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Alt 04.07.2010, 16:54   #1  
Maxithecat
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Standard Interview mit DAVID BOLLER und seine Comics BAKUBA, AIR und TELL

Interview mit DAVID BOLLER
und seine Comics BAKUBA, AIR und TELL










CGNet:
Hallo David!

David: Hallo aus d’r Schweiz!

CGNet: Du hast ja schon vorher viele Arbeiten gemacht, aber richtig bekannt geworden bist du erst, als du TELL herausgebracht hast.

David: Richtig, das war sicher eine gute Idee, weil es ist ja ein Thema, mit dem sich viele Leute identifizieren. Das kennt natürlich jeder vom Namen her und ist natürlich auch eine neue Aufarbeitung. Nicht etwas, was schon mal jemand gemacht hat, sondern ziemlich originell. Auch vom Stil her habe ich mich extra so festgelegt, dass sich jeder damit identifizieren kann. Also nicht dieses avantgardistische oder so. Ich versuche möglichst viele Leute damit anzusprechen. Und das hat es natürlich auch.


Das Online-Cover von "TELL"

CGNet: Dein Zeichenstil, den ich z.B. hier bei „Bakuba“ bei dir sehe, ist total anders.

David: Das ist Quer Beet!

CGNet: Das ist mal die andere Seite von dir.

David: Ja, richtig. Der Grund, das wir Bakuba gemacht haben, ist Erstens: Es ist als erster fertig geworden. Also ganz pragmatisch. Und der zweite Grund: Ich wollte meine neue Firma etablieren mit etwas, das, sagen wir mal, esoterisch oder ein bisschen nicht-konventionell ist, das die Leute auch hinsehen.


Wir wussten, das wird kein großer kommerzieller Erfolg, das ist ganz klar. Aber, es hat uns so etabliert, dass wir anders sind als alle Anderen. Meines Wissens nach gibt es eigentlich keinen deutschen Comic, der sich mit dem Thema Afrika in dieser Art auseinander setzt. Das ist nicht diese Tarzan Romantik dahinter. Das mag ich überhaupt nicht.

Das hat uns wirklich auch die Presse gegeben, die Leute haben wirklich geschaut: Oh, was ist das denn da. Das sieht ja ganz anders aus. Auch wenn du dir das Titelbild anschaust, das sieht eher wie ein Roman aus. Also nicht wie ein typisches Comic Book Cover, mit einer halbnackten Frau oder einer Pistole drauf oder einer Actionszene. Das war so gewollt.

Wir wussten, dass es nicht so kommerziell erfolgreich sein wird, aber es wird uns wenigstens absetzten

CGNet: Es kommt darauf an, dass man etwas hat, das man vorzeigen kann, wo die Leute sagen „Oh Toll, das sieht gut aus“. Das hebt sich von den anderen Sachen ab.

David: Absolut. Die Geschichten haben auch eine Message [Aussage]. Es war wichtig für mich, nicht nur der Superhelden- oder Fantasy-Zeichner zu sein, sondern auch jemand, der was zu sagen hat. Sich auch so zu etablieren. Auch wenn es kein kommerzieller Erfolg wird.


CGNet: Sind die Geschichten von dir geschrieben?

David: Ja, die Geschichten habe ich geschrieben. Eine Volksgeschichte Kongo habe ich adaptiert. Die ist schon ziemlich editiert. Ich würde eher sagen, es war eine Inspiration. Daneben gab es noch andere Inspirationen. Ich war noch nie in Afrika, habe mir aber sehr viele Dokumentarfilme angesehen. Ich bin ein sehr großer afrikanischer Musikfan. Das sind schon Einflüsse, die in die Geschichten eingeflossen sind.

Geändert von Maxithecat (04.07.2010 um 19:52 Uhr) Grund: Bildergröße angepasst
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Alt 04.07.2010, 17:05   #2  
Maxithecat
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David an seinem Stand "ZAMPANO-Comics"

CGNet: Du hast auch was über Nordafrika geschrieben.


