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Alt 12.06.2006, 15:04   #1  
euha
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Standard "Ausflug ins Grüne" - Miyazakis neuer, alter Film

Wieder ein Film von Hayao Miyazaki in den deutschen Kinos - Das Schloss im Himmel ist allerdings schon älter und damals hatte er wohl noch nicht soviel Geld für Animatoren - der Film sieht deutlich nach TV-Animation aus als neuere Produktionen, allerdings mit grossartigen Hintergründen.

Hier ein interessanter Artikel aus der ftd dazu, schon vom 8.6.:

"Ausflug ins Grüne

VON Nina Rehfeld, Phoenix

08.06.2006

Cineastische Nische oder umweltverträgliches Erfolgsrezept? Nach dem japanischen Altmeister Hayao Miyazaki setzt auch Hollywood auf Trickfilme mit Öko-Hintergrund

Eisberge schmelzen und vernichten Millionen von Menschen. Wuchernde Siedlungen drängen viele putzige Wald- und Wiesenbewohner in die Defensive. Und ein durch radioaktive Strahlung grotesk angeschwollenes Kaninchen kämpft in der Wüste ums Überleben.

Der Blick auf Hollywoods aktuelle Zeichentrickproduktionen vermittelt den Eindruck, durch die Animationsstudios fege ein Sturmwind ökologischen Bewusstseins. „Ice Age 2“ zeigt eine Klimakatastrophe, „Ab über die Hecke“, der am 6. Juli startet, thematisiert die zunehmende Verstädterung der Natur. Sogar beim Heile-Welt-Konzern Disney werden für den neuen Animationsfilm „American Dog“ radioaktive Karnickel entworfen. Und in Deutschland startet in dieser Woche mit „Das Schloss im Himmel“, ein preisgekröntes Fantasy-Epos des japanischen Trick-Altmeisters Hayao Miyazaki über geheimnisvolle Technologien zur Weltbeherrschung.

Das Thema Ökologie sei eben im letzten Jahr sehr aktuell gewesen, glaubt „Ice Age 2“-Regisseur Carlos Saldanha. „Globale Erwärmung, Flutkatastrophen, all das passiert gerade“, so Saldanha. Und Tim Johnson, der „Ab über die Hecke“ inszenierte, erinnert sich, wie das Feld, auf dem er als Kind spielte, einer Siedlung weichen musste. Doch Hollywoods neues Umweltbewusstsein wird an Miyazaki gemessen, der dieses Thema zu seinem Lebenswerk machte.

Seit mehr als vier Jahrzehnten beschäftigt sich Miyazaki in ebenso märchenhaften wie komplexen Geschichten, die berauschend animiert und von seltsamen Gestalten bevölkert sind, mit dem Verhältnis zwischen Mensch und Natur. Während man fürchten muss, dass Hollywood das Thema Umwelt bloß melkt, meint der Japaner es ernst. Seine Filme, zum Beispiel „Chihiros Reise ins Zauberland“, sind tiefgründige Meditationen über Technologie und Magie, Schöpfung und Zerstörung.

In „Das Schloss im Himmel“ macht sich ein Mädchen namens Sheeta zusammen mit dem draufgängerischen Pazu auf die Suche nach einem mythischen, schwebenden Reich in den Wolken. Sie besitzt einen geheimnisvollen Kristall, der angeblich von dort stammt und dessen Geheimnis es zu lüften gilt. Verfolgt werden die beiden von einer Bande Piraten mit Fluggeräten in charmanter Retro-Technologie und einer hochgerüsteten, maschinenreichen Armee. Der eigentliche Schatz entpuppt sich als ein paradiesischer Garten, der mächtiger ist als die Geldgier der Menschen. Am Ende weist – wie so oft in Miyazakis animierten Märchen – die ordnende Hand der Natur den Vernichtungswillen des Menschen in die Schranken.

