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Alt 02.01.2023, 14:43   #501  
Peter L. Opmann
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Hab' eben mal nachgesehen, was aus Billy Crystal geworden ist. In gewissem Sinn läuft seine Karriere nach meiner Einschätzung ähnlich wie die von Meg Ryan. Er hat die 90er Jahre hindurch Komödien gedreht ("City-Slickers"); seine späteren Filme scheinen nicht mehr so bedeutend zu sein. Er hat aber an vielen Zeichentrickfilmen als Sprecher mitgewirkt (was Ryan teilweise auch tat) und Regie geführt. Im Unterschied zu ihr wurde er aber dann Conferencier der Oscar-Verleihung (zuletzt 2012).
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Alt 02.01.2023, 17:56   #502  
Aaricia
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Zitat:
Zitat von Peter L. Opmann Beitrag anzeigen
„Harry und Sally“ (1989) von Rob Reiner.
Netter Film.
Durch die Szene im Restaurant wurde der Film auf FSK 16 gestuft (lach).
Ich mag mich dunkel daran erinnern, dass der Film damals >52 Wochen in deutschen Kinos gelaufen ist, zumindest im Frankfurter Raum,
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Alt 02.01.2023, 18:20   #503  
Peter L. Opmann
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Du hast recht. Ich hab' eben noch beim Katholischen Filmdienst nachgesehen - da steht:

Zitat:
Sehenswert ab 16
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Alt 02.01.2023, 21:02   #504  
OK.
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Meg Ryan hat sich über die Jahrzehnte karrieretechnisch und mMn auch optisch besser gehalten als Billy Crystal. Es können nicht viele von sich behaupten in zwei Kultfilmen in zwei Jahrzehnten mitgespielt zu haben (Harry und Sally, Schlaflos in Seattle - ich mag übrigens beide Filme nicht besonders, obwohl ich H&S-Regisseur Rob Reiner sonst sehr schätze, aber große Erfolge und später Kult waren beide unbestritten, die Drehbuchautorin beider Filme, Nora Ephron, hat also alles richtig gemacht).

Übrigens, Auszug aus Wikipedia:
"Ryan heiratete 1991 den Schauspieler Dennis Quaid, mit dem sie zuvor in zwei Filmen vor der Kamera gestanden hatte. Sie haben den gemeinsamen Sohn Jack Quaid. Nach einer Affäre mit Russell Crowe wurde die Ehe am 16. Juli 2001 geschieden. (…) Seit 2010 führte Meg Ryan eine On-Off-Beziehung mit dem Sänger John Mellencamp; im November 2018 verlobte sie sich mit ihm."

Da schau her, Madame hat nichts anbrennen lassen. Ist jetzt mit einem anderen Star der 80er zusammen, diesmal mit dem guten alten John Cougar. Ich mochte die beiden eher leichtgewichtigen, aber durchaus charmanten Darsteller Meg Ryan und Dennis Quaid (Hauptdarsteller von u.a. "Die Reise ins ich") immer. Der Bengel der beiden, Jack Quaid, einer der Hauptdarsteller in Amazon Primes aktuell wohl erfolgreichster Eigenproduktion "The Boys", geht mir dagegen auf den Zeiger.
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Alt 02.01.2023, 22:20   #505  
Peter L. Opmann
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Danke für das kleine Crossover ins Pop-Business!
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Alt 03.01.2023, 06:29   #506  
Peter L. Opmann
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Es heißt, „Haie der Großstadt“ (1961) von Robert Rossen sei der erste richtige Spielerfilm gewesen. Aber auch wenn es das Genre schon gegeben hätte, beeindruckt dieser Film durch seine unwiderstehliche Spielhallen-Atmosphäre. Mir kommen Schach-Filme in den Sinn, auch Poker-Filme, obwohl ich hauptsächlich Szenen aus Western im Kopf haben könnte. Hier aber geht es um Poolbillard. Zu dem Spiel gehören auch eine halbkriminelle Umgebung und eine bestimmte Spieler-Choreografie, die die beiden Hauptdarsteller und Kontrahenten, Paul Newman und Jackie Gleason, für den Film ziemlich genau erlernt haben (Gleason war tatsächlich ein guter Billard-Spieler). Die Spannung liegt in der einfachen Frage: Wer gewinnt? Aber nicht nur. Es treffen auch sehr unterschiedliche Charaktere aufeinander, die eingehend gezeichnet werden. Es ist also ein höchst anspruchsvolles Werk, das dennoch auch schlicht mitreißt. Andererseits gibt es einige bewußt quälende Passagen, die das 130 Minuten lange Werk mitunter in die Länge ziehen. Aber es lohnt sich für den Zuschauer dranzubleiben.

