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Alt 21.12.2022, 09:22   #451  
pecush
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Keinen Klassiker am Tag? Hatte mich schon dran gewöhnt.
Egal, freue ich mich auf spätere Texte!
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Alt 21.12.2022, 12:01   #452  
Peter L. Opmann
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Ich lege nur eine Pause ein - voraussichtlich bis zum ersten Weihnachtsfeiertag.

Es gibt immer noch eine Menge Filme, über die ich schreiben kann, aber ich war wirklich unsicher, ob nicht das meiste, was ich besprochen habe, am Publikum vorbeigerauscht ist. (Servalan hat das mal genau so ausgedrückt.)
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Alt 21.12.2022, 13:23   #453  
Nante
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Kommt drauf an, was du unter "Publikum" verstehst. An mir (und offensichtlich auch Pecush) zumindest schon mal nicht.
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Alt 21.12.2022, 13:38   #454  
Peter L. Opmann
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Na, danke. Dann sag' ich mal:

"Heute ist nicht alle Tage - ich komm' wieder, keine Frage."
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Alt 21.12.2022, 13:47   #455  
pecush
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Zitat:
Zitat von Nante Beitrag anzeigen
Kommt drauf an, was du unter "Publikum" verstehst. An mir (und offensichtlich auch Pecush) zumindest schon mal nicht.


Nur, weil ich nicht zu jedem Film was zu sagen habe, heißt es nicht, dass ich deine Beiträge nicht lesen.
Und wenn ich mich mal ein paar Tage später doch noch zu einem Film lese, dann deshalb, weil ich nicht unbedingt am Handy tippen will und kein Rechner in der Nähe ist.

Aber es stimmt schon: Ein paar Tage Pause sind absolut in Ordnung.
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Alt 25.12.2022, 08:45   #456  
Peter L. Opmann
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Nachdem ich mich nun mit einigen Komikern aus der Stummfilmzeit auseinandergesetzt habe – Buster Keaton, Laurel & Hardy, Charlie Chaplin, die Marx Brothers, Harold Lloyd –, muß ich auf einen zu sprechen kommen, der in diese Reihe gehört, aber auch wieder nicht: Karl Valentin. Zugegeben: Mit Slapstick hatte er nichts zu tun. Er ist nicht einmal ein ausgesprochener Filmkomiker, sondern war wohl eher ein Mann der (Varieté-)Bühne. Auch kann ich mich nicht erinnern, daß seine Filme in ähnlicher Weise wie die der Vorgenannten in einer Serie im Fernsehen waren, nicht einmal im Bayerischen Fernsehen. Aber ich muß relativ viel von ihm gesehen haben – wenn ich mir einen Valentin-Film auf youtube ansehe, kommt der mir in der Regel bekannt vor. Für diese Besprechung habe ich mir jedoch einen ausgesucht, den ich noch nicht kannte: „Die karierte Weste“ (1936), in der auch seine Partnerin Liesl Karlstadt mitwirkte. Regie führte Erich Engels, der zahlreiche Valentin-Filme gedreht hat.

Der Film bietet nicht das, was ich erwartet hatte. Er entwickelt sich nicht schnurstracks ins Groteske und Absurde hinein. Man muß wohl zugestehen, daß Valentin zunächst mal Unterhaltung fürs breite Publikum gemacht hat. Und dabei brach dann das Absurde immer mal durch. Vermutlich spielt auch eine Rolle, daß hier bereits die Nazis an der Macht waren. Valentin hat sich bemüht, sich ihnen gegenüber neutral zu verhalten, um kein Berufsverbot zu riskieren. Trotzdem war er bei den Behörden nicht beliebt, und manche Filme, die er ab 1933 machte, wurden auch verboten.

Hier spielt er den Inhaber eines kleinen, sehr schlecht gehenden Second-Hand-Ladens (namens Pechkopf). Karlstadt ist, wie oft, seine Frau, die ihn wegen seiner Langsamkeit und seines mangelnden Geschäftssinns ständig herunterputzt. Hauptthema des etwa 16 Minuten langen Kurzfilms ist, daß sie ihm schließlich demonstriert, wie man erfolgreich verkauft; sie verkauft aber die titelgebende karierte Weste (für 4,50 Mark), in der er vorher (auf ihre ausdrückliche Anweisung, sie gut zu verwahren) 50 Mark für die Miete versteckt hat, die in Kürze zu bezahlen ist. Das ist ein ziemlich konventionelles kleines Lustspiel, das am Ende auch vorhersehbar ist. Und doch machen Valentin und Karlstadt etwas Besonderes daraus. Wie sie ihre verzweifelte Beziehung spielen, das ist auf der Höhe ihrer Kunst. Von Valentins Wortwitz, seiner ganz eigenen Sprachlogik, ist in diesem Film nichts zu bemerken. In einer kleinen Nebenhandlung blitzt aber sein spezieller Humor doch auf: Weil er den Kalender, der hinter seinem Kontortisch hängt, schlecht ablesen kann, hängt er gegenüber einen Spiegel auf. Dabei geht nicht nur im Nachbarraum so manches zu Bruch, sondern der Spiegel muß auch mehrmals versetzt werden, bis der Kalender endlich richtig zu sehen ist. Ein Botenjunge löst die Situation schließlich auf, indem er den Kalender vor den Spiegel hängt.

