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Alt 10.10.2018, 11:02   #351  
Peter L. Opmann
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Spinne (Williams) 70

Erscheinungstermin: 11/1976

Originalausgabe:
1) Amazing Spider-Man # 69
2) Journey into Mystery # 117

Story-Titel:
1) Den Kingpin vernichten!
2) Schlachtgetümmel – Kampfestoll

Original-Storytitel:
1) Mission: Crush the Kingpin!
2) Into the Blaze of Battle!

Zeichnungen:
1) John Romita / Jim Mooney
2) Jack Kirby / Vince Colletta

Text:
1) Stan Lee
2) Stan Lee



Der Kingpin hat die geheimnisvolle antike Tafel. Die Spinne versucht, sie wiederzubeschaffen – was allerdings den Vorwurf der Justiz, die demonstrierenden Studenten hätten dem Gangsterboß bei seinem Überfall geholfen, keineswegs entkräften würde. Aber die Sache läuft auf einen erneuten Fight von Kingpin und der Spinne hinaus, und darum geht es natürlich. Trotzdem gibt es in dieser Story ein paar interessante Aspekte. Aufgefallen ist mir auch, daß laut Credits John Romita diesmal nur die Storyboards angefertigt und Jim Mooney das Ganze im Wesentlichen allein gezeichnet und geinkt hat. Vielleicht hat Romita Urlaub genommen. Ich habe ein paar von Mooney gezeichnete Horrorstorys gelesen, wo er mich nicht so überzeugt hat. Ich dachte: Als Inker ist er eindeutig besser. Hier bemerke ich kaum, daß Romita an den Zeichnungen wenig beteiligt war. Mir fällt lediglich auf, daß die Spinne in einigen Panels muskulöser wirkt als üblich. Ein Brustkorb wie bei Superman paßt zu dieser Figur nicht.

Die Spinne stöbert Kingpin und seine Leute nach kurzer Suche auf. Der hat die Tafel erstmal in seinem Tresor versorgt – ein Safe, der nicht abgeschlossen ist; vielmehr ist die Stahltür so schwer, daß niemand außer Kingpin sie öffnen kann. Eine Frage, die mich sonst relativ kalt läßt, hat mich diesmal schon ein bißchen beschäftigt: Wie stark ist der Kingpin eigentlich? Kann er sich mit einem Superhelden (Peter Parker besitzt definitionsgemäß die proportionalen Kräfte einer Spinne) tatsächlich messen? Daß die Proportionen nicht mehr ganz stimmen, wird wenige Ausgaben später bei „Menschenberg Marco“ deutlich, der ein lediglich großgewachsener und gut trainierter Gangster ist und trotzdem angeblich der Spinne schwer zusetzen kann. Aber was soll’s? Rein optisch wirkt die Spinne hier dem jedenfalls übermenschlich feisten Kingpin unterlegen und verlegt sich darauf, ihn mit gewitzter Akrobatik zu bekämpfen. Das sieht schon ganz ansprechend aus.

Auffällig: Anders als in der Ditko-Zeit ziehen die Gangster hier ihre Pistolen, um die Spinne zu erschießen. Marvel trägt wohl der zunehmenden Brutalisierung in Kinofilmen Rechnung. Freilich wird niemand verletzt. Kingpin bekommt im Zweikampf irgendwann die rechte Hand der Spinne zu fassen und drückt so kräftig zu, daß sie beinahe ohnmächtig wird. Das ist auch das durchaus eindrucksvolle Titelmotiv. Trotz tauber Hand ist die Spinne aber nicht besiegt, und Kingpin muß Zuflucht zu seinem Spazierstock nehmen. Den verklebt die Spinne aber blitzschnell mit Netzflüssigkeit, so daß der Schuß nach hinten losgeht. Nun ist der Kingpin k.o. und wird von der Polizei festgenommen. Trotz all seiner Kraft ist er offenbar von Handschellen zu halten. Die Spinne nimmt derweil den Inschriften-Spezialisten Wilson hops und öffnet Kingpins Tresor, um die Tafel an sich zu bringen. Beim Verlassen von Kingpins Hauptquartier wird er von der Polizei entdeckt, die sofort messerscharf schließt, daß die Spinne mit Kingpin unter einer Decke steckt. Sie wird wütend und kündigt an, sie wolle nun wirklich eine Gefahr für New York werden, wie ihr das immer wieder unterstellt wurde. Da sind wir doch mal gespannt.

