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05.02.2017, 23:48 | #1 | |
Moderator ICOM
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Zitat:
Geändert von Mick Baxter (07.02.2017 um 00:05 Uhr) |
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06.02.2017, 00:58 | #2 |
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Es ist zumindest nicht das vorrangige Ziel eines Films, Lust auf die Vorlage zu machen.
Und natürlich gibt es immer mal wieder Adaptionen, die die Vorlage sogar qualitativ übertreffen (Psycho, Der Exorzist, Der Pate?). Wäre vielleicht ein eigenes Thema wert...... |
06.02.2017, 07:45 | #3 |
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Ich finde, Filme und Romane sind prinzipiell unvergleichbar.
Was ich immer mal lesen wollte: "Thieves like us" von Edward Anderson, weil Nicholas Ray und Robert Altman daraus so unterschiedliche Filme gemacht haben. Aber der Roman scheint sehr schwer zu bekommen zu sein. |
06.02.2017, 08:51 | #4 |
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06.02.2017, 09:06 | #5 |
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06.02.2017, 10:00 | #6 |
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Mache ich auch nicht. Ich gehe zum Buchhändler meines Vertrauens und der kauft dann für mich im Hinternetz. Damit ist dem Händler und mir gedient.
Support your local dealer! Geändert von G.Nem. (06.02.2017 um 10:12 Uhr) |
06.02.2017, 13:02 | #7 | ||
Moderatorin Internationale Comics
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Zitat:
Naja, trotz aller Kritik und der Hudelei um Likes hat Literatur immer noch einen gewissen Stellenwert. Das zeigt sich zum Beispiel an den obligatorischen Pflichtlektüren in der Schule. Gerade weil Film, also der Premiumkino-Blockbuster oder die Edelserie, eine Menge Schotter kosten, der irgendwo wieder hereinkommen muß, eignen sich erfolgreiche Vorlagen (Bestseller oder Klassiker) wohl besser, um mit Leuten ins Gespräch zu kommen, die zwar Kohle im Überfluß haben, aber ansonsten Nützliches mehr schätzen als Kunst und Kultur. Eine gemeinsame Gesprächsgrundlage erleichtert einiges in der Vorproduktion - obwohl das nix damit zu tun hat, ob der Film gelingt oder in die Binsen geht. Kunsthandwerk und lean production just in time zählen meist mehr als hochfliegende ästhetische Ansätze. Ein kluger Regisseur oder Auteur versucht eher sein Projekt unterderhand nach eigenen Maßstäben durchzuziehen, damit die Geldgeber in Ruhe schlafen können. Und die Anträge an die deutschen Filmförderungsanstalten sind auf ihren Zweck hin verfaßt. Manchmal klafft da eine erhebliche Lücke zwischen dem Versprochenen und dem Abgelieferten. Zitat:
Gerade bei gelungenen Kombinationen (gutes Buch und gute Verfilmung) haben mich immer die Unterschiede gelockt. Wenn die Verfilmung die Vorlage bloß eins zu eins illustriert, langweilt das den Teil des Publikums, der das Buch kennt. Beide Versionen sollten ihre Eigenheiten haben. Zur Erläuterung: Der Name der Rose von Jean-Jacques Annaud halte ich für gelungen, weil er die Stärken des Filmischen nutzt. Die Körperlichkeit der Schauspieler und die Qualität der Landschaft waren aus meiner Sicht ebenso Pluspunkte wie die Filmbauten von Dante Ferretti. Die Sprache des Mittelalters, der Streit um die Armut Christi (und damit die der Kirche) oder den Realismusstreit, das konnte nur ein Umberto Eco in seinem postmodernen Meisterwerk vermitteln. Beide Fassungen ergänzen sich ... Geändert von Servalan (06.02.2017 um 18:36 Uhr) |
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06.02.2017, 08:56 | #8 |
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Thema Film und Romanvorlage – meiner Meinung nach ein weites Feld, denn bei Drehbüchern reden und schreiben X-Leute mit. Wenn da z.B. ein Produzent mit wenig Gespür seine Vorstellungen auf Biegen und Brechen durchsetzt, bleibt beim Endprodukt oft nur das Brechen. Bei Übersetzungen von Romanen ist es oft ähnlich. Da wird dem Übersetzer oft etwas angelastet, was er überhaupt nicht verbrochen hat, sondern das dämliche Lektorat. Mit Kritik wird aber immer der Übersetzer beworfen, weil ja sein Name dick im Impressum steht.
