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Alt 15.04.2023, 10:44   #1126  
Marvel Boy
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In dem Zusammenhang würde ich dem Interessenten auch den Comic von Ellison und Corben ans Herz legen, Vic und Blood.

https://www.comicguide.de/series/4304/Vic-und-Blood

Hat mir damals gut gefallen.
An den Film erinnere ich mich kaum noch ausser das ich Johnson damals nicht mochte.

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Alt 15.04.2023, 10:54   #1127  
Peter L. Opmann
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Ah, danke. Diesen Comic habe ich nicht und hatte ich auch nicht im Blick (obwohl ich ihn natürlich mitbekommen habe). Allerdings: Riesenameisen kommen weder in der Kurzgeschichte noch im Film vor...
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Alt 15.04.2023, 10:58   #1128  
Marvel Boy
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Die Kurzgeschichte kenne ich leider nicht und an den Film erinnere ich mich kaum.
Beim Comic wird Ellison ja auch als Autor genannt, vielleicht hat er da gedacht ich passe das ganze mal dem Bildmedium Comic an?

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Alt 15.04.2023, 11:07   #1129  
Peter L. Opmann
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Ich habe schon gedacht, die "Formicula" wurden nur zwecks besserer Verkäuflichkeit auf dem Cover platziert. Kommen die auch im Comic vor?
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Alt 15.04.2023, 11:12   #1130  
Marvel Boy
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Ja, ist aber nicht das Hauptthema.
Der Band ist von 1989, da hab ich den auch gelesen, frag mich mal nach Einzelheiten.
Vielleicht mache ich am ja nochmal eine Rezi dazu heute, liege eh gerade in der Ecke.

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Alt 15.04.2023, 11:40   #1131  
Servalan
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Den Comic kannte ich vor dem Film, den ich vor ewiger Zeit mal im Fernsehen geschaut haben muß. Die Kurzgeschichte kenne ich nicht.
Für mich ist der Stoff auch ein bissiges Pastiche auf die klassischen Geschichten von Kindern oder jungen Erwachsenen mit Hunden, da denke ich in erster Linie an die Fernsehserie „Lassie“. Bevor ich auf „Tim und Struppi“ angefixt wurde, war ich ein „Bessy“-Fan, insofern hat mich das schon gepackt. Harlan Ellison hat da einiges auf den Punkt gebracht und bei mir den richtigen Nerv erwischt.

Im Film kam Don Johnson doch recht blaß als naives Jüngelchen rüber. Gut, das war seiner Rolle geschuldet; besonders viel Eindruck hat er bei mir nicht hinterlassen.
Wenn der Film jetzt als Kultklassiker gilt, finde ich das eine hohe Anerkennung. Ich finde ihn zwar in Ordnung, aber im Vergleich zu einer anderen Post-Doomsday-Reihe aus den 1970ern, nämlich „Planet der Affen“, kommt er ziemlich mager daher. Ich sehe ihn als B-Film aus der zweiten Reihe.
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Alt 15.04.2023, 12:03   #1132  
Peter L. Opmann
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An "Planet der Affen" mußte ich auch denken, speziell an das Volk, das die Atombombe anbetet in "Rückkehr zum Planet der Affen". Auch dieses Volk lebt unter der Erde, und es hat eine Fassade der Wohlanständigkeit errichtet, symbolisiert durch die Masken, die getragen werden. Das ist sicherlich ein viel stärkeres Bild, was ein Atomkrieg aus der Zivilisation gemacht hat, als "A Boy and his Dog". Bei diesem Film ist der Anfang, vielleicht die erste Hälfte, am besten gelungen, wo einfach die Weite, Einsamkeit und Lebensfeindlichkeit der Wüste zum Ausdruck kommt.

Insgesamt, das sehe ich auch so, ist "A Boy and his Dog" kein Meisterwerk. Und es ist schon bemerkenswert, daß ein Film, der nur 400 000 Dollar gekostet hat, sein Geld trotzdem nicht einspielt.

