Sammlerforen.net     
 
  www.williams-marvels.de  

Zurück   Sammlerforen.net > Öffentliche Foren > Sammelgebiete > Comics > Magazine > NUFF! - Forum

Neues Thema erstellen Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
Alt 28.06.2018, 20:15   #1  
Phantom
Mitglied
 
Benutzerbild von Phantom
 
Ort: Franken
Beiträge: 694
Zitat:
Zitat von Eymen Beitrag anzeigen

Strange and Stranger: The World of Steve Ditko

von Blake Bell
Zitat:
Zitat von Phantom Beitrag anzeigen
Ich hatte das mal irgendwo durchgeblättert.
Jetzt weiß ich auch wieder, wo ist das durchgeblättert hatte: steht bei mir im Bücherschrank. Ob das schon Anzeichen von Demenz sind? Oder habe ich einfach zu viele Bücher?

Ich habe nochmal nachgezählt: es gibt genau 4 Fotos von Ditko in dem Buch, eines aus dem High School Jahrbuch und drei am Zeichentisch (genau die Fotos, die auch in Alter Ego und ähnlichen Publikationen immer wieder gedruckt werden, weil wohl keine anderen Fotos im Umlauf sind). Die vielen Bildbeispiele sind natürlich toll, auch die Analysen von Bell sind lesenswert. Man findet nur auch hier nicht sehr viel Privates über Ditko.

Zitat:
Zitat von Eymen Beitrag anzeigen
(...) warum ich von Ditko den Großteil seines Gesamtwerkes -
praktisch alles ab den 1970er Jahren - unansehnlich finde.
Da stimmt ich mit Dir völlig überein. Aber die alten Sachen, auch die für Warren, sehen schon toll aus!
Phantom ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.06.2018, 20:42   #2  
user06
Gesperrt
 
Beiträge: 3.386
Zitat:
Zitat von Phantom Beitrag anzeigen
Man findet nur auch hier nicht sehr viel Privates über Ditko
Schau mal in die "Endnotes" zu Kapitel 9, ganz am Ende.
Da ist mir im Gedächtnis geblieben, wie Ditko Blake Bell für die Gestaltung seiner Website anheuerte und ihn ein paar Monate später wieder feuerte.
Da, und in vielen anderen Stellen im Buch, erfährt man viel Privates über den "schwierigen" Ditko. Aber Du hast Recht, es sind keine autorisierten Einblicke oder gar eine Home Story.
user06 ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.07.2018, 20:07   #3  
Peter L. Opmann
Mitglied
 
Benutzerbild von Peter L. Opmann
 
Ort: Hessen
Beiträge: 5.578
Spinne (Williams) 35

Erscheinungstermin: 6/1975

Originalausgabe:
1) Amazing Spider-Man # 34
2) Tales to Astonish # 98

Story-Titel:
1) Der Zauber der Jagd!
2) …das ewige Reich zu vernichten!

Original-Storytitel:
1) The Thrill of the Hunt!
2) …to Destroy the Realm Eternal!

Zeichnungen:
1) Steve Ditko
2) Werner Roth / Dan Adkins

Text:
1) Stan Lee
2) Roy Thomas



Wenn ich diese Ausgabe betrachte, würde ich mich der Vermutung, Steve Ditko habe nach dem Dreiteiler mit dem Meisterplaner bereits aussteigen wollen, anschließen. Zeichnerisch ist sie zwar in Ordnung, aber die Story erfüllt nur knapp die Mindestanforderungen. Steve Kups sah das zwar in der Schuber-Ausgabe anders: „So gut wie jedes Grundelement einer typischen Spinne-Story wird hier gekonnt zu einem neuen Abenteuer verwoben.“ Aber der Kampf mit Kraven ist nur ein müder Abklatsch der ersten Begegnung, die wir in „Spinne“ # 17 gesehen haben. Peter Parkers Privatleben bekommt zwar ziemlich viel Raum, aber da tut sich nichts entscheidend Neues. Ein paar Highlights gibt es in dieser Episode sehr wohl, aber die reißen das Ganze nicht heraus.

