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Alt 10.03.2023, 21:34   #1  
God_W.
Captain Rezi
 
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Standard Conan der Cimmerier - Album für Album die originalen Barbaren-Abenteuer

Seit ziemlich genau drei Jahren verfolge ich die Albumveröffentlichungen des "Frankobelgischen" Conan, die den Originalgeschichten von Robert E. Howard folgen. Jeder Band wurde einem anderen Autoren/Zeichner oder einem Autoren/Zeichner-Team geschaffen, was maximale Abwechslung garantiert. Klar ist auch, dass nicht jedem jeder Band in Gänze zusagen wird, denn die Geschmäcker sind bekanntlich verschieden. Ich persönlich bin mit der Reihe bislang sehr zufrieden, hält sie sich doch zumeist ziemlich dicht an die Vorlage, so besteht also auch für Fans, die nicht so gerne Prosa lesen, die Möglichkeit die Abenteuer des Cimmeriers, wie sie vom ursprünglichen Autoren erdacht wurden, recht originalgetreu zu verfolgen. Da ich gerade aktuell wieder einen Band am Wickel habe will ich Euch hier mal die Abenteuer, die ich bislang gelesen habe, vorstellen...
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Alt 10.03.2023, 21:37   #2  
God_W.
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Es war einmal im März 2020:


Conan der Cimmerier: Die Königin der schwarzen Küste



Früher habe ich die Conan Streifen mit Arnie gefeiert und Fantasy lese ich auch heute ab und an noch ganz gerne, auch wenn das in jungen Jahren deutlich häufiger der Fall war. Die Omnibus-Ausgaben der klassischen Marvel Conan Stories sind ja schon seit einiger Zeit in aller Munde in der Comic-Szene, davon habe ich mich bislang aber tunlichst ferngehalten, was vor allem auch eine finanzielle Entscheidung war. Jetzt hat der Gute JRN vom Dantes Verlag mich mit „seinem“ Sláine aber dermaßen angefixt, was Barbarengeschichten angeht, dass ich nicht mehr an mich halten konnte. So kam es, dass ich jetzt einige Festa-Hardcover mit den originalen Conan-Stories von Robert E. Howard hier liegen habe und neben Marvel-Material von Panini habe ich mir auch einen Schwung Alben vom Splitter Verlag besorgt, in denen jeweils eine von Howards Original-Erzählungen abgehandelt wird, und zwar immer von einem anderen Kreativteam umgesetzt. Band eins habe ich mir dann auch ziemlich zügig zur Brust genommen.

„Die Königin der schwarzen Küste“ ist die erste Story, die adaptiert wurde, auch wenn die Geschichte in Howards Schaffen an Conan eher in der Mitte anzusiedeln ist. Eine große Rolle spielt das allerdings nicht, denn wenn man dem Vorwort in der Festa-Ausgabe zu Howards originalen Conan-Erzählungen glauben kann, so sind die Stories komplett unabhängig voneinander lesbar, geradeso, als ob ein gealterter Barbar des Nachts am Lagerfeuer ab und an eines seiner früheren Abenteuer erzählt. Dabei springt er mal vor mal zurück in seiner Lebensgeschichte, geradeso wie es ihm in den Sinn kommt. Dass sich dabei so manche Übertreibung oder chronologische Ungenauigkeit einschleicht ist bei Geschichten, die über Jahrzehnte erzählt wurden ein ganz normaler Vorgang und so bleibt der Erzähler stets frei und die Erzählung kann immer frisch, frei, wild und ohne Zwang hervorkommen. Ein genialer Kniff und dazu eine herrlich atmosphärische Idee, die ich mir gerne zu Eigen mache und mich zu dem alten Recken ans Feuer setze, um seinen Geschichten zu lauschen.

Schnell wird klar, weshalb ausgerechnet die Königin der schwarzen Küste als Erstling für diese Reihe gewählt wurde. Denn genau wie in Howards Erzählung auch kann der Comic mit einem sowohl lustigen, als auch actiongeladenen Knalleffekt beginnen, der Conan und seinen rohen Charakter mit einem gewissen Unverständnis für die zivilisierte Welt perfekt einführt. Im weiteren Verlauf wird es typisch abenteuerlich mit Piraten, Monstren und dichtem Dschungel. Das will ich alles gar nicht zu detailliert beschreiben, aber es macht einfach Laune. Dazu haben wir hier gleich zu Beginn eine der scheinbar recht dünn gesäten Stories, in denen Conan eine weibliche Partnerin an die Seite gestellt wird, die ihm wirklich etwas bedeutet. Bêlit ist ein spannender, starker Charakter und es hat wohl seinen Grund weshalb die Königin der schwarzen Küste in der aktuellen Marvel-Reihe „Age of Conan“ einen eigenen Band gewidmet bekam. Allerdings habe ich jetzt schon mehrfach gehört, dass der sich wohl leider nicht so sehr lohnen würde.