Nachtrag: "Rückkehr zum Planet der Affen" hat auch wiederum Spuren in einem Comic hinterlassen, nämlich "Andrax".
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Alt 16.04.2023, 09:35   #1133  
Marvel Boy
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Hab da gerade mal ausführlich den Comic zu "Ein Junge und sein Hund" rezensiert.



https://www.sammlerforen.net/showpos...&postcount=776

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Alt 16.04.2023, 09:40   #1134  
Peter L. Opmann
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Schon gesehen.
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Alt 16.04.2023, 09:49   #1135  
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Alt 17.04.2023, 06:29   #1136  
Peter L. Opmann
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Diesmal ein Film, den man uneingeschränkt loben kann: „Menschen am Sonntag“ (1930) von Robert Siodmak und Edgar G. Ulmer. Ein später Stummfilm mit dokumentarischen Anklängen. Oft wird er als aussagekräftiges Bild des Lebens in Berlin um 1930 betrachtet, aber man bekommt ihn wohl besser in den Griff, wenn man ihn als Low-Budget-Produktion begreift, die aus der Not nach besten Kräften eine Tugend macht. Als ich ihn mir jetzt nochmal angesehen habe, kam mir sogar der Begriff „Doku-Soap“ in den Sinn – allerdings eine, die Billy Wilder gescriptet hat. Mindestens sechs Namen stehen mit dem Film in Verbindung, die alle für (mehr oder weniger) steile Karrieren in Hollywood stehen: neben Wilder sind das Robert Siodmak, Regisseur, Kurt (später Curt) Siodmak, Drehbuchautor, Edgar Ulmer, Regieassistent, Eugen Schüfftan, Kameramann, und Fred Zinnemann, Kameraassistent. Eventuell kann man noch Rochus Gliese nennen, der einst den Golem schuf und der als erfahrener Mann Regie führen sollte, aber nach wenigen Tagen aus dem Projekt ausstieg.

Der Film hat unbestritten einen dokumentarischen Zugriff, indem er zwei normale Tage (48 Stunden) in Berlin schildert. Man muß bedenken, daß 1929/30 der Samstag noch ein Arbeitstag war und man nur am Sonntag Freizeit hatte. Wir lernen die fünf Hauptfiguren in ihrem Alltag kennen, den Taxifahrer Erwin Splettstößer, den Weinvertreter Wolfgang von Waltershausen, die Filmkomparsin Christl Ehlers (sie hatte tatsächlich in einem Märchenfilm sogar die Hauptrolle gespielt und war die einzige Nicht-Amateurin), die Verkäuferin Brigitte Borchert und das Mannequin Annie Schreyer. Wolfgang spricht Christl auf der Straße an und verabredet sich mit ihr für Sonntag. Erwin und Annie, die ein Paar sind, sollen mitkommen. Annie ist jedoch am Sonntag nicht aus dem Bett zu bekommen. Ihren Platz nimmt Brigitte ein, die beste Freundin von Christl, die sie sozusagen als Anstandsdame anschleppt. Zusammen fahren die vier mit dem Bus nach Zehlendorf und zum Wannsee.

Brigitte erweist sich den Avancen von Wolfgang als zugänglicher als Christl. Erwin ist in festen Händen (auch wenn die Beziehung gerade etwas kriselt) und genießt einfach den Sommertag am See. Wolfgang und Brigitte erleben schließlich abseits in der Natur ein erotisches Abenteuer. Christl ist sauer, weil ja eigentlich sie mit Wolfgang verabredet war, aber beläßt es dabei, vor sich hin zu schmollen. Bei einer Tretboottour auf dem Wannsee flirten die beiden Männer, vor allem Wolfgang, bald darauf schon wieder mit zwei anderen Frauen, die in einem Ruderboot unterwegs sind (der Film hat also eigentlich einen düsteren Unterton). Es kommt aber nur zu Verstimmungen, nicht wie in einem richtigen Spielfilm zum Drama. Die beiden Mädchen werden nach Hause gebracht – die große Liebe haben wir wohl nicht erlebt. Annie hat den ganzen Sonntag verschlafen. Am Montagmorgen geht die Arbeit weiter – alle erwarten schon sehnsüchtig den nächsten Sonntag.

