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Alt 16.09.2009, 22:13   #1  
Peter L. Opmann
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Standard Meine Comics der 70er und frühen 80er

Im bsv-Forum hat man mich gebeten, meine Auseinandersetzung mit den Comics meiner Kindheit und frühen Jugend auch hier auf den Comicguide-Seiten reinzustellen. Zwei längere Texte von mir sind schon im Internet, ein dritter noch nicht. Also habe ich mir gedacht, ich stelle auch den online, damit alle einen Anreiz haben, hier reinzuschauen.

Mit diesem dritten Text ging alles los. Er hieß "Die frühen Jahre" und war eine Beilage zu meinem Fanzine PLOP # 58 (Juli 2000). Ich habe da über die allerersten Comics geschrieben, die ich quer durch die Verlage gelesen habe, etwa ab 1971. Eigentlich sollte ich das hier in einen Thread namens "Damals war's" reinschreiben, aber den habe ich nicht gefunden. Unter "Comics allgemein" sind die Texte aber, glaube ich, ganz gut aufgehoben.

Wie ich sehe, darf ich leider keine Anhänge hochladen - vielleicht kommt das ja noch. Ich setze trotzdem jeden Comic in einen eigenen Beitrag; vielleicht kann ich die Bilder dazu ja später noch ergänzen. Ich fange jetzt mal mit dem Vorwort an, der Rest der Texte folgt in den nächsten Tagen. Viel Spaß.
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Alt 16.09.2009, 22:20   #2  
Peter L. Opmann
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Standard Die frühen Jahre (PLOP-Beilage Juli 2000)






"Auf dem Bett liegen, Cola saufen und Comics lesen - das war für mich das Größte."
Rochus Hahn im Interview der Fuldaer Zeitung

Vorwort

Auf meine Rezension der "Spiderman"-Schuber in PLOP # 56 gab es einige Resonanz. Manches davon ist auf den Leserbriefseiten nachzulesen. Die Frage: Was hat mich damals an diesen Comics interessiert? scheint auch andere umzutreiben. Und Jo Guhde hat jetzt in anderem Zusammenhang geschrieben: "Buck Danny ist einer meiner Lieblingscomics, denn er war der erste realistische Comic, den ich je zu Gesicht bekam und der mein ganzes weiteres Leben geprägt hat. Ohne ihn hätte ich vielleicht mit Comics gar nichts am Hut." Bemerkenswerter Gedanke: Wo war bei mir die Weichenstellung, ohne die ich möglicherweise von der Comicleidenschaft verschont geblieben wäre? Dieser Frage bin ich hier nachgegangen – obwohl ich bezweifle, daß sich die Antwort noch finden läßt - und habe noch einmal in alten Comicheften geblättert. Es geht zurück in die 70er Jahre, wobei ich hier nicht unbedingt dem Zeitgeist der Epoche nachspüren will. Die Betrachtung bleibt persönlich. Erster Befund: Meine Kindheit war comicmäßig hauptsächlich davon geprägt, daß ich wenig Geld hatte. Was mich aber nach meiner Erinnerung damals nicht sonderlich gestört hat. Auf jeden Fall habe ich mir, bis ich etwa 15 war, notgedrungen viel mehr Comics ausgeliehen als gekauft. Einer meiner Freunde hatte ein "Thor"-Heft, einer ein "Kobra"-Heft, wieder ein anderer sogar ein superteures "Zack"-Heft. Es mochte Monate dauern, bis ich endlich mein eigenes "Thor"-Heft in den Händen hielt. Glücklicherweise hatte ich nie Mühe, Comics zu borgen, und so habe ich mich wohl mehr darüber geärgert, daß meine Freunde sich nicht mehr Comics kauften, als daß ich so wenig Geld hatte. Ein paar Comics bekam ich übrigens auch von meinen Eltern, aber die haben mich wie beim Taschengeld eher kurz gehalten. Was soll's - ich war noch kein Konsumtrottel, der nur zufrieden ist, wenn er immer mehr Güter anhäuft. Meine Comicerfahrungen waren damit sehr vielfältig – ich las, was halt greifbar war. Nach einer Weile hatte ich durchaus viele Comics, aber lauter verschiedene. Drei Schwerpunkte gab es: "Bessy" (ohne daß ich mir je Gedanken darüber gemacht hätte, wie ich an die gut 250 Ausgaben herankommen sollte, die ich verpaßt hatte), Marvel-Superheldencomics (bei denen es Mitte bis Ende der 70er Jahre ebenfalls völlig illusorisch war, alle zu sammeln) und ab 1980 dann Volksverlag-Comics. Zu dieser Zeit überstiegen nur noch Alben mein Budget. Diese Schwerpunkte kommen hier nur am Rande vor. Ich habe auch die Hefte geliebt, von denen ich nur ein Exemplar besaß. Leider kann ich hier nicht über alle meine frühen Comics schreiben. Irgendwann wird’s sicher auch langweilig. Oneshots, die mir viel bedeutet haben, die aber hier auf der Strecke geblieben sind, sind zum Beispiel zwei der "Comics. Weltbekannte Zeichenserien"-Sammelbände von Carlsen, der Filmcomic "Der weiße Hai" # 2 vom Williams Verlag, eine "Kung Fu"-Ausgabe von Bastei, in dem es einen „Karate-Hai“ gab, das Rotbuch "Bernie der Milliardenflipper" über den Finanzbetrüger Bernie Cornfield von Giorgio Pellizzi und Mali & Werner, eine Satire, die ich erst viel später verstanden habe, dann eine TOP Comics-Ausgabe mit Wassermann (vermutlich von Jim Aparo gezeichnet; ich habe aber lange auf Neal Adams getippt), die "Rex Danny"-Ausgabe "Lady X schlägt zu", die vorzügliche EC-Anthologie "Der beste Horror aller Zeiten" aus dem Williams Verlag und ein "Zack"-Heft, in dem eine Episode des "Valerian & Veronique"-Abenteuers "Im Reich der tausend Planeten" enthalten ist. Kein Anspruch auf Vollständigkeit; viele meiner frühen Comics besitze ich überhaupt nicht mehr. Damals habe ich sie noch ohne mit der Wimper zu zucken verkauft, getauscht, manchmal sogar verschenkt oder einfach verliehen und nicht mehr zurückbekommen. Meine Erinnerungen, habe ich das Gefühl, sind ziemlich lückenhaft. Ich hoffe, daß die folgenden Spät-Rezensionen trotzdem ein wenig Aufschluß über mich geben. Und vielleicht kann sich ja auch der eine oder andere Leser wiedererkennen.

(Anmerkung: "Der weiße Hai" kommt dann später bei meinen Williams-Marvels-Favourites vor.)
(Noch 'ne Anmerkung: 1971 war ich sechs Jahre alt.)

.

