Beiträge von Peter L. Opmann

    Was ich vergessen habe: Es gibt auch eine Live-Radioreportage von dem Unglück, die berühmt wurde. Der Reporter vergißt seinen Job nicht, zeigt sich aber zugleich sehr angefaßt von dem, was vor seinen Augen geschieht. Auch dieses Tondokument verwendet Wise am Ende des Films.

    Kürzlich hatte ich hier ein paar Filme von Robert Wise, von dem beim Filmfest München mal eine Werkschau gezeigt wurde. Ich habe noch einen Film von ihm auf Video, der nicht zu dieser Werkschau gehört: „Die Hindenburg“ (1975). Den habe ich mir ein paarmal auf Video angesehen; er ist teils etwas verwirrend, aber auch ein großartiges Schaustück. Diesmal habe ich ein paar Parallelen zu anderen Filmen entdeckt, die mir bisher nicht aufgefallen waren – zunächst zu Wises „Star Trek – der Film“, dann auch zu Camerons „Titanic“ und Weirs „Fearless“, die sich möglicherweise beide an Bildern aus „Die Hindenburg“ bedient haben. Es ist ein eigenartiger Film, mit 15 Millionen Dollar Produktionskosten nicht einmal so teuer. Ein All-Star-Film, aber mit lauter Leuten, die sonst in markanten Nebenrollen zu sehen sind: George C. Scott, Burgess Meredith, Gig Young, Charles Durning, William Atherton. Nazis läßt Wise nicht von Deutschen spielen. Der einzige große Star des Films ist wohl Anne Bancroft, die mich an ihre Rolle in „Die Reifeprüfung“ erinnert hat.

    Ulrich Gregor nennt „Die Hindenburg“ einen „Katastrophenfilm“ (in Anführungszeichen). Wise nimmt sich die letzten gut zehn Minuten des Films Zeit, um zu zeigen, wie das Luftschiff in Flammen aufgeht und sich Besatzung und Passagiere zu retten versuchen – teils sterben und teils überleben. Trotzdem ist das für mich eher ein Politthriller, denn er behauptet, das Unglück von Lakehurst 1937 sei ein Bombenanschlag auf ein Symbol von Hitlerdeutschland gewesen, was nie bewiesen werden konnte. Ein LZ 129 „Hindenburg“ ist 1937 tatsächlich am Ende einer Atlantiküberquerung am Flugplatz Lakehurst/New Jersey in Flammen aufgegangen, was für diese Gefährte lange Zeit das Ende der Passagier-Luftfahrt bedeutete. Zeppeline konnten damals deutlich mehr Personen mit wesentlich größerem Komfort befördern als Flugzeuge, und sie konnten auch mit Schiffen konkurrieren. Bis zu diesem Zeitpunkt waren sie noch mit Wasserstoff, nicht mit dem schwerer brennbaren Helium befüllt, galten aber als sicher. Die Deutschen rechneten jedoch mit Anschlägen auf ihre Luftschiffe, die als Symbol für den Kampf gegen die Nazis benutzt werden konnten.

    Im Film reisen zwei Gestapo-Offiziere mit; einer von ihnen (Scott) sucht nach einem möglichen Attentäter, der andere (Roy Thinnes) überwacht ihn, weil er im Verdacht steht, dem Dritten Reich selbst kritisch gegenüberzustehen. Scott überprüft einen Mitreisenden nach dem anderen und klettert unermüdlich im Inneren des Ballonkörpers herum, bis er schließlich auf einen Mechaniker (Atherton) stößt, der den geplanten Anschlag zugibt, aber das Versteck der Zeitzünderbombe nicht verrät. In Verhandlungen erreicht Scott, daß er die Bombe erst dann hochgehen läßt, wenn alle Passagiere und die Bordcrew den Zeppelin sicher verlassen haben.

