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Alt 06.11.2022, 12:15   #176  
Peter L. Opmann
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Vor einem Jahr habe ich mir mal eine Jerry-Lewis-DVD-Box gekauft - acht Filme für 9,99 Euro. Ich dachte, da es Jerry Lewis ist, kann darauf wohl nicht nur Schrott sein. Es war aber tatsächlich eher so, nur auf "Besuch auf einem kleinen Planeten" bin ich dadurch gestoßen; der ist ganz nett, wenn auch nicht überragend.

Das Paar Dean Martin und Jerry Lewis müßte ich vielleicht mal genauer betrachten. Außerdem fiel mir noch ein, daß der Regisseur der Jerry-Lewis-Filme häufig Frank Tashlin war. Aber auch das ist nicht unbedingt eine Qualitätsgarantie.
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Alt 06.11.2022, 12:46   #177  
Horatio
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Zitat:
Zitat von Peter L. Opmann Beitrag anzeigen
Aber in seiner langjährigen Zusammenarbeit mit Dean Martin hatte er wohl den undankbareren Part.
Mir scheint, das ist Ansichtssache. Andere meinen eher, Dean Martin habe als „straight man“ den eigentlich langweiligeren und damit undankbareren Part gehabt.

Zitat:
Zitat von Peter L. Opmann Beitrag anzeigen
Lange Zeit arbeitete er an dem Film „The Day the Clown cried“, der möglicherweise eine sehr persönliche Botschaft vermitteln sollte, aber Lewis vollendete ihn nicht und zeigte nie etwas von dem Material öffentlich.
Das stimmt nicht. Vor einiger Zeit sah ich im Fernsehen eine Dokumentation über diesen Film, in der viel Material daraus gezeigt wurde. Auch Jerry Lewis selbst spricht darin über den Film und dessen Entstehung.
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Alt 06.11.2022, 13:01   #178  
Peter L. Opmann
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Zitat:
Zitat von Horatio Beitrag anzeigen
Mir scheint, das ist Ansichtssache. Andere meinen eher, Dean Martin habe als „straight man“ den eigentlich langweiligeren und damit undankbareren Part gehabt.
Manche sagen, mit Buddy Love habe Jerry Lewis seinen Ex-Partner Dean Martin karikieren wollen. Wenn das stimmt, würde ich das als eine subtile Rache an ihm verstehen. Aber klar: Es ist Ansichtssache, wer den besseren Part hatte und wer von der Zusammenarbeit mehr profitiert hat.

Zitat:
Zitat von Horatio Beitrag anzeigen
Das stimmt nicht. Vor einiger Zeit sah ich im Fernsehen eine Dokumentation über diesen Film, in der viel Material daraus gezeigt wurde. Auch Jerry Lewis selbst spricht darin über den Film und dessen Entstehung.
Oh, danke für die Korrektur. Ich habe auch eine Jerry-Lewis-Doku gesehen, und wenn ich mich recht erinnere, hieß es da, "The Day the Clown cried" sei endgültig in der Schublade verschwunden.
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Alt 06.11.2022, 14:00   #179  
Horatio
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Zitat von Peter L. Opmann Beitrag anzeigen
Manche sagen, mit Buddy Love habe Jerry Lewis seinen Ex-Partner Dean Martin karikieren wollen. Wenn das stimmt, würde ich das als eine subtile Rache an ihm verstehen. Aber klar: Es ist Ansichtssache, wer den besseren Part hatte und wer von der Zusammenarbeit mehr profitiert hat.
Sowas habe ich auch mal gehört. Ich persönlich glaube das aber nicht. Ich denke, Lewis hat dabei nur ein paar Äußerlichkeiten von Martin übernommen. Denn Buddy Love sollte ja äußerlich ein gut aussehender „Ladies‘ Man“ sein. Charakterlich aber dürfte Buddy Love keineswegs Dean Martin entsprechen.
Das Ende ihrer Partnerschaft lag wohl begründet in ihren sehr unterschiedlichen Wesen. Martin ging wohl alles sehr entspannt an, während Lewis, wie du ja schreibst, ein Workaholic war, und mehr und mehr Kontrolle auszuüben begann.

Ich kenne das Buch, das Lewis über Martin geschrieben hat, nur in Ansätzen.
In seinem Buch „Wie ich Filme mache“ schreibt er über Buddy Love:
„Ich spielte da einen ekligen, schmierigen Dreckskerl. […] Ich mochte diesen Buddy Love schon beim Schreiben nicht; diese jämmerliche, unhöfliche, rücksichtslose Ratte, und dann musste ich ihn auch noch spielen. Ich fragte mich: Woher weißt du so genau über einen solchen Schuft Bescheid? Berührst du da eine Seite bei dir selbst, die es wirklich gibt? Sicher war es so. Viel an Buddy Love war echt und steckte auch in mir.“

Zitat:
Zitat von Peter L. Opmann Beitrag anzeigen
Oh, danke für die Korrektur. Ich habe auch eine Jerry-Lewis-Doku gesehen, und wenn ich mich recht erinnere, hieß es da, "The Day the Clown cried" sei endgültig in der Schublade verschwunden.
Ich muss einschränkend sagen, dass es eine Weile her ist, dass ich den Film „Der Clown“ sah, und nicht mehr genau weiß, wie viel Material direkt aus dem Film oder bloß Aufnahmen von den Dreharbeiten ist.

P.S.:
Im Wikipedia-Eintrag zu The Day The Clown Cried steht unter „Epilog“, wie es um das Projekt heute steht.

