FTD: Disney zeigt im Duell mit Pixar breite Brust

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Ein guter Artikel aus der FTD vom 14.2.05:

"Disney zeigt im Duell mit Pixar breite Brust

Von Helene Laube, San Francisco

14.02.2005

Vorstandschef Eisner verspricht Trickfilm-Erfolge aus eigener Produktion · Rivale Steve Jobs hält Suche nach Vertriebspartner offen

Disney-Lenker Michael Eisner gibt sich unerschrocken angesichts des bevorstehenden Verlustes der lukrativen Vertriebspartnerschaft mit dem Trickfilmstudio Pixar. Auf der Hauptversammlung versuchte Eisner Stimmung für Disneys erste Gehversuche in der per Computer animierten Kinofilmwelt zu machen. Dort ist das früher bei Trickfilmen führende kalifornische Medienkonglomerat bisher nur dank der von Pixar produzierten Hits wie „Findet Nemo“ und „Die Unglaublichen – The Incredibles“ präsent.

Das törichte Küken „Chicken Little“ soll im November den Beweis liefern, dass Disney auch ohne Pixar mit am Computer erzeugten Trickfilmen bei Kinogängern und Filmkritikern landen kann, gefolgt vom 3-D-Musical „Rapunzel Unbraided“, sehr frei nach dem Klassiker der Gebrüder Grimm. Gerade die computeranimierte Darstellung von Menschen in „Rapunzel“ stelle einen „Quantensprung“ dar, schwärmte Eisner den Disney-Aktionären am Freitag in Minneapolis vor.

Für Disney und Eisner steht viel auf dem Spiel: Der Konzern muss zeigen, dass er die Erfolge kopieren kann, mit denen er die Welt der von Menschenhand gestalteten Trickfilme lange dominierte. Disneys einst legendäre Trickfilmsparte produzierte in den vergangenen Jahren mit konventionell hergestellten Zeichentrickfilmen wie „Atlantis – Das Geheimnis der verlorenen Stadt“ oder „Ein Königreich für ein Lama“ vorwiegend Flops und ist derzeit von Pixars Kassenschlagern abhängig.

Kritiker lasten Eisner das Fiasko in der eigenen Trickfilmsparte an. Der Konzernbereich leidet unter Entlassungen und zahlreichen Abgängen. Vor zwei Wochen kündigte Disney die Schaffung einer neuen Computertrickfilmabteilung an, die sich vor allem um Folgefilme der Kassenschlager „Toy Story“, „Die Monster AG“ und „Nemo“ kümmern solle. Disney hat das Recht auf Fortsetzungen dieser Pixar-Filme, die unter dem noch laufenden Vertrag produziert wurden.

Eisner ist auch der Grund für den Bruch mit Pixar. Der Disney-Chef hatte sich während eines monatelangen Verhandlungspokers über die Verlängerung des Vertriebsabkommens heillos mit dem Pixar-Boss Steve Jobs zerstritten. Jobs, gleichzeitig Chef des kalifornischen Computerkonzerns Apple, wollte deutlich bessere Bedingungen durchsetzen, brach die Verhandlungen vor einem Jahr ab und sieht sich in Hollywood seitdem nach einem bescheideneren Partner um. Sein findiges kalifornisches Trickfilmstudio wird durch seine Unabhängigkeit vom Medienkonzern neben Dreamworks („Shrek“) wohl bald zu Disneys schärfstem Rivalen im Computertrickfilmgeschäft.

Die Scheidung, die erst nach dem Erscheinen der letzten Pixar-Disney-Produktion „Cars“ im Juni 2006 endgültig sein wird, verläuft nicht ohne Hickhack. Auf einer Disney-Analystenkonferenz Anfang Februar nannte Eisner die Figuren der Pixar-Filme „ziemlich erbärmlich“, verglichen mit den Mitteln, mit denen die Gestalten in „Rapunzel“ zum Leben erweckt würden. Ein sarkastischer Steve Jobs, der Eisner am vergangenen Donnerstag in einer Telefonkonferenz mit Analysten als „Großmaul“ bezeichnete, revanchierte sich gleichzeitig mit einem Seitenhieb auf Disneys Kinoflops: „Unsere Filme haben gegen ,Atlantis‘, ,Ein Königreich für ein Lama‘ oder ,Der Schatzplanet‘ ganz klar keine Chance.“

Jobs sonnte sich am Donnerstag einmal mehr in guten Geschäftszahlen: Das Jahr 2004 war dank „Die Unglaublichen“ und dem anhaltenden DVD-Erfolg von „Findet Nemo“ das bisher profitabelste für Pixar. Im vierten Quartal übertraf das Studio trotz eines Gewinnrückgangs um 34 Prozent die Analystenerwartungen. Der Gewinn fiel auf 55,2 Mio. $, der Umsatz nahm ebenfalls um 34 Prozent auf 109 Mio. $ ab. Grund für den Rückgang war vor allem der weltweite Kinoerfolg von „Nemo“, von dem Pixar im Vorjahr profitiert hatte.

Disneys Suche nach einem Nachfolger für Eisner, der spätestens im September 2006 sein Amt niederlegen wird, verlangsamt laut Jobs Pixars Suche nach einem neuen Vertriebspartner. Erst müsse das Stühlerücken unter Hollywood-Managern vorüber sein, das die neue Machtverteilung bei Disney auslösen werde. Obwohl Jobs immer wieder von der „Post-Disney-Ära“ für Pixar redet, sind Verhandlungen mit dem Konzern in der Post-Eisner-Ära also nicht ausgeschlossen."

[branko999]

Ein sehr interessanter und aufschlussreicher Artikel. Eisner macht sich immer unbeliebter bzw. lächerlicher. Was kann der Mann denn jetzt noch groß ausrichten? Eine große Klappe hat er wirklich, da ist Jobs´ Reaktion berechtigt. Wir werden sehen, wie´s mit den CGI-Filmen von Disney laufen wird - Eisner sollte nicht schon zu früh protzen. Aber wenn ich mal die ersten Bilder und Teaser zu "Chicken Little" beurteilen darf, so darf ich hier schon in etwa der Annahme gehen, dass man bei Disney wieder anfängt klarer zu denken und qualifiziertere Leute einstellt. Dies wäre vollkommen mit dem Rauswurf Eisners nächstes Jahr Da ich sehr neutral bin und Pixar sowie Disneyfilme über alles mag, wäre es auch das beste, dass jeder Konzern seinen eigenen Weg geht. Abgesehen davon will ich endlich mal wieder einen Disney-Aufstieg erleben, der sich nicht durch die Schultern anderer erklärt. So auch Pixar alles Gute - aber es ist ja noch ein Weilchen hin