Mosaik Heft 548 "Land in Sicht"

[Chouette]

Früher hätten mir solche Wünsche wie die von ptero die Nackenhaare zum Aufstellen gebracht. Abrafaxe als Hardcore-Fantasy. So absurd das klingt, aber ich bin für alles außer einem „weiter so!“. Von mir aus lasst den Faxen Flügel wachsen.

[Nafi ibn Azraq]

Also ich finde das mit den Tieren sprechen in der kindlich-animistischen Welt Pitipaks in dieser Serie nicht so schlimm, möchte aber, dass es bei dieser Serie bleibt. Rattifax kann gerne weiter das Geschehen kommentieren, solange sie nicht gepflegte Konversation mit Menschen beginnt.
Grundsätzlich finde ich es wichtig, dass das Mosaik sich weiter an einer historischen Einbettung ohne Fantasyelemente orientiert. Historische Fantasy-Comics gibt es ja nun mehr als genug da draussen, vor allem aus dem francobelgischen Raum. Am Mosaik schätze ich, dass es tatsächlich - mit erzählerischen Freiheiten beim Plot - sich an einer realistischen Umwelt orientiert. Mythen können ja gerne als Mythen aufgegriffen werden und wie in der Templerserie mit dem Gral persifliert werden, aber dabei sollten sie es bewenden lassen.

[Diplomat]

Das hat man auch in der Griechenland-Serie so schön mit dem Minotaurus hinbekommen.

[Nante]

Minotaurus und Zentauren-Mädchen.

Jedesmal das gleiche, aber sehr gelungene Muster: Realität >> Ach, nur ein Traum >>> Äh, und was ist das? War es am Ende doch...

[Max schwalbe]

Zitat von Nafi ibn Azraq

Pitipak wäre ohne die Faxe wahrscheinlich als großer Entdecker Europas und berühmter Weltreisender in die Annalen eingegangen, wenn diese Helikopter-Onkels ihn nicht [...]

Zu Fantasy-Frage: Also bei Luther galt einhellige Kritik doch der mangelhaften Fiktion. Ich finde solche unwirklichen Elemente auch im Mosaik super, sofern sie nicht die gesamte Handlung ad absurdum führen. Ein Gandalf ist auch nett, solang er nicht am Ende des Dramas sagt "och das wird mir jetzt zu doof, ich zaubere Sauron einfach mal weg dann ist wieder alles supi". Das würde auch ein Kind seltsam finden. Fiktion und nonsens sind halt auch noch mal zwei paar verschiedene Schuhe... egal wie historisch oder physikalisch korrekt es läuft - am Ende sollte es eine Geschichte sein, mit deren Figuren und Handlungen man sich als Leser identifizieren und mitnehmen lassen kann.

[Nante]

Also ich habe die fehlende Fiktion eigentlich nicht bemängelt. Ich fand und finde die Serie doch sehr gelungen. Meiner Meinung nach hat man die Vorhersehbarkeit der Handlung (zumindest für die, die Luthers Biographie einigermaßen kennen) gut durch die Parallelhandlung um Cranach und einige Nebenfiguren "aufgepolstert".

Nichts gegen mehr Fiktion. Das Leben Historischer Persönlichkeiten bietet da meiner Meinung nach genug Freiraum und im Erstfall gilt wieder Tilbergs Motto.
Aber dann bitte auf "realer" Basis ohne Zaubererei oder Superhelden mit übernatürlichen Fähigkeiten. Davon gibt es doch nun wirklich genug.

[Faxikarl]

Fantastische oder unrealistische Elemente gehören seit Anbeginn zu den Abrafaxen (deren Name ja von Abrakadabra abgeleitet wurde).
Gleich in der ersten Serie spielen Schlafbeeren, die jeden in einen siebentägigen Dornröschenschlaf fallen lassen, eine wichtige Rolle.
Denkende und den Menschen verstehende Tiere gab es recht ausgeprägt schon bei der Eskapade mit dem Elefanten und dem Löwen in Heft 6/82.
Aber es stimmt natürlich: Die Dosis macht das Gift.