Geändert von Horatio (06.11.2022 um 14:05 Uhr) Grund: Postskriptum
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Alt 06.11.2022, 14:35   #180  
Peter L. Opmann
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Zitat:
Zitat von Horatio Beitrag anzeigen
Im Wikipedia-Eintrag zu The Day The Clown Cried steht unter „Epilog“, wie es um das Projekt heute steht.
Na gut, unterhalten wir uns 2024 nochmal drüber.
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 06.11.2022, 17:42   #181  
Horatio
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Zitat:
Zitat von Peter L. Opmann Beitrag anzeigen
„Der verrückte Professor“ spielt auf den Horrorklassiker „Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ von Robert Louis Stevenson an, der in Hollywood mehrmals verfilmt wurde. Dabei dreht Lewis das Motiv um: Die Gruselgestalt ist bei ihm der Wissenschaftler, und die durch Verwandlung erscheinende Kreatur wirkt, zumindest oberflächlich betrachtet, positiv. Stevenson thematisierte eine Doppelexistenz; später wurde dieses Motiv zunehmend psychologisch interpretiert. Bei Lewis gibt es das beides. Doch er stellt einfach zwei gegensätzliche Komödienfiguren einander gegenüber – Anlaß für eine tieferschürfende Interpretation ist das nicht.
Dies sehe ich anders: Die Gruselgestalt ist Buddy Love, der gutaussehende (aber selbstverliebte und rücksichtslose) Partylöwe, und der Positive ist Julius Kelp, das unansehnliche und ungeschickte Mauerblümchen.

Allgemeingültiges Thema des Films dürfte also sein, dass es nicht auf das Äußere, sondern auf die inneren Werte ankommt.
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Alt 06.11.2022, 18:21   #182  
pecush
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Der verrückte Professor lief jahrelang Silvester im Nachtprogramm. Wir sahen immer den Anfang,da war die Knallrei draußen zu Ende. Ich wollte das immer sehen, da ich den Anfang so geil fand. Mein Papa verbot es mir und machte aus oder schaltete weg.
Dauerte also, bis ich den sah.
Ich nahm den dann auch irgendwann auf. Vor ein paar Jahren wollte ich den mit meiner Familie gucken, aber die Aufzeichnung war kaputt. Da habe ich mir den auf DVD gekauft.
Einfach ein toller Klassiker!
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Alt 06.11.2022, 18:53   #183  
Peter L. Opmann
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Zitat von Horatio Beitrag anzeigen
Dies sehe ich anders: Die Gruselgestalt ist Buddy Love, der gutaussehende (aber selbstverliebte und rücksichtslose) Partylöwe, und der Positive ist Julius Kelp, das unansehnliche und ungeschickte Mauerblümchen.

Allgemeingültiges Thema des Films dürfte also sein, dass es nicht auf das Äußere, sondern auf die inneren Werte ankommt.
Da ist was dran. Ich habe mich natürlich auf das Äußerliche bezogen: Prof. Kelp/Jekyll sieht abstoßend aus, Love/Hyde ist gutaussehend. Innerlich ist es umgekehrt. Ich finde aber, das kann man so stehenlassen, weil die Beziehung zwischen Jekyll und Hyde bei Jerry Lewis, anders als in der Buchvorlage und in den übrigen Verfilmungen, überhaupt keine Rolle spielt. Wirkt die Chemikalie nicht mehr, dann verschwindet Buddy Love einfach. Er kehrt nur im Schlußgag zurück, wo Stella Stevens darauf dringt, etwas von dem Mittel zu behalten - falls ihr Kelp einmal als Liebhaber doch zu langweilig ist.

@ Pecush: Kann ich nachvollziehen. Ich habe mich auch von ein paar Filmen angezogen gefühlt, die ich als Jugendlicher nie sehen konnte.
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Alt 06.11.2022, 22:17   #184  
Horatio
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Zitat von Marvel Boy Beitrag anzeigen
Jerry Lewis, lange keinen seiner Filme mehr gesehen, sehr lange. Der besprochene würde sogar in meine Saammlung wandern wenn ich zu passenden Preis düber stolpere.
Bei diesem Film dann aber nicht die Widescreen Collection - Special Edition von 2005 kaufen. Da fehlt bei ein paar Szenen die deutsche Synchronisation, vor allem bei der Schlussszene. Habe ich mich schwer drüber geärgert.

Übrigens, als Schlenker zu Spencer Tracy möchte ich hier an Jerrys Kurzauftritt in Eine total, total verrückte Welt erinnern, wo er als Autofahrer genüßlich extra einen Schlenker macht, um Spencer Tracys auf die Straße gefallenen Hut platt zu fahren. :-D
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Alt 07.11.2022, 06:41   #185  
Peter L. Opmann
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"It's a Mad, Mad, Mad, Mad World" wäre auch eine Betrachtung wert. Ich sehe den Film als monströse Hommage an die Slapstick-Ära; der moralische Unterton stört mich nicht so sehr. Aber ich habe erstmal was anderes.

Will vielleicht jemand von Euch was über die "total verrückte Welt" schreiben?
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Alt 07.11.2022, 07:03   #186  
Peter L. Opmann
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Ein Genre, das hier noch weitgehend fehlt, ist das Melodram. Eines der besten Beispiele, die ich kenne, ist Martin Scorseses „Zeit der Unschuld“ (1993). Eine in Konventionen erstarrte Gesellschaft verhindert eine Liebesbeziehung, die eben nicht diesen Konventionen entspricht. Das klingt wie „Effi Briest“, und ich finde, es gibt zwischen den beiden Stoffen Parallelen. Scorsese, der hier einen Roman von Edith Wharton verfilmt hat, macht das aber auf einem weitaus niedrigeren Level von Dramatik als Theodor Fontane. Hier gibt es kein Pistolenduell, und niemand wird aus seiner Familie verstoßen. Die Liebe verwirklicht sich einfach nie, weil die Gesellschaft sie niemals akzeptieren würde.

Der Film spielt in New York in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als das noch eine Kleinstadt war und bewohnt von einer kleinen, sehr an Europa orientierten, bereits ziemlich reichen Oberschicht. Daniel Day-Lewis ist ein erfolgreicher junger Anwalt, der den Auftrag erhält, die Interessen einer Gräfin (Michelle Pfeiffer) zu vertreten. Sie hat ihren gewalttätigen Ehemann in Polen verlassen und ist nach NY zurückgekehrt. Dieser Schritt wird von den feinen Leuten eher mißbilligt, denn zu dieser Zeit wird von einer Frau erwartet, so etwas zu ertragen. Ein Skandal liegt in der Luft. Day-Lewis ist fasziniert von Pfeiffer, die sich nicht viel darum schert, was man von ihr denkt. Er rät ihr jedoch, auf eine Scheidung zu verzichten.