Noch kurz was zum Kreativteam von Autor Jean-David Morvan und Zeichner Pierre Alary. Von Monsieur Morvan habe ich bislang noch nichts gelesen, aber er macht dahingehend einen echt guten Job, indem er sich äußerst dicht an Howards Vorlage hält. Der Comic atmet den Geist der Original-Erzählung und gibt diese wirklich sehr originalgetreu wieder, ohne an irgendeiner Stelle gekürzt zu wirken. Zu Pierre Alary hatte ich mittlerweile schon häufiger Kontakt und auch wenn mir sein Artwork zu Moby Dick – Frei nach dem Roman von Herman Melville extrem gut gefallen hat, so gab es bereits bei SinBad – 1. Der Krater von Alexandria ab und an Panels bei denen ich mir dachte „na, da hätte er sich aber etwas mehr Mühe geben können“. Diese haben sich hier bei Conan leider etwas gehäuft. Da gibt es einmal wunderschöne Bilder, dann aber wieder sehr fahrig wirkende, fast dahingeschluderte Panels, die durch Detailarmmut glänzen. Davon abgesehen finde ich seinen Stil grundsätzlich bei einer mit mehr Humor gespickten Abenteuergeschichte wie Sindbad etwas besser aufgehoben als am doch deutlich brutaleren Barbaren. Aber hey, das ist nun mal Geschmackssache. Bleibt eine tolle Adaption eines großen Conan-Abenteuers mit leider nur Semi-tollem Artwork.

7/10

VG, God_W.
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Alt 10.03.2023, 22:00   #3  
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Ich blieb gleich dran und führte mir im April 2020 die nächsten drei Alben zu Gemüte...


Conan der Cimmerier: Natohk, der Zauberer



Zurück beim ursprünglichsten aller Barbaren. Ja, der gute Conan kommt schon ein ganzes Stück klassischer daher als beispielsweise Sláine, vor allem in dieser vom Splitterverlag wieder perfekt in Szene gesetzten Albenreihe. Das liegt natürlich vor allem daran, dass sich die Adaptionen der französischen EDITIONS GLÉNAT sehr dicht an Robert E. Howards Originalerzählungen halten, die nun mal bereits in den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts geschrieben wurden. Dennoch finde ich es äußerst überraschend, wie frisch und unverbraucht Howards Schreibstil anmutet, denn ich lese aktuell parallel zu den Comics auch die Originalgeschichten des, trotz relativ kurzer Schaffensphase, doch ziemlich fleißigen Autors. Wer Lust da auch mal reinzuschnuppern, einfach mal einen Band der sechsteiligen Gesamtausgabe des Festa Verlags antesten, es lohnt sich meiner Meinung nach echt! Allerdings kann es sein, dass die Bände mittlerweile nur noch antiquarisch zu beschaffen sind.

Wer die Dinge lieber visualisiert bekommt greift zu den Splitter Alben, denn bislang sind die echt unheimlich Dicht an der Vorlage, was ich nur begrüßen kann. Dieses zweite Album, Natohk, der Zauberer ist ein absolutes Musterbeispiel, wie so etwas aussehen kann. Sowohl Autor Vincent Brugeas als auch Zeichner Ronan Toulhoat kannte ich zuvor gar nicht, aber hey, was die beiden hier auf die Seiten gebannt haben grenzt in Sachen Adaption einer bestehenden Geschichte an absolute Perfektion. Hier wurde wirklich jeder wichtige Moment der Vorlage eingefangen, ohne, dass ich das Gefühl hatte irgendetwas zu vermissen. Dazu das phänomenale Artwork von Ronan Toulhoat, dem es gelingt die vielen Schauwerte, die die Story bietet prachtvoll in Szene zu setzen.

Klar, in der Hinsicht bietet Natohk, der Zauberer natürlich auch mannigfaltige Möglichkeiten. Beginnend schon mit dem stimmungsvollen Opener mit dem Meisterdieb in der versandeten Wüstenstadt inmitten von postmodern anmutenden Tempeln irgendwo zwischen Aztekenbauten und dem Terrassentempel der Hatschepsut. Über die heimeligen Spelunken und düsteren Gassen der Stadt Khoraja und prunkvolle Paläste bis zu monumentalen Schlachten vor epischer Kulisse. All das erleben wir gemeinsam mit Conan auf seinem Weg vom versoffenen Söldner zum großen Feldherren, der für eine schöne Frau gegen eine übermächtige Armee und einen finsteren Zauberer zu Felde zieht. Abenteuer at ist Best, altbekannte Muster in perfekter Symbiose auf beeindruckende Weise auf die Seiten gebracht. Dazu gibt es noch ein informatives, zweiseitiges Nachwort von Patrice Louinet zur Entstehung und Erstveröffentlichung von Black Colossus, so der Titel von Howards Original-Geschichte, die damals als siebte Conan-Erzählung veröffentlicht wurde. Also erneut eine richtig gelungene Veröffentlichung, die Splitter uns hier beschert.

9/10

So viel Lobhudelei und dann „nur“ ne Neun? Ja, das liegt aber an zwei Kleinigkeiten, die vermutlich nur mich stören. Zum einen hätte ich die Szene, in der Conan als neuer Heerführer eingeführt noch etwas überspitzt humoristischer dargestellt, denn so kommt sie auch im Buch rüber, und zum anderen gefällt mir Conans Frisur einfach nicht. Das Lockige gepaart mit seiner Rüstung sieht mir zu sehr nach Sandalenfilm-Römer aus. Aber hey, ist halt Geschmackssache.

VG, God_W.
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Alt 10.03.2023, 22:04   #4  
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Conan der Cimmerier: Jenseits des schwarzen Flusses



In der dritten Ausgabe des europäischen Alben-Conans erwartet uns mit „Jenseits des schwarzen Flusses“ eine Adaption einer der späteren Conan-Stories von Robert E. Howard. Mitte 1935 erstmals veröffentlicht erblickten hinterher nur noch drei weitere Conan-Erzählungen zu Howards Lebzeiten das Licht der Pulp-Magazine. Man könnte also sagen, dass sich Howard zu diesem Zeitpunkt auf dem Gipfel seiner Schaffenskraft befunden hat und ich muss sagen, die Story ist im Original wirklich toll geschrieben mit einem äußerst stimmigen Opener, in welchem wir den Waldläufer, für mich eigentlich die sympathische Hauptfigur der Geschichte, kennenlernen und außerdem auch schon mächtig Atmosphäre aufgebaut wird. Das ebnet den Weg für einen wahrlich glorreichen Auftritt des größten aller Barbaren – Conan, unser aller Lieblings-Cimmerier.