    Doch auch Thinnes kommt Atherton auf die Spur. Er wendet die üblichen Gestapo-Methoden an – er foltert ihn. Wegen schlechten Wetters in Lakehurst entscheidet derweil der Kapitän (Durning), über dem Flugplatz zu kreisen und erst später zu landen. Scott sucht Atherton, um ihn zu bewegen, die Explosion zu verschieben. Doch der ist in den Händen der Gestapo und muß erst befreit werden. Der Attentäter verrät ihm mit letzter Kraft das Versteck der Bombe, doch während Scott sie zu entschärfen versucht, geht sie hoch. Der Schluß des Films ist sehr eindrucksvoll, denn Wise hat historische Filmaufnahmen des echten Zeppelinbrands mit Trickaufnahmen der Riesenkonstruktion vermischt (dafür wurde mit einem sieben Meter langen Modell gearbeitet). Gleichzeitig sieht man Menschen, die beim Sprung aus den Kabinen ums Leben kommen, verbrennen oder halb besinnungslos auf dem Flugfeld herumwanken. Auch Aufnahmen des vorher durch Wolkenbänke gleitenden Zeppelins sind beeindruckend; sie wurden mit Hilfe von Matte Painting erzielt. Dafür gab es einen Oscar für die besten Spezialeffekte, einen weiteren für den besten Sound.

    Leider bleibt der Film in kalter handwerklicher Perfektion stecken. Die handelnden Personen bleiben dem Zuschauer merkwürdig fremd, auch wenn es keine Klischeefiguren sind und ich die Schauspielerleistungen als überdurchschnittlich bezeichnen würde. Aber, wie schon erwähnt, den Nachforschungen von George C. Scott kann man nicht recht folgen. Wer warum verdächtig ist oder aus dem Kreis der Verdächtigen ausscheidet, wird nicht deutlich und interessiert auch irgendwie niemand. Das Luxusleben an Bord und die Neigungen und Zielsetzungen der Passagiere verfolgt man immerhin gespannt. Und die Bombe, von der zunächst niemand etwas ahnt, die dem Zuschauer aber schon bald enthüllt wird, sorgt für zusätzlichen Nervenkitzel. Alles in allem finde ich den Film sehenswert und werde ihn mir sicher irgendwann auch noch einmal ansehen.

    Williams hat damals nur acht Seiten dieser Story veröffentlicht - da fehlt doch was, oder? Zu dieser Zeit wurde gerade der Glanzumschlag eingespart, und der Seitenumfang sank damit von 36 auf 32 Seiten. Da mußte sich die Redaktion wohl erst überlegen, wie sie künftig mit den Zweitstorys umgehen wollte.

    Außerdem hat hier Jack Kirby das Artwork von Gene Colan übernommen. Williams schrieb in den Credits, Colan habe die Grippe bekommen, aber es sieht mir eher so aus, als sei er damals auf eine andere Serie angesetzt worden. Kirby hat diese Episode erkennbar eilig gezeichnet, schafft es aber irgendwie, seine Grafik doch gut aussehen zu lassen.

    Jim Shooter gehört nicht mehr zu meiner Marvel-Welt. Sachen wie "Secret Wars" würde ich mir freiwillig nicht antun.

    Er hat auch nicht Marvel erfolgreich gemacht, sondern man kann wohl sagen, daß er den ökonomischen Erfolg verstetigt hat - bis dann doch der Konkurs kam. Seine Comics waren deutlich kommerzieller und hatten meist nicht mehr den Charme der Lee-Kirby-Zeit.

    Ich denke trotzdem, daß er ein Comicfan war (seine Anfänge bei DC muß man ihm verzeihen) und nicht ebenso Waschpulver hätte verkaufen können.

    Danke für die Zusatzinformationen. Teils habe ich die auch gefunden, teils war mir das aber neu.

    Sein Inszenierungsstil hat mir gefallen. Die Szenen im Pflegeheim fand ich tragikomisch. Aus heutiger Sicht muß man sagen: Die alte Dame hatte es ganz gut in ihrem Heim...

    Diesmal zur Abwechslung ein Film, der ziemlich unbekannt sein dürfte: „Zorniges Land“ (1989) von Karl Francis. Der Name des Regisseurs spukt in manchen meiner Filmbücher herum, aber der Film hat nicht einmal einen Eintrag in der wikipedia (auch nicht der englischen). Auch bei youtube nichts. Keine Ahnung, ob das etwas zu bedeuten hat. Es handelt sich um eine walisische Produktion und weitgehend walisische Cast und Crew. Als ich mir „Zorniges Land“ jetzt wieder angesehen habe, dachte ich zunächst, der Film habe dokumentarischen Charakter. Aber besser ordnet man ihn als Sozialdrama ein. Ich vermute, ich habe ihn aufgenommen, weil ich mal in Wales Urlaub gemacht und die stillgelegten Bergwerke im Süden selbst gesehen habe. Hier wird den Arbeitern, die dort rücksichtslos ausgebeutet wurden und nicht selten in den Minen starben, ein Denkmal gesetzt. Gesprochen wird teils englisch (mit Synchronisation) und teils gälisch (mit Untertiteln). Dieser Film ist sehr parteiisch, aber bewegend anzusehen finde ich ihn schon. Ein Film über die Verlierer der Geschichte.

