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Alt 10.12.2022, 15:55   #401  
Ringmeister
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Falscher Film...

Wenn man weiß, wo man ist, kann man sein, wo man will... (alter Fliegerspruch)
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Alt 10.12.2022, 16:03   #402  
underduck
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Kann schon sein, aber Harold und Maude fand ich besser als die Reifeprüfung.
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Alt 10.12.2022, 16:15   #403  
pecush
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Den habe ich immer noch nicht gesehen. Läuft aber in meiner Heimat noch im Kino....
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Alt 10.12.2022, 17:05   #404  
Nante
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Ob man „El Mariachi“ (1992) von Robert Rodriguez nun als Klassiker bezeichnen kann, gehen die Meinungen sicher auseinander.
Immerhin hat dieser Film mit einem Budget von 7000 $ (Wovon das meiste für die Filmrollen drauf ging) aber die Karriere eines der erfolgreichsten Blockbuster-Regisseure Hollywoods in Gang gebracht.

Die Handlung ist eigentlich recht simpel. In eine kleine mexikanische Stadt, die vom Gangster Moco beherrscht wird, kommt ein namenloser Wandermusiker, ein Mariachi. Er will wie überall nur etwas Geld verdienen.
Gleichzeitig hat der Gangsterboss erfahren , daß ein alter Rivale, der Killer Azul zu einer Art Rachefeldzug in der Stadt aufgetaucht ist und schon einige seiner Leute erschossen hat. Und dummerweise transportiert Azul seine Ausstattung in einem Gitarrenkoffer, - wie eben der Mariachi.
Daraus entwickeln sich natürlich für letzteren rasch gefährliche Verwechslungen und eigentlich hat er ab jetzt die Überlebenschance einer Schneeflocke im Schmelzofen.
Aber er zeigt in den ersten Begegnungen mit Mocos Leuten (neben unverschämtem Glück) erstaunliche Nehmerqualitäten und lernt rasch, sich zu verteidigen. Dazu hilft ihm die hübsche Besitzerin einer Bar, was die Sache aber noch gefährlicher macht, denn eigentlich ist sie Mocos offizielle Mätresse. Das befördert ihn natürlich auf der Todesliste noch weiter nach oben, auch als sich die Verwechslung schließlich aufklärt.
Am Ende sind eigentlich alle Beteiligten außer dem Titelhelden tot, der sich mit einer verletzten Hand, dem Gefährt der toten Geliebten und einigen erbeuteten Waffen wieder auf den Weg macht.

Was den Film so besonders macht ist neben Rodriguez exzessiven Einsatz von Platzpatronen vor allem seine rasende Schnittfolge und die souveräne Mißachtung jeglicher Logik, wenn es darum geht, seinen Helden wieder mal einer mörderischen Schießerei entkommen zu lassen. (Z. B. wird er auf eine Straße von beiden Seiten mit MPi’s beschossen, sprintet im Kugelhagel hastig über ein Auto und kriegt keinen Kratzer ab, während sich die Gangster dabei gegenseitig über den Haufen schießen.)

Der Regisseur setzte bei diesem Film neben allen möglichen Verwandten und Bekannten wahrscheinlich auch noch jeden Einwohner des Drehortes ein, der eine Waffe halten konnte. Trotzdem gingen ihm am Ende durch die hohe „Verlustquote“ die erwachsenen Darsteller aus, weswegen das letzte Aufgebot Mocos beim Finale eigentlich nur noch aus Teenagern besteht.

Der Hollywood-Nachfolger „Pistolero“ mit A. Banderas und S. Hayek , eine Mischung aus Remake und Fortsetzung, war mit einem Budget von 7 Mio$ ca. 1000(!) mal so teuer wie der Erstling. Aber auch hier zeigte Rodriguez seine (für Hollywwod sicher sehr wertvolle) Fähigkeit, Filme teurer aussehen zu lassen als sie in Wirklichkeit waren.
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Alt 10.12.2022, 17:31   #405  
Peter L. Opmann
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Mache mir gerade Gedanken über den Film, den ich morgen bespreche. Aber mit "Harold und Maude" kann ich leider auch nicht dienen. Vielleicht übernimmt den ja underduck...

