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Alt 15.03.2023, 16:45   #26  
Tilberg
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Zwei Händedrücke für denjenigen, der sagen kann, mit wem der Seppl bei seiner Abfahrt aus Hainburg in der Kutsche sitzt.
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Alt 15.03.2023, 16:47   #27  
Tilberg
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Drei Händedrücke für denjenigen, der alle Vorbilder für das neue (= klassische) Puppenensemble vom Kasperle im Comic entdeckt.
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Alt 15.03.2023, 18:24   #28  
Navector Caruso
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Wer die Anspielung auf den Pionier der Tierpräparation, Jean-Baptiste Bécœur, entdeckt, kriegt einen männlichen Händedruck von mir als Belohnung!
Beste Bälger aller Art von Joh. B. Schönherr?!
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Alt 15.03.2023, 18:43   #29  
Navector Caruso
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Zwei Händedrücke für denjenigen, der sagen kann, mit wem der Seppl bei seiner Abfahrt aus Hainburg in der Kutsche sitzt.
Sollte das der Tübinger Musikprofessor Friedrich Silcher sein?
Würde nur zeitlich nicht passen, da der erst 1803 geboren wurde!
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Alt 15.03.2023, 19:30   #30  
Tilberg
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Beste Bälger aller Art von Joh. B. Schönherr?!
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Alt 15.03.2023, 19:30   #31  
Tilberg
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Sollte das der Tübinger Musikprofessor Friedrich Silcher sein?
Würde nur zeitlich nicht passen, da der erst 1803 geboren wurde!
Kalt!
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Alt 15.03.2023, 21:24   #32  
Navector Caruso
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Georg von Reutter,
musikalischer Direktor des Stephansdom in Wien
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Alt 15.03.2023, 21:40   #33  
Navector Caruso
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Drei Händedrücke für denjenigen, der alle Vorbilder für das neue (= klassische) Puppenensemble vom Kasperle im Comic entdeckt.
Die Lebkuchenoma mit der Grete und der Räuber auf S.29 unten. Das Krokodil am besagten Bälgerstand. Der Teufel alias Lausewenzel alias Schwarz und der Amtmann alias Grindschiepel alias Seliger immer wieder, genauso der Kaschperl und der Seppl.
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Alt 15.03.2023, 21:53   #34  
Tilberg
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Bravo! Macht nach Adam Riese 6 Händedrucke, die zelebrieren wir am besten in Wolfen.
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Alt 15.03.2023, 22:02   #35  
Navector Caruso
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Da freue ich mich schon mächtig gewaltig! Kanns kaum erwarten.
Hoffentlich ist der Sommer bald vorbei.
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Alt 19.03.2023, 08:26   #36  
Nante
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Der soll erst mal anfangen!

So, da nun(hoffentlich?) alle ihre Jahresgabe haben, mal was zum Inhalt:

Für mich war alles neu, da ich die Wüstefeld-Comics noch nicht kannte. Also eine vergnügliche Geschichte vom Anfang bis Ende zu lesen, wobei mir zeichnerisch der Suski-Part etwas besser gefallen hat. (Ich bin halt hoffnungslos old school. )

In der Handlung haben mir (neben dem Umstand, das der Hansl offenbar noch ein langes und erfülltes Leben hatte) vor allem die vielen Anspielungen in den Zeichnungen (Alleine schon die ganzen Gemälde im Hause Haydn ) gefallen und natürlich die liebevoll dargebrachten Dialekte.

Ganz großes (Ohren-) Kino! Ich hoffe nur, ich kann das als in dieser Hinsicht eher Minderbemittelter (Nach mehr als einem Viertel Jh. in Nürnberg schaffe ich es immer noch nicht, Ober- von Mittelfranken dialektmäßig zu unterscheiden ) wenigstens einigermaßen würdigen.
Zumindest, weiß ich jetzt, daß es am Itzgründischen liegt, wenn ich einen Kunden aus Coburg mal wieder am Telefon nicht verstehe. Bisher dachte ich ja nur, die "kriegen einfach das Maul nicht auf".