    Die Heldin des Films feiert in einem Pflegeheim ihren 110. Geburtstag. Die Queen hat einen Glückwunschbrief gesandt, und viel Prominenz und ein Fernsehteam versammeln sich um ihr Bett. Sie ist die Story des Tages. In Rückblenden wird dann klar, daß sie nicht wegen ihrer Gebrechlichkeit den Trubel stumm über sich ergehen läßt, sondern weil sie von Erinnerungen an ihr Leben überwältigt wird. Nur eine Schwester bleibt bei ihr und rekonstruiert ihre Erlebnisse aus einem Stapel alter Briefe. Die Eigentümer der Kohleminen sind Engländer, die nur minimalen Lohn zahlen und denen die Sicherheit der Arbeiter ziemlich egal ist. Die Waliser begehren gegen diese Arbeitsbedingungen auf, aber sie haben – offensichtlich – keine Alternative zur Minenarbeit und müssen aufpassen, nicht gefeuert zu werden. Es kommt zu mehreren Grubenunglücken, bei denen auch der Mann der Heldin ums Leben kommt. Nach seinem Tod bringt sie noch eine Tochter von ihm zur Welt. Sie will auswandern, wird dann aber von ihrem ältesten Sohn und dessen Frau mitversorgt und schließt sich zunehmend den aufständischen Arbeitern an. Während die sich mit englischen Soldaten prügeln (das heißt, schwere Prügel beziehen), flieht sie durch einen Wald, wird aber von zwei Soldaten eingeholt und vergewaltigt. Danach ist ihr Lebensmut gebrochen.

    Ein Arzt nimmt sich ihrer an und sorgt dafür, daß sie ein Sanatorium besucht (das sie sich eigentlich nicht leisten kann). Mit nicht ganz sauberen Mitteln treiben er und ihr Sohn das Geld dafür auf. Sie wird wieder gesund und fängt noch einmal von vorne an. Ein Anführer der aufständischen Arbeiter wird ihr zweiter Mann. Ihre Bekannten spüren einen der Soldaten auf, die sie vergewaltigt haben, locken ihn in eine Falle und lassen ihn dort sterben. Aber einer erneuten Gasverpuffung in der Mine fällt bald darauf auch ihr zweiter Mann zum Opfer. Nun wird sie von den Engländern aus ihrem Haus vertrieben. Sie protestiert dagegen mit einem Brief an eine walisische Zeitung. Doch wie es dann weiterging und wie sie viele Jahre später im Pflegeheim landete, erzählt der Film nicht mehr. Am Ende wirkt die 110jährige arg ramponiert, aber ungebeugt.

    Einige Motive haben mich an den John-Ford-Film „Young Cassidy“ erinnert, in dem es um den Osteraufstand 1916 in Irland geht (siehe # 330). Dadurch, daß Teile der Biografie des Dichters Sean O’Casey eingeflochten werden, hat der Ford-Film mehr Bedeutungsebenen. In ihm kommen allerdings, soweit ich mich erinnere, die Engländer ebenso schlecht weg wie in „Zorniges Land“. Man braucht wohl einen Bezug zu der Geschichte und zu Wales, um von diesem Film angesprochen zu werden. Aber auch wenn er gerade nicht dokumentarisch ist (abgesehen von den Bildern des Bergarbeiterlebens Anfang des 20. Jahrhunderts), finde ich ihn gut gemacht und trotz seiner nicht sehr raffinierten Handlung sehenswert. Von den Gefühlen der Heldin (Sue Roderick) bleibt man nicht unberührt.

    Naja, so kann man das sehen. Der Franziskanermönch und sein Adlatus erinnern auch ein wenig an Sherlock Holmes und Watson. Und die Enttarnung des Mörders ist durchaus überraschend. Als Regionalkrimis haben sich, soweit ich das beurteilen kann, Mittelalter-Krimis auch irgendwie etabliert.

    Die italienische Miniserie kenne ich nicht.

