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Alt 27.07.2015, 18:54   #1  
Servalan
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gold01 Vom Schreiben zum Veröffentlichen

Natürlich ist es immer noch ein besonderes Vergnügen, das selbst Geschriebene zwischen zwei Buchdeckeln oder in einer Zeitschrift gedruckt zu sehen. Aber heute können literarische Werke ihr Publikum auf etlichen Wegen finden.
Wie seit altersher bleibt der Vertrieb das Nadelöhr, das über Erfolg und Mißerfolg entscheidet. Erst wenn ein Werk erhältlich ist, existiert es wirklich.

Weil ich das Rad nicht neu erfinden möchte, hier einige Hinweise für gute Tipps:

Sandra Uschtrin: Handbuch für Autorinnen und Autoren (Uschtrin Verlag). 8. Auflage Februar 2015, 54,90 Euro.
* Auf den ersten Blick mag der Preis happig erscheinen, aber der Wälzer mit mehr als 660 Seiten ist jeden Cent davon wert. Die Verlagshomepage übertreibt nicht, wenn der Band als "Das Standardwerk für alle, die schreiben. DIE Investition in Ihre Zukunft!" angepriesen wird.
* Aktuelle Infos zum Literaturbetrieb: http://www.uschtrin.de/

Bundesverband junger Autoren und Autorinnen e.V. (Bonn), 1987 gegründet
* Homepage: http://bvja-online.de/

Wolfgang Tischer: Das Literatur-Café. Der literarische Treffpunkt im Internet
* Homepage: http://www.literaturcafe.de/ (seit 1996)

Autorenforen:
Zum Einstieg reicht es, in einem öffentlichen Teil des Forums mitzulesen. Tipps, Trends und Marotten der schreibenden Zunft kommen hier deutlicher zum Ausdruck als im Feuilleton oder in Amazon-Rezensionen.
Wer aber zumindest semiprofessionell mitmischen will, sollte in den Foren mitarbeiten. Dafür wird ein gewisser Einsatz gefordert: An den eigenen Manuskripten soll gefeilt und geschliffen werden, bis sie funkeln. Außerdem sollten Interessierte Kritik und Anregungen vertragen können, im Gegenzug dürfen sie ihre Verbesserungsvorschläge bei Diskussionen anbringen.
(Wird bei Bedarf aktualisiert.)

Geändert von Servalan (30.04.2016 um 03:52 Uhr)
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Alt 27.07.2015, 20:49   #2  
Servalan
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Standard Eine Warnung vor Druckkostenzuschußverlagen (DKZV)

Wer etwas veröffentlichen will, stößt mit schöner Regelmäßigkeit auf Anzeigen, in denen Verlage Autorinnen und Autoren suchen. Vorsicht! Firmen schalten in dem Bereich Werbung, in dem sie sich eine goldene Nase versprechen.

Das Wort "Verlag" kommt vom "verlegen", was auf Deutsch heißt: Wer die Rechte an einem Manuskript haben will, schießt zunächst die Kosten vor, bis das Buch in den Handel kommt. Folgerichtig lassen ordentliche Verlage ihre Bücher rezensieren und bringen sie dort ins Gespräch, wo sie ihr Publikum vermuten.
Verlage werben um die Leserschaft.

Verlage, die um Autorinnen und Autoren werben, sind gar nicht mehr an einem Vertrieb und Handel interessiert. Deren Kalkulation ist schon aufgegangen, bevor das Belegexemplar abgeliefert wird. Wer sich dort beworben hat, dessen Manuskript wird über den grünen Klee gelobt. Manchmal stalken solche Dienstleister übrigens, wenn der Geköderte die Forderung von einigen hundert bis mehreren Tausend Euro in den Papierkorb wirft.

Es gibt andere Möglichkeiten des Selbstmarketing und der Selbstveröffentlichung, die inzwischen nicht mehr scheel angesehen werden. Wer sich jedoch auf einen DKZV einläßt, dessen Manuskript ist verbrannt.
Verzichtet auf das teure Lehrgeld, und haltet euch an Prinzipien:
  • Wer sich an einem literarischen Werk abgearbeitet hat, sollte sich seines eigenen Werts bewußt sein. Niemand drängt einen dazu, etwas veröffentlichen. Wer dafür noch Geld verlangt, beleidigt den Autor oder die Autorin.
  • Vorher über den Verlag erkundigen, dann erst etwas losschicken.