Die mal wieder mit allerlei mörderischem Getier, gefährlichen Wilden und mächtigen Hexenmeistern bestückte Geschichte ist im Grunde eine klare Metapher zur Eroberung des amerikanischen wilden Westens und der damit einhergehenden Verdrängung der Ureinwohner. Wenn das Ganze dann, wie hier, nicht im „echten“ wilden Westen spielt, sondern in einem Dschungel-Niemandsland zwischen Aquilonien und der Piktischen Wildnis, also irgendwo „jenseits des schwarzen Flusses“, dann liegt der Ausgang zum Glück nicht in den Geschichtsbüchern, sondern im Ermessen des Autors. Was Mister Howard letztendlich draus gemacht hat dürft Ihr selbst nachlesen, entweder in der Original-Erzählung, oder auch in dieser meines Erachtens mal wieder äußerst gelungenen Adaption.

Sowohl Autor Mathieu Gabella als auch Zeichner Anthony Jean, der übrigens auch selbst koloriert hat, sind mir bislang noch nicht begegnet. Ich wusste also gar nicht, was mich bei den beiden erwartet. Das Artwork gefällt mir außerordentlich gut, auch wenn es sicher den ein oder anderen stört, dass Conan mit einem Side- bzw. Undercut unterwegs ist, die Frisur ist sicher nicht jedermanns Geschmack, ich find‘s ganz cool. Aber auch sonst ist das Artwork echt stark. Die Großteils düsteren, aber immer äußerst stimmungsvollen Bilder entführen mich zeitweise in den tiefsten Urwald, wecken bei den Szenen mit den Eingeborenen Erinnerungen an alte Hollywood-Schinken wie beispielsweise King Kong, in anderen Teilen kommt das Western-Genre durch und gerade Michael Manns grandios bebilderter „Der letzte Mohikaner“ schwirrt mir da häufig durch den Kopf. Echt rundum gelungen.

Auch sehr gut gelungen, aber für mich leider nicht ganz perfekt, ist Mathieu Gabellas Adaption der Geschichte. Grundsätzlich ist er von Anfang bis Ende sehr dicht an Howards Vorlage, was ich absolut befürworte, allerdings gibt es so ein bis zwei Szenen, die eher bei den leiseren Tönen angesiedelt sind und Howards Geschichte ein starken, gefühlvollen Einschlag und einen Schuss Wehmut verleihen, die man meiner Ansicht nach etwas besser hätte herausarbeiten können. Aber hey, jammern auf sehr hohem Niveau! Ich habe das Teil genossen und werde das Abenteuer sicher bei Zeiten mal wieder zur Hand nehmen.

8/10

Bevor ich’s vergesse: Mit ganzen 11 Seiten Bonusmaterial in Form von Skizzen, entwürfen aber auch einer dreiseitigen Entstehungsgeschichte zu Howards Originalgeschichte ist das Album mal wieder erstklassig ausgestattet.

VG, God_W.
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Alt 10.03.2023, 22:05   #5  
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Conan der Cimmerier: Ymirs Tochter



Zusammen mit Conan ziehe ich in den hohen Norden, nach Nordheim, wo auf einem lange zugefrorenen See ein wahrhaft blutiges Schlachtfeld auf uns wartet. Doch der härteste Kampf in der lebensfeindlichen Eiswüste wird nicht mit Schwert oder Axt ausgetragen, und auch nicht gegen waffenschwingende Hünen oder zähnefletschende Monstren ausgefochten. Nein, es ist eine zarte Gestalt mit wallender, roter Mähne und sinnlichen Kurven, die den stärksten aller Krieger in sein Verderben zu locken droht.

Führer auf dieser Reise in den nördlichsten Teil der Bekannten Welt im Hyborischen Zeitalter ist Robin Recht. Der Mann, der bereits Victor Hugos Klassiker Der Glöckner von Notre Dame in einer Art und Weise adaptierte, die mir persönlich außerordentlich zugesagt hat, ist hier nicht nur als Autor und Szenarist tätig, nein, er griff auch selbst zum Zeichenstift um seine gänzlich ihm eigene Version der schon mehrfach als Comic adaptierten Geschichte auf die Seiten zu bannen.

Was Monsieur Recht hier geschaffen hat ist mit meinen Augen nicht weniger als ein Meisterstück. Mit starkem Strich, kräftigen Kontrasten und in faszinierenden Bildern erzählt er eine Conan-Geschichte wie sie sich Robert E. Howard vielleicht gewünscht hätte, wären die Restriktionen durch Verleger und Zensur damals nicht so streng gewesen. Vielleicht wäre er mit Robin Rechts eigenwilliger Auslegung der Story auch ganz und gar nicht einverstanden, aber wer weiß das schon? Ich persönlich bin restlos begeistert. Der Autor und Zeichner in Personalunion ist tief in Howards Erzählung eingetaucht, hat ihre Seele erfasst und das ganze dann nochmal deutlich weitergetrieben. Zügel- und hemmungslos wird archaische Kraft und Leidenschaft entfesselt, die Urinstinkte werden geweckt und das Blut in Wallung gebracht. Ein wilder, atemloser Ritt durch Conans Natur, der es nicht zulässt das Buch vor dem Finale aus der Hand zu legen.