Zu Beginn der Story bekommen wir noch ein paar andere Dinge mit: Joe Robertson diskutiert mit seinem Sohn Randy über den Sinn von Demonstrationen. Dabei wird deutlich, daß sich Randy als Schwarzer diskriminiert fühlt. Ihm geht es also gar nicht um falsche Entscheidungen an seiner Uni, es geht um die Rassenfrage. Gleichzeitig setzt sich Gwen Stacy mit anderen (weißen) Demonstranten auseinander. Sie beschuldigen Peter Parker, sich gedrückt zu haben. Aber Gwen verteidigt ihn wie eine Löwin. Als sie kurz darauf ihren Vater trifft, erkundigt er sich besorgt, ob sie sexuell belästigt worden ist. Aber sowas ist zu dieser Zeit glücklicherweise – zumindest in US-Comics – noch kein Thema.

Es ist wieder mal eine sehr actionbetonte Ausgabe, die die Story um die Tontafel genau betrachtet nur ein kleines Stück voranbringt. Und doch wirkt sie dicht und mitreißend. Es zeigt sich wieder mal, daß in einer Comicstory auf Logik nicht unbedingt großer Wert gelegt werden muß. Über die Grafik habe ich mich ja schon geäußert. Was nach wie vor in erster Linie überzeugt, sind Mooneys gekonnte Schwarz-Weiß-Kontraste. Seit er an der Serie mitwirkt, sind etliche Szenen in relative Dunkelheit getaucht. Die Schatten machen die Szenerien realistischer.

In dieser Ausgabe gibt es – neben Checkliste und Programmvorschau – wieder mal eine Leserbriefseite, die mit netten Karikaturen von Thor, Namor und Dämon aufgemacht ist. Es gibt ein paar Kleinanzeigen; unter anderem sucht ein gewisser Hajo F. Breuer nach einem Zeichner, um mit ihm einen „druckreifen Comicstrip“ zu produzieren. Daraus scheint nichts geworden zu sein. Die Briefe stammen immer noch aus der Zeit vor der Einstellung etlicher Serien. Ein Leser bemängelt, der Hulk sei zu brutal. Weiter geht es um die Frage, ob die Zweitserien mehr Raum bekommen sollen oder weiter öfters redaktionelle Seiten erscheinen. Insgesamt wird Williams viel Lob gespendet.
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Alt 10.10.2018, 23:52   #352  
Peter L. Opmann
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Fazit der „Spinne“-Ausgaben bis # 70:

Jetzt möchte ich nochmal zurückblicken, denn „Spinne“ # 70 ist die letzte Ausgabe der Phase, in der ich die Serie nur sporadisch und ausschnittsweise gelesen habe. Durch die Superbände habe ich zwar doch noch einiges von dem, was ich beim ersten Erscheinen verpaßt hatte, mitbekommen, aber es fehlte das chronologische Lesen, das bei einer Serie wie dieser sehr wichtig ist.

Oder doch nicht? Der Eindruck, den ich schon von der Ditko-Phase gewonnen habe, daß nämlich die Qualität der Hefte ziemlich schwankt, setzt sich in der Romita-Phase im Prinzip fort. Generell gehen die Macher wohl allmählich von einer etwas älteren Leserschaft aus und versuchen auch, von in einem Heft abgeschlossenen Storys wegzukommen. Aber wenn man wirklich kontinuierlich liest, fällt auf, daß teils auf eine interessante Handlungsentwicklung, teils auch nur auf Action Wert gelegt wird.

Soweit Peter Parkers Privatleben erzählt wird, bemerkt man eine Schwäche, die sozusagen aus der Ditko-Zeit nahtlos übernommen wurde: Die Figuren um Peter herum verändern sich nicht folgerichtig, sondern sprunghaft. Zum Beispiel: Mal bahnt sich eine Beziehung von Peter und Gwen deutlich an, dann wieder zeigt sie ihm wegen eines Mißverständnisses die kalte Schulter. Ähnlich ist es bei Betty Brant, Harry Osborn, Mary-Jane Watson und anderen. Das wirkt so – wie schon zu Ditkos Zeiten –, als ob bestimmte Figuren in der Geschichte einfach auftauchen sollten, man sich aber nur kurz Gedanken machte, welche Rolle sie dabei spielen sollen. Was Jonah Jameson betrifft: Sein kompromißloser Haß auf die Spinne ist eigentlich ein schöner Einfall und fungiert wie ein running gag, aber man fragt sich bisweilen doch: Woher kommt dieser Haß? Das ist nie erklärt worden. Teilweise wirkt JJJ einfach nur verbohrt, und es irritiert, daß dieser Mann so überhaupt nicht lernfähig ist.