Von der gesamten 18. Williams-Produktion habe ich anfangs sehr wenig gesehen. „Spinne“ # 36, „FV“ # 35 und 36 sowie „Thor“ # 18 fanden nach und nach durch Superbände den Weg zu mir, aber die übrigen Hefte habe ich erst in den 90er Jahren oder später lesen können, auch dieses hier. Deshalb fällt mir auch jetzt erst auf, daß die Qualität im Vergleich zur Unterseebasis-Story merklich nachläßt.

Immerhin: Kraven bekommt eine schöne Splashpage mit einem Blick auf seine prächtige Trophäensammlung. Aber es ist einfallslos, daß er weiterhin nur einen Spider-Man als Wandschmuck braucht (da hier Kinder mitlesen, will er sich mit der Maske begnügen). Er übt schon mal mit einem wilden Löwen, der Kraven freilich wenig entgegenzusetzen hat. Die nächste Szene wirkt dann doch überraschend: Peter Parker krabbelt vor den Augen von Betty die Wand hoch und grüßt von der Decke. „Ich höre noch auf einen anderen Namen… auf den Namen Spinne!“ sagt er ihr. Es ist aber nur ein Traum von Betty und bleibt völlig ohne Konsequenzen. Etwas merkwürdig, daß sie diesen Traum als Unfug abtut, wenn sie sich schon so genau an ihn erinnert.

Peter hat an der Uni weiter Probleme mit seiner neuen Bekannten Gwen Stacy. Immerhin bekommt er mit, daß die anderen Studenten ihn für arrogant halten, weil er in letzter Zeit nur an seine todkranke Tante denken konnte. Aber er nimmt das nicht ernst. Kraven bereitet sich indes auf die Jagd vor; seine Taktik erschöpft sich aber darin, die Spinne anzulocken, indem er in ihrer Verkleidung herumhüpft und Jonah Jameson Angst einjagt – was den nur dazu bringt, sie wieder zur Bedrohung abzustempeln. Aber die Taktik geht auf: Die (echte) Spinne erscheint auf dem Kampfplatz. Von diesem sich auf sieben Seiten erstreckenden Duell gefällt mir nur die Szene, die Ditko fürs Cover verwendet hat: als Kraven sich vom Dach eines Hochhauses herab auf die Spinne stürzt. Ansonsten gibt es ein bißchen Versteckspiel, wobei die Spinne nebenbei zwei Ganoven ins Reich der Träume schickt, und im übrigen eine deftige Prügelei mit Kraven. Der hat zwar versucht, seinen Gegner durch „Dschungelsaft“ zu lähmen, geht aber einfach etwas schneller zu Boden. Da finde ich den Kampf, bei dem Kraven am Ende in ein aufgespanntes Netz stolperte, doch origineller. Daß er der Polizei dann gesteht, das Spinne-Kostüm getragen zu haben, was mit einem verqueren Moralkodex begründet wird, ist zwar ungewöhnlich, aber doch nur ein kleines Detail.

Am Ende lernen wir eine neue, noch namenlose Sekretärin beim Daily Bugle kennen, denn Betty ist abgereist, um über ihre Gefühle Klarheit zu bekommen. Peter hat Tante May und Mrs. Watson erzählt, er gehe ins Kino, als er sich aufmachte, Kraven gegenüberzutreten. Jetzt kommt er wieder nach Hause und denkt seinerseits deprimiert darüber nach, was in Sachen Betty zu tun ist. Und das war’s. Als nächstes kehrt Metallo (The Molten Man) zurück.

In dieser Produktion wird der erste „Leser des Monats“ präsentiert, der zehnjährige Martin. Er erschien der Redaktion wohl als der ideale Lesertypus, denn er ist ein ganz normaler Junge, der nur außerdem gern Marvel-Comics liest. Was noch auffällt: Die „Aquarius“-Episode in diesem Heft scheint komplett nachgezeichnet zu sein, alle sechs Seiten, was eine Menge Arbeit gewesen sein dürfte. Möglicherweise bekam Williams eine sehr blasse Druckvorlage. Von der Tusche von Dan Adkins ist so gut wie nichts zu sehen. Und noch eins: Die Williams-Redaktion gibt auf der Leserbriefseite ihren Umzug an den Schwanenwik in Hamburg bekannt (noble Adresse direkt an der Alster).