Filme wie „Die Orchesterprobe“, „Im Schallplattenladen“ oder „Der Firmling“ sind zweifellos besser, aber ich sehe Valentin als Gesamtkunstwerk und zögere, diesen oder jenen Film als seinen besten zu bezeichnen. Auch in „Die karierte Weste“ wird deutlich, daß Valentin eigentlich gar nicht komisch ist – er ist einer, der an der Welt leidet und sie als ihm gegenüber feindlich eingestellt wahrnimmt. Was in der Nazizeit nicht die schlechteste Haltung war. Im Krieg hat Valentin nicht mehr als Künstler gearbeitet. Und danach gelang ihm kein Comeback mehr, weil die Leute ihn dann auch nicht mehr als unterhaltsam wahrnahmen. Wiederentdeckt wurde er erst Anfang der 1960er Jahre, mehr als zehn Jahre nach seinem Tod. Ich habe den Eindruck, daß er bis heute nicht wieder in der breiten Öffentlichkeit angekommen ist, und es ist fraglich, ob das gelingen würde. Sein verquerer Humor paßt in unsere Zeit wohl noch weniger, als das in den 30er und 40er Jahren der Fall war. Hier noch Bertolt Brechts treffende Beschreibung dieses bemerkenswerten Künstlers: „Wenn Karl Valentin in irgendeinem lärmenden Bierrestaurant todernst zwischen die zweifelhaften Geräusche der Bierdeckel, Sängerinnen, Stuhlbeine trat, hatte man sofort das scharfe Gefühl, daß dieser Mensch keine Witze machen würde. Er ist selbst ein Witz. Dieser Mensch ist ein durchaus komplizierter, blutiger Witz.“
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Alt 25.12.2022, 10:53   #457  
betamax
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Standard Valentin ist aktueller denn je.....

Valentin hat ja sehr viel mehr "AUDIO" als "VIDEO" produziert,
köstlich sind seine Sketche mit und über die Bürokratie.

Oder wie er in der Telefonzentrale der Feuerwehr arbeitet:
" Aha, es brennt bei Ihnen, wir kommen dann nächsten Mittwoch vorbei, so ab späten Nachmittag ", " Aber dann ist mein Haus ja schon abgebrannt !", " Na, dann brauchen wir ja nicht mehr kommen, dann ist ihr Fall schon erledigt.".

Einiges wirkt heute sehr langsam, der Tonfilm war noch neu, es gab immer noch große technische Schwierigkeiten mit der Synchronität, dazu die Zensur, die es auch in der Weimarer Republik schon gab. Humoristen hatten da noch gewisse Freiräume, aber Zensoren waren oft sehr willkürlich.
Sobald es um Nacktheit, Marschmusik oder Regierungspolitiker ging, die im Sketch gezeigt, bzw. veralbert wurde, war die Weimarer Republik so liberal nicht mehr.

Geändert von betamax (25.12.2022 um 14:40 Uhr)
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Alt 25.12.2022, 11:55   #458  
Nante
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Ich kenne Valentin auch eher nur von Audio. Das einzige, an das ich mich filmisch erinnern kann, ist neben der "Orchesterprobe" noch der Film "Kirschen aus Nachbars Garten", wo er immer wieder mit Adele Sandrock aneinander gerät.

Viele seiner kurzen Stücke sind zeitlos, denke ich. Allein schon sein unsterblicher "Buchbinder Wanninger" hat nie an Aktualität verloren und kommt mir gerade auf Arbeit immer wieder in den Sinn.
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Alt 25.12.2022, 12:27   #459  
Peter L. Opmann
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Danke für den Hinweis.

Ich habe eigentlich auch an seine Hörspiele gedacht, die vor allem in Radio gelaufen sein dürften - ich habe sogar eine Doppel-LP mit Valentin-Sketchen. Aber dann hab' ich's beim Schreiben doch vergessen zu erwähnen.

