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Alt 31.05.2016, 11:25   #1  
eck@rt
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Was sie gesagt hätte, weiß ich natürlich nicht. Nichts Konkretes, denn so weit sind wir noch nicht. Ich bin weiter im Gespräch. Aber man trifft erst mal - auf beiden Seiten - auf Ungewohntes und muss sich einander annähern.

eckrt
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Alt 31.05.2016, 12:33   #2  
Pickie
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Danke für die aktuelle Info.

Zitat:
Zitat von eck@rt Beitrag anzeigen
Ich bin weiter im Gespräch. Aber man trifft erst mal - auf beiden Seiten - auf Ungewohntes und muss sich einander annähern.
Das stand zu befürchten, ist sicher keine leichte Aufgabe.

Offenbar ist sie persönlich nicht besonders Comic-affin (sonst hätte man ja gleich eine ganz andere "Atmosphäre").

Mal ganz allgemein (die Diskussion wird ja hier auch keine "Patentrezepte" liefern können):

Die Sammler, die jetzt angeblich keine "längerfristige Lösung" sehen, dürften sich die Frage gefallen lassen müssen, weshalb und für wen sie so gesammelt haben, wie sie gesammelt haben. Das ist keine Wertung, es sind ganz unterschiedliche Antworten denkbar. In diesen - ehrlichen - Antworten könnten aber wiederum Lösungsansätze liegen, jedenfalls für die persönliche Situation.

Offensichtlich ist mit einer jahrzehntelangen Bewahrung oft auch ein jahrzehntelanger Ausschluss der Öffentlichkeit einhergegangen, was nicht zum Wachsen eines öffentlichen Bewusstseins beigetragen haben kann. Ist ebenfalls keine Wertung; auch die Gründe hierfür sind sicher ganz unterschiedlich und vermutlich nachvollziehbar.

Ich wünsche allen Interessierten jedenfalls weiterhin konstruktive Gespräche und, soweit Ihr mit Frauen zu tun habt: Bleibt charmant, das hat noch nie geschadet.
Pickie ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 31.05.2016, 13:54   #3  
eck@rt
Moderator Deutsche Comicforschung
 
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Zitat:
Zitat von Pickie Beitrag anzeigen
Offenbar ist sie persönlich nicht besonders Comic-affin
Affin schon, aber eben kein "Fan". Und darüber bin ich sehr froh, denn für mein Vorhaben brauche ich Profis, keine Phantasten.

eckrt
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Alt 31.05.2016, 14:13   #4  
albert-enzian
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Ich wollte auch liebend gerne zu dieser Diskussion nach Erlangen kommen. Hatte es echt vor, denn das Thema ist interessant und pressant. Kam ja letztes Jahr bei den Münchner Comictagen bei der zweiten Buchpräsentation von "Der Kunst des Comicsammelns" auch zur Sprache.
Leider hat mich ein Hexenschuss am Freitag lahm gelegt und der Ausflug war gestorben. :-(
Aber es müsste wirklich vehement nach Lösungen gesucht werden.
Wie Eckart richtigerweise schreibt, geht in den nächsten zwanzig Jahren sehr viel Comicgeschichte verloren. Und das unwiderruflich.
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Alt 31.05.2016, 14:09   #5  
Servalan
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Zitat:
Zitat von Pickie Beitrag anzeigen
Die Sammler, die jetzt angeblich keine "längerfristige Lösung" sehen, dürften sich die Frage gefallen lassen müssen, weshalb und für wen sie so gesammelt haben, wie sie gesammelt haben. Das ist keine Wertung, es sind ganz unterschiedliche Antworten denkbar. In diesen - ehrlichen - Antworten könnten aber wiederum Lösungsansätze liegen, jedenfalls für die persönliche Situation.