Der Wechsel von Ditko zu Romita war wichtig, weil der neue Zeichner aus der „Spinne“ eine Serie der 60er Jahre machte, aus damaliger Sicht: eine Serie von heute. Mir ist aber jetzt erst aufgefallen, welch wichtigen Beitrag Jim Mooney leistete, Romita begann ziemlich stark, seine Grafik verflachte aber zunehmend, auch durch Inker Mike Esposito, der in Routine verfiel. Und auch die Arbeit von Don Heck machte es nicht besser. Mit Jim Mooney machte die Optik dann einen großen Sprung nach vorne. Die Konturen wurden schärfer, die Zeichnungen durch markante Schatten realistischer und auch düsterer. Jetzt war ASM auch grafisch eine Serie für Ältere geworden.

Und auch ich war älter, wenn auch im November 1976 – anders als ich das in Erinnerung hatte – erst elf. Aber ich war nun zumindest auf eine höhere Schule gewechselt. Und ich hatte deutlich mehr Taschengeld – jetzt reichte es für die gesamte Williams-Monatsproduktion und auch noch ab und zu für einen Superband. Wäre die Serie noch so gewesen wie in Ditko-Zeiten, hätte ich wohl nicht wieder zu lesen angefangen.
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Alt 11.10.2018, 08:29   #353  
Marvel Boy
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Zu JJJ, es gibt verbohrte und nicht lernfähige Menschen.
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Alt 11.10.2018, 08:37   #354  
Peter L. Opmann
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Meinst Du, Du kennst solche Typen wie JJJ im wirklichen Leben?
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Alt 11.10.2018, 08:48   #355  
FrankDrake
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So ein Typ ist gerade Präsident der USA

Mehr als ein Westfale kann der Mensch nicht werden!
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Alt 11.10.2018, 09:15   #356  
Peter L. Opmann
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Trump tut im wesentlichen das, was seine Wähler wollen. Wäre vielleicht reizvoll gewesen zu zeigen, daß JJJ vielleicht das schreibt, was seine Leser erwarten und womit er seine Zeitungen verkaufen kann. Aber dieser Aspekt taucht nie auf.
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Alt 12.10.2018, 09:06   #357  
Marvel Boy
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Trump ist das beste Beispiel für die Gattung und der macht was er will. Die Wähler interessieren ihn nur bedingt, genauso wie den Rest der Menschheit.
Ich will hier aber nicht politisch werden, das gehört hier nicht hin.

Und JJJ ist da genau so.
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Alt 12.10.2018, 19:14   #358  
Peter L. Opmann
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Ein Freund wies mich darauf hin, daß es zu dieser Zeit wirklich noch ziemlich unüblich war, daß Comicgeschichten fortgesetzt wurden. Und eine Rolle mag auch gespielt haben, daß nur einmal im Monat ein Heft erschien. Man mußte also wohl erst einüben, eine kontinuierliche Geschichte über mehrere Ausgaben hinweg zu erzählen.
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Alt 13.10.2018, 08:14   #359  
Marvel Boy
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Da brauchst du dir nur DC Geschichten anzuschauen die zur Gleichen Zeit erschinen sind, dann weißt du wie riesig der Unterschied war.
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Alt 13.10.2018, 17:05   #360  
thetifcat
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DC hat das von 1939 bis in die 90zier so gemacht. Da kannst Du ohne Probleme jedes x beliebige Heft ziehen und brauchst keine Angst zu habe irgendeine hefteübergreifende wichtige Storyline zu verpassen- die gab es nicht. Da war Stan Lee schon in den ersten Stunden seiner Marvel Hefte (FV) Äonen weiter. Einer der Gründe warum mir DC Comcis auch nie viel gegeben. Obwohl ich sie mitgesammelt habe.
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Alt 13.10.2018, 20:08   #361  
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Im US-Fernsehen waren aber Seifenopern mindestens seit den 1950er Jahren gang und gäbe. Und vorher gab es solche Serien schon im Radio. Weiß jemand, ob sich die Stan Lee zum Vorbild genommen oder ob er doch etwas anderes probiert hat - mit vielleicht anderen Gesetzen?
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Alt 14.10.2018, 07:21   #362  
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Die Seifenopern im TV hatten aber auch kaum Entwickelung, da kannst du auch problemlos einzelne Folgen schauen.
Vorbild währen da schon eher die Kinoserials ( 1920iger-1950iger ) mit fortlaufender Handlung.
Die liefen ja vor dem Hauptfilm und damit wollte man Leute natürlich zum Kinobesuch animieren weil die sehen wollten wie es weitergeht.
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Alt 14.10.2018, 07:55   #363  
Peter L. Opmann
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Ich kenne da leider kaum etwas. Bei einer Westernserie wie "Zorro rides again" kann man sicher problemlos einzelne Folgen anschauen; bei "Flash Gordon" geht zumindest die Handlung immer weiter, und man kann nicht so gut mittendrin einsteigen. "Springfield Story" und andere bekannte TV-Serien vor 1970 kenne ich leider nicht.
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Alt 14.10.2018, 09:51   #364  
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Spinne (Williams) 71

