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11.02.2019, 17:42 | #2 |
Moderator Deutsche Comicforschung
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Immer wieder kommt der Vorwurf auf, unsere Gesamtausgaben seien ja keine Gesamtausgaben. Dazu lasst euch sagen, dass "Gesamtausgabe" für uns eine Kategorie ist wie Album oder Greffick Nowwel, nicht mehr. Die Franzosen nennen es Intégrale, und auch sie verstehen darunter eine Bündelung von Comics, die bisher als Album erschienen sind und die jetzt, zusammen mit einem mehr oder weniger gelungenen redaktionellen Teil, in (mehr oder weniger) voluminösen Büchern neu aufgelegt werden. Dass in den Intégrales auch wirklich jede Kurzgeschichte enthalten ist, glauben wohl auch die deutschen Verleger nicht, die die französischen Vorlagen hierzulande als Gesamtausgabe nachdrucken.
Wir drucken nicht nach, wir wählen selbst aus, drucken allein und haben uns in den meisten dieser Serien darauf beschränkt, Titel neu aufzulegen, die bei comicplus+ bereits als Softcoveralben vorlagen. Wir möchten in unserer "Gesamtausgaben-Offensive" wie überhaupt in unserem Programm der letzten 35 Jahre gute Comics anbieten. Wir möchten nicht alles nachdrucken, was die Autoren und Zeichner unter einem Titel produziert haben: Nicht alles ist lesenswert. Vieles wird auch in Frankreich eher als Verlegenheitslösung bewertet, etwa die neuen Zyklen von "Das geheime Dreieck" oder von "Agent Alpha". Wir sehen keinen Grund, jeden Unsinn mitzumachen, nur weil der französische Verlag hofft, noch ein paar Euro aus einer Serie rauszupressen. Das Programm von comicplus+ ist das Programm von comicplus+. Wer das dringende Bedürfnis hat, die bei uns fehlenden Alben zu lesen, der möge französisch lernen, der möge einen anderen deutschen Verlag zur Herausgabe animieren, der möge selbst verlegerisch tätig werden. Bei uns wird er nur das bekommen, was wir ihm anbieten – aus mehrerlei Gründen. Zum einen muss ein Verlag kaufmännisch funktionieren. Würden wir alles herausbringen, was eine Handvoll Fans sich wünscht, wären wir seit Jahrzehnten pleite. Zum anderen hat ein Verlag eine Vorstellung von dem, was ihm wünschenswert ist. Dazu zählt bei comicplus+ kein Nazikitsch, dazu zählen auch nicht verwässerte xte Zyklen einer Serie, die einmal gut startete. Zum dritten ist comicplus+ (jedenfalls der Verlag Sackmann und Hörndl unter diesem Namen) am Auslaufen. Das haben wir bereits vor einigen Jahren angekündigt. In unseren letzten Jahren sind die zur Verfügung stehenden Programmplätze rar; da überlegt man sich, was man noch machen möchte, bevor man abtritt. Vor diesem Hintergrund finden wir die Kritik an unseren Gesamtausgaben, wie sie im "anderen Forum" geäußert wird, unangemessen. Diese Kritik beschränkt sich ja beileibe nicht darauf, eine andere Meinung zu äußern: Sie ist in vielen Fällen beleidigend und anmaßend. Sie spiegelt vielleicht ein gesellschaftliches Phänomen unserer Zeit: Jeder will nur das haben, was er selbst möchte, ohne Rücksicht, möglichst sofort und möglichst zum halben Preis. Ich kann dazu nur anmerken, dass wir in einer Überfluss-Gesellschaft leben. Es gibt von allem mehr als genug; nicht wenige von euch haben mehr Comics im Regal, als sie je lesen können. Ich kann nur zur Auswahl raten: Lest das, was euch inhaltlich gefällt, nicht das, was "komplett" vorliegt. Wenn man schon im Dilemma des Überflusses steckt, muss man sich nicht die schlechteste Literatur antun. Manche sagen, unsere Auswahl sei inakzeptabel. Sie möchten sich selbst ein Urteil bilden und verlangen vom Verlag, ihnen alles zur Verfügung zu stellen, damit sie zu diesem Urteil gelangen können. Denkt mal darüber nach, was ihr verlangt, ihr mit euren Ansprüchen, die sich über die Wünsche aller anderer hinwegsetzen (auch über die wirtschaftlichen Interessen des Verlags). Auch diese Anspruchshaltung ist zeittypisch, für nachahmenswert halte ich sie nicht. "Ich kaufe gar nichts mehr von comicplus+, weil comicplus+ nicht nach meiner Pfeife tanzt!" Wie dumm ist das denn? Ihr könnt euch wünschen, dass ein bestimmter Comic auf deutsch herauskommt, aber ihr habt darauf kein unbedingtes Anrecht. Das gilt nicht nur für comicplus+, das gilt für alle Verlage. Wir Verleger arbeiten – für uns, um davon zu leben, für euch, weil ihr von unseren Vorstellungen unter Umständen profitiert. Wenn ihr Freude an unseren Büchern habt, freut uns das auch. Wenn ihr keine habt – liebe Güte, dann kauft euch eben andere, aber jammert nicht ständig herum. Ist doch peinlich, oder? So, jetzt geht bei einigen wieder der rote Ball hoch (Shitstormwarnung). Andere sind jetzt vielleicht etwas nachdenklicher und verständnisvoller. Sei's drum. eckrt |
11.02.2019, 20:09 | #3 |
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Ich fand meine Kritik im anderen Forum recht angemessen. Eben weil Sie ganz normal vorgetragen wurde.
