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Alt 19.07.2020, 08:32   #301  
Marvel Boy
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Natürlich nur mein Empfinden, aber ich habe halt viel Marvel und DC so rund um die 60 / 70er gelesen und bei DC hat mich da wenig überzeugt. War halt Lesestoff und besser als garnichts zu lesen.

Anzumerken sei noch das DC in den 70ern in Deutschland deutlich besser verfügbar war als Marvel.
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Alt 19.07.2020, 20:58   #302  
Peter L. Opmann
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Die Rächer # 17
Williams, Mai 1975 ("Avengers" # 18, Juli 1965)



Tja, was sagt man nun dazu? Diese Ausgabe habe ich vor einigen Jahren nur einmal und wohl eher flüchtig gelesen. Zunächst ist das ein nerviger Kalter-Krieg-Comic mit Chinesen oder Koreanern oder vielleicht bereits Vietcong als Feindbild. Ich nehme mal zugunsten von Stan Lee an, daß er sowas nicht gern gemacht hat, aber er hat sich offenbar aus patriotischen Gründen dazu verpflichtet gefühlt. Ich habe übrigens den Eindruck, die Rächer achten hier auf die richtige Propaganda-Botschaft ebenso sehr wie die Asiaten. Zudem bringen sie jedoch einem unterdrückten Volk die Freiheit. Soweit ich mich erinnere, kamen solche Geschichten bei „Avengers“ nicht so häufig vor wie etwa bei „Thor“ oder „Iron Man“, aber es gab immerhin noch den bekannten Fall des „Roten Wächters“. Abgesehen von diesem gravierenden Einwand finde ich aber die Story ganz ordentlich – jedenfalls ohne innere Widersprüche und unerklärte Sachverhalte. Die Auseinandersetzung mit dem Kommissar entwickelt sich recht spannend. Und Don Heck zeichnet über weite Strecken ansprechend. Nur am Ende ist er nun gezwungen, die Handlung in viele kleine Panels zu quetschen.

Wir haben bei „Der Kommissar befiehlt…“ wieder das illustrative Splashpanel. Dann werden die vier neuen Rächer jeweils einzeln beleuchtet (wobei Pietro und Wanda freilich ebenso ein Paar bilden wie zuvor Giant Man und Wasp; eine allein und völlig selbstständig auftretende Frau entsprach damals offenbar nicht den Konventionen). Cap weiß immer noch nicht so recht, was er in dieser Welt, in die er nicht gehört, zu suchen hat – er will nach wie vor für Nick Fury arbeiten, der ihm aber noch nicht geantwortet hat). Quecksilber besucht eine Zirkusvorstellung, wo er gleich einen verunglückten Akrobaten retten kann, während es die Scharlachhexe vorzieht, ins Theater zu gehen. Falkenauge testet einen neuen Pfeil. Dann blicken wir in den „seltsamen Staat Sin-Cong“ (also wohl doch Vietnam) und erleben, wie der Kommissar, ein Diktator der übelsten Sorte, grausam sein Volk knechtet. Widerstandskämpfer (so scheint es jedenfalls) rufen per Funk die Rächer zu Hilfe. Dahinter steckt freilich wieder der Kommissar, der seinen anvisierten Sieg über die Freiheitshelden propagandistisch auszuschlachten gedenkt. Mit bloßer Hand zerbröselt er einen Stein, um zu signalisieren, was er mit den Rächern anstellen will (hat mich an den „Seewolf“ und seine berühmte Kartoffel erinnert).

Die Rächer starten nach Sin-Cong – nicht ohne einen kleinen Hahnenkampf zwischen Cap und Falkenauge, wobei Pietro und Wanda schlichten. In dem Terrorstaat werden sie zunächst höflich begrüßt. Aber schnell merken sie, daß sie in eine Falle geraten sind. Der Kommissar scheitert allerdings, sie mit Stahlplatten in einem Raum einzuschließen, und auch seine Schergen sind keine Gegner für die Rächer. Dann aber kidnappt er die Scharlachhexe – mit verbundenen Augen kann sie offenbar nicht zaubern. Während die übrigen Rächer noch versuchen, sie zu befreien, bietet der Kommissar ihnen an, gegen jeden von ihnen einzeln zu kämpfen. Sie müssen akzeptieren, weil er sonst Wanda töten würde. Sein Volk läßt er durch so etwas wie Schaufenster zusehen. Cap ist dem bärenstarken Hünen unterlegen, Falkenauge kann seine Pfeile nicht richtig verschießen. Ihnen kommt der Verdacht, daß der Kampf manipuliert ist. Doch Quecksilber wird schließlich mit dem Kommissar fertig, indem er ihn blitzschnell in Vorhangstoff einwickelt (siehe auch Jack Kirbys Cover). Cap kommt indes der Verdacht, daß dieser Gegner kein Mensch ist. Während Quecksilber nun ebenfalls zu Boden geht, fordert er, daß auch ein Kampf gegen die Scharlachhexe stattfinden muß. Weil das Volk alles live verfolgt, kann der Kommissar nicht ablehnen. Wanda weiß nun Bescheid, läßt einen Vorhang verschwinden und zerstört die dahinter stehende Maschine. Ein Cong-Männchen hat von hier aus den Kommissar-Roboter (wie sich herausstellt) gesteuert. Der explodiert nun auch, das Volk jubelt, und Cap hält eine kurze Lobrede auf die Freiheit.

