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Alt 23.10.2022, 07:18   #1  
Peter L. Opmann
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Nochmal ein Film, der bei manchen Stirnrunzeln hervorrufen könnte: „Futureworld – das Land von Übermorgen“ von 1976 (Regie: Richard T. Heffron). Ich habe selbst überlegt, ob ich diesen Film unter „Klassiker“ einsortieren soll, aber jedenfalls kann ich ihn mir immer wieder ansehen. Vielleicht gefällt er mir deshalb, weil er in gewissem Sinn „Blade Runner“ vorwegnimmt. Es geht um Androiden, die von Menschen kaum mehr zu unterscheiden sind. Außerdem geht es um zwei Journalisten, die so lange hartnäckig recherchieren, bis sie einem Riesenskandal auf die Spur gekommen sind – das spricht mich als Vertreter dieser Zunft natürlich an.

Manches an dem Film ist zugegeben etwas peinlich. Es ist nämlich die Billig-Fortsetzung von „Westworld“, einem Film über einen außer Kontrolle geratenen Freizeitpark von Michael Crichton. Dessen Star war Yul Brynner als schwarzgekleideter „Gunslinger“. Nicht verwendete Szenen von Brynner wurden in „Futureworld“ als Traumsequenz verwurstet. So wirkte also der Star des Films an den Dreharbeiten überhaupt nicht mit (und kostete auch keine Gage). Gedreht werden durfte im NASA Space Center in Huston – so sparte man sich teuren Kulissenbau, stellte das aber als großen Vorzug des Films hin. Tatsächlicher Star bei „Futureworld“ ist Peter Fonda, der seine Sache trotz vermutlich bescheidener Bezahlung gut macht. Er spielt einen der beiden erwähnten Journalisten. Und der Film ist überraschend gut inszeniert mit einer gekonnten Mischung aus Spannung und satirischen Elementen.

Also von Anfang an: Fonda (Motto: „Ich mach‘ aus jeder Geschichte was.“) soll von einem Informanten einen Tip erhalten, aber der wird umgebracht, bevor er reden kann. Er kann nur noch hervorröcheln, daß es mit Futureworld zu tun hat. In Westworld waren gleich bei der Eröffnung mehrere Besucher getötet worden, weil die Roboter in dieser Westernkulisse nicht mehr steuerbar waren und scharf schossen, was dem Geschäft verständlicherweise schadete – Westworld wurde geschlossen. Die Freizeitpark-Firma hat nun den Park völlig überarbeitet, vergrößert und verbessert und lädt eine Horde Journalisten ein, damit die sich selbst überzeugen, daß „Futureworld“ nun völlig sicher ist (genauso wie der „Jurassic Park“). Fonda geht natürlich hin.

Allerdings zieht er damit den Zorn von Blythe Danner (im wahren Leben die Mutter von Gwyneth Paltrow) auf sich. Sie ist Fernsehjournalistin (während er für eine Zeitung arbeitet) und hat Sorge, daß er ihr eine schöne Story wegschnappen oder vermasseln wird. Aber der Zeitungsherausgeber, dem auch der TV-Sender gehört, ordnet an, daß Fonda und Danner beide die Geschichte machen. Der Futureworld-Centerleiter (Arthur Hill) hat eine klare Strategie: völlige Offenheit. Die Journalisten dürfen sich überall umsehen und sich überzeugen, daß alles einwandfrei funktioniert.

Fonda weiß zuerst nicht, wonach er suchen soll, und Danner ist genervt, weil sie eigentlich einen schönen Werbefilm drehen will. Dann stößt Fonda aber auf einen Roboterkonstrukteur (Stuart Margolin), der auspackt. Genaues weiß er zwar auch nicht, aber er führt Fonda zu einem Bereich des Parks, wo geheimnisvolle Dinge vor sich gehen. Zusammen mit Danner dringen sie da ein und sehen mit Entsetzen, daß dort Androiden gebaut werden, die exakt so aussehen wie die Besucher dieses PR-Termins (darunter auch eine Auswahl der Reichen und Schönen) und sie aus dem Weg räumen und dann ersetzen sollen. So geht die Firma sicher, daß über „Futureworld“ anschließend nur Positives berichtet wird.

Fonda und Danner wollen so schnell wie möglich abhauen, wobei sie entdecken, daß auch Hill ein Android ist. Auf ihrer Flucht durch „Futureworld“ begegnen sie dann auch ihren bereits fertigen Doppelgängern, die den Auftrag haben, sie zu beseitigen. – Ich erzähle wieder den Schluß, okay? Ein Haken bei dem Doppelgänger-Duell ist, daß die Androiden ihren Vorbildern wirklich in jeder Hinsicht gleichen. Peter Fonda ist ein schlechter Pistolenschütze, also ist es sein Android auch. Dagegen ist Danner als gute Amerikanerin eine exzellente Schützin. Sie bekommt mit der Androiden-Blythe (die ebenso todsicher trifft) daher nur ein kurzes Shoot-out. Fonda turnt dagegen in der gesamten Kulisse herum, weil er seinen Androiden nicht erschießen kann und der ihn ebensowenig. Einer stößt den anderen schließlich in die Tiefe.

