dem er richtig im Kino war (das wäre in diesem Fall 1989, und mitunter wird bei diesem Film auch 1989 angegeben)? Oder gegebenenfalls die Festivalpremiere?
Bei ausländischen Filmen kann man zusätzlich noch überlegen: Nehme ich den Filmstart in USA (oder dem Heimatland) oder den in Deutschland?
Ich habe das nicht von Anfang an festgelegt, und daher gehen die Jahreszahlen in diesem Thread durcheinander. Normalerweise geht es aber nur um ein Jahr früher oder später.
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Der nächste Film hätte in die Reihe der unabhängigen kleinen Krimis gepaßt, die ich neulich besprochen habe („Blast of Silence“, „Die Honeymoon Killers“, „Kreuzfahrt vor Manhattan“). Er wurde zunächst kaum beachtet, nach 20 Jahren aber wiederentdeckt – zur selben Zeit wie „Blast of Silence“ und “Honeymoon Killers“ – und auf Festivals gefeiert. Es geht um „Das Komplott gegen Harry“ (1971) von Michael Roemer. Völlig vergessen, kam er 1989/90 noch einmal ins Kino. Er wurde allerdings da mit völlig anderen Augen gesehen als bei seiner Premiere. Es handelt sich in gewissem Sinn um eine Tragikomödie mit einem sehr speziellen, vielleicht jüdischen Humor. Die Kritiker hatten jedenfalls 1990 den Eindruck, daß er Sitten und Lebensstil einer jüdischen Community in einer amerikanischen Großstadt stimmig einfängt.
Martin Priest hat sein Leben lang von illegalen Glücksspiel- und Wettgeschäften gelebt und damit einige 100 000 Dollar verdient. Am Ende mußte er dafür einige Monate ins Gefängnis. Nun kommt er wieder raus und versucht, sein Geschäft wieder aufzubauen. Aber Gangster größeren Kalibers haben in seinem Viertel inzwischen die Kontrolle übernommen. Priest hält sich zwar selbst für einen einflußreichen Mafioso, wird aber in der Szene nicht mehr ernstgenommen. In seiner jüdischen Familie gilt er freilich als schwarzes Schaf. Seine Frau hat sich schon vor langer Zeit von ihm getrennt, seine Tochter, an die er sich als kleines Mädchen erinnert, ist inzwischen erwachsen und verheiratet. Und er wußte bisher nicht, daß er eine weitere Tochter hat – seine Frau hatte ihn verlassen, als sie selbst noch nicht wußte, daß sie schwanger war. Und auch seine zweite Tochter steht jetzt kurz vor ihrer Hochzeit. Immerhin kann er den Kontakt zu seiner Familie wieder aufnehmen. Priest beschließt, seine Kleinkriminellen-Karriere an den Nagel zu hängen, um seine privaten Verhältnisse in Ordnung zu bringen. Man muß anmerken, daß es in diesem Film keine Auseinandersetzungen der Mobster gibt, sondern Priest bemüht sich stets, alles durch Gespräche mit Bekannten und anderen Gangstern zu regeln.
In einem Restaurant bricht Priest zusammen. Er meint, er habe nur zuviel gegessen, aber er wird ins Krankenhaus gebracht, und dort werden bei ihm Spuren einer Tuberkulose aus seiner Jugend und ein krankhaft vergrößertes Herz festgestellt. Sicherheitshalber gibt er auf seiner Station einen falschen Namen an. Nach seiner Entlassung will er endgültig sein Leben ändern, da er befürchtet, nicht mehr lange zu leben zu haben. Gerade jetzt bekommt er jedoch zuerst Schwierigkeiten mit seiner Bewährungshelferin und muß dann bei einer vom Fernsehen übertragenen Anhörung aussagen. Zu dem Zeitpunkt, da er sich ernsthaft bessern will, erscheint er in der Öffentlichkeit erst so richtig als Gangster. Er gibt Anweisungen, seine Geschäftsbücher, in der er jede erhaltene Schutzgeldzahlung und jedes Schmiergeld an die Polizei gewissenhaft notiert hat, zu vernichten. Doch die Polizei verhindert das. Bei einer Feier wird Priest erneut ohnmächtig und muß wieder als Notfall ins Krankenhaus. Als er wieder zu sich kommt, spendet er sein Vermögen für wohltätige Zwecke. Seiner zweiten Tochter hat er zugesagt, daß ihr Bräutigam seine Lebensgeschichte an ein Magazin verkaufen darf – er erhofft sich eine Stelle in der Redaktion. Priest denkt, sein Ende sei gekommen, aber die Diagnose lautet diesmal auf Verdauungsprobleme – von einem vergrößerten Herzen keine Spur. Was das Krankenhaus zuvor festgestellt hatte, läßt sich nicht mehr prüfen, da er ja einen falschen Namen genannt hatte.