Geändert von Servalan (14.09.2016 um 01:53 Uhr)
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Alt 28.07.2015, 18:02   #3  
Servalan
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Standard Buchempfehlungen

Bücher über das Schreiben, die Sprache und den Rest:
  • Stephen King: On Writing: A Memoir of the Craft (Scribner 2000, TB bei Pocket Books 2000 - 274 Seiten) - deutsche Ausgabe: Das Leben und das Schreiben (Ullstein 2000)
  • Carla Berling: Vom Kämpfen und vom Schreiben. Tagebuch eines Romans (Kulturmaschinen Verlag 2011 - 183 Seiten)
  • Hans Peter Roentgen: Vier Seiten für ein Halleluja. Ein Schreibratgeber der etwas anderen Art (Sieben-Verlag Ltd. 2008 - 145 Seiten)
  • Guy Deutscher: Through the Language Glass. Why the World Looks Different in Other Languages (William Heinemann 2010, TB bei Arrow Books / Random House 2011 - 310 Seiten) - deutsche Ausgabe: Im Spiegel der Sprache: Warum die Welt in anderen Sprachen anders aussieht (C.H. Beck 2013 - 320 Seiten)
  • Douglas R. Hofstadter: Le Ton beau de Marot: In Praise of the Music of Language (Basic Books, New York 1997 und Bloomsbury Publishing Plc, London 1997 - 832 Seiten)

Online-Tipps von bekannten Autorinnen und Autoren oder Experten:
  • Open Culture (16. März 2014): Stephen King’s Top 20 Rules for Writers - leider nur auf Englisch.
  • Hans Peter Roentgen: Textkraft - gibt Workshops, hält Vorträge und schreibt Bücher zum Thema. Für Interessierte bietet er ein Schnupperlektorat an: Die ersten vier Seiten (max. 7.200 Anschläge), Kosten: 30 €, Dauer: 4-8 Wochen.

Heute werden mehr Bücher geschrieben und veröffentlicht, als zu jeder anderen Zeit. Das meiste davon bleibt zurecht in der Schublade. Meist sind es unscheinbare Details oder ein gut gewählter Zeitpunkt, der zufällig das Jetzt eingefangen hat, die ein gut geschriebenes Manuskript von einem Meisterwerk unterscheiden. Was wie dahingeworfen aussieht, muß es noch lange sein.
Wer sich seine Chancen ausrechnen möchte, den verweise ich auf:
  • Daniel Kahnemann: Thinking, Fast and Slow (Farrar, Strous & Giroud 2011, TB bei Penguin 2012 - 499 Seiten) - deutsche Ausgabe: Schnelles Denken, langsames Denken (Siedler Verlag 2012 - 624 Seiten)
  • Nassim Nicholas Taleb: The Black Swan: The Impact of the Highly Improbable (Random House und Pengiun 2007 - 444 Seiten) - deutsche Ausgabe: Der Schwarze Schwan: Die Macht höchst unwahrscheinlicher Ereignisse (Hanser Wirtschaft 2008 - 442 Seiten)
  • Nassim Nicholas Taleb: Antifragile: Things That Gain from Disorder (Random House 2012 und Penguin 2013 - 519 Seiten) - deutsche Ausgabe: Antifragilität: Anleitung für eine Welt, die wir nicht verstehen (Knaus 2013 - 688 Seiten)
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Alt 29.07.2015, 00:11   #4  
Peter L. Opmann
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Ein Buch über das Schreiben, das ich noch empfehlen kann (wenn auch etwas speziell):

Patricia Highsmith: Wie man einen Thriller schreibt (wurde mal in Fortsetzungen in der FAZ abgedruckt)
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Alt 29.07.2015, 11:48   #5  
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Standard VG WORT

Wer ab und zu kleinere Werke veröffentlicht, für die oder den kann sich eine Mitgliedschaft in der Verwertungsgesellschaft Wort (VG WORT) lohnen. Der Name hört sich bürokratisch an, und das Verfahren, dort aufgenommen, ist ein technokratischer Akt, letzten Endes zahlt sich das jedoch aus.

Die VG WORT ist die GEMA für Leute, die Texte aller Art schreiben. Verständlicherweise werden je nach Textsorte bestimmte Anforderungen gestellt. Wenn eigene Werke diese Vorgaben erfüllen, müssen sie angemeldet werden - meistens einmal pro Jahr.
Wo bekommt die VG WORT das Geld her? Kopiergeräte und Speichermedien (z.B. leere DVDs, leere Video-Kassetten) enthalten eine Kopierabgabe, die ähnlich wie die Haushaltsabgabe (alter GEZ-Beitrag) abgeführt wird. Übers Jahr sammelt die VG WORT diese Abgabe und verteilt die Summe dann im nächsten Jahr.

Anfangs wird das nur ein kleines Taschengeld sein, aber besser als nix.
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Alt 04.08.2015, 18:57   #6  
Servalan
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Ein Beitrag über die Erfinderin der Kinderzimmer-Ikonen Bibi Blocksberg und Benjamin Blümchen: Elfie Donnelly im Deutschlandradio Kultur.
Zitat:
Gerechtigkeit und Emanzipation hatte Elfie Donnelly im Sinn, als sie Benjamin Blümchen und Bibi Blocksberg erfand. Mehr über ihre Figuren, ihre Bhagwan-Zeit und ihr "inneres Kind" erzählt die Autorin "Im Gespräch".