David: Ja richtig, dass ist das Buch, das Anfang 2011 rauskommt. Aïr - Der Aufstand

Es geht um den zweiten Tuareg-Aufstand, der immer noch im Gange ist. Über den hört man auch in der Presse nicht viel. In Frankreich ein ziemlich großes Thema. Die Leute und auch der Vertrieb wussten sofort, um was es geht. Und auch vom Artwork bin ich sicher, dass es die Franzosen ansprechen wird. In Deutschland ist es etwas unbekannter. Aber es ist ein brisantes Thema. Es geht in die ethnische Verfolgung rein, wie mit den Kurden, den Serben und Kroaten. Um ethnische Minderheiten eben, die wirklich verfolgt werden. In Aïr ist es besonders tragisch. Die Leute wohnen im ärmsten Gebiet der Welt.


CGNet: Die Leute wohnen in der Wüste und werden dann noch verfolgt

David: Absolut. Und werden dann noch verfolgt. Das Einzige was denen gehören würde, sind die Uranium Minen. Die wurden zuerst von den Franzosen geplündert, dann von den Chinesen. Die Chinesen sind momentan dort das wirkliche große Problem.

Es ist eine wirklich tragische Ausgangssituation, die natürlich eine gute Story ausmacht.


CGNet: Der Band kommt also Anfang 2011 raus?

David: Ja, er erscheint Anfang des Jahres, wohl zu Angouleme, da dieses Buch ein gutes Thema für den französischen Markt ist.

CGNet: Dann wird das eine zweisprachige Ausgabe?

David: Ja, wir machen alle Farbsachen zweisprachig.

CGNet: Aber nur französisch und deutsch!

David: Ja. USA und England interessieren uns nicht. Da muss ich leider sagen, dass der Markt in den USA so kaputt ist, da sind wir in Deutschland noch sehr gut dran.

Das habe ich auch dem Vertriebschef gesagt; wenn du ein Graphic Novel in die Previews stellst und du bekommst 200 Vorbestellungen, bist du gut dran. Und das ist für ein Land mit 300 Millionen Einwohnern natürlich eine absolute Katastrophe.

Denn, das wissen die meisten Deutsche nicht, die Leute, die in den USA Comics lesen sind Minderheiten. Das sind die Asiaten, die Spanier, die Schwarzen. Von denen können 30% gar nicht lesen. Weil sie auch keine gute Ausbildung, Schulbildung haben. Da bist du automatisch in einer schlechten Position.


In Frankreich zum Beispiel, da ist die Hauptleserschaft die sogenannten „Bobos“, das bedeutet Bohemien Bourgeoisie. Das ist die obere Mittelklasse. Das sind gut ausgebildete Leute mit guter Kaufkraft. Die können sich solche Sachen leisten. Das ist in denn USA nicht so, dort sind es Minderheiten, die kein Geld haben.

CGNet: Würdest du AIR auch als Graphic Novel bezeichen?

David: Doch, obwohl es technisch ein Album ist. Auch die Serien auf der Website sind Graphic Novels. Z.B. der „Ewiger Himmel“ das jetzt im neuen Magazin von Martin Jurgeit erscheint, hat 240 Seiten. Das wird eine dicke Schwarte.

CGNet: Du wirst also in den nächsten Ausgaben von „Comix“ regelmäßig erscheinen?

David: Es sind jetzt 12 Seiten in der ersten Ausgabe drin, es werden vorrausichtlich 10 Seiten in der zweiten Ausgabe erscheinen. Der Band wird also mit 10 Seiten seriealisiert.

Geändert von Maxithecat (04.07.2010 um 20:35 Uhr) Grund: kaufe ein "c"
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Alt 04.07.2010, 17:13   #3  
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CGNet: Aber jetzt zurück zu TELL. Nachdem wir die Abenteuer ja schon online erleben, wann können wir den Band in Händen halten?

David: Wir werden am 17. September in Winterthur in der Schweiz eine Multimediapräsentation haben und es wird dann Ende Oktober in Deutschland ausgeliefert, Ich werde dann auf der Intercomic in Köln am 5. November das Buch signieren.