„Das Komplott gegen Harry“ beginnt als harmloser Gangsterfilm und entwickelt sich zunehmend zu einer Groteske, die aber wohl nicht jeder witzig finden wird. Das war anscheinend auch der Grund dafür, daß der Film ursprünglich – abgesehen von einer kurzen Vorführung in Seattle – nicht ins Kino kam. 1989 sandte Regisseur Roemer zwei 35-Millimeter-Kopien an Filmfestivals, wo über den Film ausgiebig gelacht wurde und er Preise erhielt. Damit wurde er dann doch noch kommerziell ausgewertet. Ich habe keine Daten gefunden, aber er lief wohl nicht schlecht. Roemer ist ein in Deutschland geborener Jude (offenbar ist er noch am Leben); er floh 1939 erst nach England, dann in die USA und begann mit dem Filmen. Man kann annehmen, daß auch „Das Komplott gegen Harry“ ein jüdisches Einwanderermilieu porträtiert – wie genau dieses Porträt ist, kann ich allerdings nicht beurteilen. Es ist ein seltsamer, dennoch auf seine Weise faszinierender Film, ich vermute, ein Mittelding zwischen ethnologischer Studie und Unterhaltungsfilm.
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"Submariner" habe ich als US-Omnibus ("Marvel Essential"). Der beginnt witzigerweise mit "Daredevil" # 7; ich habe die Ausgabe aber nie mit der Williams-Veröffentlichung verglichen. Ein kleiner Minuspunkt des Essential ist, daß der Band endet, als John Buscema die Serie mit "Submariner" # 1 übernimmt. Ich hoffe, ich finde auch mal "Essential" # 2 und sehe, wie es nach der Veröffentlichung in Williams-"Spinne" weiterging.
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Habe gestern "Marvel Origins" # 30 und 37 aus meiner Buchhandlung abgeholt. "Daredevil" # 2 wollte ich ursprünglich gar nicht kaufen, weil das ja alles bei Williams in "Die Fantastischen Vier" erschienen ist, aber bei "Daredevil" kam es dort zu wohl beispiellosen Kürzungen. Besonders betroffen waren "Daredevil" # 7, 8 und 9. Da fehlen bis zu vier Seiten der US-Ausgaben.
Mit FF und Daredevil hatte die Williams-Redaktion offenbar Probleme wie bei keinem anderen Titel. Ich müßte allerdings nachsehen, wie die Zusammenstellung von Erst- und Zweitserie bei "Spinne" und "Rächer" geklappt hat. Aber bei "Hulk" gab's die Probleme wohl nicht, weil die Erstserie nach kurzer Zeit nur noch zehn Seiten pro Folge hatte, und bei "Thor" war die Zweitserie "Silberstürmer" anfangs so umfangreich, daß man die ohnehin in viele Fortsetzungen aufteilen mußte. Bei "FV" hat die Redaktion kurzzeitig versucht, die Zweitserie in vier Teilen anzuhängen, aber damit hatte "Daredevil" teilweise nur vier Seiten pro Heft. Man meinte, eine zusätzliche "Daredevil"-Titelseite zu brauchen, um da das bisher Geschehene zusammenzufassen, und es gab auch ziemlich viele allgemeine redaktionelle Seiten, die Platz brauchten.
Schade allerdings, daß gerade die Ausgabe mit Submariner als Gaststar so gekürzt werden mußte. Gut, daß ich die jetzt in "Marvel Origins" doch vollständig habe.
