09.02.2005, 18:17 | #1 |
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Ort: Wo die Hosen Husen und die Hasen Hosen heeßen.
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Pferdle und Äffle auf DVD
Belohnung zwischen den Werbepausen
Als der Süddeutsche Rundfunk im Jahr 1960 mit dem Werbefernsehen beginnt, überlegt man sich eine Zeichentrickfigur, die die Zuschauer zwischen den einzelnen Spots für Seifenpulver und Waschmittel, Pralinen und Zahnpasta vor den Geräten halten soll. Kleine Kurzfilmchen werden kreiert. Die Hauptfigur: das Wappentier der schwäbischen Hauptstadt – ein dickbäuchiges Pferd mit dürren Strichbeinen. Gezeichnet wird es von Armin Lang, der es mit Hilfe der Trickkamera in Bewegung setzt. Schwarzweiß, ganz allein und schweigend galoppiert es zu Musik und Geräuschen über die Mattscheibe. Sehr zur Freude von Kindern und Erwachsenen. Doch dann wird es immer schwieriger, neue Geschichten für nur einen Protagonsten zu erfinden. Eine zweite Figur wird geschaffen: das "Äffle". Das ist im Jahr 1963. Das Pferdle ist um den Bauch herum schlanker geworden, die Beine sind dafür kräftiger. Nun wird es noch witziger, denn zwei Figuren können miteinander streiten und scherzen. Zunächst tun sie das stumm, dann mit Naturlauten. Äffle und Pferdle lernen sprechen Doch ab 1974 wird endlich geredet, oder besser schwäbische Mundart geschwätzt: "Pferdle: Der Fisch, den i geschtern bei dir kauft han, war aber nemme frisch. Äffle: Hättesch`n halt letzte Woch kaufa solla." Die "Probleme", die die beiden Protagonisten miteinander austragen, entstammen dem Alltag. Es sind Situationen, die in jeder Familie vorkommen. Das Äffle und das Pferdle halten den Zuschauern einen Spiegel vor. Das Pferd redet mit langsamer, tiefer Stimme, ist immer ein wenig begriffsstutzig und mag es offenbar sehr, das kleinere Äffle zu maßregeln. Das kontert mit hoher und sehr niedlicher Stimme, weint herzergreifend, zeigt seine Gefühle, ist impulsiv. Und vor allem tut es Dinge, die nicht erlaubt oder schicklich sind. Das Äffle säuft seine Suppe aus dem Teller – wenn gerade niemand zuschaut. Es trocknet beim Abwasch das Geschirr sorgfältig ab, um es dann mit einer knappen Handbewegung in eine weit entfernte Ecke zu schmettern. Oder es kriecht mit dem Staubsauger unter dem Teppich herum, statt obendrauf. Kleine anarchistische Abweichungen von monotonen Alltagshandlungen. Und gerade darin liegt der Witz. Auch darin, dass das Pferd meist als der Erwachsene auftritt, das Äffchen als Kind. Dann wieder scheinen sie wie Mann und Frau zu agieren: Das Pferd hängt rum, das Äffle schafft im Haushalt. Klare Rollenverteilung, möchte man meinen. Bis im nächsten Filmchen das Pferd vor dem Spiegel sitzt und sich hingebungsvoll die Wimpern tuscht. Rätselraten für Nicht-Schwaben Die beiden sind urschwäbisch, was sich im Dialekt niederschlägt. Doch auch thematisch geht es immer wieder um Gepflogenheiten aus dem Ländle: "`Was isch groß?´ – `A Elefant.´ – `Ond was isch größer?´ – `Schtuagart.´ – ` Was isch denn überhaupt s´Größte?´ – `Linsa mit Spätzle ond Saidawürstle.´ " Für Nichtschwaben ist diese Begeisterung für das Nationalgericht des Ländle schwer nach zu vollziehen. Beim sprichwörtlichen Geiz und anderen schwäbischen Eigenheiten kann aber auch ein Hamburger oder ein Niederbayer mitlachen. Wenn er denn versteht, was die beiden Trickfiguren miteinander beschwätzen. Wenn nicht, dann bleibt immer noch die Situationskomik und das ausgesprochen liebenswerte Design der Clips. Die DVD-Reihe, die von monitorpop herausgegeben wird, zeigt die Filmchen aufgeteilt nach Jahrzehnten, versammelt in einer Extra Kategorie "Bonus" die Geschichten, die als die kultigsten gelten: den "Hafer- und Bananenblues" etwa, im zweiten Teil der Reihe. Aber auch die weiße Hundedame, die in den 80er Jahren mit badenser Dialekt das Duo richtig aufmischt, ist selbstverständlich vertreten. Nicht nur für in Berlin gestrandete Exil-Schwaben ist die DVD-Reihe ein absolutes Muss, um heimlichen Nostalgiegelüsten nachzugehen. Auch für den Rest der Republik sind "Äffle" und "Pferdle" längst Kult. Armin Lang produzierte 1.400 Zwischenwerbespots. Nach seinem Tod im Jahre 1998 gab es noch drei Jahre lang neue Geschichten. Danach war die TV-Karriere der putzigen Tiere definitiv zu Ende. Das Äffle und das Pferdle aber werden weiter in Ehren gehalten, auf Fan-Pages im Internet, auf kultigen T-Shirts oder eben in der heimischen DVD-Sammlung. http://www.3sat.de/3sat.php?http://w...421/index.html |
09.02.2005, 20:44 | #2 |
Moderator DC-Forum (intern)
Beiträge: 2.798
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Und hier der Link zu Teil 1 bei Amazon
http://www.amazon.de/exec/obidos/ASI...027502-3176518 und zu Teil 2 http://www.amazon.de/exec/obidos/ASI...027502-3176518 |
09.02.2005, 22:51 | #3 |
Moderator Tessloff Verlag
Ort: Am sonnigen Südpool
Beiträge: 10.962
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Jetzt habe ich doch was Passendes für mein Frauchen aus dem Ländle!
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10.02.2005, 06:47 | #4 |
Moderator NUFF!
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Ich hatte mal die "BANANABLUES"-Single. Die zweite Strophe war nie im TV zu hören, vermutlich wegen: "Pferd bleibt Pferd au wenn's laudr goldne Epfl scheisst".
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10.02.2005, 12:33 | #5 |
Moderator Disney (intern)
Ort: 74177
Beiträge: 2.335
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Die DVDs sind eher was für Nostalgiker. Die Clips aus meiner Kindheit finde ich wunderbar und könnte mich schlapp lachen, alle anderen finde ich unanschaubar.
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12.02.2005, 18:46 | #6 |
Moderator NUFF!
Ort: im Norden
Beiträge: 11.442
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So, alles da.
Heut isch Äffle ond Pferdle-Obnd. Ben mol gschbannt uf die alte Gägs en schwarzweiß. S'Schlabbinsche mog I als aldr Schwob ned so, weil ons die Badenser seit dera Sach midm Napoleon ond dera Vergab von Adelstiddl ond Ländereia ned so grün send... |
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