Der Anwalt steht selbst kurz vor der Eheschließung mit einer Frau aus der upper class (Winona Ryder), eine Verbindung, die für ihn finanziell und beruflich sehr vorteilhaft ist und von der Gesellschaft begrüßt wird. Diese Frau ist allerdings, anders als die Gräfin, völlig den Konventionen verhaftet. Wenn er sie heiratet, wird er auch genau so leben müssen, wie es die Gesellschaft von ihm erwartet. Lieber wäre er mit Michelle Pfeiffer zusammen, und sie erwidert seine Gefühle. Aber die Hindernisse sind fast unüberwindlich: Die Verlobung mit Winona Ryder lösen? Sich der Gräfin zuwenden, die ohnehin einen zweifelhaften Ruf hat? Und als er Pfeiffer seine Absichten offenbart, weist sie ihn kühl darauf hin, daß sie sich – auf seinen Rat hin – von ihrem Ehemann nicht hat scheiden lassen. Soll das also etwa eine außereheliche Beziehung werden?

Day-Lewis tut also nichts von alledem, sondern heiratet Ryder und gründet mit ihr eine den Konventionen entsprechende Familie. Damit ist er ein glücklicher Ehemann und ein angesehenes Mitglied der Gesellschaft, doch alles ist nur Fassade. Heimlich trifft er sich gelegentlich mit Pfeiffer, aber beide wissen, daß eine richtige Liebe nicht drin ist. Da gibt es eine sehr eindringliche Szene: Er will sich endgültig mit ihr aussprechen und findet sie am Meeresufer. Sie ist ein Stück entfernt und hat ihm den Rücken zugewandt. Er beschließt: Wenn sie sich umdreht, bevor ein bestimmtes Schiff an ihr vorbeigefahren ist, wird er sie ansprechen. Aber das Schiff fährt vorbei, und sie dreht sich nicht um. Später erfährt er: Sie wußte, daß er hinter ihr steht. Schließlich geht sie wieder nach Europa, und nun ist keine Aussprache mehr möglich; er kann ihr auch nicht einfach so folgen. Übrigens: Auch Winona Ryder weiß, daß er eigentlich Pfeiffer liebt, wie sich herausstellt, aber sie ist sich sehr sicher, daß er sie nicht verlassen wird.

Viele Jahre danach hält sich Day-Lewis beruflich in Paris auf, wo Pfeiffer jetzt lebt. Sein schon erwachsener Sohn begleitet ihn und schlägt ihm vor, sie zu besuchen, nachdem er von der verhinderten Liebesgeschichte erfahren hat. Ryder ist schon tot – es würde also nicht unbedingt etwas gegen die Begegnung sprechen. Aber Day-Lewis schreckt davor zurück. Er setzt sich unter Pfeiffers Wohnung auf eine Bank – er hat den Eindruck, daß sie zuhause ist - und bleibt da einfach sitzen. Ihm sind nur die Erinnerungen an sie geblieben. Und nun sind ihm die Erinnerungen wertvoller als ein richtiger Mensch.

Wie das bei einem Melodram sein sollte, geht einem der Film mächtig ans Herz. Obwohl die Zeiten ganz andere sind, hat wohl jeder die Erfahrung von verpaßten Gelegenheiten, die sich nie mehr nachholen lassen, schon selbst gemacht. Mich beeindruckt vor allem die Rolle von Michelle Pfeiffer. Obwohl sie wirklich unkonventionell ist, kann sie nichts tun, um sich mit Day-Lewis zu verbinden, weil das nur auf den Status einer Geliebten hinauslaufen würde. Das erkennt sie rasch und bleibt lieber allein. Er dagegen ist in Illusionen gefangen.

Alle Gefühle bleiben in diesem Film unterschwellig – oder sie sind nicht echt. Niemand sagt, was er denkt, aber Klatsch und Gerüchte schwirren umher, und die steifen Umgangsformen entsprechen denen europäischer Fürstenhäuser, wo sie abgeschaut sein dürften. Die Gesellschaft sorgt dafür, daß sich jeder so verhält, wie er soll – oder er wird ausgestoßen und verliert Ansehen, Wohlstand und alles, was sein Leben angenehm macht. Scorsese treibt enormen Aufwand zu zeigen, was da auf dem Spiel steht. New York ist zwar ein Kaff mit schlammigen Straßen, auf denen Kutschen unterwegs sind, aber die feine Gesellschaft umgibt sich mit erlesenem Luxus. Wertlos freilich im Vergleich zu einer echten Liebe. All das zieht den Betrachter in den Film hinein. Obwohl nie äußere Spannung entsteht, langweilt man sich keine Sekunde.
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Alt 07.11.2022, 18:11   #187  
Marvel Boy
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Zitat von Horatio Beitrag anzeigen
Bei diesem Film dann aber nicht die Widescreen Collection - Special Edition von 2005 kaufen.

Danke!

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Alt 08.11.2022, 06:29   #188  
Peter L. Opmann
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Okay, da Marvel Boy Interesse signalisiert hat, versuche ich mich mal an dem „Heavy Metal“-Film. Er kam im Februar 1981 in Deutschland ins Kino – in meiner kleinen Stadt ist er vielleicht auch erst im Frühjahr gelaufen. Ich wurde im Frühjahr 1981 16 Jahre alt, und ich war in der Zielgruppe, da ich Raymond Martins „Schwermetall“ fast von Anfang an gelesen habe und daher wußte, was das für ein Film war. Ich habe ihn seitdem, also seit gut 40 Jahren nicht nochmal gesehen. Aber ich habe mir später den Soundtrack besorgt (recht empfehlenswert, obwohl da nur zum Teil Heavy Metal drauf ist und dieses Genre damals ohnehin noch in den Kinderschuhen steckte). Außerdem habe ich eine Tonaufnahme eines Beitrags in einer Kultursendung (vermutlich im Bayerischen Fernsehen). Da wird der damalige Pressesprecher von Warner Columbia, Horst Kindermann, interviewt.

