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Alt 09.09.2014, 23:29   #26  
Detlef Lorenz
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Nachfolgend zeige ich meine Auswahl an Mark Twain – Comics, wie ich sie erlebt habe, was ich heutzutage darin sehe und feststelle, sowie ich zu meinem Erstaunen gefunden habe was es noch so alles an gezeichneten Umsetzungen gibt.

In der US-Reihe „Classic Illustrated“ (bis Nummer 34 „Classic Comics“) durfte Mark Twain natürlich nicht fehlen. Die Nummer 19 erschien für 10 Cent im April 1944, sie war „Huckleberry Finn“ gewidmet, das Cover war gezeichnet, den Inhalt – 60 Seiten - gestaltete Zansky. Auf dem Titelbild rudern Huck und Jim kniend in ihrem Boot und werden von einem Dampfer aus mit Gewehrenbeschossen, eine ziemlich dramatische Szene also, zumal im Hintergrund zuckende Blitze ein Unwetter ankündigen. Als Gag ist der Name des Ruderbootes am Bug zu lesen, „Mark Twain“.




Im September 1952 brachte der Rudl Verlag Frankfurt den deutschen Ableger der „Classic Illustrated“ als „Illustrierte Klassiker“ heraus. Wie bekannt, gab es nicht mehr als 8 Hefte, die sogar nur 5 Originalausgaben beinhalteten. Die ersten beiden Nummern („Der letzte der Mohikaner“ und „Die Schatzinsel“) hatten einen Umfang von 52 Seiten und entsprachen damit wohl weitgehend dem Comicteil der Originale. Sie erschienen 2x im Monat, kosteten 90Pfennig, womit sie noch teurer waren als die Micky Maus. Das war damals entschieden zu viel, also teilte man in der Redaktion einfach die Vorlagen und brachte sie auf 2 Nummern verteilt zum reduzierten Preis von 60 Pfennig. Jetzt kostete ein komplettes Abenteuer 1,20 DM, aber dem Leser/Kunden wurde so eine Ermäßigung vorgegaukelt. Betroffen davon waren „Huckleberry Finn“ (Nr. 3 & 4), „Robin Hood“ (Nr.5 & 6), sowie die sogenannten Erlebnisse des Millionenschwindlers „Marco Polo“ (Nr.7 & 8). Danach gab der Rudl Verlag auf (Juni 1953), die „Illustrierten Klassiker“ erschienen erst wieder ab April 1956. Nebenbei, ab der Ausgabe 31 nennt das Impressum den Bildschriften Verlag Hamburg-Wandsbek, Neumann Reichardt Str. 33. Das ist bei mir beinahe um die Ecke ein großer Gewerbekomplex, in dem Firmen kommen und gehen und keine Spuren hinterlassen … Das alles gehört nicht zum ursprünglichen Thema, aber ist schließlich nicht uninteressant.




Das Titelbild entspricht inhaltlich dem der US-Ausgabe, mit der Einschränkung, das aus dem Ruderboot ein Floß geworden ist. Die IK sind ja oft neu gezeichnet worden, auch die Titelbilder unterlagen Neuinterpretationen, aber die IK-Version von Rudl ist mir nicht untergekommen, sie scheint ein Eigengewächs zu sein. Genau wie das Covermotiv des zweiten Teils, der Nr. 4. Geschaffen hat beides womöglich E.J.K. Strahl oder Lothar Linkert, auf den ich tippe. Linkert ist bekannt für einige „Abenteuer der Weltgeschichte“-Hefte vom Regenten, bzw. Lehning Verlag.




Da die Seitenzahl der Originalstory für zwei Hefte der deutschen IK nicht ausreichte, lies man Linkert die Kurzgeschichte von Mark Twain in Comicform umsetzen, mit dieser in den USA landesweit bekannt geworden ist: „Der berühmte springende Frosch von Calaveras County“ (siehe oben). Ist dies die einzige Comic-Version dieser Geschichte, ist sie überhaupt in den USA oder sonst wo bekannt geworden (im europäischen Druckverbund), bisher habe ich nichts darüber gefunden. Auch im Huckleberry Finn-Heft der 2. deutschen IK-Reihe ist sie nicht noch einmal mit abgedruckt.