Die manipulierten Duelle sind etwas, das doch unerklärt bleibt. Daß der Kommissar ein Roboter ist, reicht jedenfalls als Erklärung nicht aus – mehr erfahren wir allerdings dazu nicht. Ansonsten kann man an die Story einen Haken machen. Ich erinnere mich, daß ein Williams-Leser sich in einem Brief speziell über diese Ausgabe beschwerte und den Kommissar als „fettes Schwein“ bezeichnete. Er zielte damit aber wohl auf die unangenehme Propaganda ab. Davon abgesehen, scheint das Rezept mit den neuen Rächern zu stimmen. Der Gegner bereitet ihnen einige Mühe, aber sie treten furchtlos auf, kämpfen variabel und halten so die Spannung hoch. Wiederum würde ich sagen: Das ist kein ganz großes, unvergeßliches Rächer-Abenteuer, aber ziemlich unterhaltsam. Man muß allerdings den Kalten Krieg ausblenden, der ohnehin nur einen eher lockeren Rahmen der Story bildet. Don Heck, wieder unterstützt durch Dick Ayers, setzt das teilweise richtig gut in Bilder um und kassiert in meinen Augen nur ein paar Minuspunkte. Zum Beispiel wird die Seitenaufteilung wieder konventioneller.
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Alt 19.07.2020, 21:35   #303  
Crackajack Jackson
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Der Kommissar befiehlt.
Der Kommissar, ist ein weiterer dicker Superschurke. Eigentlich sind ja die meisten Helden und Schurken Athleten.
Mir fallen aber gerade bei Marvel zwei oder drei dicke Schurken ein, keiner bei DC.
Blob, Kingpin, und jetzt hier der Kommissar. Er erinnert an einen Sumoringer.
Edit: Helden Marvel : Volstagg Helden DC: Bouncing Boy
Seine voluminöse Gestalt nimmt gut ein Viertel des Covers ein.
Die Rächer bekämpfen ihn. Wanda (natürlich die Frau) scheint von ihm gefangengenommen zu sein.
Auch in dieser Ausgabe ist das erste Panel der Geschichte wieder ein Vorgriff auf künftige Ereignisse.
Es wird nun speziell auf private Probleme vom Cap eingegangen, die schon zwei Ausgaben zuvor mal angeteasert wurden.
Das Zeigen der Superkräfte in Alltagssituationen, wie hier von Pietro im Zirkus, fehlt mir in den heutigen Geschichten ein wenig.
Als Captain America die anderen Rächer alamiert, erinnert mich das natürlich an den Alarm in der Justice League, oder auch Jimmy Olsons Uhr, mit der er Superman alamieren konnte.
Damals wurden den Uhren oder Ringen sehr oft weitere Funktionen hinzugefügt.
Flash bewahrte sein Kostüm darin auf. Über GL brauchen wir nicht zu reden. Auch Seraph von den Global Guardians hatte den Ring von Salomon, der ihm Kräfte verlieh.
Wirklich schönes Panel, als der Captain sein Schild wirft um aus die drei Angreifer auszuschalten. Das scheint sich Don Heck auch gedacht zu haben, denn er verwendet ein ähliches Bild noch mal bei Pietro, der einige Angreifer ausschaltet.
Obwohl sich Pietro sehr beeilt steht Wanda schon gefesselt und mit einer Augenbinde im Kerker. Das ging mir etwas zu schnell, ist aber wohl der zügigen Handlung geschuldet. Man weiß ja auch nicht, wie lange Pietero seine Schwester schon gesucht hat.
Bei Hawkeye wird immer mehr auf seine Trickpfeile Bezug genommen. Immer wenn es der Handlung dient, hat er den passenden Pfeil dabei.


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Alt 19.07.2020, 23:12   #304  
Peter L. Opmann
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Das sind wieder Notizen, die Du Dir vorab gemacht hast, oder?

Ich kann dazu nicht viel sagen. Sehe ich alles genauso. Und es gibt ein paar gute Ergänzungen zu meiner Besprechung.
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.07.2020, 23:16   #305  
Crackajack Jackson
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Das Heft habe ich heute morgen gelesen und immer aufgeschrieben, was mir gerade in den Sinnn kam. Im Moment habe ich nicht viel Zeit. Immer noch Getreideernte. Deshalb schreibe ich, wie ich kann.
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Alt 20.07.2020, 06:08   #306  
Marvel Boy
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Nun, auch wenn hier nicht die überragende Geschichte zu finden ist sticht doch heraus das es Wanda ist die letztendlich den Sieg erringt.
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Alt 20.07.2020, 07:03   #307  
Peter L. Opmann
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Zitat:
Zitat von Crackajack Jackson Beitrag anzeigen
Das Heft habe ich heute morgen gelesen und immer aufgeschrieben, was mir gerade in den Sinnn kam. Im Moment habe ich nicht viel Zeit. Immer noch Getreideernte. Deshalb schreibe ich, wie ich kann.
War kein Vorwurf. Ratterst Du mit einem Mähdrescher durch die Gegend?
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 20.07.2020, 07:32   #308  
Crackajack Jackson
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Nein, ich bin die 'aufnehmende Hand'.

