Beiträge von Peter L. Opmann

    Hab' mal eben in mein Remake-Handbuch reingeschaut. Der Film mit Daniel Day-Lewis ist sogar auf dem Titel abgebildet. Aber interessant, was da an Verfilmungen von "Der letzte Mohikaner" aufgezählt wird. Es gibt einen Film von 1911, allerdings ohne irgendwelche Zusatzinformationen. 1920 spielte Wallace Beery, 1922 Bela Lugosi (1) die Hauptrolle. Dann kommt der Film von 1936, einer von 1947 und eine italienisch-spanische Produktion von 1965. Im selben Jahr drehte Harald Reinl - wohl im Zuge der Karl-May-Welle - einen Film mit Joachim Fuchsberger. 1969 gab es einen Weihnachts-Vierteiler mit Hellmut Lange, 1976 wieder eine US-Verfilmung mit Charles Bronson. Und dann gab's noch einen amerikanischen Fernsehfilm von 1977, bevor sich schließlich Michael Mann ans Werk machte.

    Zu "Der Letzte der Mohikaner" von 1936 wird die New York Times zitiert: "Das Massaker von Fort William Henry ist das blutigste und skalpfreudigste Schlachtengemälde, das die Kinematografie bislang hervorgebracht hat."

    Witzig - ich habe auch ein "Lederstrumpf"-Buch, in dem die fünf Romane "Der Wildtöter", "Der letzte Mohikaner", "Der Pfadfinder", "Die Ansiedler am Otsegosee" und "Lederstrumpfs letzte Abenteuer in der Prärie" zusammengefaßt sind (Ahorn Verlag). Natürlich ist ein Kinder- und Jugendbuch daraus gemacht worden. 2013 hörte ich, daß die Romane neu übersetzt im Hanser Verlag erscheinen sollten. Ich hatte Lust, das Werk noch einmal zu lesen, hab's dann aber doch versäumt.

    Diese Romane sind keine Western. Es kommen keinerlei Western-Klischees darin vor, und ich finde es bemerkenswert, daß Goethe sie um 1830 noch gelesen hat. Da gab es den Wilden Westen noch gar nicht. Cooper schreibt über die Zeit, als die USA, die da womöglich noch gar nicht so hießen, noch weitgehend Wildnis waren. Trapper kommen in Western zwar hier und da mal vor, aber nur am Rande. Da war die Wildnis nämlich schon weitgehend weg, und selbst die Bisons waren schon alle abgeschossen. Interessant an dem "Lederstrumpf" ist zu verfolgen, wie die Wildnis zu verschwinden beginnt, weil die neuen Einwohner sie zunehmend zur wirtschaftlichen Verwertung brauchen. Deshalb nehmen die Indianer bei Cooper auch einen größeren Raum ein als sonst üblich, denn sie haben das auszubaden - auch wenn er sie der Einfachheit halber in gute und böse Indianer eingeteilt hat.

    Rundfunktechnik gibt es tatsächlich seit Ende des 19. Jahrhunderts. Die erste Radiosendung wurde, wie ich lese, 1906 ausgestrahlt. Aber Du hast recht, daß sich das Medium in den 1920er Jahren verbreitet hat. Das Fernsehen hatte ja auch eine Anlaufzeit.

    Ich habe mitbekommen, daß die deutschen Veröffentlichungen denen in Italien entsprechen. Aber da bin ich auch noch nicht fündig geworden.

    Danke jedenfalls für Deine Liste. Das betrifft dann "Iron Man" # 7 (und folgende), oder? Schreib' sowas doch öfter mal... :D

    Vielleicht sollte man erwähnen, daß das Radio noch über die Anfänge des Fernsehens hinaus das Leitmedium war. Die Fernsehtechnik war anfangs nicht soweit, in Echtzeit von spektakulären Ereignissen berichten zu können - höchstens, wenn man vorher eine kamera an einem festen Ort aufstellen und alles in Ruhe abfilmen konnte. Nur die Radioleute konnten direkt an den Ort des Geschehens gehen und auch unerwartete Dinge mitteilen. Ich habe diese Radio-Ära nicht mehr mitbekommen; wäre aber sicher interessant gewesen.