Die Story als solche werde ich nicht erzählen, sie ist bekannt (?). Äh, ganz kurz:




Huck Finn flüchtet nach seinen Erlebnissen mit „Tom Sawyer“ vor dem strengen Regiment der Witwe Douglas und seinem versoffenen und gewalttätigen Vater. Gleichzeitig soll der Negersklave Jim verkauft werden und sucht deshalb ebenfalls das Weite. Beide treffen sich zufällig am Mississippi und setzen ihre Flucht vor der aus ihrer Sicht trübsinnigen Zukunft fort. Zum Schluss hat´s fast ein Happy end, Jim wird freigelassen, Huck wird adoptiert. Allerdings soll aus ihm ein „richtiger kleiner Gentleman gemacht werden …




Über die Jahre hinweg hat sich die Szene in meinen Erinnerungen festgesetzt, in der sich Huck als Mädchen verkleidet, diesen Mummenschanz nur sehr stümperhaft ausführt, weswegen er überführt wird. Die Ballonfahrt mit Tom und Jim (siehe oben) wird dann für ihn ein weiterer Versuch der drohenden Erwachsenenrealität zu entfliehen (Peter Pan versuchte dies ab 1902 ebenfalls).




Der Druck ist schlicht mangelhaft, unscharf, die Farben absolut nicht deckungsgleich, dass Handlettering – immerhin – nur in Großbuchstaben, geht so. Die Zeichnungen sind ansprechend, eigentlich, sie verschwinden leider meist unter der Farbsoße. Einige Infos über Mark Twain, wie in den IK üblich, runden die beiden Hefte ab. Der Rudl-IK-Nachdruck von Hethke ist besser gedruckt, wie es sich halt gehört, leider auf schneeweißem Papier, womit jegliches nostalgische Flair verloren geht.

Fortsetzung folgt…
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Alt 09.09.2014, 23:44   #27  
Hinnerk
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Wenn ich mir die Signatur im letzten Panel ansehe, scheint Lothar Linkert als Zeichner ein guter Tipp von dir zu sein.
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Alt 10.09.2014, 10:36   #28  
Detlef Lorenz
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"LoLi" ist Lothar Linkert, habe ich vergessen zu erwähnen. Wegen der Signatur hatte ich grade diese Bilder ausgewählt.
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Alt 10.09.2014, 16:31   #29  
Ringmeister
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Zitat:
Zitat von Detlef Lorenz Beitrag anzeigen
Als Gag ist der Name des Ruderbootes am Bug zu lesen, „Mark Twain“.
Für mich ist das nicht der Name des Bootes, sondern einfach die Nennung des Autors der Romanvorlage; das Ruderboot dürfte kaum "By Mark Twain" heißen.

Ansonsten mal wieder Klasse Recherche von dir!

Wenn man weiß, wo man ist, kann man sein, wo man will... (alter Fliegerspruch)
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Alt 10.09.2014, 22:43   #30  
Detlef Lorenz
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Ist mir schon klar, dass der Kahn nicht "by Mark Twain" heißt, sollte von mir ein Gag auf den Gag des Titelbildes sein - ansonsten, "danke!" für das Lob.
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Alt 12.09.2014, 08:34   #31  
Detlef Lorenz
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Wie schon beim "Sternchen" geschrieben, geht es morgen in den Urlaub. Deshalb habe ich einen weiteren Beitrag für "Mark Twain" nicht hinbekommen. Die Fortsetzung wird also eine Weile auf sich warten lassen ...
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Alt 12.09.2014, 11:06   #32  
Aslak
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Schade !

Ich wünsch Euch beiden einen wunderschönen Urlaub, meiner steht erst in einer Woche an !

Gruß,
Nils
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Alt 30.09.2014, 23:03   #33  
Detlef Lorenz
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Das ist das Titelbild der IK-Ausgabe Nr. 19 vom Verlag Internationale Klassiker GmbH, Hamburg. Vom bsv-Verlag ist in der ersten Auflage also noch keine Rede. Das amerikanische Pendant hat einen Platz im Museum in Hartford / Connecticut, das direkt neben seinem dortigen Wohnhaus errichtet wurde.