CGNet: Hat dann der Leser die erste Geschichte vollständig vorliegen?

David: Nicht ganz. Es werden letztendlich 3 Bände sein. Und die werden schon in sich geschlossen sein. Keine Cliffhanger. So gemein bin ich nicht. Am Ende des ersten Band werden natürlich nicht alle Fragen beantwortet werden. Dann will man natürlich den zweiten Band lesen.

CGNet: Der recht kurzfristig erscheint.

David: Natürlich. Wir werden die Bände im Halbjahrestakt herausbringen. Es sind 64 Seiten pro Band und es ist für mich kein Thema, das in einem halben Jahr zu machen. Wenn das Buch ein Erfolg werden sollte, wird es auch von der finanziellen Seite kein Problem sein.

CGNet: Die Geschichten werden aber zuerst online erscheinen?

David: Ja, die Online-Version wird aber nicht die endgültige Fassung sein. Wir werden noch textliche und inhaltliche Änderungen vornehmen. Aber wir wollen natürlich, dass die Leute das vorher lesen und das Vertrauen zum Titel aufbauen können. Wenn du in den Buchhandel gehst und ein Buch kaufst, weil du die Rezi gelesen hast oder weil dir ein Freund davon erzählt hat, aber du kennst das Buch noch nicht. Du gibst also 12, 13€ aus für ein Buch, dass du noch nicht kennst. Die Leute auf unserer HP kennen das Buch vom Ansatz her. Das ist ein Riesenvorteil.


CGNet: So habe ich auch, über deine HP, dein Buch über Nordafrika kennengelernt. Ansonsten wüsste ich nicht, dass es erschienen ist.

David: In drei Jahren wird es die Norm sein, dass Bücher vorab veröffentlicht werden. Die Verlage, die es nicht verstehen, werden in 2-3 Jahren zurückgelassen.

CGNet: So ähnlich wie bei Comics.de

David: Die Verlage müssen das mit den Lizenzgebern aushandeln. Die Franzosen machen das jetzt auch schon.

CGNet: So was wird ja schon gemacht. Z. B. Sarah Burrini mit ihrem Ponyhof oder Erik mit „Deae ex Machina“ .

Darum fand ich es toll, dass du TELL als Buch herausbringst. Den Band in Händen halten. Mal vor, mal zurückblättern.

David: Da stimm ich dir absolut zu. Wir sind alles Buchfans. Ich sehe das nicht als das Eine gegen das Andere, sondern ein Miteinander. Und wir sind so platziert, da das unser eigenes Material ist und wir die Rechte daran haben, können wir das machen. Ich verstehe, dass das nicht jeder deutsche Verlag machen kann, weil es da mit den Lizenzgebern Probleme gibt. Das ist das schöne an dem künstlerorientierten Webcomics. Wir können machen, was wir wollen. Das ist revolutionär und das wird sich auch so beweisen. Die Revolution wird von Unten kommen, nicht von Oben!

Es sind so Leute, wie ich es auch gemacht habe. Mit einem kleinen Overhead.

Ich habe kein Auto, keine Kinder … ich kann mir dieses Risiko erlauben. Und letztendlich bin ich dadurch auch schnell profitabel.


CGNet: Es gibt ja die Leserschaft im Internet, oder unsere Mitglieder im Comicguide.net, die sich ja schon bei Sarah oder Erik interessiert gezeigt haben. Das war natürlich auch bei dir der Fall, wo du innerhalb kürzester Zeit ein Feedback bekommen hast.

David: Ja, dass ist das Schöne am Internet. Du hast die sofortige Feedback-Möglichkeit. Du postest was, gibst einen link im www.comicguide.de ein und die Leute geben dir sofort ein Feedback darauf.

Ich kann mich noch erinnern, als ich Fanzines gemacht habe. Da schickst du die Fanzines raus und 2 Monate später bekommst du einen Leserbrief. Das ist total archaisch, wenn man heute darüber nachdenkt. Das ist heute eigentlich nicht mehr vorstellbar.