Daher fand ich gut, dass das aktuelle Heft das Reden mit Tieren mit einer besonderen, offenbar erblichen Fähigkeit von Pitipak erklärt und nicht einfach so als Selbstverständlichkeit stehen lässt.
Muss man nicht toll finden, kann man aber so hinnehmen wie weiland den wundertätigen Califax in Indien.

Auch die angebliche hellseherische Fähigkeit des Opas würde ich nicht überbewerten. Es reicht doch, dass er mit den Tieren reden und daraus seine Schlüsse ziehen kann.
Keine Ahnung, wie schnell die Stille Post im Meer funktioniert, aber das Ganze findet ja exakt "viele Stunden später" statt, nachdem Pitipak von Bord gehopst ist.
Die Fische munkeln sicher schon aufgeregt, dass der kleine Frechdachs in der Nähe ist.

Apropos ins Wasser gehopst:
Der gleiche Califax, von dem es in Heft 3/83 und 12/86 hieß, er könne gar nicht schwimmen, stürzt sich mitten in finsterster Nacht in die tosende See?
Einfach Hals über Kopf, ohne Beiboot, ohne Rettungsring (letzterer wird ihm freundlicherweise noch hinterhergeworfen) - Selbst falls er inzwischen Schwimmunterricht genommen hat, bleibt das eine irre Selbstmordaktion, die eher zu Abrax gepasst hätte.

Aber mein Stirnrunzeln darüber verflog spätestens auf Seite 11, die in der Tat einen titelseitenverdächtigen Augenschmaus darstellt.

Mehr die Stirn runzeln oder eher die Augen verdrehen kann man hingegen nur noch beim Anblick der bereits von wow! und gbg bemängelten Leserbriefseite.
Früher waren das wirklich Seiten voller Leserbriefe, unter die dann 3 Kinderzeichnungen eingestreut waren.
Mittlerweile ist es umgekehrt: eine Galerie von Kunstwerken Fünfjähriger, unter die man alibihalber noch 3 Leserbriefe Sechsjähriger mischt mit meist so hochinteressanten Inhalten wie, dass sie Mosaik lesen können und schon seit knapp 3 Ausgaben sammeln.

Immerhin gibt es diesmal im Extavium nicht diese drollige Dissonanz wie im Vorheft, wo der das Experiment durchführende Mosaikleser in der Abbildung Bartstoppeln aufwies, die bei dieser Zielgruppe eigentlich noch nicht sprießen sollten.

Noch ein paar Kleinigkeiten, die mir gefallen haben:

Der bereits von gbg erwähnte Oktopus und Hai auf S.36

Pitipaks Mutter hat auf S.40 den gleichen weinerlichen Blick, den Pitipak immer hat, wenn man ihn an seine Mutter erinnert.

Auf S.52: Der Text mit dem Erscheinungsdatum des nächsten Hefts passt sich der Schräge im Bild an.

Überhaupt dürfte diese Rückseite die wohl interessanteste der ganzen Serie sein (neben allenfalls noch der Rückseite von 542).

Sie inspiriert mich zu folgender Prognose:
Auf Nan Madol entdecken die Abrafaxe uralte Hinweise, die bereits den fließenden Übergang zum neuen Abenteuer darstellen, welches sich um den versunkenen Kontinent Mu und einen weiteren Kristallschädel dreht und im weiteren Verlauf lose Enden früherer Serien aufgreift. Hinter dem Artefakt jagt auch der zwielichtige Antiquitäten-"Händler" John Ferrando her. Außerdem begegnen wir der liebreizenden Elszbieta (der späteren Mrs. Ferrando) in jüngeren Jahren, lernen mehr über die rätselhaften Kristallschädel und erfahren, wie es den Don in den Golf von Bengalen verschlägt.

Ich will aber auch nicht ausschließen, dass der Autor mich mit einer völlig anderen Handlung "überrascht", in der all das nicht passieren wird.

[Chouette]

Ich glaube, jedem von uns fallen beim Anblick der mysteriösen Ruinen unzählige spannende Handlungsstränge ein, die dort ihren Anfang nehmen könnten. Da sollte es doch mit dem Teufel zugehen, wenn das Mosaik keinen aufgreift.
Ich schrieb es schon: Ich bin richtig gespannt.

[Nante]

Zitat von Chouette

Da sollte es doch mit dem Teufel zugehen, wenn...