Foto: Brigitte Döhler


Hier ist die Vitrine zu sehen, in der die amerikanische Classic Illustrated – Ausgabe untergebracht ist. Filmbilder aus einer frühen Huckleberry Finn – Verfilmung hängen darüber. Dieser Film ist m. W. n. nicht in Deutschland erschienen!?

Wie bekannt, sind im langen Veröffentlichungszeitraum der US-Reihe Inhalte und Titelbilder des Öfteren neu gezeichnet, bzw. gemalt worden. Das hat man hier auch gemacht: aus der dramatischen Titelszene ist ein fröhliches, wunderschön gemaltes Bild geworden, das einen lächelnden Jungen (Huckleberry Finn) auf einem Floß zeigt. Der Sklave Jim ist abhanden gekommen. Möglicherweise ist die Comichatz und der darauf folgende Comic-Code schuld an diesem inhaltlichen Umschwung.




Als Beispiel für die Neuzeichnungen des Comicteils habe ich die Szene ausgewählt, die schon weiter oben abgebildet worden ist, in der Huck´s Verkleidung als Mädchen durchschaut wird. In der romankonformen Comic-Erstfassung sind es seine >>falschen<< mädchenhaften Bewegungen, jetzt, wo der Gesamtgeschichte auch weniger Platz eingeräumt wird, lediglich sein stümperhaftes Auftreten. Nichts mehr von einer Ratte, nach der geworfen wird. Hier ist allerdings sogar die erste Comic-Fassung nicht ganz korrekt, dort nimmt die Dame des Hauses erkennbar einen Holzscheit aus dem Kamin, Mark Twain schrieb etwas von einem Stück Blei als Wurfgeschoß. Wie auch immer, der neu gezeichnete Huckleberry Finn kommt glatter daher, die soziale Lage der Menschen vor dem Bürgerkrieg scheint eher der Zeit nach diesem angepasst zu sein. Trotz der Farborgien sind die Häuser und die Menschen der Urfassung erkennbar in einem desolateren und einfacheren Zustand, als in der Neufassung. Das es aber noch schlimmer geht, werden wir in zwei weiteren Comicversionen sehen.
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Alt 01.10.2014, 23:59   #34  
Stefan Meduna
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Zitat:
Zitat von Detlef Lorenz Beitrag anzeigen
Dort heißt es bei Hanser: „(…) als wir Jim befreiten (…)“ und bei Lutz: „(…) als wir den Nigger Jim freimachten (…)“. Ansonsten haben sie sich an ihren Vorsatz gehalten, was sie ehrt.
Witzigerweise entspricht weder die eine noch die andere Übersetzung dem Originaltext ganz genau, wo es heißt "...the time we set the darky Jim free...". Darky ist zwar zweifellos abfällig, aber nicht ganz so kränkend. Wobei Hucks Ausführungen in der Ich-Form sowieso eine Herausforderung für jeden Übersetzer sind.

Zitat:
Zitat von Eymen Beitrag anzeigen
Ich habe übrigens jahrzehntelang gedacht, es gäbe nur ein einziges Tom Sawyer Buch und eines von Huckleberry Finn...
Ganz ehrlich: in Anbetracht der stark abfallenden Qualität der Nachfolge-Novellen wäre es besser, dem wäre so.


Mein Favorit unter Twains Werken war ja immer "Prinz und Bettelknabe."

Geändert von Stefan Meduna (02.10.2014 um 00:06 Uhr)
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Alt 02.10.2014, 10:57   #35  
Armin Kranz
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Im Zuge meines Sternchen-Thread habe ich gestern Sternchen 1955: 20 (15. Mai 1955) gescannt. Enthalten ist ein Artikel über eine Tom Sawyer Verfilmung.



Sternchen 1955: 20 (Cover/Seite 1)



Sternchen 1955: 20 (Rückseite/Seite 8)

Vielleicht kann Detlef ganaueres zu dieser Vefilmung schreiben, auf die Schnelle konnte ich diese nicht Zuordnen.