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06.02.2017, 09:07 | #9 |
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06.02.2017, 10:01 | #10 |
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07.02.2017, 00:09 | #11 |
Moderator ICOM
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Und manchmal sind Buch und Film fast deckungsgleich, wie bei "Die Spur des Falken".
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07.02.2017, 14:13 | #12 | |
Moderatorin Internationale Comics
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Zitat:
Von 1930 bis 1968 galt der Hays Code, und die Filme mußten das Okay von Joseph L. Breen und seiner Entourage bekommen. Pulp wurden außerdem eher als Ärgernis gesehen, als billige Unterhaltung für ein ungebildetes Publikum. Sogar bei Mario Puzos Der Pate haben die eigentlich vorgesehenen Studioregisseure gekniffen, weil sie einen Mafiafilm für B-Ware hielten. Coppola befand sich wegen seiner Zoetrope-Pleite in der Bredouille und stand als Produzent mächtig in der Kreide. Die Studiobosse haben sicher etwas wie die Schwarze Serie erwartet und wollten die Handlung in die damalige Gegenwart verlegen, um Kosten bei Kostümen, Ausstattung und anderen Posten zu sparen. Und Coppola sollte ja auch gefeuert werden, weil da zuviel geredet und zu selten geballert wurde. Insofern sehe ich da eine Ähnlichkeit zum Comic: Entweder wird ein brisanter Stoff zum Thema des Werks gemacht oder etwas Bekanntes wird experimentell umgesetzt (bestes Beispiel: Giraud mit seinem konventionelleren Western Blueberry versus Moebius mit abgefahrenen Stories mit wilder Graphik). James Joyce hat für seinen Ulysses ja den allseits bekannten Odysseus vom antiken Homer als Grundierung genutzt. Sein autobiographischer Vorläufer, der Kurzgeschichtenzyklus Dubliners, wird hingegen als Gesellenstück angesehen, als Vorbereitung auf den richtig großen Wurf. In den 1940er Jahren hatte eine freiere Bearbeitung wohl bedeutet, daß Die Spur des Falken in der auf ewig Produktionshölle verschwindet. Da zeigte sich die Meisterschaft eher darin, den Zensor zu überlisten und an ihm vorbei etwas Brisantes in den Kinosaal zu schmuggeln. |
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09.02.2017, 00:44 | #13 | |
Moderator ICOM
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Zitat:
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09.02.2017, 11:39 | #14 | |
Moderatorin Internationale Comics
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Zitat:
Bogart hat unglaubliches Glück bei seinen Rollen gehabt: Dank Casablanca (1942) ist er Teil der Filmgeschichte. Und privat galten Humphrey Bogart und Lauren Bacall als Traumpaar - sowohl vor wie hinter der Kamera. Durch die Regenbogenpresse waren ihre Namen sogar Leuten geläufig, die nie ins Kino gegangen sind oder sich nicht für Filme interessiert haben. Das waren A-Promis. Heute gibt es etliche tausend Möglichkeiten, um auf dem Malteser Falken von Huston/Bogart zu kommen. Aber bloß eine einzige, wenn du die zweite Verfilmung von Dashiell Hammett finden willst ... Das Leben ist hart, aber ungerecht. |
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08.02.2017, 16:15 | #15 |
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"Die Spur des Falken" hatte sehr gute Gesichter: Bogart, Lorre, Greenstreet. Das ist das Zentrum des Films, denn er zeigt vor allem, wie sich Leute in Studiokulissen gegenseitig belügen, bedrohen, belauern, gegeneinander ausspielen. Mit schlechteren Schauspielern würde das wie eine TV-Serienepisode aussehen.
- Wie es nicht funktioniert 2014 war das Buch "Bob der Streuner" dauerhaft auf Platz 1 der "Spiegel"-Bestsellerliste. Jetzt ist eine Verfilmung ins Kino gekommen (Link). Und der Film ist kein Erfolg, auch nicht in Deutschland. Vielleicht ist es der falsche Schauspieler. |
08.02.2017, 16:49 | #16 |
Moderatorin Internationale Comics
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Dann gibt es noch die Variante, daß Buchvorlagen fast unsichtbar in laufende Serien eingegliedert werden.
