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Alt 05.04.2020, 08:11   #301  
Marvel Boy
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Ich finde es immer wieder interessant das man damals so ein Heft nebenbei weggelesen hat und man viel später feststellen durfte, es war der Anfang von etwas großem, was damals die Macher aber auch noch nicht wußten.
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Alt 05.04.2020, 08:59   #302  
Peter L. Opmann
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Erinnert mich ein bißchen an Wirtschaftsgeschichte: Bei Firmenjubiläen hört man ja immer wieder Sachen wie "Der Gründer verkaufte in einem Hinterhof Käse und Gemüse, und heute ist es ein Unternehmen mit 500 Filialen und Niederlassungen in zwei Dutzend Ländern auf der ganzen Welt."
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Alt 05.04.2020, 09:05   #303  
Marvel Boy
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Ja, so ähnlich lief das bei Marvel,
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Alt 05.04.2020, 09:19   #304  
Peter L. Opmann
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Wobei ich den Hinterhofladen entschieden lieber mag als den multinationalen Konzern...
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Alt 05.04.2020, 09:30   #305  
Marvel Boy
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Oh ja!
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Alt 05.04.2020, 11:15   #306  
Crackajack Jackson
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Hier wird es spannend.
Mr. Fantastic forscht unermüdlich. Das tut er des öfteren und man sieht es, wenn Kirby ihn mit Bartstoppeln zeichnet. Irgendwann lässt er den Bart dann ganz stehen.
Hier sagt Alicia ganz klar, dass sie ein Gefühl der Liebe für den Silver Surfer empfindet.
Ist schon komisch, dass bei den Fantastischen Vier die Frauen sich ihrer Gefühle nie so ganz sicher sind, wenigstens zu diesem Zeitpunkt.
Susan Storm - Namor
Alicia - Silfer Surfer
Hier sind wir Zeuge der Geburt eines höheren Wesens, dessen Charakterzüge dem silbernen Surfer ähneln. Es ist eine Weiterentwicklung des Menschen, mächtig und ohne Arg.
Später erschaffen Stan Lee und Jack Kirby sogar eine eigene Figur, die Wesen weiterentwicken kann, den High Evolutionary in "The Mighty Thor #133"
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Alt 05.04.2020, 14:46   #307  
Peter L. Opmann
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Die Fantastischen Vier # 64




Gut, daß ich in dieser Phase nicht als regelmäßiger Leser dabei war. Endlich gab es ein paar Anzeigen: die Sea-Monkeys und Marken-Paul. Daher entfiel die Monats-Checkliste auf Seite 2. Aber die Eigenanzeige auf der Rückseite zeigte schon die letzte Monatsproduktion mit zwölf verschiedenen Titeln (zwei von DC) und insgesamt 16 Ausgaben (Spinne, FV und Rächer erschienen vierzehntägig). Einen Monat später war das alles vorbei, und Thor, Hulk, Dracula, Frankenstein, Der Eiserne, Doktor Strange, Planet der Affen und Grüne Laterne waren eingestellt. Wirklich schade – hätte mich sicher schwer geschockt. Ich hätte mir natürlich alle diese Titel nach wie vor nicht kaufen können, aber ich habe schon ein wenig verfolgt, was so an Marvels rauskam – am Kiosk oder bei Freunden, die auch Williams lasen. Aber so waren die Einstellungen nicht so schlimm. Und für Spinne, FV, Rächer und Horror reichte mein Taschengeld etwas später dann.

Hier startet wieder mal ein Vierteiler, und ihm zugrunde liegt ein schon bewährtes Konzept: Ding wird umgepolt und wendet sich gegen seine Team-Kumpels („Sein Auftrag: Vernichte die Fantastischen Vier!“). In FV # 38 passierte das schon einmal – damals wurde Ding vom Zauberer gehirngewaschen und auf die restlichen FV gehetzt. In FV # 51 dreht Ding ohne äußere Manipulation durch, weil es scheint, als hätte sich der Silberstürmer an seine Alicia rangemacht. Kurz zuvor, in FV # 47 hatte ein frustrierter Wissenschaftler seinen Körper mit dem von Ding getauscht, um – na? – die Fantastischen Vier zu vernichten. Ein weiteres Motiv taucht hier noch einmal auf: Reed Richards versucht, Ding seine menschliche Gestalt wiederzugeben. Verlagspolitisch verständlich, daß das nicht klappt, denn Ding ist eben die markanteste Figur in dem Superheldenquartett.

Zum ersten Mal, würde ich sagen, beginnt Stan Lee eine längere Story ganz entspannt. Ein paarmal wird eine unbekannte böse Figur eingeblendet, die schon üble Pläne gegen die FV schmiedet, aber sonst erleben wir Superhelden-Alltag. Die FV besuchen Alicia am Krankenbett (nach ihrem kräftezehrenden Einsatz im „Bienenstock“). Sue probiert ein neues Kostüm mit Minirock und schwarzem Senkrechtstrich vom Hals bis zu den Beinen an. Die bisher getragenen blauen Leggins fehlen anfangs, ab Seite 19 trägt Sue sie dann doch wieder, unter dem Minirock. Es wirkt wie ein Anschlußfehler, denn auf Seite 18 unten sind ihre Beine bis zu den schwarzen Stiefeln noch nackt.