Man kann heute Clips aus „Heavy Metal“ in youtube sehen, aber meine Erinnerung an den Film ist so löchrig, daß ich nicht sicher bin, ob die eine oder andere Szene damals wirklich im Film oder eventuell zensiert war. Ich bin mir ziemlich sicher, daß ich zwar die Zeichentrick-Versionen von „Den“ und „The long Tomorrow“ identifizieren konnte, aber nicht „Arzach“. Wenn ich mir das auf youtube ansehe, ist jedoch Arzach gut zu erkennen. Deshalb wären mir Ergänzungen von Leuten, die den Film besser kennen, sehr willkommen.

Ich beginne mal mit dem Fernsehbeitrag (etwa fünf Minuten lang). Damals hatte ich noch keinen Videorekorder und habe daher nur den Ton aufgezeichnet. Die Moderatorin erklärt nach Vorführung des Trailers, daß „Heavy Metal“ kein Film über die Musikrichtung sei, sondern der Titel einer internationalen Comiczeitschrift. Der Film enthalte „viel Sex und Gewalt und leider sehr wenig Witz“, aber es sei ein „faszinierender Trip durch die Welt der Zeichner“. Insgesamt schlug sie ihn doch dem Genre der Musikfilme zu. Von dem Promoter wollte sie dann wissen, warum Musikfilme so oft beim Publikum durchfielen. Sie nannte als Beispiele „Breaking Glass“ mit Hazel O‘Conner, „The Great Rock’n’Roll Swindle“ und den „Clash-Film“ (müßte „Rude Boy“ gewesen sein). Kindermann sagt, die Werbung habe da die Zielgruppe der Musikfans und des studentischen Publikums nicht erreicht (wobei er so redet, als ob er die Zielgruppe gewiß nicht erreichen kann). Für „Heavy Metal“ gebe es aber ein Werbebudget von einer halben Million Mark. Zum Schluß weist die Moderatorin darauf hin, daß diejenigen, die mehr über Comics wissen wollen, zum „Comics Handbuch“ bei rororo greifen sollten.

Mich hat der Film auch nicht so richtig erreicht (immerhin bin ich reingegangen). Wahrscheinlich wäre es hilfreich gewesen, die US-Ausgabe von „Heavy Metal“ zu kennen. Die Zeichner Thomas Warkentin, Angus McKie und auch Bernie Wrightson tauchten im deutschen „Schwermetall“ nicht auf. Und die Kunst von Moebius und Richard Corben ließ sich nur unzureichend in einen animierten Film übertragen. Zudem waren die Episoden des Films sehr uneinheitlich. „Captain Sternn“ und „So beautiful & so dangerous“ weisen einen in „Schwermetall“ kaum gepflegten karikaturistischen Stil auf, wenn sie auch nicht unbedingt lustig sind. Allgemein liegt der Akzent anders als in den Comics eher auf Fantasy als auf Science Fiction. Die geheimnisvolle grüne Kugel „Loc-Nar“, die den Rahmen bildet, ergibt keinen Sinn und soll das wohl auch nicht. Vielleicht wäre ich mit dem Film etwas besser klargekommen, wenn ich mit der Popkultur der 70er Jahre besser vertraut gewesen wäre, denn da gibt es eine Reihe von Anspielungen und Bezügen.

Sehr wohl habe ich aber mitbekommen, daß dieser Film anders war als alle Zeichentrickfilme, die ich bis dahin gesehen hatte (Ralph Bakshi kannte ich noch nicht). Sex und Gewalt und „erwachsene“ Inhalte im Zeichentrickfilm gefielen mir dann doch ganz gut. Aber ich hätte eine richtige Geschichte statt aneinandergereihter, teils rätselhafter Episoden bevorzugt. Es wurde nicht deutlich (falls das beabsichtigt war), daß dies eine bewegte Version eines Comicmagazins war. Mit Panels oder umgeblätterten Seiten wurde nicht gearbeitet; die Episoden gehen ineinander über. Die Optik des Films verfehlte freilich ihre Wirkung nicht, und die Musik tat ein Übriges (meine Favoriten waren Sammy Hagar mit dem Titeltrack, Cheap Trick, zweimal vertreten, und die französische Band Trust, die ich allerdings schnell wieder aus den Augen verloren habe; Black Sabbaths „Mob rules“ ist natürlich ein Klassiker).

Ergänzungen? Andere Sichtweisen?
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Alt 08.11.2022, 07:04   #189  
Marvel Boy
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Interesse hab ich immer, nur mit der Zeit ist das so ein Problem. Irgendwas hätte ich sicherlich zu fast jedem der hier bisher vorgestellten Filme schreiben können.
Okay, aber ja mein Schwerpunkt liegt wie schon erwähnt auf dem Phantastischen Film und da sind wir mit Havy Metall ja mittendrin in dem Thema, der zusätzliche Comicbezug macht ein übriges.
Also, Havy Metal, ich hab ihn nicht im Kino sehen können. Schade weil er auf der großen Leinwand sicherlich mehr Wirkung entfaltet. In die Hände hab ich den dann erst als VHS bekommen.
Was da gekürzt ist? Keine Ahnung, ich könnte das ja mal mit der DVD Fassung vergleichen, ich meine die ist ungekürzt.
Inhaltlich war ich bei der Erstsichtung enttäuscht, ich hatte mehr erwartet, mehr Handlung.
Zum damaligem Zeitpunkt kannte ich nur das deutsche Havy Metall, US Ausgaben bekam ich erst später in die Hand.
Was erwachsene Zeichentrickfilme anbelangt, zur Zeit der VHS Sichtung hatte ich da nur Bakshis Herr der Ringe in der Samlung, bin bei dem aber eingeschlafen und hab den dann das erste mals auf DVD komplett gesehen. Fritz The Cat kannte ich damals meine ich noch nicht.
Aber zurück zum Havy Metall Film, also damals die Enttäuschung für mich, aus heutiger Sicht sehe ich den anders, allerdings eher unter dem "historischem" Gesichtspunkt interessant und mit wissen was damals ging und was nicht kann er mich unterhalten.
Ist halt auf seine Weise ein Meilenstein der Filmgeschichte wenn auch nicht unbedingt ein gelungener.

