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Alt 26.08.2019, 07:50   #176  
jakubkurtzberg
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Zitat von Horatio Beitrag anzeigen
Tales of Suspense 72 (m. Captain America und Iron Man, Letzterer wäre bei Williams wohl dt. Der Eiserne 34 gewesen, wenn die Reihe so lange erschienen wäre – oder ist das später woanders erschienen?)
Rächer 81 - Hurra für den siegreichen Helden! (um 1 Seite gekürzt)
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Alt 26.08.2019, 07:55   #177  
jakubkurtzberg
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Zitat von Horatio Beitrag anzeigen
Strange Tales 139 (m. Nick Fury, Agent of S.H.I.E.L.D. und Dr. Strange v. Ditko, diese Story wäre vllt. als Zweitstory in Dr. Strange 31 oder 32 erschienen, wenn die Serie nicht abgebrochen worden wäre)
Erschienen innerhalb der schwarzen Hachette-Marvel-Reihe:
Bd. III: Doctor Strange - Ein namenloses Land, eine zeitlose Zeit (laufende Nr. 70 bei der Auslieferung)
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Alt 26.08.2019, 07:57   #178  
Peter L. Opmann
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An "Submariner" hatte ich auch nicht gedacht. Da könnte man ja vielleicht in den Williams-Veröffentlichungen auch mal nachsehen.

Und was ist mit "Giant-Man & Wasp", mit "Human Torch"?
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Alt 26.08.2019, 07:59   #179  
jakubkurtzberg
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Die Aufstellung einer "Echtzeit"-Chronologie mit Nennung der jeweiligen dt. Ausgaben wäre vielleicht keine schlechte Idee. Und die Sheriff Klassiker dürfen da gerne als Sonderposten mitgenannt werden.
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Alt 26.08.2019, 09:10   #180  
Peter L. Opmann
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Es wäre schon eine sehr große Aufgabe; an dem Projekt müßten sicherlich mehrere Leute mitarbeiten. Ich wäre dazu gern bereit, aber meine älteste US-Marvel-Ausgabe ist Fantastic Four # 94 von 1970. Also müßte jemand anders die Betrachtung der Originalhefte einbringen.

Ich habe auch nur beschränkt Einblick, welche US-Marvels wann und in welcher Form auf deutsch veröffentlicht worden sind. Vielleicht kann man diese Informationen komplett im Internet finden, etwa bei Maxithecat. Aber wenn da etwas fehlt, bräuchten wir ebenfalls einen Spezialisten, der Fehlendes nachtragen kann.

Man könnte die Sache vielleicht überschaubar halten, indem man sich - jedenfalls fürs erste - auf die Jahre 1961 bis 1966 beschränkt.

Ich persönlich würde die Marvel-Western und die Kriegscomics rauslassen, aber wenn jemand auch die aufarbeiten will, hätte ich natürlich nichts dagegen. Daß wir "Millie" und "Patsy" beiseite lassen, dürfte wohl common sense sein.

Davon abgesehen fände ich das Projekt aber schon sehr reizvoll.
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Alt 26.08.2019, 19:58   #181  
Horatio
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Zitat:
Zitat von jakubkurtzberg Beitrag anzeigen
Die Aufstellung einer "Echtzeit"-Chronologie mit Nennung der jeweiligen dt. Ausgaben wäre vielleicht keine schlechte Idee.
Martin Jurgeit müsste ja schon eine haben, wenn er die Geschichten mal in der Original-Chronologie gelesen hat :-)

Eine solche Chronologie ließe sich gut in Form einer Zeitleiste anlegen, glaube ich.

Zitat:
Zitat von Peter L. Opmann Beitrag anzeigen
Und was ist mit "Giant-Man & Wasp", mit "Human Torch"?
Human Torch lief in Strange Tales und wurde von Nick Fury, Agent of S.H.I.E.L.D. abgelöst (Marvels Beitrag zur Agentenwelle der 60er Jahre).
Ant-/Giant-Man & The Wasp liefen in Tales to Astonish und wurden von Sub-Mariner abgelöst.
Horatio ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 26.08.2019, 20:03   #182  
Horatio
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Zitat:
Zitat von jakubkurtzberg Beitrag anzeigen
Rächer 81 - Hurra für den siegreichen Helden! (um 1 Seite gekürzt)
Ach, stimmt ja, der Eiserne lief im Rächer-Heft weiter ... hatte ich völlig vergessen.
Horatio ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 26.08.2019, 21:38   #183  
Peter L. Opmann
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Zitat:
Zitat von Horatio Beitrag anzeigen
Martin Jurgeit müsste ja schon eine haben, wenn er die Geschichten mal in der Original-Chronologie gelesen hat :-)

Eine solche Chronologie ließe sich gut in Form einer Zeitleiste anlegen, glaube ich.
Ich hatte mir das nicht als Liste vorgestellt, sondern mit, sagen wir, Kurz-Inhaltsangabe zu jedem Heft und, wo sich das anbietet, Hinweise auf Besonderheiten der Story, beteiligte Künstler, Querverweise oder ähnliches.

Eine Liste würde ich vielleicht auch selbst hinbekommen, auch wenn ich die US-Marvels nicht besitze.
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 27.08.2019, 08:59   #184  
Peter L. Opmann
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Die Spinne (Williams) 84 und 85
(= Der mächtige Thor 42)

Erscheinungstermin: 5//1977

Originalausgabe:
1) Journey into Mystery # 124

Story-Titel:
1) Die Pracht und die Herrlichkeit!

Original-Storytitel:
1) The Grandeur and the Glory!