Das Schlußwort überlasse ich der kleinen Maruschka:
"Dirk & Gilbert
bittäsähr,
erzählt uns davon,
noch viel mähr!"

Geändert von Nante (19.03.2023 um 08:34 Uhr)
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Alt 19.03.2023, 14:11   #37  
komnenos
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Nach der letzten Mosaikbörse in Wolfen schrieb mir ein langjähriger Sammlerfreund:

"Ich kann auch mit der ganzen Fan - und Sekundärkultur nichts anfangen. Die Mosaikbörse wird ja mehr und mehr davon bestimmt und ich hab mich dabei auch nicht wohl gefühlt. Ich wollte auch demonstrativ kein Fanzine-Heft anfassen. Mit den Hunderten an neuen Digedags-Zeichnungen wird für mein Empfinden Hegen und das Mosaik entweiht. Ein seniler Sinus Tangentus hängt an der Rakete. Einfach grässlich.
Die Fangemeinde will Hegen am Leben erhalten. Das erreicht sie auch. Aber macht sie dabei aus Hegen nicht einen Kasper?


Ich habe damals noch bestimmt dagegen argumentiert. Aber mit der aktuellen Mosapedia-Jahresbeigabe ergeht es mir dann doch ziemlich ähnlich. Hier wird zwar nicht Hegen zum Kasper gemacht, aber doch der liebgewonnene Hans Wurst aus Kindertagen.

Da wird hemmungslos gevögelt, Widersacher mit Fäkalien überschüttet, es wird gekotzt und geseiert und eine Sprache zelebriert, die sicher für den Handlungsort authentisch ist, aber wohl deutlich weniger ausgeprägt im Mosaik der späten 70-iger Jahre verwendet wurde.

Hier stellt sich für mich nun wirklich auch die Frage, wie weit darf Fanart gehen, gibt es keine Grenzen? Kann man unter dem Mantel der Verehrung auf gut deutsch die Sau raus lassen?

Aus meiner Sicht geht das zu weit, wird meine persönliche nostalgische Erinnerung an die ursprüngliche Hans-Wurst-Geschichte im Mosaik hier ziemlich hart torpediert.

Dass es auch anders geht, haben vorherige Mosapedia-Jahresgaben mit der mit Liebe zum Detail gestalteten Abrafaxe-Nullnummer oder auch der wunderbar geschriebenen und illustrierten Heimreise von Ritter Runkel und den Digedags belegt. Dass sind wirklich tolle tribute Arbeiten in der Tradition des ehemaligen Mosaikkollektivs. Die Zeichner drücken hier nicht ihren eigenen Stil durch, sondern zelebrieren ihre Verehrung, indem sie möglichst dicht am Original bleiben.

Ich wünsche mir mehr davon, die aktuelle Jahresgabe dagegen lege ich beiseite und versuche, die Bilder wieder aus dem Kopf zu bekommen.

Zum Abschluss noch etwas Positives: Dass die Mosapedia-Macher mit absoluter Beständigkeit eine Jahresgabe abliefern, ist aller Ehren wert, und dafür gebührt ihnen mein ausdrücklicher Dank. Da steckt ja immer viel Mühe und auch Grips drin. Man muss deshalb trotzdem nicht zu Allem geschmacklich Ja und Amen sagen.

Aber zumindest der Suski’sche Hansl der Seiten 12/13 ist dann doch wieder verdammt nah am Original.
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Alt 19.03.2023, 14:40   #38  
Nante
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Um das auszudiskutieren, müßten wir wohl einen neuen Thread starten.

Kurz gesagt: Ich sehe es anders als dein Freund im allgemeinen und Du im speziellen.
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Alt 19.03.2023, 14:57   #39  
komnenos
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Auch Du schriebst, dass Du ,,hoffnungslos old school'' bist, was man ja bei diversen Zeichnungen nicht wirklich attestieren kann.