Geändert von Peter L. Opmann (02.07.2018 um 20:47 Uhr)
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 05.07.2018, 15:13   #4  
Peter L. Opmann
Mitglied
 
Benutzerbild von Peter L. Opmann
 
Ort: Hessen
Beiträge: 5.578
Spinne (Williams) 36

Erscheinungstermin: 6/1975

Originalausgabe:
1) Amazing Spider-Man # 35
2) Tales to Astonish # 98

Story-Titel:
1) Metallo bedauert!
2) ohne Titel (…das ewige Reich zu vernichten!)

Original-Storytitel:
1) The Molten Man Regrets…!
2) …to Destroy the Realm Eternal!

Zeichnungen:
1) Steve Ditko
2) Werner Roth / Dan Adkins

Text:
1) Stan Lee
2) Roy Thomas



Auch diese Ausgabe zählt wohl nicht zu den Höhepunkten des Schaffens von Steve Ditko. Auf den ersten Blick ist die Story nicht schlecht, aber es ist letztlich ein Remake von „Spinne“ # 30. Was mich betrifft, ich kannte die # 36 deutlich früher als die # 30, so daß mir das erst jetzt so richtig auffällt. Und noch etwas anderes fällt mir auf: Zum wiederholten Mal beginnt eine Episode damit, daß ein Bösewicht aus dem Gefängnis entlassen wird; und wiederum hat er nichts Eiligeres zu tun, als seine Verbrecherkarriere fortzusetzen. Bei den „Fantastischen Vier“, die ich kürzlich gelesen habe, kam das auch mal vor, wurde aber doch etwas differenzierter dargestellt. Der Strafentlassene fand keinen Job und geriet so erneut auf die schiefe Bahn. Lee und Ditko suggerieren dagegen hier: Wer mal ins Gefängnis mußte, sollte am besten lebenslang weggesperrt bleiben. Eine Besserung (Resozialisierung) ist ausgeschlossen.

Ich muß immerhin feststellen: Ditko erzählt und zeichnet jetzt eindeutig wirkungsvoller als in „Spinne“ # 30. Schon das Cover bietet eine ungewöhnliche und sehr dramatische Perspektive. Es gibt größere Panels (auch wieder eine illustrative Splashpage, die Spinne und Metallo im Clinch zeigt), die Spinne ist akrobatischer dargestellt, ihre Suche nach Metallo wirkt spannender. Metallo seinerseits kämpft besser, denn er versucht mehrmals, die Spinne zu überrumpeln. Er nutzt zudem Masken; die Spinne muß erstmal herausfinden, wer ihr Gegner ist. Allerdings geht das Duell genauso aus wie beim letzten Mal: Metallo wird gefesselt und als Paket der Polizei übergeben. Und sonst gibt’s auch wenig Neues.

Peter Parkers Privatleben spielt in dieser Ausgabe eine kleinere Rolle als bisher. Am Anfang sieht man davon überhaupt nichts – die Spinne kommt hinzu, als Metallo gerade einen Juwelier überfällt. Am Ende erfährt er von der noch immer namenlosen neuen Sekretärin von JJJ, daß Betty und Ned Leeds abgereist sind, vermutlich an die Westküste. Peter ist tief getroffen. Sein Bild, das Betty ihm zurückgeben läßt, wirft er tief enttäuscht in den Abfalleimer (obwohl die Trennung von Betty ja das ist, was er zuletzt wollte). Tante May hat diesmal keinen Gastauftritt und darf sich erstmal regenerieren. Am Ende wird für die nächste Ausgabe ein neuer Superschurke vorgestellt, der mit der neuen Sekretärin gemeinsam hat, noch unbenamt zu sein.