Man muß berücksichtigen, daß Rossen, ehemals Kommunist, vor dem McCarthy-Ausschuß für unamerikanische Umtriebe Namen genannt hatte, um seinen eigenen Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Das reflektiert er hier (verschlüsselt), und deshalb hat er wohl den zugrundeliegenden Roman von Walter Tevis, „The Hustler“, ausgewählt. Im Kern geht es um Gewinnen und Verlieren, und der Film zieht die amerikanische Überzeugung in Zweifel, daß der Gewinner auch stets im Recht ist. Paul Newman lebt als aufstrebender Berufsspieler davon, daß er seine Gegner am Tisch so lange gewinnen läßt, bis sie unvorsichtig werden und er ihnen hohe Einsätze abnehmen kann. Jackie Gleason gibt dagegen einen berühmten, aber alt gewordenen Billardspieler („Minnesota Fats“), der nur noch selten an den Tisch kommt, und Newman möchte gern herausfinden, ob Gleason wirklich nicht mehr so gut ist oder ob es sich um einen genialen Bluff handelt. Eine wichtige Rolle hat außerdem George C. Scott, der Spielpromoter, der bei den Duellen immer Provision kassiert und auch den Spielverlauf manipuliert.

Beim ersten Aufeinandertreffen unterschätzt Newman seinen Gegner und verliert. Die Niederlage wirft ihn psychisch beinahe aus der Bahn. Piper Laurie spielt eine Alkoholikerin, die ihn liebt und wieder aufbauen möchte, ihm auch rät, mit dem Spielen aufzuhören, aber er ist so besessen vom Billard (und sie so in den Fängen des Alkohols), daß ihre Beziehung scheitert. Am Ende begeht sie Selbstmord. Es hilft nur eins: die Revanche gegen Gleason, aber Newman hat immer noch damit zu kämpfen, daß er nach den Bedingungen von Scott spielen muß. Am Ende gewinnt er gegen Gleason. Damit ist seine Spielerkarriere beendet – Scott wird ihn nicht wieder antreten lassen. Aber Newman und Gleason respektieren sich nun gegenseitig als große Spieler. Was hat das mit McCarthy zu tun? Es gewinnt nicht der Bessere, sondern das Spiel ist korrumpiert, und man muß sich immer genau überlegen, welche Wirkung der nächste Zug (oder Stoß mit dem Queue) hat. Die Spielerszene wird nicht glorifiziert, sondern ins Zwielicht gerückt.

Der Film wurde in Schwarzweiß gedreht. Beim Namen des Kameramanns stutzt man: Eugen Schüfftan. Er war ein stilbildender deutscher Künstler der Stummfilmzeit, der „Metropolis“, „Napoleon“ und „Menschen am Sonntag“ fotografiert hat. 1933 ging er zunächst nach Frankreich, dann nach Hollywood. Bei „Haie der Großstadt“ war er bereits 75 Jahre alt, trug aber mit zwingenden Bildeffekten wesentlich zur Wirkung des Films bei. Der Film wurde von Rossen selbst produziert und kam in den Verleih der 20th Century Fox. Er war an der Kasse erfolgreich. Außerdem gewann er zwei Oscars (für Kamera und Szenenbild); sämtliche Hauptdarsteller waren ebenfalls für einen Oscar nominiert.