Zu Valentins Zeiten gab es eben noch kein Fernsehen, und Rundfunk war DAS Massenmedium.
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Alt 25.12.2022, 14:39   #460  
betamax
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Standard wer suchet der findet

Mir sind zwei Doppel LP mit Valentins Klassikern bekannt, beide habe ich auf dem Flohmarkt in der 1 Euro Kiste gefunden.

Es stimmt leider, daß die vielen "Radiowerke" heute nur noch wenig Anklang finden, in den 90ern hat man immer mal etwas davon im DLF oder DLR gehört, aber Kultursendungen sind immer mehr zurückgefahren worden. Oder es wird nur noch Loriot ausgestrahlt.

Ich bin durch den Stummfilm auf Valentin gekommen, ich war erst skeptisch, ob mir dieser Humor gefällt, aber wenn man sich durchhört merkt man, daß sich Loriot, Emil, Hildebrandt u.a. hier viele Inspirationen geholt haben.

Hier eine der besten Karl Valentin Webseiten:
http://www.karl-valentin.de/werk/film.htm
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Alt 26.12.2022, 07:17   #461  
Peter L. Opmann
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An diesen Film habe ich nur noch vage Erinnerungen. Aber ich weiß die Umstände, unter denen ich mich ihm beschäftigt habe. Ich ging noch zur Schule. Die Theater AG brachte das Stück „Die Rassen“ von Ferdinand Bruckner auf die Bühne, in dem er 1933 in Paris das Ausmaß der Judenverfolgung durch die Nationalsozialisten öffentlich machte; damals sagten viele: „So schlimm ist doch dieser Hitler gar nicht.“ Dieses Stück packte mich nicht übermäßig, denn man sah die Sache ja nun im Nachhinein. Dagegen war ich durch den Film „Morgen in Alabama“ (1984) von Norbert Kückelmann richtig alarmiert, denn da wurde vor Neonazis gewarnt. Wie viele es sind, was genau sie planen und was der Staat unternehmen sollte, blieb seltsam in der Schwebe. Ich fand, dadurch war die Wirkung viel größer als die des Theaterstücks mit ähnlicher Thematik. Sicher, Bruckner hatte getan, was er konnte, aber für mich war es auch ein Beleg für die Überlegenheit des Kinos gegenüber dem Theater.

Die Warnung vor dem Rechtsextremismus war an meiner Schule sehr präsent. Die Lehrer, egal, wo genau sie politisch standen, fühlten sich dem verpflichtet. Heute scheint das an Schulen weniger ausgeprägt zu sein. Der Film hatte aber dazu noch eine weitere Dimension. Obwohl Kückelmann Jurist ist und seine Erfahrungen mit dem Justizsystem stark einbringt, ist sein Film auch sehr spannend. Ein Jugendlicher verübt anscheinend einen Anschlag auf einen Politiker (bei einer Kundgebung schießt er in die Luft) und wird festgenommen. Gegenüber der Polizei verweigert er die Aussage – alles, was er einräumt, ist, er habe „ein Zeichen setzen wollen“. Auch mit seinem Pflichtverteidiger (Maximilian Schell) will er nicht zusammenarbeiten. Schell gewinnt erst nach und nach Interesse an diesem Fall, will dann aber seinem Mandanten helfen.

Doch der junge Attentäter will sich nicht helfen lassen. Er zieht sich stets darauf zurück, er habe allein gehandelt – es gebe keine Hintermänner. Aber immer mehr Indizien sprechen dafür, daß er tatsächlich ein Element eines rechten Netzwerks ist, das größere Pläne verfolgt, als mit einem Politiker abzurechnen. Es wird offenbar Haß geschürt, in der Gruppe herrscht ein Klima von Aggression, gegenseitiger Stützung und Überlegenheitsgefühl. Doch Schell kann das nie greifbar machen. Es bleiben Vermutungen, nicht gerichtsfest. Schell würde seinen Mandanten gern aus dieser Verbindung lösen, aber die Justiz bekommt den Fall nicht in den Griff. Ich lese, daß Schell zwischendurch eine Affäre mit der Schwester des Attentäters (Lena Stolze) hat und daß der am Ende bei einem zweiten Anschlag ums Leben kommt. Daran habe ich keine Erinnerung mehr. Der Titel des Films ist eine Parole der Rechten: „Noch sind wir wie Trommeln in der Nacht. Aber die Zeit wird kommen, wir werden unsere Zeichen setzen – gestern in Paris oder Bologna, heute in Rom oder Amsterdam, morgen in Alabama.“

Ich habe den Film als durchaus unterhaltsamen Politthriller im Gedächtnis. Kückelmanns Antrieb, ihn zu machen, war laut wikipedia das Münchner Oktoberfestattentat von 1980, wo die Einzeltäter-Theorie ebenfalls eine große Rolle spielte, und wo Polizei und Justiz Spuren verwischten. Im Film haben einige bekannte Leute mitgespielt: Wolfgang Kieling, Jörg Hube, Robert Atzorn, Reinhard Hauff – und Dagobert Lindlau offenbar als Selbstdarsteller. Wäre aufschlußreich, „Morgen in Alabama“ jetzt, nach fast 40 Jahren, nochmal zu sehen. Man kann jedenfalls ohne weiteres die Phrase einbringen: Der Film hat an Aktualität nichts verloren.
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Alt 26.12.2022, 17:38   #462  
Nante
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Den Film kenne ich überhaupt nicht, nicht mal dem Namen nach.