Es scheint, als hätten sich die Androiden durchgesetzt. Beim Abschied bauen sich Fonda und Danner unschuldig lächelnd vor dem Chef-Androidenbauer auf und versichern, sie hätten über Futureworld nur Gutes zu sagen. Dann gehen sie weiter zum Zug, der sie aus dem Freizeitpark wegbringen wird, und im letzten Moment dreht sich Fonda um und zeigt den Stinkefinger.

„Futureworld“ ist ein AIP-Produkt (American International Pictures mit seinem Haupt-Regisseur Roger Corman war etwa 30 Jahre lang das wichtigste Independent-Studio in Hollywood). Man merkt dem Film hier und da schon die Sparauflagen an. Aber es sind frühe Computertricks enthalten, und dem Film liegt ein ordentliches Drehbuch zugrunde, mit dem der Plot von „Westworld“ nicht nur einfach wiederholt wird und das so viele originelle Einfälle aufweist, daß man von der Billigproduktion meist abgelenkt wird.

Zwar werden Journalisten wie oft im Film mit Detektiven verwechselt, aber man sieht sie auch in ihrer Funktion als unkritische Werbeknechte. Zudem werden hier schon Fragen aufgeworfen, die knapp zehn Jahre später in „Blade Runner“ noch erheblich vertieft werden. Wobei auch „Blade Runner“ einem Denkfehler unterliegt, auf den Stanislaw Lem hingewiesen hat: Wie können Androiden für die Menschheit gefährlich sein, wenn sie selbst durch künstlich eingepflanzte Erinnerungen gar nicht wissen, daß sie Androiden sind? Bei „Futureworld“ haben sie keinen eigenen Willen; der Widerspruch setzt schon früher ein: Wie kann es sein, daß der Fonda-Android so rebellisch wie sein Vorbild ist (eben eine genaue Kopie), aber gleichzeitig genau das tut, wofür ihn seine Erbauer programmiert haben? Trotzdem für mich gute Unterhaltung.
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Alt 23.10.2022, 15:08   #2  
Phantom
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Ich werde zu diesem Thread wohl nichts beitragen können, was man nicht auch in der Wikipedia findet. Aber um zu zeigen, dass ich hier mitlese, ein paar spontane Gedanken:

Comics, die ich als Jugendlicher gelesen habe, habe ich (wenn sie gut waren) drei-, viermal gelesen. Deswegen kann man mich nachts um drei wecken, und ich könnte sofort ohne Pause über die (für mich) besten Geschichten von Barks, Raymond, Franquin, Kirby dozieren.

Filme, die ich als Jugendlicher gesehen habe, habe ich meist genau einmal gesehen. Videorekorder waren für mich außer Reichweite, Filme habe ich spätabends im 3. Programm gesehen (da gab es in den 80ern noch s/w-Klassiker) oder eben im Kino. Von vielen Filmen weiß ich noch, dass ich sie gesehen habe und dass ich sie gut oder schlecht fand, aber im Detail darüber diskutieren könnte ich heute nicht mehr.

Erst viel später, nach der Studentenzeit, habe ich mir einen DVD-Player geleistet und angefangen, Klassiker auf DVD zu sammeln. Allzu riesig ist meine Sammlung aber nicht; viele Filme schauen kostet ja auch Zeit, die hätte ich als Student gehabt, aber damals hatte ich ja noch keine DVDs.

Weil ich an alles gern analytisch rangehe, habe ich mir noch als Schüler die beiden Gregor/Patalas-Bände "Geschichte des Films" (von Rowohlt) gekauft. Ich war völlig baff, was es alles gibt, und hatte keine Ahnung, wie man denn an diese ganzen Filme rankommen könnte. Manchmal gab es dann einen der dort genannten Filme im Programmkino, dann musste ich den unbedingt sehen. Leider war es manchmal nicht vorteilhaft, schon viel darüber gelesen zu haben, manche Filme haben mich deswegen wohl weniger beeindruckt, als wenn ich unvoreingenommen rangegangen wäre. Was man als "Klassiker" empfindet, hängt eben viel von der Situation ab, in der man den Film zum ersten Mal gesehen hat.

Glück hatte ich z.B. mit Citizen Kane, ich wusste vorher noch nicht, was es mit Rosebud auf sich hat. Dieser Film hat mich total beeindruckt, die Erzählstruktur mit den verschiedenen Blickwinkeln und dann natürlich die letzte Einstellung, mit der Rosebud plötzlich Sinn ergibt. Den Film habe ich (auf DVD) schon mehrmals wieder angesehen, und ich bin immer noch begeistert.

All-time-favorites bleiben für mich viele Billy-Wilder-Filme. Das Apartment, witzig und traurig, der perfekte Film aus meiner Sicht. Some like it hot, Double Indemnity, Sunset Boulevard; das schaue ich alles immer wieder und bin nie gelangweilt.