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Alt 08.11.2022, 07:10   #190  
Peter L. Opmann
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Richtig enttäuscht war ich nicht, aber irritiert. Es war nicht das, was ich mir vorgestellt hatte (Maß der Dinge war für mich der Disney-Film mit einer schön übersichtlichen Handlung).

Vielleicht wäre es gut gewesen, "Heavy Metal" mehrmals zu sehen. Ein paar Jahre später habe ich mich mit dem Comic Labor öfters mal zu Videoabenden getroffen, aber da wurde nie "Heavy Metal" geguckt - wobei ich nicht weiß, ob es den Film überhaupt auf Video gab. Also ich denke, ich muß nochmal auf John Carpenter zurückkommen. Den kenne ich ursprünglich von diesen Videosessions.
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Alt 09.11.2022, 07:29   #191  
Peter L. Opmann
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Bekannter Regisseur, unbekannter Film. „Im Schatten der Nacht“ (1947) war das Debüt von Nicholas Ray. Verbunden ist sein Name heute mit dem Jugenddrama „Denn sie wissen nicht, was sie tun“ mit James Dean. Obwohl die James-Dean-Figur als etwas völlig Neues erschien, ist sie teilweise in der Hauptfigur dieses Films bereits angelegt, die von Farley Granger gespielt wird. Ray läßt ein wenig auch das Bonnie-und-Clyde-Motiv anklingen. Mir gefällt an „Im Schatten der Nacht“ die Mischung aus relativ hartem Kriminalfilm und Melodram.

Drei Männer brechen aus dem Gefängnis aus. Zwei (Howard de Silva und Jay C. Flippen) sind Profiverbrecher, der dritte (Granger) ein junger Anfänger, der freilich wegen des schwersten Verbrechens, eines Mordes, eingebuchtet war. Die drei haben einen Farmer gezwungen, ihnen sein Auto zu überlassen. Sie fahren es zu Schrott und müssen den restlichen Weg zu einem Verwandten, wo sie sich verstecken wollen, zu Fuß gehen. Dabei wird deutlich, daß Granger am Fuß verletzt ist. Die Polizei ist ihnen aber offenbar noch nicht auf den Fersen. Granger wird von der Tochter des Mannes (Cathy O’Donnell) medizinisch versorgt. Weil beide mißverstandene Jugendliche sind, fühlen sie sich zueinander hingezogen.

Granger will seine Unschuld beweisen. Dafür braucht er juristische Hilfe und damit Geld. Noch einmal ein erfolgreicher Coup, dann wird er alles in Ordnung bringen, so denkt er. O‘Donnell warnt ihn, er gerate so nur immer mehr auf die schiefe Bahn, und bringt ihn dazu, gemeinsam mit ihr wegzulaufen. Unterwegs heiraten sie in einer Drive-in-Kirche – es ist ihnen aber sehr ernst. Granger läßt sich von ihr aber nicht bewegen, sich der Polizei zu stellen. Das Paar wird von de Silva und Flippen aufgespürt und Granger überredet, erneut bei einem Banküberfall mitzumachen. Das Unternehmen geht schief, Flippen wird bei dem Überfall erschossen, de Silva kurz darauf, während Granger mit heiler Haut davonkommt. Aber das ist für ihn nicht das Ende seiner Schwierigkeiten. Die Presse schreibt ihn zu einem Top-Gangster hoch, und damit steigt die Gefahr, daß er erkannt wird.

Nachdem das Paar mehrmals beinahe aufgeflogen ist, wendet sich Granger an eine weitere Verwandte von de Silva. Sie läßt die beiden in einem Ferienhäuschen wohnen. Dort wollen sie bleiben, bis Gras über die Sache gewachsen ist. Aber da ihr Mann ebenfalls im Gefängnis sitzt, geht die Frau zur Polizei und verrät Granger, um ihren Gatten auf diese Weise freizubekommen. Noch scheint die Luft rein zu sein. O’Donnell hat Granger eben gestanden, daß sie schwanger ist, und er verspricht ihr, ein guter Ehemann und Vater zu sein. Inzwischen hat die Polizei aber das Häuschen umstellt, Als Granger das Haus verläßt, wird er niedergeschossen. O’Donnell findet bei der Leiche einen Brief, den er ihr kurz zuvor geschrieben hat, weil er sie nicht wecken wollte.

Robert Altman hat die Geschichte zur Zeit von New Hollywood noch einmal verfilmt, diesmal mit Keith Carradine und Shelley Duvall als jugendliches Paar. Er betont mehr die Armut, die Menschen zum Verbrechen treibt. Die Liebesbeziehung ist bei ihm nicht mehr so stark motiviert, Gefühle spielen keine große Rolle. Rays Film ist dagegen eine eigenartige Mischung aus Realismus und melodramatischen Elementen. Man kann sich besser mit den Hauptfiguren identifizieren, und mich hat die Ausweglosigkeit des Geschehens, das unweigerlich in eine sich deutlich abzeichnende Katastrophe steuert, sehr bewegt. Es ist kein typischer Debütfilm, sondern zeigt bereits Rays großes Können.

Geändert von Peter L. Opmann (09.11.2022 um 10:45 Uhr)
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Alt 10.11.2022, 06:12   #192  
Peter L. Opmann
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Ich habe bereits das Comic Labor erwähnt, wo es Videosessions gab. Ich war da nicht Vollmitglied, wenn man so will, aber ich war dabei, als das Comicmagazin „Menschenblut“ herausgegeben wurde, und habe auch die eigenen Filmprojekte der Laboristen verfolgt – in „Aufbruch der Blutcrew“ hatte ich sogar eine kleine Nebenrolle. Einen Film, den wir uns damals – es war wohl 1982 oder 83 – angesehen haben, will ich jetzt besprechen: „Das Ende“ oder auch „Anschlag bei Nacht“ (1976) von John Carpenter, heute bekannter unter seinem Original-Verleihtitel „Assault on Precinct 13“.

