10.06.2022, 22:30 | #51 |
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Der Stand der Bauhausrezeption in der DDR ließ sich am Zustand der Dessauer Bauhausbauten ablesen. Der war aus denkmalpflegerischer Sicht sehr unerfreulich.
Das Bauhausgebäude wurde 1976 restauriert, wenn auch nicht vollständig originalgetreu. Reste der originalen Vorhangfassade dürften sich noch in einigen Gärten in Form von Gewächshäusern finden. Seit 1976 gab es im Bauhausgebäude neben der Berufsschule das Wissenschaftlich-kulturelle Zentrum Bauhaus mit einer langsam wachsenden Sammlung und Ausstellungen. Das Wohnhaus von Gropius war im Krieg zerstört und nicht wieder aufgebaut worden. Auf dessen Keller entstand ein konventionelles Einfamilienhaus. Von den drei als Meisterhäuser bekannten Doppelhäusern fiel eine Haushälfte dem Krieg zum Opfer und wurde zu DDR-Zeiten nicht wieder aufgebaut. Der Rest war stark verändert worden. Den anderen Gebäuden (Kornhaus, Laubenganghäuser, Stahlhaus, Arbeitsamt) erging es nicht viel besser. Die von Mies van der Rohe entworfene Trinkhalle wurde 1970(!) abgerissen. Anfangs hat die Bauhausverdammung der frühen DDR (Formalismusdebatte) für den unsachgemäßen Umgang gesorgt. In den 60ern erfolgte dann peu à peu eine offizielle Annäherung ans Bauhaus, aber es fehlten die Mittel und teilweise auch noch der Wille für umfangreiche Rekonstruktionsmaßnahmen. Bauhausfans und -enthusiasten gab es jedoch immer. Die waren aber nicht sehr öffentlichkeitswirksam. Geändert von Meinrath (10.06.2022 um 23:32 Uhr) |
11.06.2022, 00:13 | #52 | |
mehr als ein "Geist"
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Zitat:
Zum Bauhaus: Ich war 1982-1983 in Dessau bei den Funkaufklärern. Da kannte ich die Bauhaus Häuser (im desolaten Zustand) und auch das Gebäude des Bauhauses. Leider weiß ich nicht mehr, ob dort eine Art Museum, Anschauungstafel oder irgendetwas war. Im Gebäude war ich nicht. |
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11.06.2022, 06:50 | #53 |
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Eine Publikation, die sich spätestens ab den 80ern intensiv mit Bauhaus beschäftigte, war die Zeitschrift form + zweck. Die konnte man meiner Erinnerung nach problemlos an den Zeitungskiosken erwerben. Das war also keine Bückware.
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12.06.2022, 14:15 | #54 |
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Ich fühlte mich bei der Lektüre des Bauhaus-Heftes wie Faxikarl an Atzes unselige Agitprop-Zeiten erinnert. An die Neos-Serie dachte ich dabei keine Mikrosekunde, sondern nur daran, wie unerfreulich der hausbackene Zeichenstil sich mit dem angestrengt und oberlehrerhaft Vorgetragenen ("Erzählten" möchte ich nicht sagen) zu einer schwer konsumerablen Melange verrührte. Exemplarisch für die ganze Hässlichkeit steht hier für mich die Seite 25: Welches Kind möchte man damit fürs Bauhaus oder Comiclesen begeistern?
Die Genderei hat mich dann zusätzlich abgestoßen, diese linksgrüne Sprachverhunzung unserer deutschen Muttersprache empfinde ich als übergriffig und degoutant. Ich werde das Heft nicht mal verschenken, es kommt gleich in die Papiertonne. Dabei stehe ich den Caramellen eigentlich aufgeschlossen gegenüber, sie hatten ja das eine oder andere interessante Heft, wobei mir der Narciso-Stil weit mehr zusagte als der aktuelle. Aber das ist Geschmackssache und im Gegensatz zur ödesten mosaik-Story ever nicht zu beanstanden. |
13.06.2022, 12:06 | #55 |
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Interessantes Thema, Bauhaus-Rezeption in der DDR!