_______________________
Grüße aus der Bibliothek
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Alt 02.10.2014, 13:38   #36  
G.Nem.
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Das sind Szenen aus der Tom Sawyer MGM-Verfilmung von 1938.
Es war die erste Farbfilm-Version des Stoffes.
Hier ein Szenenfoto in Farbe > http://rbowser.tripod.com/tom-pirate-1938.bmp was im Sternchen schwarz/weiß zu sehen ist.
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Alt 06.10.2014, 09:13   #37  
Detlef Lorenz
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Unter der Nummer #17 habe ich das Filmprogramm abgebildet.
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Alt 06.10.2014, 23:12   #38  
Detlef Lorenz
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Bastei Sonderband: ab 1970 (-1973)

Das ist das Titelbild des Bastei Sonderbandes Nr.30 Huckleberry Finn.




Die Zeichnungen sind einerseits recht einfach, zudem gegenüber den IK weiter >>modernisiert<<, die Frisuren, vor allem der Frauen und Mädchen, würden auch in unserer Gegenwart nicht weiter auffallen. Die Farben sind bunt, für einen Comic, an dem Kinder und Jugendliche Gefallen finden sollen, recht ordentlich (mir sagen sie nicht zu, aber ich bin auch nicht die Zielgruppe). Als Bildbeispiel habe ich natürlich die Selbe Szene rausgesucht, wie bisher. Sie ist noch kürzer geworden, inhaltlich macht sie noch weniger her. Der Text im Kasten des ersten Bildes hätte mich auch ohne das Titelbild gleich zu Bastei als Verlag geführt. „Haha! (…)“ ist eine beliebte Standartformel gewesen, in meiner Phantom-Abteilung habe ich gelegentlich darauf hingewiesen.



Fernseh-Comic-Sonderheft Nr.1: 1982, Condor Verlag.

Hier ist das Reisemotiv von Huck als Titelbild gewählt, wie er fröhlich auf einem Floß den Fluss entlang stakt, obwohl seine Fahrt eine Flucht ist. In diesem Heft ist das abgebildete Umfeld ebenfalls modern, zu modern dargestellt. Die Gebäude wirken nicht mehr pionierhaft, was zu der Zeit und dem Handlungsort von Huck Finn durchaus noch der Fall war. Der Mississippi war noch Grenzregion, die massenhafte Besiedlung des >>Wilden Westen<< hatte noch nicht eingesetzt. Die Zeichnungen selber sind ganz passabel, zeigen gelegentlich technische Mängel in den Darstellungen.




Als Illustration habe ich erneut die bekannte Szene ausgewählt. Sie ist erneut kürzer geworden, beschränkt sich nur noch auf einige kurze Sätze, dann sucht Huck das Weite. Auffällig sind im ganzen Text die drei Punkte, die am Ende vieler, vieler Sätze stehen, egal ob in der Rede oder in Textboxen. Die gewählte Maschinenschrift zeigte im größten Teil des Textes Wortfetzen, die der geneigte Leser im Geiste wohl selbst ausfüllen sollte, das ist banal, simpel. Die Story ist sehr ausführlich dargestellt, in diesem Heft aber nicht zu Ende erzählt. Es fehlen die Theaterszenen und das vorerst versöhnliche „happy end“ des Romans. Soweit mir bekannt gibt es keine Comic-Fortsetzung.

„Huckleberry Finn“, nicht nur ein literarische Abenteuer in Buchform, auch die vorliegenden Umsetzungen in bildlicher Darstellung sind abenteuerlich. Sicherlich ist es schwer – was eigentlich aber für jegliche Adaption in ein anderes Medium gilt – aus einem anspruchsvollen Text eine Kind gerechte Umsetzung zu fabrizieren. Und das dürfte der eigentliche Knackpunkt sein: Zu früh, zu schnell sind aus Huck´s Abenteuer – und nicht nur diesen – Kinderliteratur geworden. Das gilt natürlich auch für Tom Sawyer, der nächsten Comicvorstellung in diesem Theater.
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Alt 14.10.2014, 10:25   #39  
Detlef Lorenz
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Der oben vorgestellte Bastei-Band aus der Reihe „Berühmte Geschichten“ fand ein paar Jahre später (1977/78) seine Zweitverwertung in den „Welt-Bestseller“. Dort war er die Nummer 4, hatte ein zwar neu gezeichnetes, aber vom Motiv her gleiches Titelbild. Der Inhalt war komplett übernommen, also stellte sich für mich auch nicht die Frage nach einer Abbildung.