Zeichnungen:
1) Jack Kirby / Vince Colletta

Text:
1) Stan Lee



Lee und Kirby scheinen etwas Mühe zu haben, den Handlungsfluß aufrechtzuerhalten. Diese Ausgabe ist wenig überzeugend, da Thors Agieren kaum motiviert ist. Warum will er den Dämon im fernen Asien unbedingt bekämpfen; erst als er ihm gegenübersteht, sieht er, daß er einen der Nornensteine besitzt und die Angelegenheit ihn tatsächlich angeht. Ebenso unmotiviert kommt gleichzeitig Herkules ins Spiel. Göttervater Zeus ist einfach so eingefallen, ihn auf die Erde zu senden. Klar, daß er Thors übernächster Gegner sein wird, aber eine Begründung dafür gibt es nicht. Vielleicht ist das den Autoren schwergefallen, weil Herkules ja nun auch einer von den Guten ist (nicht viel später wird er vorübergehend Mitglied der Rächer). Gelungen erscheint mir nur der dramaturgische Höhepunkt der Episode: Thor nimmt endlich all seinen Mut zusammen und enthüllt Jane Foster seine Doppelidentität. Sie ist nämlich verständlicherweise genervt davon, daß ihr Doktor Don Blake immer wieder für längere Zeit verschwunden ist und sie alleinläßt. Dafür gibt ihr Blake nun eine Erklärung. Klar auch, daß Odin, der immer schon gegen eine Verbindung mit einer Sterblichen war, wuterfüllt über eine angemessene Bestrafung seines Sohnes nachdenkt.

Das Splashpanel ist nicht unoriginell und zugleich typisch Marvel: Thor steht an einem Zeitungskiosk und liest einen Bericht über die Unruhen, die der Dämon in Asien ausgelöst hat. Er wird als Star inszeniert – um ihn herum hat sich bereits ein Menschenauflauf gebildet, aber, so wird uns signalisiert, in New York ist es nichts Ungewöhnliches, einen Superhelden zeitunglesend auf der Straße anzutreffen. Thor gibt sich sogar mit einem kleinen Mädchen ab, das ihm stolz erzählt, daß sein Vater gerade in Vietnam verwundet worden ist. Ein Cop ist völlig unbeeindruckt: Als der Donnergott abfliegen will, untersagt er ihm, von der Straße aus zu starten, wo er Passanten gefährden könnte, und Thor leistet dem brav Folge. Er macht sich auf, Jane Foster im Krankenhaus zu besuchen, wo er sie in beunruhigendem Zustand antrifft. Zwischendurch sehen wir, wie der Dämon eine Festung seiner Gegner sprengt und von seinen Anhängern nach der erfolgreichen Belagerung auf einem Thron davongetragen wird.

Don Blake erkundigt sich, was mit Jane los ist. Sie ist einfach krank von seiner Vernachlässigung. Sie will ihn endgültig wegschicken und Schluß machen. Da verwandelt er sich vor ihren Augen in Thor und verspricht, sie nie wieder zu verlassen. Inzwischen denkt Odin schon darüber nach, wie er Thor eine Lektion erteilen kann. Blake kehrt kurzzeitig in seine Praxis zurück. Aber um ihn her wird von nichts anderem als dem Dämon geredet. Also vergißt er augenblicklich das Versprechen, das er Jane gegeben hat und macht sich auf nach Asien. Gleichzeitig wird Herkules von Zeus auf die Erde geschickt – offenbar aus keinem anderen Grund als dem Überdruß, den der „andere“ Göttervater ob dem pausenlosen Kräftemessen im Olymp empfindet. Während Herkules also vom Olymp herabsteigt, tritt Thor dem Dämon gegenüber, der sich durch seinen Nornenstein unbesiegbar fühlt. Stan Lee gibt dem Geschehen durch seine Schlußworte gehörigen Aplomb: „So beginnt der titanische Kampf zwischen Donnergott und Dämon, und das Schicksal der Welt steht auf dem Spiel!!“

Hier haben Lee und Kirby einfach das Pathos übertrieben, zumal die zugrundeliegende Story ziemlich dünn ist. Es wird deutlich, daß die Episode ohne die sich andeutende Einmischung von Herkules (die auf dem Cover schon das Hauptgewicht hat) ziemlich enttäuschend wäre. Auch so ist es wieder mal eine Übergangsausgabe, bei der Privates der Hauptfiguren etwas mehr Gewicht erhält, bevor die Action wieder den Ton angibt.


Geändert von underduck (27.08.2019 um 11:08 Uhr) Grund: Bild eingefügt
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 27.08.2019, 14:52   #185  
Phantom
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Zitat:
Zitat von Peter L. Opmann Beitrag anzeigen
Die Spinne (Williams) 84 und 85
(= Der mächtige Thor 42)
Warum will er den Dämon im fernen Asien unbedingt bekämpfen;
Also das scheint mir schon ganz überzeugend ausgeführt. In den Nachrichten wird von der Armee des Dämon berichtet, von Massen an Flüchtlingen und davon, dass es zu spät sein könne, wenn man den Dämon jetzt nicht stoppt; aber die Regierungen der Welt hätten momentan mit Vietnam und anderen Konflikten schon genug zu tun. Dass Thor dann sagt, dann mache ich es eben, finde ich nicht so weit an den Haaren herbeigezogen wie vieles andere in diesem Heft.

Die Szene mit der Tochter eines US-Soldaten, der gerade in Vietnam kämpft und verwundet wurde, ist natürlich ziemlich aufgesetzt, aber so patriotisch war Lee (oder Kirby?) damals eben. Was mich überrascht: warum ist die Szene, in der Thor/Blake sich Jane offenbart, nicht am Titelbild? Damals waren doch Geheimidentitäten und ihre möglichen Offenbarungen/Entdeckungen immer ganz wichtig.

