16.05.2022, 21:49 | #26 | |
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Zitat:
irgendwie kann ich mit den "Damen" nix so richtig anfangen und das Sonderheft, naja --- das ist ohnehin mehr Bauhaus als Camellen Das mit dem komisch / lustig Reden (*/-INNEN wie AUßEN) bekomme ich irgendwie nicht artikuliert, obwohl ich sonst (fremd)sprachlich eher nicht untalentiert bin und eine sogar nahezu perfekt beherrsche - Fremdsprachen sind aber auch natürlich gewachsen, ebenso wie auch unsere Muttersprache - "Leider" bin ich bei "künstlich verordneter" Sprache völlig talentfrei - das war "früher" schon so ... |
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17.05.2022, 21:44 | #27 |
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Das Thema Bauhaus hätte ich eigentlich interessant gefunden. In der Art und Weise in der es präsentiert wird, erinnert es mich allerdings eher an ein Gewerkschafts-Agitationsblättchen als an das Thema Bauhaus. Dass man 1930 schon von Arbeitenden statt Arbeitern und Studierenden statt Studenten sprach, ist mir neu. Selbst heute kenne ich niemanden außer woke Nachrichtenmachende, die so sprechen. Das Heft hat dennoch etwas Charme. Zum einen gefällt mir die zeichnerische Ästhetik, die mich allerdings eher an DDR in den 50er Jahren als an 1930 denken lässt. Zum anderen erinnert die Geschichte tatsächlich stark an die Propaganda-Geschichten in Atze und sorgt somit für etwas Nostalgie.
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17.05.2022, 22:32 | #28 |
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Die Kostufra (Kommunistische Studentenfraktion) am Bauhaus gab damals das Blättchen "Bauhaus - Sprachrohr der Studierenden" heraus. Ob es sich damals schon um eine Art Gendern handelte, weiß ich nicht. Konsequenterweise hätten die sich dann Studierendenfraktion und nicht Studentenfraktion nennen müssen.
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28.05.2022, 14:55 | #29 |
Winkeladvokat
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Mit diesem Heft konnte ich als Mosaik-Fan echt nichts anfangen. Dem von einigen hier schon angeführten Agitprop-Charakter kann ich mich nur anschließen. Auch dem adaptierten 50er-Jahre-Zeichenstil konnte ich nur wenig abringen, trifft wohl aber eher den Zeitgeist des Themas.
Gut fand ich die Idee, Zeitsprünge anhand der Eingilbung des Papiers nachvollziehbar zu machen. Ein typisches Auftragsheft, weshalb ich mit meiner Kritik auch nicht allzu streng sein möchte. Die beiden Vorgänger haben mir trotzdem besser gefallen. |
02.06.2022, 00:16 | #30 | |||
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Zitat:
Bei "Bauhaus" hatte mich schon allein der wunderliche Begriff etwas Abstand nehmen lassen. Als gäbe es auch Häuser, die man nicht "bauen" würde. Ein ähnliches Problem hatte ich, als eine Kindergärtnerin von "Bewegungsspielplatz" sprach und damit schlicht einen "Spielplatz" meinte. Die Idee, dass die Funktion die Form bestimmt, hat für sich genommen etwas minimalistisch-ästhetisches und faszinierendes. Im Bereich der Fahrzeuggestaltung gab es diesen Trend ja auch (allerdings erst ab den 1960er Jahren; als "Konsequente Sachlichkeit" bezeichnet). Das allseits bekannte Simson-Moped S50/51 ist wie dessen Gestalter Karl Clauss Dietel ein geradezu radikaler Vertreter dieses Gestaltungsprinzips. Es besticht durch seine Funktionalität und Effizienz, aber es wirkt immer eine Idee zu irdisch, zu vernünftig, zu blass. Das Drama erkennt man auch deutlich im Vergleich des bildhübschen Wartburg 311 mit dessen vernünftigem, aber eben auch emotionsbefreiten Nachfolger 353. Ohne Wertung bezüglich des Namenspatrons, muss ich sagen dass mir die Architektur nach Stalins Vorstellungen mit Abstand am besten gefällt, dieser "sozialistische Klassizismus". Ich wohne selbst in einem Wohnhaus dieses Baustils. Geändert von Max schwalbe (02.06.2022 um 01:15 Uhr) |
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02.06.2022, 17:48 | #31 |
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Nun eben: Quadratisch Praktisch Gut.