Ja, „Imyrs Tochter“, „Die Tochter des Frostriesen“ oder auch „Die Götter des Nordens“ ist eine wahrlich faszinierende und auch spezielle Geschichte aus Conans Welt. Rein von der Chronologie gesehen müsste sie die am frühesten spielende Conan-Erzählung von Robert E. Howard sein. Veröffentlicht wurde sie zu seinen Lebzeiten allerdings nicht. Zu viel nackte Haut, zu anrüchig und – vor allem – mit der zumindest unterschwellig stets drohenden Gefahr einer Vergewaltigung einfach viel zu brutal und obszön. Dennoch strotzt die Story vor erzählerischer Kraft und faszinierenden Bildern, weshalb es kein Wunder ist, dass auch Marvel sich bei ihren klassischen Conan-Comics aus der 70ern ausgerechnet „Die Tochter des Frostriesen“ als eine der ersten Adaptionen einer Original-Erzählung von Robert E. Howard ausgesucht haben – und das in Zeiten des Comic Codes! Aber das ist eine andere Geschichte – und soll in Kürze erzählt werden.

Was bleibt zu sagen? Zugegeben, Robin Rechts „Ymirs Tochter“ ist rein nüchtern betrachtet nicht so dicht an Howards Originalstory, wie es die bisherigen Autoren des „europäischen Conan“ handhabten. Für mich hat er jedoch die Seele der Geschichte freigelegt, von Schnee, Schlacke und weichen Moosüberwucherungen befreit und in wunderschöner, ungeschliffener, kantiger und roher Pracht präsentiert. Dass er sich dafür ganze 70 Seiten Zeit genommen hat, wo doch die ursprüngliche Geschichte mit gerade mal 12 Seiten Text auskommt zeigt, welche kreative Kraft die Tochter des Eisriesen in ihm geweckt hat. Diese dann auch noch in perfekter Splitter-Aufmachung in Händen halten zu dürfen ist einfach herausragend.

9,5-10/10

VG, God_W.
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Alt 10.03.2023, 22:12   #6  
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Am Anfang ging es bei mir Schlag auf Schlag, weil ich ja erst in die Reihe eingestiegen bin, als schon einige Alben auf dem Markt waren. So kam im Mai 2020 gleich der nächste Band:


Conan der Cimmerier: Die Scharlachrote Zitadelle



Auf ins nächste barbarische Abenteuer des Cimmeriers. Aber halt, was ist denn das? So barbarisch ist der gute Conan gar nicht mehr drauf, denn er ist weder als Dieb, noch als Söldner oder Pirat unterwegs. Nein, der wilde Barbar aus dem Norden hat sich gewandelt, ist König geworden, und scheinbar gar nicht mal ein schlechter. Ein Ehrbarer Mann, der Verantwortung trägt, sich dessen bewusst ist und dem das Wohlergehen seines Volkes am Herzen liegt. Wer hätte das gedacht?

Allerdings gibt es, gerade wenn es in einem Königreich schon beinahe schon „zu gut“ läuft, natürlich auch Neider, und so wird Conan mit seiner Armee untereinem Vorwand von einigen seiner Nachbarn in eine hinterlistige Falle gelockt. Ziel ist es Conan zu stürzen, seine Armee zu vernichten und seinen Platz an der Spitze des Aquilonischen Königreichs einzunehmen. Doch ist es einer der benachbarten Könige, der die Macht ergreifen will oder ein interner Emporkömmling? Und welche Rolle spielt eigentlich dieser zwielichtige Zauberer?

Eine weitere Conan-Story, die mit blutigen Schlachten, gefräßigen Monstren, schwarzer Magie und hinterhältigen Intrigen eigentlich alles bietet, was das Sword & Sorcery-Herz begehrt. Dennoch bin ich nicht ganz zufrieden. Im Voraus habe ich mir wieder das Festa-Hardcover geschnappt und Robert E- Howards Originalstory gelesen, die wirklich toll geschrieben ist und zu keiner Minute so etwas wie Langeweile aufkommen lässt. Klar, langweilig wird es in Luc Brunschwigs Adaption der Geschichte auch nicht, dennoch gibt es, vor allem hinten raus, so einige Passagen die ich im direkten Vergleich mit Howards Werk als nicht ganz gelungen empfinde. Vor allem
mutete mir bei weitem nicht spektakulär genug an, das hätte man bombastischer inszenieren können und müssen. Hier uns an einigen anderen Stellen kam es mir so vor, als wäre dem Team der Platz ausgegangen und man musste die ein oder andere Szene etwas verkürzen.

Das Artwork von Étienne Le Roux ist grundsätzlich schön anzuschauen und es gibt auch die ein oder andere wirklich gelungene Szene, erreicht aber zu keinem Zeitpunkt die bombastische Wirkung, die Ronan Toulhoat bei Natohk, der Zauberer oder auch Robin Recht mit Ymirs Tochter bei mir zu erreichen vermochten. Insgesamt noch immer ein tolles Album mit einer großen, abenteuerlichen Geschichte, im Vergleich zu den Highlights der Reihe dann aber doch ein ganzes Stück schwächer, vor allem auch, weil die Vorlage nicht ganz so exakt getroffen wurde wie ich finde.

7/10

VG, God_W
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Alt 10.03.2023, 22:17   #7  
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Schon im Juni 2020 ging es mit einem Doppelschlag weiter...