Die kleine Spielhandlung wird distanziert und ohne große Gefühle inszeniert – das wäre mit Laiendarstellern wohl auch nicht anders möglich gewesen. So läßt sie sich aber gut mit echten Dokumentaraufnahmen, dem Straßenleben in Berlin, zusammenschneiden. Gelegentlich werfen wir einen Blick in die Wohnungen der Darsteller. Überrascht hat mich, daß man dem Film nur selten sein Alter von 90 Jahren ansieht. Sicher, die Autos sind Oldtimer, ein Grammofon und eine leicht zerbrechliche Schallplatte kommen vor, die Wohnungseinrichtung erinnert an die meiner Oma. Die Frisuren sieht man heute auch nicht mehr. Junge Leute widmen sich nicht mehr so eingehend der Zeitungslektüre, und dann wird auch klar: die Smartphones fehlen. Aber vieles wirkt recht modern, teilweise sogar zeitlos. Ich denke jedoch, dieser frische Charme des Films ist ein Zufallsergebnis. Hätten die Filmemacher Geld gehabt, dann hätten sie ihre Liebesgeschichte sicher gern wie die UFA und mit großen Schauspielern inszeniert. Dann hätte man auch nicht so viele Dokumentaraufnahmen zum Zwischenschneiden gebraucht (die heute aber seltene Blicke auf ein noch nicht kriegszerstörtes Berlin erlauben). Doch dem Publikum hat sich das Besondere dieses Films gleich bei der Uraufführung erschlossen. Wie viele Zuschauer „Menschen am Sonntag“ hatte, habe ich nirgendwo gelesen, aber ich hörte, daß sich Brigitte Borchert ein Jahr lang durch Auftritte in Kinos etwas hinzuverdiente. Sie brauchte nur nach dem Film auf die Bühne zu kommen und sich zu verbeugen.

Ich denke, daß der Film auch aus finanziellen Gründen stumm ist. Die Technik des Tonfilms war damals kompliziert und vermutlich teuer. Zudem ist es fraglich, ob die Laiendarsteller Dialoge hätten bewältigen können. Die treibende Kraft bei den Dreharbeiten scheint Robert Siodmak gewesen zu sein. Die beiden Brüder Siodmak, Ulmer, Zinnemann und Wilder waren sehr jung und filmverrückt. Der unabhängige Produzent Moritz Seeler finanzierte die Dreharbeiten, offenbar von Tag zu Tag, und die Filmcrew setzte sich jeden Morgen zusammen, um zu überlegen, was an diesem Tag gedreht werden kann.

Wegen der – sehr zart angedeuteten – Liebesgeschichte von Wolfgang und Brigitte war der Film in Holland erst ab 18 freigeben; in Deutschland könnte es ähnlich ausgesehen haben. Geschnitten wurde aber, soviel ich weiß, nicht. Das Negativ des Films ist verloren gegangen. 1997 hat KirchMedia den Film aus verschiedenen noch vorhandenen Kopien rekonstruiert, denen unterschiedliche Szenen fehlen, beziehungsweise die unterschiedliche Schäden aufweisen. Zur ursprünglichen Länge von etwas über 80 Minuten fehlen sieben bis acht Minuten. Nach der Widerherstellung tauchten weitere Filmschnipsel auf, die jedoch so nicht in den Film zu passen scheinen. Vielleicht aber haben wir irgendwann wieder eine komplette Fassung.

Geändert von Peter L. Opmann (17.04.2023 um 06:47 Uhr)
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Alt 17.04.2023, 07:04   #1137  
Marvel Boy
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Hört sich äusserst interessant an, gibt es den auf Scheibe oder als Stream?