Martin Scorsese drehte 1986 eine Mischung aus Remake und Fortsetzung: „Die Farbe des Geldes“, wiederum mit Paul Newman und mit Tom Cruise als ehrgeizigem Nachwuchsspieler. Kleine Anmerkung: Wir haben ja anfangs über Superheldenfilme gesprochen, aber ich habe mich entschieden, vorerst keine Franchises zu behandeln. Dann müßte man nämlich eigentlich alle Fortsetzungen besprechen, und das finde ich sinnlos – oder zumindest zu aufwendig. Aber hier handelt es sich genau betrachtet doch nicht um eine Serie.
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Alt 03.01.2023, 15:23   #507  
Servalan
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Das Crossover kann ergänzt werden: Meryl Streep war eine Zeit lang mit John Cazale zusammen, den du in "Hundstage" erwähnt hast. Cazale hatte in den 1960er Jahren einen Nebenjob als Bote für Standard Oil, und bei der Gelegenheit hat er einen gewissen Al Pacino kennengelernt.
Cazale hat anfangs hauptsächlich Theater gespielt, er ist nur in einer Episode einer Fernsehserie aufgetreten. Pacino hat dann mitgeholfen, ihm die Rolle als Fredo Corleone in "Der Pate" zu vermitteln. Francis Ford Coppola war von Cazale begeistert und engagierte ihn zuerst für eine Nebenrolle in "Der Dialog", danach baute er Fredos Rolle in "Der Pate Teil II" aus.
Der Kettenraucher Cazale erhielt 1977 eine Diagnose für Lungenkrebs, zu der Zeit ein Todesurteil. Seine letzte Rolle für Michael Cimino in "Die durch die Hölle gehen" deichselte er mithilfe seiner Lebensgefährtin Meryl Streep so, daß der Dreh vorgezogen wurde. Cazale starb im März 1978 und erlebte die Kinopremiere des Epos nicht mehr.
Trotz seiner übersichtlichen Filmographie hat Cazale einen gewaltigen Eindruck hinterlassen. 2009 lief auf dem Sundance Filmfestival ein Tribute, "I Knew It Was You: Rediscovering John Cazale", ein knapp 40-minütiger Dokumentarfilm.

Geändert von Servalan (03.01.2023 um 16:15 Uhr)
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Alt 03.01.2023, 16:09   #508  
Peter L. Opmann
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Daß Cazale Eindruck hinterlassen hat, kann ich bestätigen. Ohne ihn wäre "Dog Day Afternoon" vielleicht doch nur ein etwas exzentrischer Krimi.

Michael Cimino ist für mich nur eine Leerstelle - leider. Ich habe oft gehört, "Heaven's Gate" sei ein sehr interessanter Film; ich kann dazu nichts sagen. "Die durch die Hölle gehen" habe ich auch nicht gesehen. "24 Stunden in seiner Gewalt" fand ich allerdings schwach und hat mich darin bestärkt, von Cimino die Finger zu lassen. Vielleicht kann dieser Stoff nur in dem 50er-Jahre-Milieu verfolmt werden, das Wyler bei "An einem Tag wie jeder andere" hatte.

Aber jedenfalls danke für die Anmerkung.
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Alt 04.01.2023, 06:32   #509  
Peter L. Opmann
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Von Helmut Käutner hätte ich strenggenommen nicht zuerst „Das Glas Wasser“ behandeln dürfen, sondern „Unter den Brücken“ (1945). Das ist der weitaus bedeutendere Film. Jedoch habe ich die Komödie mit Gustaf Gründgens vor kürzerer Zeit zuletzt gesehen und irgendwie auch besser in Erinnerung behalten. „Unter den Brücken“ ist wieder mal ein Film, den ich mir unbedingt mal wieder ansehen müßte. Er entstand noch in der Endphase des Zweiten Weltkriegs, kam aber erst nach dem Krieg ins Kino, und zwar 1950. Er war aber immerhin 1946 bei den Filmfestspielen von Locarno zu sehen. Wie Propagandaminister Goebbels und die Reichsfilmkammer es wünschten, war „Unter den Brücken“ leichte Unterhaltung, die von den Schrecken des Krieges ablenken sollte. Aber es war ein Film, der der Nazi-Ideologie völlig zuwiderlief.