    Ich war damals am Ende der Williams-Serie ziemlich irritiert. In der Hauptserie tauchte zuerst der Zeichner Barry Smith, dann der Epigone Rich Buckler auf. Smith zeichnete die US-Ausgabe # 100. Buckler versuchte für mein Empfinden krampfhaft, John Buscema nachzuahmen. Da war "Iron Man" hinten im Heft irgendwie ein Hort der Stabilität - und dann war trotzdem plötzlich Schluß mit den "Rächern".

    Ist hier Hachette-"Iron Man" # 6 auch zuende, oder bringt der Band noch neues Material?

    Was ich vergessen habe: Es gibt auch eine Live-Radioreportage von dem Unglück, die berühmt wurde. Der Reporter vergißt seinen Job nicht, zeigt sich aber zugleich sehr angefaßt von dem, was vor seinen Augen geschieht. Auch dieses Tondokument verwendet Wise am Ende des Films.

    Kürzlich hatte ich hier ein paar Filme von Robert Wise, von dem beim Filmfest München mal eine Werkschau gezeigt wurde. Ich habe noch einen Film von ihm auf Video, der nicht zu dieser Werkschau gehört: „Die Hindenburg“ (1975). Den habe ich mir ein paarmal auf Video angesehen; er ist teils etwas verwirrend, aber auch ein großartiges Schaustück. Diesmal habe ich ein paar Parallelen zu anderen Filmen entdeckt, die mir bisher nicht aufgefallen waren – zunächst zu Wises „Star Trek – der Film“, dann auch zu Camerons „Titanic“ und Weirs „Fearless“, die sich möglicherweise beide an Bildern aus „Die Hindenburg“ bedient haben. Es ist ein eigenartiger Film, mit 15 Millionen Dollar Produktionskosten nicht einmal so teuer. Ein All-Star-Film, aber mit lauter Leuten, die sonst in markanten Nebenrollen zu sehen sind: George C. Scott, Burgess Meredith, Gig Young, Charles Durning, William Atherton. Nazis läßt Wise nicht von Deutschen spielen. Der einzige große Star des Films ist wohl Anne Bancroft, die mich an ihre Rolle in „Die Reifeprüfung“ erinnert hat.

    Ulrich Gregor nennt „Die Hindenburg“ einen „Katastrophenfilm“ (in Anführungszeichen). Wise nimmt sich die letzten gut zehn Minuten des Films Zeit, um zu zeigen, wie das Luftschiff in Flammen aufgeht und sich Besatzung und Passagiere zu retten versuchen – teils sterben und teils überleben. Trotzdem ist das für mich eher ein Politthriller, denn er behauptet, das Unglück von Lakehurst 1937 sei ein Bombenanschlag auf ein Symbol von Hitlerdeutschland gewesen, was nie bewiesen werden konnte. Ein LZ 129 „Hindenburg“ ist 1937 tatsächlich am Ende einer Atlantiküberquerung am Flugplatz Lakehurst/New Jersey in Flammen aufgegangen, was für diese Gefährte lange Zeit das Ende der Passagier-Luftfahrt bedeutete. Zeppeline konnten damals deutlich mehr Personen mit wesentlich größerem Komfort befördern als Flugzeuge, und sie konnten auch mit Schiffen konkurrieren. Bis zu diesem Zeitpunkt waren sie noch mit Wasserstoff, nicht mit dem schwerer brennbaren Helium befüllt, galten aber als sicher. Die Deutschen rechneten jedoch mit Anschlägen auf ihre Luftschiffe, die als Symbol für den Kampf gegen die Nazis benutzt werden konnten.

    Im Film reisen zwei Gestapo-Offiziere mit; einer von ihnen (Scott) sucht nach einem möglichen Attentäter, der andere (Roy Thinnes) überwacht ihn, weil er im Verdacht steht, dem Dritten Reich selbst kritisch gegenüberzustehen. Scott überprüft einen Mitreisenden nach dem anderen und klettert unermüdlich im Inneren des Ballonkörpers herum, bis er schließlich auf einen Mechaniker (Atherton) stößt, der den geplanten Anschlag zugibt, aber das Versteck der Zeitzünderbombe nicht verrät. In Verhandlungen erreicht Scott, daß er die Bombe erst dann hochgehen läßt, wenn alle Passagiere und die Bordcrew den Zeppelin sicher verlassen haben.

