Friedrichsdorf 22.06.02

[nc-schmitt]

Surprise, surprise...


Die diesjährige Micky Waue Comicauktion am Samstag, den 22.06.2002 hatte es mal wieder kräftig in sich! Obwohl die nach Friedrichsdorf angereisten Besucher im Vorfeld prognostizierten, daß diesmal wohl nichts dabei sei, konnten nach der Auktion alle höchst zufrieden nach Hause gehen. Wenn sie denn wollten. Es hat sich nämlich bei einem Kern an Sammlern eingebürgert, schon am Vorabend anzureisen, die Auktion am Folgetag zu genießen und dann, völlig streßfrei, am Sonntag gemütlich nach Hause zu fahren.

Der Freitagabend war dann auch, wie gewohnt, vom geselligen Treiben beherrscht. Nach der Vorbesichtigung fand sich alles im Keller, nahe der Kegelbahn, ein. Gesprächsstoff gab es reichlich - Comics sind nun mal ein unerschöpfliches Thema, vor allem, wenn soviele Fans und Fachleute aufeinander prallen. Da setzen sich die unterschiedlichsten Sammler aus ganz Deutschland und dem Ösiland zusammen und man versteht sich auf Anhieb. Eine herzliche Atmosphäre, in der viel gelacht wird. Mit der Zunahme des Alkoholpegels gingen dann auch die Themen mehr ins philosophische. Als dann ein Hauch von Politik ins Spiel kam, war dies das Zeichen für einige, die Kegelbahn aufzusuchen. Merkwürdigerweise spielten nur acht Personen (auch Frauen waren anwesend) miteinander, während die restlichen etwa 20 verbliebenen Comicer weiterhin debattierten. So konnten großspurige Versprechungen aus dem letzten Jahr über die jeweilige Qualität einiger Kegelspezialisten nicht überprüft werden. Wir hatten aber insgesamt einen Riesenspaß und stellten fest, daß alle so ziemlich gleich gut waren. „Auf die Vollen“, „Tannenbaum“ und reichlich Weizen sollten noch ihren Tribut fordern. Am Schluß habe ich fast auf allen Vieren gekegelt und dann war es wohl Zeit, sich noch einmal zusammen zu setzen.

Glücklicherweise startete die Comicauktion erst um 12 Uhr Mittags und man war gewiss, sich ruhig ausschlafen zu können. Vorher war noch die Waue Schilderauktion angesetzt - Micky hatte diesmal zwei Auktionen zusammengelegt. Eine praktische, wie sympathische Idee. So gegen 5 Uhr löste sich dann auch die letzte kleine Runde auf und man beschloß sich schlafen zu legen. Das Grauen kam am Morgen in Form eines grellen Sonnenscheins. Herrliches Wetter, knapp 30 Grad und immer noch voll wie tausend Mann. Ich hatte Kopfschmerzen bis in die Haarspitzen. Meine Zähne fingen an zu jucken und mein Körper war ein ganzes Tierheim voller Muskelkater. Im rechten Arm, in den Oberschenkeln, den Unterschenkeln, sogar im Ohrläppchen. Ich fühlte mich wie Zustand 4, gelocht! Eine gnädige Seele gab mir dann drei bis fünf Schmerztabletten, die rasch wirkten. Nach dem Frühstück konnte ich sogar schon erkennen, was ich gegessen hatte.

Es ging mir zusehends besser und ich konnte nun auch etwas mit dem schönen sonnigen Tag anfangen. Der Springbrunnen vor dem Bürgerhaus lud zum albernen Spiel ein, bis es dann endlich Mittag wurde und die Auktion startete.