Leider habe ich noch keinen Zugriff auf meine Filmbibliothek. Da gibt es eine Biografie von Käutner, in die ich gern nochmal einen Blick geworfen hätte. Er arbeitete schon seit den 1930er Jahren in Berlin als Schauspieler, Kabarettist und Regisseur, war also kein Widerstandskämpfer. Dieser Film zeigt aber, daß er völlig anders dachte, als von der braunen Ideologie vorgegeben. Auch „Die Feuerzangenbowle“ war ein Film, der das Publikum die drohende Niederlage Deutschlands vergessen lassen sollte. Aber da wurde eine verklärte Vergangenheit als Zuflucht angeboten; Käutner dagegen blickte in die Zukunft, in der die Nazi-Diktatur überwunden sein würde. Ich habe nun allerdings per Internet keine Antwort auf die Frage gefunden, warum dieser Film in den letzten Monaten des Dritten Reichs möglich gemacht und anschließend sogar freigegeben wurde. Entweder flog das Filmteam unter dem Radar, oder die Nazis verstanden einfach nicht, was der Streifen aussagte. „Unter den Brücken“ hat heute auch dokumentarischen Wert, denn man sieht da Berlin im Jahr 1944 vor den verheerenden Bombardierungen – es sind Bauwerke im Bild, die kurz darauf in Trümmern lagen.

In „Unter den Brücken“ geht es um zwei Flußschiffer (Carl Raddatz und Gustav Knuth) mit ihrem Kahn „Lieselotte“, die fern von der Nazi-Alltagswelt zwischen Havel und Ostsee unterwegs sind. Vom Krieg bemerkt man nichts. Raddatz und Knuth führen ein weitgehend sorgloses und lockeres Leben. Wo sie an Land gehen, haben sie kleine Liebesaffären (unter anderem ist da Hildegard Knef zu sehen), aber sobald sie wieder an Bord gehen, haben sie vor den Frauen ihre Ruhe. Dann lernen sie eine Frau (Hannelore Schroth) kennen, die offenbar unglücklich auf einer Brücke steht und einen Geldschein in den Fluß wirft. Sie bieten ihr an mitzufahren, was sie auch tut. Die Begegnung mit Schroth bewirkt bei beiden einen Sinneswandel: Sie wollen solide werden und sie heiraten. Es kommt nun darauf an, für wen von ihnen sie sich entscheiden wird.

Schroth verrät noch, was es mit dem Schein auf sich hat: Den hat ihr ein Maler dafür gegeben, daß sie sich ihm als Aktmodell zur Verfügung stellte, aber daraus wurde keine Liebesgeschichte. Dann verläßt sie den Kahn. Die beiden Männer bemühen sich weiter um sie – unter anderem suchen sie in einem Kunstmuseum nach dem Bild, das von Schroth gemalt wurde. Knuth wird dann Kranführer, Raddatz bleibt auf dem Schiff. Knuth trifft Schroth als erster wieder, aber es stellt sich heraus, daß sie für ihn nur freundschaftliche Gefühle hegt, Raddatz aber wirklich liebt. Obwohl es ihm nicht leicht fällt, bringt er die beiden wieder zusammen. Das Boot wird in „Anna“ umgetauft (ihr Rollenname), und Knuth heuert nun auch wieder an, weil er doch mit Raddatz und auch Schroth befreundet bleiben will. (Selbstredend wird das ein asexuelles Verhältnis.)

Der Film hat deutliche dokumentarische Anklänge (mich hat er mitunter an „Menschen am Sonntag“ erinnert) und kommt ohne eine richtige dramatische Handlung aus. Die Geschichte, die erzählt wird, ist ziemlich einfach, wird aber poetisch aufgeladen. Die Schauspielerleistungen sind betont unspektakulär – es werden normale Menschen gezeigt, die nichts Besonderes können oder darstellen. Aber es sind Individuen, nicht aus der Masse herausgehobene Figuren, wie das der Ideologie entsprach. Sowohl Raddatz als auch Knuth und eigentlich auch Hannelore Schroth waren da aber bereits beliebte Film- und Theaterstars. Das Faszinierende an diesem Streifen ist jedoch die Atmosphäre (wobei ich auch immer daran denken mußte, daß Nazideutschland parallel allmählich zusammenbrach). Das ist möglicherweise eine Parallelwelt, in der es kein Drittes Reich gibt; und wenn doch, dann kann man ihm zumindest davonschippern.

