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Alt 17.02.2023, 19:43   #851  
Peter L. Opmann
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Vielleicht hat sich deshalb kein Hörer gemeldet, weil es kaum gescheite Rezensionen von "Dirty Dancing" gibt.

Kann natürlich auch sein, daß die Moderatorin die Sachen einfach nicht mehr in die Sendung genommen hat.
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Alt 17.02.2023, 20:34   #852  
Horatio
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Sollten die Hörer eigene Rezensionen einsenden?

Ich habe mich auch schon mal gefragt, weshalb der Film so gut ankam. Ich denke, das ist so, weil es ein Coming-of-Age-Drama ist, weil die Protagonisten die sich ihnen in den Weg stellenden Widrigkeiten schließlich sieg- und glorreich überwinden, und weil er starke Tanzszenen und einen starken Soundtrack hat. Das war scheint‘s eine gewinnende Kombination. Der Film ist wohl in der Tat ein „crowd pleaser“.

Geändert von Horatio (17.02.2023 um 20:40 Uhr)
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Alt 17.02.2023, 20:47   #853  
Crackajack Jackson
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Die Geschichte vom Aschenputtel, in diesem Fall, das reiche Stadtmädchen, das zum Schluss integriert wird.
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Alt 17.02.2023, 21:01   #854  
Peter L. Opmann
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@ Horatio: Nein, ich denke, eigene Texte waren da nicht gemeint. Welcher Radiohörer schreibt schon Rezensionen?
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Alt 18.02.2023, 01:20   #855  
Horatio
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Naja, ich denke, dass die Hörer eher ihre eigenen Eindrücke eines Films (spontan?) niederschreiben (wie amateurhaft auch immer) und einsenden würden, als dass sie im Internet* nach fremden Rezensionen (von Profis oder anderen Amateuren) suchen und die dann einsenden.

*Ich nehme mal an, dass eher Wenige eine Sammlung mit Filmbüchern und -magazinen zuhause haben.

Aber wer weiß …?


Dass der Film gefiel, dürfte übrigens vielleicht auch an der Schlussszene liegen, wo ja nach den glücklich überwundenen Schwierigkeiten (symbolisiert durch die Hebefigur) ausgelassene Partystimmung herrschte, die die Zuschauer dann aus dem Kino mitnahmen.
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Alt 18.02.2023, 06:46   #856  
Peter L. Opmann
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Bei "Dirty Dancing" kann ich leider nicht wirklich mitreden...

Passend zur Narren-Saison nehme ich mir jetzt „Kehraus“ (1983) von Hanns-Christian Müller vor, die traurigste Komödie, die ich kenne. Dabei wurde Gerhard Polts TV-Satiresendung „Fast wia im richtigen Leben“ (bei der ebenfalls Müller Regie führte) aufgeblasen, aber der Film hat eine richtige Handlung, und die berührt mich ganz eigenartig. Im Kern wird da vorgeführt, wie Leute in der Konsumgesellschaft reingelegt werden, weil sie nicht so klug und gewandt sind und sich nicht wehren können. Die einzelnen Episoden sind witzig, haben jedenfalls den typischen Polt-Humor, aber insgesamt kippt der Film dann ins beinahe Tragische.

Polt spielt einen kleinen Angestellten, dem ein aalglatter Versicherungsvertreter in seiner Wohnung in einer Münchner Vorstadt einen ganzen Stapel überflüssige Versicherungen aufschwatzt. Erst als der gegangen ist, wird Polt klar, daß ihn das alles viel zu teuer kommt. Es gehört aber zur Strategie dieser ehrenwerten Assekuranz, Kunden, die reklamieren wollen, mit allen Mitteln abzuwimmeln. Als er telefonisch nicht weiterkommt, sucht Polt die Firma persönlich auf, kommt aber an den Vertreter, der auf keinen Fall seine Provision wieder verlieren will, nicht heran. Die übrigen Mitarbeiter, auch Sekretärin Gisela Schneeberger, kennen das Spiel und tragen nach Kräften dazu bei, daß er seine Versicherungen nicht wieder los wird.

