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Alt 09.02.2023, 16:46   #776  
Servalan
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Übrigens, heute ist der 75. Todestag von Karl Valentin.

Ein Blog feiert den mit dem Zweiakter "Mysterien eines Friseursalons" (1922 gedreht, 1923 von der Zensur mit einem Jugendverbot belegt, 34 min).
In einer kleinen Nebenrolle tritt der Schauspieler Max Schreck auf.
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Alt 09.02.2023, 17:46   #777  
underduck
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Hier besagter Film Mysterien eines Frisiersalons

https://www.youtube.com/watch?v=PGJ3pATeJPY

30 Minuten, die man sich (trotz Valentin) auch sparen kann...
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Alt 09.02.2023, 17:49   #778  
Servalan
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Doppelt hält besser ...
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Alt 09.02.2023, 17:53   #779  
underduck
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Sorry. Ich hab nicht runtergescrollt.

Trotzdem ein furchbar abschreckendes Teil
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Alt 09.02.2023, 18:51   #780  
Peter L. Opmann
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Vielleicht sollte man sich zum Einstieg lieber "Der Firmling" oder "Im Schallplattenladen" ansehen (gibt's beide auch auf youtube).
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Alt 10.02.2023, 06:20   #781  
Peter L. Opmann
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Jetzt will ich mich nochmal zu meiner Schwäche für Marilyn Monroe bekennen. Vielleicht schreibe ich auf lange Sicht über alle ihre größeren Filme; heute möchte ich ihren letzten fertiggestellten Film betrachten: „Misfits – Nicht gesellschaftsfähig“ (1961) von John Huston, wenngleich es sicher nicht einfach ist, die Sache in den Griff zu bekommen. Es ist so viel über die Umstände bekannt, unter denen „The Misfits“ entstanden ist, daß ich den Film kaum für sich sehen kann. Im Gegenteil besteht die Gefahr, daß ich mehr auf die Hintergründe eingehe.

Fangen wir gleich damit an – vielleicht kann ich das dann abhaken und mich näher mit dem Werk beschäftigen. Nach vielen Komödien, mit denen sie in den 50er Jahren immensen Erfolg gehabt hatte, war das nun Monroes erster ernster Film seit langem. Sie wirkt auf mich auch mit ihrer offenen Frisur und dem schmal erscheinenden Gesicht nicht mehr 50er-Jahre-mäßig. Die Rolle hätte sie aber kaum bekommen, wenn ihr Mann nicht Arthur Miller gewesen wäre, der die Story lieferte und das Drehbuch schrieb. Dabei stand diese Ehe kurz vor dem Aus, wohl vor allem, weil die psychisch labile und tablettensüchtige Monroe alles andere als leicht zu handhaben war. Man kann auch erwähnen, daß Clark Gable, der männliche Hauptdarsteller, ein langjähriger Kinoschwarm von ihr war; sie sah ihn sogar als eine Art Ersatzvater an (ihren Vater hatte sie nie kennengelernt). Gable war jedoch der erste, der kurz nach den Dreharbeiten starb. Monroe selbst war die nächste – ihr folgender Film „Something’s got to give“ konnte nicht mehr fertiggestellt werden. Und wenige Jahre darauf starb auch Montgomery Clift, ebenfalls Filmpartner in „Misfits“.

Auch bei dem Dreh von „Misfits“ war Monroe wieder undiszipliniert – sie kam häufig zu spät oder gar nicht. Huston mag das nicht unrecht gewesen sein, denn er saß selbst lieber in Reno am Spieltisch als auf dem Regiestuhl. Schließlich entschied er aber, die Arbeit zu unterbrechen, damit sich Monroe einer Therapie unterziehen konnte. Der Film entsprach den Erwartungen der damaligen Unterhaltungsindustrie in keiner Weise – vielleicht hätte ihn keines der großen Studios produziert. Er war im Verleih der United Artists, spielte aber nur seine Produktionskosten wieder ein, was als finanzieller Fehlschlag angesehen werden muß. Der Film hatte zwar große Stars, erzählte aber eine Geschichte, mit der das breite Publikum wohl nichts anfangen konnte. Zudem war er noch in Schwarz-weiß gedreht, was Anfang der 60er Jahre nicht mehr state of the art war. Heute ist „Misfits“ allgemein als Meisterwerk anerkannt.

