Comics auf Mikrofilm

[betamax]

Ich sammle schon seit Jahren Comics auf Mikrofilm, habe zahlreiche Golden Age Marvels, DCs und Independents.
Mittlerweile gibts ja auch jede Menge - besonders Public Domain - Comics auf CD-Rom oder DVD, der Vorteil des Mikrofilms ist aber die Unabhängigkeit von ständig neuen Lese- und Datensystemen, sowie die extrem lange Haltbarkeit.

Gibts noch andere Mikrofilm Comicsammler hier im Forum ?

[Detlef Lorenz]

Ich bin zwar kein Comic-auf-Mikrofilmsammler, mich würde aber interessieren, wie du sie dir anschaust und wie die Qualität der Bilder sind.
Hat du sie selber abfotografiert, oder wie bist Du da rangekommen?

[betamax]

Noch bis Ende der 90er Jahre waren Mikrofilmlesegeräte in Apotheken und größeren Reparaturwerkstätten Standard, die findet man mit etwas Geduld auf Flohmärkten. Da sie ausschließlich mechanisch funktionieren, liegt das einzige Risiko bei einer evt. defekten Glühbirne.

Habe für meins 20 Euro bezahlt, neu kosten die zwischen 150 - 600 Euro, je nach Ausstattung.

Der Bildschirm meines Gerät ist im DIN A3 Format, man kann natürlich Panels stark vergrößern oder die Seite verkleinern.

Vorteil gegenüber DVD-ROM usw. ist die Natürlichkeit der Farben, man hat eher das Gefühl auf Papier zu schauen, als sich etwas "künstliches" auf dem Monitor anzuschauen. Weitere Vorteile sind die lange Haltbarkeit, die Unabhängigkeit von sich oft wechselnden Datenformaten und Laufwerken, sowie die Möglichkeit legal DC und Marvel Golden Age Material zu erwerben, denn die im Netz angebotenen erstellten DVDs sind nicht lizensiert.

Ich habe fast alle meiner Mikrofilme bei Micro Colour gekauft.
Der Preis ist 4x so hoch wie der für eine DVD-Rom, also rund 40$, dies ist aber auch der einzige Nachteil.

Einige andere Mikrofilme ( z.B. Katzenjammer Kids und Mandrake ) habe ich von King Features direkt erworben.

Empfehlen kann ich es allerdings nur Sammlern, die an US Material vor 1960 interessiert sind, denn das Angebot an "neueren" Comics ist minimal.

Theoretisch kann man auch selbst Mikrofilme erstellen, ist für eine Eigenauflage aber ein teurer Spaß.

[74basti]

Verstehe ich das richtig - das sind Farbpositive wie bei Dias?
Wie groß ist denn so eine Seite?
Könntes Du evt. Interesse-halber mal so eine Seite fotografieren / einstellen (also nicht wegen der Motive), aber bzgl. Größe, Aussehen, Apparatur, Aufbewahrung?

[jakubkurtzberg]

Zitat von betamax

Theoretisch kann man auch selbst Mikrofilme erstellen, ist für eine Eigenauflage aber ein teurer Spaß.

Irgendwie hab ich jetzt Sean Connery beim Fotografieren in Kopf.

http://www.007museum.com/007MICRO_CAMERA.jpg

[Detlef Lorenz]

Meine Vermutung, dass die Qualität von Mikrofilm-Bildern besser als die von DVDs sind, hat sich wohl bestätigt. Ist ja ähnlich wie im Vergleich von Super 8, von 16mm ganz zu schweigen, gegenüber Flachbildschirmen, bei dem die neumodische Technik unterlegen ist; nur halt nicht in der Bedienfreundlichkeit (und Preis), da kann der Schmalfilm schon seit langem leider nicht mehr mithalten.
Allerdings ist man gezwungen, ständig die neusten Formate nachzukaufen, weil ein paar Jahre später alles veraltet und nicht mehr verwendet werden kann

[jakubkurtzberg]

So sieht es aus. Mal schauen, wie lange das MHD der BluRays ist.

[Eldorado]

Zitat von Detlef Lorenz

Allerdings ist man gezwungen, ständig die neusten Formate nachzukaufen, weil ein paar Jahre später alles veraltet und nicht mehr verwendet werden kann

Muss man nicht.
Also meiner Schallplatten- und VHS-Sammlung gehts jedenfalls gut und das nicht nur im Schrank sondern gelegentlich auch im Einsatz.

Ist ja nicht so, dass es wirklich ein Problem wäre noch neue Plattenspieler oder Videorecorder zu kaufen. Die bieten selbst Saturn oder MediMax an.

