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Alt 18.09.2009, 08:37   #26  
Peter L. Opmann
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Standard Die frühen Jahre (geschrieben 2006)

Ich fange mal mit dem Text an, den ich ins bsv-Forum gestellt habe. Da ich heute viele Termine habe, kommt der Großteil der Sachen aber wohl erst in den nächsten Tagen.

Vorwort

Etwa mit fünf Jahren, um 1970, bin ich mit Comics in Kontakt gekommen. Meine Eltern brachten mir gelegentlich welche vom Einkaufen mit. Meine erste Lieblingsserie, von der ich nach und nach etwa 80 Bände sammeln konnte, war „Bessy“. Aber natürlich war ich damals noch kein Sammler. Ich konnte mir mit einer Mark Taschengeld pro Woche nur wenige Comics leisten. Die meisten lieh ich mir bei Freunden aus. Das heißt, ich las querbeet alles, was irgendwie erreichbar war. Aber realistisch gezeichnete Comics mochte ich von Anfang an lieber als Funnies.

Die Hit-Comics habe ich nicht mehr mitbekommen. Die Werbung für „Die Spinne“ hat mich sogar regelrecht abgeschreckt. Ich stellte mir darunter etwas sehr Gruseliges vor und ließ lieber die Finger davon. Thor war mir dagegen zu Beginn der Williams-Ära gleich sympathisch, und auch die Rächer, bei denen er mitmachte, gefielen mir. Nach und nach legte ich mir Hefte aller damals kursierenden Marvel-Serien zu.

Es gab für mich zwei voneinander getrennte Williams-Phasen. Die erste reichte von der dritten bis zur 16. Williams-Monatsproduktion. In dieser Zeit war ich Grundschüler und konnte mir, wie erwähnt, nur hin und wieder im A & O-Geschäft meines Heimatdorfs ein Marvelheft kaufen. Dann wechselte ich aufs Gymnasium in der Kreisstadt und kam eine Weile nicht mehr zum Comicskaufen. Nach knapp zwei Jahren habe ich mir dann wieder mal nach alter Gewohnheit eine Rächer-Ausgabe besorgt, die # 48.

Dieser Kauf war mit mehreren Überraschungen verbunden. Zunächst mal hatte sich bei den Rächern viel getan; aber die Story war von vorneherein so angelegt, daß nach und nach einige Rätsel gelöst wurden, so daß ich mich allmählich in der Serie wieder zurechtfand. Ich stellte auch fest, daß etliche Marvel-Titel überhaupt nicht mehr erschienen. Daß ich zwischendurch die Williams-Expansion verpaßt hatte, wurde mir erst einige Zeit später klar. Erstmals fiel mir auch der Titel „Horror“ auf. Nun war ich aber finanziell in der Lage, mir alle neu erscheinenden Marvelhefte zuzulegen. Bis zu „Spinne“ # 137 habe ich nur noch eine einzige Ausgabe ausgelassen, die irgendwie ausverkauft war, bevor ich sie in die Finger bekam – was dann beim nächsten Mal den Schock auslöste: Was, Gwen Stacy ist tot?!

Hier nun der Versuch, die Hefte, die mir besonders viel bedeutet haben, noch mal mit den Augen von damals zu betrachten.

Geändert von Peter L. Opmann (19.09.2009 um 11:50 Uhr)
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Alt 18.09.2009, 08:41   #27  
jakubkurtzberg
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Hmm. Ich habe eigentlich nur Condor "live" mitbekommen. Dafür hat mich das Williams- und bsv-Fieber auf Flohmärkte getrieben, als ich die ersten "richtigen" Marvels sah. Das war mindestens genauso spannend. Vielleicht noch mehr, weil es ja nicht nur einzelne Hefte gab, sondern oft ganze Stapel. Wenn dann zwischendrin Nummern fehlten war das aber umso schlimmer.