    Und ich muß gestehen, die Ironie im Film ist mir weitgehend entgangen. Mir kam es so vor, wie man das vom amerikanischen Publikum erwartet, daß hier ein realistisches Mittelalter gezeigt werden soll. Da das aber nicht der Fall ist, kann es gut sein, daß Annaud das gar nicht so ernst gemeint hat.

    Fast alle Innenaufnahmen (mit Ausnahme der Bibliothek) wurden im Kloster Eberbach gedreht. Dort wird der Film jährlich immer mal wieder gezeigt. Lohnt sich und der Wein ist auch gut. :top:

    Kloster Eberbach habe ich auch gehört. Ich schätze, wenn man es besucht, wird man es schwerlich so finden, wie es im Film aussieht. Okay, heute dürfte es auch im Kloster überall elektrisches Licht geben, aber die Menschen des 14. Jahrhunderts haben vermutlich das Tageslicht ausgenutzt und sich nicht dauernd in den dunkelsten Ecken herumgedrückt...

    Mir ist auch aufgefallen, daß mehrfach auf die Bibel angespielt wird. Daß Jesus einen Geldbeutel hatte, ist mir allerdings nicht bewußt - er hatte einen, der die Kasse verwaltete, Judas Ischariot.

    In der katholischen Kirche war die Bibel übrigens nie die alleinige Autorität; dazu kommt die kirchliche Tradition, die mitunter mit der Bibel in krassem Widerspruch steht. Der genaue Blick in die Bibel kam erst mit Luther (wieder).

    Mich interessiert an dem Film hauptsächlich, daß das quasi Blockbuster-Kino mit anderen Mitteln sein soll. Wenn der Film dann in USA nicht läuft, ist das ein Riesenproblem, aber Eichinger hat es ja trotzdem geschafft, in die Gewinnzone zu kommen. Damit ist es wohl unumgänglich, daß "Der Name der Rose" nicht Fisch, nicht Fleisch geworden ist.

    Das war damals ein Ereignis in der deutschen Kinoszene: Bernd Eichingers Produktion „Der Name der Rose“ (1986) unter der Regie von Jean-Jacques Annaud. Der deutsche Markt war für dieses Mammutprojekt zu klein, wie häufig bei Eichinger – unglücklicherweise war der Film für den Weltmarkt wiederum nicht groß genug. „Der Name der Rose“ kam knapp unter die 100 erfolgreichsten Filme des Jahres 1986 in USA; das reicht nicht aus, um von einem Erfolg zu sprechen. In Deutschland spielte er immerhin (umgerechnet) 25 Millionen Dollar ein, was wohl etwa den Produktionskosten entsprach. In anderen europäischen Ländern war er indes auch ziemlich kassenträchtig. Wir haben also wieder mal den bekannten Gegensatz von US-Kino und europäischem Kino. Ich denke, das US-Publikum war verwirrt, weil der Film keinem Genre richtig zuzuordnen ist. Es fehlten, abgesehen von Sean Connery, die zugkräftigen Stars, und es mangelt an Sex und Gewalt. Vielleicht, das ging mir beim Wiedersehen durch den Kopf, ebnete „Der Name der Rose“ immerhin den Weg für Dan Browns und Ron Howards „Der Da-Vinci-Code – Sakrileg“, der dann den Weltmarkt knackte.

    Eichinger hat sich oft für Literaturverfilmungen entschieden, und auch diesmal lag dem Film ein aufsehenerregendes Buch zugrunde, der gleichnamige Roman von Umberto Eco. Es ist natürlich in seinen vielen Details des mittelalterlichen Klosterlebens und seiner Gelehrsamkeit unverfilmbar. Ich muß gestehen, ich habe den Roman zwar Ende der 1980er Jahre gelesen, erinnere mich aber nicht gut genug, um genauer auszuführen, inwieweit sich Annaud an ihn hält. Das Handlungsgerüst ist wohl weitgehend übernommen, und die Details versucht er, durch Bilder zu ersetzen. Das ist die Story: Franziskanermönch Sean Connery besucht mit einem jungen Schüler (Christian Slater) ein italienisches Benediktinerkloster (ein wahres Horrorgemäuer) und erfährt, daß sich hier gerade ein rätselhafter Todesfall zugetragen hat. Ein Mönch hat sich wohl aus einem Turm zu Tode gestürzt. Connery nimmt sofort Ermittlungen auf, aber bevor er Licht in die Sache bringen kann, kommen zwei Mitarbeiter der Kloster-Schreibstube um. Dann gibt es noch zwei weitere ebenfalls rätselhafte Todesfälle.