Wir kaufen das Getreide von den Landwirten, reinigen es und fahren es dann, übers Jahr verteilt, zur Mühle.
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Alt 20.07.2020, 08:31   #309  
Peter L. Opmann
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Klingt nach Zwischenhändler, aber ich kenne mich da nicht aus. Allerdings waren meine Vorfahren mütterlicherseits Bauern (bis zu meinem Großvater), und ich habe als Kind mitunter beim Ernten und ähnlichen Arbeiten - trotz schon vorhandenem Traktor - helfen müssen. Da kommt vermutlich mein hartnäckiger Heuschnupfen her...
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Alt 20.07.2020, 09:01   #310  
Crackajack Jackson
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Ja, früher war fast überall etwas Landwirtschaft. Heute gibt es nur noch wenige Bauern.
Jedes Jahr wird da etwas gesiebt.

Geändert von Crackajack Jackson (20.07.2020 um 10:11 Uhr)
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Alt 21.07.2020, 09:03   #311  
Phantom
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Wieder ein Heft, das ich nie in der Williams-Version gelesen habe. Ich vermute aber, ich hätte als Kind bei "Kommissar" an Erik Ode oder allgemein an einen Polizisten gedacht. Im Original wurde "commissar" damals wohl eindeutig als "kommunistischer Funktionär" erkannt, d.h. schon durch das Titelbild wusste fast jeder, dass es gegen die Kommunisten ging.

Warum soll Stan das nicht gern gemacht haben? Ich denke, die einfache Weltsicht, dass die guten Amerikaner der Welt die Freiheit bringen, während die bösen Kommunisten ihre Völker unterdrücken, war in den 60er Jahren Mainstream in den USA, und Stan wollte Mainstream-Comics machen (und möglichst viele Hefte verkaufen). Als zeitgeschichtliches Dokument in der Popkultur finde ich solche Comics interessant. Tatsächlich sogar interessanter als die üblichen Helden/Schurken-Kloppereien.

Bei Williams hat man (klar, zehn Jahre später in anderer weltpolitischer Situation) wohl wieder die meisten politischen Anspielungen getilgt. Beispiel Splashpanel: aus "his mission: prove that the reds are superior to freedom's champions" wird "sein Auftrag: beweisen, dass Freiheit nur eine Phrase ist".

Was mich interessieren würde: im Original sagt Hoy auf der letzten Seite "my life will be forfeit when Peking learns that I have failed." Ich habe das Williams-Heft nicht: hat Hartmut Huff, wie ich annehme, in der Übersetzung auf Peking verzichtet?

Auf Seite 11 bin ich über das fünfte Panel gestolpert: wir sehen eine unmaskierte Person (Quecksilber?) und eine Gedankenblase mit "no time for my arrows now". Aber Quecksilber hat keine Pfeile. Falkenauge dagegen ist maskiert. Da hat Stan beim Erstellen der Dialoge wohl einen Fehler gemacht.

Die Fähigkeiten von Wanda sind mir auch noch nicht ganz klar. Sie kann mit ihrer Hexenkraft ein paar Gewehre funktionsunfähig machen, aber wenn dann noch fünf andere Gewehre auftauchen, geht das nicht mehr ("I cannot put a hex on them all"). Ist Hexenkraft rationiert? Ist der Akku so schnell leer? Am Ende kann sie allein mit ihrer Hexenkraft den Kontroll-Computer zerstören; dann hätte sie natürlich auch einfach den Roboter zerstören können. Na ja. Immerhin sieht sie gern Shakespeare-Stücke im Theater, da sammelt sie bei mir Pluspunkte. Dann darf sie sich am Ende auch auf einer Sänfte wegtragen lassen.
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Alt 21.07.2020, 09:59   #312  
Peter L. Opmann
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Vielleicht kann ich ein bißchen zur Aufklärung beitragen.

Hoy sagt bei Williams: "Ich muß fliehen! Mein Leben ist jetzt keinen Champignon mehr wert!"

Den Fehler auf Seite 11 hat Williams nicht getilgt, aber er fällt nicht sehr auf. Quecksilber (ohne Maske) denkt hier: "Hätte er uns doch bloß nicht befohlen, hinter ihm zu bleiben! Ich komme nicht zum Schießen!"

Daß die Steuerung des Roboters offengelegt wird, finde ich an sich gut gemacht. Sicher hätte die Scharlachhexe auch den Roboter selbst lahmlegen können, aber das wäre eher langweilig gewesen. Auf jeden Fall hast Du recht, daß unklar bleibt, wie groß ihre Hexenkräfte eigentlich sind. Aber Hexenkräfte entziehen sich ja eh' einem rationalen Zugang.