"El Mariachi" hat mir auch sehr gut gefallen - ich habe ihn aber seltsamerweise nur einmal gesehen. Ist mir vielleicht doch schon eine Idee zu gewalttätig.
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Alt 10.12.2022, 18:02   #406  
Crackajack Jackson
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Harald und Maude ist grandios. Die 70er Jahre sehr gut eingefangen.
Sehr viel Humor, Gesellschaftskritik und ein Stück Lebensweisheit.
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Alt 10.12.2022, 18:13   #407  
Nante
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Zitat:
Zitat von Peter L. Opmann Beitrag anzeigen
"El Mariachi" hat mir auch sehr gut gefallen - ich habe ihn aber seltsamerweise nur einmal gesehen.
Ich habe " El Mariachi" mal als Doppel-DVD auf dem Wühltisch ergattert. Neben diesem Film und "Pistolero" ist da auch noch Rodriguez wirklich absoluter Erstling drauf; - der Kurzfilm "Bedhead". Wer diese lustigen und chaotischen 8 Minuten anschaut, begreift wahrscheinlich, warum der Regisseur später auch mit Kinderfilmen sehr erfolgreich sein konnte.
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Alt 10.12.2022, 19:14   #408  
Peter L. Opmann
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Als VHS schon vorbei war, habe ich "El Mariachi" noch als Videocassette gekauft. Aber die habe ich nie angeschaut - ich habe den Film mal im Kino gesehen.
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Alt 11.12.2022, 06:44   #409  
Peter L. Opmann
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„Hundstage“ (1975) von Sidney Lumet habe ich am 3. Dezember 1983 im Fernsehen gesehen. Ich möchte so über ihn schreiben, wie ich ihn noch in Erinnerung habe, obwohl man ihn zum Großteil auf youtube sehen kann. Natürlich habe ich ein bißchen über ihn gelesen – ich muß sagen, die LGBT-Thematik ist mir damals völlig entgangen (oder gleich wieder aus dem Gedächtnis entschwunden). Für mich war es ein auf links gewendetes Big-Caper-Movie. Irritierend war für mich, daß es dennoch keine Parodie oder Satire war, sondern immer noch ein Spannungsfilm mit einem ziemlich erschreckenden Ende. Meine Aufmerksamkeit zog auch der Schauspieler John Cazale auf sich, der einen Typus verkörperte, den ich noch nie (und auch seither kaum einmal) gesehen hatte.

Der Film war sehr erfolgreich und bekannt, aber ich erkläre doch besser, worum es geht. Zwei Typen (Cazale und Al Pacino) sind auf dem Weg zu einer Bankfiliale in einem recht heruntergekommenen Viertel von New York, die sie überfallen wollen. Ein dritter Komplice bekommt im letzten Moment kalte Füße und setzt sich ab. Also ziehen sie es zu zweit durch. Man merkt gleich, daß sie den Ablauf zwar geplant haben, aber in der Durchführung eines Banküberfalls doch völlig ungeübt sind. Es geht eine Menge schief, und zu allem Überfluß finden sie nur 1100 Dollar im Tresor. Da jemand die Polizei gerufen hat, nehmen sie die Kunden der Bank als Geiseln und verschanzen sich. Auch wenn sie weiterhin alles andere als professionell wirken, ist die Polizei, die das Viertel abgesperrt und die Bank umstellt hat, vorsichtig, denn Pacino hat ein Maschinengewehr.

Die Kommunikation zwischen den Bankräubern und der Polizei kommt nur mühsam in Gang. Aber es tauchen eine Menge Reporterteams, vor allem vom Fernsehen, auf, für die der Zwischenfall natürlich eine große Sache ist. Die Geiselnahme wird live im Fernsehen übertragen. Die Journalisten stellen sogar die Verbindung von Pacino zu seiner Familie und Freunden her und machen ihn damit zu einer Art Held. Cazale hält sich im Hintergrund. Er ist sensibel, introvertiert und beurteilt die Aussichten, heil aus der Sache herauszukommen, eher pessimistisch. Unter den Geiseln in der Bank ändert sich die Stimmung: Je besser sie Pacino und Cazale kennenlernen, die das Unternehmen ohne Blutvergießen beenden wollen, desto mehr schlagen sie sich auf ihre Seite.

Die Verhandlungen mit der Polizei gehen weiter. Pacino verlangt schließlich einen Flug nach Algerien, wofür er die Geiseln freilassen will. Auf der Fahrt zum Flughafen, bei der noch einige Geiseln dabei sind, überrascht der von der Polizei gestellte Fahrer die beiden Bankräuber und tötet mit einer versteckten Pistole Cazale per Kopfschuß. Pacino kann darauf überwältigt werden. – Was ich nicht oder nicht mehr wußte: Lumet hat einen Banküberfall dargestellt, der tatsächlich wenige Jahre vorher fast genauso in New York stattgefunden hatte. Laut wikipedia gab es allerdings Streit, ob sich wirklich alles so abgespielt hat, wie im Film dargestellt. Der inhaftierte Bankräuber, der von Pacino dargestellt wurde, sagte, „Hundstage“ entspreche nur zu 30 Prozent der Wahrheit. Pacino und Cazale seien jedoch ihren realen Vorbildern gerecht geworden.

