Weshalb hat der Phasenvertrieb kein Comeback ?

betamax · 20.01.2016, 22:05

Seit Jahren ist viel von Resourcenschonung und einer Eindämmung der
Produktvernichtung die Rede. In einigen Bereichen gibt es durchaus auch
Fortschritte, z.B. die Ausgabe von nicht verkauften Lebensmitteln an Arme,
Spielzeug in beschädigter Verpackung landet in Restpostenläden oder im
Kindergarten, usw.

Die Vernichtung von Comicmagazinen ( hauptsächlich für Kinder ) wirkt
da schon anachronistisch. Nur ein kleiner Teil wird ja in Sammeltüten/-bänden
wiederverwertet. Wäre da nicht die Wiederbelebung des Phasenvertriebs
sinnvoll ? Oder ist dies in Zeiten des "Sofort-jederzeit-alles-überall-haben-wollens" nicht mehr realisierbar ?
Wenn das Kind in Bayern seine Zeitschrift 3 Monate später bekommt als
in Norddeutschland ?

underduck · 20.01.2016, 22:13

Wer soll denn bitte die wiederbelebten Phasenvertriebscomics kaufen? Die sind dadurch ja auch nicht ~~billiger~~.. ähm preiswerter geworden, oder?

Der Markt ist gesättigt! Die eigentliche Zielgruppe der Funnyverlage findet Comics uncool und auch aufgeklebter Plastikmüll kann das nicht mehr ändern.

Der Kiosk-Comic wird halt langsam zum Endzeitler.

Peter L. Opmann · 20.01.2016, 22:21

Wahrscheinlich ist es wirklich das "Sofort-haben-wollen". Ich könnte mir aber auch vorstellen, daß Aktualität bei Comicmagazinen heute eine viel größere Rolle spielt als früher. Etwa durch die Koppelung an Fernsehserien, die oft schon nach kurzer Zeit wieder abgesetzt werden. Wahrscheinlich werden auch keine Anzeigen mehr geschaltet, die ein Teil der Zielgruppe erst viel später zu sehen bekommt.

Vielleicht muß man das Thema aber auch aus anderen Blickwinkeln betrachten. Die Tafeln, die abgelaufene Lebensmittel an Bedürftige ausgeben, dienen zwar sicher der Ressourcenschonung, aber sie halten ihre Klientel in der Armut und verfestigen damit soziale Strukturen, die eigentlich nicht so bleiben sollten, wie sie sind. Der Phasenvertrieb erscheint immerhin zunächst mal sinnvoll.

Mehr Comics in Restpostenläden fände ich gut.

betamax · 21.01.2016, 12:06

Ich kaufe mir selten mal die WENDY und DIDDLS KÄSEBLATT,
mir wäre es egal, ob ich das Heft 3 oder 6 Monate später habe.
Aber der typische Käufer dieser beiden Comic Zeitschriften bin ich
nun sicher nicht.
Nur haben die Titel auch immer weniger Anzeigen, nur noch selten Anzeigen
vom Disney Channel oder Super RTL. Klar, die müssen aktuell sein.

Wer vertreibt überhaupt noch im Phasenvertrieb außer Bastei ?
Beim Bahnhofsbuchhandel sagte man mir, daß selbst die Rätselhefte -
außer Bastei - so um 2005 aus dem Phasenvertrieb gefallen sind, weil
sich immer häufiger saisonale Titelbilder und Rätsel etabliert hätten.
( Weihnachtsrätsel, Ostereier suchen, usw. )

Levin Kurio · 25.01.2016, 18:34

Soweit ich das mit meiner Vertriebserfahrung überschauen kann:
Es gibt diese Option noch, steht zumindest immer auf den vorgefertigten Datenblättern.
Versucht haben wir es noch nicht, denn Phasenvertrieb lohnt sich einfach nicht mehr, und zwar aus den folgenden Gründen:

- Lohnkosten: Die Kosten dafür, unverkaufte Exemplare auszusortieren, neu zu packen etc. übersteigt schnell die Mehrkosten für den Druck, die heuer nicht mehr sehr hoch sind.

- Zustand: Gerade die flatterigen Hefte sehen nach dem Angebotszeitraum nicht mehr unbedingt 1 A aus

- Auflage: Die niedrigere Auflage, die aus dem Phasenvertrieb resultieren würde, ist überhaupt nicht gefragt. Für Werbekunden zählt die Gesamtauflage und auch noch der Angebotszeitraum (bei uns ist es z.B. so, dass bei Werbung für Filme etc. der Termin schon recht eng gefasst ist.)
Erinnern wir uns, dass Hefte, die im Phasenvertrieb liefen wie zB die Williams-Hefte kaum Anzeigen enthielten und wohl hauptsächlich auf den Verkaufserlös bauten.)