Man neigt ja in der ersten Reaktion dazu, Kritik als etwas Negatives aufzufassen. Tatsächlich ist es auch ein Ausdruck von Wertschätzung. Denn wenn es mir total egal wäre, was die Mosapedia-Macher herausbringen, würde ich mir die Mühe zum Sonntag-Nachmittag nicht machen, meine Gedanken hier aufzuschreiben.
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Alt 19.03.2023, 15:22   #40  
Nante
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Was eignet sich dafür besser als ein Sonntagnachmittag?

Ich kann deine Kritik ja ansatzweise nachvollziehen. (Die von Deinem Freund allerdings nun wirklich nicht.) Wenn man einen bestimmten Standpunkt hat, gefällt einem halt nicht alles.

Was mein "Old schooled" angeht, hatte ich ja geschrieben, daß mir der Suski-Part besser gefällt. Aber das heißt ja nicht, daß mir Wüstefelds Auslegung nicht gefällt. Er entspricht der damaligen Figur wahrscheinlich sowieso eher.

Vor allem aber sehe ich keine Herabsetzung von Hans Wurst. Daß er ein Mann der Frauen war, wurde ja auch schon 1978/79 öfters zumindest zart angedeutet. Und wir sind seitdem ja alle ein wenig erwachsener geworden, oder? - Wüstefeld war ja auch nicht der erste, der eine etwas drastische Darstellung wählte, wenn ich an die erst kürzlich wieder aufgelegten Robin-Hood-Alben denke.
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Alt 19.03.2023, 17:14   #41  
komnenos
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Ich lese nicht alle Produkte aus dem Steinchen-Verlag. Darunter fallen die Alben, die Caramellen, aber auch so manche Mosaikgeschichte. So habe ich bspw. die Hanse-Serie nicht gelesen und Pitipak auch nicht beendet.

Das Mosaik und Fancomics lese ich auch nicht, um als Erwachsener unterhalten zu werden, da gibt es andere Sachen.
Ich lese es, um den Teil in mir zu beglücken, der es nicht schafft, erwachsen zu werden und das auch gar nicht will.

Ich will diesen Comic mit denselben Augen lesen wie als Kind, auch wenn die Augen inzwischen etwas müder geworden sind. Ich mag dieses nostalgische Gefühl und meine Flexibilität, mich an neue Bildmuster zu gewöhnen, ist unter dieser Prämisse eingeschränkt.

Von daher habe ich auch volles Verständnis für Diejenigen, die mit den Digedags aufgewachsen sind und dann schon die Abrafaxe abgelehnt haben.
Hier geht es nicht um die möglichst objektive Bewertung einer künstlerischen Leistung, sondern um rein subjektives Empfinden.
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Alt 19.03.2023, 19:43   #42  
Navector Caruso
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Zitat von Nante Beitrag anzeigen
Um das auszudiskutieren, müßten wir wohl einen neuen Thread starten.

Kurz gesagt: Ich sehe es anders als dein Freund im allgemeinen und Du im speziellen.
Da stehe ich an derselben Ecke wie Nante.
Nach Wolfen komme ich zwar hauptsächlich um mich mit Gleichgesinnten zu treffen und mich mit Ihnen über ein gemeinsames Hobby auszutauschen. Aber ganz ehrlich:
Die Würze daran ist doch, zu sehen, was es so Neues gibt, was sich die Fans in ihren Kämmerchen ausgeheckt, recherchiert, erkundet und hervorgekramt haben. Dies dann in würdiger Weise zu präsentieren, gehört sicher zu deren eigenen Ansporn.