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Alt 17.04.2023, 07:32   #1138  
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Alt 17.04.2023, 09:48   #1139  
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Danke für den Link.

Das ist einer der Filme, über den ich schon viel gelesen habe, ohne ihn je gesehen zu haben. Werde ich jetzt wohl ändern.
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Alt 17.04.2023, 18:10   #1140  
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Danke, vielleicht wird das heute noch was mit der Sichtung.

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Alt 18.04.2023, 07:06   #1141  
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Hab gestern nicht alles geschafft, kann aber schon sagen das ich das ganze wegen den Alltagsaufnahmen interessant finde die Handlung stört dazwischen aber eher.

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Alt 18.04.2023, 07:47   #1142  
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Bei mir dito. Wobei manche Dinge zeitlos sind. Die Sache mit dem Wasserhahn und wie es sich dann langsam hochschaukelt....

Der Rest dann heute Abend.
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Alt 18.04.2023, 08:01   #1143  
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Habe ich's tatsächlich mal geschafft, Leute dazu anzuregen, sich einen Film anzusehen. Ist ja nicht selbstverständlich.

Ich glaube, wir sehen das alle ähnlich. Ich glaube, den Sonntag am Wannsee habt Ihr noch nicht gesehen - das kann man aber wohl ebenfalls heute noch so erleben.

Es gibt ja dann noch Walther Ruttmanns "Berlin - die Sinfonie der Großstadt" (1927). Das ist ein ganz abstrakter Film über das Stadtleben, ohne jegliche störende Handlung. Ist auch auf youtube.

Geändert von Peter L. Opmann (18.04.2023 um 08:06 Uhr)
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Alt 18.04.2023, 18:30   #1144  
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Ich lasse mich gerne anregen einen Film zu schauen nur geht meine Freizeit momentan gegen 0, aktuell nur dadurch unterbrochen das ich so erkältet bin das ich das WE im Bett verbracht habe und seit gestern nach der Arbeit auch recht schnell wieder dort verschwinde. Vor dem wegschnorcheln kann man halt nochmal ein bisschen was schauen.

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Alt 19.04.2023, 06:26   #1145  
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Ich hatte Lust auf einen Hitchcock-Film und habe dazu den nicht so bekannten „Eine Dame verschwindet“ (1938) ausgewählt. Kurz bevor Hitchcock nach Hollywood ging, hat er damit noch einmal nachdrücklich auf sich aufmerksam gemacht. Es ist eine Spionagegeschichte, die durch viele humoristische Elemente aufgelockert wird. Die Spannung ist dadurch nicht ganz so groß wie in „Die 39 Stufen“, auf den ich weiter oben schon eingegangen bin. Aber ich finde, Hitchcock hat eine beinahe perfekte Balance zwischen Suspense und Komödie gefunden, die er in USA kaum je mehr erreicht hat. Vielleicht hat man dort auf die Reinheit des Genres mehr Wert gelegt als in England.

Ein Zug macht in einem Fantasiestaat in den Alpen (wohl in der Gegend von Slowenien oder Kroatien zu lokalisieren) unplanmäßig Halt, weil er durch eine Lawine aufgehalten worden ist. Die Passagiere, darunter einige Engländer, müssen in einem Gasthof übernachten, der durch die vielen Gäste ziemlich überfordert ist. Dieser Teil, der mit der Spionagestory noch überhaupt nichts zu tun hat, nimmt mindestens ein Viertel des Films ein, aber er ist wichtig, um handelnde Personen vorzustellen und sie in Beziehung zueinander zu bringen. Margaret Lockwood reist nach London, um dort zu heiraten. Im Zimmer über ihr probt Michael Redgrave spätabends Volkstänze. Sie besticht wegen dem Lärm den Hotelchef, um ihn rauszuwerfen. Redgrave quartiert sich darauf kurzerhand bei ihr ein. Es entsteht also eine gewisse Feindschaft zwischen ihnen, auch wenn man ahnt, daß sie sich unter anderen Umständen sympathisch sein könnten.