Erscheinungstermin: 11/1976

Originalausgabe:
1) Amazing Spider-Man # 70
2) Journey into Mystery # 117

Story-Titel:
1) Gesucht: Die Spinne!
2) ohne Titel (Schlachtgetümmel – Kampfestoll)

Original-Storytitel:
1) Spider-Man Wanted!
2) Into the Blaze of Battle!

Zeichnungen:
1) John Romita / Jim Mooney
2) Jack Kirby / Vince Colletta

Text:
1) Stan Lee
2) Stan Lee



Dies war mein erster genauerer Blick auf die Serie seit längerem. Schon die größere lila Manschette auf dem Cover signalisierte, daß sich etwas geändert hatte. Das Covermotiv machte mich sehr neugierig: Die Spinne wird offenbar von der Polizei gejagt, aber warum? Sie klebt an einer Ziegelmauer, grell beleuchtet von einem Suchscheinwerfer. Mehrere bewaffnete Polizisten drängen hinzu – ein Gewehr zielt auf sie. Mit dem (wenigen), was ich bisher gelesen hatte, ließ sich das nicht in Einklang bringen. Ungewohnt ebenfalls: In einem Kasten unten wurde für Thor geworben. Hatte er etwa bei der Spinne einen Gastauftritt?

Sicher ungut berührt hat mich das geschrumpfte Monatsprogramm. Ein Mitglied des X-Teams illustriert die Checkliste, aber die X-Men hatten bei Williams keine Heimat mehr. Höchst interessant dagegen die „Spinne“-Story in vielerlei Hinsicht. Die Splashpage wirkte allein dadurch schon ungewöhnlich, daß eine aufgeschlagene Zeitung den Hauptteil des Raums einnahm. Daß die Spinne zusammen mit Kingpin ein Verbrechen begangen haben sollte, mußte man ja nicht einfach so glauben. Aber was hatte es mit der Tontafel auf sich? Wer war Kingpin? Hier wird man ohne Zusammenfassung der vorangegangenen Ereignisse in die Geschichte hineingeworfen. Das machte die Sache aber auch spannend.

Die Kraft des Kingpin ist hier deutlich heruntergefahren. Gitterstäbe des Gefängnisses stellen zunächst einmal ein Hindernis für ihn dar. Auf mich wirkte er nicht wie ein Superschurke, aber jemand mit seiner Visage, der im Knast sitzt, ist ein glaubwürdiger Verbrecher. Immerhin hofft Kingpin, die Gitterstäbe herausreißen zu können. Dann kann man die Spinne und ihre Befindlichkeit ein wenig kennenlernen. Sie hat tatsächlich die mysteriöse Tafel, will sie aber loswerden. Während sie aber grübelt, wie sie das anstellen soll, wird sie von einem Polizisten beschossen. Auf jeden Fall hält sie offenbar heißes Diebesgut in den Händen. Sie löst das Problem vorerst, indem sie in Peter Parkers Privatleben untertaucht, und die Tafel wird in seinem Kleiderschrank versteckt. In einem Alptraum tauchen Peters aktuelle Bezugspersonen auf – für mich ein guter Überblick. Am Morgen wird Peter auf dem Weg zur Uni von Gwen zur Rede gestellt – sie hält ihn für einen Feigling. Peter erkennt, daß sie ihn liebt, kann sich ihr aber nicht offenbaren. Derweil verhandelt eine Studentengruppe mit dem Unirektor. Ihre Forderungen werden erfüllt. Jetzt ist schon fast die Hälfte der Story vorbei, aber Kingpin hat endlich seine Gitterstäbe so sehr gelockert, daß er ausbrechen kann – sehr zur Überraschung seiner Kumpane, die ihn zuvor verspottet hatten.