Deshalb kann ich die Ansicht von komnenos Freund nicht nachvollziehen. Obwohl sie ihm natürlich unbenommen zusteht. Es ist halt seine Meinung. Aber wenn ich "nur" Mosaikhefte sehen möchte, spar ich mir die Fahrt nach Wolfen und mache zu Hause den Schrank auf.
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Alt 19.03.2023, 21:43   #43  
Nafi ibn Azraq
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Ich finde es schön, dass es im Mosaikuniversum für jedes Tierchen ein Pläsierchen gibt: Der eine mag Originalhefte nur luftdicht verpackt in einer Virtrine ausgestellt haben, der andere die Geschichten und Charaktere weitergedacht und durch den Kakao gezogen, wieder ein anderer die historischen Hintergründe der Geschichten bis zur Anzahl der Kaffeebohnen in der Kanne des osmanischen Statthalters. Ich freue mich auf jede neue Fankreation. Natürlich stecken diesmal gesetzte Herren dahinter, das sieht man natürlich.
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Alt 20.03.2023, 15:00   #44  
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Zitat:
Zitat von Nafi ibn Azraq Beitrag anzeigen
Ich finde es schön, dass es im Mosaikuniversum für jedes Tierchen ein Pläsierchen gibt: Der eine mag Originalhefte nur luftdicht verpackt in einer Virtrine ausgestellt haben, der andere die Geschichten und Charaktere weitergedacht und durch den Kakao gezogen, wieder ein anderer die historischen Hintergründe der Geschichten bis zur Anzahl der Kaffeebohnen in der Kanne des osmanischen Statthalters. Ich freue mich auf jede neue Fankreation. Natürlich stecken diesmal gesetzte Herren dahinter, das sieht man natürlich.
Geniest es, so lange es noch möglich ist. Ich habe mich auf der letzten Börse genau umgesehen und nur die üblichen alten Säcke gesehen, mich eingeschlossen.
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Alt 20.03.2023, 22:27   #45  
Tilberg
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Das ist doch mal eine schöne Diskussion! Ich begrüße das ausdrücklich, gibt es mir doch Gelegenheit, nochmal etwas zu den Hintergründen unseres Comics zu sagen. Vielleicht versöhnt das den einen oder anderen mit den behandelten und dargestellten Themen. Schwer wird es freilich bei Leuten, die am Hegenvirus erkrankt sind und eine "Entweihung" sehen, ohne auch nur ein Fanmagazin in die Hand genommen zu haben. An der religiösen Verehrung von Comics und ihren Schöpfern kann man nur schwer rütteln.

Also zu unserem Hefterl, wie ich gern sag. Zweifelsohne gehöre ich zu der Fraktion von Mosaikfans, die sich insbesondere für die historischen und kulturellen Hintergründe interessieren, bis hin zum Grundriß des Hafenforts von Tunis in der Dschuhaserie. So hat mich auch die Beschäftigung mit Hanswurst fasziniert. Wenn man diese Figur in ihrer theatergeschichtlichen Rolle als derb und obszön bezeichnet, ist man fast noch euphemistisch. Fressen, saufen, furzen, kotzen, schei§en, vögeln und prügeln - in etwa dieser Reihenfolge - sind die Liebligstätigkeiten des Hanswurst und all seiner vergleichbaren Lustigmacher bis spät ins 18. Jahrhundert. Erst dann wurde der Hanswurst von neuen, aufklärerischen Reformern von der Bühne verbannt, um das Theater zu einer moralischen Anstalt zu erheben. Bis zu diesem tatsächlich "Hanswurst-Streit" genannten Konflikt, den die Reformer übrigens gewannen, war Theater in Deutschland (und nicht nur hier) von diesen drallen, lebensbejahenden, anarchischen, anti-autoritären Figuren geprägt. Das kann man sich gar nicht schweinigelig genug vorstellen. Natürlich gab es neben den Hanswurstiaden immer auch parallel eine ernsthaft-erhabene Handlung auf der Bühne, aber wegen der kamen nicht genug Leute. Gekommen sind sie, um über und mit dem Hanswurst zu lachen. Ein später Reflex davon ist noch bei dem Fragment gebliebenen Stück "Hanswursts Hochzeit" des jungen Goethe zu bewundern (habe gerade erst den entsprechenden MP-Artikel dazu angelegt - meine Lieblingsfigurennamen sind neben Lausewenzel und Grindschiepel die beiden notgeilen Nichten Reckärschchen und Schnuckfötzchen).