Mich würde interessieren, ob der Film auch heute noch im allgemeinen Bewußtsein verankert oder doch eher in Vergessenheit geraten ist. Ein Remake hat es offenbar nie gegeben. Er ist sicher ein Kommentar zur Zeit seiner Entstehung. In New York war da das Verbrechen teilweise außer Kontrolle geraten. Obwohl die Polizei in „Hundstage“ die Lage meist völlig im Griff hat, gibt es eine Menge absurde Szenen, die jedenfalls aus Sicht der Amerikaner konsequent hätten unterbunden werden müssen. Ich erinnere mich vor allem, daß Pacino auf dem Bürgersteig vor der Bank auf und ab stolziert und sich von den Schaulustigen feiern läßt. Andererseits geht die Staatsmacht am Ende überhart vor. Es wird übrigens erwähnt, daß Pacino ein Vietnam-Veteran ist – ein damals ebenfalls drängendes Problem. Falls der Film bei Euch nicht mehr so auf dem Schirm sein sollte, wäre es auf jeden Fall empfehlenswert, ihn sich mal wieder anzusehen.
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Alt 12.12.2022, 12:30   #410  
Peter L. Opmann
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Bin unsicher, ob „Hundstage“ niemand mehr kennt oder ob er im Gegenteil so bekannt ist, daß sich jeder weitere Kommentar erübrigt… Al Pacino als Vietnam-Veteran legt es jetzt für mich nahe, über einen Vietnam-Film zu schreiben, nämlich „Apocalypse Now“ (1979) von Francis (Ford) Coppola. Diesen Film habe ich mehrmals sowohl im Kino als auch im Fernsehen gesehen – wann ich ihn zum ersten Mal gesehen habe, weiß ich nicht mehr, aber wohl nicht zur Kinopremiere. Ich kenne unterschiedliche Schnittfassungen. Geschrieben habe ich mal über „Hearts of Darkness“, den Dokumentarfilm über die Entstehung dieses monströsen Werks, der großteils auf privaten Filmaufnahmen von Coppolas Ehefrau Eleanor während der Dreharbeiten auf den Philippinen beruht. Der hat mir damals, 1991, nicht gefallen – heute kann ich das nicht mehr nachvollziehen. „Hearts of Darkness“ gibt Aufschluß über das, was Coppola wollte und mit welchen Schwierigkeiten er zu kämpfen hatte. Vor allem fehlte ihm lange ein Schluß, und er fürchtete, das ganze, irrsinnig teure Filmprojekt, werde scheitern.

Da es neben dem ursprünglichen Film zwei Director’s Cuts gibt, ist die Handlung des Films gar nicht so einfach zu erzählen. Ich orientiere mich an der ersten Fassung. Captain Willard (Martin Sheen) war im Kriegseinsatz und wartet in Saigon auf seinen nächsten Einsatz. Der ist bemerkenswert: Er soll einen US-Oberst, Colonel Kurtz (Marlon Brando), suchen und unschädlich machen, da er sich irgendwo im Dschungel selbständig gemacht hat und die Kriegsstrategie des Pentagon in Frage stellt. Willard wird im Fall, daß er versagt, keinerlei Unterstützung erhalten. Er hat eine kleine Mannschaft bei sich, die nicht einmal weiß, was sein Auftrag ist. Mit einem kleinen Patrouillenboot fahren sie auf dem Nung River Richtung Kambodscha, wobei er nach Kurtz Ausschau hält. Er arbeitet sich in dessen Dossier ein, um ihn kennenzulernen und sein Ausscheren zu verstehen. Während der Fahrt kommt das Team mehrmals mit Kriegshandlungen in Kontakt und erlebt die Absurdität dieses Krieges, bei dem die hochgerüsteten USA gegen ärmliche, aber sehr effiziente Guerillakrieger kämpfen. Man sieht auch, daß die von der Hippiebewegung beeinflußten Soldaten kaum einen Sinn in ihrem Einsatz sehen können, während die Vietkong mit äußerster Energie um ihr Leben kämpfen.

Auf die Episoden im einzelnen einzugehen, schenke ich mir. Da sind freilich viele unvergeßliche Szenen dabei. Am Ende gelangen Willard und seine Leute in den Machtbereich von Kurtz. Willard wird klar, daß Kurtz die Sinnlosigkeit dieses Krieges erkannt hat und sich ein Reich nach seinen eigenen Regeln aufgebaut hat. Wie das funktioniert, ist mir allerdings nie so richtig klargeworden. Kurtz hat eine Art Hofnarr um sich, Dennis Hopper, eigentlich ein Kriegsfotograf. Er bringt die beiden zusammen. Kurtz sitzt im Dunkel einer Hütte (auch deshalb, weil Brando seit seinem letzten Film ziemlich dick geworden war). Sie philosophieren über den Sinn des Krieges. Dann läßt sich Kurtz, der genau weiß, warum der Captain zu ihm gekommen ist, von Willard töten.

Al Pacino war übrigens für die Rolle des Willard vorgesehen. Martin Sheen wurde schließlich der Vorzug gegeben, weil er einen unauffälligeren Schauspielstil hatte und daher weniger von Brando ablenkte. Was ihn betrifft, war dies der erste Film, in dem Brando nur einen wenige Minuten kurzen Auftritt hatte, dafür aber eine exorbitante Gage einstrich - in diesem Fall scheint sie mir aber doch verdient zu sein. Ich habe durch diesen Film auch die Band The Doors kennengelernt, die damals nicht oft im Radio zu hören war. Ihr Song „The End“ ist der zentrale Soundtrack des Films. Zunächst habe ich mich von „Apocalypse Now“ überwältigt gefühlt – wenn man ihn mit etwas Abstand sehen kann, wird klar, daß er ohne die Szenen mit dem im Dunkeln hockenden Brando wohl auseinandergefallen wäre. Bekannt dürfte sein, daß Coppola dem Drehbuch den Roman „Heart of Darkness“ von Joseph Conrad zugrundegelegt hat. Dieser Roman spielt eigentlich in Afrika und im späten 19. Jahrhundert, enthält aber die Kurtz-Handlung. Was ich noch nicht so lange weiß: Orson Welles hatte schon in den 1930er Jahren vor, diesen Roman zu verfilmen, und wollte aus Kurtz einen wahnsinnigen Nazi machen, scheiterte aber mit dem Projekt. Coppola interpretierte diese Figur in meinen Augen überzeugend, indem er aus ihm einen Soldaten machte, der am Krieg irre geworden war.