Conan der Cimmerier: Schatten im Mondlicht



Weiter gehen die großen Abenteuer des Cimmerischen Hünen und diesmal wird es nicht nur abenteuerlich, sondern auch ein wenig schaurig. Dabei beginnt alles noch ganz typisch, mit einer holden Maid auf der Flucht vor einem „edlen Herren“. Da beweist es sich gleich wieder, je edler die Rüstung, umso skrupelloser und niederträchtiger der Mann, der drinsteckt. Ihren ganzen Mut zusammengenommen und ihrem Peiniger entflohen schafft es die hübsche Olivia mit letzter Kraft an den Rand eines Sumpfes. Als sie dort von ihrem Häscher eingeholt wird hat Conan, der mit selbigem zufällig noch eine Rechnung offen hat, seinen großen Auftritt.

Der wurde von Zeichnerin und Autorin in Personalunion, Virginie Augustin ebenso beeindruckend in Szene gesetzt, wie ich es mir beim Lesen von Robert E. Howards Originalgeschichte vorgestellt habe. Ihr detailreiches und geradezu als üppig zu bezeichnendes Artwork gefällt mir in diesem Band sowieso ausgesprochen gut, deutlich besser noch als damals bei Alim der Gerber (ich weiß, für viele ist das eine Lieblingsserie). Einzig Conan selbst trägt in der ein oder anderen Szene einen Gesichtsausdruck zur Schau, der eher an einen unterentwickelten Primaten statt an den großen Krieger erinnert. Das sind aber wirklich nur wenige Stellen und im Gegenzug gibt es mindestens ebenso viele, in denen eine Erinnerung an Marvels einstigen Conan-Zeichner „Big“ John Buscema geweckt wird, was dieses Mini-Manko mehr als wett macht.

Spätestens wenn wir im Verlauf der abenteuerlichen Odyssee der beiden, also Conan und Olivia, auf der vermeintlich verlassenen Insel in die düsteren Tempel eindringen hat es Mademoiselle Augustin geschafft eine derart fesselnde Atmosphäre zu erzeugen, dass jedweder Zweifel zu Grabe getragen wird. Die Frau kann nicht nur zeichnen, sondern auch fesselnd Geschichten erzählen und mächtig Spannung erzeugen! Klar, sie hat sich auch eine bärenstarke Vorlage von Meister Howard ausgesucht, aber hey, auch die muss man erstmal auf die Seiten bringen.

Blutige Schlachten, gruselige Ruinen, hübsche Frauen, wilde Piraten und gefährliche Monster. All das und noch viel mehr bietet „Schatten im Mondlicht“ an exotischen Schauplätzen, von einer wahren Könnerin trefflich erzählt und in Szene gesetzt. Eine klare Empfehlung meinerseits und wieder eine deutliche Steigerung zur „Scharlachroten Zitadelle“. Dazu gesellt sich zur perfekten Splitter-Aufmachung auch noch ein dreiseitiger Text zur Entstehung der Geschichte.

8,5/10 und reichlich Vorfreude auf den nächsten Band.

VG, God_W.

Geändert von God_W. (10.03.2023 um 22:29 Uhr)
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Alt 10.03.2023, 22:29   #8  
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Conan der Cimmerier: Aus den Katakomben



Da ist si ja endlich, Valeria! DIE Frau in Conans Leben, zumindest wenn man dem ersten Schwarzenegger-Streifen glauben schenken darf. Aber wenn das so eine Wahnsinnsbraut ist, die sogar dem stärksten Barbaren den Kopf verdrehen kann, weshalb nur sieht die so komisch aus? Aber dazu später mehr.

Aus den Katakomben ist im Original von Robert E. Howard eine wahrlich abwechslungsreiche Geschichte, die neben den typischen Fantasy- und Abenteuermotiven wie wunderschönen Kriegerinnen, dichten und mystischen Wäldern, wilden Drachen und verlassenen Städten vor allem durch das besondere, klaustrophobisch anmutende Setting in den namensgebenden Katakomben zu faszinieren weiß, in dem sich die letzten beiden Drittel der Handlung abspielen. Darüber hinaus schafft es Howard hier auch mal wieder gleich mehrere Völker in verschiedenen Stadien zwischen Zivilisation und Barbarei zu skizzieren. Ein Stoff, der also Spannung auf verschiedensten Ebenen bietet, unter der bluttriefenden Abenteuerschale aber auch zum Mitdenken anregt. Gewürzt mit ein wenig dunkler Magie und einer, von Howard allzu gerne genommenen, Riesenschlange erwartet den geneigten Fan ein Prachtstück von einer Conan-Story.

Was das Dreigespann aus Szenarist Robert Ervin Howard, Storyboarder Olivier Vatine und Zeichner Didier Cassegrain aus der Vorlage gemacht haben weiß mich leider nicht restlos zu begeistern. Ganz ehrlich gesagt haben wir hier für meine Begriffe den bislang schwächsten Band der Reihe. Das liegt zu großen Teilen daran, dass hier so stark von Howards Originalstory abgewichen wurde, wie es bislang noch nicht vorkam. Da wird ein kompletter Erzählstrang einfach rausgestrichen, was vermutlich daran liegt, dass die Geschichte an sich recht lang ist und sich darin zweimal leicht vergleichbare Passagen abspielen, die meines Erachtens aber beide ihre Berechtigung haben. Beim Finale werden einige signifikante Details stark verändert, was ich bei der ein oder anderen Kleinigkeit aus dramaturgischen Gründen schon verstehen kann, so Manches was weggelassen wurde stört mich aber doch.

Anderes großes Manko ist für mich das Artwork, das mir vor allem was Menschen und Monster angeht so gar nicht zu gefallen weiß. Dabei geht es nicht um das Creature-Design an sich, das ist sogar ganz cool, sondern einfach um die Umsetzung, die mir oftmals sehr ungelenk, fast schon plump vorkommt. Auch die Hintergründe werden den beeindruckenden Beschreibungen aus der Vorlage nur selten gerecht, was mich schon ein wenig enttäuscht zurücklässt. Im Gegenzug sind die Fights „schön“ blutig wie in der Vorlage und mit einigen Bonusseiten mit Artworks und Infos zur Entstehung der Erzählung liefert der Splitter Verlag wieder ein perfektes Album ab.