Wovon ich hier nicht rede, sind Serien, die zumindest in den ersten Folgen und Staffeln eins zu eins umgesetzt wurden (also so etwas wie die Wallander-Verfilmungen aus Schweden und UK oder Inspector Barnaby | Midsomer Murders nach Caroline Graham) und später so erfolgreich geworden sind, daß sie eine eigene Dynamik gewonnen haben. Mir geht es um unbekannte Vorlagen, die von den meisten regelrecht überlesen und übersehen werden, weil die Serien eigene Anforderungen stellen. Auf Anhieb fallen mir zwei Tatort-Folgen ein:
Geändert von Servalan (08.02.2017 um 16:55 Uhr) |
08.02.2017, 19:00 | #17 |
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08.02.2017, 20:00 | #18 | |
Moderatorin Internationale Comics
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Zitat:
Den meisten Leuten ist es piepegal, wo die Geschichten herkommen oder wer sie verfaßt hat. Hauptsache, mit ihnen läßt sich leicht die Zeit vertreiben. Das meiste wird sowieso rasch vergessen. In Erinnerung bleibt ein schöner Abend im Kino (möglicherweise mit einem Essen vorher oder nachher) bzw. ein gelungener Abend unter Freunden. Was da über den Bildschirm flimmert, ist eigentlich nur Mittel zum Zweck. Ab und zu erreichen Geschichten mehr ... und dann verwandelt sich das Publikum in Fans, Nerds, Geeks ... komische Leute, halt. |
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08.02.2017, 21:27 | #19 | |
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Zitat:
Aber ich kenne auch ein paar Kinofreaks, mit denen ich - ebenfalls vor Jahren - oft zusammen auf Festivals gefahren bin, zum Beispiel Berlin oder Hof. Die haben über mich den Kopf geschüttelt, weil ich dann sagte: Ich sehe mir nur ein bis zwei Filme pro Tag an, denn alles darüber hinaus ist Reizüberflutung. Die sahen es als obligatorisch an, beim Filmfest so viele Filme wie möglich zu gucken; das waren so fünf bis sieben pro Tag. |
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09.02.2017, 07:56 | #20 | |
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Zitat:
Eine der Oscar-Verleihungs-Partys wird im Haus von Thomas Mann gefeiert. Wieso feiert die Comic-Industrie nicht dort die Verleihung von Preisen? Du musst lesen können um Comics zu goutieren. Einen Film kann sich jeder Analphabet anschauen. Wieso feiern die Analphabeten im Thomas-Mann-Haus ihre Film-Kunst und nicht wir unsere Comic-Lese-Kunst? |
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09.02.2017, 12:17 | #21 | |
Moderator Preisfindung
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Zitat:
Mehr als ein Westfale kann der Mensch nicht werden! |
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08.02.2017, 19:32 | #22 |
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Übrigens: Ich war heute in der Buchhandlung, und es wurde bestätigt, daß man für mich im Web bestellen kann. Ich muß dann halt einen Aufpreis zahlen - aber das wär's mir wert.
Aber "Diebe wie wir" haben wir nicht gefunden. Die Buchhändlerin sagte zudem, sie bestellt nicht von jeder Website. Ich muß wohl zum Original greifen. "Thieves like us" wird seit dem Altman-Film immer wieder neu aufgelegt. |
09.02.2017, 07:48 | #23 | |
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Zitat:
Bist du ganz sicher, dass der Roman schon ins Deutsche übersetzt wurde? Ich hab grad mal bei ZVAB geschaut und dort nichts gefunden. |
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09.02.2017, 09:20 | #24 | |
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Zitat:
Wäre aber ungewöhnlich, daß ein Roman, der schon zweimal erfolgreich verfilmt wurde ("They live by Night" von 1949 ist Nicholas Rays Debütfilm!), in keiner deutschen Krimireihe auftaucht. |
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09.02.2017, 12:18 | #25 | |
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Zitat:
Diese Aktion, den Buchhändler zu unterstützen und für sich selbst im Internet bestellen zu lassen ist zwar ein klares und bewusstes Statement, aber einfach und bequem ist doch was Anderes. Deiner Analyse der unterschiedlichen öffentlichen Rezeption von Filmen und Comics stimme ich allerdings zu. Und weil ich ja nicht nur geldgieriger Händler sondern ebenfalls an der Förderung und Popularisierung der Comic-Kunst interessiert bin, startet mit mir im März ein größeres Projekt, dass dazu hoffentlich etwas beitragen kann - hier zuerst gelesen! |
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