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Alt 27.05.2010, 15:44   #1  
Schlimme
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Standard Mittelalter - finster oder Technicolor?

Wenn man sich die Bilder von Ridley Scotts "Robin Hood" mit Russell Crowe ansieht, und das dann mit "Ivanhoe" (1952) mit Robert Taylor vergleicht, mag man kaum glauben, das beide Filme zur gleichen Zeit spielen. Und beide sind typisch für das Mittelalter-Bild ihrer Drehzeit.

Und das ist wohl auch der Grund, warum "Sigurd" und "Falk" nicht so richtig vom heutigen Mittelalter-Boom (Mittelalter-Märkte u.ä.) profitieren können. "Sigurd" sieht wie die Comicversion der alten Robert-Taylor-Ritterfilme aus. Die heutigen Mittelalter-Fans dagegen bevorzugen ein graues Mittelalter ohne leuchtende Farben.
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Alt 27.05.2010, 16:07   #2  
Servalan
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Im Comic dürfte wohl François Bourgeon den Bruch vollzogen haben: Seine ersten Werke für die Zeitschriften sahen wesentlich bunter aus als seine düsteren Zyklen.

Außerdem stellt sich die Frage, wieviel davon den neuen Colorier- und Drucktechniken geschuldet ist: Auf Tagesfrische kommt es in einem Markt ohne große Zeitschriften nicht an; die Künstler legen selbst mehr Wert auf eine Farbgebung nach ihrem Gusto, sicherlich ein Erbe der Couleur-Directe-Ära; hochwertiges Papier und guter Druck erlauben heute eine Erkennbarkeit, wo vor wenigen Jahren nur graue Sauce gewesen wären oder die Alben so teuer gewesen wären, daß keine vernünftige Auflage zustandegekommen wäre.
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Alt 27.05.2010, 16:09   #3  
Peter L. Opmann
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Vielleicht war der Wendepunkt "Der Name der Rose".

Bei "prächtiges Mittelalter im Comic" denke ich nicht unbedingt an Hansrudi Wäscher. Was von ihm bleibt, ist meiner Ansicht nach sein geschicktes Storytelling. Grafisch sind "Sigurd" und "Falk" doch recht unbeholfen. Da gibt's sehr viel schönere (und bedeutendere) Mittelalter-Comics - ich erinnere nur an "Prinz Eisenherz".

Das schönste Phantasie-Mittelalter im Film zeigt für mich Michael Curtiz' und William Keighleys "Robin Hood" von 1938. Und es ist eine toll erzählte Geschichte. Ich habe den Film schon oft gesehen und werde immer wieder in diese Welt hineingezogen. "Ivanhoe" habe ich zugegebenermaßen schon lange nicht mehr angeschaut...
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Alt 27.05.2010, 16:19   #4  
Servalan
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In Les Compagnons du crépuscule (Die Gefährten der Dämmerung, 1984-1990) bezieht sich Bourgeon direkt auf Ecos Der Name der Rose: Je länger der Zyklus läuft, um so finsterer wird, und der dritte Band sprengte ja das damals noch eherne 48-Seiten-Schema um das Dreifache.

Die Ton-in-Ton-Farbgebung setzte sich in den 1980ern aber medienübergreifend durch: X-Files von Chris Carter bevorzugte ebenfalls finstere Settings, wobei die Bilder in ihrer Qualität mit den Kinostandards (von damals) konkurrieren sollten. Ohne Stars auf der Ebene der Creators von (Fernseh-)Serien, Comics undsoweiter hätte sich das Neo-Noir nicht durchgesetzt ...
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Alt 27.05.2010, 16:20   #5  
Pilgrim
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Zitat:
Zitat von Peter L. Opmann Beitrag anzeigen
Was von ihm bleibt, ist meiner Ansicht nach sein geschicktes Storytelling.
Soll das eine Prognose für die Zeit nach seinem Ableben sein? Hört sich so an.
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Alt 27.05.2010, 16:49   #6  
underduck
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Da lassen wir da besser gleich mal etwas Luft ab.

Über die zeichnerichen Fähigkeiten von bestimmten Künstlern zu debattieren, hat immer recht schnell zu heftigen Streitgesprächen geführt. Das müssen wir nicht haben. DANKE!
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Alt 27.05.2010, 17:15   #7  
Servalan
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Standard Verfinsterung

"Die Grosse Verfinsterung" läßt sich auch in anderen Genres zur selben Zeit nachweisen:
Serge Le Tendres und Régis Loisels La Quête de l'oiseau du temps (Auf der Suche nach dem Vogel der Zeit) als Heroic Fantasy fällt ebenfalls in die Zeitspanne 1983ff. - Mit den südfranzösischen Trolls von Troy (Soleil) wird das Genre wieder bunter und lustiger ...
Bei den Science-Fiction-Filmen dürfte Ridley Scotts Alien mit Sigourney Weaver als Ripley einen Bluecollar-Standard gesetzt haben; die Technik war nicht mehr so schnieke wie bei einer Militärparade, sondern eher verkratzt und vom Gebrauch abgenutzt wie andere technische Hilfsmittel im Alltag.
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Alt 27.05.2010, 17:20   #8  
Schlimme
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Wenn man sich mal aktuelle Mittelalter-Magazine ansieht, da ist selbst auf dem Titelbild alles trübe und todernst.
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Alt 27.05.2010, 17:43   #9  
Peter L. Opmann
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Zitat:
Zitat von Servalan Beitrag anzeigen
Bei den Science-Fiction-Filmen dürfte Ridley Scotts Alien mit Sigourney Weaver als Ripley einen Bluecollar-Standard gesetzt haben; die Technik war nicht mehr so schnieke wie bei einer Militärparade, sondern eher verkratzt und vom Gebrauch abgenutzt wie andere technische Hilfsmittel im Alltag.
An "Alien" habe ich auch gedacht. Das war schon 1979. Aber Schäbigkeit und Mythenzerstörung war bereits das Werk von New Hollywood - ich weiß nicht, ab wann das angesetzt wird, aber mindestens Ende der 60er.
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Alt 27.05.2010, 18:00   #10  
Servalan
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Standard J.R.R. Tolkiens "Lord of the Rings"