Zu allem Überfluß ist gerade Fasching, und in den Abteilungen herrscht närrisches Treiben. Der Portier macht sich schließlich einen Spaß und schickt Polt direkt zum Firmenvorstand (unter anderem Dieter Hildebrand und Jochen Busse). Als er in die Vorstandssitzung platzt, bekommt er mit, daß gerade eine weitgreifende Entlassungsaktion geplant ist. Die Mitarbeiter werden alle per Video heimlich überwacht, und das lockere Büroleben mißfällt den Bossen sehr. Polt kehrt in die für ihn zuständige Abteilung zurück; er sorgt dafür, daß die versteckte Kamera ausgeschaltet wird. Dann geht er nach Hause, will aber seinen Agenten später auf einem Faschingsball noch einmal zu sprechen versuchen.

Der Ball erweist sich als wüste Orgie, die allerdings einen Zug ins Bittere bekommt, als durch Zufall die Rationalisierungspläne des Vorstands bekannt werden. Auch Schneeberger ist geschockt, erfährt aber Solidarität von Polt. Es stellt sich heraus, daß beide ledig sind, obwohl sie ihre Jugend schon ein ganzes Stück hinter sich gelassen haben. Aber es bahnt sich offenbar eine zarte Romanze an. Sie lebt allerdings bei ihrer Mutter und kann sich Herrenbekanntschaften von daher nicht leisten (vielleicht ist es auch nur eine Ausrede). Sie einigen sich schließlich darauf, mit der Tram ein Stück zusammen zu fahren. Alles weitere bleibt der Fantasie des Zuschauers überlassen.

Im Schauspielerensemble findet sich übrigens auch noch Bruno Jonas von der Münchner Lach- und Schießgesellschaft; und es wirken einige bayerische Volksschauspieler mit. Comedians gab es damals noch nicht so viele. Man sieht hier jedoch keine spaßigen Figuren, sondern Menschen, die sich so aufs Funktionieren in der feindlichen Arbeitswelt konzentrieren müssen, daß sie gar nicht merken, wie einsam sie sind. Einer ist vor Verklemmtheit zum Rechtsradikalen geworden. Auch die, die andere zum eigenen Wohl ausnutzen, sind selbst oft vom Wohlwollen einer jeweils höheren Instanz abhängig. Erst ganz zum Schluß wird diese eiskalte Szenerie durch ein bißchen Gefühl aufgebrochen. Insgesamt gibt es aber hier wenig Hoffnung, daß sich die menschlichen Beziehungen einmal bessern könnten – im Gegenteil. Ich habe mir eine Weile den Film gern zu jedem Karneval angesehen, weil darin auch die verordnete Fröhlichkeit dieser Veranstaltung so schön entlarvt wird. Er kann den Betrachter aber auch ganz schön herunterziehen. Man hat zu viel, was da an Hundsgemeinheiten gezeigt wird, auch selbst schon erlebt.
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Alt 18.02.2023, 07:04   #857  
Crackajack Jackson
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Ich finde den Schluss doch sehr versöhnlich.
Die beiden einzigen Menschen mit Herz (von den anderen sieht man nur die platte Oberfläche) finden einander.
Alles andere ist ein wüstes Tollhaus, dem hier der Spiegel vorgehalten wird.
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Alt 18.02.2023, 07:49   #858  
Peter L. Opmann
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Täusch' Dich da nicht. Das Happy End ist ja noch nicht ausgemacht. Und ob die beiden miteinander glücklich werden, halte ich auch für fraglich.

München wird ja gern die "Weltstadt mit Herz(-infarkt)" genannt. Das kommt im Film sehr gut rüber.
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Alt 18.02.2023, 08:17   #859  
Crackajack Jackson
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Das Ende ist ziemlich unverbindlich, aber ich bin da Optimist.
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Alt 19.02.2023, 06:27   #860  
Peter L. Opmann
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Der Versicherungsvertreter in „Kehraus“ hat mich an einen Film erinnert, mit dem ich mich nun beschäftigen möchte: „Glengarry Glen Ross“ (1992) von James Foley. Ich bin damals wegen dem Regisseur ins Kino gegangen; von ihm hatte ich schon „After Dark, my Sweet“ gesehen, einen fesselnden Thriller. Diesen Film nun haben sich laut wikipedia in Deutschland nur 25 000 Leute angesehen, und ich war also einer davon. Auch in USA muß er ein Mißerfolg gewesen sein, und man kann darüber nachdenken, warum er nicht funktioniert hat, obwohl ich auch „Glengarry Glen Ross“ für ein herausragendes Werk halte.