Eigentlich verwunderlich, denn solche Filme, die über alte und neue Nazis "im Westen" berichteten, erfreuten sich normalerweise in der DDR, wo es natürlich per se keine Nazis geben konnte, großen Wohlwollens.

Kann aber auch sein, daß er doch im DDR-Fernsehen lief, ich ihn aber auch einfach verpaßt habe. Ab 1985 spielte das Fernsehen für mich kaum noch eine Rolle und wenn doch, sah ich sicher weniger solche Filme.

Um zu sagen, ob der Film heute noch aktuell ist, müßte ich ihn sehen.
Generell glaube ich nicht, daß es in dieser Hinsicht an Werken mangelt. Das Problem ist wohl eher, daß man heute (wie in den Zeiten der Wiedervereinigung, den Randalen von Lichtenhagen und Hoyerswerda, den Anschlägen von Solingen und Mölln aber auch schon während der Weimarer Republik) die Begriffe "Nazi" und "Faschist" je nach eigenem politischen Standpunkt gern sehr weit faßt und inflationär verwendet, wodurch eher ein Abstumpfen gegenüber den Gefahren durch wirkliche Faschisten hervor gerufen wird.
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Alt 26.12.2022, 20:18   #463  
Peter L. Opmann
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Irgendwie freut's mich, mal wieder einen Film ausgegraben zu haben, der nicht so bekannt ist. Aber der war auch im Westen sicher kein Publikumsmagnet.

Wobei es offenbar auch kein "Problemfilm" ist, bei dem man schon nach einer Viertelstunde beginnt, dauernd auf die Uhr zu schauen. Aber ich könnte mir gut vorstellen, daß ich den heute ganz anders wahrnehme als 1984.
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Alt 27.12.2022, 06:21   #464  
Peter L. Opmann
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Lange habe ich mir Gedanken darüber gemacht, welchen Film von Rainer Werner Fassbinder ich in diese Reihe hier aufnehmen könnte. Letztlich bin ich zu dem Schluß gekommen, daß ich dem Phänomen nur gerecht werden kann, indem ich nicht über einen Film von ihm schreibe, sondern (ausnahmsweise) über ihn selbst. Das hängt auch mit meinem persönlichen Zugang zusammen. Fassbinder starb Mitte 1982; das erste, was ich richtig von ihm mitbekommen habe, war sein Tod (mit 37 Jahren). Danach gab es noch ein paar Nachwirkungen: Sein letzter, nicht mehr ganz fertiggestellter Film „Querelle“ erschien, Fassbinder selbst kam noch einmal als Hauptdarsteller des SF-Films „Kamikaze 1989“ von Wolf Gremm auf die Leinwand, und etwas später spielte Eva Mattes Fassbinder in „Ein Mann wie Eva“ von Radu Gabrea. Ich habe zwar keinen dieser drei Filme gesehen, aber plötzlich war das Thema Fassbinder in den Zeitungen dauerpräsent, viel mehr als in der Zeit vorher. Später habe ich zwar einige Fassbinder-Filme gesehen (ganz überwiegend im Fernsehen), aber dabei fehlte der Rummel, den es sonst immer um seine Person gegeben hatte.

Das Frappierende an ihm war in meinen Augen sein Streben nach Wahrhaftigkeit. Dabei liefen Wahrhaftigkeit in der Kunst und im Leben bei ihm in eins. Bemerkenswerterweise suchte und fand er diese Wahrheit vorrangig in Filmklischees, insbesondere in Hollywood-Melodramen. Das war jedenfalls, wie ich das sehe, auch der Grund dafür, daß er beinahe pausenlos arbeitete. Das Filmen, das Theaterspielen und verwandte Künste waren für ihn ein Mittel, sein Leben zu bewältigen. Und deshalb hatte er normalerweise auch einen festen Mitarbeiterstamm um sich, der ganz überwiegend aus persönlichen Freunden (Freundinnen) bestand. Bekannt als Fassbinder-Mitarbeiterin ist wohl vor allem noch Hanna Schygulla. Beziehungen konnte er klären oder weiterentwickeln, indem er mit den Betreffenden zum Beispiel einen Film drehte – oder er glaubte es zumindest.