Johnny holt seinen Sportwagen aus der Werkstatt und läßt sich in ein Jungsgerangel mit einem der Mechaniker verwickeln. Crystal beendet den Streit durch ihre Naturkräfte. Reed, Sue und Ding wollen essen gehen, aber Ding paßt in keinen Anzug. Auf Seite 14 schließlich geht die Handlung richtig los, als im Baxter Building ein Dr. Santini auftaucht, Chemiker und eine Koryphäe seines Fachs. Er soll bei der Rückverwandlung von Ding helfen. Man weiß ja nicht, welcher Fakultät Reed angehört, aber er scheint demnach eher Physiker zu sein – das würde auch zu seinen Weltraummissionen passen. Oft wird er jedoch als Universalgenie verkauft, so daß es schon auffällt, daß er Hilfe von einem Chemiker braucht. Wir Leser wissen inzwischen bereits, daß der echte Santini von dem oben erwähnten Schurken gekidnappt worden ist und der nun als Santini verkleidet auftritt.

Der falsche Santini macht Fehler; trotzdem schöpft zunächst niemand Verdacht. Ding spaziert inzwischen durch die Stadt. Ohne es zu merken, geht es auch durch die Yancy Street, und einer von der Bande, die dadurch wieder mal zu einem Auftritt bei den FV kommt, schießt ihm mit einer Zwackel den Hut vom Kopf. Ding ist aber so in Gedanken, daß es das gar nicht merkt. Ein running gag, der auf originelle Weise variiert wird.

Ding trifft im Baxter Building ein, und das Verfahren der Rückverwandlung beginnt. Der falsche Santini hat allerdings gar nicht im Sinn, das Monster wieder zum Menschen zu machen, sondern zum Amokläufer. Nach der Bestrahlung greift Ding sofort Reed an: „Ich will ganz sicher gehen, daß du nie wieder über mich lachst!“ Cliffhanger.

Grafisch gefällt mir die Ausgabe hervorragend. Das ist Jack Kirby at his best: Groteske Gesichter im Close-up, wunderliche Maschinerien, kontrastiert durch die ziemlich spießigen Homestory-Bilder der FV, und ein paar sehr aparte Posen von Sue; das ist wirklich schön anzusehen. Nur mit dem Aussehen von Ding haben Kirby und Sinnott noch gelegentlich kleinere Probleme. Da wirkt der Kopf unförmig, da sind sie noch unsicher, wie man die charakteristische Stirn-Augen-Partie am besten darstellt. Die Augen sind mitunter einfach leer. Aber im Großen und Ganzen ist das Heft eindrucksvoll gezeichnet.
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Alt 05.04.2020, 16:49   #308  
Crackajack Jackson
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Die Mehrteiler geben Lee und Kirby die Möglichkeit eine Geschichte ausführlicher zu erzählen.
Inzwischen sind 6 Teile, die einen Storyarc bilden ja schon zum Standard geworden.
Die ganze Geschichte läuft hier langsamer ab als sonst mit dem Augenmerk auf dem Ding.
Crackajack Jackson ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 05.04.2020, 18:00   #309  
Peter L. Opmann
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Stimmt. Damals war das aber noch sehr ungewöhnlich.

Jetzt wäre die Gelegenheit nachzuprüfen, ob die Fortsetzungen bei "Fantastic Four" oder bei "Mighty Thor" begannen. Mache ich vielleicht heute abend noch.
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 06.04.2020, 08:39   #310  
Peter L. Opmann
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Hab' mich gestern dann doch mit etwas anderem beschäftigt. Ich digitalisiere im Moment gerade Videos, die ich in den 90er Jahren aufgenommen habe. Gestern war Buster Keatons "The three Ages" (1923) dran. Wurde damals auf arte im Rahmen einer Slapstick-Reihe gezeigt, aber seltsam war, daß der Film nur zwölf Minuten lang war. Es war Keatons erster Langfilm und müßte etwa 60 Minuten laufen. Es sieht arte aber gar nicht ähnlich, alte Filme zu verstümmeln. Gab's eventuell von dem Film auch eine Kurzfassung? Meine Filmbibliothek gibt dazu leider nichts her. Gut, aber das ist eine andere Geschichte.

Die Fantastischen Vier # 65




Nun werden all die Rangeleien nachgeliefert, die in der vorherigen Ausgabe möglicherweise schmerzlich vermißt wurden. In der Episode „Von Ben verraten!“ wird außerdem aufgedeckt, welcher Schurke sich hinter der Maske des genialen Chemikers Dr. Santini verbirgt. Wegen der vielen Action wird die Story jedoch in diesem Heft kaum vorangebracht – auch der Kampf von Ding gegen seine Teamkollegen endet mehr oder weniger unentschieden.

