03.04.2010, 18:47 | #1 |
Hilfssheriff
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Die Bedeutung des amerikanischen "Inking" am Beispiel Bob McLeods
Auf Bob McLeods Homepage kann man einen hervorragenden Einblick gewinnen, welche zum Teil immense Bedeutung die Inker für die US-Comics besitzen.
Anhand der illustrierten Vorher-/Nacher-Beispiele kann man sehen, was es bedeutet, wenn ein Zeichner nur "Breakdowns" (quasi Rohzeichnung) abliefert und der Inker die (schwarz-weiß) Zeichnung erst vollendet. Man sieht, daß die Arbeitsleistung der Inker teils enorm ist, manchmal die Zeichnung erst zu dem Hingucker macht, manchmal aber auch nur wenig Einfluß auf das Gesamtergebnis hat. Ob gut oder schlecht sei dahin gestellt, aber heutzutage gehen auch die US-Zeichner dazu über, Bleistiftzeichnung und Inking selbst zu übernehmen. |
03.04.2010, 22:49 | #2 |
Moderator Marvel
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für den Link!
Ich hatte mir schon immer gedacht, dass die Inker und Coloristen einen vielleicht sogar größeren Anteil am Erscheinungsbild eines Comics haben als die Zeichner. Insofern war ich von einigen "nur" Zeichnungen sogar enttäuscht. |
04.04.2010, 01:01 | #3 |
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Ja, ja, die armen Inker, die von den Comic-Fans nie richtig gewürdigt werden.
Ich muss dabei ja immer an die Szene aus Kevin Smiths "Chasing Amy" denken, in der auf einer Convention zwei nerdige Fans kein Autogramm von diesem bloßen "Tracer", sprich "Linien-Nachzieher" haben wollen sondern nur vom "richtigen" Zeicher: http://www.youtube.com/watch?v=dMwhZryRUr4 Geändert von Eldorado (04.04.2010 um 01:09 Uhr) |
04.04.2010, 02:53 | #4 |
Moderator ICOM
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Hab jetzt nicht alle Beispiele auf der Website angeschaut, aber bei denen, die ich gesehen habe, war die Verbesserung marginal. Fällt für mich eher die Rubrik "Vorlage nicht versaut".
Ich hab mal ein Video eines Inkers gesehen, bei dem jeder einzelne Strich wunderschön ist, die ganze Zeichnung davon aber nicht profitiert (und in der Komposition hinter dem Detail zurückbleibt – ähnlich wie bei Bob Ross, bei dem auch die Details imponieren, die Bilder als ganzes allerdings scheußlich sind). |
04.04.2010, 07:54 | #5 |
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Das kann ich absolut nachvollziehen. So wird auch jemand, der vielleicht zum ersten Mal einen Chardonnay trinkt, sagen: Schmeckt für mich wie jeder andere Wein.
Es braucht schon einige geschmackliche Verfeinerung, um nachvollziehen zu können, was McLeod zum Beispiel mit den Zeichnungen von Jack Kirby oder Gil Kane macht. Aber bevor ich das alles gelesen habe, hätte ich vermutlich genauso geurteilt wie Du. "Ach, das ist Kaviar? Schmeckt mir nicht..." |
04.04.2010, 09:20 | #6 |
Moderator ICOM
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Klingt ziemlich arrogant, mein Lieber.
Aber ich bin in der Tat kein Experte für verhunzte Inkings. Und da du in der Regel die Pencils zu der geinkten Seiten nicht kennst, du wohl auch nicht. Allenfalls durch eigene Fehlversuche. |
04.04.2010, 14:17 | #7 | |
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Rückfrage
Zitat:
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04.04.2010, 14:21 | #8 |
Moderatorin Internationale Comics
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Wenn ich es richtig verstehe, ist Hunger im übertragenen Sinne gemeint: Die Gier, das Verlangen, sich die Welt untertan zu machen und sie zu beherrschen ... wie es in bestimmten Kreisen halt üblich ist.
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04.04.2010, 14:55 | #9 | |
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Zitat:
Im übrigen wollte ich gern arrogant klingen - als Kontrast zur demütigen Bemerkung, McLeod habe seine Vorlagen nicht versaut. |
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04.04.2010, 15:13 | #10 |
Hilfssheriff
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Ich finde, gerade bei John Buscema wird deutlich, welche Bedeutung der Inker oftmals hatte. Das Ergebnis reicht dann nämlich von grandios bis nicht so schlecht/geht schon. Und das gilt auch für Savage Sword, die Serie, die Buscema wohl mit Abstand am liebsten gezeichnet hat.
Eine Zeitlang dachte ich, die Qualitätsunterschiede liegen möglicherweise an der Reproduktion seitens Panini. Mittlerweile weiß ich, Panini kann nichts dafür, dafür zeichnet das Gespann aus Zeichner/Inker verantwortlich. Hervorragend sieht man den Unterschied aber auch bei den exzellenten Zeichnungen ab Avengers #255 (ab Mai 1985), im Vergleich zu den etwa zeitgleich entstandenen FF-Arbeiten ab #297 (ab Dezember 1986): sämtliche dieser FF-Zeichnungen von Buscema hauen mich nicht um. Wenn man dann die Inker vergleicht, sieht man, daß die Avengers-Storys von Tom Palmer geinkt wurden, die FF-Storys unter anderem von Johns Bruder Sal und Joe Sinnot. Keiner der beiden paßte im Stil so gut zu John Buscema wie Tom Palmer. Passend zum Thema findet sich hier ein Interview von Roy Thomas mit John Buscema. Informativ und unterhaltsam zugleich. Eigentlich erstaunlich, was "Big John" an Qualität abgeliefert hat, wo doch (fast) alles nur ein Job für ihn war! |
04.04.2010, 15:26 | #11 |
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Ja, Tom Palmer ist gut. Kann man z.B. schön bei Marvels "Dracula"-Serie erkennen, die erst im Team Colan/Palmer zur Hochform auflief.