Herkules kam im Original schon ein paar Monate früher zum ersten Mal vor (im Thor Annual). Da "fällt" Thor mehr oder weniger aus Versehen auf den Olymp. Er kommt an eine schmale Brücke über einen kleinen Fluss, und zeitgleich kommt Herkules auf der anderen Seite zur Brücke. Auf der Brücke hat nur einer Platz, und keiner der beiden Götter will den anderen zuerst über die Brücke lassen, deshalb fangen sie an, sich zu kloppen (ziemlich bescheuert, aber so ähnlich auch heute noch jeden Tag im Straßenverkehr zu beobachten). Die Klopperei geht über einige Seiten, dann kommt Zeus und will, dass die beiden aufhören. Er lobt die beiden Kämpfer, meint, dass beide Sieger seien, und beschließt, dass sie sich die Hand reichen und fortan Freunde sein sollen. Dann beamt Zeus Thor wieder nach Asgard zurück und das Annual ist aus. Da hat man bei Williams kein Meisterwerk verpasst.

Das momentan bei Thor übliche ganzseitige Panel (soll das eine Art Mini-Poster sein?) ist diesmal ziemlich verschenkt (Story-Seite 4), es sieht eigentlich nur wie ein vergrößertes normales Panel aus.

An der Williams-Bearbeitung ist mir diesmal nichts aufgefallen, außer dass ab jetzt Kirsten Isele statt Hartmut Huff Übersetzerin ist.

Weil ich ab dem Wochenende wieder drei Wochen in Asgard ohne Zugriff auf meine Comics verbringen werde, kommt hier noch ein kleines Zwischenfazit von mir:

Viele Dinge, die am Anfang wichtig waren (z.B.: der Hammer darf nur eine Minute außerhalb Thors Reichweite sein, sonst verwandelt sich dieser wieder in Dr. Blake; die Liebesgeschichte Blake/Jane; der Hammer kann nicht von Sterblichen angehoben werden), scheinen jetzt entweder ganz fallengelassen zu werden oder zumindest in den Hintergrund zu rücken. Dass sich die Story zu einem Endlosepos entwickelt, bei dem neue Storylines begonnen werden, bevor die alten abgeschlossen sind, hatten wir ja schon thematisiert.

Als Kind hat mich Thor nie so fasziniert wie z.B. die Spinne, und ich verstehe das immer noch. Bei der Spinne oder z.B. den FV gab es einerseits die private Seite der Helden (Schule, College, Verwandte, private Niederlagen, Frotzeleien untereinander) und andererseits faszinierende Schurken (Doc Ock, der Grüne Kobold, Dr. Doom, Galactus). Bei Thor gibt es beides so gut wie nicht. Ja, er kommt nicht mit Jane zusammen, aber so richtig Mitleid mit einem Gott kann man ja nicht empfinden. Und ja, Loki ist fies, aber weil Thor ja so mächtig ist, läuft immer alles auf Unentschieden hinaus.

Kirby entwirft tolle Bilder mit diesen Götterwelten, und das steigert sich in den nächsten Ausgaben ja noch. Die grafische Seite kann ich heute vermutlich besser würdigen als damals als Kind. Mir fehlt aber auch heute noch das Augenzwinkernde der anderen Marvel-Serien.
Phantom ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.08.2019, 17:24   #186  
Peter L. Opmann
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Zitat:
Ich hab' von den Anfängen der Serie her den Eindruck, dass Thor ein Abschreibungs-Titel war: man hat alle möglichen Mystery-Plots, die vielleicht für irgendeinen Superhelden gedacht waren, auf ihn zugeschnitten. Der Rest hat sich dann langsam entwickelt und ist wahrscheinlich am ehesten über Kirbys´Artwork zum Erfolg geworden. Auch die X-Men scheinen so ein ungeliebter Titel gewesen zu sein. Da haben sich leider zu viele unbegabte Inker versuchen dürfen... Dass man sich langsam an längere Stories traute, wundert mich gerade durch die Zurückhaltung von DC. Nach dem damaligen Vertriebssystem war das nämlich ein ziemliches Wagnis.
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.08.2019, 19:40   #187  
Peter L. Opmann
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Die Spinne (Williams) 86 und 87
(= Der mächtige Thor 43)

Erscheinungstermin: 6/1977

Originalausgabe:
1) Journey into Mystery # 125

Story-Titel:
1) Das Treffen der Unsterblichen!

Original-Storytitel:
1) When meet the Immortals!

Zeichnungen:
1) Jack Kirby / Vince Colletta

Text:
1) Stan Lee



Nun überschlagen sich die Ereignisse. Neben Thors Konflikt mit Odin, weil er Jane Foster seine Liebe gestanden hat, tritt nun neu die Auseinandersetzung mit Herkules, der überraschend als Rivale um Janes Gunst auftritt. Leidtragender der aktuellen Entwicklungen ist der „Dämon“, jener asiatische Medizinmann, der den verlorenen Nornenstein gefunden und mit ihm erstaunliche Kräfte gewonnen hat. Er wird von Thor auf wenigen Seiten abgefertigt, was überrascht, weil er so lange und sorgfältig als ernstzunehmender Gegner Thors aufgebaut worden war. Insgesamt liest sich diese Episode aber flott und unterhaltsam. Ich erinnere mich, daß sie mir schon als Kind gefallen hat, während ein Freund vor mir vom Auftritt des Herkules schon in der Vergangenheit genervt war.