[jakubkurtzberg]

Naja, aber schon beim CD-Player wird's schwer. Klar, ein DVD- oder BluRay-Player kann auch CDs abspielen, aber vom Handling her kann das durchaus umständlich sein. Statt Stereoanlage gibt's eben die iPod-Docking-Station.

VHS wird sich auch nicht mehr allzulang halten, denke ich. Super 8, Tonbänder, Floppy Disks, ChromeDioxid-Kassetten, Sony MiniDisk,...
Wer kennt das heute noch? Kürzlich kam eine Doku auf Phoenix, wo es um die Erhaltung alter Aufzeichnungen ging. Diverse Magnetbänder, u.a. aus DDR-Archiven, lassen sich mangels entsprechenden Lesegeräten nicht mehr abspielen. Das Fazit eines Medienexperten war, dass man - um Informationen auf Dauer zu erhalten - diese ständig auf neue Medien speichern müsste. Leider sind die digitalen Aufzeichnungsmedien nicht fehlerfrei, so dass auf jeden Fall im Laufe der Zeit Daten verloren gehen werden.

[Eldorado]

Dann sagen wir es mal so:
Wenn ich mir heute 3 VHS-Player für je 100,- Euro kaufe,
dann reichen die vermutlich um bei Bedarf meine Videos bis ans Lebensende schauen zu können. Da sie ja nicht mehr im Dauereinsatz verschleißt werden.

Und bei Plattenspielern braucht man sich aufgrund der ausgeprägten Sammler- und Liebhaberklientel sowieso keine Sorgen zu machen.

Nee, das Problem sehe ich wirklich nicht.

[betamax]

Zitat von Eldorado

Ist ja nicht so, dass es wirklich ein Problem wäre noch neue Plattenspieler oder Videorecorder zu kaufen. Die bieten selbst Saturn oder MediMax an.

VHS ja, aber schon bei S-VHS und erst recht Betamax, Video 2000, Hi8, usw. wirds schwieriger, bzw. man muß für wirklich gut erhaltene Modelle bei Internetauktionen tief in die Tasche greifen.

Bei den meisten alten Systemen ist es allerdings schon berechtigt, daß sie irgendwann abgelöst wurden. Die V2000 Rekorder waren meist Katastrophenkisten und die Bildqualität nicht besser als VHS, bei Hi8 war das Bandmaterial viel zu teuer, uralte VCR Systeme mit einer maximalen Aufnahmezeit von 60 Minuten braucht heute auch keiner mehr.
( Außer um Uraltbänder abzuspielen )

Schallplatten haben eine gewisse Sonderstellung, weil sie auf einer guten Anlage jeder CD überlegen sind, dazu die optisch schöneren großen Cover.

Da alle Archive weiterhin auf Mikrofilm setzen, dessen MHD auf 400-500 Jahre geschätzt wird, wird es sicher weiterhin Firmen geben die entsprechende Geräte und Dienstleistungen anbieten.

[Maxithecat]

Zitat von 74basti

Verstehe ich das richtig - das sind Farbpositive wie bei Dias?
Wie groß ist denn so eine Seite?
Könntes Du evt. Interesse-halber mal so eine Seite fotografieren / einstellen (also nicht wegen der Motive), aber bzgl. Größe, Aussehen, Apparatur, Aufbewahrung?

Die Mikrofilme/-Fische, die ich kenne, sind wohl (aus der Erinnerung) etwas kleiner als ein Taschenbuch. Das Material ist um einiges dicker als die alten Negative. Aufbewahrt wurden die in kleinen Karteikästen.

Dafür sind die Lesegeräte MONSTER gewesen! Die Dinger, die ich kannte, waren ungefähr so groß, wie ein alter 80er Röhrenbildschirm, hochkant gestellt.

[Detlef Lorenz]

Zitat von Maxithecat

Dafür sind die Lesegeräte MONSTER gewesen! Die Dinger, die ich kannte, waren ungefähr so groß, wie ein alter 80er Röhrenbildschirm, hochkant gestellt.

Das war beim Schmalfilm kaum anders: Leinwand rausgekramt, aufgebaut, Projektionstisch aufgebaut, Film eingefädelt (vom vorherigen Herstellungsprozess mal ganz abgesehen), Tische und Stühle gerückt, den Arm gehoben - in der Hoffnung, der Vorführer sieht es - der Film ging ab und ... ein brilliantes Bild gehabt. Noch immer besser als die Zeilen- und Bildpunktemonster heutzutage. Und ich weis, wovon ich rede, denn ich war mal aktiver Schmalfilmer und ein bischen Dias gemacht.

Ich habe mal über zehn Meter Entfernung (bitte mal abschreiten!) aus einem Fenster auf eine Garagenrückwand einen Diavortrag gehalten - selbst da war das Foto noch brilliant. Weshalb wird denn noch immer Film im Sinne von Filmrolle in den Kinos verwendet!?