Die Spinne wird weiter von der Polizei verfolgt. Sie ist gerade auf den Gedanken gekommen, es werde sie einen Schritt weiterbringen, wenn die Tafel entziffert werden kann. Als sie zu diesem Zweck aber einen Spezialisten aufsuchen will, wird sie erneut aufgespürt und muß den Rückzug antreten. Sie hat mitbekommen, daß der Kingpin entkommen ist, und will nun mit ihm die Sache mit der Tafel klären. Sie will alle Gangster, die ihr über den Weg laufen, aufmischen, um ihn so aus seinem Versteck zu locken. Schließlich hat sie damit Erfolg. Während sie einen Überfall vereitelt, nähert sich eine verspiegelte Limousine, und heraus klettert der Kingpin. Die Spinne setzt ihn mit einem mächtigen Fußtritt außer Gefecht, aber da rauscht eine zweite Limousine heran, und eine Frauenstimme fordert Kingpin auf einzusteigen, was er sich nicht zweimal sagen läßt. Außerdem vor Ort: Ein Reportagewagen des „Daily Bugle“ mit Jonah Jameson und Ned Leeds, der die Spinne ungewollt daran hindert, die Flucht des Kingpin zu verhindern. Die Spinne packt Jameson am Kragen und droht, ihm eine Abreibung zu verpassen. Da wird JJJ bewußtlos – hat er einen Schlaganfall erlitten? Das erfahren wir zunächst nicht. Aber die Spinne setzt sich auf ein Hochhausdach ab und fragt sich: Ist sie tatsächlich eine Gefahr für die Öffentlichkeit, wie Jameson immer behauptet hat?

Ziemlich viele offene Fragen, auch für jemanden, der die Figur Spinne schon ein wenig kannte. Die Episode enttäuscht mich auch mehr als 40 Jahre, nachdem ich sie zum ersten Mal gelesen habe, nicht. Ich habe jetzt nur etwas mehr Erfahrung mit der Serie und weiß, daß sich offene Fragen meist nicht so spektakulär auflösen, wie sie aufgeworfen wurden. Aber das Heft finde ich noch heute recht gelungen. Man blickt in unterschiedliche Bereiche der Handlung und wird dort überall animiert weiterzulesen. Ähnlich erging es mir auch mit „Thor“. Zum ersten Mal agiert er hier vor dem Hintergrund des Vietnamkriegs. Das war für mich allein deshalb ziemlich undurchschaubar, weil ich über diesen Krieg nichts wußte. Redaktionelle Seiten gibt es in diesem Heft, abgesehen von Checkliste und Vorschau, nicht.

Geändert von underduck (14.10.2018 um 16:59 Uhr)
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.10.2018, 13:31   #365  
Horatio
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Zitat:
Zitat von thetifcat Beitrag anzeigen
DC hat das von 1939 bis in die 90zier so gemacht. Da kannst Du ohne Probleme jedes x beliebige Heft ziehen und brauchst keine Angst zu habe irgendeine hefteübergreifende wichtige Storyline zu verpassen- die gab es nicht. Da war Stan Lee schon in den ersten Stunden seiner Marvel Hefte (FV) Äonen weiter. Einer der Gründe warum mir DC Comcis auch nie viel gegeben. Obwohl ich sie mitgesammelt habe.
Ich erinnere mich spontan an eine in den Superman-Episoden Anfang der Siebzigerjahre sich über mehrere Hefte hinziehende Geschichte mit einem Doppelgänger für Morgan Edge – was man auch erst nach einigen Heften erfährt: Zunächst taucht nur wiederholt ein mysteriöser unsichtbarer Beobachter auf. Dann stellt sich heraus, dass es der echte Edge ist, der von seinem Doppelgänger gefangen gehalten wird.