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Zitat
Irgendwer hat uns die letzte Ausgabe nicht gegönnt! Das habt ihr deshalb verpaßt:
Der Drachenmann entführte Reed Richards Braut, Sue Storm, dieweil ein mysteriöses Wesen namens Gorgon Madame Medusa gefangennahm! Um die F.V. an der Verfolgung zu hindern, brachte Gorgon das Gebäude, in dem unsere Freunde sich befinden, mit einem gewaltigen Fußtritt zum Einsturz!
(Sollten wir Glück haben, bringen wir diese Geschichte bald als Extra-Ausgabe! Danke, Freunde!)
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Sorry.
Ich glaube, diese Ausgabe war die seltsamste Auslassung bei Williams. Hatte keine inhaltlichen Gründe, sondern es waren wohl einfach keine Druckvorlagen aufzutreiben. Und bei der nächsten Ausgabe mußte die Redaktion dann Verrenkungen machen, um den Lesern zu erklären, was sie verpaßt hatten.
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Aber als HIT-Comics # 4, oder?
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Ich dachte, es würde mal wieder Zeit für einen Western (der letzte war # 2515), aber nach dem Betrachten von „Duell am Missouri“ (1976) von Arthur Penn habe ich Zweifel, ob ich hier einen vor mir habe. Es ist jedenfalls ein New-Hollywood-Western, und es gibt durchaus ein paar interessante Aspekte. In diesem Jahrzehnt war dies der letzte Film, in dem Marlon Brando eine Hauptrolle spielte, und es sah eine Weile so aus, als würde er danach nur noch teuer entlohnte Kurzauftritte à la Jor-El übernehmen. Außerdem traf er, der Kinorebell der 1950er Jahre, hier auf den Kinorebellen der neueren Zeit, Jack Nicholson. Bemerkenswert außerdem, daß der Film sich so weit von den Western-Genreregeln entfernte, daß er ein kommerzieller Reinfall wurde – ohne daß er vom linearen Erzählen abwich und obwohl er es an Brutalität mit den Italowestern aufnehmen konnte.
Doch Penn verwendete Westernmotive zu sehr als Chiffren für die aktuelle politische Situation der USA, jedenfalls wie sie in dieser Zeit, in der Spätphase des Vietnamkriegs, von vielen empfunden wurde. Ein reicher Rancher bekämpft Viehdiebe (deren Anführer Nicholson ist), indem er sie kurzerhand von seinen eigenen Leuten aufhängen läßt. Die Justiz erscheint ihm zu schwach. Als die Banditen sich an seinem Vormann rächen und ihn ebenfalls aufknüpfen, holt er einen Killer (Brando) zu Hilfe. Man kann gut sehen, wie Regisseur Penn maximalen Effekt zu erzielen versucht, indem er lange ruhige Passagen durch den plötzlichen Einbruch von Gewalt unterbricht. Brando ist eine kulturbeflissene, wunderliche Gestalt, ein Mann, der manchmal etwas irr erscheint, aber brandgefährlich ist. Er schafft es, in der dargestellten Zeit von 1870/80 altmodisch zu wirken. Nicholson ist dagegen ein eher durchschnittlicher Gauner, der sich im Verlauf des Films zur Raserei steigert. Penn verfolgt eine pazifistische Absicht: Er enthüllt – für mich glaubwürdig – die Sinnlosigkeit von Gewalt (fragt sich nur, was er damit bewirken kann).
Brando erzählt an einer Stelle, man könne Fledermäuse nicht dadurch aus einer Scheune entfernen, daß man nachts wild auf sie schieße, sondern indem man bis zum frühen Morgen warte, wenn sie sich zur Ruhe begeben. So will er auch den Viehdieben zu Leibe rücken. Er beobachtet sie lange mit einem Fernglas, gibt sich ihnen gegenüber als harmloser Reisender aus, und erst als er sie alle identifiziert hat, bringt er sie einen nach dem anderen um. Dabei sieht er auch, daß die Frau des Ranchers (Kathleen Lloyd) halb aus Langeweile, halb aus Gerechtigkeitssinn eine Affäre mit Nicholson begonnen hat (Rebellen sind eben im Kino immer attraktiv). Brando hat hier übrigens keine Liebesaffäre – das war, wenn ich mich recht erinnere, auch im „Paten“ schon so.