Im Jahr zuvor hatte Käutner bereits einen ähnlich unideologischen Film gedreht: „Große Freiheit Nr. 7“. Der wurde allerdings wegen Abweichungen vom Menschenbild der Nazis verboten. Es war ein sehr auf seinen Star Hans Albers zugeschnittenes Werk. Da ich nicht unbedingt Albers-Fan bin, gebe ich „Unter den Brücken“ klar den Vorrang.
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Alt 04.01.2023, 14:24   #510  
Ringmeister
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Zitat:
Zitat von OK. Beitrag anzeigen
... Es können nicht viele von sich behaupten in zwei Kultfilmen in zwei Jahrzehnten mitgespielt zu haben (Harry und Sally, Schlaflos in Seattle...
Mach 2,5 Kultfilme draus: Auch in Top Gun war sie in einer Nebenrolle vertreten.

Wenn man weiß, wo man ist, kann man sein, wo man will... (alter Fliegerspruch)
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Alt 04.01.2023, 17:13   #511  
Peter L. Opmann
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Also "Top Gun" werde ich hier nicht als Filmklassiker behandeln.

Aber ich habe nichts dagegen, wenn das jemand anders tut, der den vielleicht zu seinen Lieblingsfilmen zählt.
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Alt 04.01.2023, 17:30   #512  
Servalan
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Zitat:
Zitat von Peter L. Opmann Beitrag anzeigen
Der Film hat deutliche dokumentarische Anklänge (mich hat er mitunter an „Menschen am Sonntag“ erinnert) und kommt ohne eine richtige dramatische Handlung aus. Die Geschichte, die erzählt wird, ist ziemlich einfach, wird aber poetisch aufgeladen. Die Schauspielerleistungen sind betont unspektakulär – es werden normale Menschen gezeigt, die nichts Besonderes können oder darstellen. Aber es sind Individuen, nicht aus der Masse herausgehobene Figuren, wie das der Ideologie entsprach. (...) Das ist möglicherweise eine Parallelwelt, in der es kein Drittes Reich gibt; und wenn doch, dann kann man ihm zumindest davonschippern.
Mich hat der Film an einen anderen Klassiker erinnert, und das liegt an der impressionistischen Behandlung des Sujets mit den Flußschiffern: Jean Vigo hat nur eine Handvoll Filme gedreht, für die er mächtigen Ruhm eingeheimst hat und gilt als Wegbereiter der Nouvelle Vague.
Deshalb denke ich an seinen zweiten Spielfilm, "Atalante" (1934), bei dem der Todkranke auf der Bahre Regie geführt hatte. Der Film fiel bei seinem Start sowohl bei der Kritik als auch beim Publikum durch, erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er wiederentdeckt und gilt heute als Meilenstein der Filmgeschichte.
Frankreich war ja von den Nazis besetzt, und das Vichy-Regime im offiziell unbesetzten Teil tanzte nach deren Pfeife. Ich kann mir deshalb gut vorstellen, daß Käutner zumindest von "Atalante" gehört hatte, womöglich kannte er auch mehr. In dem ging es nämlich auch um zwei Binnenschiffer, und Jean Vigos Stil wird heute als poetischer Realismus bezeichnet.
Beim Rückblick von heute fällt es schwer, keine Verbindung zwischen den beiden Filmen zu ziehen - und sei sie noch so vage.
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Alt 04.01.2023, 18:02   #513  
Peter L. Opmann
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"Atalante" ist mir ein Begriff. Aber weder habe ich den Film gesehen, noch mich mal näher mit ihm beschäftigt.