Daß Stan Lee beim Schreiben solcher Storys keinen Spaß hatte, ist natürlich eine Vermutung von mir. Da stehe ich sozusagen auf der Seite des Williams-Lesers, der mit der Figur des Kommissars unzufrieden war. Auf jeden Fall ist er eine sehr holzschnittartige Figur, und das hat Stan Lee sicher auch gewußt.
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Alt 21.07.2020, 13:14   #313  
Phantom
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Danke!

Ähnlich wie manche Williams-Leser haben sich wohl damals auch bei Stan ein paar Leser über die Darstellung der "commies" beschwert. In Avengers #22 antwortet Stan auf der Leserbriefseite (zitiert nach dieser Website):

Zitat:
(...) A cold war is in progress, between the free world and the communists. A continual propaganda barrage against the United States is constantly beamed to the rest of the world by communist nations. Now then, if this doesn’t qualify the reds to be used as "bad guys" in an occasional adventure yarn, then we’ll have to take a refresher course in semantics! As for influencing younger minds, we’d rather they read our little fantastic fables than the pages of Pravda! ‘Nuff said!
Hört sich also schon so an, als hätte Stan ab und zu so eine Story ganz gern eingeflochten. Was ich jetzt aus dem Zeitkontext heraus nicht völlig unverständlich finde. Trivialliteratur benutzt eben gern Stereotype.
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Alt 22.07.2020, 22:39   #314  
Peter L. Opmann
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Die Rächer # 18
Williams, Juni 1975 ("Avengers" # 19, August 1965)



Auch dies ist eine Ausgabe, mit der ich mich bisher wenig beschäftigt hatte. Die Fortsetzung (“Rächer“ # 19) kenne ich aus einem Superband, aber dieses Heft habe ich erst viel später gelesen. Ich hatte lange Zeit größere Lücken in meiner Williams-Sammlung; zunächst habe ich mich auf Flohmärkten und Comicmessen nur nach den Ausgaben umgesehen, die ich überhaupt nicht hatte, dann habe ich auch die vorhandenen Superband-Ausgaben durch Einzelhefte ersetzt. Da bin ich öfters mit einem größeren Stapel Hefte nach Hause gekommen, was leider dazu führte, daß ich diejenigen, die mir nicht so interessant erschienen, eher flüchtig gelesen habe. Dazu gehörte sicher auch „Rächer“ # 18, obwohl die Einführung eines neuen Charakters zunächst vielversprechend erschien.

Die Grundidee ist ziemlich absurd: Der Schwertträger will Rächer-Mitglied werden, wird aber, weil er von Anfang an zwielichtig wirkt, zurückgewiesen – worauf er die Rächer angreift, um doch noch bei ihnen aufgenommen zu werden. Wenn ich mir vorstelle, ich hätte die Firmen, bei denen ich mich beworben habe, ohne eine Zusage zu erhalten, zu bekämpfen begonnen… Der Schwertträger ist eine Figur aus Falkenauges Vergangenheit (er ist ja ebenfalls etwas zwielichtig), was ich für einen ganz interessanten Ansatz halte. Trotzdem ist die Story alles in allem wenig überzeugend. Don Heck, hier noch einmal assistiert von Dick Ayers, setzt das Ganze zwar nach wie vor gut grafisch um, aber die Kühnheit, die er in „Rächer“ # 16 an den Tag legte, weicht zunehmend einer langweiligen Routine. Seine Unart, die Bilder am Ende zusammenzudrängen, fällt in dieser Ausgabe immerhin nicht ins Gewicht.

Also, der Schwertträger, ein Meister im Umgang mit der Klinge, dringt ins Rächer-Hauptquartier ein und steht zunächst Quecksilber und der Scharlachhexe gegenüber, die ihn logischerweise für einen Feind halten. Es kommt zu einem ersten Handgemenge, das der Schwertträger anschließend als „Test“ bezeichnet. Captain America kommt dazu und klärt seine Mit-Rächer nach einem Blick in die Verbrecherkartei darüber auf, daß der Schwertträger ein gefährlicher Typ ist, der schon wiederholt für Ärger gesorgt hat. In diesem Moment kappt der Angesprochene die Stromversorgung, das heißt, er löscht sämtliche Lichter, und macht sich in der Dunkelheit davon. Jetzt taucht Falkenauge auf, der den Schwertträger besser kennt. Beide waren einst Partner im Zirkus, bis der Schwertträger in die Kasse griff. Falkenauge wollte da nicht mitspielen, wurde vom Schwertträger vom Hochseil geholt und stürzte vermeintlich in den Tod. Seitdem hat Falkenauge von ihm nichts mehr gehört.