Offensichtlich ist mit einer jahrzehntelangen Bewahrung oft auch ein jahrzehntelanger Ausschluss der Öffentlichkeit einhergegangen, was nicht zum Wachsen eines öffentlichen Bewusstseins beigetragen haben kann. Ist ebenfalls keine Wertung; auch die Gründe hierfür sind sicher ganz unterschiedlich und vermutlich nachvollziehbar.
Die gesamte Sammlerszene ist sicherlich gemischt: Da wird es einige Scheue geben, die ihre Schätze für sich allein horten. Auf der anderen Seite war die Szene seit den 70er Jahren auch der Humus, auf dem eine Comicforschung und Comicwissenschaft erst wachsen konnte. Ohne den Elan und den Enthusiasmus der frischen Begeisterung wäre es sicherlich nicht zu den ersten Comicsalons in Erlangen gekommen.

Eckarts Sachlichkeit und seine fundierten Kenntnisse sehe ich als Vorteil.
Viel Erfolg!
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Alt 31.05.2016, 17:02   #6  
Mick Baxter
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Zitat:
Zitat von Servalan Beitrag anzeigen
Die gesamte Sammlerszene ist sicherlich gemischt: Da wird es einige Scheue geben, die ihre Schätze für sich allein horten. Auf der anderen Seite war die Szene seit den 70er Jahren auch der Humus, auf dem eine Comicforschung und Comicwissenschaft erst wachsen konnte. Ohne den Elan und den Enthusiasmus der frischen Begeisterung wäre es sicherlich nicht zu den ersten Comicsalons in Erlangen gekommen.
Der Comic-Salon wurde nicht von Comic-Sammlern, sondern von Comic-Autoren, -Verlegern und Agenten initiiert und (beim ersten) auch organisiert. Die Sammler tummelten sich in der INCOS, die mit dem Salon nicht das geringste zu tun hat.
Mick Baxter ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 31.05.2016, 18:55   #7  
Pickie
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Ich lese immer nur "Deutschland" und teilweise vernichtende Kritiken an der hiesigen Comic-Landschaft in jeder Hinsicht. Warum dann nicht gleich international denken. Wo steht, dass Deutschland unbedingt ein eigenes Comic-Zentrum haben muss.

Geht Funktionalität nicht vor Standort? Lausanne ist z. B. nicht weiter von Frankfurt/M. entfernt als Frankfurt/M. von Berlin.

Für wen sollte man Comics noch mal bewahren?

Richtig, nicht für die Deutschen, nicht für die Schweizer, sondern "für die Marsianer" (Cuno Affolter).
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Alt 31.05.2016, 19:11   #8  
Detlef Lorenz
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Also immer und überall steht nicht "Deutschland" drauf. Ich schreibe grundsätzlich und bewußt stets "deutschsprachig". Außer natürlich, es ist ein Verlag, sagen wir aus Hannover, dann natürlich: "deutscher Verlag/Comic".

Warum nur deutschsprachige Comics: na ja, die "Ausländer" haben in der Regel schon lange für ihre Comicproduktion eigene Institute/Museen/Forschungseinrichtungen. Da brauchen wir uns nicht noch zusätzlich drum zu bemühen und womöglich das Rad für deren Comickultur neu zu erfinden.
Detlef Lorenz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 31.05.2016, 19:35   #9  
Mick Baxter
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Zitat:
Zitat von Pickie Beitrag anzeigen
Lausanne ist z. B. nicht weiter von Frankfurt/M. entfernt als Frankfurt/M. von Berlin.
Ist aber nicht deutschsprachig, und das wäre schon von Vorteil.
Mick Baxter ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 31.05.2016, 19:25   #10  
Pickie
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Ich meinte auch nicht, dass die deutschsprachigen Comics zu vernachlässigen seien, sondern dass diese ggf. von einer geeigneten Institution eines anderen Landes mitbetreut werden könnten, im genannten Beispiel die immerhin dreisprachige Schweiz mit einer jetzt schon international bestückten Bibliothek.
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Alt 31.05.2016, 19:46   #11  
user06
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Wenn es nicht gerade um Originalzeichnungen geht, dürften viele der in die Jahre gekommenen Sammler weitgehend dasselbe zusammengetragen haben: Lehning, Micky Maus, Kauka...
Ist es wirklich denkbar, dass eine Institution z.B. 30 x Sigurd komplett archivieren will ?
user06 ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 31.05.2016, 21:48   #12  
Servalan
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Zitat:
Zitat von Eymen Beitrag anzeigen
Ist es wirklich denkbar, dass eine Institution z.B. 30 x Sigurd komplett archivieren will ?
Frei nach Radio Eriwan: Es käme darauf an.
Das belgische Comicmuseum CBBD ist zum Beispiel geteilt: Hinten gibt es einen Forschungsbereich, der nicht öffentlich zugänglich ist. Dort geht es um Vollständigkeit, und hier finden sich seltene Stücke.
Aber unten im Hochpaterre befindet sich ein Lesesaal für alle, die Comics lesen wollen. Und die Alben, Hefte usw. leiden durch den Gebrauch deutlich. Wegen des enormen Verschleißes muß so ein Museum gewisse Titel mehrfach haben, um sie im Notfall rasch ersetzen zu können.