Als Thor und der Dämon aufeinanderprallen, wird schnell klar, daß der Träger des Nornensteins kein Gegner für den Donnergott ist. Ihm fehlt jegliche Erfahrung. Einmal darf er (vergeblich) einen Felsen auf Thor schleudern, dann ist er schon fast am Ende. Er ruft die Krieger seines Stammes dazu auf, eine Kanone auf Thor abzufeuern. Aber der sorgt dafür, daß sie explodiert, bevor er von einer Rakete getroffen werden kann. Die Wilden fliehen, der Dämon ist betäubt, so daß ihm Thor leicht den Nornenstein abnehmen kann.

Währenddessen ist Herkules auf der Erde angekommen und hält in freier Natur ein Nickerchen. Er wird durch einen Zug geweckt, dessen Fahrt von einem quer über den Schienen liegenden Baum aufgehalten worden ist. Herkules beseitigt das Problem. Als er erfährt, daß der Zug zu einer größeren Stadt (nämlich New York) unterwegs ist, fährt er neugierig mit. Er will sich in der Stadt amüsieren. Thor bringt derweil Odin den verlorenen Nornenstein zurück, muß aber feststellen, daß der Göttervater wegen seiner Beziehung zu Jane Foster mächtig sauer ist. Thor soll zunächst von Balder getötet werden (der sich aber weigert) und dann das „Ritual der Klingen“ über sich ergehen lassen, was nichts anderes bedeutet, als daß alle Krieger Asgards Thor zu erschlagen versuchen. Aber der macht sie alle platt und überwindet zum Schluß auch Heimdahl (bisher Heimdall genannt) per Überschallknall.

Gegen den ausdrücklichen Befehl Odins kehrt Thor auf die Erde zurück. Hier hat sich Herkules inzwischen ausgerechnet mit Jane Foster angefreundet, die ihn im ersten Moment für Thor hielt. Ihr gefällt der kultivierte und lebenslustige Gott, und Herkules scheint von ihr ebenfalls sehr angetan zu sein. Herkules hat bereits das Interesse von Hollywood auf sich gezogen, und er rechnet eben mal mit einer Gangsterbande ab, die das Lokal überfallen will, in dem er diniert.

Als Thor in dem Restaurant auftaucht, wirft Jane ihm vor, sie schon wieder ohne jegliche Erklärung alleingelassen zu haben. Thor will sich rechtfertigen, aber nun wird Herkules, der zunächst Thor ehrerbietig begrüßt hatte, ungnädig. Weil Thor seine neue Freundin ungefragt angesprochen, ihn dagegen völlig ignoriert hat, schlägt er ihn nieder. Nun stehen sich die beiden Götter wutentbrannt gegenüber. Jane hat zuvor schon eine Einschätzung abgegeben: Herkules sei ebenso stark wie Thor, aber rücksichtsloser und brutaler. Da können wir nur gespannt sein, wie der Zweikampf ausgehen wird.

Genau genommen, haben wir noch einmal eine Übergangsausgabe vor uns. Weil aber so viel passiert, merkt das der Leser gar nicht gleich. Ich finde die Ausgabe immer noch recht gelungen, obwohl man sich wünschen würde, daß die Beziehung von Jane zu Thor und zu Herkules besser ausgearbeitet wäre. Sie changiert ziemlich zwischen hilflosem Mädchen und selbstbewußter Frau, ist aber letztlich nur das Mittel, das den Konflikt zwischen den beiden Göttern in Gang bringt. Das „Ritual der Klingen“ ist in vor Action platzenden, großformatigen Bildern ausgemalt. Herkules tritt hier fürs erste mit stämmiger Gestalt und einem Vollbart auf, der ihn älter erscheinen läßt. Später, als er den Rächern beitritt, wird er athletischer und jugendlicher. Nebenbei findet man ein paar Hinweise auf die Zeit, in der dieser Comic entstanden ist: Im Kino waren gerade monumentale Sandalenfilme angesagt, weshalb ein Hollywoodagent Herkules sofort unter Vertrag nehmen will. Und als er zur Gitarre greift, halten ihn die Gäste des Restaurants für einen Folkie. Folk war damals eine erfolgreiche Seitenlinie der Countrymusik – Bob Dylans Frevel mit der elektrischen Gitarre lag noch in der Zukunft.


Geändert von Peter L. Opmann (31.08.2019 um 08:17 Uhr)
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 31.08.2019, 08:18   #188  
Peter L. Opmann
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Noch ein Kommentar (der sich noch nicht auf die Ausgabe oben bezieht):

Zitat:
Ich glaube nicht, dass Thor eine Vorreiterstellung hatte. Man probiere diverse Muster: Abenteuer/ Forscher: FF, Düstere Monster-Saga: Hulk, Fantasy/ übermächtiger Superheld: Thor, Teenager/ Heldengruppe: X-Men, Krieg/ Superheld: Cap, SF/ Superheld: Captain Marvel.... Verwunderlich, dass es nicht noch einen Western-Superhelden und einen Märchensuperhelden gegeben hat. Mit Horror hatte man ja Berührungsängste. Spidey wäre dann der Teenager/ Soloheld gewesen...
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 31.08.2019, 15:38   #189  
thetifcat
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Am meisten SF war wohl eher bei FV zu finden. Immerhin waren die noch vor Perry Rhodan auf dem Mond.
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Alt 31.08.2019, 19:16   #190  
Peter L. Opmann
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Ich sehe das nicht so, daß Marvel unterschiedliche Muster ausprobiert hat. Viele Serien können ihren Ursprung aus dem Bereich der Weird Fiction oder des Horrors nicht verleugnen; das war das, womit der Verlag vor 1961 erfolgreich war. Als sich zeigte, daß "Amazing Spider-Man" bei den Lesern einschlug, wurden die meisten Serien nach diesem Strickmuster gebaut: menschlicher Held, der in meiner Nachbarschaft wohnen könnte und immerzu Probleme mit Freundin, Job oder anderen Alltagsdingen hat. Wahrscheinlich wurde dieser Erfolg erst mit etwas Verzögerung erkannt.
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Alt 01.09.2019, 17:48   #191  
Peter L. Opmann
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Kommentar:

Zitat:
Oh ja, Herkules mit der Laute. Irgendwie war das zu wenig ernst, aber auch zu wenig Parodie für mich.
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Alt 04.09.2019, 15:12   #192  
Peter L. Opmann
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Die Spinne (Williams) 88 und 89
(= Der mächtige Thor 44)

Erscheinungstermin: 7/1977

Originalausgabe:
1) The mighty Thor # 126

Story-Titel:
1) Wen die Götter vernichten…!

Original-Storytitel:
1) Whom the Gods would destroy!

Zeichnungen:
1) Jack Kirby / Vince Colletta

Text:
1) Stan Lee



Jetzt ist klar, warum mir das letzte Heft wie eine Übergangsausgabe vorkam. Denn nun beginnt die neue Heftreihe „The mighty Thor“ und löst das bisherige Magazin „Journey into Mystery" ab – allerdings nur halbherzig. Heute, da Superheldenserien häufiger neu gestartet werden, als man sein Hemd wechselt, erscheint es kurios, daß die Redaktion damals davor zurückschreckte, mit „Thor“ # 1 zu starten, sondern die Zählung von JiM fortsetzte. Zudem bleibt die Magazinstruktur erhalten, das heißt, „Thor“ muß sich weiter mit 16 Seiten begnügen, hinzu kommen wie gehabt fünf Seiten „Tales of Asgard“. Etwas seltsam mutet auch an, daß Herkules zum Gaststar dieser Startnummer gemacht wird. Herkules ist wie Thor eine mythologische Figur (entnommen den altgriechischen Götter- und Heldensagen), aber keine Marvel-Figur. Naheliegender wäre gewesen, einen bewährten alten Feind Thors zu wählen oder auch einen spektakulären neuen Superschurken zu kreieren. Herkules spielte zwar im Folgenden eine gewisse Rolle im Marvel-Universum (wurde Rächer-Mitglied und dann Mitglied der Champions), konnte aber keine richtige Marvel-Figur werden, weil jeder Verlag in seinen Comics einen Herkules auftreten lassen konnte, was DC auch ausgiebig getan hat.

Thor und Herkules geraten wegen Jane Foster aneinander. Zwölf Seiten dieser Episode sind dem Kampf gewidmet, bei dem die Kontrahenten sich nicht nur gegenseitig beharken, unter anderem auf einer fahrenden U-Bahn, sondern auch einen Truck zusammenfalten und ein Hochhaus umstürzen. Aus heutiger Sicht sind das recht bescheidene Proben ihrer ungeheuren Kraft, Jack Kirby zoomt sie jedoch in der Regel so nahe heran (wie man schon beim Cover sieht), daß sich die Körperlichkeit des Duells deutlich vermittelt.

Zwischendurch sehen wir Odin nachdenken, wie er Thor für seinen letzten Ungehorsam (er kehrte eigenmächtig auf die Erde zurück, um Jane Foster wiederzusehen) am besten bestrafen kann. Als Ratgeber dient dem entschlußschwachen Göttervater ein gewisser Seidring aus dem Kronrat (kommt in der gemanischen Mythologie wohl nicht vor), der ihn dahingehend beeinflußt, daß er keine Gnade zeigen sollte. Weil ihm nichts Besseres einfällt, halbiert er Thors Kraft, wie er das in Ausgabe # 19 schon einmal getan hat, obwohl er weiß, daß Thor gerade gegen Herkules kämpft. Die Folge: Thor kann nun mit Herkules nicht mehr mithalten, versucht noch, eine massive Baumaschine auf den Olympioniken zu schleudern, schafft es aber nicht mehr. Herkules will den Kampf gegen seinen unterlegenen Gegner abbrechen, was Thor nicht hinzunehmen gedenkt, und so schlägt Herkules ihn schließlich k.o.

Ganz schön finde ich die Schilderung, wie die New Yorker, die Augenzeugen des Zweikampfs geworden sind, sich sofort auf die Seite von Herkules schlagen, ihn hochleben lassen und den besiegten Thor keines Blickes mehr würdigen. Bestenfalls haben sie noch ein bißchen Spott für ihn übrig („sein Donner hört sich mehr wie ein Gepiepse an“). Lee und Kirby lassen aber die bisher völlig vernachlässigte Melodramatik am Ende zu ihrem Recht kommen. Der gedemütigte Thor will nun auch Jane Foster zurückweisen, die allein bei ihm geblieben ist. Sie versichert ihm jedoch, daß sie nur ihn liebt. Und zu allem Überfluß mischt sich auch Odin ein, der Jane auffordert, Thor in dieser schweren Stunde beizustehen. Ergibt zwar keinen Sinn, geht aber richtig ans Herz.