6,5/10

Schlecht unterhalten wurde ich insgesamt zwar letztlich nicht, hoffe aber dennoch beim nächsten Band wieder auch eine Steigerung.

VG, God_W.
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Alt 10.03.2023, 22:33   #9  
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Erst gegen Ende 2020 folgte dann das Mysterium um den Schwarzen Kreis...


Conan der Cimmerier: Der Schwarze Kreis



Conan im Manga-Style, kann das gutgehen? Oh ja, das kann! Auch wenn er seltsamerweise nicht auf dem Cover vermerkt ist (da steht Designer Jae Kwang Park), so sind die Zeichnungen und die zugehörige Kolorierung von Hiroyuki Ooshima eines Barbaren mehr als würdig. Klar, wenn man mit Manga gar nichts anfangen kann wird man wohl seine Probleme haben, vor allem bei den recht typischen, und für meinen Geschmack zu jung aussehenden, Gesichtern. Andererseits geht Ooshima absolut in die Vollen, wenn es um Detailgrad und Dynamik geht, und in Sachen Gore kann ich sagen, dass in den blutigen Schlachten der rote Lebenssaft weit großzügiger über die Seiten verteilt wird, als es bislang der Fall war.

Die Story selbst ist wieder enorm dicht an der literarischen Vorlage angelegt, welche ich zur Vorbereitung gelesen habe. Sylvain Runberg schreibt Howard so auf den Punkt, dass ich wirklich keine Szene der Original-Geschichte vermisst habe, und das, obwohl in der Story wirklich viel passiert! Neben dem Hauptauftrag des Kampfes gegen die mächtigen Magier des schwarzen Kreises gibt es allerlei Schlachten zu bestehen, Verrat lauert an jeder Ecke, wilde Verfolgungsjagden, Bergvölker, Riesenschlangen (mal wieder…), gibt es erneut die starke Frauenfigur zu bewundern, die Conan schließlich sogar abblitzen lässt. Ein tolles Stück Sword & Sorcery Fantasy und ein weiterer starker Franko-Belgischer Conan, diesmal mit asiatischem Einschlag.

8/10

VG, God_W.
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Alt 10.03.2023, 22:38   #10  
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Nahezu ein Jahr später, im Oktober 2021, wagte ich mich mit dem Schwertschwinger in die nächtlichen Straßen von Zamboula...


Conan der Cimmerier: Die Menschenfresser von Zamboula



Auf der Suche nach einer Unterkunft für die Nacht streift Conan durch die Straßen von Zamboula. Nahezu seine letzte Silbermünze hat er in den Spelunken der sündigen Wüstenstadt bei Bier und Tänzerinnen durchgebracht. So bleibt ihm als Übernachtungsmöglichkeit nur das Haus von Aram Baksh, welches zwar billiger ist als alle anderen, dafür aber in dem Ruf steht, dass Reisende die es betreten häufig nie mehr gesehen werden. Conan freilich können solcherlei Warnungen nicht schrecken und so begibt er sich zu später Stunde in besagtem Hause zur Ruhe, selbstredend nicht, ohne gewisse Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen...

Die Menschenfresser von Zamboula ist eine von Howards eher kurzen, recht brutalen und ziemlich geradlinigen Erzählungen, die mit einem herrlich fiesen Ende aufwarten kann. Diese im Original zu lesen hat echt sehr viel Spaß gemacht! Bei der Comicadaption von Gess bin ich ehrlich gesagt etwas zwiegespalten. Zwar wurden im Vergleich zur Vorlage nur Kleinigkeiten verändert bzw. hinzugefügt, über die man problemlos hinwegsehen kann, oder die sogar recht gut dazu passen, aber das Artwork, und vor allem die Kolorierung, beides aus Gess‘ eigener Hand, ist leider nicht so der große Wurf. Zwar fängt das ganze optisch sehr ansprechend an und versetzt mich direkt in abenteuerliche Stimmung, wenn wir der Karawane durch die Wüste in Richtung der sagenumwobenen Stadt Zamboula folgen, aber im weiteren Verlauf wird das alles irgendwie seltsam. Zwar kann ich dem Künstler keine Faulheit vorwerfen, denn der Detailgrad der Arbeit ist durchweg hoch, aber irgendwie wirkt das zwischendurch etwas schluderig und vor allem die Farbgebung stößt mir sauer ins Auge. Diese grellbunten, hellen Pastelltöne, die beinahe schon in Neonfarben abdriften, im Wechsel mit düsterem Dauerlila fand ich leider gar nicht schön anzuschauen. Okay, eine Story die zu großen Teilen in der Nacht, zwischen den dunklen Straßen der Stadt spielt einzufärben ist vielleicht nicht ganz einfach, aber irgendwie habe ich da mehr erwartet. Dazu diese sehr knochigen Gesichter, die auch bei ein und derselben Person mal von Konvex zu Konkav wechseln, nein, das war nicht meins. Bleiben also gute Punkte für die Umsetzung und Erzählung des Abenteuers, dafür schneidet das Artwork eher unterdurchschnittlich ab. Das sechsseitige Bonusmaterial des Bandes über die Originalgeschichte, ihre Erstveröffentlichung und um die Entstehung des Comics ist wieder sehr gelungen.