Dieser Hintergrund ist dem Mosaikautor Dräger damals in den 70ern durchaus bewußt gewesen. Er hat vom originalen Hanswurst gerade so viel an Andeutungen ins Mosaik geholt, daß es noch als kindgerecht durchgehen mochte. Ich erinnere nur an das "Gspusi" mit der Köchin Kathrin, das Hansls "Sinn fürs Nahrhafte" entsprochen habe, oder seine ständigen Scherze rings ums Hinterteil seiner Patienten (reinkneifen, Klistier verpassen, Schrotkugeln rauspopeln ...).

Ich fand es nun damals, als ich das Mosa-icke 14 kuratierte und einen detaillierten Hintergrundartikel zum Hanswurst verfaßte, reizvoll, auch mal diese weniger kindliche Seite des Original-HW zu zeigen, und zwar als Comic. Das finde ich auch heute noch eine richtig gute Idee. Wir alle, die das Mosaik aus Kindertagen kennen, sind inzwischen gestandene Mannsbilder (bzw. alte Säcke, wie Rookie gerade zurecht anmerkte), und da kann ich mir nur schwer vorstellen, daß ein Comic mit dem schweinigelnden Ur-Hansl dazu führt, daß jemand seufzend in Ohnmacht fällt. Das Risiko konnte ich getrost eingehen, auch wenn ich gerne gestehe, daß es nicht zwingend nach jedermanns Geschmack sein würde.

Das also zum Sujet an sich. Daß der Hansl sich mit der Zenzi vergnügt, daß der Graf ins Bett kackt, daß die Katze angeblich rollig ist, daß es ein uneheliches Kind gibt, all das gehört zum Hanswurst, wie auch die teilweise weniger offensichtlichen Details, die wir eingebaut haben, z.B. daß er "à parte" spricht, also "zur Seite", zum Publikum, oder daß er bei uns sein Originalkostüm trägt, oder daß er Sauschneider ist (ein Wanderberuf, dessen Ausübende zumeist aus dem Salzburgischen kamen) usw.

Was nun die Zeichnungen betrifft: Ja, Sascha Wüstefeld hat nicht den traditionellen Mosaikstrich, aber sein Stil ist dem Mosaik doch sehr verwandt (was Wunder) und paßte mE gerade für unser derbes Thema hervorragend. Ich kann bis heute bei manchen Panels regelmäßig lachen (z.B. über Hansls erfreutes Gesicht, als er die Sternsinger für die Abrafaxn hält, und dann die betretenen Gesichter der Digedags, die bekanntlich mit niemandem weniger gern verwechselt werden, als ausgerechnet mit den Plagiatlingen). Und Sascha hat dem Affen ordentlich Zucker gegeben, was ich bis heute hervorragend finde, noch draller und lebensfroher, als ich als Initiator und Dirk als Autor im Sinn hatten. Man merkt den Bildern an, welche Freude Sascha daran hatte. Es ist kein Zufall, daß er kurz darauf auch den Auftrag für das Völkerschlachtheft angenommen hat.