Als Student bin ich sicher jede zweite Woche ins Kino; es war die Zeit von Fargo, Schweigen der Lämmer, Forrest Gump, Schindlers Liste. Was für Filme. Wann war ich zum letzten Mal im Kino? Vor drei Jahren, vor vier Jahren? Kino ist ja auch sehr teuer geworden, und wenn dann Leute aus der Generation Smartphone im Raum sind, die keine zwei Stunden von ihrem Handy lassen können (weshalb ständig im dunklen Raum Licht vom Handy aufblitzt), werde ich misanthropisch und sehne mich nach dem Sofa und dem DVD-Player zu Hause.

Und wo sind die Filme, die ich unbedingt sehen will? Dieses ganze Action-CGI-Special-Effects-Zeug interessiert mich nicht, ich will eine Geschichte erzählt bekommen, die mich packt, überrascht, lachen oder bangen lässt. Vor zehn Jahren habe ich auf Langsteckenflügen Filme noch unter "aktuell im Kino" ausgewählt ("toll, sehe ich den Film schon, bevor er auf DVD kommt"), mittlerweile ist da meist nichts mehr dabei, was mich interessiert, und dann wird es doch wieder ein Klassiker. (Ich habe tatsächlich Keatons General vor ein paar Monaten zum ersten Mal gesehen, weil Lufthansa ihn in diesem Jahr unter den "Klassikern" angeboten hat.) Diese Erfahrung nennt man wohl Altwerden.

So, jetzt gehe ich wieder in den Lesemodus. Es sei denn, es wird mal über Wilder, Hitchcock, Chaplin oder Allen diskutiert.
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Alt 23.10.2022, 15:26   #3  
Peter L. Opmann
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Hallo Phantom, danke für Deine Gedanken. Für mich ist es schön zu erfahren, daß mein Geschreibsel nicht allen am A... vorbeigeht, sondern jemand die Dinge sogar ganz ähnlich sieht wie ich.

Du hast recht: Filme gucken kostet Zeit (manchmal sogar deutlich mehr als 90 Minuten). Deshalb bin ich mit Kino auch sehr vorsichtig geworden. Früher hätte ich gedacht: Der Film war zwar schwach, aber es war eine Erfahrung. Mein letzter Kinobesuch war zum Udo-Lindenberg-Film "Mach dein Ding!", der inzwischen schon in der ARD lief.

Die meisten Filme, die Du nennst, gehören auch zu meinen Favoriten - bis auf "Das Apartment"; der ist gut, aber nicht sooo gut (finde ich). Bei Hitchcock habe ich schon überlegt, mir den mal vorzunehmen, und Billy Wilder und Woody Allen werden hier sicher auch vorkommen. Chaplin habe ich ja schon gestreift ("Lichter der Großstadt", "Rampenlicht"), und "Sunset Boulevard" wurde von jemand anderem erwähnt.

Geändert von Peter L. Opmann (23.10.2022 um 15:33 Uhr)
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Alt 23.10.2022, 20:05   #4  
Horatio
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Zu Futureworld:

Zitat:
Zitat von Peter L. Opmann Beitrag anzeigen
Nicht verwendete Szenen [aus „Westworld“] von Brynner wurden in „Futureworld“ als Traumsequenz verwurstet. So wirkte also der Star des Films an den Dreharbeiten überhaupt nicht mit (und kostete auch keine Gage).
Aber in dieser Traumsequenz ist auch Blythe Danner zu sehen, und die beiden küssen sich sogar.
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Alt 23.10.2022, 20:38   #5  
Peter L. Opmann
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Puh, schon wird's schwierig, auf alle Wortmeldungen angemessen zu reagieren.

Vor allem muß ich zu Nante was sagen (Respekt, auch ein Stummfilm-Liebhaber!).

David W. Griffith ist allerdings beinahe eine Bildungslücke bei mir. Natürlich hätte ich auf Anhieb sagen können, daß "Birth of a Nation" und "Intolerance" bedeutende Filme von ihm sind. Aber ich kenne ersteren nur in Form von kurzen Ausschnitten, die in filmhistorischen Dokus enthalten sind. Dabei wurde mir nicht klar, daß der Film den Ku-Klux-Clan thematisiert und daß er rassistisch ist. (Ich habe aber keinen Zweifel, daß Du recht hast.)

Von "Intolerance" habe ich mal größere Teile gesehen, weil dieser Film von Buster Keaton in seinem ersten längeren Film "The three Ages" parodiert wird. Aber ganz kenne ich "Intolerance" auch nicht. Und ich wußte nicht, daß der Film an der Kasse durchfiel (das heißt, er hatte wohl schon viele Zuschauer, aber die Produktionskosten waren zu hoch).

Wenn ich mir den wikipedia-Eintrag ansehe, muß ich gestehen, daß mir gar nicht bewußt war, wie viele Filme Griffith gemacht hat. Ich dachte, er sei schon in den 20er Jahren von der Bildfläche verschwunden, aber er hat ja sogar etliche Tonfilme gedreht. Also brauche ich zumindest mal eine Griffith-Biografie.