In Gesprächen, die ich mit Freunden führe, geht es öfters darum, welcher der beste Antikriegsfilm ist. Auf jeden Fall ist „Apocalypse Now“ ein Statement gegen den Krieg (was er zu bewirken vermag, ist natürlich eine andere Frage). Bis dahin kannte ich keinen Film, der einen Krieg aus diesem Blickwinkel betrachtet und dessen Absurdität so gut herausarbeitet. Mehr läßt sich glaube ich nicht sagen, und wer einen anderen Kriegs- oder Antikriegsfilm genialer findet, mag bei seiner Ansicht bleiben.

Geändert von Peter L. Opmann (12.12.2022 um 16:38 Uhr)
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Alt 12.12.2022, 19:01   #411  
Nante
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Ich fürchte, diesen Film habe ich in seiner Komplexität wohl nie ganz erfaßt. Mir sind vor allem einzelne Episoden im Gedächtnis geblieben, während vor allem der letzte Teil, also ab dem Treffen mit Kurtz, mir eher weniger gefallen hat.

Ob er nun der beste Antikriegsfilm ist, möchte ich nicht beurteilen. Einmal frage ich mich bei so etwas sowieso immer, wo genau man die Grenze zwischen "Kriegsfilm" und "Antikriegsfilm" zieht. Wenn ersterer gut gemacht ist und nicht in Propaganda ausartet ist er auch fast immer zweites.

Zum anderen zeigt er wie andere Streifen zum Thema ("Platoon" oder "Full metal Jacket") fast nur die Sichtweise und die Folgen für eine Seite. - Natürlich kein vergleich mit "Rambo II" oder den Chuck-Norris-Machwerken zum Thema.

In dieser Hinsicht würde ich ihn mit "Im Westen nichts Neues" (1930) und "Wege zum Ruhm" auf eine Stufe stellen.
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Alt 12.12.2022, 19:33   #412  
Peter L. Opmann
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Danke für die Einschätzung.

Wie gesagt: Der Film überwältigt den Zuschauer. Ich halte ihn aber nicht für übermäßig komplex. Man kann ihn glaube ich in drei Abschnitte einteilen:

- die Einleitung, die den vom Krieg schon ziemlich mitgenommenen Sheen vorstellt und in der er seinen Auftrag erhält;
- den Teil der Reise auf dem Fluß, während der der Trupp ganz verschiedene Eindrücke vom fortschreitenden Krieg bekommt (da könnte man etwa die Sequenz mit Robert Duvall erwähnen, der seine Soldaten mitten in einer Schlacht am Strand surfen läßt, weil denen gerade danach ist, und der ein vietnamesisches Dorf mit einem Hubschrauberangriff ausradiert - man möchte sagen: bloß weil er es kann);
- und den Teil in Kurtz' Reich, der völlig anders ausgeht, als man das erwartet.

Was man aber zu sehen bekommt, ist reichlich verwirrend, frappierend, grotesk und manchmal lächerlich, so daß man denkt: Wie paßt das alles zusammen? Gehört möglicherweise auch zur Überwältigungsstrategie.
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Alt 13.12.2022, 06:32   #413  
Peter L. Opmann
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Das war jetzt fürs Erste genug New Hollywood. Es wird mal wieder Zeit für einen alten Film. Und ich möchte gern zur Slapstick-Komik zurückkehren. Einer der ganz Großen neben Chaplin und Keaton war sicherlich Harold Lloyd, wobei es eine Besonderheit gibt: Lloyd kam nicht vom Vaudeville und brachte keine Voraussetzungen für halsbrecherische Action mit. Sie kommt bei ihm zwar auch vor, aber er spielt immer einen Durchschnittsjungen, der mit den gefährlichen Situationen in schwindelnder Höhe oder auf schnellen Gefährten überfordert ist. Das gilt auch für seinen wohl bekanntesten Film, „Ausgerechnet Wolkenkratzer“ (1923) unter der Regie von Fred Newmeyer und Sam Taylor (sie teilten sich die Regie bei mehreren Lloyd-Filmen). Immerhin ist Lloyd überwiegend selbst an der Hochhausfassade herumgeklettert, was nicht so dramatisch war, wie es im Film aussieht, aber doch zu einem schweren Unfall hätte führen können. Nach einer Explosion 1919 fehlten ihm übrigens zwei Finger der rechten Hand, was stets von einem Spezialhandschuh verdeckt wurde. In einigen Szenen sprang ein Stuntman für ihn ein.