Geändert von Peter L. Opmann (23.09.2009 um 08:31 Uhr)
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Alt 16.09.2009, 22:24   #3  
Peter L. Opmann
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Tarzan. Sohn der Affen # 101. Das Reiz-Gas. Bildschriften Verlag Alsdorf (ca. 1971). 1 Mark

Täglich der Schrei: „Ich bin Tarzan!“ Wenn uns die Kindergärtnerin nach draußen ließ, haben wir immer das gleiche Spiel gespielt, und wer zuerst draußen war, hat die Rollenverteilung festgelegt. Meistens war ich das (Tatsache – zu einem Crumb’schen Alpha-Männchen habe ich mich dann aber doch nicht entwickelt). Zu dieser Zeit habe ich praktisch keine Folge von „Tarzan“ im Fernsehen verpaßt; das war eine TV-Serie aus den 60er Jahren mit Ron Ely in der Titelrolle. Natürlich wußte ich damals nicht, daß das ein sehr alter Stoff ist und selbst der klassische Tarzan-Darsteller Johnny Weißmuller schon ein paar Vorläufer hatte. Ich erinnere mich noch an Tarzans Original-Schrei, der Bestandteil des Vorspanns war, und daß Tarzan von einer hohen Klippe ins Wasser sprang. Comics konnte ich mir damals noch nicht kaufen, aber manchmal haben mir meine Eltern vom Einkaufen ein Comicheft mitgebracht. Möglicherweise war dieses Tarzan-Heft mein erster Comic – gleich ein Volltreffer. Die Story ist simpel. Das Reizgas, das weiße Jäger im Dschungel versprühen, macht Tiere angriffslustig. Tarzan sieht nach dem Rechten, muß dabei gegen ein Krokodil und einen Panther kämpfen und stellt schließlich die Jäger. Sie beteuern, daß sie nur ein paar Tiere für Zoos einfangen wollten. Tarzan hält ihnen darauf eine Standpauke, besorgt ihnen aber ein paar Dschungeltiere für den Zoo. Aus heutiger Sicht ist diese Geschichte ziemlich schwachsinnig, denn warum die Jäger nicht einfach Fallen aufstellen oder Betäubungspatronen verschießen, wie das jeder andere tun würde, bleibt ihr Geheimnis (oder hat der Übersetzer gepfuscht?). Tarzan geht der Sache auch nicht weiter auf den Grund. Das Reizgas liefert allerdings reichlich Anlaß für Action, und wer denkt da schon über Logik nach. Am meisten beeindruckt hat mich damals Tarzans Kampf mit dem schwarzen Panther. Der krallt sich nämlich am Herrn des Dschungels fest, ohne daß Tarzan einen Kratzer abbekommt, und am Ende stößt ihm Tarzan sein Messer in den Nacken, was für mich damals ganz schön harter Stoff gewesen sein muß. Der Zeichner (Signatur RAD.) geht in die Richtung von Alex Raymond, aber dafür hatte ich als Kind keinen Blick. Ich habe lange Zeit keine weiteren Tarzan-Hefte mehr gelesen. Vielleicht war mein Bedarf mit Ron Ely dann doch gedeckt.
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Alt 16.09.2009, 22:26   #4  
Peter L. Opmann
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Bessy # 288. Der Letzte der Sekanis. Bastei Verlag, Bergisch-Gladbach (ca. 1971). 1 Mark

Wenn nicht „Tarzan“, dann war „Bessy“ mein erster Comic. Ich war damals natürlich weit entfernt davon, eine Serie regelmäßig zu lesen. Da war ich vom Wohlwollen meiner Eltern abhängig, und die verfuhren - auch in anderen Dingen - nach dem Erziehungsgrundsatz „Zu viel davon ist schädlich“. Aber „Bessy“ habe ich doch häufiger gelesen und hatte am Ende eine Sammlung von immerhin 60 bis 80 Heften, als ich sie auf dem Flohmarkt verkaufte. Auf die Idee, Comics auch längerfristig aufzuheben, bin ich erst viel später gekommen. Aber „Bessy“ war meine Serie, bis sie um 1975 von den Marvels abgelöst wurde. Sie war auch wirklich kindgerecht, muß ich aus heutiger Sicht sagen. In der vorliegenden Ausgabe, die meine erste gewesen sein könnte (ich habe sie vor ein paar Jahren auf einer Comicmesse nachgekauft), nehmen Tierschilderungen breiten Raum ein: Falken, die sich um ihren Nachwuchs kümmern, Streifenhörnchen, Kaninchen, Fuchs, Luchs, Uhu und natürlich die titelgebende Colliehündin tummeln sich in der Geschichte. Alles ganz allerliebst, auch wenn die Tiere aufeinander Jagd machen. Aber ihnen fehlt doch die abgefeimte Heimtücke des Trappers Burt Owens, der an die heiligen Falken herankommen möchte, ausgestopfte Totemtiere, deren Aufbewahrungsort nur der Mestize Klamath (eine Art letzter Mohikaner) kennt. Owens kidnappt Klamaths Falken und zwingt ihn damit, ihm das Versteck zu zeigen. Im Showdown fällt der Trapper dann aber ungeschickterweise in sein eigenes Messer. Der Falke kann sich selbst befreien. Also auch eine ganz schlicht gestrickte Story, die aber immerhin echte dramatische Momente hat. Mir fiel beim Wiederlesen auf, daß Andy Cayoon, Besitzer des Collies Bessy und somit beinahe Hauptfigur der Serie, ähnlich wie Tintin oder wie der Spirit die Geschichte nur am Rande begleitet. Wie Tintin ist auch er quasi charakterlos, ein Mann ohne Woher und Wohin, ohne Biografie, ein Mann ohne Eigenschaften. Man kann viel in ihn hineinprojizieren. Was mich vor fast 30 Jahren letztlich an „Bessy“ fasziniert hat, erschließt sich mir heute leider nicht mehr. Ich erinnere mich nur noch daran, daß ich mich jahrelang gewundert habe, warum Andy auf den Covers von Klaus Dill eine Bluejeans, im Heft dagegen immer eine etwas glänzende, schwarze Hose (Lederhose?) trägt.
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Alt 17.09.2009, 02:02   #5  
FrankDrake
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Klasse, mehr davon
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Alt 17.09.2009, 07:18   #6  
Overstreet
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Toll, aber wie sieht´s mit Absätzen aus?
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Alt 17.09.2009, 08:31   #7  
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Zugegeben, das Vorwort ist ein ganz schöner Textblock, aber die Texte über die einzelnen Comics sind doch ohne Absätze lesbar, oder? Ich will mich eigentlich bequemerweise auf Copy & Paste beschränken.