Geändert von Horatio (14.10.2018 um 13:42 Uhr)
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Alt 14.10.2018, 17:24   #366  
thetifcat
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Horatio: Selten, aber ja. Dann können wir noch die 5 Superhelden Söhne Storys dazunehmen. Aber auch die funktionieren einzeln. Viel war es nicht. Erst die Grüne Laterne bzw. Leuchte entwickelte sowas ähnliches mit den legendären Grüner Pfeil und Grüne Laterne Hefte die bei uns unter bei dem BSV-Verlag unter Top Comics liefen.


Peter: Die zahllosen Western Serien Bonanza und co., die ebenfalls zahllosen Krimi Serien Lee Marvins oder Chicago 1930 und co alles Einzelfolgen. Auch die 70er Serien waren alle so gestrickt. Auch unsere Enterprise Serien, erst mit DS9 änderte sich das. Nee Stan Lee war da eher Vorbild für das was dann kam. Heute sind Serien GOT, TWD und co. sehr lange Filme. Da kommen die alten Serien nicht mit. Und der soap opera Effekt entsand ende der 70er mit Dallas. Da war Gwen schon lange tot und Parker hat mehr erlebt als so mache wirre Dallas Story.
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Alt 14.10.2018, 17:34   #367  
Peter L. Opmann
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Daß "Dallas" eine wichtige Neuerung war, habe ich auch gelesen. Habe den Kram - auch "Denver Clan" - nie gesehen.
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Alt 14.10.2018, 19:06   #368  
Horatio
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Betr. "Morgan Edge": Ja, diese Ausnahme bestätigt wohl, was bei DC eher die Regel war. Übrigens war Morgan Edge (und Darkseid bzw. damals bei Ehaps anfangs noch SATUNAS genannt) eine Erfindung von Jack Kirby, dieser Handlungsbogen also so 'ne Art "Marvel"-Einfluss.

Ich würde in Dallas keine wichtige Neuerung sehen. Das war nicht die erste erfolgreiche TV-Seifenoper, nicht mal im deutschen Fernsehen.


Bei Interesse nachschlagbar:

Familie Schölermann (im TV 1954-1960; im Radio 1947-1961); bis zu 90 % Einschaltquote! (okay, es gab damals nur ein Fernsehprogramm…)
und
Die Hesselbachs (im TV zwischen 1960 und 1967; im Radio 1949-1956); plus: 4 Kinospielfilme

und so weiter … z. B. diverse Vorabendserien mit Inge Meysel (Gertrud Stranitzki oder so).
Auch z. B. Salto Mortale enthielt Seifenoper-Elemente.

*

Die engl. Wikipedia zum Thema „Seifenopern“:

„Soap operas quickly became a fixture of American daytime television in the early 1950s, joined by game shows, sitcom reruns and talk shows.

The first long-running prime time soap opera was Peyton Place (1964–1969) on ABC. It was based in part on the eponymous 1957 film (which, in turn, was based on the 1956 novel).

The structure of Peyton Place, with its episodic plots and long-running story arcs, set the mold for the primetime serials of the 1980s when the format reached its pinnacle.“

Stan Lee war mMn bestimmt nicht der erste, der Soap-Elemente in Fantasy/SF-Serien eingebaut hat. Aber womöglich derjenige, der eine inhaltliche Entwicklung innerhalb solcher Serien eingeführt hat.
Horatio ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.10.2018, 19:19   #369  
Horatio
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Es gibt noch ein weiteres Beispiel bei DC:
Bei den frühen Supergirl-Stories (Ende der Fünfziger und Anfang der Sechziger) gab es auch seifenopernmäßig eine inhaltliche Entwicklung: Sie kommt auf die Erde und muss ihre Existenz anfangs geheim halten. Supie verspricht ihr: Eines Tages, wenn sie gelernt hat, mit ihren Superkräften umzugehen und sich bewährt hat, wird er sie der Welt vorstellen. Was dann auch geschieht, aber erst nach einiger Zeit.

Ein Soap-Element bei Superman war ja Lois' fortgesetztes, aber erfolgloses Anschmachten bei Superman.

Frage: Wie sinnvoll ist es, bei Serien eine inhaltliche Entwicklung einzuführen? Und ist das nicht auch riskant?
Viele Leute haben heute scheinbar Schwierigkeiten, in eine Serie einzusteigen, weil sie durch die ganzen Ent- und Verwicklungen nicht durchsteigen.
Horatio ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.10.2018, 20:35   #370  
Peter L. Opmann
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Zitat von Horatio Beitrag anzeigen
Frage: Wie sinnvoll ist es, bei Serien eine inhaltliche Entwicklung einzuführen? Und ist das nicht auch riskant?
Viele Leute haben heute scheinbar Schwierigkeiten, in eine Serie einzusteigen, weil sie durch die ganzen Ent- und Verwicklungen nicht durchsteigen.
Das sieht man ja daran, daß heute immer wieder Leute in Foren anfragen: Ich interessiere mich ganz neu für Spider-Man. - Wo soll ich einsteigen?