Zunächst verlieren sie sich wieder aus den Augen. Lockwood schließt Bekanntschaft mit einer älteren Dame (Dame May Whitty), mit der sie am nächsten Morgen, als der Zug weiterfährt, im Abteil zusammensitzt. Kurz vor der Abfahrt ist ein Blumenkasten auf ihrem Kopf gelandet, der möglicherweise Whitty hätte treffen sollen. Lockwood ist daher etwas beduselt und schläft ein. Als sie erwacht, ist Whitty nicht mehr da. Zu ihrer Überraschung behaupten alle Mitreisenden, diese Dame gebe es gar nicht. Niemand will sie gesehen haben. Bei manchen wird deutlich, daß sie dafür Gründe haben: Zwei Londoner wollen nicht, daß der Zug noch einmal hält, um ein wichtiges Cricketspiel nicht zu verpassen, ein heimliches Liebespaar will kein Aufsehen erregen, weil ihr Verhältnis damit aufgedeckt werden könnte. Bei anderen sind die Motive unklar. Lockwood trifft nun Redgrave wieder, der ihr zwar nicht unbedingt glaubt, aber bereit ist, ihr zu helfen.

Nach und nach finden sie Indizien dafür, daß Whitty im Zug ist. Redgrave ist nun ganz auf ihrer Seite. Sie beginnen, nach der verschwundenen Frau zu suchen. Zwischendurch macht der Zug noch einmal Station. Die beiden achten darauf, ob die alte Dame vielleicht aussteigt, aber es wird nur ein stark bandagierter Patient hineingebracht. Das erweckt ihren Verdacht, Whitty werde den Platz des Bandagierten einnehmen. Davon berichten sie dem begleitenden Arzt (Paul Lukas), der allerdings selbst zur Verschwörung gehört. Er will nun Redgrave und Lockwood durch eine Betäubungsdroge außer Gefecht setzen, aber eine angebliche Nonne (Catherine Lacey), die ebenfalls Mitglied der Bande ist, vereitelt das, weil ihr Gewissen erwacht. Whitty ist nun, wie sich herausstellt, wirklich unter dem Kopfverband verborgen und wird befreit. Der Zug wird, sobald die Verschwörer das mitbekommen, auf ein Nebengleis geleitet, und Truppen des korrupten Staats wollen Whitty nun mit Gewalt aus dem Zug holen. Die Engländer wehren sich aber – es kommt zu einem Feuergefecht. Redgrave gelingt es, den Zug wieder in Bewegung zu setzen und über die Grenze zu bringen. Whitty ist, wie sich herausstellt, eine Spionin, die eine Geheimbotschaft übermitteln soll; sie kann wohlbehalten den Zug verlassen. Im britischen Außenministerium sehen sich alle wieder. Lockwood läßt ihre Hochzeit sausen und sinkt stattdessen Redgrave in die Arme.

Also eine recht verwickelte Story, der man aber jederzeit gut folgen kann. Hitchcock selbst hat darauf hingewiesen, daß es wenig wahrscheinlich ist, daß England eine wichtige Geheimbotschaft ausgerechnet von einer nicht sehr rüstigen alten Frau überbringen läßt. Zufall ist auch, daß fast alle Zuginsassen die Dame nicht gesehen haben wollen, obwohl nicht alle zur Verschwörung gehören. Aber das sind wohl die einzigen Schwachpunkte des Films. Mir ist zudem aufgefallen, daß die Action nicht sehr ausgeprägt ist. Michael Redgrave ist eher Durchschnittsbürger als strahlender Held, und die bewaffnete Auseinandersetzung am Ende wäre in Hollywood sicher stärker betont und packender inszeniert worden. Dafür gibt es hier ein Ensemble von mindestens zwölf Figuren, die alle für die Handlung wichtig sind. Sie sind zwar nicht realistisch, aber unverwechselbar gezeichnet und tragen zur Komik bei.