In der „Zeit“ hieß es: „Eine beängstigendere, faszinierendere Vision urbaner Gewalt hat es im gewiß nicht gerade gewaltlosen amerikanischen Kino der siebziger Jahre nicht gegeben.“ Ich glaube, da hat man den Film als sozialkritisch mißverstanden. Carpenter geht es nur um Action, allerdings perfekt gemacht wie bei seinem Vorbild Howard Hawks. „Assault“ ist stark angelehnt an den Hawks-Western „Rio Bravo“. Darum geht es: Der Polizeileutnant Ethan Bishop (Austin Stoker) erhält den Auftrag, ein Polizeirevier in Los Angeles zu beaufsichtigen, das geschlossen wird und nur noch von ein paar Bediensteten besetzt ist. Er ahnt nicht, daß es in diesem Viertel einen blutigen Jugendbanden-Krieg gibt. Gerade sind einige Mitglieder von der Polizei exekutiert worden. Die Überlebenden schwören Rache. An diesem Abend ist auch ein Gefangenentransport in der Gegend unterwegs. In dem Wagen sitzt unter anderem Napoleon Wilson (Darwin Joston), der auf dem Weg zu seiner Hinrichtung ist. Ein Gefangener scheint krank zu sein, daher steuert der Transport das Polizeirevier an, um ärztliche Hilfe zu bekommen.

Die Jugendgang kreuzt derweil ziellos durch die Straßen. Ein Mitglied nimmt vom Rücksitz aus nichtsahnende Passanten ins Visier seines Gewehrs. Die Gang beschließt, sich an einem Eisverkäufer abzureagieren, tötet ihn und auch ein kleines Mädchen, das gerade ein Eis kaufen will. Der Vater findet es, dreht durch und erschießt ein Gangmitglied. Dann flüchtet er in Panik in das Polizeirevier. Die Besatzung merkt, daß die Telefone tot sind. Die Polizisten, die den Gefangenentransport begleiten, verlassen das Haus, um nach dem Rechten zu sehen. Dabei werden sie erschossen, und zwar mit schallgedämpften Waffen. Erst allmählich wird klar, daß das Revier von der Jugendgang belagert wird, die die Telefonleitungen gekappt hat. Die Schützen bleiben in Deckung – in der Umgebung bekommt niemand etwas von der Gefahr mit, der die Menschen im Revier ausgesetzt sind. Bishop muß allein auf sich gestellt die Verteidigung organisieren. Nach einigem Zögern läßt er den Todeskandidaten Wilson aus seiner Zelle frei und gibt ihm ein Gewehr. Zunächst haben Polizisten, Gefangene, Zivilbedienstete und Besucher der Polizeistation dasselbe Ziel, nämlich zu überleben.

Es ist Nacht geworden. Bisher hat niemand im Viertel etwas von dem Angriff auf Precinct 13 bemerkt, und die Insassen haben keine Möglichkeit, Hilfe herbeizurufen. Angriffe der Gang können aber mit vereinten Kräften abgewehrt werden. Auch eine Sekretärin (Laurie Zimmer) erweist sich als sichere Schützin. Ein Gefangener wird ausgeknobelt, der heimlich das Haus verlassen und Hilfe holen soll, aber er wird von der Gang abgefangen und getötet. Die Angriffe gehen weiter. Die Verteidiger müssen sich in den Keller zurückziehen. Als die Gangmitglieder auch da eindringen, bringt Bishop einen Gasbehälter zur Explosion – der endgültige Befreiungsschlag. Wilson werden wieder Handschellen angelegt, aber in den Augen des Polizisten hat er sich rehabilitiert.

Ich glaube, dieser Film hat mich damals ziemlich verstört. Wie bei den New-Hollywood-Vertretern kippt jemand, den eine Kugel trifft, auch bei Carpenter nicht einfach um, sondern die Konsequenzen des Sterbens werden zumindest ansatzweise gezeigt. Carpenter interessiert sich auch dafür, wer im Polizeirevier sich in dieser Extremsituation bewährt und wer nicht. Abgesehen davon zielt er jedoch darauf ab, die Spannung, auch durch unappetitliche Darstellungen, so hoch wie möglich zu treiben. Das Budget von "Assault" betrug lediglich 100 000 Dollar. Bekannte Schauspieler hatte Carpenter nicht zur Verfügung. In USA wäre der Film daher trotz der geringen Produktionskosten beinahe fehlgeschlagen, aber er wurde dann in Frankreich und England entdeckt und in Europa ein relativ großer Erfolg, worauf er dann auch in USA beachtet wurde. „Assault“ und mehr noch Carpenters „Klapperschlange“ prägten dann auch den Stil des Comic Labors.

Wie ich sehe, ist Austin Stoker gerade vor etwa einem Monat gestorben.
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Alt 10.11.2022, 06:32   #193  
Marvel Boy
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Carpenter, einer der Namen die in meiner Filmsammlung deutlich vertreten sind da fast alle seiner Filme das gewisse etwas haben. Auch bei der Filmmusik ist er gut vertreten, schrieb er die doch fast immer selbst.
Was das Ende betrifft, ich bin mir nicht sicher aber ich meine das war bei mir der Anfang, der erste Carpenterfilm den ich zu sehen bekam, damals noch im TV, wenn ich mich recht erinnere. Seit dem verirrt er sich immer mal wieder in meinen Player und nach dem hier gelesenen hätte ich mal wieder Laune drauf.

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Alt 10.11.2022, 06:51   #194  
Peter L. Opmann
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Ja, auch der Music Score von "Assault" ist sehr gut, finde ich.
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Alt 10.11.2022, 08:26   #195  
OK.
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Einer meiner liebsten Filme der 70er. Großartig, dass ein Afro-Amerikaner die Hauptrolle spielt. Schockierend die Ermordung des Mädchens. Unvergesslich der minimalistische Score und die leider danach nie wieder gesehene Laurie Zimmer.
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Alt 10.11.2022, 09:02   #196  
Peter L. Opmann
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Stimmt - Laurie Zimmer habe ich nicht ohne Grund erwähnt.