Nun zu den Fortsetzungen. Dirk und ich hatten uns nach dem ersten Comic, über den wir so glücklich waren, bald neue Episoden ausgedacht. Auf meinem Mist sind wieder die theaterhistorischen Hintergründe gewachsen. So wollten wir in der Kasper-Larifari-Folge die Entstehung des klassischen Handpuppen-Figurenensembles im Kasperletheater durchspielen - so wie Lothar Dräger in der Harlekinserie die Enstehung des Figurenensembles der Commedia dell'arte thematisierte. Also Kasper selbst, dazu Seppl, Teufel, Gendarm, Krokodil, Grete, Oma, Räuber. Nicht alle diese Figuren haben es als Hauptfiguren in die Geschichte geschafft (dafür hätten wir eine ganze Serie an Comics gebraucht), aber viele von ihnen doch, und die restlichen werden zumindest erwähnt oder sind im Bild zu sehen. Man sieht auch, daß diese Geschichte schon wesentlich weniger derb ist, als die HW-Folge, eben wegen des anders gelagerten Sujets. Stattdessen geht's ums Verprügeln und Herumjagen. Gut, am Ende landen die Bösewichter in der Jauchegrube, aber diese Hommage an Kusturica ("Schwarze Katze, weißer Kater") sei uns verziehen. Schwamm drüber! Da bin ich mal großzügig.

Wie man sieht, hat Sascha diesmal auch wesentlich kindgerechter gezeichnet, es gibt keine Möpse oder dergleichen, stattdessen lugen die Faxe irgendwo ins Bild, und auch die geheimnisvolle Flasche hat er in sein Wimmelbild eingebaut - beides seine eigenen Ideen.

Für die letzte Folge (bzw. die inhaltlich erste) und die Rahmenhandlung stand Sascha wegen anderer Arbeit nicht zur Verfügung, dafür konnten wir Jan gewinnen, und auch er hat einen geilen Job gemacht. In der Pickelhering-Folge haben wir zwei Vorläuferfiguren von HW zu Hauptfiguren gemacht, die es auch schon mal ganz apokryph in den Mosaikkosmos geschafft hatten ("Califax' kleine Geschichte der Kochkunst"). Jean Potage / Schampitasche war bekannt für seinen verformbaren Hut, was wir in der Geschichte auch als sein Erkennungsmerkmal erwähnen, und der Pickelhering selbst war das direkte Vorbild für Joseph Stranitzky zur Schaffung des Hanswurst.

Die Austauschbarkeit der Lustigmacher, die sich lange Zeit eigentlich nur in ihren Namen unterschieden, bis dann der wesentlich akribischer ausgearbeitete Hanswurst alle ersetzte, ist das zugrundeliegende Thema unseres kleinen Comics mit seinen mehrfachen Rollen-, Kleider- und Namenstauschen - weniger also die tatsächlichen Eskapaden der ebenfalls derben Originalfiguren. Dementsprechend ist an den Zeichnungen nichts obszönes mehr, denn darum geht es halt diesmal nicht. Und ganz und gar kindgerecht-niedlich ist ja wohl die Rahmenhandlung mit dem guten Onkel Haydn und seinen naseweisen Großnichten. Die einzige Passage, in der Jan auch mal ordentlich vom Leder zog, ist der zweiseitige Epilog zur Kasper-Folge, den Sascha anna dazumal nicht mehr geschafft hatte, und den Jan nun im Saschastil zu Ende führte. Erneut künstlerisch gerechtfertigt, denn es geht nunmal um den echten Hanswurst.

Ich kann freilich nicht verhehlen, daß ich bei Jans Hansl in der Pickelhering-Geschichte auch ins Schwärmen gekommen bin und in nostalgische Verzückung geriet. So hab ich den Hansl auch ganz doll lieb, trotz Riß in der Unterhose.

Zusammengefaßt: Ja, teilweise derb und obszön, aber aus gutem Grund und nicht unmotiviert wegen des Schockmoments. Ich hoffe, das hilft bei der Einordnung und ggf. bei einer etwas milderen Beurteilung, selbst wenn sich die Zeichnungen teilweise stark vom Mosaik unterscheiden.

tl;dr: Yeah but no but yeah but no but yeah but no but yeah but no but yeah but no.