Eine Institution wie ein Comicmuseum muß im Gespräch bleiben und braucht deshalb Publikumsveranstaltungen.
Ein reines Forschungsarchiv wäre wohl schnell als Elfenbeinturm verschrieen.
Servalan ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 01.06.2016, 08:28   #13  
Pickie
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Zitat:
Zitat von Eymen Beitrag anzeigen
Ist es wirklich denkbar, dass eine Institution z.B. 30 x Sigurd komplett archivieren will ?
Zitat:
Zitat von Mick Baxter Beitrag anzeigen
Nein.
Zitat:
Zitat von Servalan Beitrag anzeigen
Es käme darauf an.
Das belgische Comicmuseum CBBD ist zum Beispiel geteilt: Hinten gibt es einen Forschungsbereich, der nicht öffentlich zugänglich ist. Dort geht es um Vollständigkeit, und hier finden sich seltene Stücke.
Aber unten im Hochpaterre befindet sich ein Lesesaal für alle, die Comics lesen wollen. Und die Alben, Hefte usw. leiden durch den Gebrauch deutlich. Wegen des enormen Verschleißes muß so ein Museum gewisse Titel mehrfach haben, um sie im Notfall rasch ersetzen zu können.
@Mick Baxter:
Voilà, da hast Du es - cherchez la femme! (Honi soit qui mal y pense.)

@Mick Baxter; @Eymen:
Eure letzten Postings sind zu einem guten Teil unverständlich, weil der Link "solche Sammler" für Mitglieder des öffentlichen Forums gesperrt ist. Bitte macht so was doch ausschließlich intern.
Pickie ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 01.06.2016, 09:00   #14  
betamax
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Standard Mikrofilm für die Langzeitarchivierung

Raritäten, die ich mir im Original eh nie leisten kann, habe ich mir auf Mikrofilm zugelegt. ( Golden Age Marvel, DC, MLJ, Quality, usw. )

Mikrofilme halten - angeblich - bis zu 500 Jahre. Meine ältesten Mikrofilme sind aus den 50ern ( Katzenjammer Kids ), sie zeigen bisher absolut keine Verschleißerscheinungen.
Auf dem freien Markt gibt es nur relativ wenig Material ( Golden Age, etwas Silver Age und sehr viel Comic Strips ). Theoretisch kann man auch seine Comicsammlung auf Mikrofilm bannen lassen, aber dies ist ein teures Vergnügen.
Aber für Bibliotheken usw. sollte dies möglich sein.
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Alt 02.06.2016, 01:42   #15  
Mick Baxter
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Zitat:
Zitat von betamax Beitrag anzeigen
Mikrofilme halten - angeblich - bis zu 500 Jahre. Meine ältesten Mikrofilme sind aus den 50ern ( Katzenjammer Kids ), sie zeigen bisher absolut keine Verschleißerscheinungen.
Da kann eck@rt sicher was zu sagen. Er hat verschiedentlich über seine Erfahrungen mit Mikrofilmen (deren Qualität zwar ausreichte, die dokumentierten Zeitungen zu entziffern, für Comics aber völlig unzureichend war) berichtet.