Fassbinder hatte sich bereits als Jugendlicher eine große kulturelle Bildung angeeignet. Er brach mit 16 Jahren seine Schullaufbahn ab (am Augsburger Anna-Gymnasium, was ich gar nicht wußte) und wollte an eine Filmhochschule, wurde aber sowohl in München als auch in Berlin abgelehnt. Er begann parallel zu ersten, unakademischen filmischen Versuchen mit Off-Theater und lernte dabei eine Menge Leute kennen, mit denen er teilweise seine ganze Laufbahn hindurch zusammenarbeitete. Seine frühen Filme muten deshalb ungewöhnlich an, weil sie von seinen Theatererfahrungen beeinflußt sind und weil Fassbinder fast immer nur sehr wenig Geld zur Realisation zur Verfügung hatte. Ich denke, er legte allerdings auf die Freiheit zu drehen, ohne sich mit einem Geldgeber abstimmen zu müssen, großen Wert.

Er fiel durch seinen eigenwilligen Inszenierungsstil auf und wurde, oft vom Fernsehen, praktisch pausenlos mit Aufträgen eingedeckt. Seine Arbeiten galten freilich zwar oft als künstlerisch wertvoll und wurden von der Kritik gelobt, erreichten aber selten das breite Publikum. Hinzu kam, daß er umstritten war: Er brachte Themen wie Homosexualität, Ausländerfeindlichkeit oder Antisemitismus so direkt auf die Leinwand (oder die Bühne), daß sich viele von ihm abwandten. Seine Frankfurter Theaterinszenierung „Der Müll, die Stadt und der Tod“ wurde zum veritablen Skandal. Hier zeigte sich, was auch mir an ihm auffiel: Er selbst war als enfant terrible in den Medien sehr präsent, das verhalf seinen Filmen aber meist nicht zum Erfolg. Das änderte sich erst in seinen letzten Lebensjahren, als ihm große Budgets anvertraut wurden. Erstmals zeigte sich das in seiner 14teiligen TV-Serie „Berlin Alexanderplatz“, aber auch in Kinofilmen wie „Die Ehe der Maria Braun“ oder „Lili Marleen“.

Fassbinders Regiestil ist wohl auch heute noch unverkennbar, wobei schwer zu entscheiden ist, ob nicht auch seine Stamm-Darsteller wesentlich für die Wiedererkennbarkeit sorgen. Trotzdem ist die Qualität seiner Filme – das kann ich wohl sagen, ohne alle gesehen zu haben – sehr schwankend. Was freilich zum großen Teil an den Produktionsumständen liegt. Fassbinder arbeitete fast immer an mehreren Projekten gleichzeitig und ließ auch mal Filme halbfertig liegen, weil ihm das Geld ausgegangen war. Urlaub oder andere Formen, von seiner Arbeit Abstand zu gewinnen, kannte er nicht. Vielleicht wäre ihm manches besser geglückt, wenn er mal die eine oder andere Idee hätte reifen lassen. Der Gedanke ist müßig, weil er eben so nicht arbeitete. Andererseits: Was für ein Werk, das er in wenigen Jahren geschaffen hat!

Noch eines kam mir in den Sinn: Sein Tod hat auch im Ausland, namentlich in Frankreich, USA, England und Italien, ein großes Echo ausgelöst. Die FAZ hat damals die Zeitungsreaktionen wiedergegeben. Er galt als „DER deutsche Filmregisseur“, wobei in den jeweiligen Ländern jeweils etwas andere Deutschland-Klischees in ihm bestätigt gefunden wurden. Interessant fand ich vor allem die französische Version: Fassbinder war der an seinem Vaterland leidende Künstler (wie Heinrich Heine) und der manische Filmemacher, ein Verrückter, der so einer weiteren typisch französischen Sichtweise der Deutschen entsprach. Kürzlich war ja nun sein 40. Todestag. Ich meine, es war zu merken, daß Fassbinder einer neuen Generation bereits ziemlich fremd geworden ist.
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Alt 27.12.2022, 07:58   #465  
Nante
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Von Fassbinder kenne ich neben einigen Folgen von "Berlin Alexanderplatz" eigentlich nur noch "Die Ehe der Maria Braun."
Der lief auch im Osten. - Im Gegensatz zu den beiden anderen Teilen der Trilogie, die wahrscheinlich wegen den "Republikflüchtlingen" Armin Müller-Stahl und Hilmar Thate "gebannt" waren.
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Alt 27.12.2022, 08:41   #466  
Peter L. Opmann
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Vielleicht greife ich dann in einiger Zeit "Die Ehe der Maria Braun" nochmal auf. Den habe ich nämlich auf Video. Dann könnten wir vergleichen, was wir an dem Werk gut finden und was nicht.
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Alt 28.12.2022, 06:37   #467  
Peter L. Opmann
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Ich weiß, ich wiederhole mich, aber auch „Brazil“ (1985) von Terry Gilliam ist ein Film, den ich mir mal wieder ansehen müßte. Vermutlich kam er für mich ein bißchen zu früh, denn das Übermaß an filmischen Einfällen, optischen Eindrücken und Storywendungen hat mich damals im Kino überwältigt. Dabei war mir schon klar, daß das im weiteren Sinne Science Fiction ist, der in den 80er Jahren mein gesteigertes Interesse galt. Aber der Film war für mich dann doch eher verwirrend, und er ist auch recht lang geraten – es war also alles ein bißchen zu viel. Diese Wahrnehmung finde ich im wikipedia-Eintrag bestätigt. Und ich muß mich in diesem Fall auch wieder mal teilweise auf wikipedia stützen.