Aber danke schon mal für das Lob. Ich hänge jetzt noch ein paar Texte an, werde aber heute morgen wohl mit den ersten "frühen Jahren" noch nicht fertig.
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Alt 17.09.2009, 08:34   #8  
Peter L. Opmann
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Berühmte Geschichten # 22. Klaus Störtebeker, 1. Teil. Bastei Verlag, Bergisch-Gladbach (ca. 1972). 1 Mark

Auch ein Comicheft, das mir irgendwann mal meine Eltern gekauft haben. Die näheren Umstände habe ich vergessen. Aber die Piratengeschichte hat mich auf jeden Fall ziemlich beeindruckt. Schon ein Vorgeschmack auf die Superhelden: Störtebeker knallt den geleerten Becher so brutal auf den Tisch, daß er zerquetscht wird (daher sein Name). Piratenhauptmann Gödecke Michel bleibt der Mund offen stehen: „So was hab’ ich noch nicht gesehen!“ Er testet darauf noch Störtebekers Fechtkünste, und dann bekommt der ehemalige Gefangene der Dänen sein eigenes Kommando. Im folgenden räumen die Seeräuber mehrmals unter rüstungtragenden Marinesoldaten auf und kapern etliche Schiffe. Die Geschichte hat ansonsten keinen besonderen Spannungsbogen, ist auch nur der erste Teil eines Zweiteilers. Mir hat sich dennoch die Einführung des Helden eingeprägt, und ich habe mir immer wieder mal gern die detailliert gezeichneten Segelschiffe angeschaut (ansonsten sind die Zeichnungen, vermutlich aus einem spanischen Studio, nichts besonderes). Beschäftigt haben mich die Rüstungen der Dänen. Aber deshalb, weil die Soldaten im Kampf gegen die Vitalienbrüder immer den Kürzeren ziehen: Sie stürzen Treppen hinunter, gehen über die Reling oder werden einfach k.o. geschlagen (explizitere Gewalt kommt nicht vor). Klar, dachte ich, ihre Rüstungen behindern sie ungemein. Ein wenig zog ich auch in Erwägung, daß Helm und Brustpanzer den Träger vielleicht im Kampf schützen sollen. Aber andererseits hatten die Soldaten bloße Arme und die Beine nur in Stoffhosen. Jedenfalls, solange ich das Heft immer mal wieder hervorgezogen habe, blieb es mir ein Rätsel, wozu die Rüstungen eigentlich gut sind. Noch ein Rätsel bot sich mir auf dem Backcover, auf dem das nächste Heft angekündigt wurde: „Klaus Störtebeker, 2. Teil: Die Rache der Verdammten“. Da sah ich acht Piraten, die eine Seilwinde drehen. Daß das eine Seilwinde ist, wußte ich damals noch nicht. Mir war schleierhaft, was diese Männer da machen. Aber Rätsel stören einen kleinen Jungen ja nicht, sie regen höchstens seine Fantasie an.
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Alt 17.09.2009, 08:37   #9  
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Robin Hood # 4. Bastei Verlag, Bergisch-Gladbach (1973). 1 Mark

Ich kann mich noch erinnern, daß mein Vater mir dieses Heft mal mitgebracht hat. Mein Vater hat sich nie auch nur annähernd im Comic-Angebot ausgekannt. Doch er wußte, daß eine Jugendausgabe von „Robin Hood“ aus dem Tosa Verlag das erste Buch gewesen war, das ich besaß und das ich gelesen habe. Das war noch bevor ich in die Schule kam; meine Oma hatte mir das Lesen beigebracht. Das Buch war übrigens auch eindrucksvoll illustriert, fand ich damals und finde ich noch heute, von einer gewissen Gertrud Purtscher-Kallab. Es waren locker skizzierte, dynamische Tuschezeichnungen mit kräftigen schwarzen Strichen. Meine Lieblingsepisode war Robins Begegnung mit „Guy von Gisburn“. Der Unhold wird wie folgt beschrieben: „Die Kleider des Fremden, seine Hose und sein Wams, waren aus haarigem Pferdefell; eine haarige Kapuze, an der Ohren aus Fell hochstanden, verbargen sein Gesicht und seinen Kopf. Er sah fürchterlich und furchterregend aus und war mit Köcher und Bogen, Schwert und Dolch bewaffnet.“ Gertrud Purtscher-Kallab hat die Begegnung entsprechend packend visualisiert. Robin verschweigt Guy listig seine wahre Identität und überrascht ihn dann im Zweikampf. Das Ende der Ballade ging damals fast über mein Fassungsvermögen: Robin wird von seiner Schwester, einer Nonne, zur Ader gelassen. Aber sie läßt ihm absichtlich zu viel Blut ab, so daß der Unbesiegbare elend zugrundegeht. Um auf das Comicheft zurückzukommen: das war nur ein fader Abklatsch solcher Dramen. Die französische Serie (Editions de Vaillant) sollte den Rächer der Enterbten burlesk-ironisch verkaufen. Guy de Gisborne, der gleich zu Beginn des Hefts auftritt, ist hier eine Art debiler Falstaff (er schlüpft nämlich in die Rolle des Sheriffs von Nottingham), und Robin Hood treibt munter seine Späße mit ihm. Man kann es Franzosen wohl nicht verdenken, daß sie die dramatischen Aspekte des britischen Helden nicht herausarbeiten können. Aber obwohl ich damals von Frankreich und Großbritannien noch nicht viel Ahnung hatte, hatte ich doch ein feines Gespür dafür, was der Geschichte fehlte. Außerdem merkte ich auch schon damals, daß das Heft recht lieblos coloriert war (im Original wohl schwarz-weiß). Ganz nett fand ich die in der Heftmitte laufende, mit Zweitfarbe Rot gedruckte Nebenserie „Fanfan der Husar“, ohne zu ahnen, daß hier Gerard Philipe vercomixt wurde. Fanfan wird unschuldig eines Diebstahls bezichtigt, entkommt mit akrobatischem Geschick den Häschern und beweist seine Unschuld. Wie er da über die Dächer turnt - ist das nicht eine frühe Vorahnung von Spider-Man?
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Alt 17.09.2009, 08:39   #10  
Peter L. Opmann
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Der schwarze Korsar # 2. Condor Verlag, Frankfurt (1973). 1 Mark

Diese Serie blieb nicht nur für mich Episode; Condor stellte sie nach nur drei Ausgaben ein. Der Verlag versuchte damals, mit anspruchsvollen spanischen Comics (eine weitere Serie war „Ringo“ vom gleichen Zeichner) im Comicmarkt einen Fuß auf den Boden zu bekommen, hatte aber nur mit TV-Comics Erfolg. „Der schwarze Korsar“ ist ein virtuos gestaltetes Genrestück mit vielen farbigen Charakteren (insbesondere auf der Seite der Bösewichter: der moralisch degenerierte Lord Benburry, der fette Sklavenhändler Hassan, der unheimliche Magier Nemur und eine amazonenhafte Piratenlady). Der Korsar befreit in diesem Heft Lord Benburrys Bruder, der in Hassans Verliesen schmachtet. Zuvor setzt ihm insbesondere der Magier Nemur mit Halluzinationen von Monstern schwer zu. Besonders eindrucksvoll taucht ein Dschinn-artiger Riese aus dem Meer auf und hebt ein Schiff wie ein Spielzeug hoch. Der schwarze Korsar trotzt allerdings mit Willenskraft den bedrohlichen Gaukeleien. Der Weg zum Gefangenen führt ihn außerdem zu einer verborgenen Inselfestung, durch unterirdische Geheimgänge und vermauerte Tore. Die Story wechselt immer wieder zwischen Komik und Dramatik, wobei Komik vor allem aus den Schwächen der eigenwilligen Charaktere entsteht. Die Grafik ist für das Heftformat ziemlich detailliert und gekonnt. Der Zeichner beherrscht vor allem auch Gesichter und Mienenspiel. Ich bin aber nicht sicher, ob ich damals als Achtjähriger nicht doch die biederen Abenteuer von „Bessy“ vorgezogen hätte, wenn ich am Kiosk entschieden hätte. „Der schwarze Korsar“ war etwas für ältere Leser, und die hatten schon „Primo“ und „Zack“.
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Alt 17.09.2009, 08:43   #11  
Peter L. Opmann
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Die Fantastischen Vier # 26. Es begann auf der Yancy Straße. Klaus Recht Verlag, Hamburg (1974). 1,40 Mark