Harold will sein Mädchen (Mildred Davis – kurz darauf auch im wirklichen Leben seine Frau) heiraten, muß aber dafür etwas Geld verdienen. Er zieht vom Land in die Großstadt und schreibt ihr regelmäßig von seinen Karriereerfolgen (die in Wirklichkeit reichlich bescheiden ausfallen). Schließlich besucht sie ihn, und er spielt ihr mit Müh‘ und Not vor, er sei Chef eines großen Kaufhauses (tatsächlich ist er nur ein kleiner Textilverkäufer). Dann hört er, daß er 1000 Dollar verdienen kann, wenn er eine gute Idee für eine Publicityaktion hat. Harold schlägt vor, ein Fassadenkletterer könnte öffentlich aufs Dach des viele Stockwerke hohen Kaufhauses steigen. Er organisiert das mit einem Freund, der die Kletteraktion durchziehen soll. Allerdings fällt der, als es gerade losgehen soll, aus, und Harold selbst muß nun das Hochhaus ersteigen, soll nicht die Aktion zu einem Riesenreinfall werden. Auf dem Weg nach oben überwindet er eine Menge Schwierigkeiten, wobei er immer vergeblich hofft, sein Freund werde ihn – für die Zuschauer nicht mehr sichtbar - ablösen. Am Ende stürzt er beinahe ab und hält sich im letzten Moment am Zeiger einer großen Uhr fest (berühmte Szene). Dann schafft er es endlich doch bis aufs Dach und kann seine Mildred glücklich in die Arme schließen.

Das war Lloyds geschäftlich erfolgreichster Film, mit dem er Buster Keaton in den Schatten stellte. In gewissem Sinn war er auch erfolgreicher als Chaplin, weil der nach „Goldrausch“ immer seltener Filme machte, während Lloyd zwischen 1921 und 1938 17 Langfilme ins Kino brachte. Lloyd fing zwar als einer von vielen Imitatoren des Chaplin-Tramps an, entwickelte aber bald eine ganz eigenständige Filmfigur, am stärksten charakterisiert durch eine runde, schwarze Brille (die er im echten Leben nicht brauchte). Die Lloyd-Figur war eindeutig positiver als die von Chaplin und Keaton, ein junger Amerikaner, der es im Leben zu etwas bringen möchte und mit unerschütterlicher Beharrlichkeit und stetem Lächeln daran arbeitet. Dadurch wurde er zu einer guten Identifikationsfigur für das Kinopublikum. Wie für seine Konkurrenten war die Filmkomik für ihn harte Arbeit – aber wohl für ihn besonders, weil er sich auf keinerlei akrobatische Fähigkeiten verlassen konnte. Sein Produzent Hal Roach sagte, er spiele auf bestmögliche Weise einen Filmkomiker. In den 1930er Jahren ließ sein Erfolg deutlich nach, weil in der Wirtschaftskrise seine Selfmade-Men nicht mehr so zur Identifikation einluden. Er hatte aber so viel Geld verdient, daß er es sich leisten konnte, mit dem Filmen mehr oder weniger aufzuhören. Lloyd starb 1971.

Zurück zu „Ausgerechnet Wolkenkratzer“. Die Komik funktioniert nach einem einfachen Prinzip: Harold will mehr scheinen als sein. Seine Angeberei, die freilich nur dazu dient, seine Braut zu beeindrucken, zwingt ihn immer wieder dazu, Dinge zu tun, die er nicht beherrscht und sich eigentlich gar nicht zutraut. Es ist eine sympathische Komik, denn dem Sonnyboy Harold verzeiht man seine Aufschneiderei sofort. Und er wird ja ein bißchen dafür bestraft, indem er sich dann in Gefahr begeben muß. Die Szene, in der er an der großen Wanduhr hängt, ist auf vielfältige Weise interpretiert worden. Viele Kritiker waren der Ansicht, daß sie etwas über ihre Zeit oder die Bedingungen des Menschen allgemein aussagt. Der Film ist insgesamt meisterhaft inszeniert und gespielt. Er ist zwar mit 73 Minuten recht kurz, aber er erzählt seine Geschichte in dieser Zeit sehr eindringlich, und die Gags sind perfekt getimt. Deshalb sieht man ihm auch sein Alter (es werden 100 Jahre!) nicht an. Leider kenne ich nicht sehr viele Harold-Lloyd-Filme („His Royal Slyness“, „Girl Shy“, „The Freshman“, „The Milky Way“). Sie waren bis zu seinem Tod selten zu sehen, weil Lloyd sie nicht fürs Fernsehen freigab. Interessant soll sein letzter Film sein, „The Sin of Harold Diddlebock“, weil da Preston Sturges Regisseur war und Passagen jeweils vom Stil Lloyds oder von dem von Sturges geprägt sind. Kennt den jemand von Euch?

