04.10.2009, 15:44 | #1 |
Moderatorin Internationale Comics
|
Beruf: Comicautor
Im Januar 2008 hat das französische Pendant zum ICOM e.V., die adaBD, eine 16 Seiten kleine Broschüre zum Thema: Beruf Comiczeichner veröffentlicht. Als PDF ist die abrufbar: Kurz und knapp wird da von Leuten aus dem Fach erläutert, wie die schwierigsten Klippen zu meistern sind und welchen Aufgaben sich die Neulinge stellen müssen.
http://www.adabd.com/documents/lettr...ret-metier.pdf |
04.10.2009, 15:48 | #2 |
Moderator Marvel
Ort: der Dosenöffner wird geduldet !
Beiträge: 28.796
|
Vous avez une possibilite par
|
04.10.2009, 15:59 | #3 |
Moderatorin Internationale Comics
|
Mir gefällt das Teil einfach
Auf die Schnelle nicht. Aber gerade sowas kann ich mir prima als Handreichung bei Salons wie Erlangen (2010), Börsen, Messen etc. vorstellen. Außerdem läßt sich das bei Comickursen in Schulen usw. als Bonus an ernsthaft Interessierte verteilen. Ich wäre bereit, das Teil zu übersetzen, zumal das auch eine gute Argumentationshilfe für alle ist, die als Veranstalter, Forscher, Fans etc. Unentschiedene zu überzeugen.
Aber heute auf die schnelle - tut mir leid, da fehlt mir die Zeit. Theoretisch könnte ich mir das wie den Graphic Novel-Flyer vorstellen: Die Verlage (vielleicht auch die IHK, VG Wort, ver.di etc.) strecken einen Fliegenschiß vor und ersparen sich nachher bei der Blütenlese eine Menge Schweiß und Tränen. Das könnte eine gute Initiative des ICOM e.V. werden, mit der sich dann in Erlangen wunderbar trommeln läßt. |
04.10.2009, 16:20 | #4 |
Nachrichten
Beiträge: 20.729
|
Aber Deutschland hat keine funktionierende Comic-Industrie.
Die Ratschläge für deutsche Comiczeichner wären blanker Zynismus: Wenn Sie realistischer Zeichner sind: Zeichnen sie ein großartiges erstes Album und beenden Sie es mit einem Cliffhanger. Mit diesem tollen Comicalbum als Referenz kriegen sie gute Illustrationsaufräge in der Werbung. Zeichnen Sie nie das zweite Album, denn das lohnt sich finanziell nicht. |
04.10.2009, 16:31 | #6 |
Moderatorin Internationale Comics
|
Deshalb geht's ja auch nicht ratzfatz
Eine Babelfish-Übersetzung sollten geübte User leicht zustandebringen. Das reicht vielleicht als Rohübersetzung: Die Inhalte müßten Satz für Satz, Absatz für Absatz, Seite für Seite der deutschen Situation angepaßt werden. Wenn die Sache von dieser Seite angegangen wird ...
Kann sein, daß das Teil jemanden auf den Gedanken bringt, etwas Vergleichbares auf eigenen Mist wachsen zu lassen ... Nach Rom führt mehr als ein Weg. |
04.10.2009, 17:06 | #7 |
Nachrichten
Beiträge: 20.729
|
Ein Beruf sollte genug abwerfen, um 2 Kinder, eine vernünftige Wohnung, ein Auto, eine jährliche Urlaubsreise und eine sichere Rente zu finanzieren.
Wieviele Leute in Deutschland verdienen als Comiczeichner so viel? 10? 20? 30? |
04.10.2009, 17:14 | #8 |
Moderatorin Internationale Comics
|
Das war mal. Leider. Inzwischen kenne ich mehr und mehr Leute, die sich 40 Stunden lang den Buckel krumm schuften, ohne auf einen grünen Zweig zu kommen. Vielmehr müssen die mit H4 aufstocken, und wenn die Pech haben, landen die in irrwitzigen Pseudobildungsmaßnahmen ... Das nannte sich "Modernisierung", "Reform", "Aktivierung" etc.
Heute sind die meisten wohl froh, wenn ihr eigener Lebensunterhalt gesichert ist. |
04.10.2009, 17:24 | #10 |
Moderatorin Internationale Comics
|
Wie viele Leute in Frankreich und Belgien verdienen so viel? Die meisten werden wohl ein karges Brot knabbern. Falls die nicht Van Hamme, Moebius, Bilal oder Tardi heißen, müssen die bestimmt mit jeden Cent rechnen ... Von lukrativen Zweitjobs in der Werbung, PR bis zu Putzjobs dürfte da so ziemlich alles drin sein.
|
04.10.2009, 18:08 | #11 |
Nachrichten
Beiträge: 20.729
|
400-500 vielleicht?