Wir verdanken ihr das kecke "Hexhex!" der Junghexe Bibi Blocksberg und das muntere "Törööö!" des sprechenden Elefanten Benjamin Blümchen.
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Alt 17.08.2015, 15:10   #7  
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Standard Literaturblogs

Wer veröffentlicht wird, muß wohl oder übel mit Kritik leben.
Wer gedruckt wird, der muß Parodien, Pastiches und Hommagen verkraften können. (Ich halte das für eine indirekte Auszeichnung: Wer veralbert wird, muß vorher etwas bewirkt haben.)

Allerdings haben sich durch den technischen Maschinenpark neue Möglichkeiten jenseits des klassischen Feuilletons ergeben. Neben den Sozialen Netzwerken mit ihren Empfehlungen von und an "Follower", spielen die Kommentare auf den Seiten des größten Buchversandhändlers und Plattformen wie goodreads eine wichtige Rolle.

Wie in jedem Medium ist auch hier das Angebot durchwachsen: Die Palette reicht vom euphorischen Bauchgefühl über fundierte Rezensionen bis zu wissenschaftlich-kritischen Auseinandersetzungen, die ohne höheren Bildungsabschluß kaum zu verstehen sind.

Ein paar Hinweise:
Mein persönlicher Tip:
Bersarin: AISTHESIS | Texte zur Ästhetik, Philosophie und Kunstkritik sowie vermischte Bemerkungen

Geändert von Servalan (17.08.2015 um 15:16 Uhr)
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Alt 19.08.2015, 13:58   #8  
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Standard Urheberrecht

Ein dröges Thema, ich weiß. Wer aber mehr als hobbymäßig schreibt, sollte seine oder ihre Rechte und Pflichten kennen und zur Not wissen, wo etwas nachgeschlagen werden kann.

Wenn es um aktuelle Fassungen geht, läßt sich das UrhG online nachschlagen:
Wer lieber auf gedruckte Nachschlagewerke zurückgreift, dem empfehle ich:
  • Beck im dtv: Urheber- und Verlagsrecht (15. Auflage, Stand: 1. Oktober 2013)
  • V. Djordjevic / R.A. Gehring / V. Grassmuck / T. Kreutzer / M. Spielkamp: Schriftenreihe (Bd. 655): Urheberrecht im Alltag. kopieren, bearbeiten, selber machen, Bundeszentrale für politische Bildung 2008 (kostet 1€ + Porto, als PDF kostenlos)
  • Matthias Pierson / Thomas Ahrens / Karsten R. Fischer: Recht des geistigen Eigentums. Patente, Marken, Urheberrecht, Design (UTB 4231, Nomos 2014)

Geändert von Servalan (19.08.2015 um 21:01 Uhr)
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Alt 20.08.2015, 17:08   #9  
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Standard Literaturzeitschriften und -anthologien

Was für das Publikum wie ein Erfolg über Nacht aussieht, war in der Regel eine Ochsentour, bei der hart an den Texten (und an sich) gearbeitet wurde. Nur den wenigsten ist es vergönnt, unter Literaten und den wichtigen Leuten aus der Verlagsbranche aufwachsen. Das kann manchmal ein Vorteil sein, weil es Türen öffnet und erste Chancen bietet. Um sich auf Dauer auf dem Terrain zu behaupten, gehören jedoch Berechenbarkeit, eine gewisse Zuverlässigkeit und handwerkliche Kniffe dazu, die meist mühsam geübt werden müssen.

Deshalb beginnt der Weg in der Regel mit kleinen Veröffentlichungen in belletristischen Zeitschriften und Anthologien. Wer will, kann seine Manuskripte (vorwiegend Gedichte und Kurzgeschichten) einschicken und hoffen, daß sie von der Redaktion oder den Herausgebern ausgewählt werden.
Die Auflagen sind in der Regel winzig bis gering, als Honorar gibt es meist das obligatorische Belegexemplar. Diese Veröffentlichungen bieten aber die Chance, das eigene Werk bei Lesungen, Open-Mikes oder anderen Veranstaltungen vorzustellen.
Der Markt wandelt sich häufig, deshalb ein paar Links:
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Alt 20.08.2015, 20:59   #10  
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Hat eigentlich hier jemand Erfahrungen mit dem Veröffentlichen von Literatur? Ich habe Erfahrungen, aber nur im Bereich Journalismus.

Heute habe ich eiin Interview mit Doris Dörrie gelesen, das einige der schönsten Klischees bestätigt ("Beziehungen, Geklüngel, Leichen im Keller"). Hier ist es: http://www.sueddeutsche.de/kultur/in...4?reduced=true Was bei mir die Frage aufkommen ließ: Stimmt das?