Für meinen aktuellen Geschmack ist diese Story zu actionbetont. Wenngleich Jack Kirby das natürlich hervorragend und wuchtig inszeniert. Für das erste reine „Thor“-Heft ist sie jedoch schon das Richtige. Das Verhalten von Odin, aber auch Jane ist nicht ganz schlüssig und rührt den Leser doch an. Herkules ist mir zu sehr bloßes Mittel zum Zweck, Thor einmal eine empfindliche Niederlage beizubringen, und die Verminderung seiner Kraft ist nicht mehr sehr originell. Wie es weitergeht, bleibt offen. Vielleicht wußte es Stan Lee selbst noch nicht. Offene Handlungsfäden gibt es im Moment keine mehr, sieht man davon ab, daß Thor irgendwie rehabilitiert werden und weiter um seine Liebe zu Jane bei Odin kämpfen muß.


Geändert von underduck (04.09.2019 um 19:07 Uhr) Grund: Cover eingefügt
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Alt 06.09.2019, 16:36   #193  
Peter L. Opmann
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Ort: Hessen
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Die Spinne (Williams) 90 und 91
(= Der mächtige Thor 45)

Erscheinungstermin: 8/1977

Originalausgabe:
1) The mighty Thor # 127

Story-Titel:
1) Der Hammer und die Katastrophe!

Original-Storytitel:
1) The Hammer and the Holocaust!

Zeichnungen:
1) Jack Kirby / Vince Colletta

Text:
1) Stan Lee



Lee und Kirby kriegen die Kurve und setzen zumindest das Intrigenspiel in Asgard fort, wenngleich Loki und sein Kumpel Absorber von der Bildfläche verschwunden sind, und auch das Drama um den abhanden gekommenen Nornenstein abgeschlossen ist. Etwas untergegangen ist der Umstand, daß Thor seiner Geliebten Jane Foster enthüllt hat, daß er mit Donald Blake identisch ist. Außer daß Odin das mißbilligt, hat das bisher keine besonderen Konsequenzen gehabt. Insbesondere Jane hat dieses Geständnis relativ gleichmütig geschluckt. Sie ist sogar fest entschlossen, unverbrüchlich zu Thor zu stehen, auch wenn alle Menschen sich nach seiner Niederlage gegen Herkules von ihm abgewandt haben. Thor indes ist das gar nicht recht. Er verläßt sie – vorerst -, um in Ruhe über seine Situation nachdenken zu können.

Ein neuer Aspekt kommt durch das Hollywood-Studio ins Spiel, das sich für Herkules interessiert hat (siehe vorige Ausgabe). Wir erleben jetzt, daß es von einem seltsamen Typen namens Pluto geleitet wird, der über magische Fähigkeiten verfügt und uns enthüllt, daß er Herkules eine Falle stellen will. Währenddessen beobachtet Odin den sinnenden Thor, und nun reut es ihn, daß er ihm die Hälfte seiner Kraft weggenommen hat, denn er hat sich auch in seiner Niederlage stets nobel verhalten. Dabei hat Odin allerdings offenbar vergessen (beginnende Altersdemenz?), daß er seine Odinkraft dem Berater Seidring verliehen hat, um die Bestrafung auszuführen. Seidring zeigt aber jetzt, daß er ein doppeltes Spiel spielt und diese Macht nicht wieder herzugeben gewillt ist. Er zwingt Odin in die Knie und ruft sich zum neuen Herrscher von Asgard aus.

Thor hat inzwischen seine Meinung geändert. War er letztes Mal noch gegen Odins Willen zur Erde zurückgekehrt, will er ihm nun in Asgard gegenübertreten. Dabei bemerkt er die Zerstörungen, die Seidring im Ringen und die Herrschaft angerichtet hat. Pluto bereitet weiter seine Falle für Herkules vor. Eine noch namenlose, atemberaubend schöne Frau ist Teil seines Plans. (Nebenbei: Jack Kirby hat sowas tatsächlich auch draufgehabt und es dennoch geschafft, diese femmes fatales absolut jugendfrei zu zeichnen.) Thor begegnet nun Seidring und muß feststellen, daß er gegen die Odinkraft nicht ankommt. Mit letzter Kraft eilt er in jenen Saal, wo Odins Schwert aufbewahrt wird – ein Schwert enormer Größe, das, wenn es bewegt wird, den ganzen Kosmos untergehen lassen kann. Thor pokert mit Seidring: Er droht, das Schwert in Gang zu setzen, wenn Seidring sich nicht ergibt. Und Seidring gibt sich in diesem Nervenkrieg schließlich geschlagen und gibt die Odin-Kraft zurück. Thor ist am Schwertknauf ohnmächtig geworden. Odin nimmt ihn auf seine Arme und trägt ihn hinaus. Im nächsten Heft wird sich das Geschehen wieder auf die Erde verlagern, zu Herkules und Pluto.

Ist "Holocaust" im amerikanischen Englisch eigentlich bedeutungsgleich mit "Weltuntergang"? Hab' mal eben nachgesehen: Das Wort bedeutet tatsächlich "vollständig verbrannt" und wird hier nur auf die Judenvernichtung durch die Nazis angewandt. "Shoah" würde "Katastrophe" bedeuten, was als deutsche Übersetzung für diesen Thor-Titel gewählt wurde. In Deutschland würde es sich zweifellos verbieten, irgendeine Comicstory mit dem Holocaust in Verbindung zu bringen.