Jedenfalls ist Ding kein Meister der Ränke und Verstellungen. Vom ersten Moment an ist klar, daß es den Verstand verloren hat und seine Freunde zu Klump hauen will. Zuerst und besonders wendet es sich gegen den Anführer Reed Richards, dessen elastischer Leib ihm allerdings erlaubt, den gewaltigen Schlägen elegant auszuweichen. Reed flüchtet zu seiner Frau Sue, die Ding vorerst mit ihrem Kraftfeld stoppt. Johnny und Crystal betreten derweil das Baxter Building und eilen Reed und Sue zu Hilfe. Johnny läßt sich jedoch davon überzeugen, daß er seine Freundin besser in Sicherheit bringen sollte.

Kurz vorher aber wird die Maske des Übeltäters gelüftet, der sich hinter dem angeblichen Santini verbirgt. Er besorgt das selbst mit einem „Zersetzungsgas“. Als die Nebel sich lichten, blicken wir in das nicht sonderlich sympathische Gesicht des verrückten Denkers. Während er sich im FV-Hauptquartier umsieht, stößt er auf den Zugang zur Negativzone. Die kommt aber diesmal nicht ins Spiel.

Ding und Reed setzen inzwischen ihren Zweikampf fort: Reed verwandelt sich in einen Gleiter, Ding folgt ihm mit einem gekaperten Lastwagen. Sie und die Fackel treffen an einem baufälligen zehnstöckigen Hochhaus zusammen (daß der Kasten leersteht und ohnehin abgerissen werden soll, wird extra betont). Das Gebäude wird nun im Lauf der weiteren Auseinandersetzung demoliert. Ding pustet der Fackel die Flamme aus, läßt den bewußtlosen Jungen aber auf dem Bürgersteig liegen.

Ins Blickfeld kommt nun die New Yorker Polizei, an die sich Sue hilfesuchend gewandt hat und die sich redlich bemüht, Ruhe und Ordnung wiederherzustellen. Offenbar verfügt der Polizeichef über einsatzbereite Düsenjäger, die nun Ding auf dem Dach des Hochhauses angreifen (was ein bißchen an „King Kong“ erinnert). Reed versucht, Ding durch gutes Zureden zur Vernunft zu bringen – vergeblich. Mit einem Polizei-Hubschrauber wird er fürs erste in Sicherheit gebracht.

Im Gefängnis des verrückten Denkers erwacht der echte Santini aus einer Ohnmacht und sieht, daß er von einem gesichtslosen Androiden bewacht wird. Dieses Wesen mußte nun eingeführt werden, denn es wird in den folgenden Ausgaben noch eine Rolle spielen. Inzwischen kommt Reed im Polizeihauptquartier darauf, daß hinter dem ganzen Durcheinander der verrückte Denker stecken muß. Ding hat die Spur der FV verloren, springt vom Hochhaus herunter und tarnt sich mit Hut und Mantel, bis er sich zurechtgelegt hat, wie er weiter vorgehen kann. Kein dramatisches, aber ein düster dräuendes Ende der Episode.

Es gibt diesmal keine auffälligen Strickfehler in der Story. Sie ist auch recht simpel und actionbetont konstruiert, im steten Wechsel der Perspektiven und Schauplätze aber geschickt erzählt. Grafisch ist das von Kirby/Sinnott weiterhin sehr ansprechend umgesetzt. Mir gefällt diesmal auch das Cover mit dem tobenden Ding auf dem Hochhausdach und Reed und Fackel, die sich zu behaupten versuchen (sieht ebenfalls ein wenig wie „King Kong“ aus), ausnehmend gut. Allerdings lassen die Zeichner das alte Hochhaus, das, wie erwähnt, lediglich zehn Stockwerke hoch ist, aussehen, als überrage es die gesamte Wolkenkratzerlandschaft in New York um hunderte von Metern – aber wir wollen mal nicht päpstlicher sein als der Papst.
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Alt 06.04.2020, 10:04   #311  
Ringmeister
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Three Ages besteht aus drei Episoden (Steinzeit / Römisches Reich / 20er Jahre) und dauert insgesamt etwas mehr als eine Stunde. Vielleicht hast du nur eine Episode aufgenommen...

Wenn man weiß, wo man ist, kann man sein, wo man will... (alter Fliegerspruch)
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Alt 06.04.2020, 10:57   #312  
Peter L. Opmann
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Nein, es kommen alle drei Zeitalter vor, Steinzeit, Römerzeit und 20er Jahre. Es ist ein Zusammenschnitt.

Ich glaube, ich muß mir den Film mal auf DVD besorgen.
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 06.04.2020, 17:35   #313  
Crackajack Jackson
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Den Kampf Fackel vs Ding fand ich auch etwas konstruiert.
Ben lässt die Fackel bewusstlos auf dem Bürgersteig liegen, weil er keine Zeit hat sie zu töten und weil Reed sein eigentliches Ziel ist.