Das größte für mich war ein großer Koffer voller bsv-Hefte, den mein Dad und ich Anfang der 80er bei einem jungen Kerl kauften. Der hatte sowas wie eine Haushaltsauflösung. Mich haben die anderen Sachen, wie Porzellangeschirr, Sammeltassen usw. aber nicht wirklich interessiert.
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Alt 18.09.2009, 09:15   #28  
Peter L. Opmann
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@ King:

Man kann nichts generalisieren. Wer weiß, vielleicht taucht hier auch mal jemand auf, der sagt, daß er erst mit, was weiß ich, 25 Jahren Comicfan geworden ist...
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Alt 18.09.2009, 22:53   #29  
Peter L. Opmann
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Hulk # 3

Ich weiß nicht mehr, wann ich das erste Marvel-Heft in den Händen gehalten habe, geschweige denn, welches es gewesen ist. Natürlich konnte ich in diesem Augenblick noch nicht wissen, daß später mal viele 100 davon bei mir im Schrank stehen würden. Vielleicht war Hulk # 3 dieser erste Marvel-Band. Das Cover verrät jedenfalls, daß er zuerst einem Freund von mir gehört hat und ich ihn dann später irgendwie an mich gebracht habe. Mit diesem Freund verbinden mich Erinnerungen an viele aufregende Fahrradtouren. Ich glaube nicht, daß ich ihm das Heft geklaut habe; er hatte letztlich nicht so viel Interesse an Comics wie ich.

Diese Hulk-Story war für mich zunächst mal völlig fremdartig. Der große Geschichtenerzähler meiner Kindheit war der gute alte Fernseher, und die meisten Comics hatten irgendeine Beziehung zu TV-Serien, die ich kannte („Tarzan“ kannte ich von der TV-Serie mit Ron Ely, „Bessy“ war eine Mischung aus „Lassie“ und diversen Westernserien, und wenn ich mal an ein „Zack“ rankam, gab es dort ein Wiedersehen mit „Raumschiff Enterprise“). So etwas wie „Der Hulk“ gab es aber im Fernsehen nicht. Eigentlich kam die Figur ja aus dem Horror-Genre, aber das konnte ich damals nicht wissen. Die Herkunft dieses dicken grünhäutigen Burschen wurde in diesem Heft auch nicht erklärt. Die erste der zwei Episoden, die hier abgedruckt sind, ähnelt dennoch einer Origin-Story: Hulk tobt in einem unterseeischen Gefängnis, und die Menschen in seiner Umgebung zerbrechen sich die Köpfe, wie sie ihn loswerden können. Man erfährt, daß ein gewisser Dr. Bruce Banner sich immer nachts in den Hulk verwandelt, aber nicht, warum und was das bedeutet. Das macht die Geschichte allerdings auch interessant.

Zur zweiten Episode, in der der Ringmaster (hier als „Manegenzauberer“ übersetzt) wohl sein Debüt feiert, wird eine aus heutiger Sicht ziemlich plumpe Verbindung hergestellt: Der junge Sidekick Rick Jones hat aus unbekannten Gründen die mentale Kontrolle über den Hulk gewonnen und wird nun in der Zirkusvorstellung vom Manegenzauberer hypnotisiert. Der grüne Koloß gerät allerdings nicht außer Kontrolle, sondern eilt zum Zirkus, um seinem jungen Freund zu helfen (in der ersten Episode hatte er ihn noch zu Klump hauen wollen). Er schlägt einen Elefanten k.o. und reißt den Mast des Zirkuszelts aus seiner Verankerung. Ich glaube jedoch nicht, daß mir damals schon klar wurde, daß der Hulk nach den Vorstellungen seiner Erfinder das stärkste Wesen auf Erden sein sollte. Alles war ziemlich mysteriös, und ich war – ungeachtet meiner bescheidenen finanziellen Möglichkeiten – gewiß nicht motiviert, mir auch die nächsten Hulk-Ausgaben zu kaufen.

Die X-Men-Folge im Heft (der Schluß von „Uncanny X-Men“ # 1) war am ehesten ein typischer Superhelden-Comic: Superhelden im Latexkostüm im Kampf gegen einen richtigen Superschurken, nämlich Magneto. Aber auch mit diesem Konzept konnte ich eigentlich nichts anfangen. Trotz Zusammenfassung der ersten beiden Folgen auf der ersten Seite bekam ich nicht recht mit, warum das X-Team gegen Magneto kämpfte. Im Titel stand ja auch: „Die seltsamsten Superhelden der Welt!“. Details fielen mir als kurios auf: Der Engel, der Flügel unter seinem Trainingsanzug trägt, der coole Zyklop, der mit den Wachsoldaten verhandelt, oder der Eismann, der in seiner Nähe Kälte verbreitet. Aber ich war für solche Comics wohl einfach zu jung, mir fehlte ein richtiger Anfang, und ich wußte noch nicht, was Superhelden waren. Das verstand ich erst etwas später bei den „Rächern“, die im Prinzip ohne Origin-Story auskamen.

