Sammlerforen.net     

Zurück   Sammlerforen.net > Öffentliche Foren > Sammelgebiete > Comics > Magazine > Lorenz' Comic-Welt

 
 
Themen-Optionen Ansicht
Alt 29.08.2014, 08:07   #1  
Detlef Lorenz
Operator 50er Jahre
 
Benutzerbild von Detlef Lorenz
 
Ort: Ahrensburg
Beiträge: 3.487
Standard Mark Twain

Samuel Longhorn Clemens wurde am 30. November 1835 in Florida / Missouri geboren und verstarb am 21. April 1910 in Redding / Connecticut. Weltweit bekannt wurde er natürlich unter seinem Pseudonym „Mark Twain“, das er 1863 zum ersten Mal verwendete. Es entstammt der Seemannssprache und bedeutet „Zwei Faden“ (ca. 3,75m) Wassertiefe, in diesem Fall unter dem Schiffsrumpf auf dem Mississippi. Es war eine Reminiszenz an seine Arbeit als Lotse auf diesem Fluss (von 1859-61). Dies war eine seiner Tätigkeiten, bevor er zu seiner Bestimmung als Schriftsteller fand, was eher zufällig geschah: der amerikanische Bürgerkrieg brach 1861 aus, Clemens wurde Angehöriger der Südstaatenarmee, nur zwei Wochen später bat er um seine Entlassung und ging als Goldgräber nach Nevada. Da das eine wenig ertragreiche Beschäftigung wurde, schrieb er Berichte als Reporter für die Zeitung „Territorial Enterprise“ in Virginia City. Sein satirischer und sarkastischer Schreibstil brachte ihm allerdings Probleme ein, die seine Zeit in Nevada erheblich abkürzte. Einige Mitbürger fühlten sich bloßgestellt und deren Zorn entzog er sich durch seine überstürzte Abreise. Das war 1863, von diesem Jahr an verdiente er mit dem Schreiben, zuerst als Reporter, später als Romanautor und Vortragsreisender in eigener Sache (in einer Zeit, als es die modernen Kommunikationsmedien noch nicht gab, eine der Möglichkeiten, seine Werke vorzustellen) seinen Lebensunterhalt.

Mit der 1865 entstandenen Geschichte „The Celebrated Jumping Frog of Calaveras County“ wurde Mark Twain in der US-amerikanischen Öffentlichkeit bekannt, vom Osten bis zum Westen. Fünf Jahre später heirateten er und Olivia Langdon. Sie ließen sich in Hartford / Connecticut nieder, in direkter Nachbarschaft (hundert Meter Fußweg) zum Haus von Harriet Beecher Stove, die sich als kompromisslose Gegnerin der Sklaverei aktiv betätigte. Weltweit bekannt ist sie durch ihrem Roman „Onkel Toms Hütte“ geworden. Diese Einstellung verband beide, unterschiedlicher Meinung waren sie allerdings was die Religion anging: Stove war dem Christentum sehr zugetan, in Clemens fand es einen Entschiedenen Gegner, eigentlich jeglicher Glaubensrichtungen. Auch gegen den spätestens mit dem spanisch-amerikanischen Krieg (1898) zutage tretenden US-Imperialismus, der im amerikanisch-philippinischen Krieg (1899-1902) einen ersten Höhepunkt fand, äußerte er sich negativ. Clemens trat der „antiimperialistischen Bewegung“ bei, da er mit der Außenpolitik seiner Heimat nicht einverstanden war. Kurz vorher war er faktisch Pleite gegangen, als die Druckerei und das Verlagshaus, an denen er Beteiligt war, durch die Fehlinvestitionen in eine Setzmaschine alle in den Ruin trieben. Eine mehrjährige Vortragsreise um die Welt wurde ein solcher Erfolg, dass er finanziell wieder gesundete.

Bereits mehrere Jahre zuvor hielt sich Clemens des Öfteren im Ausland auf. Eine Europareise brachte in 1878 unter anderem nach Deutschland und in die Schweiz. Diese Reise schlug sich in den Berichten „A Tramp Abroat“ („Bummel durch Europa“) nieder. Besonders die deutsche Sprache hatte es ihm angetan, ein Anhang im vorgenannten Buch beschäftigte sich ausführlich mit deren „Schrecknissen“ und „Eigenheiten“. Dies hielt ihn aber nicht davon ab, einige Jahre später, ab 1891, erneut nach Europa aufzubrechen und dort neun Jahre zu bleiben. Vom September 1897 bis zum Mai 1899 lebte er in Wien, dessen Antisemitismus ihn heftig verstörte („Stirring Times in Austria“). Von Berlin hingegen (sorry!) war er sehr angetan, seine beiden Töchter schickte er dort zum Studium hin. Wohnhaft war er nur wenige hundert Meter davon entfernt, wo ich meine Kindheit verbracht – und all die schönen Comics kennen gelernt habe, über die ich u.a. hier so gerne berichte (auch gleich über Twains). Immerhin hat man es in Berlin geschafft, diesen Aufenthalt Clemens „nur“ 101 Jahre nach seinem Tode mit einer an seinem Wohnsitz angebrachten Plakette zu würdigen. Twain ist mein Lieblingsschriftsteller geworden, viele Bücher, die ich alle gelesen habe, zieren meine Bücherwand. Einige bilde ich anschließend hier ab.