Weniger ist manchmal mehr.
Da hätte es meiner Meinung nach keiner Erklärung bedurft, warum Ben die Fackel nicht gleich umbringt.

Die mittleren Teile dieses Vierteiler haben mir nicht Songtexte gefallen, wie das kommende Finale. Dort war ich richtig froh zu sehen, wie alles aufgelöst wird und Ben wieder zu sich kommt.

Vielleicht gehört es ja zu einer guten Geschichte, dass erst mal alles unerträglich wird, so dass die Lösung nachher umso schöner ausfällt.
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Alt 06.04.2020, 18:56   #314  
Peter L. Opmann
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Zitat:
Zitat von Crackajack Jackson Beitrag anzeigen
Die mittleren Teile dieses Vierteiler haben mir nicht Songtexte gefallen, wie das kommende Finale.
Was willst Du damit sagen?
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Alt 06.04.2020, 19:01   #315  
Marvel Boy
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Autukorrektur ist doch eine tolle Erfindung.
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Alt 06.04.2020, 19:01   #316  
Peter L. Opmann
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Die Fantastischen Vier # 66




Lee und Kirby spinnen die Story von „Bens Verrat“ auf geschickte Weise fort. Nachdem der Schwerpunkt in der vorigen Ausgabe klar beim Wüten Dings gegen die übrigen Teammitglieder gelegen hat, wenden sich Reed und die Fackel nun dem eigentlichen Gegner zu, dem verrückten Denker, der Ding auf sie gehetzt hatte. Beim Wiederlesen mutet es etwas seltsam an, daß der in New York eine mit Technik vollgepackte Zentrale unterhält, ohne daß im Normalfall sich irgendwer dafür interessiert, was er da eigentlich treibt. Das nenne ich Freiheit von Wissenschaft und Forschung!

Jetzt aber ist Reed Richards zu der Überzeugung gelangt, daß der verrückte Denker hinter dem Angriff des durchgedrehten Dings steckt. Sein Hauptquartier wird mit Hilfe der Polizei geöffnet, und die FV stoßen auf mehrere „Mordandroiden“ des Denkers, von denen sie einige ausschalten können. Sie wissen noch nicht, daß sich der Denker selbst in seinen Räumen verbirgt.

Ding beschließt unterzutauchen, bis es Reed Richards erledigt hat. Beim üblichen Kampf um ein freies Taxi erregt es mächtig Aufsehen und zieht sich in eine U-Bahn-Röhre zurück. In einer kurzen eingeschobenen Szene sorgt sich Sue um ihren Mann und ihren Bruder, und nebenbei erfahren wir, daß sie schwanger ist (wurde in USA in einem Annual enthüllt; diese Sonderausgaben wurden bei Williams regelmäßig ausgelassen).

Die Szenen wechseln weiter munter hin und her. Ding erfährt von einem U-Bahn-Führer, wo sich die FV aufhalten – nämlich nur eine Haltestelle weiter. Dort trifft derweil der Denker Reed mit seiner Strahlenpistole, kommt aber nicht dazu, ihn endgültig auszuschalten, denn der echte Dr. Santini fällt ihm in den Arm. Der Denker gibt vor, das habe er alles einkalkuliert, aber Reed macht ihm klar, daß er seinen Kampfesmut niemals mit seinen Computern vorausberechnen kann. Der Denker geht k.o.

In diesem Moment betritt jedoch Ding die Szene und macht sich sofort wieder daran, Reed zu Klump zu hauen. Reed hängt sich an einen vorüberfliegenden Polizeihubschrauber, aber Ding läßt sich nicht abschütteln. Zurück zum verrückten Denker, der inzwischen im Knast sitzt, was ihn freilich nicht daran hindert, seinen mächtigsten Androiden zu aktivieren. Während sich Ding, Reed und die Fackel weiter beharken, dringt der Android zum Baxter Building vor. Reed schafft es, Ding vor eine „Menta-Wellen-Einheit“ zu locken, die ihm den Kopf wieder zurechtrücken soll. Es klappt, und Ding wird ohnmächtig, Reed und Johnny aber auch. Der Android dringt ins Gebäude ein und steht nun nur noch Sue gegenüber. Nächste Ausgabe: „Und so endet es“ (eigentlich ein selten blöder Titel).

Was die Grafik betrifft, kann ich mich nur wiederholen: superb! Auch das Cover ist sehr wirkungsvoll gestaltet. Ein Schönheitsfehler ist in meinen Augen nur, daß es die letzte Szene des Hefts wiedergibt – das finde ich irgendwie etwas unredlich, denn der Leser erwartet wohl, daß er zu dem, was das Cover zeigt, mehr im Heft findet.
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Alt 06.04.2020, 19:03   #317  
Crackajack Jackson
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Keine Ahnung , wie die Songtexte da reinkommen, aber wenn die Geschichte eine Oper wäre, hätte man sich das Intermezzo sparen können.
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Alt 07.04.2020, 08:24   #318  
Peter L. Opmann
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Die Fantastischen Vier # 67