Digitalisieren dürfte da doch der günstigere Weg sein.
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Alt 31.05.2016, 19:53   #16  
user06
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Meinen zitierten Beitrag hast Du anscheinend nicht gelesen: Die komplette GL habe ich vor rund 20 Jahren und dann nochmal vor ein paar Monaten gelesen.
Ich weiss natürlich, dass es viele menschliche Hamster gibt, die nur Material anhäufen, aber dazu gehöre ich nicht.
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Alt 01.06.2016, 19:20   #17  
74basti
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Carsten Laqua wies auf das Problem hin, dass man heute noch nicht wissen könne, was später als relevant angesehen werde.
Die Comickultur gelte es zu bewahren. Aber dazu gehöre auch die Verlagsgeschichte. Skeptisch bewertete Laqua diesen Bereich, denn dort seien die Interessen ganz andere. Firmenunterlagen, Fotos und Verträge, vieles sei bereits verloren.

Ein allgemeines Manko im Kulturbetrieb sei chronischer Geldmangel. Mit einer Prise Ironie meinte er, man müsste entweder einen Lottogewinn einbringen oder aber einen wohlhabenen Mäzen finden. Da bräuchte man noch Leute, die darin arbeiten und die nötigen Entscheidungen treffen könnten. Aber - so sein resignierendes Fazit - Personen, die im Kulturbetrieb ihr eigenes Ego streicheln möchten, und kräftig investieren ... das ginge im Bereich "Comics" nicht.
In diesem Zusammenhang erinnerte sich Laqua an eine Barks-Ausstellung, die durch die Bundesrepublik wanderte. Bei jeder Eröffnung seien Politiker erschienen und hätten große Reden geschwungen: Man werde sich nun um das Thema "Comics" kümmern. Damals sei noch Geld aus öffentlichen Mittel vorhanden gewesen. "Aber nie ist etwas passiert!"
Der Grund sei, so Laqua, einfach: "Es ist niemand aus der Politik da, der sich mit Comics wirklich profilieren kann." Letztlich komme es der Politik alleine darauf an.
Insoweit sei er, was Hilfe aus öffentlichen Töpfen angeht, aus denen eine Finanzierung erfolgen könne, sehr skeptisch.

"Der Schlaf der Vernunft gebiert Ungeheuer" - Francisco de Goya 1799
74basti ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.06.2016, 09:14   #18  
Pickie
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Bei Lichte betrachtet ist das Fehlen eines deutschen „Comic-Zentrums“ wirklich kaum zu fassen um nicht zu sagen beschämend.

Zitat:
Zitat von 74basti Beitrag anzeigen
Carsten Laqua wies auf das Problem hin, dass man heute noch nicht wissen könne, was später als relevant angesehen werde.
Auf Belege zur Bedeutung von Wilhelm Busch, Rudolph Dirks und Lyonel Feininger braucht jedenfalls keiner mehr zu warten. Deutschland könnte mit ganz breiter Brust, um nicht zu sagen in vorderster Reihe auftreten!
Pickie ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.06.2016, 09:38   #19  
Servalan
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Mittlerweile merken die Leute, wo es weh tut. Ich bin damals gegen die Bologna-Reform bei Demos mitmarschiert und hab mir die Vollversammlungen im größten Hörsaal der Uni angetan, aber genützt hat es wenig bis nix. Und wie es jetzt aussieht, ist das Kind in den Brunnen gefallen.
Sogar die F.A.Z. muß das zur Kenntnis nehmen. Wissenschaftler haben eine Petition gegen die Exzellenzinitiative verfaßt - in dem Gastbeitrag heißt es:
Zitat:
Bemerkenswert ist, worüber nicht gesprochen wird: über Forschungsergebnisse, neue Theorien, über Paradigmenwechsel und über Bücher, die ein weites Publikum erreichen, kurzum - über Inhalte. Diskussionen von sachlicher Relevanz, gehen gerade nicht auf Projekte zurück, die im Rahmen der Exzellenzinitiative gefördert wurden, sondern auf Publikationen, die sich der traditionellen Sturheit einzelner Forscher verdanken. (...)