Die Marvels sind ein Kapitel für sich. Die Williams-Comics haben meine Kauf- und Lesegewohnheiten beherrscht, so lange es sie gab. Die Marvels unterschieden sich schon vom Äußeren her von anderen Comics: das nicht glänzende Papier, das Handlettering, die lila Manschette am linken Rand des Covers, die Hervorhebung der Autoren und Zeichner („Wally Wood schrieb Teil eins dieses Machwerks - umsonst natürlich! Der alte Stan muß nun sehen, daß er aus diesen Fragmenten noch was Vernünftiges macht“), die dummdreisten Werbesprüche („Wieder einmal beginnen wir eines der umwerfendsten aller Abenteuer!“). Dieses Heft der „Fantastischen Vier“ war nicht der erste Williams-Band, den ich gelesen habe, aber er fällt auf jeden Fall in die ganz frühe Phase. Gekauft habe ich mir die Hefte damals im A & O-Laden in meinem Dorf. Frau Klüh, die den Laden führte, hatte sicher nicht alle neun Hefte eines Monats, aber doch sehr viel mehr, als ich mir leisten konnte. Also kaufte ich mir mal eine „Thor“-Ausgabe, mal „Rächer“, mal „Hulk“.

Aus der Marvel-Lektüre stach freilich dieser Band der „Fantastischen Vier“ heraus. Ich wußte noch nicht allzu viel über Superhelden, hatte aber gleich das Gefühl, daß diese Truppe irgendwie anders war. Hier wurden die Erwartungen immer wieder düpiert: Zunächst mal war kein Superschurke zu sehen; die FV ärgern sich vielmehr mit den Proleten aus dem heruntergekommenen Viertel der Yancy Street herum, die mit Müll um sich werfen, der Fackel eine kalte Dusche verpassen oder Niespulver versprühen. Dann treten endlich der Geist und seine Superaffen auf, der erste verrückte Wissenschaftler, den ich in den Comics kennengelernt habe. Er versucht nicht, seine Gegner mit Hilfe irgendwelcher Superkräfte zu liquidieren, sondern besiegt sie mit List: er lockt sie in sein Raumschiff und setzt sie dann auf dem Mars aus. Die FV müssen erst mal wie ein moderner Robinson sehen, wie sie da überleben können - es gelingt ihnen dank Sue Storms Kraftfeld, in dem sie etwas Atemluft bewahren (später turnen sie zwar ohne jeglichen Atemschutz auf dem Planeten herum, aber daran habe ich mich nicht gestört). Die FV schlagen sich zum Stützpunkt des Beobachters durch, eines Außerirdischen, dessen Existenz jegliches menschliche Vorstellungsvermögen übersteigt, dessen Lebenszweck aber schlicht darin besteht, das Geschehen im Universum zu registrieren. Vom Geist ist da eine ganze Weile nichts zu sehen. Die hochkomplizierten Apparate des Beobachters benutzt Reed Richards dann zum finalen Duell. Der Geist wird in ein Paralleluniversum geschubst und damit unschädlich gemacht. Was für eine Entwicklung nach dem unheroischen Auftakt in der versifften Yancy Street! Die Abfolge immer neuer unwahrscheinlicher Situationen erinnert an die Science Fiction von A. E. van Vogt. SF habe ich damals auch schon gelesen. Einem utopischen Roman hatten die FV freilich das Soup-Element voraus: Ben Grimms unglückliche Romanze mit Alicia zum Beispiel. Da hätte ich eigentlich am Ball bleiben müssen. Meine begrenzten finanziellen Mittel waren jedoch dafür verantwortlich, daß der nächste FV-Band, den ich mir kaufte, die Nummer 43 war.
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Alt 17.09.2009, 08:45   #12  
Peter L. Opmann
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Horror # 55. Williams Verlag Hamburg (ca. 1977). 1,50 Mark

Der Erwerb dieses Hefts war für mich ein Einschnitt. Inzwischen besuchte ich die weiterführende Schule in der Stadt und kaufte mir Comics regelmäßig selbst. Ich weiß noch, daß ich diese Serie ausprobieren wollte und die Ausgabe auf dem Weg zur Orgelstunde gekauft habe. Während ich darauf wartete, daß ich drankam, habe ich heimlich ein bißchen darin gelesen. Ich fühlte mich fast so, als ob ich gerade den „Playboy“ erstanden hätte. Immerhin handelte gleich die erste Geschichte von Ehebruch. Carl erblickt in einem Spiegel seine Traumfrau und benutzt diese Tür in eine Parallelwelt, um sie zu treffen. Seine häßliche Gattin hat Verständnis, aber sie zerstört nach seinem Abschied den Spiegel. Die Traumfrau enthüllt Carl darauf, daß sie ihn nur deshalb in ihre Welt gelockt hat, um daraus entkommen zu können, und daß sie in Wirklichkeit eine superhäßliche Hexe ist. Ein Schock für mich und wohl die erste erotische Comicgeschichte, die ich je gelesen habe. Nach der Lektüre hatte ich mit dem Vorspielen meiner Etüden einige Schwierigkeiten. Die zwei anderen Horrorstories hatten es aber auch in sich: Ein Rockstar paktiert mit dem Teufel. Er verleiht ihm die Fähigkeit zu schweben, was seine Bühnenacts aufwertet. Aber dann schwebt er davon und stirbt jämmerlich in der Stratosphäre. Und eine Baroness findet einfach keinen Lover, weil sie ein Vampir ist und die Kavaliere aussaugt, bevor sie sie küssen kann. Nur bei Graf Ivor scheint es anders zu sein. Bis sich herausstellt, daß er ein Werwolf ist und sich schneller verwandelt, als sie zuschnappen kann. In diesem Heft siegte nirgendwo das Gute, vielmehr wurden die Pläne der Protagonisten immer auf perfide Weise durchkreuzt. Parallelwelten, Werwölfe und Kontrakte mit dem Teufel haben mich nicht unbedingt in Schrecken versetzt, aber die negative Weltsicht hat sich mir schon mitgeteilt, und so stellte dieses unscheinbare Comicheft mir plötzlich tiefere Lebensfragen. Aber „Horror“ war auch einfach gut gezeichnet. Da waren Leute wie Alfredo Alcala, Alex Nino, Rubeny oder Jerry Grandenetti am Werk. Und das lernte ich allmählich immer mehr schätzen.
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Alt 17.09.2009, 12:56   #13  
Peter L. Opmann
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MAD-Taschenbuch # 19. MADs großes Müllbuch. Williams Verlag Hamburg (ca. 1977). 3,80 Mark