Hollywood zeichnet seine Szenarien schlichter. Dort gehen am Ende die Tiere als Sieger hervor. Der Bösewicht ist geläutert, und Ökologie dient bestenfalls als thematische Tapete. Lori Forte, die Produzentin von „Ice Age 2“, bekannte, dass man keineswegs im Sinn gehabt habe, einen „ökologisch bewussten“ Film zu machen. Das Ganze sei Zufall gewesen – Sätze wie „Die Erderwärmung bringt mich glatt um“ hätte man lediglich als Gags eingeplant. Und wenn der schlitzohrige Waschbär in „Ab über die Hecke“ auf die Frage, wie viele Menschen wohl in den riesigen Geländewagen passen, antwortet: „Ungefähr einer“, dann sei das selbstverständlich nur ein gelungener Seitenhieb auf die amerikanische Autokultur.

Letztendlich geht es also nur um konsumerable Kinoscherze. Mahnende Botschaften gelten als potenzielles Kassengift , wie man aus einem Projekt des CNN-Gründers und Umweltaktivisten Ted Turner lernen musste: 1990 schuf er „Captain Planet“, eine Fernsehserie um einen Superhelden, der mit seiner Mannschaft den Planeten vor einem Kollaps durch Umweltverschmutzung retten sollte. Doch die Serie wurde in der Presse als zu moralisierend kritisiert und verschwand nach nur einer Staffel vom Bildschirm.

Miyazaki dagegen moralisiert nicht. Ihm liegt nichts an der Gegenüberstellung der „unschuldigen“ Natur in Form von niedlichen Eichhörnchen oder unglücklichen Mammuts mit scheußlichen Reihenhaussiedlungen und heraufziehenden Klimakatastrophen. Er malt ein umfassendes Bild des Universums, in dem Menschen und Tiere symbiotisch verbundene Teile eines ausbalancierten Systems sind. Menschliche Technologien beschreibt Miyazaki lediglich als schwache Abbilder der Natur. „Laputa“, das mythische Reich im Himmel, das Sheeta und Pazu suchen, ist angelehnt an Jonathan Swifts gleichnamige schwebende Insel aus „Gullivers Reisen“, in dem die Menschen sich nutzloses technologisches Wissen aneignen. Miyazakis Laputa ist verlassen, nur einige, offenbar vergessene Roboter pflegen den Paradiesgarten. Von ihrem dienstbaren Zweck entbunden erscheinen sie als beseelte Wesen.

Das ist viel mehr Komplexität und Widerspruch, als Hollywoods Animationsregisseure wagen. Vielleicht liegt der Unterschied in der Weltanschauung: Disney mit Pixar sowie Fox und Dreamworks wollen gute Laune und frohe Botschaften verbreiten. „Die Welt ändert sich“, sagte „Ice Age 2“-Regisseur Carlos Saldanha. „Man muss das Beste daraus machen und an seinen Werten festhalten, vorwärts gehen und Gutes tun.“

Hayao Miyazaki dagegen hat keine Mission. Er bezeichnet sich als Pessimist, doch er sagt: „Ich möchte meinen Pessimismus beim Filmemachen nicht auf Kinder übertragen. Ich halte ihn im Zaum, denn Kinder sind sehr wohl in der Lage, der Welt ihren eigenen Stempel aufzudrücken.“
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Alt 12.06.2006, 22:49   #2  
Kasimir Kapuste
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Danke - hatte mich schon gefragt, ob das lediglich ein Re-Release des "Wandelnden Schlosses" unter leicht abgewandeltem Titel ist.
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Alt 13.06.2006, 07:12   #3  
euha
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Nee - der Film ist von 86, also 20 Jahre alt, der erste Film, den Miyazaki mit seinem mittlerweile legendären Studio Ghibli produziert hat.

Hier ein Trailer:

http://www.moviemaze.de/media/traile...im-himmel.html

Die ARD schrieb eine schöne Zusammenfassung:

http://www.ard.de/kultur/film-kino/d...25074/1t18yzm/
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Alt 13.06.2006, 18:59   #4  
Kasimir Kapuste
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Ja, hab ich schon verstanden. Aber der Titel war ja sehr suggestiv gewählt.
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