6/10


VG, God_W.
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Alt 10.03.2023, 22:43   #11  
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Schon sind wir beim Februar vergangenen Jahres angekommen...


Conan der Cimmerier: Der rote Priester



Ein Barbar scheut sich auch nicht einen Priester zu meucheln, zumindest nicht, wenn sich der nicht nur als diebischer Gierschlund, sondern auch noch als Verräter entpuppt. Wenn man als Dieb und Mörder entlarvt wurde hat man aber auch in der Stadt der Diebe keinen leichten Stand und so landet der Cimmerier kurz darauf in den Kellergewölben des Kerkers.

Wie es sich für eine Stadt der Diebe gehört sind dort verschiedenerlei Intrigen im Gange. So kommt es, dass sich einer der hohen Herren die besonderen Fähigkeiten unseres Kriegers aus dem Norden zunutze machen möchte. Er verspricht Conan die Freiheit, wenn dieser nach seinem Gefängnisausbruch den Roten Priester des Königs aus dem Weg räumt. Ganz so glatt wie gedacht läuft das natürlich nicht…

Ich mag die zugrundeliegende Originalgeschichte von Robert E. Howard wirklich sehr gerne, denn die Story bietet auf ihren gut 50 Seiten reichlich Abwechslung. Da passiert echt viel, von Diebesgeschichten über Kneipenschlägereien, von Gefängnisausbrüchen über Verschwörungen und Meuchelmorde bis zu fantastischen Wesen, Gebäuden voller Fallen und einem Hauch Magie ist wirklich alles vertreten. Überfrachtet? Ich würde sagen kraftvoll und brachial, auch was den Gewaltgrad angeht.

Patrice Louinet erzählt die Geschichte geschickt mit kleinen Änderungen nach, richtiggehend fulminant gelungen ist jedoch das Artwork von Paolo Martinello. Überaus detailliert, stimmungsvoll, berstend vor Dynamik und beseelt von archaischer Kraft bringt er das Abenteuer des Cimmeriers auf die 66 entfesselten Comic-Seiten, und scheut auch blutige Gewaltausbrüche nicht, bevor uns Splitter noch mit vier gelungenen Seiten Bonusmaterial bereichert. Erzählerisch starkes Album, zeichnerisch ein Knüller.

8,5/10

VG, God_W
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Alt 10.03.2023, 22:49   #12  
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Im März 2022 hatte ich drumherum auch noch ein paar Marvel-Conans gelesen und mit diesem F/B-Abenteuer diesen kleinen Run beendet:


Conan der Cimmerier: Der Gott in der Schale



Der letzte Band meines aktuellen Conan-Runs, waren ja immerhin wieder sechs Bände, ist natürlich nochmal eine Adaption einer originalen Robert E. Howard Geschichte. Der Gott in der Schale ist im Grunde ein klassischer Whodunit-Krimi, angereichert mit Fantasy- und Horror-Elementen. Wie so oft in dem Genre werden wir mitten in die Geschichte geworfen, alles was zuvor geschehen ist, und zu der jetzigen vertrackten Situation geführt hat, erfahren wir während der Fallrekonstruktion in Rückblenden. Alles weitere dürfen wir quasi „live“ miterleben.

Es ist also so, dass Conan bei einer seiner Diebestouren in einem geheimnisvollen Tempel überraschend auf eine Leiche stößt, dann auch noch erwischt wird, was dazu führt, dass ihm der Mord an der hohen Persönlichkeit angehängt werden soll. Doch der leitende Ermittler ist in seiner Untersuchung außerordentlich gründlich…

Storymäßig ist das mal eine echte Abwechslung, umso trauriger finde ich, dass es für mich nicht wirklich gut funktioniert. Dieses ganze hin und her zwischen den Wachen und dem Chefermittler, die viel zu faire Art und Weise wie der glasklar Hauptverdächtige Conan behandelt wird und die Offerte Einbruch und Diebstahl einfach unter den Tisch fallen zu lassen, sorry, das wirkt mir zu sehr konstruiert und an den Haaren herbeigezogen. Das war natürlich in der Vorlage von Howard nicht anders, was den Band als vorlagentreue Adaption schon wieder etwas aufwertet, feiern muss ich es aber dennoch nicht.

Das Artwork hat zwar was, sieht auch aufwändig aus, wirkt aber manchmal auch irgendwie komisch, vor allem bei den Gesichtern, weiß gar nicht recht, wie ich das beschreiben soll. Dazu funktioniert ein viel zu jugendlich aussehender Conan mit Dreadlocks und Nasenring für mich einfach nicht, sorry. Also sicher nicht schlecht gezeichnet, aber über weite Strecken stark an meinem Geschmack vorbei. Für mich also ein schwacher Vertreter der Reihe, allenfalls ein Durchschnittlicher Comic mit einer leichten Aufwertung für Bonusmaterial und Treue zur Originalgeschichte. Wer die Originalstory von Howard toll findet und dann noch das Artwork von Emmanuel Civiello feiert, für den dürfte der Band ein Prachtstück sein.