In einer Immobilienfirma arbeiten Jack Lemmon, Al Pacino, Alan Arkin und Ed Harris zusammen in einem Büro. Sie sind erfahrene und gute Verkäufer und haben eine Menge Tricks drauf, aber man bekommt den Eindruck, daß sie im aktuellen Geschäft vielleicht nicht mehr ganz mithalten können. Das macht ihnen ihr Vorgesetzter (Alec Baldwin) klar, der sie als „Versager“ beschimpft und ankündigt, einen von ihnen rauszuwerfen. Die vier sollen innerhalb weniger Stunden Abschlüsse machen – und der Schlechteste von ihnen fliegt. Baldwin hat eine Liste vielversprechender Kunden, die aber keiner von ihnen zu Gesicht bekommen soll.

Für alle vier Makler ist die Sache nahezu aussichtslos: Sie haben nur uninteressante Grundstücke (eines heißt Glengarry, ein anderes Glen Ross) anzubieten und keine Interessenten dafür an der Hand. Aber sie versuchen alles, auch sich gegenseitig auszutricksen. Pacino schafft es tatsächlich, bis zum nächsten Morgen ein Grundstück zu verkaufen. Aber der Käufer (Jonathan Pryce) will seinen Kauf gleich darauf wieder rückgängig machen. Die anderen versuchen, an Baldwins Kundenliste heranzukommen. Am nächsten Tag ist sie aus dem Büro eines Kollegen (Kevin Spacey) gestohlen. Die vier Makler beschuldigen sich gegenseitig und setzen einander verbal unter Druck. Letztlich stellt sich heraus, daß Lemmon die Liste an sich gebracht hat. Dadurch verliert er seinen Job. Die verbliebenen Makler kehren zum Büroalltag zurück; man kann sich jedoch vorstellen, daß auch sie bald an der Reihe sein werden.

Für mich weist der Film Ähnlichkeiten mit „Die zwölf Geschworenen“ auf. Er basiert auf einem erfolgreichen Theaterstück (von David Mamet), und beinahe das gesamte Geschehen spielt sich in einem Raum ab. Alle Schauspieler zeigen hervorragende Leistungen. Ich fand den Film sehr beklemmend. Er demonstriert übelsten Raubtierkapitalismus im Kleinen – man ging am Ende nicht mit einem Schulterzucken raus. Aber ich kann schon auch nachvollziehen, daß sich das Publikum nicht für ihn interessierte. Kino lebt von Bewegung, von Action, und davon gab es hier praktisch überhaupt nichts. Es gibt nicht einmal eine Liebesgeschichte zur Auflockerung. Man könnte sagen: Man sieht hier lediglich älteren Männern beim Telefonieren zu. Aber der Film hat mich trotzdem gepackt.

Die Rezensionen waren immerhin eher positiv, und nachträglich hat „Glengarry Glen Ross“ wohl auch an Reputation zugelegt. Es gab dann auch einige Preise für die Darsteller, allen voran Jack Lemmon.
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Alt 20.02.2023, 06:25   #861  
Peter L. Opmann
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Heute habe ich mir etwas Schweres vorgenommen. Ich schreibe über Volker Schlöndorffs oscar-prämierten Film „Die Blechtrommel“ (1979). Ich muß gestehen, ich habe den Roman von Günter Grass nicht gelesen, und den Film habe ich auch vor längerer Zeit gesehen (nur im Fernsehen). Es gab eine Kontroverse über ihn, fast so heftig wie die über das Buch Anfang der 1960er Jahre. Da habe ich verständlicherweise Mühe, Position zu beziehen.