Nun also zur Filmhandlung. Monroe spielt eine frisch geschiedene Frau, die die Bekanntschaft dreier Männer macht (Gable, Clift und Eli Wallach), mit denen sie sich locker anfreundet. Eigentlich ist sie als mögliche Freundin für den verwitweten Clift, einen erfolglosen Rodeoreiter, vorgesehen, aber dann entsteht eine tiefere Beziehung zu Gable, einem alternden Cowboy. Die Männer laden Monroe zu einem abenteuerlichen Trip ein: Sie wollen in der Wildnis Pferde einfangen und anschließend verkaufen. Sie willigt mit Freuden ein – das ist eine romantische Unternehmung ganz nach ihrem Geschmack. Allerdings ist es ein Schock für sie, als sie herausfindet, daß die gefangenen Pferde in Wirklichkeit an eine Abdeckerei verkauft werden sollen und wohl als Hundefutter enden. Sie setzt sich vehement dafür ein, daß die schon gefangenen Pferde wieder freigelassen werden, und hat Erfolg damit. Um zu demonstrieren, daß er der Boß ist, fängt sie Gable aber auf eigene Faust wieder ein. Dann läßt er sie mit Rücksicht auf Monroe aber frei. Damit ist allerdings wieder mal eine Chance für die Männer vertan, etwas Geld zu verdienen. Sie trennen sich, aber Gable und Monroe wollen zusammenbleiben und es noch einmal miteinander versuchen.

Man merkt dem Film die relativ einfache und unspektakuläre Story nicht an, weil Huston sich wohlweislich auf die Vorstellung der Charaktere und ihr sich entwickelndes Verhältnis zueinander konzentriert. Die Szenen von der Pferdejagd in der Steppe sind atemberaubend – die Männer zeigen da auch (offenbar oft ungedoubelt) großen Körpereinsatz. Aber auch sonst wird es, jedenfalls in meinen Augen, nie langweilig, weil die Figuren sehr glaubwürdig sind und man das Gefühl hat, daß einige große amerikanische Mythen Stück für Stück zerbröseln. Irgendwo habe ich eine Kritik gelesen, wonach „Misfits“ ein mißlungener Western sei, aber ich finde, daß er wirkungsvoller als viele Spätwestern die Klischees des Genres zurechtrückt.

Ich denke außerdem öfters daran, was nach diesem Auftritt von Marilyn Monroe noch zu erwarten gewesen wäre. Obwohl „Some like it hot“ kurz vorher ein Riesenerfolg gewesen war, war sie zu dieser Zeit wohl keiner der ganz großen Kassenmagneten mehr. „Something’s got to give“ wäre wieder eine konventionelle Komödie geworden (der Film kam dann unter dem Titel „Move over, Darling“, „Eine zuviel im Bett“, mit Doris Day und James Garner) heraus. Aber vielleicht hätte Monroe ja doch den Durchbruch als Charakterschauspielerin schaffen können. Allerdings war sie 35 Jahre alt und damit schon nahe am Rollenfach der komischen Alten…
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Alt 10.02.2023, 18:02   #782  
Servalan
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Für Marilyn Monroe brauchst du dich nicht zu schämen. Ihre schauspielerischen Qualitäten sind heute durch die Bank anerkannt.

Ich kann mir schon vorstellen, daß der Wechsel ins Charakterfach für sie mit vielen Zweifeln und Unsicherheiten einherging. In ihrer Biografie kenne ich mich nur oberflächlich aus; soweit ich weiß, hat sie ihre eigene Firma gegründet und hat im Actors Studio noch einmal richtig Method Acting studiert. Es war ihr also verdammt ernst damit.
Kluge Leute zweifeln mehr als Dumme, und Marilyn halte ich für sehr sensibel. Wahrscheinlich war sie unzuverlässig, weil sie von Kleinigkeiten irritiert gewesen ist, und großartige Vorbilder, an denen sie sich orientieren konnte, gab es nicht.
Schon ihr Geburtstagstagsständchen für Präsident John F. Kennedy beweist ja, welche Gänsehaut vor Ehrfurcht sie hervorrufen konnte. Potential hätte sie gehabt.
Die Frage wäre eher gewesen, wo sie die richtigen Rolle für ihr reiferes Alter hätte finden können. Möglicherweise hätte sie dann ins Fernsehen wechseln müssen. George Cukors filmisches Experiment "Die Frauen" (1939) sehe ich eher als folgenlose Fingerübung; in der Filmbranche ist daraus ja keine Tradition entstanden, und Romy Schneider hat Generationen später ein ähnliches Schicksal gehabt.