Interessanter ist da schon die Leserbriefseite gleich daneben. Leserbriefseite? Überschrieben ist sie: „Hier spricht das MMT“. Wiedergegeben ist ein Leserbrief, in dem Unzufriedenheit darüber laut wird, daß die „Frankenstein“-Episoden so kurz sind. Die Redaktion erklärt das, holt dann aber noch viel weiter aus: Horrorcomics seien in Verruf gekommen. Was nicht erwähnt wird: „Dracula“ und „Frankenstein“ # 5 waren von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften indiziert worden. In den USA war kurz vor Anlaufen dieser Serien der Comics Code gefallen, bei uns hatte sich dagegen nichts Vergleichbares getan. Die Redaktion wollte nun ein „Horror-Forum“ ins Leben rufen, in dem sich die Fans kritisch mit den beiden Serien auseinandersetzen sollten. Dazu kam es aber nicht – die Zahl der Leser, die da mitreden konnten, war wahrscheinlich sehr überschaubar.
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 06.07.2018, 09:35   #5  
Phantom
Mitglied
 
Benutzerbild von Phantom
 
Ort: Franken
Beiträge: 694
Spinne 36 habe ich nie auf Deutsch gelesen. Deswegen noch ein paar Ergänzungen zu Spinne 35.

Spinne 35 war in meinem allerersten Marvel Superband (#12). Leider habe ich keine Erinnerung mehr daran, wie und warum ich zu diesem Band kam, aber fortan kaufte ich die Superbände regelmäßig bei meinem Zeitschriftenhändler (bzw. ließ sie mir anfangs noch von den Eltern kaufen). In diesem Band war u.a. FV 29 ("Tod eines Helden"), und diese Geschichte, in der am Ende Dr. Franklin stirbt, hat mich ziemlich fasziniert. Dagegen hat Spinne 35 keinen so großen Eindruck auf mich gemacht. Erst mit dem nächsten Superband, in dem dann Spinne 34 war, wurde ich damals zum begeisterten Spinne-Leser.

Was mir hier wieder auffällt: Im Original ist der Story-Titel oft am Titelbild und dann nochmal auf der ersten Story-Seite zu lesen (hier: the thrill of the hunt). Bei Williams wird das dann oft auf zwei verschiedene Weisen übersetzt (hier: "Im Taumel der Jagd" am Titelbild und dann "Der Zauber der Jagd"). Ich schließe daraus, dass Titelbild und Story nicht zur selben Zeit übersetzt wurden, vielleicht sogar von verschiedenen Leuten.

Bei den Credits wird Kirsten Isele mit "ea ipsa!" (also "genau die" oder "ja, sie selbst") speziell hervorgehoben. Im Original ist das nicht zu finden. Ich war ungefähr noch fünf Jahre von meiner ersten Latein-Stunde entfernt, als ich das las; ging man bei Williams wirklich davon aus, dass viele Latein-Schüler unter den Lesern waren, oder war das nur ein Gag (oder vielleicht eine verlorene Wette)?

Beim Wiederlesen ist mir auch aufgefallen, dass ein paar Soundwords eingedeutscht wurden. "Thwok" (unterlegt einen Fausthieb der Spinne) wird zu "Zuck", "Wap" wird zu "Flup" - wie bescheuert ist das denn?

Auch wenn ich mich wiederhole: die Übersetzung hat wieder ein paar Mängel. "I don't get it" (auf Deutsch: ich verstehe es nicht) wird übersetzt mit "ich hab's nicht". Dann gibt es folgenden Dialog: Spinne sagt "wenn ich dich nicht schlagen kann, dann heute", worauf Kraven antwortet "Du trägst ja ziemlich dick auf". Was soll das, die Spinne trägt doch gar nicht dick auf? Na ja, im Original steht bei der Spinne "that'll be the day", was eben gerade nicht "heute" bedeutet, sondern genau das Gegenteil, also ungefähr "das wird im Leben nicht passieren". Mit der Übersetzung "It's him" (was von der Spinne als grammatikalisch falsch beanstandet wird) war Hartmut Huff auch überfordert, der hat es mit "Es ist ihr" übersetzt. Aber im Gegensatz zu "it's him" sagt das im Deutschen natürlich keiner. Hier müsste man einfach freier übersetzen; Huff hat immer viel zu sehr versucht, Wort für Wort zu übertragen.