Mir hat sich vor allem eine Sequenz des Films tief eingeprägt. Da soll in Danzig ein hoher NSdAP-Funktionär eine Rede halten. Die ganze Stadt hat sich Hakenkreuzfahnen schwenkend auf einem weiten Platz versammelt, um ihm zu lauschen, und er hat schon begonnen, die Gasse, die für ihn gebildet wurde, abzumarschieren. Eine Blaskapelle spielt dazu einen schmissigen Militärmarsch. Oskar Matzerath hat sich unter dem Podest, das für den Gastredner errichtet wurde, verkrochen und beginnt, wie ein Rock’n’Roller seine Blechtrommel zu bearbeiten. Allmählich beeinflußt er die Kapelle so, daß sich der Marsch in einen Walzer verwandelt, und die Bürger fangen an zu tanzen und versperren dem Festredner den Weg. Dann beginnt es auch noch zu regnen, und die ganze Kundgebung fällt flach. Der Gauleiter verzweifelt. Als ich das sah, habe ich verstanden, welche Wirkung Rockmusik (oder auch amerikanischer Jazz) nach dem Krieg auf die Menschen hatte.

Das Buch „Die Blechtrommel“ hat sich gleich nach Erscheinen angeboten, verfilmt zu werden, denn es war ein Literaturskandal und großer Verkaufserfolg. Aber der Stoff wurde als unverfilmbar angesehen, zum einen wegen der Fülle der Motive, die Grass verarbeitet hat, ohne wirklich eine lineare Geschichte zu erzählen, zum anderen wegen der grotesken Verzerrungen und vor allem der Obszönitäten, die vorkommen. Tatsächlich bekam der Film dann in USA und Kanada Schwierigkeiten wegen angeblicher Kinderpornografie. Wer „Die Blechtrommel“ nicht kennt, für den fasse ich den Inhalt knapp zusammen: Die Grundidee ist, daß sich der Junge Oskar (David Bennent, damals zwölf Jahre alt) weigert, über 1,20 Meter hinaus zu wachsen, weil er gleichermaßen angewidert ist vom Nazitreiben in seiner pommerschen Umgebung und von der Verlogenheit und Zügellosigkeit der Erwachsenen, die er beobachtet. In der Nachkriegszeit, die dann von einer großen Verdrängung geprägt ist, wird er für verrückt erklärt, weil er versucht, Versagen und Schuld für sich aufzuarbeiten (das kommt im Film allerdings nicht mehr vor).

Schlöndorff, so entnehme ich Literaturlexika und dem Buch „Der neue deutsche Film 1960 bis 1980“, hat den Roman wesentlich vereinfacht und eigentlich nur das erste Drittel umgesetzt. Es blieb trotzdem genug Material für mehr als zwei Stunden Film übrig. Interessant ist, daß Produzent Franz Seitz, der für viel durchschnittliche Unterhaltungsware im Kino verantwortlich ist und insbesondere mit seinen „Lausbubenfilmen“ mit Hansi Kraus erfolgreich war, später eine Vorliebe für anspruchsvolle Literaturverfilmungen entwickelte. Er holte sich aber nicht einen typischen Regisseur des Neuen Deutschen Films, der zu dieser Zeit sehr angesagt war, sondern einen, der als Assistent von Jean-Pierre Melville das klassische Handwerk gelernt und auch Lust auf einen aufwendigen Ausstattungsfilm hatte. Für „Die Blechtrommel“ wurde das Danzig der Nazizeit minutiös rekonstruiert. Und er arbeitete mit einer namhaften Schauspielerriege: Mario Adorf, Angela Winkler, Katharina Thalbach, Berta Drews, Andrea Ferréol, Charles Aznavour und Otto Sander, die beinahe jede Szene zu einem kleinen Kunstwerk machten. Man warf Schlöndorff jedoch vor, über seinem Perfektionsstreben aus den Augen verloren zu haben, was er mit dem Film eigentlich aussagen wollte. Die Botschaft von Grass genügte aber wohl.

Der Film gewann 1980 als erster deutscher Beitrag seit 1945 den Oscar als „bester fremdsprachiger Film“. Zuvor hatte er sich schon die Goldene Palme in Cannes mit „Apocalypse Now“ geteilt. Die englische wikipedia teilt ergänzend mit, daß „Die Blechtrommel“ etwa das Sechsfache seiner Produktionskosten von drei Millionen Dollar einspielte. Sie war also sicher ähnlich profitabel wie „Die Lümmel von der ersten Bank“.
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Alt 20.02.2023, 06:40   #862  
Crackajack Jackson
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Der Film wird durch die sehr guten Schauspieler und die authentische Ausstattung getragen. Man glaubt wirklich, in dieser Zeit zu sein.
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Alt 20.02.2023, 06:55   #863  
Nante
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Mit der "Blechtrommel" ist es wie mit dem kürzlich von mir besprochenen "Catch 22": Beide Filme können nur funktionieren (und gefallen) wenn man sie von den literarischen Vorlagen trennt, die in ihrer Aberwitzigkeit einfach nicht adäqat zu verfilmen sind.