6/10

VG, God_W.
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Alt 17.03.2023, 22:25   #13  
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Conan der Cimmerier: Die Stunde des Drachen



Conan ist nicht länger Söldner, Pirat oder Soldat, nein, der Barbar hat sich zum König von Aquilonien aufgeschwungen. Sein Volk und seine Krieger verehren ihn. Seine Feinde fürchten ihn. Die sich bedroht fühlenden Herrscher der umliegenden Königreiche und der Mann, der sich als rechtmäßiger König von Aquilonien sieht, schließen sich also vor der alles entscheidenden Schlacht zu einem dunklen, geheimen Bündnis zusammen. Es ist ihnen gelungen das Herz Ahrimans in ihren Besitz zu bringen, was sie dazu befähigte Xaltotun, einen überaus mächtigen, dunklen Priester ins Leben zurückzuholen. Dessen besondere Fähigkeiten setzen sie dazu ein, Conan vor der finalen Auseinandersetzung kalt zu stellen, sein Heer aufzureiben und den König gefangen zu nehmen und im finstersten Verließ wegzusperren. Die Überreste seiner Truppen halten den König für tot und ergeben sich in ihr Schicksal. Alles scheint verloren, doch wer denkt, dass sich Conan ebenso in sein Schicksal ergibt, der kennt den Cimmerier schlecht…

Die Stunde des Drachen ist die einzige Conan-Erzählung in Romanlänge und mit diesen einleitenden Ereignissen wird lediglich ein viel größeres, in mehrere Etappen gegliedertes Abenteuer eingeläutet, welches in Struktur und Vielfalt reichlich Versatzstücke gleich mehrerer Abenteuer aus den nemedischen Chroniken in sich vereint. Die Anzahl der Charaktere ist ungleich höher, als bei normalen Conan-Stories üblich, die Schauplätze ebenso, was wirklich zu einem tollen Gefühl eines breit angelegten Abenteuers führt.

Valentin Sécher gießt dieses großartige Abenteuer in mindestens ebenso großartige Bilder. Absolut beeindruckendes Artwork voller Augenöffner und Hingucker, was hier auf die Seiten gebracht wird. Das man Julien Blondel für die Adaption der Story mehr Seiten zubilligte als in einem normalen Album, immerhin haben wir hier (inklusive Bonusmaterial) 88 Seiten versammelt. Dennoch ist das viel zu kurz, was zu einem sprunghaften Erzählstil ohne Tiefe und mit mangelndem Zugang zu einzelnen Personen und Passagen. Ich habe auch das Gefühl, dass hier zu viel gekürzt und weggelassen wurde. An Einzelheiten kann ich das zwar nicht festmachen, denn es ist schon eine weile her, dass ich das Buch gelesen habe und zusätzlich habe ich damals die Marvel-Adaption von Roy Thomas gelesen, die mehrere hundert Seiten umfasste, äußerst gelungen war, aber ebenfalls einige kleine Änderungen zur Vorlage aufwies. Die beiden Varianten verschwimmen also ein wenig in meiner Erinnerung.

Nicht falsch verstehen, ich habe mich hier sehr gut unterhalten gefühlt und die Bilder sehen einfach beeindruckend und grandios aus, aber ich glaube, wenn ich die zugrundeliegende Story nicht kennen würde, wodurch ich so manche Lücken schließen und den ein oder anderen Übergang abrunden konnte, wäre mir der Band enorm holprig vorgekommen. Empfehlung kann ich also nur bedingt aussprechen. Tolle Visualisierung für Freunde und Fans der Vorlage, erzählerisch aber für Erstentdecker eher ungeeignet, die könnten dann auch ganz schnell bei einer 4/10 landen.

6,5-7/10

VG, God_W.
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Alt 23.03.2023, 20:42   #14  
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Conan der Cimmerier: Der wandelnde Schatten



Nach der „Stunde des Drachen“ haben wir hier wieder die Adaption einer recht kurzen, geradlinigen Conan-Story von Robert E. Howard, die er schrieb um einen neuen Verleger zu überzeugen. Es ist sehr offensichtlich was das Hauptrezept für den Erfolg sein sollte: VIEL nackte Haut! Ja, sex sells. Nicht nur, dass Conan schon zu Beginn der Geschichte, bei einer schweißtreibenden Flucht durch die Wüste, eine fast nackte Schönheit bei sich hat, auch am Ort des weiteren Geschehens, einer mystischen, von einem vergnügungssüchtigen und dadurch degenerierten Volk bewohnten Wüstenstadt trifft der muskelbepackte Barbar auf fleischliche Verführungen.

Gewürzt wird das ganze mit starken Monster-Horror-Elementen, ein wenig hintergründiger Zivilisationskritik und reichlich Action. Dieses Konglomerat atmet trotz manchmal beklemmender Enge und damit einhergehenden Spannungsmomenten, stets den Geist des Großen Abenteuers.

Eine starke, kurze „Macho“-Action-Horror-Story, die nicht mehr sein will als sie ist. Christophe Bec hält sich außerordentlich dicht an die Originalvorlage, die ich direkt vorab gelesen hatte, das Artwork von Stevan Subic ist jedoch ein zweischneidiges Schwert. Gesichter kann der Mann wohl nicht, oder hat zumindest keinen Bock drauf. Alles Übrige sieht eigentlich ziemlich cool aus, gerade weil es sehr markant und eigen daherkommt. Da wird viel mit dunklen Schatten gearbeitet, die schnell für große, schwarze Flächen sorgen und manchmal wirkt es gar fast wie invertiert. Da muss man häufiger schon zweimal hinschauen um zu erfassen, was da gerade gezeigt wird. Zuweilen sieht es etwas grob und matschig aus, aber dann wieder enorm detailliert, feingliedrig und ab und an kommt sogar ein richtig starker, kreativer Einfall auf die Seiten. Ein Wechselbad der Gefühle.

Typisch für die Reihe sind wieder einige Seiten Bonusmaterial am Ende des Bandes, worin es über die Originalgeschichte geht, die Erstveröffentlichung und verschiedene Cover, welche die Story schon zierten. Astreiner Druck und Papier, ein typisches Splitter-Album eben.

7,5-8/10

VG, God_W.
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belit, cimmerier, conan, howard, robert e. howard

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