Geändert von Maxithecat (04.07.2010 um 19:02 Uhr)
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Alt 04.07.2010, 17:49   #4  
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CGNet: Jetzt mal eine ganz andere Frage. Was hast du vorher gemacht?

David: Was habe ich vorher gemacht? Wie viel Jahre vorher? 5 Jahre, 10, 20?

CGNet: Du hast z.B. in den USA Marvel gezeichnet.


David: Angefangen habe ich mit Fanzines in Deutschland. Dann bin ich direkt in die USA geflogen.

CGNet: „Ewiger Himmel“?



Online Cover auf der Webseite von www.zampano-online.com


David: Ja, genau. Das ist der autobiographische Comic über meine Erlebnisse in den 16 Jahren USA. Nicht nur der Weggang, sondern was mit mir dann passiert ist.

Ich habe so ziemlich für alle großen Verlag gearbeitet, außer für Dark Horse. Marvel, DC, Image, Acclaim … sogar für Elfenwelt, das wissen die Meisten nicht.

CGNet: Das war WaRP Graphics.

David: Richtig! WaRP Graphics mit Richard und Wendy Pini.


Dann bin ich vom Mainstream weggekommen. Habe Mangas gemacht, für Tokyopop, für die Franzosen. Und dann zum Selbstverleger.

CGNet: Mangas, Marvel, DC - was hat dir am Meisten Spaß gemacht?

David: Am Anfang eigentlich alles! Bis man mal die Routine hat, hinter die Kulissen des Business sieht. Marvel hatte damals eine schwere Zeit. Ich bin rausgegangen, kurz bevor Marvel bankrott ging.

Und ich bin reingekommen auf dem Höhepunkt. Ich habe wirklich gesehen, wie das zerbröckelt ist. Das war schon desillusionierend, das mit ansehen zu müssen.

Bei DC musste ich mich dann mit Redakteuren rumschlagen, die echte A… waren. Die habe einem das Leben so schwierig gemacht, dass es einfach pervers war.

CGNet: Kaufleute, die nichts mit Comics anfangen konnten.

David: Ja, um Redakteur bei Marvel/DC zu werden musst du ein College besucht und einem Ph.D. haben. Sie können nicht selber zeichnen, stellen aber Zeichner ein. Das ist schon mal das erste riesengroße Problem.

Und dann New Yorker, das sind große Egos, die wollen ihren Namen sehen. Das war auch bei Image so. Die sind so Egoinvolviert. Und ich bin die ganze Zeit so passiv gewesen. Ich habs dann bei Image durchgehalten, war immer nett, aber es wurde einfach zuviel.

CGNet: Dann haben wir es also einigen „Idioten“ zu verdanken, dass du heute hier bist.


David: :lacht: Das hat sicher dabei mitgeholfen. Dann kam noch die Einschränkung dazu, die man in einem Verlag hat. Der Verlag sagt, was man zu zeichnen hat. Ich habe aber auch meinen eigenen Kopf und eine ziemlich dicken dazu. Ich mache gern meine eigenen Sachen.

Ich wollte, als ich zurückgekommen bin, dieses Fanzine-Feeling zurückbekommen, die Freude die man damals hatte, etwas Neues zu entdecken.

Wenn du Heute zum Verlag gehst, ist das gar nicht mehr möglich. Die wollen was haben, was sofort ein Erfolg ist, und wenn es nicht sofort ein Erfolg wird, wollen sie es nicht!




CGNet: In den USA ist es ja mittlerweile so, dass Serien wöchentlich herauskommen. Und das ist für einen Zeichner gar nicht zu schaffen.

David: Das ist absolut nicht möglich. Ich beneide die Einsteiger nicht. Der kommerzielle Druck für die Leute, um sich einen Namen zu machen, ist unglaublich.

Das ist soweit von den 80ern entfernt, in denen ich aufgewachsen bin, wo man noch die Experimentierfreudigkeit hatte und die Risikofreudigkeit. Heute geht’s nur noch ums Geld!