Zunächst sollte festgehalten werden, daß dies ein britischer Film ist und er wohl anders aussehen würde, wäre er ein Hollywood-Produkt. Dann hätte entweder die Produktionsfirma für mehr Durchblick fürs Publikum gesorgt, oder es wäre eine Low-Budget-Produktion geworden, bei der Gilliam seine Kreativität viel stärker hätte darauf verwenden müssen, den Film trotzdem opulent wirken zu lassen. „Brazil“ kostete laut en.wikipedia 15 Millionen Dollar (für einen britischen Film sicher eine Riesensumme) und spielte in USA 9,9 Millionen Dollar ein (er wurde also nur durch seinen Erfolg in Europa davor bewahrt, ein Flop zu werden). Gilliam war freilich zu dieser Zeit in Großbritannien ein so großer Name, daß man ihm für das Projekt grünes Licht gab.

Zum Inhalt (den ich aus der Erinnerung nur noch bruchstückhaft wiedergeben könnte): Jonathan Pryce spielt ein kleines Rädchen im riesigen „Informationsministerium“ eines dystopischen Zukunftsstaats, das heißt, alle sind gleichgeschaltet, die Erde ist trotz bemerkenswerter technischer Errungenschaften längst nicht mehr lebenswert. Ein falscher Mann ist als vermeintlicher Terrorist umgebracht worden, und Pryce soll das nun durch Schweigegeld für die Hinterbliebenen vertuschen. In seiner Phantasie sieht er sich gern als strahlender Ritter, der eine schöne Frau, gespielt von Kim Greist, beschützt. Nun trifft er genau diese Frau bei der Erledigung seines Auftrags wieder.

Kurz darauf erfährt er im Ministerium durch Zufall, daß auch Greist aus dem Verkehr gezogen werden soll. Zusammen mit dem (echten) Terroristen (Robert de Niro) und einem Kollegen (Michael Palin) versucht er, das zu verhindern. Palin entpuppt sich dabei als linientreu: Pryce wird verhaftet und gefoltert, aber von de Niro befreit. Gemeinsam mit Greist fliehen sie und gelangen zu einer idyllischen Zuflucht, die sich aber als ein weiterer Traum herausstellt. Pryce hat sich während der Folter in dieses Trugbild geflüchtet und ist seinen Peinigern so zumindest geistig entkommen.

Die Story klingt ganz übersichtlich, ist aber durch unzählige Regieeinfälle und Special Effects (auch Filmzitate) so verschnörkelt, daß der Betrachter zunehmend unsicher wird, wie er die Handlung verstehen soll und was nun Realität und was Traum ist. So ging es jedenfalls mir beim Ansehen in jungen Jahren. Ähnlichkeiten mit „1984“ oder auch „Blade Runner“ sind mir natürlich aufgefallen. Allerdings hat alles bei Gilliam einen satirischen Unterton und erinnert nicht zufällig auch an Monty Python. Die bürokratisch beherrschte Zukunftswelt, in der die Menschen nur noch Erfüllung in Computerspielen finden (was sich zunehmend als prophetisch erweist), war aber doch etwas Neues. Und so wird „Brazil“ heute vor allem als wichtiger Einfluß für weitere SF- und Fantasy-Filme angesehen; genannt werden „Delicatessen“, Tim Burtons „Batman“, „Hudsucker – Der große Sprung“ und „Dark City“ von Alex Proyas. Unterm Strich finde ich es gut, wenn solche Filme gemacht werden können, die nicht vorrangig auf Publikumstauglichkeit getrimmt sind, sondern die Vision eines Regisseurs umsetzen oder Neues ausprobieren. Man muß wohl inzwischen sagen: „konnten“.
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Alt 28.12.2022, 07:52   #468  
Nante
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"Brazil" war für mich immer die etwas freundlicher Variante von "1984", wobei ich beide Filme erst in den 90ern sehen konnte.