Wie wir uns erinnern, hatte Captain America selbst ein Bewerbungsschreiben für Nick Furys S.H.I.E.L.D. verfaßt. Der Brief war aber in Furys Büro ungeöffnet liegengeblieben. Nun fällt er der Organisation Hydra in die Hände, von der wir in späteren Ausgaben noch mehr hören werden. Für Hydra ist der Brief wertlos und wird aus dem Fenster geworfen. Damit fällt er einem Kleinganoven in die Hände, der ihn dem Schwertträger bringt. Der will ihn benutzen, um Cap eine Falle zu stellen. Er fingiert einen Antwortbrief, in dem Cap in ein heruntergekommenes Lagerhaus im Hafenviertel gebeten wird. Falkenauge kümmert sich derweil um den Ganoven und seine Kumpane; dabei erfährt er von der Falle für Captain America, beschließt aber, Cap nicht zu helfen. In dem Lagerhaus wartet – wenig verwunderlich – der Schwertträger auf ihn, um mit ihm abzurechnen. Cap unterliegt nach heldenhaftem Kampf und wird hoch oben auf einem Baugerüst auf ein Brett gesetzt. Während die übrigen Rächer am Schauplatz erscheinen, droht der Schwertträger, Cap in die Tiefe zu stoßen, wenn er nicht Mitglied (und sogar Anführer) der Rächer werden darf. Cap weist seine Kampfgenossen an, keinesfalls darauf einzugehen, und stürzt sich kurzentschlossen selbst in die Tiefe. Cliffhanger! Dies ist ein Zweiteiler.

Daß die Sache mit der gescheiterten Bewerbung des Schwertträgers reichlich merkwürdig ist, hatte ich schon erwähnt. Auch der irrlaufende Brief von Cap an Nick Fury erscheint mir ziemlich an den Haaren herbeigezogen. Ich muß aber zugeben, daß das zugrundeliegende Motiv der Abweisung doch wirkungsvoll ist. Man muß dabei aber über vieles hinwegsehen. Mich stört auch, daß die Motivation des Schwertträgers trotz der eingestreuten Origin-Story weitgehend unklar bleibt. Was verspricht er sich davon, Rächer zu werden? Realisiert er nicht, daß er da wohl auf der für ihn falschen Seite stehen würde? Und daß er dann regelrecht darum kämpft, Rächer zu werden, obwohl die Absage an Klarheit nichts zu wünschen übrig ließ, ist überhaupt nicht nachvollziehbar. Beim Zirkus des Grauens hätte er zweifellos mehr Erfolg gehabt.

Aufgefallen sind mir diesmal ein paar eigenwillige Übersetzungen von Hartmut Huff: „Man sieht ja nicht den Rücken vor Augen!“ – „Und jetzt komm du raus, du Bangbüchse!“ – „Zu spät, du Schleierschwanz!“ – „Nimm einfach den Suchstrahler, Nesquecksilber!“ Ziemlich zu Beginn sagt die Scharlachhexe: „Außerdem haben prinzipiell Frauen das letzte Wort – vor allem in diesem Jahr!“ Heute etwas unverständlich, aber 1975 war das Internationale Jahr der Frau…
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.07.2020, 05:41   #315  
Crackajack Jackson
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Mich stört auch, daß die Motivation des Schwertträgers trotz der eingestreuten Origin-Story weitgehend unklar bleibt. Was verspricht er sich davon, Rächer zu werden?
Im ersten Panel sagt er etwas davon, dass niemand einen Rächer verdächtig.
Das Rächersein hatte für ihn dann wohl Alibifunktion.

Insgesamt eine ähnliche Bewerbung wie Hawkeye, der ja auch den Butler fesselte und knebelte.
Auch später wird diese Art des Eintritts beibehalten: Vision, Black Panther
Der Hintergrundgeschichte vom Schwertträger wird hier sehr viel Platz eingeräumt.
In den späteren Ausgaben ist er mir, in Verbindung mit Mantis, dann doch noch sympathisch geworden.

Geändert von Crackajack Jackson (23.07.2020 um 07:40 Uhr)
Crackajack Jackson ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.07.2020, 13:59   #316  
Phantom
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Ich glaube, ich habe diese Geschichte jetzt zum ersten Mal gelesen. Ohne Nostalgie ist das alles schon recht schwer erträglich. Ich finde es auch lächerlich, dass der Schwertmann Mitglied der Rächer werden will, damit er dann bei allen krummen Dingern unbehelligt bleibt. Warum sollte das so sein? Und am Ende will er Cap nur dann am Leben lassen, wenn ihn die Rächer als Chef aufnehmen. Also, ich weiß nicht.

Noch was Nerviges: Wie oft sind jetzt Cap oder sogar alle Rächer irgendwohin gerufen worden, nur um dann festzustellen, dass es eine Falle war? Langsam müssten sich Stan und Don mal was anderes einfallen lassen.