Die heute fast alleingültige Währung im Sektor wissenschaftlicher Veröffentlichungen aber ist der von peer reviews auf Stromlinie getrimmte Artikel in einem A-Journal. Die A-Journal-Artikel aber werden ihrerseits mehr zur Kenntnis genommen und statistisch ausgewertet (etwa um den Hirsch-Index zu errechnen) als wirklich gelesen. Bibliometrie tritt an die Stelle von Bibliophilie; dass ein Artikel soundso viel Mal zitiert wird, ist wichtiger als die Frage, was denn da zitiert wird und ob etwas dran ist an dem, was da behauptet wird. Das hat fatale Auswirkungen. Die peer review-Schwelle geschafft haben etwa Theorien über die besondere Effizienz und Transparenz der Finanzmärkte - eine vom Volkswirtschafts-Nobelpreis gekrönte Theorie wurde nach dem Lehman-Brothers-Crash von 2008 zur Lachnummer.
(P.S.: Bei dem rot markierten Satz darfst Du Dich angesprochen fühlen, Eckart.)

Hinzu kommt das folgende Hindernis:

Inzwischen wird der Bildungssbereich vorwiegend in Projekten ohne langfristige Perspektiven organisiert, wodurch sogar bestehende Institutionen in existenzgefährdende Krisen geraten. Ein Museum oder ein Comiczentrum bräuchte einen langen Atem und eine vernünftige Finanzierung. Wenn jedes Jahr aufs Neue Anträge für Drittmittel verfaßt werden müssen, verbrennt die Energie dort und fehlt letztlich bei Wissenschaft, Lehre und Forschung.
Servalan ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.06.2016, 09:48   #20  
FrankDrake
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Falls noch jemand so doof wie ich ist

https://de.wikipedia.org/wiki/Exzellenzinitiative

Mehr als ein Westfale kann der Mensch nicht werden!
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Alt 02.06.2016, 19:00   #21  
betamax
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Standard mich stört besonders der Ruf nach Vater Staat.....

Schaut man sich die völlig unterfinanzierten Filmarchive an, hier gehen jedes Jahr wichtige (deutsche) Stummfilme verloren, die noch auf Nitratfilm kopiert sind, weil viel zu wenig Geld/Personal für Restaurierung und digitale Bearbeitung zur Verfügung gestellt wird, dann sind Comics demgegenüber zweitrangig. Nicht weil ich Filme für wichtiger halte, sondern weil sich Scans leicht und kostengünstig herstellen lassen. Im Netz sind ja auch schon sehr viele Public Domain Golden Age Comics ( und nicht nur die, aber dies ist ein anderes Thema ). Natürlich ist dies keine Lösung für die Ewigkeit, aber Mikrofiches/Mikrofilme sind für Langzeitarchivierung eine gute Alternative. Man könnte von jedem Verkauf an Privatpersonen 5-10% automatisch an öffentliche Archive spenden.

Man muß sich auch fragen was überhaupt archivierwürdig ist. Weshalb sollte man z.B. die deutschen Übersetzungen von US Comics archivieren ( Marvel, DC, MLJ, Ajax, Avon, King Features ), wenn es die US "Originale" auf Mikrofiche/Mikrofilm gibt ?
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Alt 01.06.2016, 19:24   #22  
74basti
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Ralf Palandt schloß sich Laquas Ausführungen an und verwies auf die chronische Unterfinanzierung von öffentlichen Bibliotheken. Daher sei eine (öffentliche) Bibliothek als Keinzelle eines Comiczentrums in Deutschland eher "utopisch".
Man könne auch einen anderen Ansatz wählen, nämlich eine Stiftung gründen, um den ersten Schritt zu gehen. "Dann muss man aber auf Geldsuche gehen", ergänzte er und brachte damit wieder die Finanzierungsproblematik zur Sprache.