Ist jetzt zwar auch schon eine Weile her aber ich behaupte mal, ich hatte eigentlich keine Probleme mit den Sprüngen in der Handlung (Mal abgesehen vom Schock am Ende, als sich die Flucht als Traum entpuppte). Und "Den Klempner" (Die Figur von De Niro) würde ich weniger als Terroristen denn als Anarchisten bezeichnen.

Was mich damals vor allem beeindruckt hat, waren die bizarren Kulissen und die skurilen Einfälle von Gilliam (Die Sache mit der Fliege in der Schreibmaschine oder die Gesichtsstraffung, brrrrr!) Ich denke, er war damit auch ein Pionier des Steampunk.

Unterm Strich konnte man oft genug lachen, was ihn doch stark von 1984 unterscheidet, den ich mir nur einmal und dann nie wieder anschauen konnte. Da ziehe ich das Buch vor.

Mhm, ich merke schon, DEN Film muß ich mir doch mal wieder reinziehen. Zum Glück habe ich ihn auf DVD.
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Alt 28.12.2022, 08:36   #469  
Peter L. Opmann
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Ja, ich glaube auch, ich habe bei "Macbeth" mehr gelacht als bei "1984" (um Theo Lingen sinngemäß zu zitieren). Der Film ist absolut deprimierend. Da komme ich auch mit der Romanvorlage von Orwell eher klar.

Wie gesagt: Ich war noch sehr jung, als ich "Brazil" sah. Heute würde ich da wohl eher den Überblick behalten - aber wer weiß?
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Alt 28.12.2022, 11:18   #470  
Phantom
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Wie andere auch schon bemerkten: dass es hier eher wenige Antworten gibt, liegt nicht daran, dass Deine Beiträge nicht gelesen werden. Ich z.B. habe viele der vorgestellten Filme noch nie oder einmal vor 40 Jahren gesehen, was soll man da Intelligentes schreiben.

Nur wieder ein paar oberflächliche Gedanken:

"African Queen" wurde ausführlich vorgestellt und auch gelobt. Der Film taucht auch immer wieder in Rankings der besten Filme aller Zeiten auf. Hier bin ich mal völlig anderer Meinung: der Film ist für mich total langweilig und überbewertet. Klar, die Originalaufnahmen, die man in Afrika gemacht hat, waren für die damalige Zeit sicher ungewöhnlich. Bogart mag ich eigentlich auch. Aber die lahme Story. Eine verklemmte Missionarin (allein schon diese Hybris des Missionierens!) und ein Alkoholiker schippern auf einem Boot einen Fluss entlang. Sie passen nicht zueinander, wissen nichts voneinander, wollen am Ende aber heiraten. Wie realistisch. Dann diese lächerlichen Prüderien, man badet natürlich mit (langer) Unterwäsche; Bogart äfft (im Wortsinn) Affen und Nilpferde nach, dafür wurde wohl das Wort "cringe" erfunden. Dann baut man als Laien einfach ein Torpedo zusammen, kann Schiffsschrauben reparieren etc. Nein, sorry, ich kann diesem Film nichts abgewinnen.

Zu Karl Valentin nur das eine für alle nördlich vom Weißwurstäquator: der Mann heißt Falentin, nicht Walentin, man sagt doch auch nicht Wogel. Ich höre im überregionalen Radio, wenn Valentin tatsächlich mal wieder erwähnt wird, immer wieder "Walentin". Mein Eindruck ist übrigens, dass er immer seltener für seine Filme oder Stücke erwähnt wird, sondern als jemand, der Liesl Karlstadt (und auch andere Frauen) nicht immer korrekt behandelt hat.

Das hat er mit Fassbinder gemeinsam, auch der muss bisweilen ein ziemlicher Tyrann gewesen sein. Ich bin auch zu jung, um noch "live"-Erinnerungen an ihn zu haben. Gerne habe ich mehrmals "Angst essen Seele auf" gesehen, früher auch mal "die Sehnsucht der Veronika Voss" und "Lili Marleen". Wird er heute vergessen? Ohne überhaupt einen Großteil seiner Filme zu kennen, verbinde ich seine Arbeiten inhaltlich aber stark mit der Nachkriegs-BRD, die es heute so nicht mehr gibt. Vielleicht ist er deswegen für neue Generationen nicht mehr interessant? Vielleicht ähnlich wie Heinrich Böll, wird der heute noch gelesen?