New Hollywood und Mythenzerstörung ist eine Sache, aber bis sich solche Änderungen auf breiter Linie durchsetzen, dauert das gut ein Jahrzehnt. Und nach Alien hat Ridley Scott mit Blade Runner nachgelegt, so daß es fast unmöglich war, geleckte Science Fiction und andere Genrestoffe wie im Mitelalter als ernsthaft zu behaupten, wenn sie nicht blaß und zerschlissen aussahen.
Der Herr der Ringe war in den 1960ern ja noch ein Stoff von verschworenen intellektuellen Studentenkreisen (ähnlich wie Monty Python); erst nach einer Durststrecke von mindestens zehn Jahren war die Geschichte auch bei denen angekommen, die nicht im Traum dachten, sich die Trilogie zu kaufen, geschweige denn sie und den Hobbit zu lesen. Der Erfolg von Mittelerde wurde neben den Rollenspielzirkeln, die damals als Spinner abgetan und verschrieen waren, auch von Mittelaltermärkten durchgesetzt, die aus meiner Sicht eher mit dem Stadtmarketing und Jubiläumsfeierlichkeiten selbst der vergessensten und abgelegensten Weiler zusammenhängen. Heute werden solche Events eher achselzuckend zur Kenntnis genommen, weil das Konzept schon so ausgelaugt ist.
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Alt 27.05.2010, 20:45   #11  
Peter L. Opmann
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Mir fällt noch ein: Es gab auch mal einen New-Hollywood-"Robin Hood" von Richard Lester; Sean Connery spielte damals den Robin Hood.

Zu Scotts Version habe ich irgendwo gelesen (war's sogar hier im Forum?), daß er über den Lester-Film von etwa 1975 nicht hinausgeht.

Ich denke, ich schaue mir eh' lieber nochmal Errol Flynn und Olivia de Havilland an...

P.S.: Jetzt ist mir erst aufgefallen, daß ich mich hier im Lehning-Forum befinde. Deshalb entschuldige ich mich, falls jemand an meiner Einschätzung von Wäschers Zeichenkünsten Anstoß genommen hat. War nicht als Provokation gemeint.

Geändert von Peter L. Opmann (27.05.2010 um 21:10 Uhr)
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Alt 27.05.2010, 23:18   #12  
Eldorado
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Finsteres, dreckiges Mittelalter?
Da waren doch wohl Monty Python's "Ritter der Kokosnuss" 1974 die ersten.

Mit Sean Connerys "Robin und Marian" lässt sich der neue "Robin Hood" aber wenig vergleichen. Der ähnelt eher den anderen Schlachtplatten von Ridley Scott der Marke "Königreich der Himmel" oder "Gladiator".

Der Weltraum war aber auch schon vor "Alien" in den 70ern ziemlich düster.
Die Dystopien a la "Lautlos im Weltraum", "Soylent Green" oder "Dark Star" wurden erst von "Star Wars" abgelöst und "Alien" war da eher ein Nachzügler.

Einen Sonderfall stellt dann wohl "Logan's Run - Flucht ins 23. Jahrhundert" dar:
Eine negative Utopie in knallig bunten Bildern.
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Alt 27.05.2010, 23:29   #13  
Servalan
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Schlimme hat es meiner Ansicht nach auf den Tonfall abgesehen, und daß es sich um Werke aus dem Mainstream handelt. Vorläufer von Entwicklungen werden sich immer finden lassen, aber die von ELDORADO erwähnten Filme waren in erster Linie etwas für die überschaubare Science-Fiction-Gemeinde. Erst mit Star Wars wurde das Genre satisfaktionsfähig; und die Anerkennung von Monty Python hat ebenfalls Jahrzehnte in Anspruch genommen. Ich möchte nur darauf verweisen, wie Bioleks Eindeutschung der bunten Truppe Anfang der 1970er auf der gesamten Linie scheiterte. "Die Große Verfinsterung" hat meines Erachtens frühestens Ende der 1970er, Anfang der 1980er richtig gegriffen und sich durchgesetzt.
Zu der Zeit galt zum Beispiel Philip K. Dick noch als begabter Unterhaltungsschriftsteller, der gute Unterhaltung abgeliefert hat, während er heutzutage als einer der besten Literaten des 20. Jahrhunderts allgemein anerkannt ist.
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Alt 28.05.2010, 08:39   #14  
die erste
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Sigurd in bunt - ja sicher!

Die kleinen Streifenheftchen für 20 Pfennig waren seinerzeit für Kinder gedacht. Innenteil s/w - Titelbild farbig.
Da Kinder nicht wirklich auf sumpf- und schlammfarbene Titel stehen, so waren die Cover farblich recht knackig.
Später wurden die Innenteile auch farbig und wurden schlicht und ergreifend für Kinder recht bunt angelegt.

Übrigens gibt es reichlich Überschneidungen bei der Käuferklientel.
Viele Sammler der Altserien haben auch einen Faible für Mittelaltermärkte.

Das sich Comics mit veränderter Zielgruppe auch farblich verändern, das erscheint mir sehr verständlich.
Übrigens - seit den 50er Jahren hat sich viel geändert

Aber vielleicht hab ich auch das Diskussionsthema nicht begriffen
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