20.01.2016, 22:05	#1
betamax Mitglied Ort: Bremen Beiträge: 698	Weshalb hat der Phasenvertrieb kein Comeback ? Seit Jahren ist viel von Resourcenschonung und einer Eindämmung der Produktvernichtung die Rede. In einigen Bereichen gibt es durchaus auch Fortschritte, z.B. die Ausgabe von nicht verkauften Lebensmitteln an Arme, Spielzeug in beschädigter Verpackung landet in Restpostenläden oder im Kindergarten, usw. Die Vernichtung von Comicmagazinen ( hauptsächlich für Kinder ) wirkt da schon anachronistisch. Nur ein kleiner Teil wird ja in Sammeltüten/-bänden wiederverwertet. Wäre da nicht die Wiederbelebung des Phasenvertriebs sinnvoll ? Oder ist dies in Zeiten des "Sofort-jederzeit-alles-überall-haben-wollens" nicht mehr realisierbar ? Wenn das Kind in Bayern seine Zeitschrift 3 Monate später bekommt als in Norddeutschland ?

20.01.2016, 22:13	#2
underduck Moderator sammlerforen Ort: Köln-Bonn Beiträge: 123.147	Wer soll denn bitte die wiederbelebten Phasenvertriebscomics kaufen? Die sind dadurch ja auch nicht ~~billiger~~.. ähm preiswerter geworden, oder? Der Markt ist gesättigt! Die eigentliche Zielgruppe der Funnyverlage findet Comics uncool und auch aufgeklebter Plastikmüll kann das nicht mehr ändern. Der Kiosk-Comic wird halt langsam zum Endzeitler. Deutscher Comic Guide - Sammlerforen.NET - ComicMarktplatz - derSammler

21.01.2016, 12:06	#4
betamax Mitglied Ort: Bremen Beiträge: 698	wer nutzt außer Bastei noch den Phasenvertrieb ? Ich kaufe mir selten mal die WENDY und DIDDLS KÄSEBLATT, mir wäre es egal, ob ich das Heft 3 oder 6 Monate später habe. Aber der typische Käufer dieser beiden Comic Zeitschriften bin ich nun sicher nicht. Nur haben die Titel auch immer weniger Anzeigen, nur noch selten Anzeigen vom Disney Channel oder Super RTL. Klar, die müssen aktuell sein. Wer vertreibt überhaupt noch im Phasenvertrieb außer Bastei ? Beim Bahnhofsbuchhandel sagte man mir, daß selbst die Rätselhefte - außer Bastei - so um 2005 aus dem Phasenvertrieb gefallen sind, weil sich immer häufiger saisonale Titelbilder und Rätsel etabliert hätten. ( Weihnachtsrätsel, Ostereier suchen, usw. )

20.01.2016, 22:21	#3
Peter L. Opmann Mitglied Ort: Hessen Beiträge: 5.507	Wahrscheinlich ist es wirklich das "Sofort-haben-wollen". Ich könnte mir aber auch vorstellen, daß Aktualität bei Comicmagazinen heute eine viel größere Rolle spielt als früher. Etwa durch die Koppelung an Fernsehserien, die oft schon nach kurzer Zeit wieder abgesetzt werden. Wahrscheinlich werden auch keine Anzeigen mehr geschaltet, die ein Teil der Zielgruppe erst viel später zu sehen bekommt. Vielleicht muß man das Thema aber auch aus anderen Blickwinkeln betrachten. Die Tafeln, die abgelaufene Lebensmittel an Bedürftige ausgeben, dienen zwar sicher der Ressourcenschonung, aber sie halten ihre Klientel in der Armut und verfestigen damit soziale Strukturen, die eigentlich nicht so bleiben sollten, wie sie sind. Der Phasenvertrieb erscheint immerhin zunächst mal sinnvoll. Mehr Comics in Restpostenläden fände ich gut.

25.01.2016, 18:34	#5
Levin Kurio Moderator Weissblech Beiträge: 180	Soweit ich das mit meiner Vertriebserfahrung überschauen kann: Es gibt diese Option noch, steht zumindest immer auf den vorgefertigten Datenblättern. Versucht haben wir es noch nicht, denn Phasenvertrieb lohnt sich einfach nicht mehr, und zwar aus den folgenden Gründen: - Lohnkosten: Die Kosten dafür, unverkaufte Exemplare auszusortieren, neu zu packen etc. übersteigt schnell die Mehrkosten für den Druck, die heuer nicht mehr sehr hoch sind. - Zustand: Gerade die flatterigen Hefte sehen nach dem Angebotszeitraum nicht mehr unbedingt 1 A aus - Auflage: Die niedrigere Auflage, die aus dem Phasenvertrieb resultieren würde, ist überhaupt nicht gefragt. Für Werbekunden zählt die Gesamtauflage und auch noch der Angebotszeitraum (bei uns ist es z.B. so, dass bei Werbung für Filme etc. der Termin schon recht eng gefasst ist.) Erinnern wir uns, dass Hefte, die im Phasenvertrieb liefen wie zB die Williams-Hefte kaum Anzeigen enthielten und wohl hauptsächlich auf den Verkaufserlös bauten.)