Superhelden - Welten

[Detlef Lorenz]

Spider-Man / Die Spinne

Zum Diskussion im Marvel-Forum um 70 verschiedene Cover einer einzigen Spinne-Ausgabe kann ich auch etwas beitragen: anbieten kann ich zwar nur vier und die sind im Grunde sogar alle gleich, sie zeigen sogar dasselbe Motiv. Allerdings gibt es trotzdem einige Unterschiede, die ich hier einmal vorstellen möchte:

Hier sehen wir das Original, das US-Heft „the Amazing Spider-Man“ Nr. 59, The Brand oft the Brainwasher! erschienen im April 1968. Es bietet uns eine tanzende Mary Jane Watson, die in einem Pailletten-Kleid auf der Bühne des Gloom Room A-Go-Go rockend einem zum Besten gibt. Backstage ist die Spinne in Aktion und vermöbelt passend zur Musik einige Gangster. Ein motivmäßig zweigeteiltes Titelbild, spannend und flott.

Das ist die erste deutsche Ausgabe, erschienen im Rahmen der „Hit-Comics“ von BSV, Das Geheimnis des Gehirnwäschers! Dieses Heft dürfte erstaunlicherweise kaum viel später als die US-Ausgabe erschienen sein, höchstens ein paar Monate. Die Hit Comics kamen bei uns ab 1966, mit mehreren Heften der verschiedensten Superhelden pro Monat heraus. Sie brachten in den Doppelausgaben ab der Nummer 60 (geleimt) sogar gleich zwei aufeinanderfolgende US-Storys des jeweiligen Helden auf einmal.

Beim BSV-Verlag hat man sich an der Farbvorlage – des Umschlages - entsprechend orientiert, nur die Lackierung lässt es unnötig glänzen. Statt des Logos links oben beim Original des maskierten Helden steht jetzt Hit Comics, eine schwerwiegendere Änderung bestand aber im grünen Untergrund, der im oberen Viertel „rüber gemanscht“ wurde um den Schriftzug DIE SPINNE besser zur Geltung zu bringen – oder dieses Verfahren war einfacher in der Umgestaltung vom US-Heft zur deutschen Ausgabe.

Der Titel ist verändert, für „Brand“ - was mit „Zeichen“, oder „Mal“ übersetzt werden kann - wurde „Geheimnis“ genommen; aber da gab es wesentlich bösere Übersetzungen, wie man amüsiert in den „Hit Chroniken“ nachlesen kann.

Die Williams-Ausgabe Nummer 60 vom Januar/Februar 1976 orientiert sich ziemlich genau an der Erstausgabe aus Amerika. Die komplette Gestalt der Logo-Spinne wurde durch ihren Kopf ersetzt, aber der sah ganz ordentlich aus. Der Druck offenbart allerdings einige Schwächen, viele feine Linien und Striche sind verloren gegangen, aber das hält sich alles in Maßen.

Im Titel stand jetzt „Zeichen“ und das kommt dem Original nahe.

Innerhalb der „Spider-Man-Komplett“ Reihe von Panini erschien 2001 obiges Heft. In der grafischen Gestaltung kommt es dem US-Heft am nächsten, einschließlich der Logo-Figur der Spinne.

Aber die Farben! selten ein so eindrucksvoll gefärbtes Titelbild gesehen, Mary Jane wird von den Scheinwerfern angestrahlt, der „rückwärtige“ Teil ist dagegen im Dunkeln und bringt ihre Figur, von Romita Senior gezeichnet, glänzend zur Geltung! Das langweilige gleichmäßige Gelb des Saales vom Gloom Room A-Go-Go wurde durch ein differenziertes Braun ersetzt. Im Halbdunkel hinter dem Vorhang sehen wir die Spinne die Bösen Ko schlagen – genug gelobt! Mit dem US-Original hat die farbliche äußere Gestaltung dieses Heftes nichts mehr gemein, aber schön ist sie doch

Gibt es das eventuell auch in den USA?

Das war mein Beitrag den Variant-Covern für die die Spinne, die zwar alle dasselbe Motiv zeigen, aber in der Präsentation sehr unterschiedlich sind.
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Im Comic-Preiskatalog von 2012 ist über die verschiedenen Ausgaben der deutschen „Spinne“ ein ausführlicher und lesenswerter Artikel von Volker Robrahn erschienen.

[Peter L. Opmann]

Sehr interessante Bildbesprechung.

Da kann man kaum widersprechen, denn die Argumentation ist schlagend. Ich will es dennoch tun, ohne hoffentlich Dir damit in die Parade zu fahren.