(Sorry. Ich sehe gerade, der Zugang zu dem Interview ist im Prinizip kostenpflichtig.)
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Alt 20.08.2015, 22:45   #11  
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Der Erfahrungsbericht von Carla Berling (Post #3) ist schon sehr ernüchternd.
Ich habe in einigen Literaturmagazinen und Anthologien veröffentlicht, nichts Großartiges. Letzten Endes spielt es bei der Masse an Texten eine wichtige Rolle, wo und von wem etwas auf den Markt gebracht wird.

Vor einigen Monaten lief ein Feature über den Buchmarkt im Deutschlandfunk, und das hat leider einige fürchterliche Klischees bestätigt. Einerseits werden dabei Promis hofiert, die weit und breit bekannt sind. Die bekommen dann ihre Ghostwriter, die den Stoff in eine lesbare Form bringen.
Andererseits fallen auch Verleger und Lektoren auf der Jagd nach spektakulären Bestsellern auf Blender, Angeber und Idioten herein. Schlimmstenfalls entstehen dabei Rohrkrepierer, deren Auflagen diskret geschreddert werden.
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Alt 20.08.2015, 23:12   #12  
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Carla Berling sagte mir überhaupt nichts. Vielleicht muß ich mir das Buch mal besorgen.

Der Literaturbetrieb als solcher interessiert mich gar nicht. Wenn ein Verlag Bücher nur als Geschäft betrachten will, mag er das tun. Aber muß sich ein/e Autor/in zwangsläufig in diesen Literaturbetrieb hineinbegeben? Ich meine - Veröffentlichen in Literaturzeitschriften ist ja gut und schön, aber bringt einen nur sehr selten weiter, oder?
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Alt 21.08.2015, 14:09   #13  
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Niemand muß etwas. Aber gewisse Dinge lassen sich nicht theoretisch beurteilen, stattdessen muß jemand die durch Versuch und Irrtum herausfinden. Da müssen Erfahrungen gemacht werden, um zu wissen, was jemand wirklich will. Die Literaturszene vor Ort oder Foren sehe ich in dieser Hinsicht als Labore, in denen Leute mit Ambitionen experimentieren können.

Inwieweit sich das Können zur Karriere eignet, das läßt sich nur durch ein Feedback herausfinden, also ein Publikum aus Fremden und Unbekannten. Verwandte, Bekannte oder Freundeskreise scheuen vor einer ehrlichen Meinung zurück, wenn die verletzen könnte.

Qualität setzt sich nicht automatisch durch.
Es gibt keine standardisierten Protokolle, und das führt zu einer Schieflage. Einerseits stapeln sich in den Regale laufende Meter von Titel, bei denen ich es bedauerlich finde, daß dafür Bäume sterben mußten. Andererseits gibt es brillante Manuskripte, die immer im halböffentlichen Bereich bleiben und nie auf den Markt kommen.
Erfahrungen und Erlebnisse in der Literaturszene helfen dabei, seine eigenen Chancen einzuschätzen und sich ein konkretes Bild von der Situation in der Literaturbranche zu machen. Wer sich umgesehen hat, kann sich bewußt dafür oder dagegen entscheiden.

Durch die erweiterten technischen Möglichkeiten (Selbstverlag, Book-on-Demand, eBook, Kickstarter und andere Crowdfunding-Projekte) muß sich heute niemand mehr auf den offiziellen Literaturzirkus einlassen. Dessen Bedeutung ist gesunken. Aber auch in diesem Sektor werden Kenntnisse, Fähigkeiten und Eigenschaften verlangt, die jemand beherrschen sollte.
Wer sich weniger anstrengen möchte, kann ja Lotto spielen oder Lose rubbeln.
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Alt 22.08.2015, 08:34   #14  
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Zitat:
Zitat von Servalan Beitrag anzeigen
Niemand muß etwas. (...)
Doch, ab einem gewissem Punkt im Leben musst du. Wenn es in dir ist.

Zwei Buchempfehlungen zu dem Thema:

Stephen King 'Das Leben und das Schreiben'

und unbedingt hinterher lesen

Susanna Tamaro 'Ein jeder Engel ist schrecklich'

Das Buch von der Tamaro ist aktuell (August 2015) in einer günstigen TaBu-Ausgabe erhältlich.
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Alt 22.08.2015, 10:26   #15  
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Ja, in die Richtung denke ich auch. Das Ideal wäre: Der Autor schreibt etwas, um sich selbst damit auszudrücken - er artikuliert seine unverwechselbare Stimme. Kann sein, daß das keine Leser interessiert und es sich nicht verkauft - schade, aber kommt vor.

Aber wenn das, was er geschrieben hat, gut ist oder jedenfalls mit Hilfe eines Verlags Leser finden würde, aber das Manuskript in der Schublade bleiben muß, weil die Verlage nur auf Autorennamen setzen, die schon eingeführt sind oder auf sonstige Weise nur auf Rendite aus sind oder man gar nur durch Beziehungen und/oder Intrigen in den Literaturmarkt reinkommt, das ginge mir gegen den Strich.