Nach dem Nachlesen des wikipedia-Eintrags würde ich sagen, daß Käutner das zentrale Motiv von "Atalante" übernommen, die Handlung aber geändert und an deutsche Verhältnisse angepaßt hat.
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Alt 05.01.2023, 06:30   #514  
Peter L. Opmann
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Ist „Spur der Steine“ (1966) von Frank Beyer der bekannteste DDR-Kinofilm? Gut möglich. Ich bin zwar kein Kenner des DDR-Kinos, aber mir erscheint er als der einzige, über dem, zumindest in vielen Szenen, nicht eine gewisse graue Schicht und bleierne Melancholie liegt – das gilt etwa auch für „Die Legende von Paul und Paula“. Fast würde ich ihn eine Actionkomödie nennen, wenn das nicht für einen Gegenwartsstoff der unpassende Begriff wäre. Ich war beim Betrachten jedenfalls ziemlich überrascht, daß da ständig etwas los ist, jedenfalls eine große Dynamik in zwischenmenschlichen Beziehungen, die man nicht unbedingt erwartet.

Manfred Krug, damals noch ein Ost-Publikumsliebling, spielt den Bauarbeiter Hannes Balla, der überraschenderweise im Wirtschaftssystem ein ständiger Quertreiber und dennoch oder vielleicht genau deshalb sehr erfolgreich ist. Es geht um etwas, was zumindest in dieser Zeit in Westdeutschland eher unbekannt war, in der DDR aber die Arbeit bestimmte: Materialmangel und lähmende Bürokratie. Krug und seine Baubrigade sind „Helden der Arbeit“, weil sie immer Mittel und Wege finden, die Schwierigkeiten zu umgehen und aus dem Weg zu räumen. Inszeniert sind sie wie Westernhelden, was natürlich den wahren Zuständen auf DDR-Baustellen hohnspricht. Ihnen gegenübergestellt wird nun ein junger, idealistischer, aber natürlich sehr linientreuer Parteisekretär (Eberhard Esche, offenbar eher ein Theatermann). Er geht zunächst in Konfrontation zu Krug, lernt ihn aber zunehmend schätzen und will mit ihm zusammen Reformen einleiten.

Allerdings wird das Verhältnis der beiden gegensätzlichen Männer durch eine hübsche Ingenieurin (Krystyna Stypulkowska, eine Polin, die deutsch synchronisiert wurde) belastet, die beide gern für sich gewinnen würden – obwohl Esche schon verheiratet ist. Sie entscheidet sich nicht für den Kerl Krug, sondern für den Intellektuellen Esche und wird schwanger. In seiner zweiten Hälfte ist „Spur der Steine“ nicht mehr ganz so lustig. Um ihm nicht die Parteikarriere zu vermasseln, verrät sie nicht, wer der Vater ihres Kindes ist. Sowohl Esche als auch Stypulkowska geraten unter Druck und wollen sich voneinander trennen. Die Schwangerschaft ist Stadtgespräch – jedenfalls auf den Baustellen. Die Arbeit gerät ins Stocken. Schließlich macht Esche reinen Tisch, bekennt sich zu seiner Vaterschaft und zu Stypulkowska und verliert dadurch sein Parteiamt. Als er aus der SED ausgeschlossen werden soll, ergreift Krug seine Partei und hält den Parteibonzen eine Standpauke. Esche wird Mitglied in seiner Baubrigade.

„Spur der Steine“ hat eine eigenartige Produktionsgeschichte. Für mich als Nicht-DDR-Bürger ist das insoweit nachvollziehbar, als der Film formal ein Loblied auf Staat und Partei singt (Pläne werden übererfüllt; die SED sorgt am Ende für Ordnung), aber zugleich die DDR-Verhältnisse satirisch kritisiert. In der Vorlage von Erik Neutsch wird die kritische Tendenz durch den schieren Umfang des Romans kaschiert. Das Drehbuch war genehmigt, der Film bekam ein für DDR-Verhältnisse sehr hohes Budget von 2,7 Millionen Mark (leider gibt wikipedia keine Auskunft darüber, ob das West- oder Ost-Mark waren). Schließlich wurde der Film bei besonderer Gelegenheit uraufgeführt: den „Arbeiterfestspielen“ in Potsdam. Dann war er ganz kurz in DDR-Kinos zu sehen, wurde verboten und lag fast 25 Jahre lang im „Giftschrank“. Eine Rolle dürfte gespielt haben, wie ich wikipedia entnehme, daß beim XI. Plenum des Zentralkomitees der SED Ende 1965 unter dem neuen Minister Klaus Gysi (Vater von Gregor Gysi) das Ruder der Kulturpolitik herumgerissen wurde. 1989/90 kam der Film wieder und erwies sich als ungebrochen populär.