Im Real Existierenden wurden dann nach dieser Form ganze Häuser gebaut. Dort blühten dann die Neurosen im Quadrat. Keine Ahnung warum ich die Plattenbauten bis heute ablehne.... |
02.06.2022, 21:36 | #32 | |
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Zitat:
Ähnlich wie die Dombauhütten wollte das Bauhaus in seiner frühen Zeit in Weimar eine Art Bauhütte sein für eine Neugestaltung der Welt, versinnbildlicht als "Kathedrale der Zukunft" oder "Kathedrale des Sozialismus". |
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03.06.2022, 19:30 | #33 |
Winkeladvokat
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Das ist nur einer der Denkfehler in Maxens Kommentar...
Denn sonst wäre alles in der DDR ab den späten 60er Jahren Geschaffene "Bauhaus" gewesen. Dem ist mMn aber nicht so. Vielmehr war es eine Knappheit an Rohstoffen und die damit verbundenen Vorgaben von Staat und Regierung, die die Designer zwangen, minimalistisch zu entwerfen/produzieren. Gern wurde da sicher der Bauhaus-Stil als willkommene Vorlage im Nachgang zitiert. Als "Kunstform" war das mit Sicherheit nicht angedacht. Da das Beispiel mit dem Wartburg kam, es gab schon moderne Designs in den 70er und 80er Jahren für Karossen, die sehr schwungvoll und formschön ähnlich des 311er waren, aber alle abgewiegelt wurden, da zu teuer, zu aufwändig, zu individuell. Wir hatten einfach nüscht und uns wurde auch nichts zugestanden. Auch Plattenbauten entsprachen nicht dem Lebensgefühl der Leute, sie ließen sich einfach schnell und kostensparend umsetzen... Ein großer Unterschied zu den 30ern, in denen Bauhaus ein neues Gefühl der Sachlichkeit nach Jugenstil und Gründerzeit mit seinen ausschweifenden Formen und Farben bedeutete. Geändert von Sinus_Cosinus (03.06.2022 um 19:56 Uhr) |
06.06.2022, 22:39 | #34 |
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Nunja das hat aber nur begrenzt etwas mit DDR zu tun. Die "Platte" setzte sich damals auch im Westen durch, wenn auch etwas liebevoller arrangiert als in der DDR. Gleiches im Automobildesign: Der Fiat 124 war in seiner Formsprache der konsequenten Sachlichkeit 1966 der Knaller und 1967 Auto des Jahres. Mit "wir hatten nüscht" hat das erst mal nix zu tun. Das äußerste sich beim Warti eher im veralteten Motor (der soo schlecht nun auch nicht war, von der Öko-Bilanz mal abgesehen). Das Fahrwerk hingegen war in den 1960erm moderner als bei den meisten Westautos seiner Klasse. Ins Hintertreffen geriet er erst später, als die Automobilwirtschaft kaputtgespart wurde (was mir immer noch sympathischer ist als die heutigen übermotorisierten SUVs unter deren Gewicht schon Granit zerbröselt sein soll - was soll das).
Und ich habe nirgends geschrieben, der DDR-Baustil sei Bauhaus gewesen. Geändert von Max schwalbe (06.06.2022 um 22:54 Uhr) |
06.06.2022, 22:52 | #35 |
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na so'n schöner schwerer SUV, besser Pickup oder Geländewagen, mind. 15 Liter muss der durchsaugen und schwarze Wolken hinten raus lassen, 2,5 Tonnen schwer als V6 besser V8 und Hubraum, Hubraum, Hubraum, der ist durch nichts zu ersetzten ... ja das waren noch Zeiten!
Heute solche Muschi-Autos mit dünnlichen Motörchen (dennoch durch den Elektronikkram, sinnlos schwer gemacht), am besten mit Elektro (obwohl die kerniges Drehmoment haben), säuselnden Zitronenduft am Endrohr versprühend, nein, dass ist nicht mehr die Welt im Kraftzustand. Alles hat ein Ende, nur das Endrohr nicht... |
06.06.2022, 23:00 | #36 |
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Dampfloks haben ihre Sympathie halt auch nicht von irgendwoher ^^ Ist halt die Frage ob sowas als Sonderzug verkehrt oder täglich die Innenstadt zukokt.