Dies ist die Einleitung zu einer Betrachtung von Comics, die nach seinen Werken entstanden sind. Sicherlich ist sie nicht vollständig, wer am Ende des gesamten Beitrages weitere kennt, bitte immer bekannt geben.





Das ist mein ältestes Buch, es ist vom Verlag von Robert Lutz, der so ab 1896 seine Reihe mit Werken von Mark Twain startete. Natürlich mit „Tom Sawyers Abenteuer und Streiche“, dem wohl weltweit bekanntesten Buch Twains. Ihm folgte die Fortsetzung mit „Huckleberry Finn“, und weitere Story-, Reiseberichte und sogenannte Skizzen. Immerhin musste man für so einen Band 2,50 Mark hinblättern, zur Kaiserzeit eine enorme Summe. Twain war in Deutschland ungemein beliebt, man sah in ihm aber ausschließlich einen Humoristen. Diese Beschränkung kommt seinen Arbeiten – und Lebenseinstellungen, die er vehement vertrat – nicht annähernd nah. Lutz brachte auch „Ein Yankee aus Connecticut an König Arthus´ Hof“ nicht, dort spottete Twain über das höfische Gepränge und kam damit wohl nicht so gut bei Kaisers an.




Ab 1920 brachte Lutz eine weitere Buchreihe von Mark Twain heraus. Die Aufmachung war wesentlich einfacher, die Zeiten waren auch schwerer geworden. Auch hier begann man mit „Tom Sawyer“, diesmal mit den neuen Abenteuern. Diese führten ihn und Huck Finn mit einem Ballon über den Atlantik bis nach Afrika.




Dies ist das Selbe Werk Mark Twain, diesmal von Hanser. Interessant finde ich einen erklärenden, entschuldigenden Verlagshinweis, unmittelbar vor dem 1. Kapitel: Der in diesem Buch gebrauchte Begriff >>Nigger<< entstammt der historischen Alltagssprache von Huckleberry Finn. Es ist im Grunde aber ein abwertender rassistischer Begriff für afroamerikanische Sklaven in den USA, der auch heute noch in rassistischen Kreisen für dunkelhäutige Amerikaner verwandt wird. Wir haben den Begriff beibehalten, um den historischen Kontext nicht zu verschleiern.

Wohl gesprochen und auch mutig. Im Text wird der Begriff auch verwendet, aber noch nicht im allerersten Absatz. Dort heißt es bei Hanser: „(…) als wir Jim befreiten (…)“ und bei Lutz: „(…) als wir den Nigger Jim freimachten (…)“. Ansonsten haben sie sich an ihren Vorsatz gehalten, was sie ehrt.




Das ist ein dtv-Taschenbuch mit den Abenteuern des „Yankee aus Connecticut …“. Es hat Spaß gemacht es zu lesen!




Am >>schwersten<< Verdaulich ist dieses prachtvolle Buch, 22cm x 26cm und fast 2 Kilo schwer, ist es als Bettlektüre nicht unbedingt zu gebrauchen. Auch inhaltlich hat es einiges zu bieten, allein über 70 Seiten einleitende Worte muss man durcharbeiten, bevor das erste Kapitel der Abenteuer Huck Finns beginnen. Die folgenden 440 Seiten bestehen nun nicht ausschließlich aus dessen Erlebnissen, sondern grob geschätzt müssen sie sich deren Hälfte mit Anmerkungen teilen, die gelegentlich über mehrere Seiten gehen (mit einer einzigen Kennziffer). Es ist natürlich eine Spezialausgabe, eine deutsche Übernahme aus den USA. Dort geniest grade Huck Finn fast kultische Verehrung, er steht par excellenc für die vergangene amerikanische Kultur. Erschienen ist es 2003 im Europa Verlag Hamburg.

Das 2. Kapitel dieses Beitrages folgt demnächst hier an dieser Stelle …
Sorry, Frank! Aber die „Abenteuer der Weltgeschichte“ müssen sich (und du auch) noch ein wenig gedulden, Mark Twain wartet schon länger …
Detlef Lorenz ist offline   Mit Zitat antworten
 

Zurück   Sammlerforen.net > Öffentliche Foren > Sammelgebiete > Comics > Magazine > Lorenz' Comic-Welt


Forumregeln
Es ist dir nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist dir nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist dir nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist dir nicht erlaubt, deine Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 11:02 Uhr.


Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, Jelsoft Enterprises Ltd.
Copyright: www.sammlerforen.net

Das Sammler-Netzwerk: Der Sammler - Sammlerforen
Das Comic Guide-Netzwerk: Deutscher Comic Guide - Comic Guide NET - Comic-Marktplatz