Was „Spur der Steine“ für mich auszeichnet, ist sein unwiderstehlicher Optimismus. Es muß in der DDR eine Menge Leute gegeben haben, die trotz der realen Verhältnisse an den Sozialismus glaubten. Die wurden aber, schätze ich, früher oder später alle desillusioniert.
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 05.01.2023, 07:42   #515  
Nante
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Zitat:
Zitat von Peter L. Opmann Beitrag anzeigen
Ist „Spur der Steine“ (1966) von Frank Beyer der bekannteste DDR-Kinofilm?
Kommt drauf an, was Du als "bekannt" definierst. Aber ich denke, es dürfte nach keiner Definition so sein.

In der DDR sicher nicht, da lief er einfach nicht. Da waren "Die Legende..." oder auch die Indianerfilme mit G. Mitic einfach generationsübergreifend bekannter.
Und im Ausland gab es auch einige "Vorzeigefilme", die wahrscheinlich bekannter waren. (Z.B. "Nackt unter Wölfen", "Jakob der Lügner" oder die opulenten Ausstattungsfilme des Fernsehens).

Ich selber habe den Film erst nach der Wende gesehen und da gab es natürlich eine Menge "Ja, so war das..." Momente aber die unterm Strich doch linientreue Grundaussage hatte man schon geistig doch schon lange hinter sich gelassen.

Und M. Krug war zwar nicht schlecht, aber richtig glaubwürdig doch v.a. nur im ersten Teil des Films.

Zitat:
Was „Spur der Steine“ für mich auszeichnet, ist sein unwiderstehlicher Optimismus. Es muß in der DDR eine Menge Leute gegeben haben, die trotz der realen Verhältnisse an den Sozialismus glaubten. Die wurden aber, schätze ich, früher oder später alle desillusioniert.
In den Sechzigern mag das noch so gewesen, wobei das auch nur eine Minderheit gewesen sein dürfte.

Meine Kenntnisse beschränken sich da nur auf die 80er und da gab es sie kaum noch, bzw. entpuppten sich nach der Wende in der Regel als "Wendehälse".



Praktisch in den letzten Monaten der DDR kam übrigens noch ein Film ( "Zwei schräge Vögel") ins Kino, der fast die gleiche Thematik hatte, nur das es um zwei Uni-Absolventen ging und 1989 natürlich niemand mehr auf die Idee kam, einen Parteisekretär als Pos. Helden zu besetzen.

Zur Endzeitstimmung gehörte natürlich, daß es durchweg eine Komödie war und das natürlich pos. Ende unverhohlen märchenhafte Züge hatte.

Geändert von Nante (05.01.2023 um 07:48 Uhr)
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Alt 05.01.2023, 07:55   #516  
Peter L. Opmann
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Muß gestehen, ich habe diesmal richtig auf Deine Ost-Perspektive gewartet. Ich schreibe ganz klar aus der westlichen Sicht, wo "Spur der Steine" 1989/90 plötzlich auftauchte und großes Erstaunen auslöste. Auch weil der Film - von der Machart her - noch ziemlich frisch wirkte. Und Manfred Krug mal als jungen Mann zu sehen, war für einen Westler auch interessant.