Was bei mir von ihm hängengeblieben ist, ist, daß er die Sprache des Kinos erfunden hat, etwa das Schnitt-Gegenschnitt-Verfahren oder elliptisches Erzählen. Das ist wohl tatsächlich das Verdienst, das man ihm nicht nehmen kann. Und ich denke auch im Zusammenhang mit Stroheim an Griffith, denn Stroheim begann als Komparse in "Birth of a Nation", fiel Griffith dabei auf und wurde sein Assistent. Von Stroheim wiederum wird gesagt, daß bei ihm das Kino erwachsen wurde: Er zeigte in seinen Filmen erstmals Menschen, die von Leidenschaften und Schuld getrieben werden, die man also nicht einfach ins Gut-Böse-Schema einfügen kann.

Geändert von Peter L. Opmann (23.10.2022 um 21:30 Uhr)
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Alt 23.10.2022, 20:40   #6  
Peter L. Opmann
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@ Horatio: Richtig, das ging mir beim Schreiben auch kurz durch den Kopf. Ein paar Drehtage (oder zumindest einen) muß Brynner also gehabt haben.

Aber diese Traumsequenz ist im Film ziemlich unmotiviert. Mir leuchtete sofort ein, daß sie nur drin ist, damit die Szenen mit dem "Gunslinger" noch nutzbringend verwertet werden konnten.
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Alt 23.10.2022, 20:44   #7  
Peter L. Opmann
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@ Marvel Boy: Da kann ich mich nur auf meinen persönlichen Geschmack zurückziehen.

Ich fand "Westworld" auch nicht schlecht. "Westworld" ist sicher kein Billigfilm, aber es ist doch die typische Crichton-Masche. Ich finde "Futureworld" origineller erzählt.
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.10.2022, 20:53   #8  
Marvel Boy
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Die "übliche Crichton Masche" kannte ich damals noch nicht.
Aber, ja, Futureworld ist auch klasse, nur war er nicht so prägend, in Richtung SF und artverwandtem, für mich.

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Alt 23.10.2022, 21:42   #9  
Horatio
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Zitat:
Zitat von Peter L. Opmann Beitrag anzeigen
@ Horatio: Richtig, das ging mir beim Schreiben auch kurz durch den Kopf. Ein paar Drehtage (oder zumindest einen) muß Brynner also gehabt haben.

Aber diese Traumsequenz ist im Film ziemlich unmotiviert. Mir leuchtete sofort ein, daß sie nur drin ist, damit die Szenen mit dem "Gunslinger" noch nutzbringend verwertet werden konnten.
Woher hast du die Information, hier seien ursprünglich für Westworld gedrehte Szenen verwendet worden? Oder ist das nur eine Vermutung deinerseits?
Horatio ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.10.2022, 22:24   #10  
Peter L. Opmann
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Zitat:
Zitat von Horatio Beitrag anzeigen
Woher hast du die Information, hier seien ursprünglich für Westworld gedrehte Szenen verwendet worden? Oder ist das nur eine Vermutung deinerseits?
Oh, liege ich da etwa falsch?

Im Moment kann ich nicht sagen, woher die Information stammt. Jedenfalls war ich beim Filmdreh nicht dabei...

Entweder habe ich eine Doku über AIP oder einen Review über "Futureworld" gesehen, oder ich hab's irgendwo gelesen. In meinen Filmbüchern kommt "Futureworld" allerdings kaum vor, daher scheidet diese Möglichkeit eher aus.

Aber ich find's schon plausibel. In dieser Traumsequenz sieht man Yul Brynner größtenteils allein durch ein Gebäude laufen. Diese Aufnahmen hätte man für alles mögliche verwenden können.
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 24.10.2022, 20:52   #11  
OK.
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Kleiner Tipp von mir (Peter, ich hoffe das ist okay):

Falls sich jemand in Ergänzung zu (oder wie ich als weitgehender Ersatz für) DVDs/BluRays eine virtuelle Sammlung von Klassikern aufbauen möchte, empfehle ich iTunes. Kein anderer Anbieter, auch nicht der (leider) einzige ernstzunehmende Konkurrent Amazon Prime, hat so viele Klassiker im Programm (damit meine ich "offizielle" und persönliche Klassiker bis Ende der 70er, ab den 80ern gibt’s ja bei allen Anbietern viel mehr). Stummfilmzeit bei beiden verständlicherweise eher mau (sind bestimmt verkaufstechnisch eher Ladenhüter), aber auch da hat Apple z.B. Filme von Harold Lloyd im Angebot. Drei weitere Vorteile hat Apple mMn: Gelegentlich werden bereits gekaufte Filme, auch mancher Klassiker, kostenfrei (manch stelle sich vor! ausgerechnet Apple) und automatisch auf 4K aktualisiert (neulich z.B. "Chinatown"). Außerdem bietet Apple im Streaming die beste optische Qualität und einige der Klassiker kommen mit Extras (z.B. "West Side Story", u.a. Kommentare von Stephen Sondheim zu jedem Song).