Meine persönlichen Eindrücke waren folgende: Die ersten Besonderheiten kamen mit den Fix und Foxi-Sonderheften (Frühling, Sommer, Ferien aus den 60er Jahren) in Topzuständen. Allerdings konnte das seltene Fix und Foxi-Sonderheft Weihnachten 1965 den Vogel abschießen: Sagenhafte 700,- Euro (Kat. 125,-) erzielte es im Zustand 1. Weiter ging es quer durch das gesamte Comicprogramm mit so ziemlich allem, was irgendwann veröffentlicht wurde: Mad BSV, Sigurd Drachen, Micky Maus, Tarzan Mondial, Bessy, Illustrierte Klassiker usw. Allerdings setzte Asterix Erstauflage seinen Absturz fort. Alles blieb liegen, keiner wollte diese Alben zum günstigen Limitpreis abgreifen. Eine weitere böse Überraschung erlebte dann eine hochwertige Lehning-Sammlung, die in langen Jahren aufgebaut wurde und deren Hefte immer wieder ausgetauscht wurden. Diese Piccolo-Sammlung mit Jezab, Carnera, Fulgor, Raka, Akim Sohn, Sigurd 20 Pf., Gert, Jan Maat und Musketiere ging unspektakulär meist zum Limitpreis weg. Es war zu beobachten, daß keiner der Bieter unter 55 Jahre alt war. Noch vor zwei Jahren hätten sich die Sammler um die angebotenen Topzustände geprügelt. Das sagt uns, daß die Sammler weitgehend satt sind und die Katalogpreise langsam nach unten korrigiert werden sollten. Eine angebotene Junior Nullnummer sorgte auch für eine leise Überraschung. Dieses Heft, welches als kostenloses Kundenmagazin für den Einzelhandel gedacht war und inhaltlich Nachdrucke aus den FF-Heften beinhaltete, wie Winnetou und Mischa, wurde für 1050,- Euro versteigert. Der Hammer war aber zweiffellos das Ankündigungsplakat der Micky Maus 2/1951 so gegen Ende der Auktion. Es erzielte sagenhafte 3000,- Euro (!!!) und es war eine Freude, zu sehen, wie der Ersteigerer (stur wie ein Panzer) völlig regungslos den Zuschlag vernahm. Dafür hat er dann auch Beifall erhalten. Und diejenigen, die am lautesten geklatscht hatten interessierten sich dann auch für die letzten acht Auktionen, in denen Tim der pfiffige Reporter-Alben in Traumzuständen versteigert wurden. Jedoch ging fast alles zum Limit an die Bieter. Kein Kampf um die wohl edelste Buch-Serie der Comic-Szene. Hatte sich um die vierseitige Carlsen Leseprobe „Tim und Struppi“ noch ein erbarmungsloses „Gefecht“ abgespielt, war es bei den Castermännern so ruhig, daß man einen Bücherwurm hätte nagen hören können. Und so freuten sich alle Teilnehmer dieser Waue-Auktion, daß jeder für sich sein Schnäppchen gemacht hatte.

Nach dem Bezahlen saßen wir noch ein bischen auf der Terrasse und tranken Schorle oder Gespritzten - ich blieb aus gutem Grunde antialkoholisch! Da ich nur auf günstige Konvolute geboten hatte und vieles in schlechten Zuständen zugeschlagen bekam, rechnete ich mit leisem Spott . Aber die Überraschung war groß, als ich die Hefte dann nach dem Aushändigen sah. So schlecht waren die gar nicht. Für die Null-Sammler unakzeptabel aber für mich als Sammler, der auch liest und gerne blättert, waren die Hefte besser, als im Katalog beschrieben. Das hatte sich echt gelohnt! So machen Auktionen wirklich Spaß. Doch die Stunde des Abschiedes kam auch für mich und so reiste ich noch an dem Samstag Abend ab. Manche blieben noch -wie bereits beschrieben- über Nacht. Eine gute Idee, die ich beim nächsten Mal gerne in Anspruch nehmen werde.

Denn eines ist sicher: Die Waue Auktion ist ein echtes gesellschaftliches Highlight mit vielen netten Menschen in angenehmer Atmosphäre. Wer kontaktfreudig und gesellig ist, hat garantiert großen Spaß vor, nach und während der Auktion.

E N D E