Auf der Leserbriefseite ist mir noch Jürgen Maier aufgefallen. Seinen Namen hatte ich später nochmal in der Comixene (ich glaube im Zusammenhang mit der Incos) entdeckt, dann aber nicht mehr. Ob er noch immer mit Comics zu tun hat?
Phantom ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 06.07.2018, 09:51   #6  
Peter L. Opmann
Mitglied
 
Benutzerbild von Peter L. Opmann
 
Ort: Hessen
Beiträge: 5.578
Danke für die Anmerkungen, besonders zur Übersetzung. Ohne zu vergleichen, habe ich aber doch den Eindruck, daß das Hartmut Huff teilweise auch ganz gut macht. "Ea ipsa" habe ich damals - trotz Latein - auch nicht verstanden, aber als etwa Zwölfjähriger läßt man sich von solchen Ausdrücken beeindrucken. Die freie Übersetzung "Im Taumel der Jagd" finde ich ganz gut, auch wenn das ein bißchen wie eine Parodie klingt.
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.07.2018, 08:09   #7  
Peter L. Opmann
Mitglied
 
Benutzerbild von Peter L. Opmann
 
Ort: Hessen
Beiträge: 5.578
Laut der englischsprachigen Wikipedia (und Comicforum) ist Steve Ditko am 29. Juni gestorben.
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 09.07.2018, 12:22   #8  
Peter L. Opmann
Mitglied
 
Benutzerbild von Peter L. Opmann
 
Ort: Hessen
Beiträge: 5.578
Zitat:
Zitat von Peter L. Opmann Beitrag anzeigen
In den USA war kurz vor Anlaufen dieser Serien der Comics Code gefallen, bei uns hatte sich dagegen nichts Vergleichbares getan. Die Redaktion wollte nun ein „Horror-Forum“ ins Leben rufen, in dem sich die Fans kritisch mit den beiden Serien auseinandersetzen sollten.
Muß mich mal selbst zitieren, denn ein Freund hat mich am Wochenende darauf hingewiesen, daß der Comic Code keineswegs gefallen war. Die Ausgaben von "Dracula" und "Frankenstein" zierte auch das Codesiegel. Was ich meinte, war, daß er nicht mehr so große Bedeutung hatte, vielleicht gar keine mehr, denn in den Horrorserien wurden jetzt Storys erzählt, die ein paar Jahre früher den Code wohl nicht passiert hätten. "Amazing Spider-Man" # 96 bis 98 hatten gezeigt, daß man das Siegel nicht unbedingt brauchte.
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.07.2018, 10:12   #9  
Phantom
Mitglied
 
Benutzerbild von Phantom
 
Ort: Franken
Beiträge: 694
Zitat:
Zitat von Peter L. Opmann Beitrag anzeigen
Muß mich mal selbst zitieren, denn ein Freund hat mich am Wochenende darauf hingewiesen, daß der Comic Code keineswegs gefallen war. Die Ausgaben von "Dracula" und "Frankenstein" zierte auch das Codesiegel. Was ich meinte, war, daß er nicht mehr so große Bedeutung hatte, vielleicht gar keine mehr, denn in den Horrorserien wurden jetzt Storys erzählt, die ein paar Jahre früher den Code wohl nicht passiert hätten. "Amazing Spider-Man" # 96 bis 98 hatten gezeigt, daß man das Siegel nicht unbedingt brauchte.
Anfang der 1970er hatte der Code schon noch eine gewisse Bedeutung. Dass die drei ASM-Hefte #96-98 von der Comics Code Authority zurückgewiesen wurden und deswegen ohne Code-Siegel erscheinen mussten, hatte keine Auswirkungen auf die Verkaufszahlen, aber hinter den Kulissen gab es schon Diskussionen. Martin Goodman hätte damals sicher nicht dauerhaft auf das Siegel verzichten wollen; er hätte bestimmt finanzielle Einbußen befürchtet. Unter anderem wegen ASM #96-98 wurde der Code im Lauf des Jahres 1971 ja auch mehrmals verändert, um (wenigstens etwas) mit der Zeit zu gehen. Was z.B. Vampire betreffend vorher so aussah
Zitat:
Scenes dealing with, or instruments associated with walking dead, torture, vampires and vampirism, ghouls, cannibalism, and werewolfism are prohibited.
lautete ab 1971 so:
Zitat:
Scenes dealing with, or instruments associated with walking dead, or torture, shall not be used. Vampires, ghouls and werewolves shall be permitted to be used when handled in the classic tradition such as Frankenstein, Dracula, and other high calibre literary works written by Edgar Allen Poe, Saki, Conan Doyle and other respected authors whose works are read in schools around the world.
Und prompt kam Marvel mit Tomb of Dracula, Frankenstein, Morbius usw. um die Ecke.