Was von Marilyn bleibt, sind eine Menge Fragezeichen, die zum Spekulieren einladen ...
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Alt 10.02.2023, 18:50   #783  
Peter L. Opmann
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Das sollte nicht bedeuten, daß ich mich für mein Faible für Marilyn Monroe schäme. Aber ich hatte ja schon mal einen Monroe-Film, nämlich „Der Prinz und die Tänzerin“ (der allerdings vergleichsweise wenig beachtet wird), und ich möchte nicht, daß es irgendwann heißt: Kommt er schon wieder mit seiner Monroe an…

Ich habe die Mailer-Biografie gelesen (ist aber schon einige Zeit her). Marilyn Monroe war eine komplizierte Persönlichkeit mit nicht nur positiven Eigenschaften. Sie war in gewissem Sinn drogensüchtig, denn sie nahm regelmäßig starke Beruhigungsmittel, ohne die sie nicht schlafen konnte. Außerdem trank sie. Ich habe gelesen, daß sie bei ihrem letzten Film schon nicht mehr in der Lage war, sich ihren Dialog zu merken. Das hätte ihrem weiteren Weg ins Charakterfach sicher im Weg gestanden. Außerdem war sie wohl sehr launisch.

Aber man kann auch wirklich Mitleid mit ihr haben, denn ihr Studio, die 20th Century Fox, wollte sie nur in Rollen als etwas dümmliche Blondine sehen, und sie merkte, daß sie auch im wirklichen Leben so (fehl-)beurteilt wurde, und setzte daher alles daran, als Schauspielerin Anerkennung zu finden.

Ihr früher Tod ist immer noch von Mythen umrankt. War es Selbstmord, oder wurde sie sogar umgebracht – womöglich wegen ihrer Kontakte zu den Kennedys? Man wird es wohl nicht mehr klären können, und vielleicht gibt es sogar interessierte Kreise, die das verhindern.

Es gibt einen Film, in dem man sie glaube ich ganz gut sehen kann, wie sie war: „My Week with Marilyn“ (2011) von Simon Curtis. Kann ich jedenfalls empfehlen.
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Alt 10.02.2023, 21:07   #784  
Servalan
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Dein Thread, deine Regeln.

Meinetwegen kannst du nach und nach alle Filme mit Marilyn Monroe besprechen.
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Alt 10.02.2023, 21:30   #785  
Peter L. Opmann
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Kann ich schon. Aber ob es ratsam ist?

Übrigens: Wenn ich mich mit Frauen unterhalte, finden sie Marilyn Monroe oft etwas dicklich - da geht es nicht um die Oberweite, sondern um ihre Beine oder die Taille. Da hat sich offenbar ein Schönheitsideal gewandelt.
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Alt 10.02.2023, 22:27   #786  
Servalan
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Bei Jayne Mansfield kann ich es verstehen, wenn sie heute als dicklich angesehen wird. Aber Marilyn Monroes Blütezeit war vor Twiggy und dem Heroin Chic. Umberto Eco hat ein Buch über Schönheitsideale gemacht, und wie ich das verstanden habe, hängt das mit der allgemeinen Versorgungslage zusammen.

Wenn die Leute Hungersnöte befürchten müssen, gelten Wohlgenährte als schön - siehe die Frauen von Rubens oder die Ideale in der Südsee bis vor kurzem.
Wenn eher die Gefahr besteht, daß ein Großteil adipös wird, zeugt Schlankheit von körperlicher Disziplin und gezügelten Trieben, was als Schönheit betrachtet wird.

Die Schönheitsideale schwingen eher auf und ab; und sowohl Anorexie als auch Adipösität werden eher als mangelnde Attraktivität wahrgenommen.
Momentan scheint wie im Glamrock die Androgynität wieder hoch im Kurs zu stehen.
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Alt 10.02.2023, 23:11   #787  
Peter L. Opmann
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Auf jeden Fall, um mit Obelix zu sprechen: "Wer ist hier dick?!"
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Alt 11.02.2023, 07:45   #788  
Peter L. Opmann
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Beim Aufräumen bin ich gestern auf eine Mappe gestoßen, in der ich Informationsblätter zu Filmen gesammelt habe. Im Studium habe ich ein Filmseminar besucht. Das war eine offene Veranstaltung; dabei wurden in einem Hörsaal Filme gezeigt, hinterher gab es eine Diskussion. Manchmal kamen zu den Filmen um die 50 Leute, zur Diskussion blieben aber nie mehr als zehn, was der Seminarleiter bedauerte. Er erinnerte sich noch an Zeiten, in denen die Studenten über die Filme leidenschaftlich diskutiert haben. Ich war jedenfalls beim Durchblättern der Mappe überrascht, was ich da alles gesehen habe. Über drei bis vier Jahre sind da eine Menge Filme zusammengekommen, an die ich teilweise überhaupt keine Erinnerung mehr habe. Aber es ist auch 30 Jahre und mehr her.