Der Film zerfällt ganz klar in zwei Teile. Aber der erste Teil ist in meinen Augen gut genug, daß man auch den problemhafteren zweiten Teil akzeptiert.
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Alt 05.01.2023, 10:44   #517  
pecush
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Ich würde auch sagen, dass Die Legende von Paul und Paula bekannter ist, allein durch den Soundtrack.
Ich habe hier eine DDR-Film-Kollektion von super illu liegen, die ich leider bislang kaum geschaut habe.
Wäre mal ein Vorsatz für 2023...
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Alt 05.01.2023, 10:46   #518  
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Wir haben hier die Kollektion russischer Märchen. Da sind auch ein paar schöne Klassiker drunter.
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Alt 05.01.2023, 10:51   #519  
pecush
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Das kalte Herz finde ich sehr schön.
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Alt 05.01.2023, 11:08   #520  
Nante
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Ja, "Das kalte Herz" oder auch "Der kleine Muck".

Die sowjetischen Filme dagegen sind ja schon per se keine DDR-Filme. Wenn man die mit einbezieht, wären DIE DDR-Filme schlechthin wahrscheinlich die Dän. Filmreihe "Die Olsenbande".
Nante ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 05.01.2023, 11:35   #521  
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War meine subjektive Einschätzung. Vielleicht entspricht das der Sicht von ein paar Filmfreaks, aber ich kann mich auch völlig irren.

Vielleicht sollte ich mich mit solchen Urteilen zurückhalten, ohne mich auf sichere Daten stützen zu können. Aber es dürfte klar sein, daß ich hier auch keine ewigen Wahrheiten verkünde. Und es macht mir Spaß, wenn sich jemand meldet und mich korrigiert oder eine andere Sichtweise einbringt.
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Alt 05.01.2023, 13:00   #522  
Servalan
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Das könnte an Manfred Krug liegen, der war ja vor dem Fall der Mauer auch im Westen ein Star. Nachdem er 1977 eher unfreiwillig rübermachen mußte, konnte er seine Karriere nahtlos als Fernfahrer Franz Meersdonk in "Auf Achse" fortsetzen. Später untermauerte er seinen Ruf als "Liebling Kreuzberg", und eine Zeitlang ermittelte er mit Charles Brauer im "Tatort" aus Hamburg.

"Spur der Steine" lief in der Zeit das erste Mal im ZDF, wenn ich mich recht erinnere. Vor kurzem wurde der auf arte wiederholt. "Spur der Steine" dürfte im Westen der bekannte DDR-Film sein, der in der damaligen Gegenwart spielt.

Die dänische Reihe um die Olsenbande war neben der DDR auch hier in Norddeutschland eine feste Nummer. In Schleswig-Holstein sind die Dänen eine anerkannte Minderheit: es gibt dänische Schulen und den SSW. Die Filme liefen in gewissen Kreisen im dänischen Original im Kino.
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Alt 05.01.2023, 13:08   #523  
Crackajack Jackson
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Manfred Krug hat auch eine Zeitlang Tagebuch geschrieben, wovon der erste Band vor ziemlich genau einem Jahr erschienen ist. Gelesen habe ich es jedoch nicht.
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Alt 05.01.2023, 13:11   #524  
LaLe
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Zitat:
Zitat von Nante Beitrag anzeigen
Ja, "Das kalte Herz" oder auch "Der kleine Muck".
"Abenteuer im Zauberwald", "Der Hirsch mit dem goldenen Geweih" und "Das bucklige Pferd" sind hier wohl die meistgesehenen.

Ohne meine Frau würde ich die gar nicht kennen.

Häufig gesehene DDR-Märchen wären hier neben den beiden genannten "Das singende, klingende Bäumchen" und "Das Feuerzeug".
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Alt 05.01.2023, 13:51   #525  
Peter L. Opmann
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Zu russischen Märchenfilmen kann ich mich nicht äußern. Ich kenne nicht einmal "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel".

Aber zur Besetzung von "Spur der Steine" habe ich gelesen, daß Frank Beyer eigentlich Armin Mueller-Stahl als Parteisekretär und Jutta Hoffmann als Ingenieurin haben wollte. Mueller-Stahl hatte keine Zeit, und Jutta Hoffmann hat dann zumindest die Stimme geliefert, da Krystyna Stypulkowska offenbar nicht Deutsch konnte. Diese Besetzung hätte dem Film sicher im Westen noch mehr Aufmerksamkeit gebracht.
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten
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