CGNet: Heute ist es ja teilweise so, wenn du eine Serie bei Marvel oder DC hast (bleiben wir mal bei diesen), dann kann es vorkommen, dass innerhalb EINER Serie JEDES Heft einen anderen Zeichner hat. Da kann dann keine Kontinuität mehr aufkommen.

David: Ja, das ist eine Riesenproblem!


CGNet: Wenn ich eine Serie habe und der Zeichner ist gut, sollte er die Serien betreuen, so lange es geht. Deshalb finde ich es gut, wenn du sagst, ich mache MEIN Ding, die Story ist gut, es wird angenommen und du es dann durchziehst.

David: Das, was ich jetzt mache, sehe ich als neuen Abschnitt in meiner Karriere. Wo ich auf die Erfahrung und Kontakte zurückgreifen kann, die ich mir erarbeitet habe. Und die zeichnerischen und erzählerischen Fähigkeiten, die ich gewonnen habe, nutzen kann, um das Neue umzusetzen.
Und wenn ich mich hier in Erlangen umsehe, ist das schon ein innovatives Konzept, es gibt nicht viele, die ihre eigenen Sachen schreiben, zeichnen, colorieren, die Druckvorlagen machen und einen Internetauftritt haben. Das ist eigentlich schon ein ganzes Paket. Das ist schon sehr, sehr selten.

Geändert von Maxithecat (04.07.2010 um 19:46 Uhr) Grund: Bildergröße angepasst
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Alt 04.07.2010, 19:00   #5  
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CGNet: Was bei dir noch auffällt, ist die Qualität deiner Zeichnungen, z.B. die wunderbaren Hintergründe…

David: Ich bin sehr hart zu mir selber. Eine gewisse Qualität muss einfach da sein. Sonst bin ich sehr unglücklich. Ich will die Sachen nicht nur raushauen. Es muss schon gut sein. Auch mit der Präsentation der Bücher, das ist jetzt mein erstes Buch [Red.: Bakuba], aber ihr habt gesehen, der Umschlag ist schön, das Papier ist gut ausgewählt. Sieht es aus wie das erste Buch eines neuen Verlages?


CGNet: Schade das du keinen Vorabdruck von TELL dabei hast.

David: Nein, nein, wir sind noch in der redaktionellen Arbeit. Ich werde da nichts rauslassen, bevor es im Internet abgeschlossen ist. Wie schon erwähnt, ist die Online-Version nicht die endgültige sprich Buchversion. Wir werden es noch gut bearbeiten. Anfang August werde ich anfangen, die ersten Sachen rauszulassen.

CGNet: Die Spannung bleibt bis zum Schluss!

David: Genau. Die Geschichte wird dann abgeschlossen sein, wenn das Buch rauskommt. D.h. du wirst nicht wissen, wie es zu Ende geht, bevor nicht das Buch erscheint.

CGNet: Dann kann man hingehen und nachsehen wo die Unterschiede zwischen Internet und Buch bestehen.

David: Richtig. Es wird viele Unterschiede geben. Mit dem Buch wollen wir schon was Spezielles präsentieren. Wir wollen zwar die Story gratis abgeben und werden es auch inhaltlich updaten, aber das Buch wird ein wenig anders aussehen. Es wird auch einen Extrateil geben, mit Hintergrundberichten zu TELL, den Mythos, den wir aufgearbeitet haben. Wir geben uns sicher Mühe, schöne Sachen zu machen.


CGNet: Das wird unsere Leser freuen.

Auf eurer Homepage habt ihr ja mehrere Comic Geschichten. Bist du der einzige Zeichner, der daran beteiligt ist?

David: Nein, im Internet haben wir zwei weitere Zeichner.