Dafür lohnt sich eine Broschüre. |
04.10.2009, 18:29 | #12 |
Moderatorin Internationale Comics
|
Meine Schätzung
In der Gewerkschaft SyndicatBD der SNAC sind 700 Personen registriert, ergo gehe ich davon aus, daß die von ihrer Arbeit leben wollen. Ich schätze, daß 200-300 ihre Lebenshaltungskosten gut gedeckt haben. Ob dabei immer ein Wagen und ein jährlicher Urlaub in petto sind, davon gehe ich bei gut 100 Personen aus. Übrig bleiben 400-500 Personen, deren Etat auf Kante genäht ist - und die sind für verbindliche Informationen bestimmt so glücklich wie die Anfänger.
|
04.10.2009, 18:47 | #13 | |
Mitglied
Ort: bei Stuttgart
Beiträge: 1.175
|
Zitat:
Wenn man es geschafft hat, mit Comics genug zu verdienen, kann man den urspünglichen Job ja schmeißen. Oder macht das mit den Comics so viel Arbeit, dass man darüber hinaus nicht auch noch einen Beruf ausüben kann? |
|
05.10.2009, 02:15 | #14 |
Moderator ICOM
Beiträge: 3.002
|
Kommt auf den Comic an.
Hermann, der sicher einer der schnellsten ist, braucht 20 Stunden für eine Seite (ohne Szenario). Da kann man leicht ausrechnen, was er pro Seite kriegen müßte, um an das Gehalt eines Oberstudienrates ranzukommen. Und wieviele Alben er pro Jahr zeichnen kann, legt man eine 40-Stunden-Woche und drei Wochen Urlaub zugrunde. Und mit etwas Aufwand kriegt man vielleicht raus, in einem Wieviele-Jahres-Rhythmus eine Serie erscheinen würde, wenn man das alles am Feiertag macht. Die meisten Zeichner brauchen auch länger. Lionel Bret ("Krane der Krieger" erzählte seinerzeit, er brauche 80 Stunden pro Seite. Wenn sein Texter wenigsten 80 Minuten auf das gesamte Szenario verwendet hätte, wäre der Leser dankbar gewesen. |
24.10.2009, 10:51 | #15 |
Mitglied
Ort: Bensafrim, Portugal
Beiträge: 1
|
Hmmm, das schaffen schon Autoren von "normalen" Büchern nicht . . . .
|
26.10.2009, 23:24 | #16 |
Comiczeichner
Ort: Düsseldorf
Beiträge: 380
|
@ Stephmag: Zumindest gibt es eine meßbare Gruppe von deutschen Buchautoren, für die sich das Schreiben lohnt/ die ein Auto haben und einmal im Jahr in den Urlaub fahren. Bei deutschen Comic- Zeichnern und -Autoren sieht das leider etwas anders aus.
So eine Handreichung für angehende Autoren und Zeichner wäre eine sehr schöne Sache, die dem ICOM gut zu Gesicht stehen täte. Wenn im Kapitel Berufschancen & Einkommen nur von 'Hoffnung', 'Wille' und 'Kraft durch Schmerz' die Rede sein wird - dann ist das eben so für Deutschland ... Ob so etwas gleich gedruckt vorliegen muß oder erst mal als digitale Publikation bleibt zu diskutieren. Schließlich sollte man auch als angehender Medienmensch in diesen Zeiten mit einem Computer unterwegs sein ... |
26.10.2009, 23:44 | #17 | |
Nachrichten
Beiträge: 20.729
|
Wenn man sich für den Beruf interessiert, sollte man das aktuelle Jamiri-Interview lesen. Er ist ja einer der erfolgreicheren deutschen Comiczeichner.
Zitat:
http://www.comicradioshow.com/Article3118.html |
|
28.10.2009, 12:22 | #18 | |
Mitglied
Beiträge: 4.983
|
Zitat:
Man sollte Vertreter mal ordentlich vertreten. |
|
20.01.2011, 23:01 | #19 |
Moderatorin Internationale Comics
|
Albert Uderzo ist kein Comicautor ...