Schlöndorf gelingt das aber besser als Nichols, weil er sich nicht scheut, ganze Handlungsstränge wegzulassen und sich auf das wesentlich zu konzentrieren. Daß er dabei auch an der Hauptfigur drastische Änderungen vornimmt, liegt wahrscheinlich daran daß es praktisch unmöglich war, einen passenden Darsteller im "richtigen" Alter zu finden.

Wenn Du das Buch noch nicht gelesen hast, solltest Du es mal versuchen. Zumindest die ersten zwei Drittel. Das letzte Buch, was im Film komplett fehlt, habe ich ehrlich gesagt auch nie ganz verstanden.
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Alt 20.02.2023, 07:46   #864  
Peter L. Opmann
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Ich habe die "Danziger Trilogie" im Schrank stehen - fast 1200 Seiten. Das Buch habe ich schon mal zur Hand genommen, aber hauptsächlich, um zu gucken, welche Passagen mir vom Film her bekannt sind.

Irgendwo stand, daß Schlöndorff nur das erste Buch der "Blechtrommel" verfilmt hat, aber ich sehe gerade im zweiten Buch das Kapitel "Brausepulver" - daraus wurde ja der Kinderpornografie-Vorwurf gegen den Film.
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Alt 20.02.2023, 07:59   #865  
Nante
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Das zweite Buch ist mal abgesehen von den Kapiteln mit den Edelweißpiraten so ziemlich komplett dabei. Schlöndorf hat da eher beim ersten Buch gekürzt.
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Alt 20.02.2023, 08:06   #866  
Peter L. Opmann
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Deswegen habe ich gesagt, es würde schwer für mich, "Die Blechtrommel" zu besprechen. Man sollte ja den Film gut im Kopf haben, was bei mir nicht immer der Fall ist. Hier wäre es aber noch gut, wenn ich den Film sorgfältig mit der Buchvorlage vergleichen könnte.

Allerdings habe ich kein Problem damit, mich auch immer mal korrigieren zu lassen. Manchmal liegt es halt schon länger zurück, daß ich einen Film gesehen habe.

Besser wäre es sicher, wenn ich vor einer Besprechung hier den Film nochmal sehen würde. Dem steht noch im Wege, daß meine DVD- und Videosammlung noch nicht aufgeräumt ist. Vielleicht gehe ich demnächst dazu über; dann würde ich aber nur noch alle paar Tage eine Kritik schreiben können.
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Alt 21.02.2023, 06:30   #867  
Peter L. Opmann
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Bei der Vorbereitung dieses Beitrags habe ich gemerkt, daß die Meinungen über John Carpenters Horrorfilm „Christine“ (1983) weit auseinandergehen. Eine Menge Kritiker halten den Film für mißlungen. Ich habe ihn ziemlich früh gesehen, nämlich als er ins Kino kam, und ich dachte bisher: Eine Stephen-King-Verfilmung – da kann ja nicht viel schiefgehen. Mir ist der Film im Gedächtnis geblieben, weil Carpenter etwas macht, was wohl im Kino kaum vorkommt: Er macht ein Auto zur Hauptfigur und gibt ihm einen Charakter. Dieser Plymouth Fury ist böse! (Naja, vielleicht kann man Spielbergs „Duell“ zum Vergleich heranziehen, von dem hier schon die Rede war – aber eine Persönlichkeit hatte der Lastwagen in diesem Thriller nicht.)