"Der Schlaf der Vernunft gebiert Ungeheuer" - Francisco de Goya 1799
74basti ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 01.06.2016, 19:36   #23  
74basti
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Heiner Jahncke hakte bei dem Vorschlag einer Stiftungsgründung beherzt ein und brachte ein Beispiel aus Hamburg, bei dem gerade dieser Ansatz gewählt worden sei, aber am Ende scheiterte: "Im Hamburg hatte sich ein Verein gegründet, der ein Pressemuseum auf die Beine stellen wollte. Es wurde ein Businessplan aufgestellt und viele Klinken wurden geputzt, aber das ganze ist fundamental gescheitert."
Zwischenzeitlich habe der Verein ein neues Konzept erstellt, dass sich auf "Internet und Pressefreiheit" beschränke.
Als bekanntes Beispiel für soziales und kulturelles Engagement gilt die Hamburger Otto-Familie (Otto Versand, Werner Otto Stiftung u.ä.). Für ein Museum seien Spenden in Millionenhöhe geflossen. "Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass so eine Förderung auch für ein "Comiczentrum" erfolgen würde", erklärte der renommierte Sammler. "Da würde ich nichts kriegen!"

Dr. Sackmann ergänzte, dass ein "paar Millionen" nicht reichen würden. "Es ist keine einmalige Sache, sondern die Folgekosten müssen auch abgedeckt sein, wenn eine solche Institution auch arbeiten muss.




"Der Schlaf der Vernunft gebiert Ungeheuer" - Francisco de Goya 1799
74basti ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 01.06.2016, 19:39   #24  
74basti
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[sorry für die schlechte Bildqualität - Die Jalousien waren runter und daher war das Licht nicht gut. Handy machen gute Bilder eben keine guten Bilder wenn man nicht nah genug rangeht (mein Fehler) und zuwenig Licht vorhanden ist.]

"Der Schlaf der Vernunft gebiert Ungeheuer" - Francisco de Goya 1799
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Alt 01.06.2016, 19:50   #25  
74basti
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Eckart Sackmann nannte zwei Institutionen als Beispiele dafür, wo es haken kann und wo man im Vorfeld ein Augenmerk darauf haben müsse.

Das Wilhelm Busch Museum in Hannover mache zwar ab und an Ausstellungen zum Thema Comics, aber letztlich habe man sich für die Aufnahme des Begriffes "Zeichenkunst" in den Museumsnamen entschieden und gegen "Comics", wofür er sich selbst eingesetzt habe.
Man habe nur ein kleines Gebäude und die Bibliothek sei bis heute nicht digital erschlossen.

Ein weiteres Beispiel sei das Institut für Jugendbuchforschung. Seit Bernd Dolle-Weinkauff in Verantwortung sei, habe man dort auch Comics in die Sammmlung aufgenommen und diesen Bereich ausgebaut.
Das große Problem, vor dem diese Institution stehe, sei fehlender Platz und das Gerangel der Fakultäten untereinader. "Die Jugendbuchforschung ist nur ein Bereich von vielen. Da ist die Gefaht sehr groß, dass andere Fachrichtungen durch Umstrukturierungen die Räumlichkeiten des Institutes übernehmen", beschrieb Sackmann die schwierige Situation bei einer Angliederung an einen Universitätsbetrieb.
"Daher", so sein Fazit aus den beiden Beispielen, "ist es wichtig, ein Institut zu finden, das eben nicht von der Politik oder von der Entscheidung von Einzelpersonen abhängig ist."

Heiner Jahncke griff das Beipiel mit den Museen noch einmal auf und mahnte vor der aktuellen Situation, dass Museen / Museumsleiter dazu neigen, in Konkurrenz zu anderen zu treten, um sich zu profilieren und die Stellung des Museums zu stärken. Derzeit sei diese negative Tendenz bei Cartoon-Museen zu beobachten.

"Der Schlaf der Vernunft gebiert Ungeheuer" - Francisco de Goya 1799
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