(Zur Geschichte des Comics Code siehe z.B. Amy Nyberg: Seal of Approval, The History of the Comics Code, 1998. Kapitelweise nachgedruckt in Alter Ego.)
Phantom ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.07.2018, 09:15   #10  
Peter L. Opmann
Mitglied
 
Benutzerbild von Peter L. Opmann
 
Ort: Hessen
Beiträge: 5.578
Spinne (Williams) 38

Erscheinungstermin: 7/1975

Originalausgabe:
1) Amazing Spider-Man # 37
2) Amazing Spider-Man # 1, 2, ?
3) Tales to Astonish # 99

Story-Titel:
1) Es war einmal ein Roboter…!
2) Die Geheimnisse der Spinne
3) ohne Titel (Die Katastrophe naht!)

Original-Storytitel:
1) Once upon a Time, there was a Robot…!
2) Secrets of Spider-Man’s Web
3) When falls the Holocaust

Zeichnungen:
1 und 2) Steve Ditko
3) Dan Adkins

Text:
1) Stan Lee
3) Archie Goodwin



Als hätte Steve Ditko das Gefühl gehabt, daß die letzten drei Hefte nicht so herausragend waren, ändert er nun noch einmal seine Gestaltungsweise und auch das Storytelling. Er erzählt wieder mit mehr Bildern und macht die Geschichte damit etwas komplexer. Eingeführt werden zwei neue Figuren, darunter eine sehr wichtige. Das Ende ist ziemlich ungewöhnlich. Der Band hat mich als Junge angesprochen, aber aus heutiger Sicht würde ich sagen: Zu den ganz großen, unvergeßlichen Episoden zählt der Band trotzdem nicht.

Wieder einmal bietet Ditko seine Spezial-Splashpage, eine Collage aus der Spinne und allen Figuren, die in diesem Heft eine Rolle spielen. Die eigentliche Geschichte beginnt mit einem Muster, das wir schon gut kennen: Ein Häftling, ein gewisser Professor Stromm, hat seine Strafe abgesessen, wird entlassen und plant augenblicklich seine Rache (bloß an wem?). Etwas später erfahren wir, daß Stromm ein Roboterkonstrukteur ist. Die Verbindung zur Spinne wird durch Frederic Foswell hergestellt; er gibt Jonah Jameson den Tip, daß Stromm freigelassen ist, und bietet an herauszufinden, was er vorhat. Peter Parker ist gerade im Raum und praktiziert einen Spinnenspürer in Foswells Hut, damit er von dessen Nachforschungen auch profitieren kann.

Stromm hat inzwischen bereits einen Roboter fertiggestellt, eine knubbelige grüne Kugel mit fünf Beinen. Er läßt das Gerät kybernetisch gesteuert zu einem Labor marschieren und es zerstören. Ein Brand bricht aus. Wem die Räume gehören, wissen wir noch nicht. Aber schneller als die Feuerwehr taucht die Spinne am Schauplatz auf und stellt sich dem Roboter entgegen. Nach anfänglichen Problemen setzt sie die Maschine außer Gefecht, indem sie sie dem Feuer aussetzt. Nun kommt der Laborbesitzer und sieht sich den Schaden an. Es ist der Vater von Peters Studienkollege Harry, Norman Osborn. Beide werden hier als unsympathische Gestalten eingeführt.