Wenigstens die Zeichnungen sind ganz ok. Aber wo ist eigentlich Cap's Groupie geblieben?
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Alt 23.07.2020, 14:25   #317  
Peter L. Opmann
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Wie oft sind jetzt Cap oder sogar alle Rächer irgendwohin gerufen worden, nur um dann festzustellen, dass es eine Falle war? Langsam müssten sich Stan und Don mal was anderes einfallen lassen.
Das ist schon ein schwerwiegender Kritikpunkt. Ist mir nicht so aufgefallen, aber es stimmt - und eigentlich hätten die Rächer allmählich ein paar Vorkehrungen treffen müssen, daß ihnen das nicht immer wieder passiert. Allerdings haben sie einfach einen Hurra-Kampfstil.
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Alt 24.07.2020, 22:41   #318  
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Die Rächer # 19
Williams, Juli 1975 ("Avengers" # 20, September 1965)



Das ist nun wieder eine mir (aus Superbänden) gut bekannte Ausgabe, die auch Eindruck auf mich gemacht hat. Ihre Besonderheit wird auf dem Cover (wie bei der US-Ausgabe) eigens angekündigt: Wally Wood hat hier die Inks übernommen; der Name sagte mir damals freilich überhaupt nichts. Schon richtig: Wood läßt die Zeichnungen von Don Heck lebendig wirken – ohne daß ich Dick Ayers, der den Großteil der vorherigen Ausgaben geinkt hat, damit abwerten möchte. Die Story ist ebenfalls verbessert, indem nämlich Stan Lee von der seltsamen Idee, wie der Schwertträger um die Aufnahme bei den Rächern kämpft, abläßt und einen ziemlich schurkischen Bösewicht, nämlich den Mandarin, einführt, der den Schwertträger nurmehr als Figur in seinem Spiel herumschiebt. Für das Finale bleiben allerdings nur vier Seiten, weshalb Don Heck schon ab Seite 17 die Panels zusammenpressen muß.

Captain America ist bekanntlich von einem sehr hohen Baugerüst in die Tiefe gesprungen. Nun erleben wir ausführlich mit, wie er sich mithilfe seiner Teamgefährten vor dem Sturz in den Tod rettet. Die Rächer kreisen den Schwertträger ein; da aber entmaterialisiert der sich. Er taucht im Palast des Mandarins wieder auf. Wie er erfährt, möchte der ihn nun bei den Rächern einschleusen. Der Mandarin zielt dabei auf den Eisernen, seinen eigentlichen Feind, ab. Der ist zwar im Moment gar nicht bei den Rächern, aber sollte er zurückkommen, soll der Schwertträger ihn „eliminieren“. Das ist zwar ein nicht viel vernünftigerer Plan als der des Schwertträgers, aber immerhin wird er ausführlich erklärt.

Der Schwertträger will sich nicht zum Befehlsempfänger reduzieren lassen, hat aber gegen den Mandarin und seine gefährlichen Fingerringe keine Chance. Der weiht ihn nun in seine Pläne ein: Er erzeugt eine Art Hologramm des Eisernen und sendet es zu den Rächern. Der angebliche Eiserne empfiehlt ihnen, den Schwertträger aufzunehmen. Bei den Rächern war gerade wieder der vertraute Kompetenzstreit im Gange. Cap ließ die verbalen Angriffe von Falkenauge cool an sich abperlen. Darauf demonstrierte Quecksilber, daß er schneller ist als sein Pfeil. Als aber der Schwertträger wieder bei ihnen auftaucht, behandeln sie ihn wohlwollend, wenn sie auch mißtrauisch bleiben.

Inzwischen hat der Mandarin seinen gesamten Plan enthüllt: Der Schwertträger soll die Rächer mit einer Bombe töten, damit der Eiserne so zurückgelockt wird. Bei ihm meldet sich jetzt aber das Gewissen: Die schon tickende Bombe will er heimlich bei Nacht wieder entschärfen. Cap überrascht ihn, und die übrigen Rächer kommen dazu. Es sieht so aus, als habe der Schwertträger die Bombe gerade legen wollen. Er flieht – mit der Bombe. Als er aus dem Gebäude rennt, hört man, wie sie detoniert. Die Rächer glauben, daß der Schwertträger ihr selbst zum Opfer gefallen ist. Er hat sie aber rechtzeitig weggeworfen und sich in Sicherheit gebracht. Am Ende gewinnt man den Eindruck, er wäre vielleicht doch gern Rächer geworden.

Indem er die Schwertträger-Geschichte erweitert, schafft sich Stan Lee neue Erzähloptionen. Die vorliegende Story macht etwas her, weil es mehrere überraschende Wendungen gibt, für die hauptsächlich der Mandarin sorgt. Seine Absichten sind zwar auch etwas hirnrissig, denn von den Rächern will er ja eigentlich gar nichts. Doch das fällt – jedenfalls einem jungen Leser – nicht so auf. Außerdem konnte man als Williams-Leser die Vorgeschichte des Mandarin mit dem Eisernen gar nicht kennen. Großzügig betrachtet wirkt also schon alles soweit ganz stimmig. Bei den „Fantastischen Vier“ fiel mir öfters auf, daß die Einleitung eines Mehrteilers gut ist und die weiteren Folgen dagegen abfallen – hier ist es umgekehrt. Jedoch wird ein altbekanntes Muster erneut variiert: Ein übermächtiger Feind (bisher Zemo oder Kang) bedient sich anderer Kämpfer, um die Rächer zu vernichten – inzwischen recht abgegriffen. Hinzu kommen aber auf jeden Fall die guten, von Wally Wood regelrecht veredelten Zeichnungen. Es wäre nur gut gewesen, wenn Heck am Ende drei oder vier Seiten mehr Platz gehabt hätte, denn das Finale mit der Bombe ist wirklich ziemlich dramatisch. Fazit: Eine durchwachsene Ausgabe mit immerhin einigen Glanzpunkten.