Ich bin übrigens mit meiner Auftragsschreiberei soweit zufrieden. Es ist halt auch eine sichere Sache: Ich bekomme einen Auftrag und weiß von vorneherein, daß ich ihn erfüllen kann. Ich habe auch kein Manuskript in der Schublade, das unbedingt veröffentlicht werden müßte. Aber als Bücherleser interessiert mich der Literaturbetrieb doch.
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Alt 22.08.2015, 12:45   #16  
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Deshalb habe ich die Distanz zwischen Schreiben und Veröffentlichungen in der Überschrift betont. Dazwischen liegt eine unheimliche Strecke, bei der nicht immer die Besten zum Ziel gelangen.

Der Schreibimpuls ist das eine: Soweit ich das beurteilen kann, muß das eine uralte Sache sein. Den schon in den ersten Versen der Ilias von Homer sieht sich der Rhapsode als Werkzeug der Musen, denen er hilflos ausgeliefert ist und nachkommen muß.
Aber der muß kontrolliert und gezähmt werden, damit lesbare Werke herauskommen und kein idiosynkratisches Zungenreden. Wer sich in einem Maße auf Sprache eingelassen hat, daß er oder sie anderen nur schwer vermitteln kann, befindet sich in der Lage eines Menschen mit Asperger. In diesem Fall kann es Generationen dauern, bis die Mitwelt das Werk anerkennt: Die berühmteste Dichterin mit Weltliteratur in der Schublade war die Lyrikerin Emily Dickinson ...

Das Veröffentlichen, also der Schritt vom Manuskript zum Buch, verlangt andere Qualitäten. Von daher betrachtete ich einen Agenten in diesem Bereich als einen Coach. Manche Leute haben Glück und finden diese hilfreiche Unterstützung bei ihrem Lebenspartner (die berüchtigte 'Dichterwitwe') oder im nächsten Freundeskreis - siehe Eva Gabrielssons Anteil an Stieg Larssons Millennium-Trilogie.
Djian hat einer solchen Freundin in seiner Titelheldin Betty Blue ein Denkmal gesetzt.

Durch Slam Poetry hat der gesprochene Vortrag noch einmal an Wert gewonnen. Durch Audioblogs und Hörbücher gibt es hier Chancen für Leute, denen an der Sprache Elemente wichtig sind, die im Schriftlichen verpuffen oder überlesen werden.
Insofern gibt es auch den Autor als coole Rampensau, die nach Applaus hungert und erst auf der Bühne auflebt. Solche Leute können im privaten Umgang eher schüchtern sein ...

Wer sich im literarischen Markt nicht auskennt, kann sich verirren.
Was zu mir paßt oder nicht, muß ich am eigenen Leibe herausfinden. Auf dem grünen Tisch der theoretischen Spekulation bringt das nichts.

Geändert von Servalan (29.10.2016 um 16:28 Uhr)
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Alt 22.08.2015, 15:23   #17  
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Standard Zum 125. Geburtstag von H.P. Lovecraft

Lovecraft hat eine Menge geschrieben und viel veröffentlicht. Ein umfangreicher Teil seines Werks wurde allerdings erst nach seinem Tod veröffentlicht, und richtig annerkannt wurde er mit erheblicher Verzögerung. (Vor kurzem erschien eine Neuauflage von Houellebecqs Lovecraft-Essay mit einem Vorwort von Stephen King - Was für eine Kombination!)

telepolis gedenkt ihm mit einem alten Artikel:

Claus Jahnel: Das ist nicht tot, was ewig liegt... H. P. Lovecraft im Netz und anderswo - Eine aktuelle Bestandsaufnahme zum Cthulhu-Mythos (08.10.2003)
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Alt 22.08.2015, 15:31   #18  
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Der kommt dem oben genannten Ideal ziemlich nahe: Hat nur in Fanzines und Pulpmagazinen veröffentlicht und war zufrieden damit. Lovecraft hat allerdings, soviel ich weiß, von einem Erbe gelebt, das trotz anspruchsloser Lebensführung am Ende seines Lebens ziemlich aufgebraucht war. Für ein Alterswerk hätte es nicht mehr gereicht.
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Alt 22.08.2015, 15:50   #19  
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Wenn Schriftsteller interviewt werden, fällt des öfteren der Satz: Nicht der Autor habe sich ein Thema gesucht, sondern das Thema habe sich dem Autor geradezu aufgedrängt. Der Autor konnte nicht anders und mußte schreiben ...