Nicht nur einmal habe ich zu den vorausgegangenen Ausgaben schon festgestellt, daß Zeichner Jack Kirby und Inker Joe Sinnott in meinen Augen nahe am Höhepunkt ihres Schaffens sind. Bei dieser Ausgabe, die in USA das Erscheinungsdatum Februar 1968 trägt, habe ich wirklich den Eindruck, daß es soweit ist. Ich möchte nicht festlegen, welche Ausgabe nun der absolute Höhepunkt ist. Man kann sich vielleicht auch streiten, ob Kirby und Sinnott hier wirklich besser sind als Kirby und Ayers in einer frühen Ausgabe oder Kirby und Stone bei einer der 30er Nummern. Schließlich ist der Zeichenstil mittlerweile zwar immer monumentaler, actionbetonter und auch karikierender geworden, aber auch schematischer und damit ein bißchen langweiliger. Aber auf jeden Fall würde ich sagen: Das ist der Stil, der auch in den 80er und 90er Nummern zu sehen ist. Und so habe ich die Fantastischen Vier einst kennengelernt, weil ich ab dieser Phase das Magazin regelmäßig aktuell gelesen habe.

Kleine Panels gibt es nicht mehr. Zweimal arbeitet Kirby hier noch mit sechs Panels pro Seite, alle übrigen Seiten haben weniger. Das heißt, Kirby geht allmählich zu Hochformaten über; vier Panels in zwei Reihen sind nicht mehr selten. Mit seinen großen Bildern vermittelt er den Eindruck, daß beinahe ständig Dramatisches geschieht. Kirby zeigt jetzt sehr häufig Körper oder Gesichter in Nahaufnahme, also ganz im Vordergrund, und er hat auch eine Vorliebe für Blicke von oben über die Wolkenkratzer von New York und Kämpfe in der Luft. Beides kommt in großen Panels gut zur Wirkung.

Interessant, wo diese Zäsur gesetzt wird. Es ist zwar reiner Zufall, aber die vorliegende Ausgabe ist die letzte der 33. Williams-Produktion, mit der bekanntlich sechs Marvel-Serien plus die „Grüne Laterne“ eingestellt werden mußten. Ab dem nächsten Heft ist die Marvel-Produktion deutlich schmaler. Und mir fällt gerade erstmals auf, daß genau da die lila Manschetten auf der Titelseite stark vergrößert wurden. Ich kann mich noch erinnern, daß die großen Manschetten damals, wohl 1977, meine Aufmerksamkeit erregt haben. Es dauerte bis FV # 71, bis ich regelmäßig zugriff.

An der Story ist für mich diesmal nicht so viel auffällig wie an der Grafik. Der Vierteiler wird rasant, aber letztlich nur routiniert zuende gebracht. Zu Beginn muß sich Sue, die Unsichtbare, allein des Super-Androiden des verrückten Denkers erwehren. Sie benutzt dafür den „Electi-Kraft-Strahl“ ihres Mannes, wieder mal eine von Lee ausgedachte pseudowissenschaftliche Waffe. Sie stoppt den Androiden nicht, bringt aber Reed, Ding und die Fackel wieder zu Bewußtsein. Ding kämpft jetzt erfreulicherweise wieder auf der richtigen Seite mit. Nun sinkt Sue besinnungslos hin – es war alles für sie zuviel. Die übrigen Drei merken derweil, daß der Android sehr variabel kämpft und kaum auszuschalten ist. Reed lockt ihn schließlich zum Tor zur Negativzone, und das Maschinenwesen wird hineingezogen und treibt, wie wir das schon kennen, seinem sicheren Ende entgegen.

Bleiben noch drei Seiten fürs Happy End. Wobei festzuhalten ist: Im gesamten Vierteiler ist vom Privatleben der FV nun wieder recht wenig zu sehen. Jedenfalls taucht Crystal wieder auf, die sich hauptsächlich der schwangeren Sue annehmen soll. Reed zieht derweil aus diesem höchst bedrohlichen Abenteuer Konsequenzen: Er verkündet, daß er und Sue aus dem Superheldenteam aussteigen, denn er könne das Leben seiner Frau und ihres ungeborenen Kindes nicht länger gefährden. Sieht so aus, als wären die FV damit Geschichte – noch vor der Trennung der Beatles! Aber wir sind noch in der Zeit, als Stan Lee die Serie schrieb, der einmal sagte, in den Marvel-Serien dürfe es keine Veränderungen geben, sondern nur die Illusion von Veränderungen.
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Alt 07.04.2020, 09:16   #319  
Peter L. Opmann
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Kleine Bemerkung am Rande: Ich habe das Rätsel um "The three Ages" glaube ich gelöst.

Arte hat damals halbstündige Sendungen mit dem Titel "Slapstick" ausgestrahlt. Das heißt, es handelte sich in der Regel um einen Tworeeler und um einen Ausschnitt aus einem weiteren Slapstickfilm. Später wurde das auch mitgeteilt, daß man nur einen Ausschnitt zu sehen bekam.