Aber sie ist eine Carpenter-typische Frauenfigur. Später kam sie als Adrienne Barbeau wieder.
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Alt 11.11.2022, 06:35   #197  
Peter L. Opmann
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Werfen wir einen Blick auf den Film, der Carpenters Inspiration war. „Rio Bravo“ (1959) von Howard Hawks. Ich werde gleich die Handlung zusammenfassen, aber ich finde, die Handlung ist nicht das Wichtige hier (obwohl es nicht wenig ausgezeichnet inszenierte Action gibt), sondern der Charakter der Figuren. Es ist für mich bezeichnend, daß meine Lieblingspassage in dem Film für den Hauptstrang der Story ohne großen Belang ist. Darin dringt John Wayne, der Sheriff von Rio Bravo, in das Hotelzimmer der angeblichen Falschspielerin Angie Dickinson ein, um sie zu überführen, muß aber unverrichteter Dinge wieder gehen.

Der Film beginnt mit einer Szene, in der sich Hilfssheriff Dean Martin im Saloon zum Gespött macht. Der Alkoholiker braucht dringend einen Whiskey, und ein Mitglied der Familie Burdette, die in der Stadt ihre eigenen Gesetze macht, wirft ein Geldstück in einen Spucknapf am Tresen, mit dem er den Drink bezahlen kann. Martin zögert nicht, es herauszufischen, da betritt Wayne die Bühne und hindert ihn daran. Worauf er von seinem Deputy niedergeschlagen wird. Wayne behält aber alles unter Kontrolle und wirft den Mann, der Martin entwürdigt hat, ins Gefängnis. Kurz zuvor hat der nämlich einen unbeteiligten Saloonbesucher kaltblütig abgeknallt. Aber damit macht sich Wayne die Familie Burdette und ihre Handlanger zu Feinden. Für eine Gerichtsverhandlung muß der Marshal anreisen, was ein paar Tage dauert.

Ein weiterer Zwischenfall verschärft den Konflikt: Ein Rinderzüchter, der in die Stadt kommt, schlägt sich offen auf Waynes Seite und wird daher von einem von den Burdettes beauftragten Heckenschützen ermordet. Dean Martin entdeckt den Täter im Saloon und erschießt ihn. Darauf ziehen sich Wayne und Martin ins Sheriff’s Office zurück. Der Kopf der Burdettes kündigt offen an, daß er seinen Bruder bald aus dem Knast befreien wird, aber Wayne droht, ihn zu töten, falls sich Burdette oder seine Männer dem Haus nähern sollten. In dem Office befinden sich Wayne, bei dem sich allmählich das Alter bemerkbar macht, Martin, der unter Alkoholentzug seinen Revolver nicht ruhig halten kann, und ein Oldtimer (Walter Brennan), den niemand richtig ernst nimmt. Hinzu kommt ein Halbstarker (Ricky Nelson), der aber gut schießen kann.

Obwohl die Hüter des Gesetzes den Burdettes hoffnungslos unterlegen zu sein scheinen, versucht Wayne, so gut es geht die Ordnung in der Stadt aufrechtzuerhalten und zumindest bei Dunkelheit auf Streife zu gehen. So kommt er dem Falschspiel im Saloon auf die Spur. Dickinson sieht einer Frau auf einem Steckbrief ähnlich, also fordert er sie unter vier Augen auf, die Stadt zu verlassen. Obwohl er sich korrekt verhält, ist sie empört, daß sie ohne Beweise verdächtigt wird. Sie will, daß er sie nach gezinkten Karten durchsucht, was seine Moralvorstellungen nicht zulassen. Er macht auf dem Absatz kehrt – sie folgt ihm jedoch und verlangt eine Entschuldigung (Super-Szene!). Im Anschluß wird der wirkliche Falschspieler enttarnt.

Das Sheriff’s Office ist permanent im Visier der Burdettes und ihrer bezahlten Helfer. Doch Wayne und seine Leute zeigen sich nach außen hin unbeeindruckt. Martin versucht allerdings verzweifelt, vom Alkohol loszukommen. Dabei gerät er in die Gewalt der Burdettes. Sie wollen ihn gegen den inhaftierten Bruder austauschen. Wayne läuft kurz darauf in eine Falle, kann sich aber mithilfe seiner Freunde wieder befreien. Nun soll der Gefangenenaustausch stattfinden. Die Burdettes verschanzen sich dazu in einem Lagerhaus. Es kommt zu einer wilden Schießerei. Am Ende besorgt Brennan Sprengstoff, mit dem das Lagerhaus in die Luft gejagt wird. Die Burdettes ergeben sich. Wayne und Dickinson sind sich inzwischen nähergekommen und haben sich ausgesprochen. Es wird angedeutet, daß sie zusammenbleiben werden.

Hawks hat diese Geschichte ein paar Jahre später noch einmal verfilmt („El Dorado“, 1966), aber ich vermute, nicht deshalb, weil er von der Story so überzeugt war, sondern weil er sie gut benutzen konnte, um diesmal etwas andere Charaktere zu zeigen. John Wayne spielte wieder die Hauptrolle, daneben waren Robert Mitchum und James Caan zu sehen. Beide Filme haben große Momente, aber insgesamt gefällt mir „Rio Bravo“ besser. Kennzeichen der Hawks-Western ist, daß die Figuren nie emotional agieren, sondern professionell. Das bedeutet auch, sie sind nicht ängstlich („Rio Bravo“ war auch ein Statement gegen die Stadt voller Angsthasen in „Zwölf Uhr mittags“). Gefühle sind natürlich unterschwellig dennoch im Spiel. Die Helden in beiden Western sind außerdem von ihren körperlichen Gebrechen gekennzeichnet, was sonst in Western kein Thema ist. Auch Mitchum in „El Dorado“ ist Alkoholiker. Während Nelson unerfahren ist, hat Caan keinerlei Erfahrung mit Feuerwaffen. Helden werden also hier nicht glorifiziert, sondern sie setzen sich nur mit knapper Not und großer Anstrengung durch. Und Hawks ist ein Meister in der Umsetzung einer schlüssigen Handlung in seinen Actionfilmen (er war auch ein guter Komödienregisseur).