Wahrscheinlich war dieses Taschenbuch das erste, was ich von MAD gesehen habe. Die Magazine habe ich dann etwa ab Band 130 ziemlich regelmäßig gelesen. Das „Müllbuch“ bot jedoch gleich zu Beginn einen hervorragenden Überblick über die Welt von MAD, beginnend mit dem Titel, der alle Werberegeln auf den Kopf stellt und damit entlarvt. Jeder andere Verlag hätte die Anthologie vermutlich „Erlesene Kostbarkeiten“ oder so ähnlich betitelt. Alle damals wichtigen MAD-Künstler sind in dem Buch versammelt. Am komischsten fand ich einen Beitrag, der kaum als Comic angesehen werden kann: der von George Woodbridge illustrierte Ratgeber „So wird man unfit“. Hier bekommt ein Außenseiter, der sich nichts aus Sport macht, kräftige Schützenhilfe. Eigentlich zielt die Ironie darauf ab, hemmungslose Faulheit zu kritisieren. Aber man kann den Beitrag auch als Absage an die Grundsätze der Leistungsgesellschaft lesen, und das gefiel mir. So beinhaltete MAD teilweise auch die Botschaft: Du bist anders als die anderen - was soll’s? Deshalb bin ich auch der verachteten Trivialkultur treu geblieben. Ein anderes Erlebnis hatte ich noch mit diesem MAD-Taschenbuch. Jack Davis parodiert unter dem Titel „Das aktuelle Sport-Studio“ ein Interview mit einem Fußball-Funktionär. Ich habe zu dieser Zeit häufig Comics abgezeichnet, so auch diese Geschichte. Im Schulbus habe ich mein Werk einem Freund gezeigt, der tatsächlich fand, daß ich einen Sport-Studio-Moderator gut getroffen hätte. Daß der Comic gar nicht von mir stammte, habe ich natürlich für mich behalten, aber daß Jack Davis garantiert nie eine deutsche Sport-Sendung gesehen hat, das hätte mich selber überrascht.
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Alt 17.09.2009, 12:59   #14  
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Der Spirit von Will Eisner. Nelson Verlag Hamburg (1977). 4,50 Mark

Ich war mit meinen Eltern im Urlaub in Sankt Engelmar im Bayerischen Wald. Gegenüber dem Hotel stand ein Kiosk, und ich war entschlossen, mir hier einen Comic zu kaufen, und zwar nicht nur ein Heftchen. Im Schaufenster hingen zwei Alben, die mich interessierten: „Superman gegen Super-Spider“ und „Der Spirit“. Klar war, beide Alben zugleich konnte ich mir nicht leisten. Meine Ferien waren also durch einige Grübelei belastet, welchen Band ich nehmen sollte. Lange neigte ich dem Super-Fight zu, aber ich sah, daß der Band bei Ehapa erschien, und da fürchtete ich, daß der Stählerne das Duell womöglich gewinnen oder Spidey die Schau stehlen würde. Vom Spirit hatte ich noch nie etwas gehört, aber die Coverzeichnung mit dem maskierten Protagonisten, der mich durchdringend ansieht, und dem Gangster, der zum Geldkoffer greift und zugleich einen Bullen umlegt, während sich dazu eine Femme fatale in Pose wirft (kein Original-Eisner), sprach mich an. „Superman gegen Spider-Man“ habe ich mir erst kürzlich als Dino-Nachdruck endgültig zugelegt, aber ich merkte damals gleich, daß ich mit dem Spirit die richtige Wahl getroffen hatte. Diese unglaublichen Blicke über die Stadt und in Straßenschluchten. Die randvollen Mülleimer und schmutzigen Hausecken. Das trübe Licht der Straßenlaternen, der Dunst, der aus Gullys aufsteigt. Die Kunst von Will Eisner wurde zu meinem ersten sinnlichen Comicerlebnis. In dem Band waren zudem, würde ich heute sagen, einige der besten Spirit-Stories versammelt, in denen mit den Ausdrucksmitteln des Mediums gespielt wurde: Der Zweikampf im Dunkeln, das Übereinanderschneiden von Schreibmaschinenaufzeichnungen des Killers und der Suche des Spirit nach ihm oder das Nebeneinander von Alltagsverrichtungen der Normalmenschen und dem Delirium des Gangsterjägers draußen vor dem Fenster. Die übrigen Geschichten sind immerhin raffiniert erzählt. Dies war aber der erste Band, bei dem es mir nicht mehr nur um eine gute Geschichte ging, sondern mir deren Form und die weit überdurchschnittliche Grafik auffielen. Der Nelson Verlag und sein Redakteur Hans-Heinrich Ziemann (der mir sonst nicht mehr weiter begegnet ist) stießen mich aber auch mit einigen sorgfältig geschriebenen oder zumindest ausgewählten Artikeln zwischen den Comics („Warum der Spirit so gut ist“) mit der Nase darauf.
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Alt 17.09.2009, 13:03   #15  
Peter L. Opmann
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Arbeitstexte für den Unterricht: Comics. Verlag Philipp Reclam jun. Stuttgart (1977)

Etwa in der sechsten oder siebten Klasse waren Comics Thema im Deutschunterricht. Mein Deutschlehrer war dem Medium gegenüber recht aufgeschlossen (also kein traumatisches Erlebnis für mich), aber mit meiner Begeisterung für Comics stand ich doch ziemlich allein da. Ich weiß noch, daß ich Comicseiten an die Wand projizieren durfte und aus allen Wolken fiel, als die Klasse und der Lehrer sich darin einig waren, daß Thor nicht gerade eine positive Figur sei: Das komische Kostüm, das grobe, breite Gesicht, die zottelige Blondmähne - das wirkte auf sie eher abstoßend. Die Deutschstunden führten dazu, daß ich mich erstmals nach Sekundärliteratur umsah. Ich stieß auf Fuchs/Reitbergers "Comic-Handbuch", auf einen für mich damals ungenießbaren Essayband von dtv "Vom Geist der Superhelden-Comicstrips", der aber schöne farbige Popart-Comics enthielt, und auf das Bändchen von Reclam. Auch in diesem Buch waren sehr interessante Comicbeispiele abgedruckt, von denen mir manche völlig fremd waren. Der erste Block bietet einen kühnen Querschnitt durch die etablierte Comicgeschichte: Wilhelm Busch - Rudolph Dirks - E. O. Plauen - Donald Duck - Peanuts - Pogo - Blondie - Asterix (aber für mich natürlich nichts Neues). Dann folgen drei Abenteuer-Comics im Vergleich: Tarzan - Superman - Thor. Und dann wurde es für mich mysteriös: "Phoebe Zeitgeist" - eine nackte Frau wird gefesselt von einem Helikopter durch die Luft gezerrt (die Zusammenhänge waren für mich nicht zu erfassen, aber jedenfalls war das Ganze ziemlich realistisch gezeichnet); "Nuß-Kopf" von R. Grubb (ich hatte keine Ahnung, daß Comic und Name auf Robert Crumb anspielen); "Super-Charlie" (Karl Marx haut die BRD-Staatsmacht platt); und satirische Comics von Chlodwig Poth und Kurt Halbritter. Letzterer hieß "Das Mädchen und die Weißmacherin" und machte sich über Waschmittelwerbung lustig ("wäscht jetzt noch weißer"). Ich fand das nicht besonders witzig, aber eine Frau, die sich in diesem Comic auszieht (um dann ihre Wäsche in die Waschmaschine zu stopfen), fesselte mich. Halbritter gab ihr ein eher dümmliches Gesicht und einen eher dürren Körper, und trotzdem wirkte sie erotisch. Vielleicht liegt hierin der Unterschied zwischen einer Comicfigur und einer guten Karikatur - Halbritter ist ein vorzüglicher Karikaturist, der sich hier einmal in den Comicbereich verirrt hat.
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Alt 17.09.2009, 18:36   #16  
Peter L. Opmann
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Die Bibel im Bild # 12 bis 15. Deutsche Bibelstiftung Stuttgart / von Cansteinsche Bibelanstalt (1978)