Ob ich das Vorwort von Remo (Reinhard Mordek) gelesen habe, weiß ich nicht mehr. Klingt natürlich aus heutiger Perspektive reichlich albern. Die Einrahmung mit den Köpfen der Marvel-Helden habe ich mir aber genau angesehen. Gut zu erkennen sind nur Hulk, Thor und das Ding von den Fantastischen Vier. Für den Zeichenstil der Comics hatte ich übrigens damals noch kein Auge (allerdings stammte ja auch alles aus dem Bleistift von Jack „King“ Kirby). Erst später wurde mir bewußt, daß bei Marvel verschiedene Zeichner jeweils eigene Manierismen hatten und wiedererkennbar waren. Ein letztes Rätsel war schließlich das Sammelbild auf dem Backcover, das den Sub-Mariner „Aquarius“ vorstellte. Da wäre sicher ein Hinweis nicht schlecht gewesen, daß er als Füller in „Die Spinne“ auftauchte. Aber deren Abenteuer wollte ich ja ohnehin nicht lesen.
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Alt 18.09.2009, 22:54   #30  
Peter L. Opmann
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Rächer # 4

Hulk war geheimnisvoll-faszinierend, aber für mich als Sieben- oder Achtjährigen nicht unbedingt unmittelbar zugänglich. Bei Thor war das anders, obwohl ich von germanischer Mythologie keinen Schimmer hatte. Das Cover von Thor # 7 zum Beispiel löst bei mir starke Kindheitsgefühle aus, die Story darin weckt dagegen seltsamerweise keine besonderen Früh-Erinnerungen. Wie Thor mochte ich auch die Rächer, bei denen er ja mitwirkt, gleich von Anfang an.

Die # 4 war eine der Rächer-Ausgaben, die ich zur Zeit ihres Erscheinens schon gelesen habe, wahrscheinlich die erste. Beim Cover hat mich eher der exakt gezeichnete Titelschriftzug als die Illustration gefesselt. Die Bedeutung des Namens „Rächer“ hat mich dabei nicht gekümmert (wen oder was rächen die eigentlich?). Was die Coverzeichnung betrifft: Die komisch kostümierten Gestalten, die da dynamisch auf den Betrachter zuspringen, kannte ich noch nicht, den als „Sensation“ angekündigten „Captain Amerika“ schon gar nicht.

Hier hatte ich mit der Story keine große Mühe, obwohl sie unmittelbar an das vorherige Heft anschließt, das ich verpaßt hatte. Stan Lees Manuskript ist von praktisch ununterbrochener Action geprägt, und sofern man mitbekommt, wer auf welcher Seite steht, fragt man da nicht groß nach Hintergründen. Trotzdem gibt es auch ausgesprochen nachdenkliche Passagen, insbesondere um Captain America, der in seinem Eisblock rund 20 Jahre verschlafen hat. Das war für mich durchaus zu erfassen und hat mich auch beschäftigt. In diese Kategorien gehören aber auch Caps Trauer um seinen toten Sidekick Bucky und Namors Qual der Ausgestoßenheit und Einsamkeit. Beachtlich, wie Lee das alles stimmig auf 23 Seiten untergebracht hat.

Der Kern der Story dreht sich um einen Außerirdischen, den Namor auf die Rächer angesetzt hat. Das ist aber natürlich nur der Vorwand, die Superheldencombo und den Tiefseeprinz erneut aufeinander zu hetzen. Auch beim Hulk gab es Kampfgetümmel. Warum das Rächer-Abenteuer für mich leichter verdaulich war, weiß ich nicht. Vielleicht ist es das Gruppenerlebnis – Kinder mögen schließlich auch Enid Blytons „Fünf Freunde“ oder die „drei Fragezeichen“. Thor war’s hier wohl nicht – der hatte nur beim Bergen des Raumschiffs des Außerirdischen einen größeren Auftritt.