Daß der knallrote 50er-Jahre-Schlitten ein Eigenleben besitzt, wird gleich zu Beginn angedeutet, als gezeigt wird, wie das Auto einst in der Fabrik zusammengesetzt wurde. Am Ende setzt sich ein Arbeiter probeweise hinters Steuer und läßt nachlässig Zigarettenasche auf den Beifahrersitz rieseln. Als der Wagen vom Fließband rollt, findet man darin seine Leiche. 20 Jahre später sehen zwei High School-Jungen (Keith Gordon und John Stockwell) den inzwischen stark heruntergekommenen Plymouth bei einem Schrotthändler und kaufen ihn. Dem Hinweis, daß das Auto mysteriöserweise schon für mehrere Todesfälle verantwortlich war, messen sie keine Bedeutung bei. Gordon macht sich wie ein Besessener daran, es wieder auf Hochglanz zu bringen; er lebt richtig auf. An der Schule ist er wenig angesehen und hat auch kein Glück bei Mädchen, aber je mehr es ihm gelingt, den Plymouth wieder herzurichten, desto arroganter und rücksichtsloser wird er. Er hat jetzt auch eine Freundin (Alexandra Paul), die aber bald einsehen muß, daß sie im Vergleich zu seinem Oldtimer nur die zweite Geige spielt.

Um ihm einen Denkzettel zu verpassen, dringen Schulkameraden von Gordon nachts in die Werkstatt ein und demolieren das Auto. Gordon ist jedoch grimmig entschlossen, es wieder zu reparieren. Das übernimmt der Plymouth freilich selbst. Anschließend macht er sich führerlos auf die Suche nach den Übeltätern und tötet sie, hauptsächlich durch ein großes Feuer, das er an einer Tankstelle verursacht. Stockwell und Paul sind inzwischen zu der Überzeugung gekommen, daß das Auto die charakterliche Veränderung bei Gordon bewirkt hat, und beschließen, es zu zerstören. Stockwell taucht mit einer großen Straßenwalze vor der Werkstatt auf, in der „Christine“ steht. Es kommt zu einem bizarren Kampf: Zwar wird der Plymouth plattgewalzt, aber er gewinnt schnell seine Form zurück. Am Ende ist aber nur noch ein Blechhaufen übrig. Die Schlußszene spielt auf einem Schrottplatz, auf dem „Christine“ gelandet ist und jetzt zu einem kleinen Metallbündel gepreßt wird. Es scheint, als ob sie doch wieder zum Leben erwacht, denn offenbar schaltet sich das Autoradio ein. Aber die Musik kommt von anderswo her. Doch im letzten Bild sieht man, wie sich ein Karosserieteil wieder in Form bringt.

Wie oft spielt Musik bei Carpenter eine große Rolle. Hier wird 50er-Jahre-Rockmusik eingesetzt, die die Aggressivität der Handlung unterstreicht. Wenn man den Film in sein Werk einordnet, sieht man, daß er vorher mit dem viel aufwendigeren Horrorfilm „Das Ding“ einen Reinfall erlebt hatte. Der Produzent Richard Kobritz hielt noch immer große Stücke auf Carpenter, aber der ließ von zuviel Special Effects diesmal lieber die Finger. „Christine“ spielte zwar in USA das Doppelte seiner Produktionskosten ein, aber ein richtiger Hit wurde der Film nicht. Daß er nicht floppte, hat Carpenter wohl weniger dem Film selbst als dem Namen „Stephen King“ zu verdanken.

Rezensenten bemängelten am Film die klischeehafte Figurenzeichnung und fanden das Motiv eines Autos mit Eigenleben eher lächerlich als erschreckend. Sie haben wohl recht, aber ich war 1983 noch leicht zu beeindrucken. Frank Schnelle kritisiert in seinem Carpenter-Buch „Suspense, Schock, Terror“, daß der Film nur so lange funktioniere, wie das Auto ein Geheimnis berge. Danach gehe es nur noch um Zerstörung. Das liege auch am Drehbuch (von Bill Phillips), mit dem ein 650-Seiten-Roman auf die Filmlänge von 110 Minuten verdichtet werden mußte. King hatte wohl die Figur, die Keith Gordon verkörpert, besser ausgeleuchtet. Ohne die Schlußpointe des quasi unzerstörbaren Autos hätte mich der Film wohl auch etwas enttäuscht. So fand ich die Idee reizvoll (auch wenn ich kein Autofan bin), und ich mag ihn noch immer.
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Alt 21.02.2023, 06:44   #868  
Marvel Boy
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Bei der Erstsichtung damals war ich doch arg vom Film enttäuscht, hatte ich doch mehr erwartet und der Vorgänger war um Welten besser.
Vor ein paar Jahren hab ich ihn dann meiner Sammlung hinzugefügt und in dem Wissen was mich erwartet hatte ich sogar richtig Spass daran.