@ ElDorado: selbstverständlich habe ich noch immer meine Plattensammlung und höre sie und selbstverständlich bin ich kein Fortschrittsmuffel. Vieles ist heutzutage in der Herstellung und der Wiedergabe viel einfacher und billiger, aber es ging hier ja eigentlich nur um die Feststellung, das der Mikrofilm den neumodischen Verfahren in der Qualität noch immer überlegen ist

[jakubkurtzberg]

@Großkatze:
Mikrofiche schreibt man das, auch wenn Katzen das andere lieber mögen.

Ich habe eine zeitlang bei einem Motorradhändler gejobbt und kenne diese Monsterprojektoren auch. Die Filme sind extrem anfällig für Kratzer, aber eben platzsparend (im Gegensatz zum Lesegerät).

[betamax]

die die Größe einer Reiseschreibmaschine haben, die werden auch in Internetauktionen angeboten. Dann hat man allerdings nur das klassische DIN A4 Format.

[Maxithecat]

Zitat von jakubkurtzberg

@Großkatze:
Mikrofiche schreibt man das, auch wenn Katzen das andere lieber mögen.

Ich fand beim Schreiben auch, dass es irgendwie doof aussah. Aber Mikrofish fand ich noch dämlicher!

[Peter L. Opmann]

Der große Vorteil von Mikrofiche scheint mir tatsächlich, wie schon mehrfach gesagt, die lange Haltbarkeit zu sein. Technische Neuerungen, die bisherige Systeme unbrauchbar machen, "kommen" ja nicht einfach so, sondern sind Strategie der Unterhaltungsgeräteindustrie, um immer wieder abzukassieren.

Allerdings: Ich bin zwar nur noch seltener Bibliotheken-Nutzer (leider - würde gern öfter), aber ist es nicht so, daß man da auch nicht mehr so häufig auf Mikrofiche stößt? Nach meiner Erinnerung stehen da jetzt auch überall internetfähige PCs.

[G.Nem.]

Zitat von jakubkurtzberg

(...) Leider sind die digitalen Aufzeichnungsmedien nicht fehlerfrei, so dass auf jeden Fall im Laufe der Zeit Daten verloren gehen werden.

So ist der Lauf der Welt. Es müssen Sachen verschwinden, damit Platz für Neues geschaffen wird. Nichts ist von Dauer.

[Mick Baxter]

Zitat von Detlef Lorenz

Meine Vermutung, dass die Qualität von Mikrofilm-Bildern besser als die von DVDs sind, hat sich wohl bestätigt.

Vielleicht äußert sich ja Eckart Sackmann hier zum Thema. Wenn ich nicht völlig verblödet bin, hat er erzählt, daß die Qualität der Mikrofilme in Zeitungsarchiven katastrophal ist und eine Reproduktion von Comics auf dieser Basis nicht möglich ist (oder eben die Detailwiedergabe von Kartoffeldruck hat).

[74basti]

Das dürfte doch auch von der Art der Nutzung, Lagerung etc. abhängen, oder nicht?
Ich kenne das noch von der Zeit, in der ich bei einer Zeitung freie Mitarbeit in den 90ern gemacht habe - da landeten die Negative z.B. erstmal alle in einer Kiste - ohne sie einzutüten.
Und auch nach dem Eintüten sind die nich sicher gewesen.
Manche der Streifen, in denen die Negative gelagert wurden, waren feucht, so dass sie verklebten.

[betamax]

Ja, Microfiche ist die exaktere Bezeichnung.
( Die ganz alten Mikrofilme sind ja noch auf Rollen, die wie alte Schmalfilme abgerollt werden mussten, irgendwann in den späten 50ern wurden dann die leichter handhabbaren Mikrofiches erfunden )

Natürlich müssen die trocken gelagert und mit einer Schutzhülle versehen werden. Von der Qualität kann sich ja jeder selber ein Bild machen, wenn er den Namen der Firma Micro Colour googelt.
Auch wenn dies nur ein Eindruck aus "zweiter Hand" ist.
Normalerweise ist die Qualität sehr gut, allerdings geistern durchs Internet auch sehr schlecht produzierte Mikrofiches und Mikrofilme, die eine grottenschlechte Qualität haben. Dies betrifft oft Zeitungsstrips.

Dies liegt aber nicht am Material, sondern am Reproduktionsverfahren.
Die sahen aus wie Marke Eigenbau und wie 3C Kopien.

Wie gesagt, für die meisten Comicsammler wird dieses Medium uninteressant sein, für US Sammler, die sich für Material vor 1960 interessieren und günstig ein Lesegerät auftreiben können, ist es eine interessante Ergänzung und spart auch Portokosten.