Nicholson und Brando haben nur wenige, aber prägnante gemeinsame Szenen. Einmal besucht Brando Nicholson, als der gerade unbewaffnet einen Gemüsegarten anlegt. Brando spielt anscheinend absichtslos mit seinem Spezialrevolver herum, demonstriert Nicholson dabei jedoch, daß er überaus treffsicher ist. Als Brando einen seiner Komplizen ermordet hat, stürmt Nicholson die Ranch, wo Brando gerade ein Bad nimmt. Nicholson bringt es jedoch nicht fertig, ihn in dieser Situation zu erschießen. Die wohl berühmteste Szene des Films, in der Brando aufwacht und Nicholson ihm erklärt, daß er ihm soeben die Kehle durchgeschnitten hat, kam mir jetzt ziemlich lau vor. Brando spielt alles allein mit seinen Augen – am Ende rinnt ihm ein kleiner Blutfaden aus dem Mund. Kunstvoll gemacht, aber es berührt mich doch wenig. Ganz am Ende erschießt Nicholson den Rancher, der aber bereits wirtschaftlich ruiniert und, nachdem er erfahren hat, daß seine Frau ihn betrogen hat, seelisch gebrochen ist.
Man kann förmlich sehen, wie Penn bei jeder Szene des gewalttätigen Konflikts überlegt hat, wie das im Western noch nicht dargestellt wurde. Die Geschichte, die erzählt wird, ist dagegen banal und hat außer reichlich Blutvergießen nichts zu bieten. Das legt nahe, daß der klassische Western am Ende war und „Duell am Missouri“ deshalb auch nicht die nötigen Zuschauerzahlen erreichen konnte. Marlon Brandos Figur ist interessanter als die von Nicholson, aber er hat in diesem Film auch einfach Narrenfreiheit. Er kann Gedichte deklamieren, sich an einem exquisiten Mahl delektieren oder mit seinem Pferd schmusen und im nächsten Moment einen Menschen töten. Überzeugend ist das freilich nicht. Den Killer im Western führte erst Clint Eastwood in „Erbarmungslos“ eine Stufe weiter. Nur in den ruhigen Landschaftsszenen habe ich mich als Westernfan ein bißchen zuhause gefühlt. Bemerkenswert dabei: Penn vermeidet die Wüstenbilder und den weiten Himmel, die in klassischen Western vorherrschen. Penn bevorzugt eine üppige grüne Natur, und er filmt eher von oben auf die wogenden Grasflächen, so daß nur ein kleines Stück Himmel – nur ein bißchen Freiheit – übrig bleibt.
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Ich kannte "Häuptling Feuerauge" aus "Weltbekannte Zeichenserien", und später habe ich den Strip auch in ein paar Zeitungen gefunden. War bei mir auch so, daß manche Gags nicht so gezündet haben. Einiges, was er mit seinem Medizinmann bespricht, verstehe ich heute besser.
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Diese Story hätte meiner Ansicht nach 35 oder 40 Seiten Platz gebraucht, um sich richtig zu entfalten. In FF # 100 wurde das noch einmal so gehandhabt, daß man nur möglichst viele Gegner der FF auftauchen ließ und für einzelne Figuren damit nur zwei oder drei Panels blieben. Und das eigentliche Ereignis, die Hochzeit, wird damit verschenkt. Blöd auch, daß ausgerechnet Vince Colletta diesen Comic inken mußte, der das Ganze ziemlich billig aussehen läßt.
Ich kenne nicht so viele Marvel-Annuals, aber leider sehen die öfters so aus, als hätten sie unter großem Zeitdruck nebenbei produziert werden müssen. Schade eigentlich.
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Wundert mich etwas, denn "Short Cuts" war damals zumindest das große Festivalereignis. Guckt Euch auf en.wikipedia mal an, was der alles für Preise - und wo - gewonnen hat. In USA hat er seine Kosten nicht eingespielt, aber ich könnte mir vorstellen, daß er in Europa sehr gut gelaufen ist.