Geändert von Tilberg (20.03.2023 um 22:40 Uhr)
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Alt 20.03.2023, 23:13   #46  
komnenos
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Vielen Dank, Tilberg, für die interessanten Ausführungen!
Milder gestimmt war ich schon nach Nafi's post gestern Abend, jetzt kann ich es aber auf jeden Fall auch noch deutlich besser einordnen.
Im Gegensatz zu den Digedags habe ich mich mit den Hintergründen zu den Abrafaxen bisher noch nicht beschäftigt.
Die Hans-Wurst-Serie war mein erster Kontakt mit dem Mosaik und ich habe bis heute nicht das Bedürfnis verspürt, da etwas zu entzaubern, schon gar nicht den Hansl.
Das ist nun halt doch passiert und ich werde damit leben können.
Ich muss zugeben, dass Sascha's Stil zu dem von ihm illustrierten Treiben vortrefflich passt.
Und doch mag ich halt den Hansl à la Suski mehr. (Und ein bisschen bedaure ich wohl auch, dass die Arbeit an der Mosapedia-Jahresgabe vielleicht dazu beigetragen hat, dass es keinen Digedon 2023 Kalender gibt.)
Naja, sei's drum.
Auf jeden Fall habt Ihr wieder ordentlich was investiert an Grips und Können und nun auch noch an nachträglicher Aufklärung.
Vielleicht schaue ich dann doch nochmal rein in die aktuelle Jahresgabe, also wenn ich mich dann irgendwann als gesetzter Mann fühle...
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Alt 20.03.2023, 23:24   #47  
Tilberg
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Nicht gesetzter! Gestandener! Gestandener Mann.
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Alt 20.03.2023, 23:27   #48  
Sinus_Cosinus
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Auch wenn ich nicht alle Zitate im Band erkannt habe (den von "Schwarze Katze,weißer Kater" schon mal gleich gar nicht, aber ), so fand ich ihn doch sehr unterhaltsam und amüsant. GERADE die Szenerie vom Hansl mit der Zenzi, aber vielleicht bin ich auch nur ein alter gei..er Sack Durch Bände wie Luzian Engelhardt bin ich ohnehin den derben Humor des DreamTeams Suski/Seliger "gewohnt".
Etwas verwirrend fand ich anfangs diesesWechselspiel der Szenerien zwischen Hansl auf der Kasperle-Bühne und den im Hintergrund ablaufenden Disput mit Vierschroth. Es brauchte eine Weile, bis ich mit-switchen konnte. Auch bei den Ösi-Akzenten hatte ich so meine Verständnis- bzw. Leseschwierigkeiten. Mal abgesehen vom legendären Reporter-zum-Krankl-Tor-Zitat " I werd' narrisch!"
Sascha's Stil werde ich wohl seit Mosa-Icke 13 immer mit dem Hansl verbinden. Absolut klasse

Geändert von Sinus_Cosinus (20.03.2023 um 23:33 Uhr)
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Alt 21.03.2023, 01:43   #49  
Tilberg
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Ja, die parallelen Handlungen auf der Puppenbühne und "in echt" auf dem gedrängten Platz visuell darzustellen, ist recht ambitioniert gewesen. Außerdem fährt auch noch die "Kamera", die auf die Bühne gerichtet ist, à la Eröffnungsszene des "Paten" langsam zurück, bis auch der einzige, dafür umso begeistertere Zuschauer ins Bild kommt. Ich hoffe freilich, daß es irgendwie den meisten doch klar wird.

Die Ösi-Akzente sollten eigentlich eine Persiflage des Mosaik-Österreichisch sein, sind aber, wie mir Einheimische bestätigt haben, überraschenderweise authentisch geraten. So läuft dös halt fei, wann a Saupreiß an Saupreißn verorscht. Minus mal minus macht plus.
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Alt 21.03.2023, 10:29   #50  
komnenos
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Zitat von Tilberg Beitrag anzeigen
Nicht gesetzter! Gestandener! Gestandener Mann.
Naja, als gestandener Mann habe ich es ja gelesen. Die nächste Stufe ist dann wohl abgestandener Mann.....
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