Das große Manko der Williams-Ausgabe ist für mich, daß der Raum vor und der hinter dem Vorhang nicht genug kontrastiert wird. Als ich das Cover erstmals gesehen habe (das war erst einige Zeit nach dem Erscheinen in einem Superband - was bedeutet, daß ich nicht mehr so ganz klein war), habe ich zuerst nicht bemerkt, daß das tatsächlich ein zusammengehöriges Bild ist. Für mich sah das im ersten Moment wie ein zweigeteiltes Cover aus - weil Spider-Man hier nicht wirklich "hinter dem Vorhang" ist. Da sind sowohl das Original als auch Marvel Deutschland klar besser.

Die übrigen Effekte der Farbgebung brauche ich eigentlich nicht. Mir ist bei dieser Präsentation auch wieder klar geworden, was so ein Cover von den heute üblichen unterscheidet. Natürlich steht im Mittelpunkt der posierende Held - früher wie heute. Aber Romita erzählt 1968 eine richtige Geschichte drumherum. Mary-Jane hat gerade ihren Auftritt und vermutlich Lampenfieber - oder vielleicht hat sie auch ihr Publikum einfach im Griff. Aber wie würde sie erschrecken, wenn sie wüßte, daß direkt in ihrem Rücken Gangster lauern, die nur deshalb unschädlich gemacht werden können, weil Spider-Man gerade rechtzeitig aufgetaucht ist.

Das ist richtiger Hitchcockscher Suspense: Der Zuschauer weiß mehr als der bedrohte Protagonist (das heißt, die Protagonistin) - und wird wesentlich länger in Atem gehalten als wenn die Gangster in einem Augenblick hinter dem Vorhang auftauchen und Mary-Jane angreifen würden. Bei heutigen Superhelden-Covern sehe ich meist nur noch die Pose - und keine Geschichte drumherum.

[Detlef Lorenz]

Zitat von Peter L. Opmann

Sehr interessante Bildbesprechung.
Da kann man kaum widersprechen, denn die Argumentation ist schlagend. Ich will es dennoch tun, ohne hoffentlich Dir damit in die Parade zu fahren. (...)

Du fährst mir da nirgendwo in die Parade, im Gegenteil: deine Bildbeschreibung finde ich sehr interessant, zeigt sie doch das Beieindruckt sein über die vorgestellte Szene; Du befast Dich mit dem Bild, verweilst bei ihm und widmest ihm Deine Aufmerksamkeit - was bezweckte denn der Künstler, hier Romita, denn anderes

[jakubkurtzberg]

Panini hat das (mit den Farben), woweit ich weiß, in Eigenregie fabriziert. Da haben die Italiener mächtig übertrieben. Gerade bei einer klassischen Serie. Es waren ein paar Nummern im etwa selben Bereich. Übel finde ich auch, dass man ständig Cover von US-Nachdrucken als Vorlage genommen hat. Hier kommt der Williams-Vorhang und der von Panini her:
http://www.comics.org/issue/26145/cover/4/
In der Mitte schmaler und mit völlig unlogischem schwarzen Schatten. Kein Wunder, dass man denken kann, es wäre ein nicht zusammenhängendes Titelbild.

[jakubkurtzberg]

Hier mal die meiner Meinung nach übelsten Beispiele:
http://www.comicguide.de/php/bild_la...p?id=23468&c=0
Im Original, bei den Hit Comics und Williams fällt Peter Parker aus dem Fenster!

http://www.comicguide.de/php/bild_la...p?id=34542&c=0
Farbgebung zu modern für ein klassisches Heft und meilenweit weg vom Original. Da fragt man sich nach der anvisierten Zielgruppe, vorallem in diesem Preissegment.

http://www.comicguide.de/php/bild_la...p?id=34985&c=0
Wo ist der Hintergrund? Wieso plötzlich hell? Dann doch lieber die Williams-Variante mit Stanzloch...

http://www.comicguide.de/php/bild_la...p?id=69269&c=0
Hier gefällt mir persönlich die bsv-Variante am besten. Darauf grinst Doc Ock hämisch. Panini ist zwar näher am Original, das ist aber retuschiert.

http://www.comicguide.de/php/bild_la...p?id=73240&c=0
Ganz miese Vorlage. Für den US-Nachdruck entfernte man zugunsten des Barcodes das Bild unten links. Paninibeauftragte zeichneten es selbst nach...

http://www.comicguide.de/php/bild_la...p?id=67644&c=0
Spideys Arme sind näher am Körper als im Original, da in das Bild "hineingezoomt" wurde.

Weitere Negativ-Beispiele aus der Panini-Edition:
Amazing Spider-Man Nr. 78, 83 garnicht bearbeitet, Nachdruck-Cover mit komischem Farbscan
Amazing Spider-Man Nr. 90 zwischen zwei Nummern, bei denen Spider-Mans Kostüm "flach" aus nur zwei Farben besteht. Ansich nicht schlecht, aber ohne Kontinuität und ebenfalls zu modern.
Amazing Spider-Man Nr. 101 Farben fehlen beim Hintergrund und der US-Nachdruck-Hinweis blieb auf dem Cover.