Bin kein Apple Fanboy, aber vor ca. 5 Jahren habe ich beschlossen, meine DVD-Sammlung weitgehend aufzulösen und von ca. 1000 auf die ca. 200 einzudampfen, die es mW nirgends im Stream gibt (z.B. die wunderbare Sammlung der Laurel & Hardy-Klassiker gibt es soweit ich weiß bis heute nur auf 20+ DVDs). Und da bin ich auf Apple gekommen. Toll wäre es übrigens, wenn es für Klassiker und generell alte Filme einen Streaming-Anbieter geben würde, ist ne Marktlücke (Mubi kratzt da nur an der Oberfläche und legt zudem selbst fest, was rausfliegt).
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Alt 24.10.2022, 21:32   #12  
Peter L. Opmann
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Klingt ein bißchen wie eine Werbeunterbrechung, aber ich habe nichts dagegen.

Das wäre vielleicht eine eigene Diskussion (oder ist schon irgendwo hier geführt worden), aber ich kann mich mit Streamen nicht anfreunden. Ich sehe zwar die Vorteile - man kann seine Videos und DVDs wegschmeißen, und man kommt sogar an Filme bequem heran, die man nicht so leicht auf einem Datenträger findet. Aber das Problem ist für mich das gleiche wie bei Musik auf iTunes. Die Tracks werden beliebig - die läßt man irgendwann nur noch in Random-Einstellung ablaufen. Ich wüßte bald nicht mehr, welchen Film ich sehen soll. Zu einer DVD oder auch einer VHS-Cassette habe ich irgendwie eine Beziehung.
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Alt 25.10.2022, 06:26   #13  
Marvel Boy
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Ja, geht mir interessanter Weise genauso. Luxusprobleme.

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Alt 25.10.2022, 06:57   #14  
Peter L. Opmann
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@ Marvel Boy: Aber der Luxus ist, sich all diese Streamingdienste zu leisten...

Noch eine Komödie, allerdings eine, die ziemlich anders gelagert ist als die bisher besprochenen oder erwähnten: „Willkommen, Mr. Chance“ (1979) von Hal Ashby. Diesen Film habe ich ziemlich früh, jedenfalls in den frühen 1980er Jahren, im Fernsehen gesehen. Ich hatte damals keine Möglichkeit, ihn einzuordnen. Ich kannte Peter Sellers, den Darsteller der Titelrolle, noch nicht – weder die „Pink Panther“-Filme noch irgendetwas anderes mit ihm; ich wußte nicht, daß Ashby unter anderem „Harold und Maude“ gedreht hatte, und mir wurde auch – glaube ich – erstmals vermittelt, daß Fernsehen etwas Schädliches sein kann. „Willkommen, Mr. Chance“ ist ein skurriler Film, der niemals zum lauten Lachen reizt. Ich merkte schon, daß es sich um eine Satire handelt, aber eine mit einer ganz seltsamen, ein wenig melancholischen Atmosphäre.

Die Handlung läßt sich diesmal recht knapp wiedergeben. Mr. Chance (ich glaube, man erfährt niemals seinen Vornamen) ist bei einem Privatmann in Washington als Gärtner angestellt. Sein ganzes Leben, mal abgesehen von Grundbedürfnissen wie Essen und Schlafen, besteht aus seiner Gartenarbeit und aus Fernsehen. Das Grundstück, auf dem er beschäftigt ist, verläßt er niemals, und alles, was er über das Leben außerhalb weiß, hat er durchs Fernsehen erfahren. Man kann sagen, das Dauerglotzen hat ihn völlig verblödet. Aber er schadet ja niemandem. Chance ist ein sehr stiller, zurückhaltender Mensch. So hätte das mit ihm ewig weitergehen können, aber eines Tages stirbt sein Arbeitgeber, und dadurch ist er gezwungen, dessen Anwesen zu verlassen. Nur seine Fernbedienung nimmt er mit.

Chance irrt orientierungslos durch die Straßen und wird schließlich von Shirley MacLaine angefahren, als er durch eine Reihe von Fernsehgeräten in einem Schaufenster abgelenkt ist. Es passiert ihm nicht viel, aber MacLaine ist sehr erschrocken und nimmt ihn mit zu sich nach Hause. Sie ist die Gattin eines einflußreichen Geschäftsmanns und bemüht sich, ihn völlig wiederherzustellen. Chance trägt jetzt aufgrund eines Mißverständnisses den Namen „Chancy Gärtner“; er lebt von da an bei ihr und ihrem Mann. Meist redet Chance überhaupt nicht, und wenn, dann wirres Zeug, Dinge, die von seiner Gartenarbeit und seinen Fernseherfahrungen herrühren. Für seine Gastgeber sind das freilich tiefe Weisheiten, die er von sich gibt. Sie halten ihn für einen Guru. Erst stellen sie ihn stolz in ihrem Bekanntenkreis vor, vermitteln ihm dann Auftritte in Fernsehtalkshows und stellen ihn bei passender Gelegenheit sogar dem US-Präsidenten vor, der ebenfalls von ihm schwer beeindruckt ist.