Diese Episode hat mich als Jungen durchaus gepackt. Heute bleibe ich mehr an Logiklücken hängen: Wenn Odin über zwei Kraftquellen verfügt, warum hat sich Seiding dann nicht gleich des Odin-Schwerts bemächtigt? Warum liegt dieses Odin-Schwert eigentlich unbewacht und ungesichert in irgendeinem Saal von Asgard herum? Warum läßt sich Seidring bluffen? Hätte Thor wirklich das Ende der Welt in Kauf genommen, um ihn zu stoppen? Außerdem: Warum weist Thor Jane ab, nachdem er ja extra auf die Erde gekommen war, um sie wiederzusehen? Und warum kehrt er dann doch schnell nach Asgard zurück (abgesehen davon, daß er natürlich gebraucht wird, um Seidring aufzuhalten)? Ich muß aber gestehen, daß es Lee und Kirby immerhin schaffen, daß man als Leser nicht allzu viel über solche Widersprüche und Fehler nachdenkt. Die Story ist trotzdem spannend erzählt. Bei der Grafik fällt auf, daß Collettas dünne Tuschelinien diesmal im Extremfall überhaupt nicht reproduziert werden (siehe „Spinne“ # 91, Seite 30 links unten).


Geändert von Peter L. Opmann (07.09.2019 um 09:37 Uhr)
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Alt 07.09.2019, 08:32   #194  
Peter L. Opmann
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Kommentar zu den letzten Ausgaben um Herkules:

Zitat:
Es gibt bei Marvel tatsächlich ein römisches Pantheon (mit Jupiter) und ein griechisches (mit Zeus). Das römische wird seltener benutzt. Ich erinnere mich an eine Zusammenkunft der Obergottheiten, in der Zeus mit Jupiter in Streit gerät : "Silence, Roman!". Einen doppelten Hercules habe ich aber nie gesehen. Soweit ich informiert bin, sind die ganze hübschen Göttergeschichten tatsächlich griechischer Herkunft. Die Römer übernahmen sie, betrachteten ihre Götter aber eher wie "Schutzheilige": Man opferte ihnen und empfing dafür. Der Name Hercules ist verbreiteter (zum Beispiel für Zirkusartisten), lässt aber jeden Humanisten ausrasten, wenn die griechische Sagengestalt gemeint ist.
(Mein Freund bezieht sich darauf, daß "Herkules" ja eigentlich nur der römische Name für Herakles ist.)

Geändert von Peter L. Opmann (07.09.2019 um 09:37 Uhr)
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Alt 09.09.2019, 17:09   #195  
Peter L. Opmann
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Die Spinne (Williams) 92 und 93
(= Der mächtige Thor 46)

Erscheinungstermin: 9/1977

Originalausgabe:
1) The mighty Thor # 128

Story-Titel:
1) Plutos Macht!

Original-Storytitel:
1) The Power of Pluto!

Zeichnungen:
1) Jack Kirby / Vince Colletta

Text:
1) Stan Lee



Wenn zwei „Gute“ versehentlich aneinandergeraten, läuft das bei Marvel normalerweise so, daß sie irgendwann den Irrtum bemerken und dann wieder jeder seines Weges gehen. Angenehm zu lesen, daß es bei Thor und Herkules weniger stereotyp abläuft. Das Muster kam bei Thor noch nicht vor; ich erinnere mich lediglich, daß er einmal, von der Zauberin betört, gegen die Rächer kämpfte. Hier nun ist es, im Rahmen einer Trivialhandlung, nachvollziehbar, daß Thor auf Herkules sauer wurde, der mit Jane Foster anbandeln wollte. Bekanntlich wurde Thor dann schwer geschlagen, weil Odin ihm zwischendurch die Hälfte seiner Kraft wegnahm. Nun kommt Thor dazu, als Herkules in großen Schwierigkeiten steckt, und haut den Göttersohn-Kollegen raus (das erfordert einfach die Ehre). Eine Revanche für die Niederlage neulich behält er sich vor. Das ist nicht nur einigermaßen glaubwürdig, sondern auch schwungvoll erzählt.

Nachdem Thor seinen Vater vor dem Staatsstreich des bösen Beraters Seidring bewahrt hat, entscheidet Odin, ihm seine volle Stärke zurückzugeben, und gibt ihm Gelegenheit, sich in Asgard zu regenerieren. Das wird für meinen Geschmack etwas zu breit ausgemalt; wir verfolgen dabei auch, wie Thor vom Krankenbett aus auf dem „Marmorsee“ in Asgard „Bestienfische“ jagt. Seidring wird dagegen aus Asgard verbannt und soll fürderhin als König über eine Horde Bergdämonen herrschen. Geschieht ihm recht. Hauptsächlich geht es in dieser Ausgabe, wie der Titel schon andeutet, aber um die Begegnung von Herkules mit Pluto. Ob das schon bei Ovid steht, weiß ich nicht, aber Pluto plant, sich von Herkules als verhaßter Beherrscher der dunklen Unterwelt ablösen zu lassen.

Herkules seinerseits glaubt noch immer, er sei für einen Hollywoodfilm engagiert worden. Er erkennt weder Pluto, der sich mit einer Sonnenbrille tarnt, noch die Königin der Amazonen, die er einst abgewiesen hat und die sich nun dafür rächen will. Wir haben hier eine behutsame Satire auf Hollywood vor uns. In dieser Zeit geriet das Studiosystem in eine schwere Krise – am Ende wurden die Filmgesellschaften zu bloßen Filmverleihern und die TV-Sender übernahmen die Produktion von Filmen. Es war ein Antikfilm, „Kleopatra“ mit Liz Taylor, der MGM finanziell das Genick brach. Hier scheint in Hollywood jedoch noch Opulenz zu herrschen und als Darsteller eines antiken Helden kommt außer Herkules wohl nur noch Steve Reeves in Frage. Außerdem ist dauernd von irgendwelchen teuren Verträgen die Rede, wie das in Hollywood wohl bis Anfang der 60er Jahre üblich war. Herkules unterzeichnet selbst einen, in dem es angeblich um die Handlung seines Films geht. Sobald er seinen Daumenabdruck auf das Pergament gesetzt hat, reißt sich Pluto jedoch die Maske vom Gesicht und macht ihm klar, daß er soeben die Herrschaft über die Unterwelt übernommen hat. Herkules weigert sich zwar, diesen Betrug anzuerkennen, aber Pluto hat kriegerische Horden zu seiner Verfügung, die den Gott in die Knie zu zwingen drohen.