Mit dem Teufel oder J.U.S.

Apropos Teufel= Schreckensfiguren.

Wie hoch schätzt Ihr die Wahrscheinlichkeit ein, daß die Verbindung von Letu mit den Duk-Duk-Typen und seine Tätigkeit an Bord für dieselben noch aufgeklärt wird? (Und damit meine ich etwas mehr als zwei Panels und drei Sätze.)

[gbg]

Das mit dem Kontinent Mu würde ich auch favorisieren. Kommt einer Corto Maltes Story nahe.

[gbg]

Zitat von Nante

Wie hoch schätzt Ihr die Wahrscheinlichkeit ein, daß die Verbindung von Letu mit den Duk-Duk-Typen und seine Tätigkeit an Bord für dieselben noch aufgeklärt wird? (Und damit meine ich etwas mehr als zwei Panels und drei Sätze.)

Ich glaube das hat der Autor aus den Augen verloren.

[Udo Swamp]

Zitat von Nante

Mit dem Teufel oder J.U.S.

Apropos Teufel= Schreckensfiguren.

Wie hoch schätzt Ihr die Wahrscheinlichkeit ein, daß die Verbindung von Letu mit den Duk-Duk-Typen und seine Tätigkeit an Bord für dieselben noch aufgeklärt wird? (Und damit meine ich etwas mehr als zwei Panels und drei Sätze.)

Ich glaube zwar auch nicht so richtig, dass da noch was großartig dazu kommt, aber es wäre eine interessante Sache gewesen, dort den Faden weiterzuspinnen.

[SilverBlade]

Land in Sicht - das mittlerweile siebzehnte Heft der Ozeanien-Serie. Noch sieben Hefte - was erzählt man da? Also doch kein Land in Sicht - jetzt ein inhaltliches Feuerwerk in sieben Heften abbrennen - da würde man sich auch irgendwie veralbert vorkommen. Aber schön wäre es schon.

Was mir am Heft aufgefallen ist - ich erwähne nicht weiter, das Califax Nichtschwimmer ist, ich werde mir auch nicht die Mühe machen, genau zu erläutern, warum diese Verhandlung im Heft, eine reine Farce ist und mit der historischen Realität nichts zu tun hat. Auch die inflationär sprechenden Tiere braucht man nicht mehr zu kommentieren, genauso wenig wie die Delfine, die Pitipak und Califax dann tragen und die schon in Heft eins oder zwei Pitipak nach Hause hätten bringen können. Auch die vielen Deus ex machina Momente kann man mit dem Mantel des Schweigens bedecken - einfach eine schlechte Art eine Geschichte zu erzählen.

Doch nun zu dem, was wirklich auffällt und wo man sich fragt - liest das Heft irgendwer Korrektur? Guckt man, ob Bilder und Texte im Einklang zueinander stehen?

Seite 36: Der Kreuzer "Seeschwalbe" dümpelt antriebslos in den Wellen, heißt es da. Beinahe die gesamte, bislang uns zeichnerisch sichtbar gemachte Besatzung (immer noch erschreckend wenige) ist bei der Verhandlung zugegen.

Seite 42: Während in der Messe weiter verhandelt wird, steht ein Matrose einsam im Ausguck.

WICHTIG: Hinter ihm quillt gewaltiger Rauch aus dem Schornstein. Auch im unteren Bild quillt der Rauch aus dem Schornstein - der Kreuzer dümpelt aber, wie wir gelernt haben, antriebloslos dahin. Die Kessel sind also NICHT beheizt, werden aber so gezeichnet. Toll auch was für eine laute Stimme der Ausguck hat, dass man ihn sogar bei der Verhandlung im Schiffsinneren hören kann. Normalerweise ginge die Verhandlung weiter und nicht alle würden an Deck stürmen. Oben an Deck gäbe es genug Offiziere und Matrosen, die das Problem lösen könnten. Eigentlich, wenn man mehr gezeichnet hätte.