Sehr wohl erinnere ich mich noch an „Das Testament des Dr. Mabuse“ (1933) von Fritz Lang. Aber ich werde dennoch manches von dem Infoblatt übernehmen. An diesen Film erinnert man sich nicht wegen der Handlung, sondern wegen der Inszenierungsweise. Und bekannt ist er, weil er als Warnung vor dem Nationalsozialismus gedeutet wird – übrigens taten das die Nazis auch selbst und verboten den Film, sobald sie an die Macht gekommen waren. Ursprünglich wollte Lang den Film offenbar gar nicht machen. Er sagte rückblickend: „Die Produzenten haben mit dem ,Mabuse‘ unheimlich viel Geld gemacht, deshalb wollten sie eine Fortsetzung.“ 1922 hatte er bereits einen zweiteiligen „Mabuse“ gedreht, und als er am Ende seines Lebens nach Deutschland zurückkehrte, mußte er 1960 auch noch „Die tausend Augen des Dr. Mabuse“ fabrizieren.

Wieder mal kann ich den Anfang dieses Films (also des „Testaments“) vor meinem inneren Auge ablaufen lassen. Man sieht einen Mann in panischer Angst, der in einem Raum sitzt, in dem sich das Rütteln und Stampfen irgendwelcher Maschinen vermittelt: Um den Mann herum stehen vollgestopfte Regale, und alles darin zittert und klirrt. Ein Bild klaustrophobischen Schreckens. Mabuse (Rudolf Klein-Rogge) ist in ein Irrenhaus eingesperrt (völlig zu Recht) und macht ständig Notizen – verbrecherische Pläne schreibt er nieder. Und das, was er plant, setzen Gangster anschließend um, obwohl Mabuse in der Klinik völlig isoliert ist. Ein Aussteiger verständigt Kommissar Lohmann (Otto Wernicke); es stellt sich jedoch heraus, daß Mabuse gestorben ist. Zuvor hat er allerdings mental die Kontrolle über den Anstaltsleiter (Oscar Beregi) übernommen und lebt in ihm weiter. Der Irrenarzt war es auch, der Mabuses Anweisungen an die Unterwelt weitergab. Nun kommt die Polizei in die Offensive und kann den nächsten Anschlag vereiteln. Lohmann jagt den Irrenarzt, der sich, ebenfalls wahnsinnig geworden, in seine Klinik flüchtet und sich selbst in eine Zelle begibt.

Die Kritik, insbesondere Siegfried Kracauer, hat Lang bescheinigt, er habe mit diesem Film „die Methoden nationalsozialistischer Gewaltanwendung“ vorausgeahnt. So wollte das Lang selbst auch verstanden wissen, der kurz nach der Machtübernahme aus Deutschland geflohen war, obwohl ihm Propagandaminister Goebbels eine Schlüsselposition im deutschen Film geben wollte. „Das Testament des Dr. Mabuse“ verbot er trotzdem. In dem wahnsinnigen Mabuse sah man folgerichtig ein Bild Hitlers, der in Festungshaft in Landsberg „Mein Kampf“ geschrieben hatte. Und diese Anspielung hatten die Nazis offenbar genau verstanden.

Die Filmstory ist beunruhigend und spannend, aber nicht besonders raffiniert. Lang macht alles mit filmischen Effekten: Bei einer Autoverfolgungsjagd bei Nacht wird etwa die Bewegung durch vorbeiziehende Lichtstreifen ausgedrückt. Als ein Autofahrer erschossen wird, sieht man das daran, daß sein Auto mitten im Stadtverkehr stehenbleibt, während der Verkehr umher weiter tost. Eine Geheimbotschaft, die in eine Fensterscheibe eingekratzt ist, wird dadurch sichtbar, daß das Glas mehrfach umgewendet wird. Und auch Zusammenhänge werden rein bildlich deutlich gemacht. Kommissar Lohmann rätselt, und durch einen schnellen Schnitt sieht man die Lösung des Rätsels. Oder Lang blendet von einem Gangster zu Mabuse über, um zu verdeutlichen, was ihn antreibt.