Im Suhrkamp – Verlag erschien 2013 die neuste Version von Huckleberry Finn und zwar "Huck Finn an der Saale". Wie aus dem Titel hervorgeht, hat Olivia Viehweg die Handlung nach Deutschland (Halle) verlegt und zwar in die Jetztzeit. Okay, warum nicht, hat aber natürlich nichts mehr mit dem ursprünglichen Inhalt zu tun. Deshalb erfolgt hier auch keine entsprechende Beschreibung, nur der Vollständigkeitshalber sei die Grafik Novel erwähnt.




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Alt 16.10.2014, 20:57   #40  
Detlef Lorenz
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Tom Sawyer:


Das ist das Titelbild der „Classic Illustrated“ Nr. 50. So lange hat es gedauert, bis es Tom Sawyer in diese Reihe schaffte.
Wesentlich länger allerdings brauchte man in Deutschland für die Veröffentlichung dieses Heftes.


Erst die 113. Ausgabe war einem der Hauptwerke Mark Twains gewidmet. Es war eine der höheren überarbeiteten US-Auflagen, mit neuem Titelbild und neu gestalteten Comicteil (ein gewisser Herr Wertham hat sich an der Jungenkeilerei auf dem Titelbild und im Heftinneren gestört). Interessant finde ich, dass auch für dieses Heft – nach der Huck Finn-Ausgabe – wieder nicht Mark Twain, sondern Samuel L. Clemens als Autor genannt wird. Im Textteil wird natürlich auf das Pseudonym Clemens´ eingegangen, aber etwas unverständlich finde ich das schon. Seit den frühsten Roman-Ausgaben ist vor über einhundert Jahren ist stets von Mark Twain die Rede, aber beim bsv-Verlag schien man der Meinung zu sein, Clemens wäre korrekter, oder wieso? Die IK-Ausgabe von Huck Finn stellt dagegen Mark Twain auf das Titelbild.


Der Comicteil ist für meinen Geschmack sehr einfach gezeichnet, im Gegensatz zum grafisch gelungenen Titelbild fast schon amateurhaft. Eigentlich würde es reichen, es ohne den Comic zu behalten, sofern man den Roman hat – und Platz in seinen Regalen braucht.
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Alt 21.10.2014, 09:14   #41  
Detlef Lorenz
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Eine weitere deutsche Tom Sawyer-Ausgabe erschien als 2. Heft in der Reihe Bastei-Sonderband:




Wurde beim vorherigen Heft (IK) noch der Verfasser genannt, wenn auch mit seinem bürgerlichen Namen, so verzichtete man bei Bastei ganz darauf den Urheber des Stoffes zu nennen. Im Einleitungstext wies man zwar auf den Handlungsort hin – Nordamerika wird ebenfalls erwähnt -, wohl um die kindlichen Leser nicht zu sehr zu verwirren, verzichtete man auf das „St.“ für St. Petersburg. Der US-Bundesstaat Missouri kommt überhaupt nicht vor*.





Für eine Innenillustration habe ich, wie schon bei Huck Finn, die Selbe Szene herausgesucht: die der Auffindung des Schatzes in der Höhle nahe der Stadt. Das Niveau war mit diesem Heft endgültig im „Vorschulkindergarten“ angelangt. Nicht, dass die Zeichnungen wirklich schlecht sind, es stimmt eigentlich alles, nur die Zielgruppe ist altersmäßig weiter nach unten gerutscht. Deshalb reichen die flüchtigen Striche, es braucht nichts detailliert ausgearbeitet zu werden. Es sind nun auch richtige Kinder und keine Jugendlichen mehr, die die Handlung bevölkern. Die Story wird ganz ordentlich rüber gebracht, es ist so ziemlich alles enthalten, was Mark Twain vorgegeben hat, nur die Maßstäbe sind halt verrutscht – aber das ist ein häufiges Phänomen „klassischer“ Literatur.