    Doch auch Thinnes kommt Atherton auf die Spur. Er wendet die üblichen Gestapo-Methoden an – er foltert ihn. Wegen schlechten Wetters in Lakehurst entscheidet derweil der Kapitän (Durning), über dem Flugplatz zu kreisen und erst später zu landen. Scott sucht Atherton, um ihn zu bewegen, die Explosion zu verschieben. Doch der ist in den Händen der Gestapo und muß erst befreit werden. Der Attentäter verrät ihm mit letzter Kraft das Versteck der Bombe, doch während Scott sie zu entschärfen versucht, geht sie hoch. Der Schluß des Films ist sehr eindrucksvoll, denn Wise hat historische Filmaufnahmen des echten Zeppelinbrands mit Trickaufnahmen der Riesenkonstruktion vermischt (dafür wurde mit einem sieben Meter langen Modell gearbeitet). Gleichzeitig sieht man Menschen, die beim Sprung aus den Kabinen ums Leben kommen, verbrennen oder halb besinnungslos auf dem Flugfeld herumwanken. Auch Aufnahmen des vorher durch Wolkenbänke gleitenden Zeppelins sind beeindruckend; sie wurden mit Hilfe von Matte Painting erzielt. Dafür gab es einen Oscar für die besten Spezialeffekte, einen weiteren für den besten Sound.

    Leider bleibt der Film in kalter handwerklicher Perfektion stecken. Die handelnden Personen bleiben dem Zuschauer merkwürdig fremd, auch wenn es keine Klischeefiguren sind und ich die Schauspielerleistungen als überdurchschnittlich bezeichnen würde. Aber, wie schon erwähnt, den Nachforschungen von George C. Scott kann man nicht recht folgen. Wer warum verdächtig ist oder aus dem Kreis der Verdächtigen ausscheidet, wird nicht deutlich und interessiert auch irgendwie niemand. Das Luxusleben an Bord und die Neigungen und Zielsetzungen der Passagiere verfolgt man immerhin gespannt. Und die Bombe, von der zunächst niemand etwas ahnt, die dem Zuschauer aber schon bald enthüllt wird, sorgt für zusätzlichen Nervenkitzel. Alles in allem finde ich den Film sehenswert und werde ihn mir sicher irgendwann auch noch einmal ansehen.

    Williams hat damals nur acht Seiten dieser Story veröffentlicht - da fehlt doch was, oder? Zu dieser Zeit wurde gerade der Glanzumschlag eingespart, und der Seitenumfang sank damit von 36 auf 32 Seiten. Da mußte sich die Redaktion wohl erst überlegen, wie sie künftig mit den Zweitstorys umgehen wollte.

    Außerdem hat hier Jack Kirby das Artwork von Gene Colan übernommen. Williams schrieb in den Credits, Colan habe die Grippe bekommen, aber es sieht mir eher so aus, als sei er damals auf eine andere Serie angesetzt worden. Kirby hat diese Episode erkennbar eilig gezeichnet, schafft es aber irgendwie, seine Grafik doch gut aussehen zu lassen.

    Jim Shooter gehört nicht mehr zu meiner Marvel-Welt. Sachen wie "Secret Wars" würde ich mir freiwillig nicht antun.

    Er hat auch nicht Marvel erfolgreich gemacht, sondern man kann wohl sagen, daß er den ökonomischen Erfolg verstetigt hat - bis dann doch der Konkurs kam. Seine Comics waren deutlich kommerzieller und hatten meist nicht mehr den Charme der Lee-Kirby-Zeit.

    Ich denke trotzdem, daß er ein Comicfan war (seine Anfänge bei DC muß man ihm verzeihen) und nicht ebenso Waschpulver hätte verkaufen können.

    Danke für die Zusatzinformationen. Teils habe ich die auch gefunden, teils war mir das aber neu.

    Sein Inszenierungsstil hat mir gefallen. Die Szenen im Pflegeheim fand ich tragikomisch. Aus heutiger Sicht muß man sagen: Die alte Dame hatte es ganz gut in ihrem Heim...