Laut wikipedia war die Uraufführung des Films in Budapest, und in Österreich konnte er 1933 noch gezeigt werden. 1943 kam er in die USA, und erst 1951 erlebte er in Deutschland seine Premiere. Es waren gekürzte und entschärfte Fassungen in Umlauf. Es gab übrigens eine französische Version des Films (damals wurden Szenen nacheinander in verschiedenen Sprachen und teils mit verschiedenen Schauspielern gedreht – eine Synchronisation gab es noch nicht). Dieser Film mußte nach Frankreich geschmuggelt werden und wurde dort fertig geschnitten.
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Alt 11.02.2023, 07:53   #789  
Marvel Boy
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Einer der Filme die im Gedächtnis bleiben. Leider auch so eine Lücke in meiner Sammlung. Deine Besprechung hat wieder die Lust geweckt den Film mal wieder zu schauen.

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Alt 11.02.2023, 09:10   #790  
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Den Film gibt's mehrfach auf youtube, mit sehr unterschiedlichen Längen. Bei wikipedia wird die Filmlänge mit 115 Minuten angegeben.
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Alt 11.02.2023, 09:26   #791  
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Danke, auf YT treibe ich mich wenig rum, sollte ich aber wohl mal mehr machen.

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Alt 11.02.2023, 15:30   #792  
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Moin,
also Marilyn in "Manche mögen es Heiß" ist auch einer der Filme die ich immer wieder sehen kann.
So wie die Marilyn aussieht, ist das, was ich unter "Weiblich" verstehe. Wohlgemerkt, ich rede nur vom Erscheinungbild. Nicht so wie sie sich in den Filmen gibt. Dabei ist die Haarfarbe nicht so wichtig.
Auch "Wie Angelt man sich einen Millionär" mit ihr gefällt mir .
Nun gut, soll jetzt keine Diskussion über Frauentypen werden, aber alles was so in Richtung Marilyn geht, ist meins.



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Alt 11.02.2023, 15:39   #793  
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Ist klar, daß Frauen sich selbst und ihresgleichen besonders kritisch betrachten. Ich find's trotzdem bemerkenswert, weil die Sicht von Männern und Frauen da offenbar weit auseinanderklafft.
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Alt 11.02.2023, 17:43   #794  
Servalan
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Zitat:
Zitat von Marvel Boy Beitrag anzeigen
Einer der Filme die im Gedächtnis bleiben. (...) Deine Besprechung hat wieder die Lust geweckt den Film mal wieder zu schauen.
Eines meiner ersten Seminare an der Uni ging über die Filmklassiker der Weimarer Republik, allen voran die drei großen Regisseure: Pabst, Murnau und eben Fritz Lang. Der bildete gewissermaßen die Klammer, weil es mit dem "Spieler" losging und mit dem "Testament" endete.
Im Vergleich zu den anderen lieferte Lang vergleichsweise leichte Unterhaltung, obwohl er die technischen Möglichkeiten des Mediums (wie heute Cameron zum Beispiel) bildgewaltig ausgenutzt hat. Dabei denke ich an den Abenteuerfilm "Die Spinnen" aus seinem Frühwerk, der ähnliche Pfade betritt wie Louis Feuillardes Serial "Die Vampire" oder das Fantomas-Franchise. Und seinen Zweiteiler "Das indische Grabmal | Der Tiger von Eschnapur" hat er ja gleich zweimal verfilmt, einmal als Stummfilm, später als farbigen Tonfilm.
Wobei das Verhältnis seiner stilprägenden Klassiker aus dieser Periode schon eindrucksvoll ist; das sollte ihm erst einmal einer nachmachen.

1994 hat Zweitausendeins eine dreibändige Ausgabe der Mabuse-Romane des Luxemburgers Norbert Jacques herausgebracht, bei der ich natürlich gleich zugreifen mußte. Die lohnt sich wegen des reichhaltigen Begleitmaterials von Michael Farin und Günter Scholdt, worin die Verfilmungen ausführlich mit Dokumenten behandelt werden. Die Herausgeber verfolgen das Mabuse-Franchise bis zum letzten B-Film, der in Italien produziert wurde, also eine schier unerschöpfliche Quelle für Hintergrundmaterial.