*Falls ich ihn überlesen haben sollte, liegt das an meiner, zugegebenermaßen, sehr flüchtigen Betrachtungsweise des Heftes.
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Alt 22.10.2014, 22:44   #42  
Detlef Lorenz
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Wie es selbst heutzutage auch anders gehen kann, zeigt die nächste Abbildung:




Beim US-Verlag Berkley kamen 1990/91 siebenundzwanzig Hefte der Reihe „Classics Illustrated“ heraus. Das Heft Nummer 9 war „The Adventures of Tom Sawyer“. Eigentlich unnötig zu erwähnen, aber Mark Twain wird genannt. Gezeichnet ist es von Michael Ploog. Die Zeichnungen sind zwar auch in einem kindlichen Stil gehalten, aber detailliert, durchgearbeitet, dem damaligen kulturellen und sozialen Umfeld Rechnung getragen. Vielleicht ist das Ganze ein klein wenig zu niedlich, aber für meinen Geschmack um Längen interessanter als alle vorherigen Comicadaptionen. Auch hier die Selbe Szene wie in den vorherigen Abbildungen:




Es gibt natürlich noch weitere Tom Sawyer-Comics, z. B. diesen hier …




vom Brugera Verlag 1979. Aber schon das Titelbild deutet auf eine noch modernere Fassung der Geschichte hin. Warum auch nicht, ich denke nämlich, mit einer Neuauflage der Rudel IK – selbst bei einem besseren Druck - würde man heutzutage kaum eine bedeutende Leserschicht gewinnen, oder …? Und mit dem Stoff an sich?
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Alt 24.10.2014, 23:41   #43  
Servalan
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Apropos Mark Twain:

Da empfehle ich The Wire Staffeln 4 und 5. Im Mittelpunkt steht eine Clique von vier Jugendlichen, die im Ghetto von Baltimore aufwachsen. Anleihen bei Our Gang / Die kleinen Strolche sind dabei unvermeidlich.
Bei zweien aus der Clique schimmern die Vorbilder durch:
Randy Wagstaff (Tom Sawyer) hat Glück gehabt. Der Junge versteht zu handeln und nach seiner Zeit in einem Pflegeheim lebt er jetzt bei Miss Anna (Tante Polly). Dann nimmt das Verhängnis seinen Lauf.
Duquan "Dukie" Weems (Huckleberry Finn) hat zwei Junkies als Eltern, die buchstäblich alles versetzen, was ihnen zwischen die Finger kommt - auch die frische Kleidung, die ihrem Sohn gespendet wird. Er lebt in übelster Armut und stinkt, weil im Haus seiner Eltern das Wasser abgestellt ist.
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Alt 28.10.2014, 08:49   #44  
Detlef Lorenz
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Zwischenbilanz:

Die beiden hauptsächlichen und bekanntesten Werke Mark Twains sind nun vorgestellt. Etwas flüchtig und in der Auswahl sicherlich unvollständig. Ich hatte mich zwar auf dieses Thema gefreut und vorbereitet, habe Material zusammen getragen. Je tiefer ich dann in die Materie eingestiegen bin, desto mehr regte sich ein ungutes Gefühl. Seine Ursachen finden sich u. a. in der Romanvorlage und dessen Adaption von diesem in ein anderes Medium. Egal, ob es sich um einen Film, ein Theaterstück handelt, einen Comic, in der Regel klappt das nie so richtig. Mein ganz oben vorgestelltes Buch über Tom Sawyer umfasst rund 270 Seiten reinen Romanstoff, wie soll der adäquat umgesetzt werden. Selbst wenn, wie im Falle der IK-Rudl Übernahme aus dem amerikanischen, sogar rund sechzig Seiten für den Comic zur Verfügung stehen. Am kritischsten und für mich am ausschlaggebendsten ist aber die Phantasie, die bei mir aus geschriebenen Szenen bestimmte Bilder entstehen lässt. Das war natürlich kein neues, mich überraschendes Phänomen, aber man will es jedes Mal nicht gleich wahr haben und hofft darauf, diesmal angenehm überrascht zu werden …

Ein einigermaßen positives Beispiel: wenn z.B. beim „Tarzan“ die Romanvorlage inhaltlich für den Comic erweitert wird und die Zeichner wenigstens die Grundhaltung des Stoffes treffen, das Umfeld den Beschreibungen des Autors anpassen, die ursprünglich handelnden Personen sich im neuen Metier wieder finden, dann kann ich damit noch leben und manchmal sogar sehr gut. Einschränkend gesagt gibt es da allerdings nicht viel gelungene Umsetzungen – vor allem, wenn die rosarote Brille abgesetzt wird. Ich habe schon selektiert und hier keine auch nur annähernd komplette Comicsammlung aufgebaut, aber das ist ein anderes Thema.