    Diesmal zur Abwechslung ein Film, der ziemlich unbekannt sein dürfte: „Zorniges Land“ (1989) von Karl Francis. Der Name des Regisseurs spukt in manchen meiner Filmbücher herum, aber der Film hat nicht einmal einen Eintrag in der wikipedia (auch nicht der englischen). Auch bei youtube nichts. Keine Ahnung, ob das etwas zu bedeuten hat. Es handelt sich um eine walisische Produktion und weitgehend walisische Cast und Crew. Als ich mir „Zorniges Land“ jetzt wieder angesehen habe, dachte ich zunächst, der Film habe dokumentarischen Charakter. Aber besser ordnet man ihn als Sozialdrama ein. Ich vermute, ich habe ihn aufgenommen, weil ich mal in Wales Urlaub gemacht und die stillgelegten Bergwerke im Süden selbst gesehen habe. Hier wird den Arbeitern, die dort rücksichtslos ausgebeutet wurden und nicht selten in den Minen starben, ein Denkmal gesetzt. Gesprochen wird teils englisch (mit Synchronisation) und teils gälisch (mit Untertiteln). Dieser Film ist sehr parteiisch, aber bewegend anzusehen finde ich ihn schon. Ein Film über die Verlierer der Geschichte.

    Die Heldin des Films feiert in einem Pflegeheim ihren 110. Geburtstag. Die Queen hat einen Glückwunschbrief gesandt, und viel Prominenz und ein Fernsehteam versammeln sich um ihr Bett. Sie ist die Story des Tages. In Rückblenden wird dann klar, daß sie nicht wegen ihrer Gebrechlichkeit den Trubel stumm über sich ergehen läßt, sondern weil sie von Erinnerungen an ihr Leben überwältigt wird. Nur eine Schwester bleibt bei ihr und rekonstruiert ihre Erlebnisse aus einem Stapel alter Briefe. Die Eigentümer der Kohleminen sind Engländer, die nur minimalen Lohn zahlen und denen die Sicherheit der Arbeiter ziemlich egal ist. Die Waliser begehren gegen diese Arbeitsbedingungen auf, aber sie haben – offensichtlich – keine Alternative zur Minenarbeit und müssen aufpassen, nicht gefeuert zu werden. Es kommt zu mehreren Grubenunglücken, bei denen auch der Mann der Heldin ums Leben kommt. Nach seinem Tod bringt sie noch eine Tochter von ihm zur Welt. Sie will auswandern, wird dann aber von ihrem ältesten Sohn und dessen Frau mitversorgt und schließt sich zunehmend den aufständischen Arbeitern an. Während die sich mit englischen Soldaten prügeln (das heißt, schwere Prügel beziehen), flieht sie durch einen Wald, wird aber von zwei Soldaten eingeholt und vergewaltigt. Danach ist ihr Lebensmut gebrochen.

    Ein Arzt nimmt sich ihrer an und sorgt dafür, daß sie ein Sanatorium besucht (das sie sich eigentlich nicht leisten kann). Mit nicht ganz sauberen Mitteln treiben er und ihr Sohn das Geld dafür auf. Sie wird wieder gesund und fängt noch einmal von vorne an. Ein Anführer der aufständischen Arbeiter wird ihr zweiter Mann. Ihre Bekannten spüren einen der Soldaten auf, die sie vergewaltigt haben, locken ihn in eine Falle und lassen ihn dort sterben. Aber einer erneuten Gasverpuffung in der Mine fällt bald darauf auch ihr zweiter Mann zum Opfer. Nun wird sie von den Engländern aus ihrem Haus vertrieben. Sie protestiert dagegen mit einem Brief an eine walisische Zeitung. Doch wie es dann weiterging und wie sie viele Jahre später im Pflegeheim landete, erzählt der Film nicht mehr. Am Ende wirkt die 110jährige arg ramponiert, aber ungebeugt.

    Einige Motive haben mich an den John-Ford-Film „Young Cassidy“ erinnert, in dem es um den Osteraufstand 1916 in Irland geht (siehe # 330). Dadurch, daß Teile der Biografie des Dichters Sean O’Casey eingeflochten werden, hat der Ford-Film mehr Bedeutungsebenen. In ihm kommen allerdings, soweit ich mich erinnere, die Engländer ebenso schlecht weg wie in „Zorniges Land“. Man braucht wohl einen Bezug zu der Geschichte und zu Wales, um von diesem Film angesprochen zu werden. Aber auch wenn er gerade nicht dokumentarisch ist (abgesehen von den Bildern des Bergarbeiterlebens Anfang des 20. Jahrhunderts), finde ich ihn gut gemacht und trotz seiner nicht sehr raffinierten Handlung sehenswert. Von den Gefühlen der Heldin (Sue Roderick) bleibt man nicht unberührt.