Niemand scheint zu durchschauen, daß er in Wahrheit ein Trottel ist. Zwar befaßt sich der Geheimdienst mit ihm, aber es gibt keinerlei Informationen über ihn, was die Behörde zu der Überzeugung bringt, er sei eine so wichtige Persönlichkeit, daß alle Daten über sein Leben ausgelöscht worden seien. Schließlich einigt sich die politische Kaste in Washington darauf, daß Chance der ideale Kandidat für die nächste Präsidentenwahl wäre. Der weiß gar nichts von seinem Glück. Der Film endet nicht mit einem wuchtigen Schlußgag, sondern Chance verläßt einfach die Gesellschaft, die so hingerissen von ihm ist, und geht somnambul weg.

Dieser Film handelt von einer offensichtlich vergangenen Zeit. Im Prinzip geht es um einen Hochstapler, aber einen unfreiwilligen. Heute gibt es zwar eine Menge Trottel im Fernsehen, aber die sind offenbar so ausgewählt, daß jeder sieht, daß sie vulgär und dumm sind. Und auch wer in der Politik Erfolg haben will, muß manchmal seine Minderbemitteltheit plakativ ausstellen (siehe der aktuelle Ex-Präsident). Ich fürchte, „Willkommen, Mr. Chance“ spricht heute weniger Menschen an als damals, als der Film erschien. Die stille Art der Inszenierung paßt nicht mehr in die heutige Medienlandschaft. Ich habe „Willkommen, Mr. Chance“ selbst auch schon länger nicht mehr gesehen, habe aber Lust bekommen, das mal wieder zu tun.
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Alt 25.10.2022, 07:14   #15  
Marvel Boy
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Zitat von Peter L. Opmann Beitrag anzeigen
@ Marvel Boy: Aber der Luxus ist, sich all diese Streamingdienste zu leisten...
Deswegen ja.
Aber natürlich auch das es heute überhaubt für uns möglich ist.
Ich hab den Luxus mehrerer Plattformen, nicht weil ich das brauche sondern weil meine Frau das "braucht", jedem sein Hobby. Mittlerweile beteidige ich mich allerdings an den Kosten denn wenn das schonmal da ist nutze ich das auch. Für mich alleine hätte ich das aber nicht gemacht.
Um auf deinen Film einzugehen, ja, gesehen, vermutlich zur gleichen Zeit wie du und eigentlich keine besonderen Erinnerungen mehr dran.

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Alt 31.10.2022, 16:52   #16  
falkbingo
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Zu den ganz großen Klassikern der Filmgeschichte zählen für mich, „Söhne der Wüste“ und „Im wilden Westen“ mit Stan Laurel und Oliver Hardy. Von beiden eine Schauspielerische Glanzleistung. Wobei beide vom schauspielerischem her, sowieso in der Champions League spielen.
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Alt 31.10.2022, 17:04   #17  
Peter L. Opmann
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Die habe ich auch schon in Erwägung gezogen. Ich finde beide Filme auch sehr gut. Es gibt ein paar Laurel-und-Hardy-Langfilme, die ich mir gut ansehen kann, auch etwa "Fra Diavolo" oder "Blockheads". Dennoch finde ich, ihre große Stärke liegt bei den 20-Minuten-Filmen.

Du kannst aber über "Wüstensöhne" oder "Way out West" gern selbst was schreiben.
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Alt 04.11.2022, 12:09   #18  
OK.
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Curtiz‘ "Robin Hood" von 1938 ist für mich einer der besten und zeitlosesten Abenteuerfilme überhaupt. Die beste Parodie darauf ist für mich aber nicht Mel Brooks eher plumper "Robin Hood - Helden in Strumpfhosen", sondern der in jeder Hinsicht großartige "Der Hofnarr" von 1955 mit Danny Kaye.
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Alt 06.11.2022, 14:00   #19  
Horatio
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Zitat:
Zitat von Peter L. Opmann Beitrag anzeigen
Manche sagen, mit Buddy Love habe Jerry Lewis seinen Ex-Partner Dean Martin karikieren wollen. Wenn das stimmt, würde ich das als eine subtile Rache an ihm verstehen. Aber klar: Es ist Ansichtssache, wer den besseren Part hatte und wer von der Zusammenarbeit mehr profitiert hat.
Sowas habe ich auch mal gehört. Ich persönlich glaube das aber nicht. Ich denke, Lewis hat dabei nur ein paar Äußerlichkeiten von Martin übernommen. Denn Buddy Love sollte ja äußerlich ein gut aussehender „Ladies‘ Man“ sein. Charakterlich aber dürfte Buddy Love keineswegs Dean Martin entsprechen.
Das Ende ihrer Partnerschaft lag wohl begründet in ihren sehr unterschiedlichen Wesen. Martin ging wohl alles sehr entspannt an, während Lewis, wie du ja schreibst, ein Workaholic war, und mehr und mehr Kontrolle auszuüben begann.