Klar ist natürlich: Da es keine richtige Filmhandlung gibt, ist es schwierig, sich an sie zu erinnern. Ich hatte noch einen groben Eindruck im Gedächtnis, aber mir ging es letztlich auch so. -
Ich habe bei dieser Aktion bisher davor zurückgeschreckt, Filme mit Überlänge auszuwählen. Den Film zu überspielen, digital umzurechnen, abzuspeichern und anschließend noch darüber zu schreiben, erfordert schon einige Zeit. Ich habe aber ein paar lange Filme auf Video, und einmal muß ich mich ihnen doch zuwenden. Da ich ohnehin zu Robert Altman zurückkehren wollte, habe ich mir nun „Short Cuts“ (1993) vorgenommen. Dieser Film ist nicht nur mehr als drei Stunden lang, sondern läßt sich wegen seiner ungewöhnlichen Struktur auch nur schwer beschreiben. Altman versucht, den Lebensstil von mehr oder weniger normalen Menschen in Los Angeles einzufangen, was so pointiert natürlich nur möglich ist, wenn man eine Art scripted reality daraus macht. Damit sich ein Kinopublikum dafür interessiert, hat er die 22 zentralen Figuren ausnahmslos mit Stars besetzt. Das hat bei mir freilich nicht ganz funktioniert, weil einige der Stars hierzulande nicht so bekannt sind wie in USA (zum Beispiel die Jazzsängerin Annie Ross), bei manchen der Ruhm inzwischen etwas verblaßt ist (dazu zähle ich etwa Matthew Modine, Lily Tomlin oder Madeleine Stowe), und manche eher zur Stammbesetzung bei Altman zählen (etwa Peter Gallagher oder Tim Robbins). Es sind jedoch wirklich klangvolle Namen dabei: Jack Lemmon, Andie McDowell, Frances McDormand oder Tom Waits. Robert Downey jr. dachte da sicher noch nicht im Traum an Marvel-Filme.
Eingerahmt ist der Film durch zwei markante Ereignisse: Zu Beginn versprühen Hubschrauber über LA ein Insektizid gegen Fruchtfliegen. Am Ende erlebt die Region ein mittelschweres Erdbeben. Altman ließ eine Reihe von Kurzgeschichten schreiben, die er in seinem Film miteinander verflocht. Die Figuren, hauptsächlich Paare, häufig mit Kindern, kennen sich teilweise, bekommen zufällig miteinander zu tun oder leben auch nebeneinander her, ohne voneinander Notiz zu nehmen. Hauptsächlich geht es um Partnerschaftsprobleme, Seitensprünge, zerbrechende oder neu entstehende Beziehungen. Aus dem distanzierten Blickwinkel, die Altman fast immer einnimmt, wirken sie banal und unbedeutend. Diesen Eindruck vermittelt er, indem er diese alltäglichen Konflikte mit mehreren Todesfällen kontrastiert: Ein Junge wird auf dem Schulweg angefahren; der Autofahrer möchte ihn heimbringen, aber er schleppt sich allein nach Hause; dort fällt er wegen einer Kopfverletzung in ein Koma und stirbt schließlich im Krankenhaus. Drei Männer fahren zum Fischen; im Fluß entdecken sie eine Frauenleiche; weil sie sich davon ihr Wochenende nicht verderben lassen wollen, begnügen sie sich damit, sie zu fotografieren und melden die Sache erst am Montag der Polizei (man muß vielleicht anmerken: Zu dieser Zeit gab es noch keine Handys). Schließlich begeht eine sensible junge Musikerin Selbstmord, als sie von dem Tod des Jungen, der in ihrer Nachbarschaft wohnte, erfährt. Erst durch diesen Kontrast wirken die Eifersüchteleien, Streitereien und die kaputten Beziehungen der Protagonisten bedeutungslos. Gleichzeitig wird deutlich, daß diese Menschen überwiegend lieblos, egoistisch und im Zweifel skrupellos sind. Vielleicht gibt es sogar einen vierten Todesfall: eine versuchte Vergewaltigung, die durch das Erdbeben unterbrochen wird.