Foswell schnüffelt, verkleidet als Kleinganove Patch, herum. Inzwischen hat Stromm bereits einen zweiten Roboter am Start. Der sieht nun eher wie ein Roboter aus und kann, ähnlich wie Zyklop vom X-Team, tödliche Strahlen verschießen. Patch wird von einem Handlanger des Professors entdeckt und eingesperrt. Die Spinne eilt ihm zu Hilfe und befreit sich aus dem Gefängnisraum. Stromms Roboter bedroht da bereits Norman Osborn in seinem Büro. Die Spinne kommt hinzu, um das Schlimmste zu verhüten. Osborn will aber selbst gegen Stromm vorgehen und schlägt die Spinne hinterrücks nieder. Trotzdem gelingt es ihr, den Roboter außer Gefecht zu setzen. Stromm ist in der Nähe (wahrscheinlich, um den Blechkumpel steuern zu können), ergreift den abgeschlagenen Kopf des Roboters und kämpft weiter gegen die Spinne. Jemand, möglicherweise Osborn, zielt durch ein Fenster mit einem Gewehr auf Stromm, damit er nichts ausplaudern kann. Der Spinnensinn versagt (unerklärlicherweise), aber im letzten Moment kann sie Stromm aus der Schußbahn schubsen. Der sackt darauf zusammen und stirbt an einem Herzinfarkt – ein verschenkter Effekt, weil der Leser die Person und Motive Stromms vorher kaum kennengelernt hat.

Erwähnt werden sollte noch, daß Osborn und Jameson durch ihren Herrenclub amigomäßig miteinander verbunden sind. Außerdem hat JJJ schon wieder eine neue Sekretärin (die, die zunächst Betty ersetzte, hat bereits gekündigt). Und dann gibt es noch eine aufschlußreiche Szene mit Peter und Gwen. Sie ist inzwischen wirklich sauer auf ihn, weil er anscheinend alle von oben herab behandelt. Worauf er sie etwas unüberlegt als „Eisblock“ bezeichnet. Sie will ihm eine knallen, aber das pariert Peter auf recht charmante Weise. Flash Thompson kommt dazu und will Gwen vor Peter beschützen. Er zieht sich zurück, treibt dabei aber seinen Spott mit Flash („Bleib mir künftig aus dem Blickfeld, Parker!“ – „Aber sicher doch. Soweit ich weiß, ist Dummheit ansteckend.“). Gwen fällt auf, daß Peter überhaupt keine Angst vor Flash hat.

Die Story weist überraschende Details und Wendungen auf. Ich habe zwar selbst schon bemängelt, daß sich abenteuerliche Handlungen immer im engsten Umfeld von Peter Parker abspielen. Und jetzt kommen Figuren ins Spiel, von denen man nie zuvor gehört hat (Stromm und vor allem Norman Osborn). Aber auf die Dauer kann es nicht funktionieren, daß die wichtigen Akteure Unbekannte sind. Es wäre wohl auch besser gewesen, Osborn gezielt einzuführen, statt ihn aus dem Hut zu zaubern. Aber das ist die Handschrift von Steve Ditko, und Stan Lee muß irgendwann gesagt haben, daß man so eine Serie nicht aufbauen kann. Die Vorschau aufs nächste Heft bringt das deutlich zum Ausdruck: „Dieweil wir mehr vom mysteriösen Mr. Osborn erwarten, hetzten wir euch erstmal 'nen neuen Schurken auf den Hals!“

Außer Checkliste und Vorschau auf die nächste Produktion gibt es in dieser Ausgabe keine redaktionellen Seiten. Stattdessen werden ein Miniposter und zwei Infoseiten aus frühen Spider-Man-Ausgaben ins Heft gerückt, die ich aber einst, in den späten 70er Jahren, äußerst interessant fand.

Geändert von Peter L. Opmann (14.07.2018 um 17:28 Uhr)
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten
Neues Thema erstellen Antwort

Zurück   Sammlerforen.net > Öffentliche Foren > Sammelgebiete > Comics > Magazine > NUFF! - Forum


Forumregeln
Es ist dir nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist dir nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist dir nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist dir nicht erlaubt, deine Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 11:54 Uhr.


Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, Jelsoft Enterprises Ltd.
Copyright: www.sammlerforen.net

Das Sammler-Netzwerk: Der Sammler - Sammlerforen
Das Comic Guide-Netzwerk: Deutscher Comic Guide - Comic Guide NET - Comic-Marktplatz