Wer in Richtung Formgestaltung im Automobilbau weiterlesen möchte, empfehle ich Heft 01/2021 der "79oktan". Darin beleuchtet ein Kölner Professor für Design die Formgestaltung der "neuen Sachlichkeit" von Fiat 124 (--> Lada), Wartburg 353 und Renault 12 (--> Dacia) mit den jeweiligen Besonderheiten der Umsetzung, die die Mentalität und Realität der jeweiligen Herkunftsländer widerspiegeln. Zur DDR-Wirtschaft könnte man ein separates Forum aufmachen... schließe mich dem Gesagten weitgehend an, wobei ich stichworthaft noch ergänzen möchte: - Wenn ich heutige Baustellen sehe, kommen mir Zweifel auf, ob es jemals ein System gab in dem Baustellen NOCH langsamer vorankamen. Wie lange würde Berlin brauchen, wenn der Fernsehturm am Alex noch nicht stünde, sondern jetzt erbaut werden soll? Will man das wissen? Lieber nicht... - Im krassen Unterschied zur Sowjetunion hatten die USA durch Hitlerdeutschland kaum Kriegsschäden erlitten und damit 1945 eine völlig andere Ausgangslage - Absolut gemessen stiegen Warenproduktion und Umsetzung tech. Fortschritts und Wohlstand auch in der späten DDR stets an, insofern ist der Begriff "Abwirtschaftung" irreführend bzw. relativ. - Zur Kreditwürdigkeit: DDR war willkommener Billiglohn-Produzent für den Westen, außerdem bis heute unklar welche Sicherheiten Golodkowski im Safe liegen hatte, außer ihm selbst wusste das vrmtl. niemand, nicht einmal Mielke. - Ostblock und Westen hatten unterschiedliche globalökonomische Ansätze, weshalb ein Direktvergleich DDR vs. BRD kein gesamtheitliches Bild abliefert: Ostblock: aktive Politik der sozialen und materiellen Annäherung von Dagestan bis Berlin. Westen: Systematische Ausnutzung sozialer Gefälle zur Wohlstandsvermehrung v.a. in nördlichen Staaten unter Inkaufnahme eines enormen Gefälles vor allem zu Südstaaten aber auch innerhalb der westl. Länder selbst. Kapitalismus-fokussierte Politik ist nicht nur "unsolidarisch" sondern auch ein Sicherheitsproblem und Herd für Kriminalität, massenhafte Migration, militärische Konflikte und nationalistische Radikalisierung. All das hat nach dem Zerfall der Sowjetunion und Umschwenk auf Kapitalismus auch jeweils in Russland und der Ukraine stattgefunden. Geändert von Max schwalbe (13.06.2022 um 13:36 Uhr) |
13.06.2022, 17:02 | #56 |
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- Ja, Berlin war eine schöne große Baustelle zu DDR-Zeiten und der Rest der Republik konnte verrotten. Wenn ich mir heute Fotos vom Leipzig der Vorwendezeit anschaue, erschrecke ich regelrecht, baufällig, zerfressen vom Ruß und einfach nur grau bis schwarz. Ohne die politische Wende wären wohl viele Innenstädte früher oder später einfach zerfallen.
- Die USA haben in Form ihres Präsidenten Wilson schon nach dem 1.WK eine versöhnlichere Position gegenüber Deutschland eingenommen als Frankreich oder England. Letztere konnten sich durchsetzen und Deutschland wurde so erniedrigt und mit Reparationen traktiert, dass die Saat für den nächsten Weltkrieg gelegt war. Derselbe Fehler wurde dann zumindest von diesen 3 Alliierten nach dem 2.WK vermieden und im Osten, wo wieder ausgequetscht wurde und der wirtschaftliche Niedergang nach der Wende noch beschleunigt wurde, haben wir heute wieder stärkere rechts gerichtete nationalistische Tendenzen. - Das kapitalistische System krankt an einer ungebremsten Ressourcenausbeutung (inkl. der Menschen) bei gleichzeitig maximaler Konsumstimulation. Aber Egalisierung des sozialen Status auf niedrigem Niveau bei gleichzeitiger massiver Einschränkung menschlicher Grundrechte sind für mich keine echte Alternative. Im übrigen weiß ich nicht, ob es nur mir so geht, aber immer öfter habe ich heute ein deja-vu zu DDR-Zeiten, als ob sie gerade wieder aufersteht. |
14.06.2022, 00:04 | #57 |
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Das geht nicht nur dir so. Seit 2008 habe ich diese deja-vu Erlebnisse. Und seit 2017 auf DDR-Modus umgeschaltet.
Aber wir sind ja Dank unserer großen Führer auf den besten Weg dorthin. Der Chor der Schmeichler würde ein Lied anstimmen. |
14.06.2022, 16:56 | #58 | |
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Zum Heft: Joaaaa. Das ist jetzt, wenn ich mich irre, das vierte (?) Kooperations-Sonderheft der letzten Jahre, und ein comicmäßiges Highlight in dem Sinne, dass es gelungen wäre, die Bildungsinhalte in eine gelungene, spannende, sich selber tragende Geschichte zu verpacken, ist für mich keines gewesen. Das Sachsen- oder auch das Schokoladenheft aber zumindest noch mehr als dieses. Wenn es überhaupt irgendetwas gab, das man einen Handlungsbogen nennen kann, dann die Liebelei zwischen Elsa und Willy, die aber ungefähr so spannend war wie eine 50er-Jahre-Schnulze.