Die Spider-Man komplett-Reihe ist trotz allem ein super-Projekt und mehr als empfehlenswert. Nur hätte man sich gewünscht, dass Panini in manchen Fällen etwas sorgfältiger gearbeitet hätte.

[Marvelianer]

Das ist die erste deutsche Ausgabe, erschienen im Rahmen der „Hit-Comics“ von BSV, Das Geheimnis des Gehirnwäschers! Dieses Heft dürfte erstaunlicherweise kaum viel später als die US-Ausgabe erschienen sein, höchstens ein paar Monate.

Das Original Amazing Spider-Man # 59 erschien im Januar 1968 / Cover Date April 1968 - Die Hit Ausgabe kam im November 1968 im Bildschriften Verlag
raus , knapp acht Jahre später erschien dann im Juni 1976 die Ausgabe des
Williams Verlag.

[jakubkurtzberg]

Für die Cover hatte der bsv meist auch die Originalvorlagen inklusive Farben. Hier sieht man schön, was weggeschnitten bzw. grün überdeckt wurde.

[Detlef Lorenz]

Fantastische Vier

Ähnlich wie weiter oben zur „Spinne“ stelle ich diesmal zu den „Fantastischen Vier“ einige Variantcover vor. Im Grunde sind auch diese keine echten Varianten, zeigen sie doch jedes Mal dasselbe Motiv: eines der „Schoßhunde“ des Mole Man, des ersten der immer wiederkehrenden großen Gegners der FV, durchbricht das Straßenpflaster und zwingt die FV zu halsbrecherischen Aktionen.

Das erste Titelbild ist die US-Ausgabe Nr. 1 der FF von 1961, in der auch die Entstehungsgeschichte des Quartetts geschildert wird.

In der zeitlichen Reihenfolge der deutschen Verlagsveröffentlichungen erschien nun die Origin-Story zuerst in ihrer zweiten Fassung, der von John Buscema. Es war das Hit-Comic Heft 250 der FV, in der die Herkunft des Teams erneut geschildert wird, für Neueinsteiger, für Nachgewachsene, für Vergessliche. Das entsprechende US-Heft ist die Ausgabe 126 von Marvel.

Anschließend sehen wir das deutsche Pendant der Marvel-Erstausgabe von Williams, 1974 erschienen – hier allerdings als Nummer 2. Die deutschen Hefte enthalten neben der Titelstory noch Geschichten von Der Dämon (DareDevil), weshalb sich die FV-Storys auf mehr Hefte verteilten als im Original – jedenfalls in der Anfangszeit(!?)
Interessant finde die teils gravierenden Unterschiede in den Sprechblasen: beim "Hit-Heft" gibt es merkwürdige Eigeninterpretationen - teils schon recht lustige im Vergleich mit dem Original - während sich Williams dem Marvel Heft mehr annäherd.

1998 gab es von Panini eine Sonderausgabe der FV, jedoch mit der Nummer 10, die aber das Titelmotiv des ersten US-Heftes zeigt. Inhaltlich wird wohl tatsächlich die Nr. 10 geboten, das Vorwort („Fantastic Four 10 – was für ein Comic!“) schildert das Warum des Sonderheftes – es wurde bei Williams ausgelassen -, allerdings nicht, weshalb das Titelmotiv des ersten Heftes gebracht wurde; obwohl es eine interessante Neuinterpretation Kirbys zeigt, gemalt und von den Bauwerken her eher in New York beheimatet als die kleinstädtische Ladenzeile des ursprünglichen Covers. Allerdings ist dieses Titelbild "sprachlos" - warum?

Ein erneutes Sonderheft, diesmal mit zusätzlichem Variant (Prägecover), kam von Panini 1999 heraus. Auf dem ersten Blick sieht es fast wie das US-Original aus, ist doch der Titelschriftzug auf Englisch: „The Fantastic Four“. Sogar mit Comic Code Siegel und 10Cent-Aufdruck und das Backcover (nenne ich hier mal passenderweise so) zeigt englische Werbung für Spielzeugritter zu Pferde und als Fußsöldner, allerdings mit dem hinzugefügten Aufdruck: Facsimile Advertisement no longer valid. Die Texte auf dem Titelbild lassen es dann aber als für den deutschen Sprachraum bearbeitetes Heft erkennen.

Das letzte Heft ist mein persönlicher Favorit, es kam 1996 heraus und mehr ist dazu kaum zu sagen

[Ringmeister]

Die Parodie zur Parodie:

[underduck]

... und noch einer ...

[jakubkurtzberg]

Finde leider das "Home Gardening" Cover nicht mehr im Netz. Das hier ist aber auch nicht schlecht:
http://fashionablygeek.com/t-shirts/the-sesame-six/

[Spiderheld]

Passt jetzt vielleicht nicht ganz zum Diskussionsthema, aber auffällig sind schon die teilweise falschen und schlechten Übersetzungen... find ich...