In der Zeitung hatte ich von einem Jesus-Comic gelesen, in dem er als Lausbub gezeigt wird („Sie nennen ihn auch crazy boy.“). Der biblische Stoff als Comic - das allein fand ich schon spannend, und dann so respektlos umgesetzt. Auf der abgebildeten Seite bietet ein Bauchladenverkäufer „Roma Cola eisgekühlt“ an, und ein anderer „Neue Comics! Asterix bei den Philistern! Nessi im Toten Meer! King Kong auf dem Ölberg!“ Den Comic habe ich mir zu Weihnachten gewünscht. Wie so häufig lag unterm Weihnachtsbaum nicht das, was ich mir gewünscht hatte. „Die Bibel im Bild“ war vermutlich „Jeschis“ Vorgänger - das Alte Testament in elf Bänden mit je etwa 60 Seiten plus zwei Bände für die vier Evangelien sowie zwei für Apostelgeschichte und Ausschnitte aus einigen Apostelbriefen. Ich hatte nun die letzten vier Bände. Naja, das war besser als nichts. Und sie haben mich wirklich gepackt. Wenn man gewohnt ist, in der Kirche nur isolierte Textausschnitte zu hören, deren Sinn deshalb oft dunkel bleibt, dann ist es allein schon ein Erlebnis, einmal die ganze Geschichte von Jesus Christus und der Urgemeinde im Zusammenhang mitzubekommen. Und wenn man ein im wesentlichen von Barockmalern vermitteltes Bild vom biblischen Geschehen hat, ist es auch eine ganz neue Erfahrung, die Geschichte in ihrer antiken Kulisse zu sehen. Der namenlose Zeichner ergeht sich zwar nicht gerade in Details, gibt sich aber schon Mühe, Häuser, Landschaften, Gewänder, Arbeiten und Bräuche so wiederzugeben, wie sie mutmaßlich zur Zeit Jesu ausgesehen haben, und das teilt sich dem Leser auch unmittelbar mit. „Die Bibel im Bild“ hat einen tiefen Eindruck auf mich gemacht. Die eigentliche Botschaft hat mich aber nicht erreicht. Erst mehr als zehn Jahre später habe ich begonnen, mich intensiver mit der Bibel auseinanderzusetzen und zu verstehen, was sie auch einem Menschen von heute zu sagen hat: daß jeder eine persönliche Beziehung zu Gott haben kann. Das konnte der Bibelcomic nicht leisten, denn nachdem ich ihn jetzt wiedergelesen habe, muß ich sagen, daß er den biblischen Text stark vereinfacht, wenn auch nicht verfälscht. Zum Beispiel die Begegnung Jesu mit dem Schriftgelehrten Nikodemus, eine wichtige Stelle (Johannesevangelium, Kapitel 3), die den lebendigen Glauben erläutert. Jesus sagt: „Du mußt von neuem geboren werden, um in das Reich Gottes zu kommen.“ Nikodemus ratlos: „Wie soll das zugehen? Meine Mutter kann mich doch nicht noch einmal zur Welt bringen.“ Jesus erklärt ihm, was er damit meint. Im Original ist das ein langer Dialog, der mit Jesu Worten endet: „Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, daß er die Welt richte, sondern daß die Welt durch ihn gerettet werde. Wer an ihn glaubt, der wird nicht gerichtet; wer aber nicht glaubt, der ist schon gerichtet.“ Im Comic wird das Gespräch mit Nikodemus in drei Panels abgehandelt - das kann die Lektüre der Bibel nicht ersetzen.
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Alt 17.09.2009, 18:38   #17  
Peter L. Opmann
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Howard the Duck # 5. Marvel Comics Group New York (1980)

Ein Onkel von mir machte eine Reise nach USA. Ich erkannte sofort die Chance, an US-Superheldencomics ranzukommen, und schrieb ihm eine lange Wunschliste von Marvel-Comics, die er mir mitbringen sollte. Auf der Liste standen nicht nur die Titel, die ich in deutscher Fassung kannte, sondern auch solche, die der Williams-Verlag hin und wieder auf redaktionellen Seiten vorgestellt hatte. Kosten spielten keine Rolle! Mein Onkel brachte mir schließlich nur fünf oder sechs Hefte mit, die brauchte ich aber auch nicht zu bezahlen. Er erzählte mir, es sei gar nicht so einfach gewesen, Comics zu finden (ich weiß nicht mehr, welche Teile der USA er bereist hat). Nachdem er sich mehrmals vergeblich in Kiosken umgesehen habe, sei er in einen Laden gera¬ten, der ganz auf Comics spezialisiert gewesen sei. Meterweise Regale ausschließlich mit bunten Heftchen! Da sei er mit meinem Zettel hilflos davor-gestanden und habe schließlich den Verkäufer bitten müssen, ihm beim Suchen zu helfen. Auf meiner Liste stand unter anderem "Howard the Duck", ein Heft, das die Williams-Redaktion als ein ganz ungewöhnliches Projekt vorgestellt hatte. Zu diesem Zeitpunkt war allerdings die Heftserie bereits eingestellt und durch ein schwarz-weißes, eher an Erwachsene gerichtetes Magazin ersetzt worden. Die Satiren von Bill Mantlo, umgesetzt von einem meiner Lieblingszeichner, Gene Colan, und von dem mir bis dato unbekannten Michael Golden, waren auf einem viel höheren Niveau, als ich das von den Heften gewöhnt war. Goldens Dracula-Parodie war hervorragend gezeichnet: Sein klarer, aber sehr detailreicher und eleganter Zeichenstil sprach mich sofort an. Mit der anderen Geschichte namens "Captain Americana" bin ich etwas später noch groß herausgekommen. Am Ende des Englisch-Kurses durften wir eigene englische Lektüre mitbringen und vorstellen. Mein Englischlehrer war zuerst äußerst skeptisch, als ich ein Comicheft anschleppte. Aber die Geschichte der super-amerikanischen Familie, in deren typischer Vorortvilla ein Porträt von Joseph McCarthy hängt und die schnell den Fehler einsieht, einen Ausländer wie Howard als Babysitter engagiert zu haben, fand er dann zu seiner Überraschung ganz schön anspruchsvoll. Im Unterricht seien wohl gar nicht alle Feinheiten vermittelbar, meinte er, und ich platzte fast vor Stolz.
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Alt 17.09.2009, 18:42   #18  
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Deathlok the Demolisher # 32. Slaughter in the Subway. Marvel Comics Group New York (1975)