Der Schweizer René Lehner, der ist ja bekannt, gehört schon zur alten Garde. Der erste deutsche/schweizer Zeichner der seinen Lebensunterhalt mit Comiczeichnen verdienen konnte und wir sprechen hier von den 80ern. Er hat auch die Comixene mitgegründet und er kennt auch alle. Er hat lange nicht mehr gezeichnet und als wir uns unterhalten haben, meinte er, das könnte was sein, das ist innovativ, ich möchte dabei sein. Er hat ein neues Album gezeichnet, im klassischen frankobelgischen Stil, eine Mafia-Komödie „Don Caneloni“. Die hat er exklusiv am Computer gezeichnet. Er ist der Einzige von uns, der wirklich alles am Computer zeichnet. „Don Caneloni“ ist vor zwei Wochen (15. Mai) abgeschlossen worden. Man kann jetzt das ganze Album online lesen.


Und dann haben wir noch den Rudolph Perez. Der ist auch schon lange, lange dabei. Er hat ein Fanzine namens Zebra gemacht. Wir stellen gerade einen neuen Zyklus zusammen aus alten und neuen Geschichten. Ich find seine Sachen gut, etwas intellektuell geschrieben. Aber das sind die Leute, die wir ansprechen wollen. Wir wollen nicht nur z.B. die Fantasy-Leute ansprechen, sondern auch Leute, die sonst nichts mit Comics zu tun haben.

CGNet: Also neue Leserschaft dazu gewinnen und alte wieder zurückholen.

David: Wir versuchen beides. Alle Themen, die wir auf unserer Webseitehaben, sind sofort erkennbar, da weiß jeder, worum es geht.

Bei Rudolph Perez geht es um Stadtgeschichten (Katastropolis). Viele Leute leben in der Stadt.


Bei mir geht es um TELL, jeder weiß wer TELL ist.

Bei den Tuareg (Aïr) ist es schon schwieriger, das kennen vielleicht nicht viele. Aber in Frankreich ist es ein Riesenthema, da haben wir schon international gedacht.

Ein autobiographischer Comic (Ewiger Himmel) interessiert natürlich viele. Die wollen sehen, was mit einem passiert ist.


Wir wollen auch Themen machen, die viele nicht machen. Bei Tuareg z.B. ist mir nicht bekannt, dass es in Deutschland so was schon gibt. Geschichten um 1900/1920 rum ja, aber mehr historisch. Das TELL-Thema ist oft behandelt worden, aber nicht so. Mafia-Komödien, da gibt es einige die so ähnlich sind. Es sind schon bekannte Themen, die aber in dieser Richtung noch nicht abgehandelt worden sind.

In Erlangen haben wir mit einigen Zeichnern gesprochen, die wir unter Umständen annehmen würden. Das sind wieder sehr, sehr eigene Sachen. Im Internet darfst du dich nicht davor scheuen, du darfst nicht zu mainstreamig werden. Im Internet darfst du keine 08/15 Sachen machen. Das klappt nicht.


CGNet: Das Angebot an Web-Comics ist ja immens und wenn du dich durchs Internet stöberst, bleibst du natürlich bei denen hängen, die dich interessieren und ansprechen. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass, wenn du einen neuen interessanten Strip findest, eine Stunde wie nichts vergeht.

David: Das stimmt, anhand der HP-Statistik kann ich das sehen. Z.B. stiegen an einem Tag die Anzahl der Page-Views. Die Anzahl der User blieb gleich. Aber da sind dann ein paar Leute auf „Ewiger Himmel“ gestoßen und haben sich alle 80 Seiten angesehen.

Es gibt da ja auch noch I-Phones, I-Pads und verschiedene Apps. Wir sind da im Gespräch, es wird da auch noch einiges kommen. Wir werden bis September bestimmt irgendetwas haben, aber wir wissen jetzt noch nicht, wer oder was das sein wird. Aber das kommt noch. Die Schweizer lieben es einfach.

Ich bin wahrscheinlich der einzige Schweizer, der noch kein I-Phone hat… :lacht: Aber da kümmere ich mich jetzt drum.

CGNet: Dann danken wir dir und wünschen dir recht viel Glück!

David: OK, besten Dank an euch. Tschau, tschau!
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Alt 04.07.2010, 19:07   #6  
Maxithecat
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Das Interview mit David Boller wurde geführt von Zwergpinguin und Maxithecat.