Ich kenne dieses Gefühl nur zu gut, weil es mich überfällt, wenn mich etwas beschäftigt, es aber keine klare Lösung gibt. Ein literarischer Text erscheint dann wie die kürzeste, die prägnanteste und schlüssigste Form.
Auf diese Weise kann ich verschiedene Strategien und Wege (in den Figuren) nebeneinanderstellen und kontrastierenden, ohne platt werten zu müssen. Wegen der damit verbundenen Komplexität ist das eine Expedition ins Ungewisse, von der ich nicht weiß, ob sie mich an einen Schlußpunkt führt. Das Geschehen gewinnt eine eigene Dynamik, die sich kaum kontrollieren läßt, und die Figuren werden 'lebendig'.

Was für den einen Autor falsch und kontraproduktiv wäre, kann ein anderer als Befreiung empfinden. Menschen sind widersprüchlich ...
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Alt 22.08.2015, 22:11   #20  
Peter L. Opmann
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Also Schreiben als ein Weg, sich die Welt zu erklären. Halte ich für legitim.

Aber welche Motive fürs Schreiben gibt's eigentlich? Schätzungsweise das häufigste ist Bestätigung, also Ruhm oder zumindest Nachruhm. Ich gestehe, wenn ich eine Rückmeldung zu einem Artikel von mir bekomme - möglichst mit dem Tenor: "Sie haben das sehr gut und einfühlsam dargestellt" -, denke ich: So soll es sein. Meistens gibt es aber keine Reaktionen, und wenn ich darauf abzielen würde, wäre das ziemlich traurig.

Geldverdienen ist auch ein wichtiges Motiv - kann ich auf jeden Fall bestätigen. Man kann seine Rechnungen bezahlen, ohne körperlich arbeiten zu müssen. Ein Onkel von mir, der Zimmermann war, pflegte mir zu sagen: Du hast doch noch nie richtig gearbeitet! Er hatte recht. Als Schriftsteller kann man sich allerdings in der Regel nicht darauf verlassen, daß man für sein Werk wirklich Tantiemen einnimmt.

Ein einfaches Motiv, das ich aber nicht unterschätzen möchte, ist, daß man eine Geschichte erzählen will. Ich glaube, viele Menschen haben den Kopf voller Geschichten - die sind halt nicht unbedingt alle zu Literatur formbar. In unseren postmodernen Zeiten, in der angeblich alle Geschichten längst erzählt sind, ist das zudem problematisch.

Ein weiteres wichtiges Motiv ist meiner Ansicht nach Selbstrechtfertigung. Es gibt unterschiedliche Sichtweisen auf Ereignisse, und ich will, daß meine Sicht sich als die gültige durchsetzt. Welche Bestätigung könnte überzeugender sein, als daß ein Verlag aus meiner Geschichte ein Buch macht? Ich glaube, das ist oft das, was unbedingt rausmuß.

Diese Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
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Alt 23.08.2015, 09:23   #21  
G.Nem.
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Zitat von Peter L. Opmann Beitrag anzeigen
(...)
Ein einfaches Motiv, das ich aber nicht unterschätzen möchte, ist, daß man eine Geschichte erzählen will. Ich glaube, viele Menschen haben den Kopf voller Geschichten - die sind halt nicht unbedingt alle zu Literatur formbar. In unseren postmodernen Zeiten, in der angeblich alle Geschichten längst erzählt sind, ist das zudem problematisch.(...)
Also die schreibenden Freunde von mir (und da ist auch ein Bestseller-Autoren-Paar drunter) haben immer nur aus dieser Motivation heraus geschrieben. Sie waren schon als Kinder Geschichtenerfinder. Vgl. die Funktion des Geschichten- oder Märchenerzählers in der Kulturgeschichte der Menschheit. Es ist ein Grundbedürfnis des Menschen Geschichten zu hören, zu lesen und eben auch welche zu produzieren – egal in welcher Form.

Es sind noch lange nicht alle Geschichten erzählt!
G.Nem. ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.08.2015, 12:53   #22  
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Zitat von Peter L. Opmann Beitrag anzeigen
Also Schreiben als ein Weg, sich die Welt zu erklären. Halte ich für legitim.
So allgemein, habe ich das nicht gemeint. Jemanden die Welt erklären zu wollen, halte ich für vermessen. Schreiben ist (für mich) keine Offenbarung eines höheren Wesens, sondern stellt lediglich eine Weise dar, einen bestimmten Sachverhalt zu klären. Für ein Thema, dem ich mich nicht entziehen kann, stellt das eher ein Überdruckventil dar.

Insofern spielt das Dilemma der klassischen griechischen Dramen hinein. Der Keim einer Erzählung entspräche visuell einem dynamischen Netzwerk (wie einem Molekül), das ich in einer Art Brainstorming auf alle möglichen Arten analysiere.
Daß ich diese Geschichte schreibe, bedeutet aber nicht, daß ich sie auch veröffentliche. Gewisse Geschichten muß ich verfaßt haben, um mir erzählerische Kniffe, Tricks und anderes Handwerkszeug anzueignen.

Ob sie überhaupt publikumstauglich sind, entscheidet sich, wenn sie fertig sind - wenn ich sie abgeschlossen habe und nicht mehr überarbeite.