Geändert von Peter L. Opmann (14.12.2022 um 08:01 Uhr)
Peter L. Opmann ist gerade online   Mit Zitat antworten
Alt 14.12.2022, 07:24   #414  
Peter L. Opmann
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Bisher habe ich es vermieden, mehrere Filme vom gleichen Regisseur zu besprechen, obwohl es vorkommt – siehe John Carpenter. Jetzt habe ich nicht so viele Skrupel, denn Howard Hawks, um den es diesmal geht, hat in sehr unterschiedlichen Genres gearbeitet. Ich möchte über seine Screwballkomödie „Leoparden küßt man nicht“ (1938) schreiben. Es war schon sein Western „Rio Bravo“ dran, der mit diesem Film kaum zu vergleichen ist. Hawks war so gut – oder zumindest so professionell -, daß er aus jedem Stoff etwas Herausragendes machen konnte. Ein Problem ist höchstens, daß „Leoparden küßt man nicht“ wieder mal ein Film ist, den ich schon lange nicht mehr gesehen habe. Seine Story zu erzählen, ist zudem nicht so einfach, weil sie ziemlich verrückt ist.

Kurz gesagt geht es um Cary Grant, einen Paläontologen, dessen wohlgeordnetes Leben von Katherine Hepburn, einer unabhängigen und reichlich eigensinnigen Frau, völlig durcheinandergebracht wird. Grant muß für seine Forschung Sponsorengelder einwerben. Dabei trifft er Hepburn auf dem Golfplatz. Obwohl er verlobt ist, beschließt sie, ihn zu heiraten, und obwohl er nichts weniger brauchen kann als peinliche Situationen, bringt sie ihn durch ihr exzentrisches Verhalten immer wieder in solche. Den titelgebenden Leoparden gibt es wirklich; er ist zahm, wird aber mit einem anderen Exemplar dieser Raubtiergattung verwechselt, was zusätzlich für Gefahr sorgt.

Sehr bekannt ist der Schluß des Films. Grant war die ganze Zeit damit beschäftigt, ein Brontosaurusskelett aus einzelnen ausgegrabenen Knochen zusammenzusetzen. Am Ende steht er auf einer Leiter, um den letzten noch fehlenden Knochen einzusetzen, als Hepburn auftaucht, um ihm endgültig ihre Liebe zu gestehen. Unversehens landen beide auf dem Skelett, das nicht dafür ausgelegt ist, zwei Menschen zu tragen, und bis sie ihre Liebesszene vollendet haben, bricht es unter ihnen komplett zusammen.

Ich fand den Film gleich beim ersten Sehen in den 1980er Jahren ungeheuer komisch. Und das ist beim wiederholten Ansehen so geblieben. Ich denke, das liegt daran, daß Hawks einen Rollentausch der Geschlechter vorführt, den ich damals gänzlich unrealistisch fand. Eine Frau macht einen Mann an und stellt ihm so lange nach, bis er sich ihr geschlagen gibt. Heute würde man das vermutlich anders sehen – ob der Film Feministinnen zufrieden stellt, möchte ich aber nicht entscheiden, vor allem nachdem ich ihn seit wohl mindestens 20 Jahren nicht mehr gesehen habe. Allerdings hat diese Konstellation das Publikum damals wohl sehr irritiert. „Leoparden küßt man nicht“ floppte an der Kasse, was laut wikipedia einige ernste Konsequenzen hatte. Hawks wurde vom Studio, der RKO, gefeuert. Hepburn galt darauf für lange Zeit als Kassengift. Nur Grants Karriere blieb, soweit ich sehe, unbeschädigt.

Bei der Kritik und in der Filmbranche selbst galt der Film aber als wegweisend. Peter Bogdanovich nahm ihn sich für seine Komödie „Is‘ was, Doc?“ zum Vorbild, und auch Madonnas „Who’s that Girl?“ ist von ihm inspiriert. Ich kann nur sagen, daß ich ihn trotz oder vielleicht gerade wegen aller Absurdität sehr mag. Was nicht bedeutet, daß ich auch gern mal mit einer Frau, wie Hepburn sie spielt, zu tun haben möchte. Allerdings ist sie, wie schon bei „African Queen“ deutlich wurde, eine Schauspielerin, die ich sehr schätze, gerade weil sie meist nicht dem für Frauen üblichen Rollenbild entspricht. Aber wenn ich im Film jemanden auf einer Bananenschale ausrutschen sehe, ruft das bei mir auch nicht den Wunsch hervor, eine solche Aktion sofort zu wiederholen.
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Alt 14.12.2022, 07:40   #415  
Crackajack Jackson
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Die Scrwballkomödien und speziell die Filme mit Carry Grant habe ich immer sehr gerne gesehen.
Sie waren wahrscheinlich genau die richtige Ablenkung für die Menschen in dieser Zeit.
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Alt 14.12.2022, 07:45   #416  
Nante
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Ja, das war ein großartiger Film. Und offenbar war es damals in Hollywood wirklich möglich, solche "feministisch" angehauchte Filme zu drehen. " - "Bluebeard's Eighth Wife " von E. Lubitsch stammt ja auch aus diesem Jahr.
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Alt 14.12.2022, 08:01   #417  
Peter L. Opmann
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Ja, aber "Leoparden küßt man nicht" wollten laut wikipedia nur wenige Zuschauer sehen, und nachdem alles zusammengekratzt war, machte der Film einen Gewinn von eben mal 15 000 Dollar.
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Alt 14.12.2022, 08:31   #418  
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"Blaubart" war glaube ich auch nicht so ein übermäßiger Erfolg. Gary Cooper wegen einer Frau in die Zwangsjacke gesteckt war für das damalige Publikum wohl auch etwas zu hart.
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Alt 14.12.2022, 08:35   #419  
Crackajack Jackson
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'Leoparden küsst man nicht' hatte dann wohl einen späten Ruhm. Er kam schon unzählige Male, zumindest im deutschen Fernsehen.
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Alt 14.12.2022, 08:51   #420  
Peter L. Opmann
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Stimmt, in den 80er und 90er Jahren habe ich ihn mehrfach im Fernsehen gesehen.