Einmal hat sich für mich ein klassischer Sammlertraum erfüllt. Ich sehe mich übrigens nicht als Comicsammler. Dafür habe ich die Hefte viel zu gern gelesen, und viele Comics in meiner Sammlung weisen entsprechende Gebrauchsspuren auf. Ich ärgere mich nicht darüber, höchstens über solche Spuren, die ich sehr früh hinterlassen habe: Name mit Kuli quer übers Cover gekrakelt, ausgeschnittene Gutscheine, durchgepauste Panels, ungeschickt reparierte Hefte. Die unvermeidbaren, wenn man ein Heft - mehrmals - liest, verzeihe ich mir. Obwohl ich also kein Sammler bin, hat sich damals mein Puls wohl schon etwas beschleunigt, als ich auf einem Flohmarkt auf dem Fuldaer Borgiasplatz auf einen Pappkarton voll US-Comics stieß - pro Heft 10 Pfennig. Der Typ, dem der Karton gehörte, hat sicher nicht schlecht gestaunt, daß ich nach kurzem Nachdenken beschloß, ihm den ganzen Stapel abzukaufen. Viel mehr als 10 Mark dürfte mich das nicht gekostet haben. Eine solche Gelegenheit hat sich auch tatsächlich für mich nie wieder ergeben. In Fulda war damals eine US-Garnison, und von dort hat der Karton wohl gestammt, wenn auch der Verkäufer, wenn ich mich recht erinnere, Deutscher war. Eine andere Chance, an amerikanische Comics heranzukommen, gab es in Fulda nicht. Erst viel später habe ich entdeckt, daß am Bahnhofskiosk unter der Auslandspresse zumindest die "X-Men" vertreten waren. Aber für diese Serie habe ich mich nie sonderlich interessiert. Jetzt hatte ich mit einem Schlag einen breiten US-Querschnitt: Zwei Drittel der Hefte waren Marvels, ein Viertel DC-Ausgaben, der Rest kam von Charlton, Goldkey und anderen Verlagen. Etwas enttäuschend zwar, daß die meisten Bände Western ("Rawhide Kid", "Two-Gun-Kid", "Jonah Hex") und Kriegscomics waren ("Sgt. Rock", "Sgt. Fury and his howling Commandos", "The Losers", "Weird War Tales"). Aber andererseits waren Dollar-Comics und andere Sonderausgaben darunter. Heute finde ich auch interessant, wie viele Hefte Nachdrucke aus den 60er Jahren enthalten, also sozusagen Neuauflagen sind. Damals sah ich erstmals, wie US-Comics überhaupt aussehen - durchsetzt von vielen Anzeigenseiten ("continued after next page") und vielen Anzeigen, in denen die Kids als Nachwuchsvertreter angeworben werden ("you can be a happy, prosperous salesman"). Und dann der Gegensatz von Glanzumschlag und stark holzigem Papier im Inneren, auf dem die Farben deprimierend stumpf wirken. Die "Astonishing Tales"-Ausgabe Deathlok (Autor und Zeichner Rich Buckler) war das ungewöhnlichste Heft der Sammlung: eine Mischung aus Science Fiction und Horror (der Protagonist ist ein Cyborg, sein Äußeres weit abstoßender als der Terminator), hartem Gangsterstoff (Banden tragen einen brutalen Kampf um einen Geldkoffer aus, in dem sich aber, wie sich am Ende herausstellt, nur Blüten befinden) und Superheldengenre. Gewalt ist hier blutiger und dominierender als in den Comics, die ich vorher kannte. Aber zu dem Zeitpunkt, als das Heft in den USA erschien, hatten schon Filme wie "Point Blank" oder "Bullitt" Standards gesetzt.

Geändert von Peter L. Opmann (17.09.2009 um 22:27 Uhr)
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Alt 17.09.2009, 18:45   #19  
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Schwermetall # 1 bis 4. Volksverlag, Linden (Februar bis Mai 1980). 5 Mark

Ein Samstag im April 1980. Ich war Redaktionsmitglied einer Schülerzeitung namens "Notausgabe"; die war Anfang 1978 zur Zeit eines großen Druckerstreiks gegründet worden und brachte es bis 1984 immerhin auf 25 Ausgaben. Für die Schlußredaktion trafen wir uns immer bei einem Redakteur zuhause. Bei diesen Treffen wurden immer noch hektisch Artikel fertig geschrieben, illustriert, zusammenge-klebt, aber es gab nicht für jeden die ganze Zeit über etwas zu tun. So nahm der Gastgeber, feinsinnig und hochgebildet, aber auch ein großer Anhänger der Trivialkultur, mich dezent beiseite, um mir eine Neuerwerbung zu zeigen: drei Ausgaben des Magazins "Schwermetall". Auf dem Titel der ersten Ausgabe brüllte auf einem Felsen hockend ein pavianartiges Monster in die Sternennacht. Innen flatterte Arzach auf seinem seltsamen Flugtier um ein archaisch wirkendes Turmbauwerk herum, befand sich ein Raumschiff in den Klauen einer ameisenbärartigen Kreatur des Alls, diskutierte der Tod in einer tristen Schneelandschaft mit einem bärtigen Hippie, starb ein gescheiterter Killer der Zukunft unter den Düsen eines startenden Raumschiffs, liebte eine orientalische Prinzessin zwei Reisende im Schatten eines schlafenden Dschinns, begann Major Gruber die luftdichte Garage zu erkunden. Daß die hier vorgestellten Comics etwas ganz Besonderes waren, ließ sich auch an der gediegenen Aufmachung und sorgfältigen Grafik des Magazins ablesen. Gleich am Montag stürzte ich in den Bahnhofskiosk, stellte aber zu meinem Entsetzen fest, daß inzwischen schon "Schwermetall" # 4 erschienen und die ersten drei Hefte nicht mehr greifbar waren. Später habe ich mir die dann zumindest in einem Sammelband zulegen können. Erst um Nummer 70 herum, als schon längst nicht mehr Raymond Martin die Geschicke von "Schwermetall" lenkte, habe ich das Interesse allmählich verloren. Besseres als die zuerst präsentierten Arbeiten von Moebius, Druillet, Corben oder Jones würde wohl nicht mehr kommen. "U-Comix", "Pilot", "Vampirella", "Hinz & Kunz" und sogar "Witzbold" habe ich selbstredend auch gelesen. Aber "Schwermetall" wurde für lange Zeit zum Synonym für die Möglichkeiten der Comics. Lediglich die härteren amerikanischen Underground-Sachen, die wie die Beat-Literatur zur harten Wirklichkeit zurückkehrten, hatte ich bis dahin noch nicht kennengelernt. Wenn ich selbst Comics zeichnete, dann war "Schwermetall" seit 1980 Ideengeber und Meßlatte.
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Alt 17.09.2009, 18:49   #20  
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Comic Labor. Selbstverlag (1981)