Bilder sind von Maxithecat und Zwergpinguin.



Bitte NICHT anklicken sondern "weiter" lesen!
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Alt 04.07.2010, 23:22   #7  
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Danke euch, Maxi und Zwergpinguin, war mir eine Freude mit euch zu palavern. Werde das Interview morgen auch noch auf meiner Seite verlinken...
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Alt 10.12.2011, 15:11   #8  
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Am Ende des 4. Teils von "augezeichnet.tv" ist David Boller beim Zeichnen zu beobachten.
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Alt 10.12.2011, 15:29   #9  
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Danke Maxi, habe es mir heute morgen auch schon angeschaut. Einen Blogeintrag dazu gibt es hier: Boller auf Aufgezeichnet.tv
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Alt 08.07.2012, 12:11   #10  
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Das Interview mit David Boller beim 15. Internationalen Comic-Salon in Erlangen 2012.


















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Alt 08.07.2012, 12:20   #11  
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David erzählte uns etwas über zukünftige Projekte, die sich mit Themen befassen werden, die es im Comicsektor bislang nicht gibt.

Außerdem ist geplant, mit namhaften Künstlern zusammen zu arbeiten, die zu den Top Ten auf der Welt gehören.













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Alt 13.12.2013, 21:40   #12  
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Standard Neue Graphic Novel - In der Sekte: Mein Leben mit Scientology!

In unserem Interview mit David Boller (Link zum Video siehe oben) hatte er bereits angekündigt, dass er etwas zum Thema Scientology veröffentlichen möchte. Hier eine Rezension:


Zitat:
Zitat von Michael Hüster
Virtual Graphics
Neue Graphic Novel - In der Sekte: Mein Leben mit Scientology!



Virtual Graphics-Verleger David Boller zum Thema Scientology: Wir versuchen uns mit Themen am Markt zu platzieren, die bisher noch nicht behandelt wurden.

Die neue Graphic Novel »In der Sekte« erzählt die wahre Geschichte einer ganz normalen, intelligenten jungen Frau, die durch Zufall in die Fänge der Freikirche Scientology gerät. Marion, die im europäischen Scientology-Zentrum von Kopenhagen in zermürbender Arbeit den Kredit für ihre Kurse abarbeiten muss, will so schnell wie möglich die Sekte verlassen. In einer Nacht-und-Nebel-Aktion flüchtet sie aus dem Arbeitslager und versucht, mit dem Zug zurück nach Paris zu gelangen... Marions Dilemma ist nichts Außergewöhnliches, sondern ein allzu bekanntes Schicksal, das leider nur selten Schlagzeilen macht.



Die Künstler Pierre Guillon und Louis Alloing erzählen Marions herzzerreißende Geschichte mittels raffiniert eingesetzter Flashbacks in einem gekonnten frankobelgischen Strich.
Dies ist nach »Ewiger Himmel« die zweite auf wahren Begebenheiten basierende Graphic Novel beim Schweizer Verlag Virtual Graphics. Verleger David Boller erklärt die Besonderheit dieses Projektes: „Wir versuchen uns mit Themen am Markt zu platzieren, die bisher noch nicht behandelt wurden.

Dies ist die erste Graphic Novel zum Thema Sekten und in Speziellen Scientology, die über den Buchhandel ein breites Publikum erreichen soll. Vor allem liegt es uns am Herzen, dieses brisante und leider auch tragische Thema als grafische Literatur präsentieren zu dürfen und so mit den Stilmitteln des Comics zur Aufklärung beizutragen.“

Das Buch enthält zudem ein Vorwort des bekannten Schweizer Scientology-Kenners Hugo Stamm, ein Nachwort von Ex-Scientology-Mitglied und Comicverleger Gerhard Förster sowie Hinweise auf Beratungshilfe.


Louis Alloing, Pierre Guillon
In der Sekte
- Mein Leben mit Scientology
Softcover, 92 Seiten, zweifarbig, 24 x 17 x 0,7 cm, 269g
ISBN: 9783906175133
Preis: 14,95EUR
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