Ich habe Aufnahmen von folgenden Zusammenschnitten:
- Bobby Vernon in "Choose your Weapons" (1922)
- Stan Laurel in "Kill or Cure" (1923)
- Stan Laurel in "Lucky Dog" (1917)
- Charlie Chase in "Bad Boy" (1925)
- Bobby Vernon in "Teddy at the Throttle" (1917)
- "The desperate Scoundlrel" (1915) mit den Keystone Cops
- Walter Hiers in "A rarin' Romeo" (1925)
- Stan Laurel in "Sluce" (diesen Film konnte ich in Verzeichnissen nicht finden)

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Alt 07.04.2020, 17:37   #320  
Crackajack Jackson
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Zumindest FV 6
Wirklich tolle Zeichnungen, mit einem spannenden Finale.
Reed und Sue wollen das Team verlassen. Das ist wirklich ein Hammer.
Man kann so einen einschneidenden Schritt als Leser kaum glauben und ist begierig zu erfahren wie es ohne die beiden weitergehen soll.
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Alt 07.04.2020, 18:14   #321  
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Die Fantastischen Vier # 68




Das Cover läßt eine epochale Ausgabe erwarten. Es ist fast ganz der damals wohl spektakulärsten Figur im Marvel-Universum gewidmet, dem Silberstürmer (Silver Surfer) vor Jack Kirby-typischer Weltraumkulisse. Im Hintergrund nimmt der Beobachter in einer geisterhaften Erscheinung seine Aufgabe wahr. Der Titel klingt nach bewusstem Understatement: „Wo der Silberstürmer gleitet!“ Dahinter verbirgt sich jedoch nach einer langen Abfolge von epischen Geschichten in Mehrteilern mindestens seit # 52 eine „nur“ heftlange Story, die zudem nicht so richtig überzeugt.

Festzuhalten ist, daß bei Williams nun die erste schlanke Monatsproduktion erreicht ist (nur die Serien „Spinne“, „FV“, „Rächer“ und „Horror“ haben überlebt; hinzu kommt eine letzte Ausgabe des Magazins „Planet der Affen“). Das Cover ist nun mit einer größeren violetten Manschette ausgestattet, damit die Marvels im Zeitschriftenstand nicht länger übersehen werden.

Möglicherweise konnte Stan Lee hier nicht den nächsten Mehrteiler starten, weil in der nächsten Ausgabe eines der ersten Crossover stattfinden sollte: Dr. Doom hatte sich des Körpers des Dämons bemächtigt, und die FV werden eingreifen (wissen aber nicht, daß sie es bereits wieder mit dem echten Dämon zu tun haben). In der aktuellen Ausgabe geht es vorerst darum: Reed und Sue sind aus dem Team ausgestiegen und auf dem Weg nach Kalifornien, wo sie offenbar irgendwo untertauchen wollen – zumindest bis ihr Kind geboren ist. Ding und Fackel erhalten derweil Besuch vom Beobachter, der sie davor warnt, daß der Silberstürmer die Erde angreifen will. Tatsächlich sehen wir ihn gleich darauf allerhand Unsinn anstellen (Tempel zerstören, Städte zuwuchern lassen, einen Tsunami erzeugen, eine Pyramide versetzen).

Der Silberstürmer will mit dieser Zerstörungsorgie erreichen, daß sich die Menschheit vereint gegen ihn stellt – seiner Ansicht nach die einzige Möglichkeit, Konflikte und Kriege auf der Welt zu beenden. Ding und Fackel versuchen freilich, ihn davon abzuhalten. Es ist auch wirklich ein Vorhaben, das zum Silberstürmer nicht paßt. In seiner eigenen Serie hat er immer nur leidend hingenommen, daß die Menschen sich hassen und gegenseitig die Köpfe einschlagen. Hier aber läßt er sich auch von den beiden FV-Mitgliedern nicht aufhalten.

Der Beobachter stellt sich inzwischen dem Zug in den Weg, in dem Reed und Sue sitzen, und informiert auch sie, daß der Silberstürmer „Amok läuft“. Reed wirft sofort seine Pläne über den Haufen und entscheidet, daß er seinen beiden Kumpels beistehen muß. Sue darf nicht mitkämpfen; „das verbiete ich“, erklärt Reed, der alte Macho. Man hat solches Verhalten vor 50 Jahren wohl noch unter „Ritterlichkeit“ verbucht oder einfach ganz normal gefunden. Nebenbei: Crystal war von vorneherein so vernünftig, Johnny nicht in den Kampf begleiten zu wollen.