Geändert von Peter L. Opmann (26.07.2020 um 11:14 Uhr)
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 25.07.2020, 05:46   #319  
Crackajack Jackson
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Ich fand die Zusammenarbeit der Rächer um Cap vor dem Sturz zu retten sehr gut .
Auch der Wettkampf zwischen Hawkeye und Pietro hat mir gut gefallen. Hier werden die Superkräfte gegenübergestellt. Macht Spaß, die Passage zu lesen.
Schwertträgers Waffe wird durch den Mandarin aufgerüstet. Ein paar Knöpfe mit verschiedenen Funktionen geben ihm mehr Macht. Sieht wirklich gut und bedrohlich aus.
Es ist spannend, den Zwiespalt vom Schwertträger zu sehen, der eigentlich nur daher rührt, dass er ein Auge auf Wanda geworfen hat.
Der Schwertträger wird von allen missverstanden, wie so viele Charaktere bei Marvel.
Crackajack Jackson ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 25.07.2020, 14:40   #320  
Peter L. Opmann
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Wie ich gerade sehe, kommt jetzt nochmal ein Zweiteiler, der mit "Kraftmann". Das heißt, es würde sich vielleicht anbieten, daß ich noch bis "Rächer" # 21 lese - oder Du übernimmst jetzt schon, Crackajack.

Ich hatte aber vor, am Ende meiner Lesestrecke ein Gesamtfazit zu ziehen.
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 25.07.2020, 14:43   #321  
Crackajack Jackson
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Mach ruhig noch den Zweiteiler. Ich bin die ganze nächste Woche noch sehr beschäftigt.
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Alt 25.07.2020, 15:33   #322  
Peter L. Opmann
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Alt 29.07.2020, 18:32   #323  
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Die Rächer # 20
Williams, August 1975 ("Avengers" # 21, Oktober 1965)



Nun kommen wieder einige Ausgaben, die ich als Kind nicht kannte. Erst „Rächer“ # 28 kam wieder in einem Superband vor. Aber ich will ja nur noch den hier beginnenden Zweiteiler über „Kraftmann“ betrachten. Die Grundidee klaut Stan Lee bei sich selbst, nämlich aus „Rächer“ # 8. Damals hatte Zemo, assistiert von der Zauberin und dem Henker, im Labor den „Wundermann“ erschaffen, ein Kraftpaket, das die Rächer zumindest einzeln besiegen konnte, am Ende aber Skrupel bekam, ihnen den Tod zu bringen. Soweit ich sehe, fehlt Kraftmann diese Eigenschaft. Er wird erneut in Zemos Labor, aber diesmal von der Zauberin im Alleingang zum Superschurken aufgepumpt. Lee nimmt ganz klar Bezug auf seine Wundermann-Story. Als neues Motiv wird jedoch eingeführt, daß die Rächer in Mißkredit gebracht werden und Kraftmann zum neuen Helden ausgerufen wird.

Wie schon gewohnt, startet die Episode mit einem Hahnenkampf zwischen Captain America und Falkenauge. Quecksilber und die Scharlachhexe wollen den Streit schlichten, lösen aber einen neuen Konflikt im Team aus. Dann wird aber abrupt zu einem namenlosen Mitglied von Zemos Söldnertruppe übergeblendet, einem Mann, der wohl wegen einer Beinverletzung in der Nähe seines früheren Hauptquartiers im südamerikanischen Dschungel geblieben ist. Er trägt sich selbst mit dem Gedanken, sich wie Wundermann einen superstarken Körper zu verschaffen, kennt sich aber mit den Maschinen nicht aus. Da taucht die Zauberin auf, die weiß, welche Hebel umgelegt werden müssen. Kraftmann erhält ein etwas eigenwilliges Kostüm mit gezackter Gesichtsmaske, Puffärmeln und breiten Schulterstücken, was teilweise an einen klassischen Swashbuckler erinnert. Er muß aber auf seinen Einsatz noch warten.

Die Rächer bekämpfen derweil in New York ein riesiges Monster. Es geht dabei einiges zu Bruch, aber es stellt sich heraus, daß außer ihnen das Monster niemand sehen kann. Die Polizei kommt, läßt die Rächer aber zunächst unbehelligt. Als das Quartett dann ausrückt, um zerstörte U-Bahn-Gleise zu inspizieren, schlägt Kraftmann zu, knockt Quecksilber aus und läßt ihn bewußtlos auf der Strecke liegen. Die herannahende Bahn stoppt Falkenauge mit einem Explosivpfeil. Wiederum geraten die Rächer ins Zwielicht. Die Polizei sieht nur, daß sie scheinbar grundlos die U-Bahn zerlegt haben. Die Combo steht nun im Verdacht, eine Gefahr für die Öffentlichkeit zu sein. Cap und die anderen sind ratlos.