Die Fernseh-Ansagerin erklärte damals, es gebe auch eine Reihe von Cameoauftritten von Regiekollegen Altmans – ich muß gestehen, ich habe keinen erkannt. Überhaupt habe ich bei der Vielzahl der Figuren mitunter etwas den Überblick verloren, wer zu wem gehört oder wer mit wem anbandelt. Trotzdem ist der Film kurzweilig und teils sogar witzig geworden. Ein wenig scheint auch Altmans Vorliebe für Ironie auf – in diesem Fall allerdings ziemlich schwarzer Humor. „Short Cuts“ zeigt in meinen Augen aber auch, daß das Kino eigentlich dazu da ist, Geschichten mit Haupt- und Nebenpersonen und einer durchgehenden, auf ein sinnvolles Ende zusteuernden Handlung zu erzählen. Die Faszination dieses Films liegt sicher darin, daß dies hier gerade fehlt. Ich kann aber immer wieder neue konventionelle Filme sehen, sogar immer wieder die gleiche, eventuell nur leicht variierte Story, beliebig viele Filme in der Art von „Short Cuts“ aber nicht. Wer dagegen gern Sitcoms oder Seifenopern im Fernsehen sieht, hat vielleicht etwas ähnliches wie dieses Altman-Werk vor sich.
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Ich glaube, Ben Grimm hätte sich dagegen verwahrt, "The Think" genannt zu werden. Das hört sich eher nach Reed Richards an.
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Zitat
Die Philatelie insgesamt leidet sowohl unter Frauen- als auch Nachwuchsmangel.
Dabei haben sich Männer doch so viel Mühe gegeben, Frauen ihre Briefmarkensammlung zu zeigen...
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War im "Hercules"-Band der roten Sammlung dabei. Natürlich das Treffen von Herc und Thor. In der "Origins"-Collection dürften sie sich wohl auch auf diese Geschichte beschränken. Und evtl. irgendwelche Pin-ups sofern vorhanden.
EDIT:
War für Peter.
Danke für die Einschätzung. Den roten Band habe ich jedenfalls nicht.
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Mal 'ne Frage: In Marvel Origins # 40 ist das Journey into Mystery Annual # 1 drin. Weiß jemand schon, was von dem Annual abgedruckt wird (enthielt ja überwiegend Nachrucke), und ist das auf Deutsch noch unveröffentlicht?
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Nach „Jules und Jim“ kam mir die Liebeskomödie „Sabrina“ (1954) von Billy Wilder in den Sinn. Beide Filme haben zwar außer ihrer Dreieckskonstellation – eine Frau und zwei Männer – nicht viel gemeinsam. Aber ich denke, man kann, wenn man sie gegenüberstellt, ganz gut sehen, wie eine konventionelle Hollywoodromanze funktioniert. Wobei ich „Sabrina“ nicht abwerten möchte – auf ihre Weise ist diese Romanze zwischen Audrey Hepburn, Humphrey Bogart und William Holden hervorragend gemacht. Aber während sich Francois Truffaut bemüht, echte Menschen abzubilden, ist das für Wilder von sehr untergeordneter Bedeutung. Er arbeitet mit Klischeefiguren, von denen er weiß, daß sie bei seinem Publikum bestimmte Gefühle auslösen.
In dem langen Interviewfilm „Billy, how did you do it“, den Volker Schlöndorff und Hellmuth Karasek mit Wilder gemacht haben und in dem Schlöndorff immer die Handlung der Filme, von denen die Rede ist, kurz zusammenfaßt, sagt er, er könne in diesem Fall die Geschichte nicht erzählen. Sie ist nicht kompliziert, aber sie läßt sich schwer wiedergeben, weil sie nur aus Klischees besteht. Hepburn ist die Tochter eines Chauffeurs, der bei einer stinkreichen Industriellenfamilie angestellt ist. Seit ihrer Kindheit ist sie in einen der beiden Industriellensöhne (Holden) verliebt, der ein Playboy und sympathischer Hallodri ist. Beim Springen von Party zu Party beachtet er sie allerdings überhaupt nicht. Der andere Sohn (Bogart), der inzwischen faktisch das Unternehmen leitet, ist dagegen für sie uninteressant: Er scheint nur aus Wirtschaftsdaten und Aktienkursen zu bestehen. Hepburn, in der stetigen vergeblichen Hoffnung, das Herz ihres Playboys zu gewinnen, ist schließlich ganz verzweifelt und versucht, sich umzubringen. Sie wird gerettet und nach Paris geschickt, um zwei Jahre lang kochen zu lernen und möglichst Holden zu vergessen.