Der Silberstürmer hält nun Kurs auf das Washingtoner Kapitol, wo das Repräsentantenhaus und der Senat tagen. Die Sicherheitsorgane der USA reagieren darauf, indem sie eine „Sonic-Shark-Rakete“ zünden, die ihrem Ziel überallhin folgt, bis sie es vernichtet hat. Ob sie atomar bestückt ist, bleibt unklar. Um es kurz zu machen: Ding gelingt es mit einem beherzten Schlag, sie doch aus der Bahn zu bringen, worauf sie in der Stratosphäre, ohne Schaden anzurichten, explodiert. Der Silberstürmer ist damit von seiner Manie geheilt, die Menschheit zu vereinen. Es folgt ein reichlich pathetischer Schlußdialog, bei dem die wesentlichen Fragen offen bleiben: Soll auf der Welt doch alles so bleiben, wie es ist? Ist es in Ordnung, daß die USA über eine Waffe verfügen, die mächtiger als der Silberstürmer ist? Oder ist die Menschheit etwa doch nicht so verkommen, wie er gedacht hat? Und was ist mit seiner „kosmischen Kraft“ passiert – angeblich hat die Rakete sie ihm entzogen, auf welchem Weg auch immer. Naja, gut, daß wir darüber gesprochen haben. Für die nächste Ausgabe wird Dr. Doom angekündigt.

Grafisch ist das wieder souverän umgesetzt. Man muß auch sagen: Die Story weist zwar einige Holprigkeiten und Widersprüche auf, läßt sich aber auf 20 Seiten sehr gut und dramatisch in Szene setzen. Der Höhenflug von Jack Kirby und Joe Sinnott setzt sich fort.
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Alt 07.04.2020, 19:41   #322  
Crackajack Jackson
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In dieser Ausgabe werden mal wieder alle bisher erfolgreichen Zutaten zu einem Mix zusammengerührt.
Der Beobachter und der silberne Surfer, der sich wie Thanos aufführt.
Dadurch, dass er die Menschen bedroht, will er sie einen.
In seinem Monolog erfahren wir sehr viel über die Absichten und Gefühle des Surfers. Stan hält der bösen, egoistischen Menschheit einen Spiegel hin. Natürlich sind die Fehler der Menschen sehr schwarz/ weiß und oberflächlich beschrieben, doch ist das hier ein Superheldencomic und keine Gesellschaftsanalyse. Trotzdem erreicht er damit etwas Tiefe und Farbe und geht damit ein Stück über den Tellerrand der üblichen Klopperei hinaus.

Das Cover ist wirklich genial. Hatte ich lange Zeit als Bildschirmschoner.
Crackajack Jackson ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.04.2020, 07:46   #323  
jakubkurtzberg
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Jetzt kommen wir bald in den Bereich wo Williams die gekürzten Vorlagen aus der Nachdruck-Reihe nehmen musste. Von FF #74 und 75 (Williams 70/71) fehlen je zwei Seiten. Die Fehlstücke gab's in Hit Comics Nr. 85 vom bsv. Eine andere Nummer irgendwann danach ist auch gekürzt. Leider weiß ich die Ausgabe nicht mehr genau.
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Alt 08.04.2020, 07:48   #324  
Peter L. Opmann
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Auf dieses Thema bin ich damals nicht so eingegangen. Aber Michi Diers, denke ich, schon. Am besten nochmal in "Marvel Verwirrung Condor & Co" nachschauen.
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Alt 08.04.2020, 08:03   #325  
Peter L. Opmann
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Die Fantastischen Vier # 69




Diese Ausgabe finde ich mißglückt, aber sie hat ihre Bedeutung, und sie ist auch in Details der Story interessant. Dies ist eines der frühesten Beispiele dafür, daß bei Marvel eine Geschichte über unterschiedliche Serien hinweg erzählt wird. Erst bekommt es der Dämon („Daredevil“) mit einem ziemlich unwahrscheinlichen Gegner zu tun, nämlich Dr. Doom. Der Showdown findet dann dort statt, wo er hingehört, nämlich bei den Fantastischen Vier. Da hat jedenfalls Stan Lee die Grundlage geschaffen für eine Praxis, die inzwischen monströse Formen angenommen hat, das Crossover.

Dr. Doom ist übrigens in der vorherigen Ausgabe fälschlich angekündigt worden, denn er ist hier schon wieder aus dem Spiel. Die Behauptung, daß er in diesem Heft vorkommt, läßt sich nur insofern aufrechterhalten, als die FV den Dämon irrtümlich für Doom halten. Ich habe einen Blick in FV # 99 geworfen, wo die betreffende „Dämon“-Episode endet: Doom tätigt einen Scherzanruf bei den FV. Mit der Stimme des Dämon warnt er, Dr. Doom sei in Gestalt des Dämon auf dem Weg zum Baxter Building. Wäre ich Reed Richards, würde ich das jedenfalls für einen Scherzanruf halten. Tatsächlich aber nimmt Reed die Warnung für bare Münze; das Quartett bereitet sich vor, den Dämon zu bekämpfen.