Ud beim Vergleich mit den frühen Ausgaben der Serie, die noch vom "Schnellarbeiter" Vince Colletta geinkt wurden. |
04.04.2010, 19:16 | #12 | |
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Zitat:
Aber in diesem Interview steckt mein alter Sammlertraum: Seit ewigen Zeiten warte ich darauf, einem Menschen zu begegnen, der mir sagt: "In meinem Keller sind lauter Kartons voller Comics. Ich habe sie nie gelesen. Du kannst sie haben." Leider habe ich keinen Onkel, der ein namhafter Comicbook-Zeichner war... |
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04.04.2010, 20:58 | #13 | |
Moderator ICOM
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Zitat:
Ich sprach von "verhunzten Inkings". Und die werden selten zusammen mit den Pencils zum Vergleich veröffentlicht. Im übrigen wird durch die Kolorierung mehr verhunzt, als ein nicht unvöllig unfähiger Inker vermag. Die auf der Seite gezeigten Pencils sehen mit Fineline nachgezeichnet und guter Kolorierung besser als als meisterlich geinkt und mit 60er-Jahre-Marvel-Kolorierung. Im übrigen ist es unbestritten, daß geinkte Seiten besser oder schlechter ausfällen können, je nachdem, wer das macht. Mir ging es einzig darum, daß in den gezeigten Beispielen das Inking den Pencils nichts hinzufügt, was dort nicht bereits angelegt ist. Die geinkten Seiten sind anders, aber nicht besser. Was unterscheidet eigentlich "amerikanisches Inking" von dem der Rest der Welt? Geändert von Mick Baxter (04.04.2010 um 21:08 Uhr) |
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05.04.2010, 09:17 | #14 | |
Hilfssheriff
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Zitat:
Aber das zeigt nur um so deutlicher, daß (fast) alles für John Buscema eben nur sein Job war, mit dem er sein Geld verdient hat. Informativ finde ich zum Beispiel seine Aussagen über die verschiedenen Inker - denn das kann man sich dann sehr schön an den Arbeiten ansehen/vergleichen. |
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05.04.2010, 09:30 | #15 | |
Hilfssheriff
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Abgesehen davon, daß ich den leicht agressiven Tonfall nicht recht nachvollziehen kann, finde ich die Auswahl der Beispiele sehr gelungen.
Es sind eben gerade Motive abgebildet, bei denen der Inker kaum Einfluß auf das Gesamtergebnis hatte und solche, bei denen er einen gewaltigen Unterschied ausmachte. Natürlich darf das aber jeder so beurteilen, wie er möchte. Zitat:
Ich interessiere mich kaum für Nicht-Marvel-Comics, von daher kann ich das nur sehr bedingt beurteilen. Aber bei Sachen wie Asterix oder Trigan/Storm hat der Zeichner doch wohl alles selbst gemacht? Don Lawrence doch wohl sogar die Farben? |
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05.04.2010, 09:54 | #16 | |
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Zitat:
Auch was er über Don Heck erzählt: daß der Mann irgendwann einfach kaum noch Aufträge bekam. Das wäre für sich mal interessant: Heck hat ja öfters Serien von Kirby übernommen; es war in meinen Augen fast immer ein Qualitätsabfall. Nur aus Iron-Man hat Heck etwas gemacht (wie ich das sehe). Vielleicht hätte er sich ein anderes Betätigungsfeld als Superhelden-Comics suchen sollen; daß er zeichnen kann, sieht man ja an Iron-Man. Aber das ist für ein so langes Interview trotzdem eine magere Ausbeute. |
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05.04.2010, 10:37 | #17 | |
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Zitat:
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05.04.2010, 12:57 | #18 | |
Operator 50er Jahre
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Zitat:
Der Unterschied zu Buscema ist aber vielleicht der, dass McLeod keine Bilder komponieren kann, keine Szenen vor seinem geistigen Auge sieht, die er in Comicbilder umzusetzen vermag - wie gesagt, das wäre meine Vermutung zum Gespann Buscema-McLeod, keine Ahnung, ob das stimmt. |
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05.04.2010, 13:04 | #19 |
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Danke
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27.09.2011, 11:02 | #20 |
Comiczeichner
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Danke für den Link.
Sehr schöne Seite, die mal dokumentiert, was ein Tuscher aus den Vorlagen verschiedener Vorzeichner macht. Es ist zudem die Möglichkeit sehr selten, daß man als 'Normalsterblicher' Pencils und Inks direkt vergleichen kann. Comics zeichnen in den USA (oder Japan) ist gemeinhin schon 'ein hartes Brot'. |
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