    Inzwischen reisen ein römischer Kardinal und der Leiter der päpstlichen Inquisition (F. Murray Abraham) zu einem theologischen Disput an. Es geht um die Frage, ob die Kirche arm sein soll (was sie schon zu dieser Zeit längst nicht mehr war). Abraham mischt sich in die Aufklärung der Todesfälle ein; für ihn ist klar, daß sich im Kloster Mitglieder einer verbotenen Sekte verborgen halten, die nicht nur Armut fordert, sondern darüber hinaus reiche Kirchenvertreter umbringt. Die sollen auf den Scheiterhaufen; da kommen Abraham die Todesfälle gerade recht. Connery findet jedoch allmählich heraus, daß es um etwas ganz anderes geht: Im Kloster wird offenbar ein verloren geglaubtes heidnisches Buch aufbewahrt, die „Poetik der Komödie“ von Aristoteles. Der griechische Philosoph ist der Kirche höchst verdächtig, weil er dazu anregt, sich seines Verstandes zu bedienen, statt kritiklos überkommene Glaubenssätze aus der Bibel zu befolgen. In seinem Buch über die Komödie geht es zudem um das Lachen, und wer lacht, nimmt womöglich selbst den christlichen Glauben nicht mehr ernst. Es stellt sich heraus, daß ein blinder Mönch nicht nur dieses Buch unter Verschluß hielt, sondern auch die Seiten mit Gift bestrich, so daß jeder, der es liest, unweigerlich sterben muß. Inzwischen sind Abrahams Scheiterhaufen bereits aufgerichtet, aber im Showdown geht zunächst die gesamte Klosterbibliothek in Flammen auf. Ein Bauernmädchen (Valentina Vargas), das als Hexe verbrannt werden sollte, überlebt in der allgemeinen Verwirrung. Slater, der sich in sie verliebt hat, gibt seiner Berufung als Mönch dennoch den Vorzug und zieht mit Connery weiter.

    Ich finde, der Film will zu viel und ist daher zu unübersichtlich geworden. Die Aufklärung des Verbrechens wird immer wieder von Szenen des Klosterlebens unterbrochen, die aber dennoch zu kurz sind, als daß man es wirklich kennenlernen könnte. Die Renaissance und damit der Beginn der Aufklärung werden hier mindestens zwei Jahrhunderte vorweggenommen. Was die Menschen des 14. Jahrhunderts (der Zeit von Meister Eckhard oder William von Occam) wirklich umgetrieben hat, wäre für einen solchen Film zu speziell und zu kompliziert gewesen. Letztlich wird ein sehr heutiger Blick auf dieses Mittelalter geworfen. Die Mönche sind überwiegend alt und alle potthäßlich; die Abtei ist ein finsteres Loch. Das Leben im Kloster war jedoch zu dieser Zeit durchaus erstrebenswert, weil man gut versorgt war und Zugang zu Bildung hatte – das war nicht nur etwas für Gestörte und Kretins. Und das Motiv, daß verbohrte Dogmatik letztlich gegen selbständiges Denken den Kürzeren zieht, habe ich in Filmen schon so oft gesehen, daß ich das wirklich gern einmal aus einem anderen Blickwinkel betrachten würde.

    Eine gewisse Faszination kann man dem Film dennoch nicht absprechen, weil Eichinger nun einmal ein begnadeter Hasardeur war. Andere haben versucht, sich in USA durchzusetzen, indem sie das dort übliche Spiel mitgespielt haben. Eichinger wollte zwar mitspielen, aber am liebsten nach seinen eigenen Regeln, und für diese Verhältnisse war er doch ziemlich erfolgreich. Mir fällt gerade ein: Günter Rohrbach mit „Das Boot“ und Franz Seitz mit „Die Blechtrommel“ haben sich auch nicht an die Hollywood-Regeln gehalten, aber die haben beide die Karte „Nazi-Film“ gespielt. Das scheint das einzige zu sein, was die Deutschen aus Sicht der Amerikaner besser können als ihre eigenen Leute. Und das Gegenbild zu Eichinger scheint mir Roland Emmerich zu sein, der gleich Spielberg imitiert hat, um so auf dem amerikanischen Kinomarkt Fuß zu fassen. Da ist mir dann allerdings „Der Name der Rose“ doch eindeutig lieber.