Vermutlich ist der zugrundeliegende Roman „The Wheel spins“ von Ethel Lina White sehr gut, und es wurde ein ebenfalls gutes Drehbuch daraus gemacht. Hitchcock hat darin einen Suspense-Musterfall gefunden, den Umstand, daß man eine merkwürdige Beobachtung macht, was aber niemand glaubt; die Fakten sprechen scheinbar dagegen. Das kam später in manchen seiner Werke wieder vor. Hitchcock erhielt übrigens für diesen Film den New York Film Critics Circle Award; es war gewissermaßen das einzige Mal, daß er als bester Regisseur ausgezeichnet wurde.
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Alt 19.04.2023, 09:49   #1146  
Nante
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So, gestern "Menschen am Sonntag" fertig geschaut. Nochmal Danke für den Tipp!

Die un-/bzw. semigestellten Szenen waren toll. Da kamen viele Erinnerungen an die alten S/W-Fotos von Oma und Opa hoch.
Und die letzten Zeilen sind auch heute noch aktuell. Nur daß man inzwischen schon auf Samstag wartet.
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Alt 19.04.2023, 10:12   #1147  
Peter L. Opmann
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Alt 21.04.2023, 06:22   #1148  
Peter L. Opmann
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Bei „Die Götter müssen verrückt sein“ (1980) von Jamie Uys bin ich mir nicht sicher, ob da alles noch politisch korrekt ist. Der Film hat mir, als ich ihn vor langer Zeit im Fernsehen sah, gut gefallen, und seine Wirkung hat nicht sehr nachgelassen, wie ich beim Wiedersehen jetzt festgestellt habe. Aber es ist ein Film über Afrika aus eindeutig weißer, eventuell sogar kolonialer Sicht. Uys war ein weißer Südafrikaner. Die Schwarzen werden mitunter etwas dümmlich dargestellt – andererseits vermittelt der Film manche Besonderheiten von Afrika südlich der Sahara, die nur jemand so sieht, der da lebt. Ursprünglich dachte ich, der Film sei überhaupt ganz anders erzählt, als man das in den sogenannten Industriestaaten tun würde. Aber im Kern ist es doch eine konventionelle Liebeskomödie, die nur auf einigen Umwegen erzählt wird.

Uys hatte vorher schon einigen Erfolg mit seinem dokumentarischen Film „Die lustige Welt der Tiere“ gehabt. Dieser Film beginnt ähnlich: Er stellt die Lebensweise von Buschleuten in der Wüste Kalahari vor. Als bei ihnen eine Colaflasche landet, die aus einem Flugzeug geworfen worden ist, führt das zu Neid und Unfrieden. N!xau will die Flasche den Göttern zurückgeben, kann sie aber nicht in den Himmel befördern und will sie daher vom Rand der Welt hinunterwerfen. Indessen beschließt eine Journalistin (Sandra Prinsloo) in einer Großstadt, möglicherweise Johannesburg, der Zivilisation den Rücken zu kehren und Lehrerin im Busch zu werden. Der Biologe Marius Weyers soll sie von der Bus-Endhaltestelle abholen, obwohl er stets zu einer Slapstickfigur mutiert, wenn er mit einer Frau zu tun hat. Er kommt mit einem nur teilweise fahrbereiten Jeep, was zu einigen komischen Situationen führt. Am Ende müssen die beiden in der Wildnis übernachten. Prinsloo findet einige Aktionen von ihm übergriffig, auch wenn es jeweils eine harmlose Erklärung dafür gibt. Weyers befürchtet jedenfalls, daß er sich vor ihr mal wieder komplett zum Idioten gemacht hat. Als Held spielt sich der später vorbeikommende Safarileiter Nic de Jager auf, der im Umgang mit Frauen sehr gewandt ist.