Zum Bauhaus: Hmmmm. Bin da zwiegespalten. Finde diese Zeit, diese Suche nach und diese Hoffnung auf einen "neuen Menschen", auf eine neue, demokratischere Gesellschaft, einerseits unfassbar spannend. Andererseits aber glaube ich auch nicht, dass ich mich in einem nach dem Bauhaus-Konzept gebauten Haus damals rundum wohlgefühlt hätte oder es heute tun würde. Meiner Einschätzung nach hat ein radikaler Bruch mit dem Althergebrachten und seinen Werten der Menschheit auf längere Sicht nie gut getan. Und gerade dass sie immer wie aus einem Guss wirken; dass sie immer wie eine fertig durchgeplante Maschine wirken, die nicht mehr wie beabsichtigt funktioniert, sobald man ein Teil am Gesamtkonzept entfernt oder ändert – das ist der Punkt, der mir Bauhaus-Bauten trotz aller Faszination immer auch ein wenig suspekt wirken lässt. Für mich muss ein Gebäude den Hauch seiner Geschichte atmen; man muss spüren, dass da Generationen gelebt haben und/oder Generationen zukünftig leben werden, die das Vorgefundene immer wieder an ihre eigenen Bedürfnisse, Wünsche und Ideale anpassen. Ein Schloss, eine Kirche oder ein Kloster (und auch dieses war ja, ähnlich wie die Bundesschule im Heft, auf seine Art eine Bildungseinrichtung!), das über Jahrhunderte immer wieder umgebaut, vergrößert, ergänzt worden ist, übt auf mich da eine ganz anderen Reiz aus als so ein 20er-Jahre-Zweckbau, bei dem das ganze Konzept kaputt ist, wenn man da in den fast hundert Jahren zwischen der Bauzeit in unserer Gegenwart (mit all den dazwischenliegenden veränderten Bedürfnissen und Erfordernissen) irgendwas Grundlegendes geändert hat. Ähnliches gilt für Planungsstädte wie zum Beispiel Brasília. Auch Städte müssen wachsen, gedeihen, sich verändern, sonst sind sie irgendwann nur noch Korsett. Aber immerhin: Die Bundesschule Bernau, obwohl sogar UNESCO-Welterbe, war mir bis jetzt tatsächlich völlig unbekannt geblieben. Immerhin das hat dieses Heft also erreicht. Zitat:
Die Assoziationen mit der Neos-Serie, und zwar inhaltlich wie zeichnerisch, kamen mir zwar auch. Und ich bin zugegebenermaßen auch erstaunt, wie nahe man sich in manchen Dialogen in diesem Heft an einen sozialistischen Duktus herangewagt hat (gab es überhaupt schon je zuvor ein Mosaik-Produkt, in dem die Internationale zitiert wurde?). Das sind für mich aber erstens völlig wertfreie und interessante Feststellungen und hat zweitens mit der Verwendung gendergerechter Schreibweisen nicht das Geringste zu tun. |
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15.06.2022, 17:21 | #59 | |
Winkeladvokat
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Zitat:
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15.06.2022, 20:15 | #60 |
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15.06.2022, 21:27 | #61 |
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heute ist das Bild Millionen wert
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15.06.2022, 22:28 | #62 |
Winkeladvokat
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15.06.2022, 22:28 | #63 |
Winkeladvokat
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15.06.2022, 22:41 | #64 |
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Nein. In den Dessauer Ausstellungen ging und geht es auch um die Darstellung des Ausbildungsganges vom Vorkurs bei Itten oder Moholy-Nagy über die sich daran anschließende spezielle Ausbildung in den Werkstätten (z.B. Töpferwerkstatt, Metallwerkstatt, Tischlerwerkstatt) bis zum Bauhausdiplom.
Einige der gezeigten Vorkurs-Arbeiten sind Reproduktionen, was jeweils vermerkt ist. |
20.05.2023, 16:22 | #65 |
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Die Story dieses Heftes ist ja ähnlich unspannend wie die Story des Schinkel-Heftes, aber hier geht es wohl vordergründig auch um Wissensvermittlung und um dem Leser Geist und Flair des Bauhaus nahezubringen. Ich hatte mich vorher kaum mit Bauhaus beschäftigt und fand es schon recht interessant und auch handwerklich zeichnerisch schön umgesetzt. Ob es allerdings jüngere Leser anspricht? Ich arbeite an einer Grundschule und habe da zumindest bei dieser Altersgruppe meine Zweifel. Ich habe mir trotzdem mal ein paar Hefte bestellt, man weiß ja nie, bei wem es irgendwann auf Interesse stößt…
Noch ein kleiner Kritikpunkt: Etwas unglücklich fand ich, aus den Fakten rund um die Personen auf S.44-45 ein Rätsel zu machen. Woher soll ich als Leser denn wissen, welche Informationen zu den, nicht gerade allbekannten, Personen reine Fiktion sind? Ich muss erst alles lesen, dann links auf die Auflösung schauen, weil ich es eh nicht weiß, dann nochmal nur die richtigen Fakten checken, damit ich mir nicht die „Fake-News“ merke. Darauf hatte ich keine Lust und hab mir das Lesen ab der zweiten Person ganz gespart. Mission Wissensvermittlung: fail. |
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