Bei den Marvel-Serien wurde zweifellos der Bogen mächtig überspannt.

Meine Frage wäre: Wie wünschenswert ist es, daß man eine Soap Opera quasi sein ganzes Leben lang begleitet? Ich war von elf bis - großzügig gerechnet - 25 Jahren von dieser Soap Opera fasziniert, dann ließ das deutlich nach. Darin sehe ich aber kein Manko. Die Interessen ändern sich auch mal.
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.10.2018, 22:45   #371  
Horatio
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Das sieht man ja daran, daß heute immer wieder Leute in Foren anfragen: Ich interessiere mich ganz neu für Spider-Man. - Wo soll ich einsteigen?
Darauf beziehe auch ich mich.


Dass das Erzählen mit Handlungsbögen im TV populär wurde – da halte ich Twin Peaks für deutlich einflussreicher als Dallas oder Stan Lee.
Horatio ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.10.2018, 22:56   #372  
Peter L. Opmann
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Ich wäre äußerst überrascht gewesen, wenn jetzt herausgekommen wäre: Stan Lee ist der eigentliche Erfinder der Soap Opera.


Meine Betrachtungsweise war immer: Wo hat er sich was abgeschaut? Vielleicht noch: Wie hat er auf welche Zwänge reagiert? Man muß immer im Auge behalten, wie er gegebenenfalls auf Leserreaktionen reagiert hat. Und wie hat er gegenüber der Selbstzensur agiert?


Man kann aber wohl annehmen, daß er experimentierfreudig war und den Lesern auch mal etwas zugemutet hat. Wenn ich allerdings jetzt sehe, daß die Story mit der antiken Tafel durch den Gaststarauftritt von Quecksilber und die Ausgabe mit dem Schocker praktisch unterbrochen wird, frage ich mich: Wollte er die Leser doch nicht zu sehr mit dieser recht verwickelten Hauptstory strapazieren? Oder wußte er vielleicht selbst noch nicht, wie die Geschichte mit der Tafel weitergehen sollte, und hat versucht, Zeit zu gewinnen?
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.10.2018, 23:13   #373  
Horatio
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Zitat von Peter L. Opmann Beitrag anzeigen
Wo hat er sich was abgeschaut?
Ich glaube nicht, dass er sich das dort abgeschaut hat, aber dass mehrere Serien im selben Universum spielen und die Charaktere der einen auch als Gast in den anderen auftauchen, das gab es im US-TV schon 1959 bei den Detektivserien 77 Sunset Strip, Hawaiian Eye, Bourbon Street Beat und Surfside Six.
Horatio ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.10.2018, 07:17   #374  
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Zitat von Peter L. Opmann Beitrag anzeigen
Ich kenne da leider kaum etwas. Bei einer Westernserie wie "Zorro rides again" kann man sicher problemlos einzelne Folgen anschauen; bei "Flash Gordon" geht zumindest die Handlung immer weiter, und man kann nicht so gut mittendrin einsteigen. "Springfield Story" und andere bekannte TV-Serien vor 1970 kenne ich leider nicht.
Im Grunprinzip wurde vor jeder Folge eines Serials eine Zusammenfassung geliefert was bisher geschehen war, damit man einigermaßen reinkam.
Genauso wie in den Marvel Heften in den Anfangsjahren.
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Alt 15.10.2018, 07:25   #375  
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Frage: Wie sinnvoll ist es, bei Serien eine inhaltliche Entwicklung einzuführen? Und ist das nicht auch riskant?
Viele Leute haben heute scheinbar Schwierigkeiten, in eine Serie einzusteigen, weil sie durch die ganzen Ent- und Verwicklungen nicht durchsteigen.
Warum bin ich hauptsächlich Marvel Leser geworden und weniger DC Leser?
Weil das ganze eine Entwickelung durchmacht.
Warum macht mir das heute nicht mehr den gleichen Spaß wie früher?
Weil es keine konsequenten Entwickelungen mehr gibt.
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