Geändert von Phantom (28.12.2022 um 12:54 Uhr) Grund: tppfhlr
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Alt 28.12.2022, 11:22   #471  
pecush
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Sagen wir mal so: Ich habe mehr Böll gelesen als Fassbinder gesehen.

Beides würde ich aber gerne noch weiter ausbauen.
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Alt 28.12.2022, 11:37   #472  
Marvel Boy
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Hier werden Wortmeldungen vermisst?
Ja, in der Tat ist es schwierig mehr als eins, zwei Sätze zu schreiben wenn man die Filme vor Jahren gesehen hat.
Stichwort Brazil, kam ich damals nicht drauf klar, würde ich aber gerne mal wieder schauen.

KEEP CALM AND DON'T SMASH!

Geändert von Marvel Boy (28.12.2022 um 12:06 Uhr)
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Alt 28.12.2022, 12:02   #473  
Peter L. Opmann
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War jetzt für mich schon interessant.

Wenn einfach niemand sich meldet (was ja glücklicherweise nicht ganz stimmt), dann vermute ich, es interessiert niemanden. Daß für manche einige Filme auch unbekannt sind, ist doch bemerkenswert. Da denke ich, mein Thread hat schon seinen Sinn.

Ich begrüße auch Kontroversen - wenn sie sachlich bleiben. Was Du (Phantom) über "African Queen" schreibst, kann ich nachvollziehen. Dennoch berührt mich der Film. Es muß auch nicht immer alles realistisch sein - was sollte man dann zu "Brazil" sagen? Die Zeit, die in "African Queen" geschildert wird, ist vergangen, klar. Ist für mich aber kein Hindernis, sonst dürfte man sich ja auch Filme wie "Robin Hood" nicht ansehen.
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Alt 28.12.2022, 12:53   #474  
Phantom
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Manchmal steht man ja da, stellt fest, dass fast alle etwas toll finden, man selber aber überhaupt nichts damit anfangen kann. Geht mir zum Beispiel so bei Silvester-Böllern, Krieg-der-Sterne-Filmen, den meisten "Graphic Novels". Und bei African Queen.

Dass hier eine Zeit geschildert wird, die vergangen ist, sehe ich nicht als Problem. Ich glaube, dass es eine Zeit, in der Menschen in so einer Grenzsituation so verklemmt miteinander kommuniziert haben, nie gegeben hat. Aber auch das wäre nicht so schlimm. Mit fehlt in dem Film einfach irgendwas, Salz, Pfeffer, Zucker, egal, Hauptsache Geschmack.

Ein paar Szenen von "African Queen" (die Stromschnellen) erinnern mich immer an "Fluss ohne Wiederkehr". Was für ein Unterschied: hier Marilyn Monroe, aufreizend "love is a traveler on the river of no return" hauchend, dort die verklemmte Katherine Hepburn in langen, grauen Unterhosen. Hier ein Geheimnis (warum war Robert Mitchum im Gefängnis?), das erst im Laufe der Zeit gelüftet wird, dort überhaupt kein Geheimnis (höchstens wie Hepburn und Bogart unter der Unterwäsche aussehen...). Hier ein spannendes Finale mit unerwarteter Wendung (der Junge rettet seinen Vater), dort ein unglaubhaftes Ende, weil das feindliche Schiff das selbst gebaute Torpedo "rammt".

Dabei ist "Fluss ohne Wiederkehr" auch kein Meisterwerk, vieles läuft sehr nach Klischee ab, man sieht oft die Studiokulissen. Trotzdem schaue ich den Film immer mal wieder gern. "African Queen" brauche ich wohl nicht mehr. Aber let's agree to disagree.
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Alt 28.12.2022, 13:03   #475  
Peter L. Opmann
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"Fluß ohne Wiederkehr" mag ich auch - aber ich wollte hier nicht zu viele Monroe-Filme bringen.

Bei "African Queen" bist Du, finde ich, etwas ungerecht. Katherine Hepburn spielt ja nicht nur eine verklemmte Missionarin. Sie ist auch eine Frau mit einem starken Willen. Da wird das Frauenbild im Film gegen den Strich gebürstet, und auf die Bogart-Figur trifft das auch zu, denn der Schipper möchte sich aus allem raushalten und bloß in Ruhe seinen Gin trinken. Der Clou des Films ist ja, daß die beiden es schaffen, gegen jede Wahrscheinlichkeit das deutsche Kriegsschiff auf dem Viktoriasee zu versenken. Okay, das ist vielleicht vorhersehbar, und die Story hätte generell etwas verwickelter sein können. Aber ich denke, Huston hat sich auf seine beiden Charaktere konzentriert, und das finde ich hervorragend gelungen.
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