Eine der Schwierigkeiten der Literaturszene lag lange Zeit darin, daß es für mittlere Formate zwischen der Kurzgeschichte und dem Roman (Novellen, Kurzromane und ähnliches) kaum Veröffentlichungsmöglichkeiten gab. Durch die eBooks hat sich die Lage mittlerweile entspannt, aber schwierig bleibt sie trotzdem. Und die größeren Formate müssen Zug um Zug erobert werden, weil ab einer gewisse Länge, Elemente eine Rolle spielen, die bei kleinen Formaten nicht auftauchen. Erst wenn in der Rohfassung der letzte Satz geschrieben ist, habe ich einen Überblick. Und dann gilt es zu verbessern: Überflüssiges zu streichen, Umständliches zu glätten, bestimmte Teile in den Vordergrund zu stellen und andere in den Hintergrund zu rücken.
Die Balance muß subtil ausgepegelt werden, bis ich mich der "idealen Fassung" am besten genähert habe.

Geändert von Servalan (25.04.2017 um 14:29 Uhr)
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Alt 23.08.2015, 15:05   #23  
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Zitat von Peter L. Opmann Beitrag anzeigen
Ein einfaches Motiv, das ich aber nicht unterschätzen möchte, ist, daß man eine Geschichte erzählen will. Ich glaube, viele Menschen haben den Kopf voller Geschichten - die sind halt nicht unbedingt alle zu Literatur formbar. In unseren postmodernen Zeiten, in der angeblich alle Geschichten längst erzählt sind, ist das zudem problematisch.
Manchmal ist die Geschichte bloß das Ausgangsmaterial, und die Sprache an sich gerät in den Mittelpunkt des Interesses. Letzten Endes kann diese Methode zu komplexen Sprachkunstwerken führen, die sperrig, abweisend und auf den ersten Blick unzugänglich sind. Weder Kafka noch Proust oder Büchner sind leichte Lektüre. Jeder Satz, jede Seite, jedes Kapitel verlangt dem Publikum etwas ab. Solange sich die Mühe lohnt, ist der Aufwand gerechtfertigt.

Auf der anderen Seite wurden Werke, die keine solchen Barrieren, Hürden und Hindernisse haben, fast automatisch als leichte Lektüre oder gehobene Unterhaltung betrachtet. Erst durch die Postmoderne-Debatten hat sich der Blick geweitet. Wenn sich ein Autor weiterentwickelt, zieht das Publikum nicht immer mit, und diese Nebenwirkung kann Karrieren leicht zerstören.

Melvilles Moby Dick wäre ein klassisches Beispiel. Als der Roman erschien, war Melville ein etablierter Erzähler, den das Publikum mit unterhaltsamen Südseeabenteuern verband. Moby Dick wurde zwar veröffentlicht, fiel aber bei dem zeitgenössischen Publikum und der Kritik durch. Die Schulden dieses Desasters belasteten Melvilles restliches Leben.
Erst durch die Wiederentdeckung in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts durch die modernen Literaten wurde das Werk rehabilitiert. Es wird anerkannt und kanonisiert.

Wer heute Vergleichbares vorhat, sieht sich einer Branche gegenüber, in der Renditeerwatungen die meisten Verlagsprogramme bestimmen. Ohne eine gewisse Bibliographie, einen gewissen Ruhm zumindest auf der lokalen Ebene oder andere Erfahrungen wird sich kaum ein Lektor, Verleger oder Herausgeber finden lassen, der das Risiko eingeht und dem Autor einen ungewöhnlich hohen Kredit einräumt. Solche Fälle kommen vor, aber sie verlangen einen entsprechenden Einsatz auf beiden Seiten.

Außerdem kann ich mir vorstellen, daß Autoren, die das Kleine Einmaleins beherrschen, mit den Rahmenbedingungen unzufrieden sind. Das Manuskript liefert die Initialzündung des Verlagsprozesses und stellt ungefähr 30 % des fertigen Buches dar. Wer dafür als Debütant mit mageren 5-8 % von den Nettoeinnahmen abgespeist wird, kann sich über den Tisch gezogen fühlen. Die fehlenden 20-25 % sollten in einem fairen Vertrag zumindest mittelfristig über andere Wege (Lesungen, Vorträge, Preise) hereinkommen.
Ich kann jeden verstehen, der sagt: "Unter diesen Bedingungen verzichte ich auf eine Veröffentlichung. Das empfinde ich als Beleidigung! Dann haben eben die Verlage und das Publikum Pech gehabt."
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Alt 24.08.2015, 12:14   #24  
Servalan
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Standard Auf eigene Gefahr: Literaturwettbewerbe