Wie geht´s weiter… geht´s weiter? ja, ein wenig schon. Ich werde weitere Comics nach Mark Twain hier vorstellen, ein paar erstaunliche Umsetzungen sind dabei und ein – kleiner – Knaller am Schluss.

Zum vorherigen Beitrag von Servalan: finde ich begrüßenswert, dass auf Comics aufmerksam gemacht wird, denen Mark Twains Texte als Vorlage dienen. Ähnlich dem vorher von mir genannten Huck Finn in Halle(Saale) erwähnten Comic.
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Alt 28.10.2014, 09:53   #45  
Schlimme
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Dann gibt es noch "O'Boys"

Ein alter Huck Finn erzählt seine Lebensgeschichte.

http://www.lettern.de/rethirault_ob.htm
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Alt 29.10.2014, 23:14   #46  
Detlef Lorenz
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Prinz und Bettelknabe




Zum Nachfolger des englischen Königs Heinrich Vlll (der mit den sechs Frauen) wurde der erst neunjährige Eduard (Edward) und verstarb bereits mit fünfzehn Jahren. Ein Regentschaftsrat begleitete die kurze >>Amtszeit<< Eduards, die noch nicht einmal besonders friedlich verlief (ein verlorener Krieg gegen Schottland), aber dem englischen Protestantismus zum endgültigen Durchbruch verhalf. Nach dem Tode Eduards vermutete man im Volk eine Verschwörung und glaubte nur zu gerne einigen Betrügern, die sich als Eduard ausgaben. Daraus ergab sich wie von selbst der Stoff für Romane. Mark Twain schrieb nach einer seiner Europareisen den Roman „The Prince and the Pauper“ (1881), der aus diesem Mythos eine Verwechslungsgeschichte machte. Erst 1956 gab es die deutsche Erstveröffentlichung „Der Prinz und der Bettelknabe“, etwa zeitgleich mit dem hier abgebildeten IK. Dieses Heft, die Nummer 18, erschien innerhalb dieser Reihe als erste Mark Twain-Comicadaption, noch vor Huckleberry Finn, wenn auch nur eine Ausgabe zuvor.





Im Heft wurde, wie üblich, auf den Autoren eingegangen, etwas über ihn erzählt, aber das Titelbild verschweigt ihn wieder einmal (was für die IK ziemlich unüblich ist, denn grade mit bekannten Namen sollte doch geworben werden). Der Comic ist schlecht gedruckt, jedenfalls meiner, die Farben und die Zeichnungen sind guter Durchschnitt – nur das gemalte Titelbild ist natürlich grandios.
Detlef Lorenz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.10.2014, 03:08   #47  
Hinnerk
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Zitat:
Zitat von Detlef Lorenz Beitrag anzeigen
Selbst wenn, wie im Falle der IK-Rudl Übernahme aus dem amerikanischen, sogar rund sechzig Seiten für den Comic zur Verfügung stehen.
Ist das nicht eine Übernahme aus Spanien? http://www.tebeosfera.com/obras/nume..._1970_182.html
Hinnerk ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.10.2014, 09:23   #48  
Detlef Lorenz
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Die Brugera-Reihe ist natürlich spanischen Ursprungs, ich meinte mit den "60-Seiten-Fassungen" die IK-Ausgabe vom Rudl-Verlag, die sich bei den US-Classic Illustrated bedienten.
Detlef Lorenz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 31.10.2014, 01:32   #49  
Hinnerk
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Alles klar, bin ich der falschen Fährte gefolgt...
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Alt 31.10.2014, 09:58   #50  
eck@rt
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Zitat von Detlef Lorenz Beitrag anzeigen
Eine weitere deutsche Tom Sawyer-Ausgabe erschien als 2. Heft in der Reihe Bastei-Sonderband:

Nicht, dass die Zeichnungen wirklich schlecht sind, es stimmt eigentlich alles, nur die Zielgruppe ist altersmäßig weiter nach unten gerutscht.
Ist der Zeichner bekannt? Ich finde die Zeichnungen und auch das Layout sehr gelungen – weit besser als die Illustrierten Klassiker.

eckrt
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