Jetzt wird etwas kompliziert weitererzählt. Kraftmann hält ein Auto auf, indem er es mit einem Felsbrocken bewirft. Captain America kommt hinzu, wird aber von Kraftmann gestoppt. Nun erfahren wir, daß die Autoinsassen wichtige Dokumente stehlen wollten. Kraftmann wird gefeiert, über Cap der Kopf geschüttelt. Nun macht sich Falkenauge auf die Spur von Kraftmann, dringt in sein Haus ein, wird aber ebenfalls von ihm besiegt. Quecksilber und die Scharlachhexe wollen ihrem Teamkollegen zu Hilfe kommen, doch er wird per Faustschlag gestoppt; sie dagegen bekommt es mit der Polizei zu tun, weil die Rächer widerrechtlich auf das Grundstück eingedrungen sind. Übrigens hatte die Zauberin bei den Kämpfen ihre Hände im Spiel, indem sie die Vier durch Magie geschwächt hat. Die Stadtregierung hat nun die Nase voll und beschließt, die Rächer zu verklagen und so zu zwingen, sich aufzulösen. Untergangsstimmung bei dem Heldenteam!

Lee biegt seine Story so hin, daß seine Grundidee, die Rächer als Bösewichter erscheinen zu lassen, richtig zur Geltung kommt. Da ist so manches nicht stimmig: Cap wird von der Zauberin beeinflußt, damit er sich in den Dokumentendiebstahl einmischt. Doch das wäre ja, wenn es sich um wichtige Unterlagen handelt, auf jeden Fall für ihn Anlaß zum Eingreifen gewesen. Und daß die anderen Rächer das Grundeigentum von Kraftmann verletzen (mal abgesehen von der Frage, woher er das Grundstück und die Villa darauf hat), hat ja eigentlich seinen guten Grund. Superhelden dringen zudem an einer Tour in fremde Gebäude ein, wenn sie dort ihre Gegner vermuten. Merkwürdig wirkt auch, daß die Zauberin die Rächer schwächen kann – das wäre ja der Universal-Ansatz, um sie zu besiegen. Also warum wendet sie diesen Zauber nicht immer an? Ansonsten ist das alles aber spannend erzählt. Wenn Kraftmann auch nur ein müder Abklatsch von Wundermann ist, fasziniert die Zauberin diesmal umso mehr (schön, aber gefährlich). Grafisch weiß Inker Wally Wood noch einmal zu gefallen. Und Don Heck hat offenbar keine Mühe, auf Seite 20 zum Cliffhanger zu kommen; seine Unart, am Ende immer mehr Panels pro Seite zu brauchen, tritt hier nicht hervor.
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.07.2020, 20:14   #324  
Crackajack Jackson
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Die Story beginnt mit einem heftigen Streit zwischen Cap und Hawkeye. Grund ist eine Nichtigkeit. Eigentlich geht es immer nur darum, wer die Führungspersönlichkeit im Team ist.
In der ehemaligen Basis von Baron Zemo gelingt es einem übriggebliebenen Gefolgsmann des Barons, mithilfe der Zauberin, sich die gleichen Kräfte wie einst Wonder Man anzueignen.
Zusammen mit dem neuen Superschurken „Power Man“ möchte die Zauberin jetzt die Avengers ein für allemal besiegen.
Der Kampf gegen die Rächer beginnt damit , dass die Zauberin durch einige hinterlistige Zaubertricks die Truppe in Verruf bei der Öffentlichkeit und an den Rande einer Niederlage bringt.

Spannender Auftakt des Zweiteilers um Power Man.
Obwohl es nach einem Neuaufguss der Wonder Man Geschichte aussieht liest sich diese Geschichte doch ganz anders. Hier wird zuerst von der Zauberin Stückchen für Stückchen die Mitglieder der Rächer ausgeschaltet und bloßgestellt. Power Man ist nicht mehr der von Gewissensbissen geplagte Schurke, sondern ein selbstbewusster Ganove, der es allen zeigen will und genau das tut, was die Zauberin von ihm will. Mit ihr zusammen bilden sie eine unheilbringende Allianz.
Später werden er und Luke Cage sich darum streiten, wer den Namen „Power Man “ tragen darf.
Die Zeichnungen sind okay. Die vielen kleinen Panels sind der doch sehr dialogstraken und actionarmen Story geschuldet.
Die Illusion des von der Zauberin geschaffenen Monsters, sieht dem Minotaurus ziemlich ähnlich.
Warum machen sie den Sack nicht schon früher zu, als sie Pietro oder Cap bewusstlos vor sich liegen haben? Ein großes Manko bei den Comics. Die Schurken dürfen immer nur ‚fast‘ gewinnen.
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Alt 29.07.2020, 20:56   #325  
Peter L. Opmann
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Wie Power Man wieder auftaucht, war mir nicht bewußt. Aber meist ist mit Power Man doch Luke Cage gemeint, oder? Das ist auch der Power Man der Serie "Power Man & Iron Fist", denke ich.

"Unser" Power Man kehrt in "Rächer" # 28 zurück. Ich bin sicher, Stan Lee hat es bedauert, daß er Wonder Man nach nur einer Ausgabe sterben ließ.
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