Es wäre einen eigenen Text wert, was Carpenter von der Hawks-Vorlage übernommen hat und was nicht.
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Alt 11.11.2022, 07:28   #198  
Nante
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Zitat:
(„Rio Bravo“ war auch ein Statement gegen die Stadt voller Angsthasen in „Zwölf Uhr mittags“)
Irgendwo habe ich mal gelesen (weiß aber nicht, inwieweit es wirklich stimmt) das Wayne damit auch ein Gegenbild zu Coopers "unmännlich um Hilfe bettelnden" Sheriff aus dem Film schaffen wollte.
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Alt 11.11.2022, 07:37   #199  
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Ich glaube, Wayne und Hawks waren sich darin einig, daß "High Noon" ein unamerikanischer Film ist. (Kein Wunder, Fred Zinnemann war Österreicher.)

Nachdem ich zunehmend von Schulmassakern in USA höre, habe ich mich auch gefragt, ob es wirklich sein muß, daß die Amis alle mit Waffen herumlaufen. Aber "Rio Bravo" zeigt, wo diese Waffenkultur herkommt: Es hat eben keinen Sinn zu warten, bis der Marshal eintrifft. Bei Konflikten muß man sich selbst helfen, und da ist es von Vorteil, wenn man gut schießen kann...

Aber auf "High Noon" gehe ich hier sicher auch mal ein. Das ist ja eigentlich gar kein Western, sondern zeigt verklausuliert die McCarthy-Zeit, in der wirklich viele Angst vor Denunziation hatten.
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Alt 12.11.2022, 07:01   #200  
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Es gibt noch einen Western, der einen deutlichen Bezug zu „High Noon“ aufweist. Dieser Film ist kein Gegenentwurf wie „Rio Bravo“, sondern er greift das Motiv des Einzelnen auf, der sich gegen eine Gangsterbande stellt, und betont weniger den Umstand, daß sich andere scheuen, ihm beizustehen. Er hat den etwas blöden deutschen Titel „Zähl bis drei und bete“ (1957); im Original heißt er „3:10 to Yuma“, was einen Zug benennt, der in der Story eine wichtige Rolle spielt.

Der Rancher Van Heflin und seine kleinen Söhne werden Zeuge, wie der berüchtigte Bandit Glenn Ford mit seinen Leuten eine Postkutsche überfällt und der Kutscher erschossen wird. Die Jungs wollen, daß Van Heflin eingreift, aber der bleibt untätig, um sie zu schützen und auch, weil er sieht, daß er – unbewaffnet – kaum etwas tun könnte. Ford zerstreut die Rinderherde Heflins. Während der die Tiere wieder zusammentreiben muß, hat er genug Zeit, sich abzusetzen. Dann teilt er die Beute mit seinen Kumpanen. Unvorsichtigerweise reitet die Bande in die nächste Stadt, wo Ford eine Bardame im Hotel besucht. Die anderen machen sich mit ihren Anteilen davon – später wollen sie sich wieder treffen. Ford wird in flagranti erwischt und festgenommen. Der Chef der Postkutschenlinie setzt eine Belohnung für denjenigen aus, der Ford zur Gerichtsverhandlung in die nächste größere Stadt bringt. Heflin, dessen Ranch von einer Dürre bedroht ist, kann das Geld gut brauchen und meldet sich. Zunächst muß er allein auf sich gestellt Ford in dem Hotelzimmer bewachen, bis der oben erwähnte Zug kommt. Ford lacht über Heflin, der mehr von Landwirtschaft als vom Waffengebrauch versteht. Er ist sicher, daß seine Leute ihn bald befreien werden, aber Heflin läßt sich nicht einschüchtern.

Die Zeit bis zum Eintreffen des Zuges dehnt sich. Ford und Heflin lernen sich besser kennen. Der Bandit rät dem Rancher dringend, ihn laufenzulassen, solange dafür noch Zeit ist. Heflin zeigt zwar gehörigen Respekt, bleibt aber bei der übernommenen Aufgabe. Er läßt auch keinen Zweifel daran, daß er sofort schießen würde, sollte Ford ihn angreifen oder zu fliehen versuchen. Das imponiert dem Banditen. Im Hotel sind noch der Chef der Postkutschenlinie und ein Trunkenbold, der nur auf eine solche Chance gewartet hat, sich zu bewähren. Die bekommt er aber nicht (dieses Motiv gibt es auch in „High Noon“). Andere Stadtbewohner scheuen die bevorstehende Schießerei und suchen das Weite.

Der Bruder des ermordeten Kutschers will sich an Ford rächen und dringt in das Hotelzimmer ein. Heflin verhindert einen Lynchmord. Durch einen verirrten Schuß erfährt die Bande, die inzwischen ihren Boß sucht, wo er sich befindet. Aus dem Hotelfenster erklärt Ford ihnen die Lage. Sie versichern, Heflin werde es mit ihm nicht bis zum Bahnhof schaffen. Kurz bevor der Zug eintrifft, verlassen Heflin und Ford das Hotel. Er drückt ihm seinen Gewehrlauf in den Rücken und benutzt Ford so geschickt als lebenden Schutzschild, daß die Bande nicht eingreifen kann. Am Bahndamm spitzt sich die Situation zu, und Heflin verliert die Kontrolle. Die Banditen wollen die letzte Chance nutzen, ihn zu erledigen, aber Ford springt auf den anfahrenden Zug, zieht Heflin mit sich und rettet ihm so das Leben. Damit Heflin seine Belohnung bekommt, ist er bereit, sich vor Gericht stellen zu lassen. Zudem beginnt es zu regnen – die Ranch ist gerettet.

Dramaturgisch kann es „3:10 to Yuma“ in meinen Augen mit „High Noon“ aufnehmen. Der Western gewinnt zudem durch seine ungewöhnlichen Hauptfiguren. Anders als bei Hawks steht hier kein Profi im Mittelpunkt, weshalb der Zuschauer mit Van Heflin mehr bangt. Glenn Ford seinerseits macht eine interessante Entwicklung durch. Vom kaltblütig-zynischen Gangster wandelt er sich zu einer beinahe positiven Figur. Der Film ist makellos inszeniert und fotografiert (schwarzweiß). Delmer Daves ist meines Wissens nie als Meisterregisseur anerkannt worden und war wohl auch eher ein Handwerker, der zuverlässig Filme unterschiedlicher Genres drehte. Aber auch wenn ich sein Gesamtwerk nicht kenne, denke ich, er stand Kollegen wie Hitchcock kaum nach.
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