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Alt 20.03.2018, 16:46   #1  
Servalan
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Mein Soziologieprofessor hatte noch in den frühen 1990er so seine liebe Mühe mit den "Doppelbegabungen". Bei ihm klang das despektierlich, und im Unterton schwang der Vorwurf mit: Wenn jemand es wirklich zur Meisterschaft respektive zum künstlerischen Durchbruch schaffen will, soll er sich gefälligst auf den Hosenboden setzen und sich auf ein Metier konzentrieren. Dann könnte das unter Umständen etwas werden, und nur dann ... Der Rest sind bloß Stümper und Hobbykünstler.
Ich glaube, zur Jahrtausendwende kippte das ins Gegenteil um: Die Kreativen (wie sie jetzt genannt werden) sind ja die Speerspitze des flexibilisierten Arbeitsmarktes. Statt eines Handwerks wie damals, hangeln die sich jetzt von einem Projekt zum nächsten durch und können es sich beim besten Willen nicht erlauben, wählerisch zu sein. Siehe auch das Buch Wir nennen es Arbeit über die prekären Verhältnisse in der Branche.

Einer fürs Körbchen:

Der Nobelpreisträger für Literatur des Jahres 1999, Günter Grass (1927 - 2015) gestaltete bei Steidl seine Bücher grafisch selbst. Nach einer Lehre als Steinmetz studierte er von 1948 bis 1952 bei Josef Mages und Otto Pankok an der Kunstakademie Düsseldorf Grafik und Bildhauerei.
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Alt 20.03.2018, 20:43   #2  
G.Nem.
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Zitat:
Zitat von Servalan Beitrag anzeigen
(...) Wenn jemand es wirklich zur Meisterschaft respektive zum künstlerischen Durchbruch schaffen will, soll er sich gefälligst auf den Hosenboden setzen und sich auf ein Metier konzentrieren. Dann könnte das unter Umständen etwas werden, und nur dann ... Der Rest sind bloß Stümper und Hobbykünstler. (...)
Da kannst mal wieder sehen,
Soz.-Professoren kommen und gehen,
und J.W. Goethe bleibt bestehen.

Und evtl. auch der Grass,
eh klar.
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Alt 21.03.2018, 13:02   #3  
Servalan
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Eine Zeitlang hatte ich wegen der Kombination meiner Studienfächer und meiner Leidenschaft für Comics mit dem Gedanken gespielt, eine soziologische Arbeit darüber zu verfassen. Also habe ich irgendwann mal unverbindlich vorgetastet - und das Thema "Doppelbegabungen" danach abgehakt.
"Doppelbegabungen" erkannte er an, aber seiner meiner Meinung nach waren die so selten wie taubeneigroße Diamanten höchster Güte. Ergo lohnte das nicht, jedenfalls nicht in der Soziologie - vielleicht in der Kunstgeschichte.
Mein Professor hatte schon einen gewissen Weitblick und gebildet war er auch. Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte er als Kind Wolfgang Borchert kennengelernt. Literarisch waren Jean Paul und Arno Schmidt seine Hausgötter. Er wirkte fleißig in Reemtsmas Arno-Schmidt-Stiftung mit und trat als Rezitator auf.
In Sachen Literatursoziologie plante er mal ein Seminar zur Hamburger Literaturzeitschrift Zwischen den Kriegen, die von 1952 bis 1956 im Selbstverlag erschien, und zu diesem Zweck hatte er seine Ausgaben dabei.

Der Nächste fürs Körbchen:

Der französische Comicautor Alex Barbier (1950 - 2019) zog sich nach der Einstellung von Charlie mensuel enntäuscht von den Comics zurück. Zwischen 1982 und 1994 widmete er sich der ernsthaften Malerei, betrieb ein Bistro im Pyrenäendorf Fillols und organsisierte kleine Independentfestivals BD Plouc festival de Fillols.
Vertreten wird er von der Galerie Barbier & Mathon in Paris. Ausgestellt wurde er in den Galerien Du Sénat und Loeb in Paris, Hall Sud in Genf und La main de fer in Perpignan.

Geändert von Servalan (26.11.2019 um 15:56 Uhr)
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Alt 21.03.2018, 14:28   #4  
G.Nem.
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Noch eine für’s Körbchen:

Für mich auch eine klassische Mehrfach-Begabung ist Beatrix Potter >
https://de.wikipedia.org/wiki/Beatrix_Potter
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Alt 21.03.2018, 14:42   #5  
Servalan
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Im Windschatten von Artemisia Gentileschi und Angelika Kauffmann steht die dritte Pionierin, die Beatrix Potter bestimmt gekannt und sicher geschätzt hat:

Maria Sibylla Merian (1647 - 1717) kombinierte in ihrer Malerei ihre Kunst mit naturwissenschaftlichen Interessen. Blumen malen fällt natürlich ins oben erwähnte hartnäckige Klischee, aber auf ihre Arbeiten bezog sich unter anderem Carl von Linné. Sie kam der Metamorphose der Insekten auf die Spur, die sie systematisch erforschte.
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Alt 21.03.2018, 16:04   #6  
G.Nem.
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Zitat:
Zitat von Servalan Beitrag anzeigen
Maria Sibylla Merian


Ihre Naturdarstellungen sind bis heute 1a.
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Alt 22.03.2018, 12:44   #7  
Servalan
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Friedrich Dürrenmatt (1921 - 1990) neigte zum Malen und Zeichnen, einige seiner Werke illustrierte er selbst, teilweise schuf er Bühnenbilder. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte er Kunst studiert:
Zitat:
Dürrenmatts Vater wollte, daß sein Sohn Theologie studiert, doch Friedrich hatte beschlossen, Maler werden. Der Vater stimmte dem zu, allerdings unter der Bedingung, daß sein Sohn vor dem Besuch einer Kunsthochschule das Abitur bestand. Dürrenmatt lernte daraufhin Tag und Nacht, bestand zwar das Abitur, aber zu einem Kunststudium kam es nie. Schuld daran war das Fehlurteil einiger professioneller Maler (...).
Seine Mutter Hulda zeigte seine Werke Eduard Wyss und Kuno Amlet, die sie lächerlich fanden. Während seines Studums bemalte er in Bern seine Bude mit Wandgemälden, die nach seinem Auszug übermalt wurden; mittlerweile hat die Dürrenmatt-Mansarde sogar einen eigenen Wikipedia-Eintrag.
Obwohl seine Kunst später anerkannt wurde, mußte er nach den herben Enttäuschungen freundlich zu Ausstellungen überredet werden:
Zitat:
Eine erste Ausstellung seiner Bilder findet 1976 im Hôtel du Rocher in Neuchâtel statt. Nur sehr selten hat Dürrenmatt sich darauf eingelassen, seine eigenen Arbeiten einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die Gründe dafür sind vielschichtig: Vor allem hing es mit der Kritik zusammen, die er in seiner Jugend erfahren mußte. (...) Erst der Freund, Hotelier und Koch Hans Liechti konnte ihn 1976 zu der kleinen und halbprivaten Ausstellung in den Räumlichkeiten des Hotels überreden. Eine zweite und weitaus umfassendere Ausstellung folgte zwei Jahre später in der Galerie Daniel Keel in Zürich. Begleitend dazu erschien der Bildband „Bilder und Zeichnungen“, mit einem Vorwort von Manuel Gasser. (...)
1985 stellt Dürrenmatt zum dritten und letzten Mal eigene Arbeiten aus, diesmal im „Musée d’Art et d’Histoire“ in Neuchâtel.
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