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Alt 21.02.2023, 06:50   #869  
Crackajack Jackson
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Ich fand das Buch sehr gut. An den Film erinnere ich mich nicht mehr ganz so gut.
Hier, die symbionte oder parasitäre Beziehung zwischen Auto und Mensch. Arnie wird durch das Auto selbstbewusster und kann Dinge tun, die er sich vorher nie getraut hätte. Der Leser erfährt schon ziemlich früh das Endstadium des Wirtes in dieser Beziehung, als er den Vorbesitzer, einen alten Soldaten kennenlernt. Christine saugt ihren Besitzer nicht nur geistig, sondern auch körperlich aus.
Sucht ist ein ganz großes Thema in der Geschichte.
Interessant fand ich die Entwicklung von Arnie, der seinem Vorgänger immer ähnlicher wird und natürlich den Rachefeldzug von Christine, den man mit gemischten Gefühlen sieht. Auf der einen Seite freut man sich, dass die Jungs, die den Wagen zerstört haben ihre Strafe erhalten, auf der einen Seite ist diese Strafe doch etwas überzogen.

Das alles kann man natürlich im Buch viel besser darstellen, als im Film.
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Alt 21.02.2023, 06:56   #870  
Peter L. Opmann
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Eine parasitäre Beziehung wird im Film nicht so deutlich. Du redest vom Roman, nehme ich an.

Im Film ist es sozusagen eine Amour fou zwischen "Christine" und ihrem Besitzer/Fahrer. Und das Auto ist eifersüchtig auf seine menschliche Freundin, setzt sich aber klar gegen sie durch.

Ich kenne ein paar Leute, deren größte Liebe tatsächlich ihr Auto ist...
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Alt 21.02.2023, 07:00   #871  
Peter L. Opmann
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@ Marvel Boy: Hätte Deine Antwort beinahe übersehen.

"Das Ding" ist ein Thema für sich. Ich halte es für plausibel, daß der Film nicht lief, weil er ausgerechnet gegen "E.T." antrat und es zu diesem Zeitpunkt noch ein paar mehr konkurrierende Kinohits gab, unter anderem "Star Trek: Der Zorn des Khan". Aber vielleicht hat es Carpenter hier auch mit dem Splatter übertrieben. Ich habe jedenfalls beim Anschauen gedacht: Vielleicht wäre weniger mehr gewesen...
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.02.2023, 07:02   #872  
Marvel Boy
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Mein Lieblingsauto müsste da mal deutlich mehr Liebe erfahren, es steht schon seit Jahren geduldig in der Garage und wartet auf seine Wiedererweckung, ein bisschen von Christines Selbstheilung hätte da schon was.

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Alt 21.02.2023, 07:06   #873  
Marvel Boy
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Das Ding fand ich in allen Belangen perfekt, was ich von E.T. nicht sagen kann. Der Zorn des Kahns ist für mich aber sowiso ausserhalb aller Beurteilungskriterien, knüpft der doch an meine Lieblings Star Treck Folge aus Kindertagen an.

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Alt 21.02.2023, 07:07   #874  
Crackajack Jackson
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Weiß ich nicht, ob Du das willst. Deine Gesundheit ist schon lädiert genug. Ich habe mich immer gefragt, wie das abläuft. Stephen King überlässt da vieles der Fantasie des Lesers. Ich stelle mir das so vor, dass der Besitzer den Wagen schieben muss und das dadurch der KM Zähler rückwärts läuft und sich das Auto selbst regeneriert.
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Alt 21.02.2023, 07:48   #875  
Peter L. Opmann
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"Der Zorn des Kahns" wäre dann aber ein Film über den Titanen vom FC Bayern.

Diesen Film würde ich ja auch gern besprechen, aber mit der "Star Trek"-Serie würde ich wirklich ein Riesenfaß aufmachen. Es wäre auch ein Rückgriff auf die Fernsehserie nötig ("Space Seed"). Und wenn man dann die Originalserie mit ihren Nachfolgern vergliche, müßte ich ohnehin aussteigen, weil ich davon viel zu wenig gesehen habe.
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten
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