In einem Nachbarstaat ist gerade eine Revolution im Gange, und der Aufrührer Louw Verwey wird von Regierungstruppen verfolgt. Natürlich gibt es ein paar lustige Szenen, wie chaotisch – wenn auch blutig – ein versuchter Umsturz in Afrika abläuft. Verwey und seine Leute kidnappen schließlich Prinsloo mit ihrer neuen Schulklasse, um ihre Flucht abzusichern. Der Buschmann N!xau hat eine Ziege erlegt (er hat keinen Begriff davon, daß ein Tier jemandem gehören kann) und wird dafür eingesperrt. Weyers holt ihn mit dem Versprechen, ihm Arbeit zu geben, aus der Zelle. N!xau kann sich gleich nützlich machen: Mit vergifteten Pfeilen betäubt er Verwey und seine Milizen und befreit so die Schulklasse. Weil sie zwei Bandenmitglieder übersehen haben, kommt es noch zu einem wilden Schußgefecht, das aber wiederum mit komischen Mitteln beendet werden kann. Im richtigen Moment taucht de Jager wieder auf und tut so, als habe er allein die Revolutionäre außer Gefecht gesetzt. Weyers besucht darauf Prinsloo, um sich bei ihr zu entschuldigen, und sie erkennt endlich, warum er immer so tollpatschig ist – weil er sich in sie verliebt hat. N!xau, der immer noch zum Ende der Welt gelangen möchte, erreicht schließlich einen Bergabhang, von dem aus er auf die Wolken im Tal blickt. Nun endlich kann er die Colaflasche loswerden.

In dem Film gibt es eine Menge Gags, über die ich auch nach mehrmaligem Konsum immer wieder lachen kann. Trotz ihrer disparaten Teile ist die Handlung gut zusammengefügt. Der Film ist aber nicht so unkonventionell, wie ich anfangs dachte. Das Ungewöhnlichste ist, daß das Leben im Busch, jedenfalls zu Beginn, positiv und das in der Zivilisation als negativ geschildert wird. Dabei werden aber meiner Ansicht nach die Buschleute in rousseauscher Manier idealisiert. Zugleich werden zivilisatorische Errungenschaften faktisch dennoch begrüßt. Das Motiv des ungeschickten Liebhabers, der sich ständig selbst im Weg steht, ist gut eingeführt, und nur weil es eindeutig eine Komödie ist, kann man akzeptieren, daß die Frau ihn zum guten Schluß ohne viel Federlesens doch erhört. „Die Götter müssen verrückt sein“, ein internationaler Kassenerfolg, bekam 1989 eine Fortsetzung, die ich nie gesehen habe, die aber nicht so vergnüglich wie das Original geraten sein soll. Später gab es weitere, wohl ziemlich schwache Sequels, mit denen Uys aber nichts mehr zu tun hatte und die daher als inoffiziell gelten.

Geändert von Peter L. Opmann (21.04.2023 um 10:21 Uhr)
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Alt 21.04.2023, 09:25   #1149  
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Der indigene Schauspieler hieß nicht Nixau, sondern Nǃxau - Das Ausrufezeichen steht für einen Klicklaut in der Sprache der namibischen San. Sein kompletter Name hat noch mehr Sonderzeichen: !Nxauǂtoma, dann gibt es noch die Varianten Gcao Tekene Çoma oder Gǀaq’o ǀ‘xaǂana ǂoma ...
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Alt 21.04.2023, 09:38   #1150  
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An den Film kann ich mich nur noch in Bruchstücken erinnern. So richtig vom Hocker gehauen hat er mich als Ganzes schon damals nicht, als ich ihn irgendwann mal im Fernsehen gesehen hab.

Auf jeden Fall weiß ich noch, daß mein Bruder und ich darüber gewitzelt haben, daß unser Umgang als Ossies mit einer Coca-Cola-Dose auch nicht viel anders war als bei den Buschmenschen. Wenn es "Echte" waren, standen in vielen Wohnungen oft leere Dosen irgendwo im Regal.
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