Mir fällt noch ein: Kürzlich hatten wir hier ja "Die Wüstensöhne" - da haben wir die dominierende Frau auf die Spitze getrieben, indem der Mann gegenüber nicht nur trottelig, sondern geradezu entwicklungsverzögert ist.

Von den "Wüstensöhnen" wüßte ich nicht, daß der Film kommerziell durchgefallen wäre. Laurel & Hardy hatten aber tatsächlich mit der Wirklichkeit erkennbar nichts mehr zu tun.
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Alt 14.12.2022, 19:48   #421  
Horatio
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Die Umkehrung der Geschlechterrollen, also dass eine Frau es auf einen Mann abgesehen hat und der sich in der „passiven“ Rolle wiederfindet, ist, soweit ich weiß, eines der bei Hawks mehrfach wiederkehrenden Motive. Ist ja auch bei „Rio Bravo“ so, dass Feathers dem Sheriff Chance recht unverhohlene Avancen macht, was den ziemlich irritiert, genau wie Grants David Huxley in „Leoparden …“. Findet sich so auch in „Hatari“, wo Dallas hinter Sean Mercer her ist.
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Alt 15.12.2022, 06:16   #422  
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@ Horatio: Danke für den Hinweis.

Jetzt springe ich wieder 50 Jahre in die Zukunft (von „Leoparden“ aus gesehen). „Ein Fisch namens Wanda“ (1988) ist ein britischer Film, den man nicht wieder vergißt, wenn man ihn gesehen hat. Ich glaube dennoch, daß ich die Handlung nur in groben Zügen werde erzählen können. Besonders nachdem ich den wikipedia-Eintrag gelesen habe, der auf eine Menge Scherze und Anspielungen eingeht, die ich vermutlich gar nicht mitbekommen habe. Auf jeden Fall wußte ich nicht, daß Regisseur Charles Crichton damals schon 78 Jahre alt war (ich habe mich lediglich gewundert, daß ich keinen weiteren Film von ihm kenne, was hauptsächlich daran liegt, daß die meisten in den 1950er Jahren entstanden sind). Außerdem war mir nicht bekannt, daß Hauptdarsteller John Cleese faktisch Co-Regisseur war.

Gut, beginnen wir mit dem, was ich über den Film weiß. Für mich waren klare Bezüge zu Monty Python zu sehen, vor allem durch die Mitwirkung von Cleese und Michael Palin, aber auch durch den schwarzen und absurden Humor. Trotzdem hat der Film eine im wesentlichen sinnvolle Handlung, und zu seiner Struktur trägt bei, daß den beiden Pythons zwei amerikanische Schauspieler gegenüberstehen: Jamie Lee Curtis und Kevin Kline. Die beiden Paare, die sich aber erst bilden und auch wieder umbilden, streiten sich um die Beute eines Raubüberfalls: millionenschwere Juwelen. Der Gangsterboß, der den Überfall geplant und organisiert hat, wird verpfiffen und wandert hinter Gitter, aber den Schatz hat er vor seiner Bande in Sicherheit gebracht. Palin, ein Stotterer, aber nicht dumm und vor allem loyal, hat zudem den Schließfachschlüssel in einem Aquarium versteckt. Vor allem Curtis ist hinter den Juwelen her und glaubt, sie mit ihren weiblichen Reizen schon beschaffen zu können. Auch Kline gehört zur Bande, hält sich (fälschlich) für sehr gebildet, ist aber vor allem brutal. Curtis kann den Schlüssel an sich bringen, weiß aber nicht, wo sich das Schließfach befindet. Daher wendet sie sich an Cleese, einen britischen Rechtsanwalt, der den Boß verteidigt.