Die Akteure kennen sich: In FV # 36 half der Dämon schon einmal den FV, als sie ihre Superkräfte verloren hatten – interessanterweise ebenfalls gegen Dr. Doom. Das Mißverständnis, aufgrund dessen FV und Dämon aber nun aneinander geraten, wirkt ziemlich aufgesetzt. In der vorausgehenden Dämon-Story („Daredevil“ # 36 bis 38) gab es einige taktische Finessen und überraschende Wendungen, hier aber geht es eigentlich nur um die „Flammen des Kampfes“, wie die Episode betitelt ist. Wohl ein Hinweis darauf, wie stark der Zeichner im Marvel-System den Charakter der Story mitbestimmt hat. Hier zeichnet Jack Kirby; beim „Daredevil“ war das Gene Colan (Autor ist jeweils Stan Lee).

Der Dämon will also den FV quasi dieselbe verrückte Geschichte erzählen, die sie von Doom schon gehört haben. Eigentlich müsste er darauf gefaßt sein, daß er gleich angegriffen wird. Wobei ich allerdings von den FV erwarten würde, erstmal zu prüfen, ob an der Räuberpistole was dran ist. Aber Kirby verfährt wohl gern nach dem Motto: Erst schießen, dann fragen. So fliegt die Fackel aus, als sich der Dämon arglos nähert. Mithilfe eines Wassertanks kann er sie zunächst aus dem Verkehr ziehen. Gleich darauf bekommt er es jedoch mit Mr. Fantastic und dem Ding zu tun. Auch denen hat er durchaus etwas entgegenzusetzen.

Unmittelbar davor ist er aber der Spinne über den Weg gelaufen und hat ihr geklagt, daß die FV auf seinen Fersen sind. Die Spinne ruft Thor zu Hilfe, und sie mischen sich an der Seite des Dämon in den Kampf ein. Wir haben nun elf Seiten Action, wobei Thor gegen das Ding antritt, die Spinne es mit seinem alten Kumpel Fackel zu tun bekommt und der Dämon sich mit Reed Richards auseinandersetzt. Am Ende stoppt die Auseinandersetzung unvermittelt – Sue greift ein; sie weiß aus dem Fernsehen, daß sich der Dämon aus den Fängen Dr. Dooms befreien konnte und man also hier den echten Helden vor sich hat. Die Akteure sagen „nichts für ungut“ (Dämon verbucht den Kampf als Trainingsstunde) und gehen wieder ihrer Wege. Reed und Sue liegen sich tief bewegt in den Armen.

Das alles kommt mir ziemlich hanebüchen vor, konstruiert und dumm. Die Gaststar-Karte spielen Lee und Kirby aber recht geschickt. Die Figuren treffen so aufeinander, daß die unterschiedlichen Charaktere zur Geltung kommen: Dämon und Spinne reagieren impulsiv und recht aggressiv aufeinander, wie das in der Dämon-Story in FV # 42 bis 44 schon gezeigt wurde. Thor hat gerade ein Problem: Ihm hat Vater Odin die Hälfte seiner Kräfte genommen; er kann unter anderem nicht mehr fliegen. Der Angriff der FV auf den Dämon widerspricht seinem Gerechtigkeitsempfinden, und er entscheidet sich einzugreifen. Durch sein Handicap ist er zum passenden, eher leicht unterlegenen Gegner des Ding geworden. Dämon und Mr. Fantastic, die beiden Intellektuellen, diskutieren beim Kämpfen darüber, wie sie die Wahrheit herausfinden könnten. Durch diese Elemente ist die Geschichte immerhin ganz gut lesbar.

Für die Zeichnungen verdient Jack Kirby ein Extralob. Während er mit den FV und Thor viel Routine hat, zeichnet er Dämon und Spinne sonst kaum. Seine Interpretation dieser Figuren kann sich aber durchaus sehen lassen, wenn ich auch die Zeichner John Romita und Gene Colan immer vorziehen würde. Als Actionspezialist gestaltet Kirby, unterstützt von Inker Joe Sinnott, die Duelle von Reed und Dämon, Ding und Thor und Fackel und Spinne absolut sehenswert.

Eines fiel mir schließlich noch auf: Die Williams-Produktionen beinhalten ja häufig Leserbriefseiten. Aber die in diesem Monat ist so kontrovers wie kaum sonst. Es wird kritisiert, die Marvel-Helden seien von denen von DC abgekupfert, die Gruselstorys in „Dracula“ und „Frankenstein“ werden bemäkelt, das Papier, auf dem Williams druckt, sei zu billig, und es gibt eine Generalkritik an der Sprache in „Dr. Strange“. Und etwas, was mir all die Jahre im Gedächtnis geblieben ist: Eine Leserin wirft dem Williams-Verlag vor, er wolle nur Geld verdienen. Worauf die Redaktion ziemlich ungeschminkt antwortet: Klar will der Verlag Geld verdienen, was sonst? Man kann vermuten, daß die Leserbriefe wohl noch vor der Entscheidung, mehrere Marvel-Titel einzustellen, ausgewählt worden sind. Jedenfalls: Man sieht, die Redaktion nahm den Dialog mit den Lesern ernst – sowas gab es im Comicbereich sonst kaum, und es wäre heute, im Zeitalter des perfekten Marketing, wohl in einem Comicmagazin undenkbar.
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten
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