Langs Mabuse-Filme spielen natürlich in der A-Liga und lassen sich heute nicht ohne das Wissen über die Zeitgeschichte ansehen. Auf das "Testament" trifft das wohl am deutlichsten zu, obwohl der fast schon einen Superbösewicht schafft: Mabuse als das körperlose Mastermind des organisierten Verbrechens, das Böse schlechthin. Im Gegensatz zum "Paten" wird das Krimigenre transzendiert; Mabuse ist als Mann mit den tausend Gesichtern eher eine Verkörperung des Teufels.
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Alt 11.02.2023, 18:06   #795  
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Ich wollte einige Zeit Fritz Lang mit seinem Krimi "M" würdigen. Aber ich habe gezögert, weil der Schluß von "M", das Verbrechertribunal über Peter Lorre, doch etwas seltsam anmutet (auch wenn Lorre seine Figur überaus eindringlich gestaltet). Ähnlich geht es mir mit "Metropolis" mit seiner eigenwilligen Konfliktlösung. Da zeigt sich wohl auch die Handschrift der Drehbuchautorin Thea von Harbou.

Als ich jetzt auf "Das Testament des Dr. Mabuse" stieß, dachte ich: Das ist ein Lang-Film, der zu seinen besten zählt, aber auch seine Linie von Anfang bis Ende durchhält.
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Alt 11.02.2023, 18:54   #796  
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M ist grandios, Ende hin oder her. Metropolis hat eine phantastische Optik ist aber streckenweise zu langatmig, aber da gibt es ja auch mehrere Schnittfassungen und Restaurationen.

Zitat:
Zitat von Servalan Beitrag anzeigen
Und seinen Zweiteiler "Das indische Grabmal | Der Tiger von Eschnapur" hat er ja gleich zweimal verfilmt, einmal als Stummfilm, später als farbigen Tonfilm.
Ein Thread mit Bildungscharakter!
Da gibt es Stumfilme als original, warum weiß ich das nicht?

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Alt 11.02.2023, 19:06   #797  
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Langs Stummfilme sind sehenswert, seine Remakes erheblich weniger. Da konnte er der Mittelmäßigkeit des deutschen Kinos der Nachkriegszeit auch nicht entrinnen...
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.02.2023, 19:24   #798  
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Hm, Das indische Grabmal / Der Tiger von Eschnapur haben mich damals fasziniert als ich die, wie ich jetzt weiß, Neuverfilming gesehen habe.

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Alt 11.02.2023, 19:35   #799  
Peter L. Opmann
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Ich hab' eine witzige Kritik aus der "Welt" zum Remake gesehen:

Zitat:
„Hier liegt Fritz Lang, einst Schöpfer so gewichtiger Filme wie 'Metropolis' und 'M'. Das 'Indische Grabmal' ist sein eigenes.“
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.02.2023, 19:38   #800  
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Zitat:
Zitat von Servalan Beitrag anzeigen
Und seinen Zweiteiler "Das indische Grabmal | Der Tiger von Eschnapur" hat er ja gleich zweimal verfilmt, einmal als Stummfilm, später als farbigen Tonfilm.
Moment, soweit ich ( u. A.) aus der Wikipedia weiß, ist die Regie der Stummfilmversion von Joe May, angeblich weil man Lang 1921 noch für zu jung hielt, um ein solches Großprojekt zu leiten.

Ich habe vor vielen Jahren auch die zweite, schwarzweiße Verfilmung von 1938 im TV gesehen. Regie von Richard Eichberg. Ich erinnere mich allerdings nur noch an La Jana, und an Theo Lingen und Gisela Schlüter in Nebenrollen. Diese zweite Version würde ich zu gerne mal wieder sehen, aber es wird heutzutage leider immer wieder nur die Farbversion gebracht.

Metropolis habe ich neulich erstmals in der nahezu vollständigen Fassung gesehen, der ist Klasse.
Deswegen habe ich mich erst kürzlich auch selbst mit Fritz Lang beschäftigt.
Da habe ich mir übrigens auch die großartige Filmmusik von Hüppertz zugelegt.
(Max Steiners Filmmusik zu King Kong und die weiße Frau habe ich natürlich auch, ebenfalls ein Meilenstein.)

Und zum Thema Synchronisation möchte ich dann noch anmerken, dass es mit Die Fabel von King Kong ja schon 1933 eine deutsche Synchronisation von King Kong gab.
Horatio ist offline   Mit Zitat antworten
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