... jedenfalls nicht für das französische Finanzamt, sondern bloß ein Illustrator. Und dieser Umstand kann ziemlich teuer werden, denn für die 24 mit René Goscinny entstandenen Alben verlangt der Fiskus jetzt eine Nachzahlung von 20% aller Einnahmen. Jetzt erhält der Altmeister den Ratschlag, doch der Gewerkschaft der Comicautoren BD-SNAC beizutreten, damit er direkt mit dem Kultusminister Frédéric Mitterand an einen Tisch zu setzen ...
http://www.actuabd.com/Selon-le-fisc-francais-Uderzo-n "Seltsam, aber so steht es steht es geschrieben." |
21.01.2011, 07:03 | #20 |
Moderator ICOM
Beiträge: 3.002
|
Illustratoren zahlen 20 % mehr Steuer als Autoren? Oder geht es da um die Mehrwertsteuer (da beträgt der Unterschied bei uns nur 12 % zwischen normaler und ermäßigter)? Auch da würde Uderzo nach deutschen Recht die ermäßigte zahlen (das ergibt sich schon allein durch die Entlohnung aus Tantiemen).
|
22.01.2011, 20:42 | #21 |
Moderatorin Internationale Comics
|
Es geht es um die Summe, die er insgesamt bis 2007 als seine Gesamteinkünfte angegeben hat.
In einem Interview mit ActuaLitté erwähnt Goscinny die Quote von 10% und eine Summe von 203.000 € (die möchten andere erst einmal mit all ihren Comics verdienen!). Das betrifft seine Einkünfte vor Januar 2007. Er ist ziemlich verägert, daß der französische erst nach 51 Jahren damit ankommt, und ihm das Recht abspricht, sich als Co-Autor zu bezeichnen. Er merkt an, daß er in all seinen Briefen an seinen damaligen Verlag Dargaud auf diese juristische Finesse hingewiesen hat. http://www.toutenbd.com/article.php3?id_article=3552 Ich kann mir gut vorstellen, daß jetzt in Frankreich (und Belgien) ein ähnlicher Prozeß ablaufen wird wie in den 1970er Jahren in den USA. Damals erstritten die treuen Fanboys für die Erfinder von Superman und Batman in langen Prozessen, die kreative und (bescheidene) finanzielle Würdigung von Joe Shuster, Jerry Siegel und Bob Kane. Da werden bestimmt noch einige Federn in den Feuilletons zum Einsatz kommen. |
22.01.2011, 22:53 | #22 |
Moderator ICOM
Beiträge: 3.002
|
In Deutschland ergibt sich der Unterschied zwischen Autor und Auftragszeichner schon durch die Art der Bezahlung. Wer Tantiemen bezieht, ist automatisch Autor (bzw. umgekehrt). Ich wüßte nicht, daß das Finanzamt einen Verlag zwingen könnte, einen Autor, den es als Auftragszeichner einstuft (wie käme es überhaupt dazu, das ist nicht seine Zuständigkeit), nach Stundenlohn zu bezahlen (und ihm die prozentuale Beteiligung an dem betreffenden Werk zu verwehren).
|
22.01.2011, 23:10 | #23 |
Moderatorin Internationale Comics
|
Andere Länder, andere Sitten.
Über die sogenannte "Harmonisierung" innerhalb der EU laufen bestimmt in einigen Hinterzimmern Gedankenspiele, um das Urheberrecht zu Ungunsten der Kreativen zu beschneiden. Kleine Comiczeichner und Autoren können sich ja keine irrwitzige Lobby bereithalten, mit denen sie den Medienkonzernen Paroli bieten könnten. Da werden zunächst Millionen verbraten, um letztlich Milliarden und Billionen einstreichen zu dürfen! In Europa ist zur Zeit der Selbstverlag noch nicht satisfaktionsfähig. Verbände wie der VS (Verband der Schriftstellerinnen und Schriftsteller) ignorieren diesen Teil noch und wird dabei vom Feuilleton unterstützt. In den USA hingegen ist diese Art der Publikation nicht nur anerkannt, sie wird durch Preise wie den Xeric Award oder die Queer Press Grant gefördert: Denn das Preisgeld ist zweckgebunden und muß als Publikationszuschuß benutzt werden. ... und was hat die Justiz mit Tatsachen zu schaffen? "Auf hoher See und vor Gericht bist Du in Gottes Hand!", so heißt ein bekanntes Sprichwort. |
01.02.2011, 10:50 | #24 |
Comiczeichner
Ort: Düsseldorf
Beiträge: 380
|
Mein Mitleid mit Herrn Uderzo hält sich in Grenzen. Er kann ja einen seiner zahlreichen Anwälte auf das Finanzamt ansetzen.
Und der Mann ist noch nicht mal in der Gewerkschaft? Zumindest für deutsche Comiczeichner bietet sich die Mitgliedschaft in der IllustratorenOrganisation an. Seit 2011 sind Mitglieder dort automatisch berufsrechtsschutzversichert und damit etwas gegen die Unbill dieser (Arbeits-) Welt abgesichert. An wen sich Comicautoren in Deutschland wenden können weiß ich leider nicht ... |
01.02.2011, 11:31 | #25 |
Comicautor
Ort: Föritz
Beiträge: 1.046
|
VG Wort?
|
|
|
|