Ich habe aber auch nicht das Gefühl das hier eine Diskussion über die "Gesamtausgaben" die eben dann keine sind, gewünscht wird. Sonst hätte ich meine Kritik auch hier vorgetragen. |
11.02.2019, 20:22 | #4 | |
Moderator Deutsche Comicforschung
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robert3000 schrieb im Comicforum:
Zitat:
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11.02.2019, 21:29 | #5 |
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und was soll an der Kritik von Robert3000 unangemessen sein?
Er hat doch Recht - Ihr als Verleger macht das wozu Ihr Lust habt und der Kunde kann es kaufen oder liegen lassen - Euch als Verleger ist das ja egal, wie so schön in dem Statement von eck@art beschrieben. Das wird uns als Kunden ja wohl erlaubt sein darauf hinzuweisen, dass es Menschen gibt, die unter eine Gesamtausgabe eben etwas anderes verstehen als Ihr. Gesamt heisst Gesamt - ansonsten könnte man es auch Sammlung von Alben / Geschichten nennen. Und dieses drüben und hier - das ist doch peinlich - wer solche Schranken im Kopf hat, der hat wohl echt keine Freude mehr Im Leben - und am Genuss von guten Alben erst recht nicht - das ist doch echt peinlich, oder? |
12.02.2019, 13:00 | #6 | |
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Zitat:
Ansonsten bin ich hier mit meiner Einstellung bei Xury,wobei es meiner Meinung nach schon so einige "zwanghafte" Sammler gibt die ihre Comics nie lesen (werden). Ihnen geht es darum etwas komplett zu haben,egal wie gut oder schlecht es ist (wie sollen diese den Unterschied feststellen,sie lesen die Comics ja gar nicht). Ich finde es z.B. auch schade das von Agent Alpha der 2te Zyklus nicht erscheint (wobei dies ja überschaubar wäre),aber wenn die Verkäufe halt so sind wie sie sind macht es wohl keinen Sinn den zu veröffentlichen. Allerdings könnte es auch sein dass hier mehr Ausgaben verkauft würden da es deutsche Erstveröffentlichungen sind,aber diese Kalkulation/Entscheidung muss ein Verlag treffen... |
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11.02.2019, 22:09 | #7 |
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Ich glaube eckart wollte damit zum Ausdruck bringen das ich still sein soll.
Diskussion wird hier keine gewünscht. |
11.02.2019, 22:34 | #8 |
Moderator Deutsche Comicforschung
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Hätte ich dann deinen Beitrag aus dem anderen Forum hier eingestellt?