Ich kenne das Buch, das Lewis über Martin geschrieben hat, nur in Ansätzen.
In seinem Buch „Wie ich Filme mache“ schreibt er über Buddy Love:
„Ich spielte da einen ekligen, schmierigen Dreckskerl. […] Ich mochte diesen Buddy Love schon beim Schreiben nicht; diese jämmerliche, unhöfliche, rücksichtslose Ratte, und dann musste ich ihn auch noch spielen. Ich fragte mich: Woher weißt du so genau über einen solchen Schuft Bescheid? Berührst du da eine Seite bei dir selbst, die es wirklich gibt? Sicher war es so. Viel an Buddy Love war echt und steckte auch in mir.“

Zitat:
Zitat von Peter L. Opmann Beitrag anzeigen
Oh, danke für die Korrektur. Ich habe auch eine Jerry-Lewis-Doku gesehen, und wenn ich mich recht erinnere, hieß es da, "The Day the Clown cried" sei endgültig in der Schublade verschwunden.
Ich muss einschränkend sagen, dass es eine Weile her ist, dass ich den Film „Der Clown“ sah, und nicht mehr genau weiß, wie viel Material direkt aus dem Film oder bloß Aufnahmen von den Dreharbeiten ist.

P.S.:
Im Wikipedia-Eintrag zu The Day The Clown Cried steht unter „Epilog“, wie es um das Projekt heute steht.

Geändert von Horatio (06.11.2022 um 14:05 Uhr) Grund: Postskriptum
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Alt 06.11.2022, 14:35   #20  
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Zitat von Horatio Beitrag anzeigen
Im Wikipedia-Eintrag zu The Day The Clown Cried steht unter „Epilog“, wie es um das Projekt heute steht.
Na gut, unterhalten wir uns 2024 nochmal drüber.
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Alt 10.11.2022, 08:26   #21  
OK.
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Einer meiner liebsten Filme der 70er. Großartig, dass ein Afro-Amerikaner die Hauptrolle spielt. Schockierend die Ermordung des Mädchens. Unvergesslich der minimalistische Score und die leider danach nie wieder gesehene Laurie Zimmer.
OK. ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.11.2022, 09:02   #22  
Peter L. Opmann
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Stimmt - Laurie Zimmer habe ich nicht ohne Grund erwähnt.

Aber sie ist eine Carpenter-typische Frauenfigur. Später kam sie als Adrienne Barbeau wieder.
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Alt 11.11.2022, 06:35   #23  
Peter L. Opmann
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Werfen wir einen Blick auf den Film, der Carpenters Inspiration war. „Rio Bravo“ (1959) von Howard Hawks. Ich werde gleich die Handlung zusammenfassen, aber ich finde, die Handlung ist nicht das Wichtige hier (obwohl es nicht wenig ausgezeichnet inszenierte Action gibt), sondern der Charakter der Figuren. Es ist für mich bezeichnend, daß meine Lieblingspassage in dem Film für den Hauptstrang der Story ohne großen Belang ist. Darin dringt John Wayne, der Sheriff von Rio Bravo, in das Hotelzimmer der angeblichen Falschspielerin Angie Dickinson ein, um sie zu überführen, muß aber unverrichteter Dinge wieder gehen.

Der Film beginnt mit einer Szene, in der sich Hilfssheriff Dean Martin im Saloon zum Gespött macht. Der Alkoholiker braucht dringend einen Whiskey, und ein Mitglied der Familie Burdette, die in der Stadt ihre eigenen Gesetze macht, wirft ein Geldstück in einen Spucknapf am Tresen, mit dem er den Drink bezahlen kann. Martin zögert nicht, es herauszufischen, da betritt Wayne die Bühne und hindert ihn daran. Worauf er von seinem Deputy niedergeschlagen wird. Wayne behält aber alles unter Kontrolle und wirft den Mann, der Martin entwürdigt hat, ins Gefängnis. Kurz zuvor hat der nämlich einen unbeteiligten Saloonbesucher kaltblütig abgeknallt. Aber damit macht sich Wayne die Familie Burdette und ihre Handlanger zu Feinden. Für eine Gerichtsverhandlung muß der Marshal anreisen, was ein paar Tage dauert.

Ein weiterer Zwischenfall verschärft den Konflikt: Ein Rinderzüchter, der in die Stadt kommt, schlägt sich offen auf Waynes Seite und wird daher von einem von den Burdettes beauftragten Heckenschützen ermordet. Dean Martin entdeckt den Täter im Saloon und erschießt ihn. Darauf ziehen sich Wayne und Martin ins Sheriff’s Office zurück. Der Kopf der Burdettes kündigt offen an, daß er seinen Bruder bald aus dem Knast befreien wird, aber Wayne droht, ihn zu töten, falls sich Burdette oder seine Männer dem Haus nähern sollten. In dem Office befinden sich Wayne, bei dem sich allmählich das Alter bemerkbar macht, Martin, der unter Alkoholentzug seinen Revolver nicht ruhig halten kann, und ein Oldtimer (Walter Brennan), den niemand richtig ernst nimmt. Hinzu kommt ein Halbstarker (Ricky Nelson), der aber gut schießen kann.