Nur gut, daß sich Thor inzwischen wieder erholt hat und bei seiner Rückkehr auf die Erde gleich in dem Filmstudio vorbeischaut. Daß Herkules da gerade von „bestialischen Bewohnern des niederen Reichs“ bedrängt wird, gefällt ihm überhaupt nicht, und so springt er ihm im Abwehrkampf bei. Pluto und der Amazonenkönigin kommt Thor ziemlich ungelegen. Sie treten aber nicht einfach den Rückzug an, sondern Pluto beschließt, den Vertrag Zeus vorzulegen (laut Mythologie seinem Bruder), um dessen Erfüllung durchzusetzen. Thor läßt nach gewonnenem Kampf Herkules erstmal allein zurück, auch wenn er durchschaut, welch Mißgeschick seinem Kollegen widerfahren ist. Thor ist damit vorerst aus dem Spiel, wenngleich wir auf die Entwicklungen der nächsten Ausgabe wieder neugierig sein dürfen.

Auch wenn mir diese Ausgabe ganz gut gefällt, muß ich doch festhalten: Wir sind nach wie vor von der gewohnten Marvel-Welt weit entfernt. Obwohl die Story teilweise auf der Erde spielt, sehen wir im Filmstudio eine ebensolche Fantasiewelt wie in Asgard oder auf dem Olymp. Als Arzt Don Blake ist Thor nun schon lange nicht mehr zu sehen gewesen. Jane Foster taucht zumindest in dieser Episode überhaupt nicht auf. Die einzige Verbindung zur Alltagswelt sind ein paar Arbeiter, die die Kulissen im Studio zusammenbauen. Doch immerhin schaffen es Lee und Kirby, die Fortsetzung weiterlaufen zu lassen. Thor könnte freilich sagen: Was gehen mich die Probleme von Herkules an? Dann wäre der letzte Handlungsfaden gekappt. Aber Thor und Herkules werden augenscheinlich für die nächsten Ausgaben zusammengespannt – ein frühes Team-up sozusagen. Die Inks von Vince Colletta sind weiterhin so dünn, daß Linien in der Williams-Version teilweise unsichtbar bleiben.


Geändert von Peter L. Opmann (09.09.2019 um 20:03 Uhr)
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Alt 11.09.2019, 07:55   #196  
Peter L. Opmann
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Kommentar:

Zitat:
Das Motiv, Herakles zu einer unliebsamen ewigen Aufgabe zu verdonnern ist wohl von der Auseinandersetzung mit Atlas entliehen, der ihm das Himmelsgewölbe zum Tragen aufbürden will. Auch in der Disneyfassung hat Herakles mit Hades zu tun. Aus der Sage wüsste ich das nicht wirklich.
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Alt 11.09.2019, 10:06   #197  
perry
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Zitat:
Zitat von jakubkurtzberg Beitrag anzeigen
Die Aufstellung einer "Echtzeit"-Chronologie mit Nennung der jeweiligen dt. Ausgaben wäre vielleicht keine schlechte Idee. Und die Sheriff Klassiker dürfen da gerne als Sonderposten mitgenannt werden.
Was die Sheriff Klassiker betrifft - da macht Euch bitte keine Arbeit! Die sind bis auf wenige spanische Storys, welche in den SK's auch veröffentlicht wurden komplett zugeordnet!
Den Anfang dazu kann man in der Sheriff Klassiker Chronik Band 1 und 2 vom Verlag "Edition Comicographie" schon einsehen. Der Rest ist zwar noch nicht veröffentlicht, aber schon ausgearbeitet.
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Alt 11.09.2019, 10:21   #198  
oliver
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@ Peter_L... gehst Du eventuell auch noch auf die "What If..." Ausgaben ein?
- es gibt ja ein paar passenden, zu dem bisher beschriebenen Handlungsbögen, die sogar schon seinerzeit bei Condor verwurstet wurden...
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Alt 11.09.2019, 11:47   #199  
Peter L. Opmann
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Hallo Oliver,

da erwischst Du mich ehrlich gesagt auf dem falschen Fuß. Meinst Du "What if" # 10 mit Jane Foster als Thor? Oder eine andere Ausgabe? Ich habe das bei Condor nicht verfolgt.

Meine Absicht ist aber eigentlich, die Anfänge der Originalserie zu betrachten, was mit den Williams-Veröffentlichungen ganz gut funktioniert. Man sieht bisher schon, daß "Thor" keine typische Superheldenserie war, aber auch etwas Besonderes zu bieten hatte: Hier wurde sehr früh und konsequent das Prinzip aufgegeben, daß jedes Heft ein in sich abgeschlossenes Abenteuer enthält. Vielmehr mußten die Leser damsls, Mitte der 1960er Jahre, über viele Ausgaben hinweg dranbleiben, um alle Handlungsstränge verfolgen zu können.
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Alt 11.09.2019, 14:00   #200  
oliver
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Beispielsweise, ebenso prägnant wäre auch "What if... Thor killed the Hulk!"

Es gibt gerade bei Thor noch den Aspekt, dass Odin, ihr wegen der Liebe zu Jane die Hälfte seiner Macht nimmt - was zu Geier wäre somit „halbe Göttlichkeit“ bzw. „halbe Unsterblichkeit“?
oliver ist offline   Mit Zitat antworten
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