Eines Tages ging mir ein Album mit dem Titel "Comic Labor" zu. Auf der ersten Innenseite stand eine Botschaft des Comic Labors an mich: "Wir vom Labor haben von Deinen Ambitionen als Zeichner gehört! Vielleicht hättest Du Bock, bei uns mitzumachen? Wenn Du Lust hast, kannst Du heute abend mal zu einer Session kommen. Zeichnungen unbedingt mitbringen. Kollegiale Grüße von Robius." Klar hatte ich Bock. Ehrlich gesagt schlug mir das Herz bis zum Hals, denn daß Leute wie du und ich ein eigenes Comicmagazin herausgaben, das begegnete mir hier zum ersten Mal. PLOP lernte ich erst etwas später kennen. Dies war mein erster Schritt vom Comicleser in die Comicszene. Aber wie sollte ich als 16jähriger Fahrradfahrer abends nach Neuhof kommen, etwa 20 Kilometer von meinem Heimatort entfernt? Und so stand ich am Abend am Dorfrand bei einem großen Steinkreuz mit Christusfigur, wo Bilder-Micky, der sich damals noch Michaelis nannte, mich dann mit seinem klapprigen Kadett zum Comic Labor-Treffen abholte. Die anderen Mitglieder waren Rochus "Robi" Hahn und Mille Möller, alle etwa fünf Jahre älter als ich. Vielleicht war auch noch Robis jüngerer Bruder Kastor dabei. So wie er habe auch ich es nie zum ordentlichen Mitglied gebracht.

Das Treffen, das nicht gerade von disziplinierter Arbeitsatmosphäre geprägt war, ging ziemlich an mir vorbei. Ich wußte nicht so recht, was die Laboristen von mir erwarteten, und die wußten wohl nicht, was sie von mir zu halten hatten – eine Mappe, die ich hätte herumreichen können, besaß ich nicht. Von genialen Comics in der Schublade konnte leider auch keine Rede sein. Ich habe dann an diesem Abend einen „Dünnschiß“-Comic gelettert (mit meinem Lettering habe ich im Labor auch später noch am ehesten Anerkennung gefunden), Bi-Mi, Robi und Mille haben sich Comics, Videos und diverse Getränke reingezogen. Damals lag das Drehbuch zu Robis zweitem Film "Aufbruch der Blutcrew" vor, das mir nicht gefiel, weil ich die Ironie der Genreparodie nicht erkannte (ich war sehr beschämt, als ich dann den fertigen Film sah), und man plante die Herausgabe eines Horror-Comicmagazins.

Beim "Aufbruch der Blutcrew" durfte ich dann doch in einer kleinen Rolle mitwirken (ich werde in einer der ersten Szenen erschossen), und zu "Menschenblut" habe ich nach einigen Fehlschlägen auch einmal einen vierseitigen Comic beigesteuert. Aber mir mangelte es im Unterschied zur Kern-Crew an der Ambition, um jeden Preis Comics zu zeichnen. Wenn es darauf ankam, habe ich stets nicht genug daran gearbeitet, meine Träume wahr zu machen. Andererseits hatte ich noch zu wenig Distanz zum Medium. Manchmal waren die Laboristen auch ein bißchen größenwahnsinnig. Bi-Mi war zum Beispiel neben Matthias Schultheiß ("Trucker"), Hondo („Hotel California“), Christoph Roos ("Shayawaya") und Edgar Brons („Jack und Billy“) in einem von Andreas C. Knigge herausgegebenen Comic Reader vertreten: Sein zwölfseitiger Comic hieß „Das Wunderpulver“. Er tönte immer, er sei auf jeden Fall der drittbeste Zeichner im Band. Dieses Selbstbewußtsein braucht man vermutlich, wenn man wirklich Comics machen will. Bi-Mi, Mille und Robi hatten durchaus unterschiedliche Wurzeln. Robi war "Bruno Brazil"-Fan, Mille eiferte grafisch Hugo Pratt und Alex Toth nach. Aber die Richtung hieß: Underground-Horror à la Corben, Irons oder Jaxon mit Rückgriff auf die klassische EC-Tradition. Die meisten dieser Vorbilder habe ich im Comic Labor erst kennengelernt. Mit ihrem Album hatten die drei demonstriert, wo sie herkamen, jetzt richteten sie sich ganz auf das Projekt "Menschenblut" aus. Aber das ist eine andere Geschichte.
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Alt 17.09.2009, 18:59   #21  
Peter L. Opmann
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Das war die PLOP-Beilage "Die frühen Jahre". Sie hat übrigens zwei ähnliche Beilagen nach sich gezogen: Gerd Bonau schrieb über seine "frühen Jahre" in PLOP # 61, Jo84 in PLOP # 62.

Jetzt hänge ich hier noch zwei weitere Texte an. Der eine handelt von den für mich prägendsten Williams-Marvels, der andere von den US-Marvels, die mir mein Onkel aus USA mitgebracht hatte (siehe oben). Es kommen also auch ein paar ausländische Comics vor, aber der Hauptteil sind doch deutsche Ausgaben.
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Alt 17.09.2009, 21:50   #22  
G.Nem.
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Bis jetzt Superb!!
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Alt 17.09.2009, 22:03   #23  
Armin Kranz
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Macht bisher riesigen Spaß, weiter so

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Grüße aus der Bibliothek
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Alt 18.09.2009, 02:55   #24  
Spideyfan1960
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Ist ja eine tolle Auflistung usw., aber da ich gelesen habe, daß Du 6 Jahre jünger bist, als ich: Ich kann mir einfach nicht vorstellen solche Gedanken gehabt zu haben, die Du hier schreibst.
Viele der Comics habe ich auch gelesen (Als sie erschienen!!). Aber als ich Superman Superspider gesehen habe, dachte ich nur WOW!!!!!!!!!!!!
Nicht BraBraBra. Das kommt jetzt vielleicht. Verstehe die Kritik nicht falsch, nur mit Augenzwinkern!!
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Alt 18.09.2009, 08:19   #25  
Peter L. Opmann
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@ Spideyfan1960:

Mich würde keinesfalls überraschen, wenn sich hier Leute melden würden, die sagen: Ich habe die gleichen Comics gelesen, aber hatte dabei ganz andere Eindrücke. Fände ich sehr gut, wenn sich vielleicht ein Erfahrungsaustausch ergeben würde. Ich habe, so gut das geht, versucht, mich in meine Kindheit zurückzuversetzen. Nicht ausgeschlossen, daß ich mich an dem einen oder anderen Punkt nicht mehr richtig erinnere. (Aber was "Super-Spider" und "Spirit" angeht, bin ich mir ziemlich sicher!)

Ich denke, das Alter ist auch ein sehr wichtiger Faktor. Wer jetzt unter 40 ist, kann zum Beispiel Williams nicht mehr richtig mitbekommen haben. Ich selbst habe den bsv nicht mehr richtig mitbekommen. Ein Zehnjähriger liest denselben Comic auch ganz anders als ein 16-Jähriger. Man kann sich natürlich später dazu entscheiden, daß man sich gezielt mit alten Comics beschäftigen will, und etwa den alten bsv-Kram nachkaufen. Aber Kindheitserfahrungen kann man nicht nachholen.
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