Obwohl die Hüter des Gesetzes den Burdettes hoffnungslos unterlegen zu sein scheinen, versucht Wayne, so gut es geht die Ordnung in der Stadt aufrechtzuerhalten und zumindest bei Dunkelheit auf Streife zu gehen. So kommt er dem Falschspiel im Saloon auf die Spur. Dickinson sieht einer Frau auf einem Steckbrief ähnlich, also fordert er sie unter vier Augen auf, die Stadt zu verlassen. Obwohl er sich korrekt verhält, ist sie empört, daß sie ohne Beweise verdächtigt wird. Sie will, daß er sie nach gezinkten Karten durchsucht, was seine Moralvorstellungen nicht zulassen. Er macht auf dem Absatz kehrt – sie folgt ihm jedoch und verlangt eine Entschuldigung (Super-Szene!). Im Anschluß wird der wirkliche Falschspieler enttarnt.

Das Sheriff’s Office ist permanent im Visier der Burdettes und ihrer bezahlten Helfer. Doch Wayne und seine Leute zeigen sich nach außen hin unbeeindruckt. Martin versucht allerdings verzweifelt, vom Alkohol loszukommen. Dabei gerät er in die Gewalt der Burdettes. Sie wollen ihn gegen den inhaftierten Bruder austauschen. Wayne läuft kurz darauf in eine Falle, kann sich aber mithilfe seiner Freunde wieder befreien. Nun soll der Gefangenenaustausch stattfinden. Die Burdettes verschanzen sich dazu in einem Lagerhaus. Es kommt zu einer wilden Schießerei. Am Ende besorgt Brennan Sprengstoff, mit dem das Lagerhaus in die Luft gejagt wird. Die Burdettes ergeben sich. Wayne und Dickinson sind sich inzwischen nähergekommen und haben sich ausgesprochen. Es wird angedeutet, daß sie zusammenbleiben werden.

Hawks hat diese Geschichte ein paar Jahre später noch einmal verfilmt („El Dorado“, 1966), aber ich vermute, nicht deshalb, weil er von der Story so überzeugt war, sondern weil er sie gut benutzen konnte, um diesmal etwas andere Charaktere zu zeigen. John Wayne spielte wieder die Hauptrolle, daneben waren Robert Mitchum und James Caan zu sehen. Beide Filme haben große Momente, aber insgesamt gefällt mir „Rio Bravo“ besser. Kennzeichen der Hawks-Western ist, daß die Figuren nie emotional agieren, sondern professionell. Das bedeutet auch, sie sind nicht ängstlich („Rio Bravo“ war auch ein Statement gegen die Stadt voller Angsthasen in „Zwölf Uhr mittags“). Gefühle sind natürlich unterschwellig dennoch im Spiel. Die Helden in beiden Western sind außerdem von ihren körperlichen Gebrechen gekennzeichnet, was sonst in Western kein Thema ist. Auch Mitchum in „El Dorado“ ist Alkoholiker. Während Nelson unerfahren ist, hat Caan keinerlei Erfahrung mit Feuerwaffen. Helden werden also hier nicht glorifiziert, sondern sie setzen sich nur mit knapper Not und großer Anstrengung durch. Und Hawks ist ein Meister in der Umsetzung einer schlüssigen Handlung in seinen Actionfilmen (er war auch ein guter Komödienregisseur).

Es wäre einen eigenen Text wert, was Carpenter von der Hawks-Vorlage übernommen hat und was nicht.
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Alt 11.11.2022, 07:28   #24  
Nante
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Zitat:
(„Rio Bravo“ war auch ein Statement gegen die Stadt voller Angsthasen in „Zwölf Uhr mittags“)
Irgendwo habe ich mal gelesen (weiß aber nicht, inwieweit es wirklich stimmt) das Wayne damit auch ein Gegenbild zu Coopers "unmännlich um Hilfe bettelnden" Sheriff aus dem Film schaffen wollte.
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Alt 11.11.2022, 07:37   #25  
Peter L. Opmann
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Ich glaube, Wayne und Hawks waren sich darin einig, daß "High Noon" ein unamerikanischer Film ist. (Kein Wunder, Fred Zinnemann war Österreicher.)

Nachdem ich zunehmend von Schulmassakern in USA höre, habe ich mich auch gefragt, ob es wirklich sein muß, daß die Amis alle mit Waffen herumlaufen. Aber "Rio Bravo" zeigt, wo diese Waffenkultur herkommt: Es hat eben keinen Sinn zu warten, bis der Marshal eintrifft. Bei Konflikten muß man sich selbst helfen, und da ist es von Vorteil, wenn man gut schießen kann...

Aber auf "High Noon" gehe ich hier sicher auch mal ein. Das ist ja eigentlich gar kein Western, sondern zeigt verklausuliert die McCarthy-Zeit, in der wirklich viele Angst vor Denunziation hatten.
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