eckrt |
11.02.2019, 22:52 | #9 |
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ok - dann danke
Ich kann viele deiner Beweggründe nachvollziehen. Jeden geschäftlichen sowieso. Das ein Verlag wirtschaftlich denken muss ist absolut klar. Was ich nicht nachvollziehen kann ist wirklich, das in vielen der Gesamtausgaben Teile fehlen. Du schreibst hier einiges wo ich mich nicht wirklich betroffen fühle (da ich mich nicht als Schreihals empfinde) - aber wo ich mich dann schon betroffen fühle ist zb. der Satz, ich solle französisch lernen wenn ich die Story komplett lesen möchte. Wenn ich das könnte würde ich es tun. Da ich aber fremdsprachenmäßig zu den untalentiertesten 10 Prozent der Bevölkerung gehöre, habe ich das aufgegeben. Ich bin schon froh wenn ich mich mit Händen und Füßen auf englisch unterhalten kann. Also, ich werde diese Geschichten NIE lesen können. Das ist mir vollkommen bewußt. Und du hast leider echt viele Gesamtausgaben laufen die nicht wirklich vollständig sind. Was ich echt extrem schade finde. Vor allem beim geheimen Dreieck fand ich es massiv störend. Außerdem hat man nicht wirklich das Gefühl als Comicfan ernst genommen zu werden. Das du als Verleger auf Bashing "stinkig" reagierst versteh ich, aber du solltest auch Fans verstehen die die Serie, die sie lieben vollständig lesen möchten. Mir ist vollkommen klar das ein Verlag kein Wunschkonzert für Fans ist. Aber ich würde gerne auch mit Kritik ernst genommen werden. |
11.02.2019, 23:01 | #10 |
Moderator Deutsche Comicforschung
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Wirst du hier ja. Dennoch wirst du darauf verzichten müssen, den (vorerst) letzten Zyklus von "Das geheime Dreieck" bei comicplus+ zu lesen. Die Gründe habe ich oben genannt – und du wirst verstehen, dass ich auch gern ernst genommen werden möchte.
Wenn jetzt hier Meinungen kommen, die sich von der des Verlags unterscheiden, kann sich jeder sein Bild machen, indem er diese Meinungen mit meinem einleitenden Beitrag in #236 vergleicht. eckrt |
12.02.2019, 09:37 | #11 |
Moderater Sklavenjunge
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Irgendwann, finde ich, muss es auch mal gut sein...
Als ich mit dem Sammeln in den 70ern begonnen habe, konnte ich von der heutigen Verfügbarkeit von Serien in deutscher Übersetzung nur träumen, ebenso von der Transparenz bei vielen Verlagen.
Wenn man als Leser z. B. bei Ehapa mal vorsichtig nach einer einheitlichen Veröffentlichung von Barks-Geschichten angefragt hat, wurde man, wenn man überhaupt eine Antwort bekam, mit völlig nichtssagendem Blabla abgespeist. Und da kommt heute ein Verleger - zugegeben eines etwas kleineren Verlags als Ehapa - daher und erklärt in aller Breite und Offenheit und für mich völlig nachvollziehbar, warum er etwas nicht veröffentlichen wird. Das kann man nun gut oder schlecht finden, jedem sei seine eigene Meinung gegönnt. Ich habe auch meine Meinung, auch wenn ich nicht immer die ganze Internetwelt daran teilhaben lasse. Wie man ein paar Beiträge weiter oben nachlesen kann, handhaben das einige Leute anders. Okay, ihre Sache. Hier könnte Eckart eigentlich die Ignorierfunktion einschalten und nicht mehr reagieren. Er hat ja schon alles dargelegt. Aber nein, er setzt sich nochmal hin und erklärt (sorry, ich muss es so schreiben: wie einem bockigen Kind) seine Gründe. Was will man denn noch von einem Verleger verlangen? Dass man überhaupt etwas verlangt, ist schon ziemlich daneben. Nochmal sorry, aber bei manchen scheint mir das "ewig jung geblieben" etwas zu weit gegangen zu sein. |
12.02.2019, 09:45 | #12 |
Master of Desaster
Ort: NRW
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Ich kann mich Xury nur anschliessen. Ein Verleger veröffentlicht in der Regel was ihm selbst gefällt bzw. von dem was er glaubt, verkaufen zu können.
Comicverlage sind in aller Regel keine karitativen Einrichtungen. So profitieren beide Seiten. Diese ständigen Forderungen bzw. philosphischen Betrachtungen, ob es sich um eine Gesamtausgabe, Werksausgabe, Integrale etc.etc. handelt sind doch Korinthenkackerei. Leute, kauft einfach die Comics die euch gefallen und habt Spaß. |
12.02.2019, 13:25 | #13 |
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Ja jetzt ist alles gesagt.