Seite 44: Hier rächt sich die geringe Besatzung erneut - so ein Rettungsboot befehligt der Kapitän natürlich nicht selbst, dafür hat er, ihm unterstehende Offiziere. Und auch ein Heizer gehört nicht zur Rudermannschaft eines Beibootes. Der ist fürs Heizen an Bord, nicht fürs Rudern. Und der Kaleu - da die Verhandlung immer noch nicht abgeschlossen ist, wäre noch in Gewahrsam gewesen und in seiner Kajüte unter Arrest - noch ein Grund warum der Kapitän das Kommando nicht hätte an den Kaleu übergeben dürfen und können.

Seite 46: Die Frage des Kaleus ist berechtigt - warum ist niemand am Geschütz? Es sind ja nur drei zum Rudern im Boot - selbst bei der geringen Besatzung die man uns hier aufzeichnet, hätten die Geschütze bemannt sein müssen. Bei voller Besatzung sowieso.

Seite 47: Man beachte den Schornstein, aus dem hier kein Rauch kommt. Kessel aus, Kessel an, Kessel aus. Und natürlich schießt der Steuermann nicht - er ist ja nicht Bordschütze oder Kanonier, sondern er müsste am Steuerruder sein - wer steht da eigentlich? Gerade als das Schiff vor sich hindümpelte und alle jemals gezeichneten
Matrosen bei der Verhandlung anwesend waren und der Ausguck ja von da oben nicht steuern konnte? Außerdem hätte der Kaleu natürlich nicht mehr seine Waffe haben dürfen, wenn es eine reguläre Verhandlung gewesen wäre, hätte man ihm die abgenommen.

Seite 48: Eigentlich wäre der Kaleu wie erwähnt in Gewahrsam.

Seite 49: Pitipak der Walrufer - wie absurd das doch alles ist - hat Pitipak den Kopf unter Wasser gehalten und gerufen? Oder mittels telepathischer Hirnströme? Ja, ja, es gibt halt mehr Dinge zwischen Himmel und Erde, als uns unsere Schulweisheit lehrt.

Seite 50: Diese Handlung hätte normalerweise so nicht stattfinden können, man erinnert sich, der Kaleu wäre gar nicht an Deck, hätte gar keine Waffe, gar keine Befehlsgewalt.

Seite 51: Der Kessel wird angeheizt - also war er vorab nicht geheizt - es hätte also nie Dampf aus dem Schornstein kommen können.

Früher waren interessantere Leserbriefe - einige waren direkt - zum Niederknien. Das Mosaik hat seit vielen Jahren neue Leser dadurch gewonnen, dass die Eltern ihren Kindern aus den Heften vorgelesen haben, Inhalte erklärt und große Begeisterung für das Heft vermittelt haben. Ob es wirklich so sein wird, wenn die Eltern nicht mehr vorlesen, weil die Geschichten einfach zu albern und zu "kindisch" geworden sind und sie keine Begeisterung mehr vermitteln, dass die Kinder von alleine das Mosaik für sich finden und entdecken und dann irgendwann ihr Taschengeld dafür ausgeben? Denn vermutlich kaufen es die Eltern eher für die Kinder und was passiert, wenn die Eltern nicht mehr vom Mosaik überzeugt sind?

In diesem Sinne bitte mehr Dampf auf den Kessel der Handlung - und nicht dauernd den Kessel kalt lassen und in den Wellen dümpeln.

Vermutlich werden wir die nächsten sieben Hefte mit Aussteigern, Malern etc. verbringen, die ja immer wieder mal in den zurückliegenden Mittelteilen angedeutet wurden.

Am 25. August 2021 wissen wir alle mehr, einige auch schon früher.

[Bimmelbahn]

@Silverblade
Dafür das Du im zweiten Absatz schon viele Sachen abhaken konntest, hast Du aber immer noch eine beachtliche Zahl weiterer Sachen entdecken können. Schaue ich vielleicht noch mal durch..

Mich macht auch die letzte Seite neugierig, noch nie von diesen Ruinen gehört, obwohl ich viel lese, oder auch gern Dokus schaue und habe es auch mit den meisten hier gehalten, nicht schon vorher danach zu suchen.

Ich finde dadurch kommt auch wieder diese Vorfreude auf, die man als Kind hatte, wenn man sich aufs nächste Heft, auf das Unbekannte freute

Vielleicht fehlt einem ja wirklich immer ein 'Cliffhanger' der einem den Monat unendlich lang erscheinen lässt, bis man endlich weiß wie es weitergeht