Als sie zurückkehrt, ist sie zur eleganten Frau gereift und fällt so Holden erstmals auf, der aber nicht daraufkommt, woher er sie kennt. Die Industriellenfamilie hat jetzt auch andere Pläne mit ihm. Er soll die Tochter aus einem anderen Familienunternehmen heiraten, um damit eine Fusion der beiden Konzerne einzuleiten. Holden interessiert sich aber nur noch für Hepburn. Um das Geschäft zu retten, zieht Bogart ihn im Auftrag der Familie aus dem Verkehr: Er bringt ihn dazu, sich in die Scherben zweier Sektgläser zu setzen, worauf Holden nicht mehr sitzen, liegen und gehen kann. Bogart will sich nun um Hepburn kümmern und ihr schonend beibringen, daß sie sich seinen Bruder aus dem Kopf schlagen muß. Doch sie ist so erwachsen, daß sie erkennt, daß sie lieber mit einem ernsthaften Wirtschaftskapitän als mit einem Luftikus zusammensein will. Bogart ist allerdings mit der Firma verheiratet und überzeugter Junggeselle und wehrt sich gegen seine Gefühle für Hepburn. Er will sie sanft nach Paris abschieben, aber Holden kapiert endlich, was Sache ist, und bringt seinen Bruder dazu, mit ihr zusammen aufs Schiff nach Europa zu gehen.
Ist doch besser gelungen, die Story zu erzählen, als ich befürchtete. Aber sie ist letztlich banal, und ich bin nicht sicher, ob am Ende auch Holden zu seiner Braut kommt oder nicht. Der Film lebt von vielen kleinen Details und angedeuteten erotischen Signalen. Und es sind wohl die Stars, die die Aufmerksamkeit des Zuschauers auf sich lenken. Bogart ist hier ganz gegen seinen Typ eingesetzt, und er soll sich bei den Dreharbeiten auch gegen diese Rolle gewehrt haben. Wilder wollte ursprünglich Cary Grant haben, der in letzter Minute absagte, aber Bogart spielt die Figur wohl interessanter, vor allem weil er hier nur an der Oberfläche hart und zynisch, in Wirklichkeit aber einsam und liebesbedürftig ist. Richtige Menschen werden aus den Figuren von Hepburn, Bogart und Holden nie, aber sie schaffen es, als Stars den Eindruck zu erwecken, menschliche Züge zu haben. Hinzu kommt, daß der Zuschauer nur begrenzt das Bedürfnis hat, sie als richtige Menschen zu sehen. Wichtig ist, daß der und die Richtige zusammenfinden. „Sabrina“ ist ein Hollywood-Märchen.
Es spricht für die Professionalität Wilders, daß man dem Film seine Probleme beim Drehen nicht eine Sekunde anmerkt. Nicht nur benahm sich Bogart unmöglich (er ließ auch durchblicken, daß er Holden für einen nicht sehr guten Schauspieler hielt), Wilder mußte auch noch während der Dreharbeiten das Drehbuch umschreiben, um die Szenen, die auf Cary Grant zugeschnitten waren, für den Ersatzmann passender zu machen. Allerdings zog er nach dem Film die Konsequenzen und verließ das Studio Paramount. Er hatte hier schon vorher schlechte Erfahrungen gemacht, und er wollte so nicht noch einmal arbeiten. Als Profi sorgte er jedoch dafür, daß „Sabrina“ ein Kassenerfolg wurde und mehrere Kritikerpreise gewann.