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07.06.2022, 08:23 | #37 |
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Sag ich doch Sonder-SUV, wie auf dem Rummel, wer's mag?
Der Realität ist das schon nahe, wenn ich das so manchmal auf Fahrzeug-Oldie Treffen sehe. Da stehen dicke Mercedes mit H-Kennzeichen und röhren ab und an.... |
07.06.2022, 17:03 | #38 |
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Hier gibt es kein Feinstaubproblem....
https://www.youtube.com/watch?v=sc5SS_MHvRc |
07.06.2022, 21:52 | #39 |
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es geht auch ohne Adblue
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07.06.2022, 22:45 | #40 | |||
Winkeladvokat
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Zitat:
Und ich habe auch nicht geschrieben, dass du das geschrieben hast :-) Aber würde man deinen Argumenten folgen, bekäme man den Eindruck, es wäre so. |
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07.06.2022, 23:00 | #41 | |
Winkeladvokat
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08.06.2022, 17:46 | #42 |
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09.06.2022, 20:53 | #43 | |
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? Ich wollte betonen, dass der Fiat 124 stilprägend für diese Bauhaus-artige Gestaltung war und auch Auto des Jahres (das ist eine europaweite Auszeichnung https://de.wikipedia.org/wiki/Auto_des_Jahres_(Europa)). Damals hatte die BRD bei Innovationen keineswegs die Nase vorn, progressives ging vor allem von Italien, Frankreich und England aus. Das änderte sich dann erst später zugunsten der BRD.
Zitat:
P.S. dass die Wirtschaftsleistung aus verschiedenen politischen aber auch geografischen Gründen insgesamt deutlich geringer war als in der BRD, stimmt natürlich auch, aber das führt jetzt hier sicherlich zu weit das alles aufzudröseln. Der Begriff "Mangel" bezieht sich volkstümlich auf "leere Regale" oder "lange Wartelisten". Das ist aber unsachlich, Mangel besteht grundsätzlich fast immer, sonst könnten wir das Geld gleich abschaffen. In der DDR wurde versucht, den Mangel nicht über steigende Preise, sondern über andere Mechanismen zu verwalten. Was zwar sozial gedacht war, aber insgesamt ziemlich schief ging wie allgemein bekannt ist. Die Debatte ist grade ziemlich aktuell angesichts der erregten Diskussionen, ob und wie stark die EZB den Leitzins jetzt anheben sollte... was bedeutet: Preise bremsen + Investitionen hemmen... das eine bedingt das andere, leider. Schwieriges Thema. Geändert von Max schwalbe (09.06.2022 um 21:15 Uhr) |
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09.06.2022, 21:40 | #44 |
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Warum off topic? Wenn das Thema Bauhaus (hat ja irgendwie auch mit Weltwirtschaftskrise etc. zu tun) auf diese wirtschaftlichen Dinge hinweist, kann man diese auch hier bringen. Ich finde das spannend.
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09.06.2022, 23:17 | #45 |
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Zum Thema Bauhaus und Kraftfahrzeuge sei hier auf Gropius' Entwürfe für die Adlerwerke verwiesen.
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10.06.2022, 11:26 | #46 | ||
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Zitat:
Zitat:
Interessant ist, dass die Stasi in einer Analyse Anfang der 80er Jahre bereits vor einem Staatsbankrott warnte. Lesenswert hier: https://www.bpb.de/themen/deutsche-t...tt-mit-anlauf/ |
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10.06.2022, 13:41 | #47 |
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@Max Schwalbe: Also ich finde das sehr spannend, habe da sonst auch kaum Einblicke. Und warum nicht die ökonomischen und industriellen Hintergründe beleuchten, das interessiert ja beim Mosaik auch.
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10.06.2022, 19:07 | #48 |
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Für die schwache Wirtschaftsleistung und Innovationskraft der DDR gab es sicher viele Gründe, die auch im zeitlichen Ablauf wechselten.