Cleese und Curtis beginnen eine Affäre. Der Schließfachschlüssel gerät dabei in die Hände von Cleeses Ehefrau. Sowohl er als auch Kline versuchen sofort, ihn zurückzubekommen, und liefern sich ein ungleiches Duell. Der Boß verrät inzwischen Palin, wo sich die Juwelen befinden. Kline findet heraus, daß er diese Information nun aus ihm herauspressen kann, und foltert ihn, unter anderem, indem er seine Aquariumsfische verspeist. Schließlich ist er am Ziel, aber auch Cleese hat inzwischen den Aufbewahrungsort der Juwelen herausbekommen. Er will die Juwelen holen und sich mit Curtis per Flugzeug absetzen. Allerdings kidnappt Kline sie und fährt nun ebenfalls zum Flughafen, wo sich auch der Schmuck befindet. Auf dem Rollfeld kommt es zum finalen Duell, in dem Kline zunächst zu obsiegen scheint. Bevor er ihn erschießt, zwingt er Cleese, in ein schmutziges Ölfaß zu steigen. Da wird Kline aber von Palin mit einer Dampfwalze überrollt. Während Cleese und Curtis samt Juwelen im Flieger sitzen, hat es Kline irgendwie geschafft, nicht nur die Plattwalzung zu überstehen, sondern sich auch außen am Flugzeug festzuklammern. Während es immer höher steigt, muß er allerdings schließlich loslassen.

Die Komik entsteht hier auf mehreren Ebenen. Es werden die überkorrekten, aber steifen Briten mit den direkten und skrupellosen US-Amerikanern gegenübergestellt. Während es für John Cleese das Schlimmste ist, in eine peinliche Situation zu geraten, ist Kevin Kline nichts peinlich. Beide sind auf ihre Weise dumm, aber das Gleiche trifft auch auf Jamie Lee Curtis zu, die sich völlig darauf verläßt, daß die Männer gemeinhin nach ihrer Pfeife tanzen, die aber auch nicht alles im Griff hat. Alle – mit Ausnahme von Michael Palin, der rein äußerlich dumm wirkt, es aber nicht ist – haben nur den Schatz im Kopf und geben somit ein ziemlich ungünstiges Charakterbild ab. Die absurden Szenen, die sich ergeben, habe ich in der Inhaltsangabe nur schwach angedeutet. Unter anderem wird auch eine unliebsame Zeugin beseitigt, indem ihre über alles geliebten Hunde getötet werden. Es gibt eine Menge von running gags (unter anderem der wiederholte Spruch von Kline: „Nenn‘ mich nicht dämlich!“). Und wiederholt gleitet der Humor ins völlig Absurde ab, wobei die absurden Handlungen innerhalb der Story sehr sinnvoll wirken – selbst Klines Konfrontation mit der Dampfwalze (ein Gag, der sonst nur in Zeichentrickfilmen vorkommt).

Wieder mal lebt eine Komödie – zumindest teilweise – von der Überlegenheit einer Frau (wobei das hier doch nicht völlig zutrifft). In wikipedia ist zu erfahren, daß bei den Dreharbeiten viel improvisiert wurde – fast wie zu Zeiten der Slapstick-Komödie. Diesmal läßt auch der kommerzielle Erfolg nicht zu wünschen übrig: „Ein Fisch namens Wanda“ ist der britische Film, der in USA die höchsten Einnahmen erzielte (wenn ich auch nicht sagen kann, ob das inflationsbereinigt ist). Ich habe mich immer gefragt, warum es nie eine Fortsetzung gegeben hat. Wie ich erfahren habe, gab es zumindest so etwas ähnliches, den Film „Wilde Kreaturen“ von 1997 mit den selben Hauptfiguren. Er scheint aber nicht so gut geworden zu sein.
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Alt 15.12.2022, 06:51   #423  
Nante
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Wilde Kreaturen“ war für sich genommen gute Unterhaltung. Aber es kommt bei weitem nicht an "Wanda" heran. Und auch wenn es immer damit beworben wurde, es ist keine Fortsetzung und es sind auch nicht die gleichen Hauptfiguren, sondern nur die gleichen Hauptdarsteller.

Wanda kann ich mir im Gegensatz dazu immer wieder anschauen, auch wenn ich manche Dialoge inzwischen fast auswendig kann.

Und ehrlich gesagt bin ich auch ganz froh darüber, daß es keine Fortsetzung gab. So steht der Film für sich allein und wird nicht durch einen (ziemlich sicher) schwächeren Nachfolger abgewertet. In der Hinsicht sind die Briten wohl generell etwas zurückhaltender (oder kreativer) als die Amis.
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Alt 15.12.2022, 07:06   #424  
Peter L. Opmann
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Es ist nicht so, daß ich da unbedingt eine Fortsetzung fordern würde. Klar steht "Ein Fisch namens Wanda" völlig für sich. Aber jedesmal, wenn ich den Film sehe, denke ich hinterher: Davon könnte ich noch mehr vertragen...
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Alt 15.12.2022, 08:04   #425  
pecush
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"Wanda" habe ich, wenn ich mich richtig erinnere, das erste Mal in der Schule in Englisch auf englisch gesehen. Die Witze habe ich damals nicht alle verstanden, ich war kein guter Englischschüler.
Den mag ich sehr, vor allem natürlich, weil Jamie Lee Curtis mitspielt.
In Englisch haben wir dann auch noch viele Folgen von Fawlty Towers gesehen.

"Wilde Kreaturen" sah ich dann im Kino - auf Deutsch. Den finde ich auch saulustig; der leidet "nur" darunter, dass "alle" Wanda 2 erwarteten.
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