Finde es nur schade das seitens der Verlage mit dem Begriff Gesamtausgabe so schludrig umgegangen wird um ein paar Euros mehr zu verdienen. Mittlerweile kann man ja schon fast davon ausgehen das Bände fehlen. Aber egal. Ich weis woran ich bin. |
12.02.2019, 17:19 | #14 | |
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Zitat:
Ansonsten stimme ich Eckart in manchem zu, würde mich z.B. deswegen mich nie zu einem "da kaufe ich gar nichts mehr" bewegen lassen (Die "Unterwegs"-GA zum Beispiel macht mir Spaß). |
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12.02.2019, 17:24 | #15 |
Moderator Deutsche Comicforschung
Ort: Leipzig
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Mal abgesehen davon, dass wir schöne Bücher machen (und dem stimmen sogar unsere Kritiker zu) – wer von euch weiß denn, was eine Gesamtausgabe wäre? Glaubt ihr denn, in der "Spirou & Fantasio"-Gesamtausgabe von Carlsen sei alles drin, was zu "Spirou & Fantasio" je gemacht worden ist? Wen interessiert, ob da dieses oder jenes fehlt? Richtig: euch vielleicht und eine Handvoll anderer. Glaubt ihr, dass Carlsen deswegen in Panik gerät? Nein, natürlich nicht. Warum auch? Und trotzdem verkauft Carlsen seine Reihe als "Gesamtausgabe". Das ist jetzt kein Snobismus, sondern die Realität im Verlagsbusiness. "Gesamtausgabe" ist ein Marketingbegriff. WYSIWYG – what you see is what you get. Verderbt euch nicht den Spaß, indem ihr mehr wollt, als ihr kriegen könnt.
eckrt |
12.02.2019, 18:31 | #16 |
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für mich ist sowas eher die Kategorie "Etikettenschwindel" als Marketing.
only my two cents. |
12.02.2019, 18:53 | #17 |
Moderator Deutsche Comicforschung
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Jedes Marketing ist "Etikettenschwindel", oder nicht? In der Welt grenzenlosen Konsums versucht sich jeder Anbieter mit besonderen Namen vom anderen abzuheben. Grundsätzlich haben wir so etwas längst akzeptiert. Lehning verkaufte seine dünnen Comic-Hefte als »Großband« – wie groß waren diese »Bände« denn?
eckrt Geändert von eck@rt (12.02.2019 um 19:03 Uhr) |
12.02.2019, 20:14 | #18 |
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Ja natürlich.
Die Großbände von Lehning sind ein guter Vergleich, ja. Ich versteh unter dem Begriff Gesamtausgabe halt was komplett anderes. Ich bin damit nicht allein, der das so versteht. Aber in der freien Marktwirtschaft erledigt das dann eh der Kunde. Verkauft sich das Produkt gut, hast du mit allem Recht gehabt. @xury Ich habe nicht Schwindel benutzt, sondern Etikettenschwindel. Bitte nicht nur die Hälfte lesen. Das ist was KOMPLETT anderes. Das ist noch kein Straftatbestand sondern (ich zitiere hier die Wikipedia) Etikettenschwindel bezeichnet das Vortäuschen eines spezifischen Inhaltes mit Hilfe einer falschen oder irreführenden Inhaltsangabe auf dem Etikett. |
12.02.2019, 18:38 | #20 |
Moderater Sklavenjunge
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Jetzt beginne ich langsam zu verstehen, was Eckart mit "unangemessen" meint. Ich finde es eher unverschämt, das Wort Schwindel zu benutzen. Irgendwo gibt es Grenzen, nicht nur die nach Österreich.
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13.02.2019, 08:21 | #21 |
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"Der Kanon" wäre vermutlich ein zutreffenderer Begriff gewesen als "Gesamtausgabe". Lässt sich aber nachträglich nicht mehr ändern.
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13.02.2019, 10:12 | #22 |
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In anderen Bereichen gibt es auch den Begriff 'Essential Edition'.
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13.02.2019, 15:38 | #23 |
Moderator Deutsche Comicforschung
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Wir können noch deutsch.
eckrt |
13.02.2019, 16:33 | #24 |
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Wieso heißt dein Verlag dann nicht Komikund+ ?
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13.02.2019, 16:46 | #25 |
Moderator Deutsche Comicforschung
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Weil Komik und Comic nicht dasselbe sind und und und plus auch nicht.
eckrt |
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