Das erste Handicap waren sicher die Besatzungskosten durch die SU. Die Russen transportierten nach dem Krieg etwa ein Drittel der Industrie-Infrastruktur Ostdeutschlands ab. Dazu kamen bis in die 50-iger Jahre ein Viertel der Industrieproduktion als Reparation und nicht zu vergessen die Besatzungskosten sebst, bis 1953 allein fast 17Mrd. Mark. Im Westen gab's den Marshall-Plan, manchmal erkennt man den Sieger schon beim Start. Die Wirtschaftspolitik war natürlich auch zweifelhaft, aber unter Ulbricht zumindest nicht ohne Reformbemühungen, mit Honecker war es damit dann vorbei. Eine völlig verfehlte Subventionspolitik wurde zu einem Sargnagel. Das riesige Wohnungsbauprogramm konnte nicht durch adäquate Mieteinnahmen kompensiert werden. Aber auch die gelobte Mikroelektronik war ein Fass ohne Boden. Als der 256 kilobit-Speicher produziert wurde, kostete das die DDR pro Stück 536 Mark bei 16 Mark Inlandspreis. Die Kollektivierung der Landwirtschaft brachte einen Leistungsrückgang und die Bauern betrieben teilweise zu LPG-Lasten zuhause noch eine eigene Wirtschaft und zahlten keine Steuern. Geld war dank westlicher Kredite vorhanden, so dass Honecker's Spinnereien scheinbar kein Ende kannten. Erst als die Russen die Erdöllieferung Anfang der 80-iger drosselten, wurde er etwas panisch, hatte doch die DDR überschüssiges Öl gegen Devisen im Westen verscherbelt. Aber noch schnappte die Schuldenfalle nicht zu. Erst als der osteuropäische Markt einbrach, gab's die DDR im 90-iger Schlussverkauf und die Russen brauchten das westdeutsche Geld halt auch. Geändert von komnenos (10.06.2022 um 19:42 Uhr) |
10.06.2022, 20:28 | #49 |
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Über die Gründe des Niedergangs der DDR-Wirtschaft kann man sicherlich wochenlang diskutieren.
Wer wie ich in den 80ern wenigstens einmal wöchentlich mit der Reichsbahn zwischen Wolfen und Bitterfeld mitten durch das CKB fuhr und dort auch seinen UTP verbringen "durfte" merkte irgendwann, daß die Parole "Der Sozialismus siegt!" nur in der sächsischen Mundart stimmen konnte. Aber kann sich jemand (Das gilt jetzt nur für die Generation 50+ ) erinnern, ob das Bauhaus in der DDR-Öffentlichkeit irgendeine Rolle spielte? Ich habe auch anläßlich dieses Heftes mal in meinem Gedächtnis gekramt aber nichts gefunden. Weder im Unterricht noch in den Medien. Und dabei lag Dessau für mich ja praktisch vor der Haustür. Sicher waren viele Haushaltsgegenstände auch vom Bauhaus beeinflußt, aber das wurde nirgends erwähnt und ehrlich gesagt erfreuten sich kitschige Möbel und Haushaltsgeräte bei meinen Eltern und Großeltern stets viel größerer Beliebtheit als die spartanisch wirkenden Teile. |
10.06.2022, 20:59 | #50 |
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Mir war das Bauhaus damals auch kein Begriff, aber ich hatte auch den Kunstunterricht zugunsten von Musik in der Schule abgewählt.
Offensichtlich geriet das Bauhaus zu Beginn der DDR in die Formalismusdebatte, die ja auch an der HGB in Leipzig wütete und Hannes Hegens Lehrer Max Schwimmer in die Flucht nach Dresden trieb. Und so baute man dann in den 50-igern zunächst die Stalinallee in Berlin als Vorzeigeobjekt einer neuen ostdeutschen Identität, die doch stark von Moskau dominiert war, wie auch die Formalismusdebatte aus dieser Richtung kam. Ich habe heute zufällig zum ersten Mal eine Wohnung in der ehemaligen Stalinallee von innen gesehen, da ist vom Klassizismus der äußeren Fassaden nichts zu sehen. |
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