Dieses ästhetische Kräftemessen gibt es in verschiedenen Preisklassen. Der gesamte Bereich ist ziemlich unübersichtlich. Allerdings lichtet sich die Liste rasch, weil durch die Kriterien meist nur ein Teil der möglichen Konkurrenten zugelassen wird. Ein Teil dieser Bedingungen hat mit der Qualität der eingereichten Beiträge nichts zu tun:
  • Meist müssen die Bewerber in einem bestimmten Ort oder Landstrich geboren sein, dort wohnen oder eine andere Beziehung von dieser Sorte nachweisen.
  • Außerdem dürfen die Autoren in der Regel ein bestimmtes Alter (häufig 35 Jahre) nicht überschritten haben.
  • Bei einem Teil können sich Autoren selbst bewerben, bei anderen entscheidet eine Jury über die Titel (Longlist, Shortlist) - über die kann ein Publikum abstimmen.
  • In den USA sind Eintrittsgelder die Regel, im deutschsprachigen Raum kann das vorkommen.
Wer sich bewirbt, geht gewisse bindende Verpflichtungen ein, sollte der Beitrag zu den Ausgezeichneten gehören. Eine Lesung mit anschließender Diskussion stellt fast schon das Minimum dar.
In der Regel verhalten sich Moderatoren und das Publikum dabei freundlich, Kritik und bissige Anmerkungen sind jedoch nicht ausgeschlossen. Wer dünnhäutig ist, sollte deshalb lieber Abstand nehmen.

Die berühmtesten Wettbewerbe im deutschsprachigen Raum sind:
  • Ingeborg-Bachmannpreis - Tage der deutschsprachigen Literatur im Juli in Salzburg (Österreich - seit 1977).
    Der eingereichte Text (halbe Stunde) wird live vor Publikum und Kamera vorgelesen. Danach muß der Autor stillschweigend eine halbe Stunde Kritilk der Jury vertragen. Das ORF zeichnet sämtliche Beiträge auf und stellt sie online zur Verfügung. Ohne eine gewisse Erfahrung mit heftiger Kritik und einem Publikum kann diese Erfahrung vernichtend wirken.
  • Berliner open mike für Prosa und Lyrik der Literaturwerkstatt Berlin (seit 1993) im November.
    Zitat:
    Beim open mike teilnehmen können deutschsprachige Autoren, die nicht älter als 35 Jahre sind und keine eigene Buchpublikation vorzuweisen haben. Eingereicht werden können Prosa oder Lyrik, aus den anonymisierten Texten wählen 6 Lektoren aus renommierten Verlagen max. 22 Teilnehmer aus, die im November zu der zweitägigen öffentlichen Lesung des open mike - Finales nach Berlin eingeladen werden.
Unter dem Publikum dieser Wettbewerbe befinden sich etliche Leute aus der Verlagsbranche: Lektoren, Agenten und Verleger. Ein Sieg garantiert noch lange keinen Durchbruch, kann aber extrem hilfreich sein. Schon die Nominierten genießen also einen gewissen Vorteil.

Geändert von Servalan (24.08.2015 um 15:50 Uhr)
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Alt 26.08.2015, 15:30   #25  
Servalan
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Standard Alle für einen, einer für alle: Gemeinsam anfangen

Die meisten Menschen werden bei ihren ersten Auftritten unsicher sein, weil sie ihre eigenen Qualitäten nicht beurteilen können. Wenn ein Text vor einem Publikum gelesen wird, zeigt sich, wo das Publikum wie erwartet reagiert und was völlig untergeht oder anders aufgefaßt wird.

Zu Beginn verhindert schon das schmale Werk eigene Auftritte allein.
Wettbewerbe (wie Poetry Slam, Open Mike) und Gruppenlesungen bieten Neulingen die Chance, sich auf der Bühne zu bewähren. Die lockere Atmosphäre in Kneipen, Kulturzentren, Lesebühnen oder improvisierten Gelegenheiten kann sich in extremen Stimmungsschwankungen äußern. Beliebte Leute können trotz schwacher Texte und einer durchwachsenen Darbietung brandenden Applaus bekommen, während bessere Werke durchfallen können. Der eigene Freundeskreis oder andere Personen, die Rückhalt bieten, sollten sich deshalb im Publikum befinden und ihren Favoriten anfeuern.

Dazu bietet sich eine Künstlergruppe, eine Schreibwerkstatt oder ein Literarischer Salon an, der mehr oder minder regelmäßig stattfindet. Dort können Texte besprochen werden, die gerade entstehen. Im Dialog können sich Autoren darüber austauschen, wie sie welches Problem anders gelöst hätten. Jeder Rat bleibt Vorschlag, den die Kritisierten annehmen oder ablehnen können. Die Sitzungen bereiten die Autoren auf diese Weise auf redaktionelle Eingriffe von Agenten, Lektoren, Herausgebern und Verlegern vor.
Mit bescheidenen Mitteln lassen sich für Schreibgruppen sogar Veranstaltungen organisieren, die für jemanden allein eine Illusion geblieben wären.
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