Bei der Füllstory mit Captain Marvel erhoben sich für mich dagegen gleich wieder eine Menge Fragen: Wer ist dieser Kerl? Wer sind die Skrull, die sich selbst auch fragen, was der Mann auf der Erde treibt? Was hat es mit dem Bombenzylinder auf sich, den Captain Marvel vermißt? Die Story ist mit sieben Seiten zu kurz, um irgendeine Handlung richtig in Gang setzen zu können. Allerdings hat mich das damals nicht besonders gestört, das heißt, „Captain Marvel“ war kein Hinderungsgrund, weitere „Rächer“-Hefte zu kaufen. Für die Zeichnungen von Gene Colan, die zumindest bei der Seitenaufteilung ein paar Entwicklungsschritte weiter sind als die von Jack Kirby bei den Rächern, hatte ich absolut noch keinen Blick.

Von den übrigen Elementen im Heft habe ich mir nur die Checkliste mit Inhaltsangaben der Ausgaben dieser Monats-Produktion näher angesehen. Remos Editorial, die Leserbriefseite, das Frankenstein-Sammelbild, die Vorschau auf den nächsten Monat – davon hat sich mir nichts längerfristig eingeprägt. Die Vorschauen habe ich später lange und sehnsüchtig betrachtet (vielleicht rührt daher auch meine Affinität zum Cover von Thor # 7), aber hier sind die abgebildeten Titelbilder zu klein und verdecken sich zudem noch gegenseitig.
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Alt 18.09.2009, 22:55   #31  
Peter L. Opmann
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Spinne # 17

Wie schon erwähnt, hatte mir die bsv-Werbung ursprünglich den Eindruck vermittelt, „Die Spinne“ sei für mich womöglich zu erschreckend. Hier kamen vermutlich mehrere Faktoren zusammen: die Abbildung des Helden im Sprung, die Maske mit den großen leeren Augen, das Spinnen-Image generell. Der Werbeslogan hieß (glaube ich): „Im Kampf gegen das internationale Verbrechertum“ und sandte ganz andere Signale aus. Aber diesem Spruch traute ich nicht. „Die Spinne“ wollte ich zunächst mal nicht lesen.

Das Heft, das ich mir dann schließlich doch besorgte, hielt mehrere interessante Erfahrungen für mich bereit, angefangen beim Splashpanel. Während das Cover nach meiner Erinnerung auf mich keinen besonderen Eindruck machte, mußte ich mich auf Seite 2 dann erstmal zurechtfinden: Der Held kopfüber, die Perspektive von schräg oben, ein Blick in ein Fenster hinein – und das „internationale Gangstertum“ gleich am Tisch versammelt. Ein pfeilförmiges Panel klärt, wie speziell für mich geschrieben, den Leser, der womöglich bisher „in einer anderen Galaxis gelebt“ hat, darüber auf, daß er hier die Spinne vor sich hat.

Mit der Zeit merkt man dann, daß die Spinne an Wänden emporklettern kann. Das Netz, mit dem sie in luftigen Höhen umherschwingt, kommt nach dem Auftakt erst auf Seite 7 (eigentlich Seite 9) wieder zum Einsatz – da wurde ich nicht sofort allzu sehr verwirrt. Insgesamt setzt die Story nicht viel Vorwissen voraus. Man lernt zunächst das Chamäleon kennen, gegen das die Spinne offenbar schon gekämpft hat. Für seine Rache engagiert es den Hauptschurken dieser Ausgabe, Memrod, den Jäger (eigentlich Kraven; Memrod ist die lateinische Version des biblischen Jägers Nimrod). Memrod reist an, demonstriert gleich praktisch seine Kräfte, als wilde Affen und Schlangen ausbrechen, und erklärt, er wolle jetzt die Spinne jagen. Die Spinne hört das in ihrer bürgerlichen Identität Peter Parker mit. In einem kleinen Intermezzo werden auch J. Jonah Jameson und Peters Freundinnen Betty Brant und Liz Allen vorgestellt. So weit, so gut (nachvollziehbar).

Dann folgt etwas, was mich verblüffte: Viele Marvel-Superhelden sind in ihrer Anfangszeit mit recht begrenzten Superkräften ausgestattet. Die Spinne, die sich schon zu Beginn, als das Chamäleon flüchtete, auf ihren Spinnensinn nicht verlassen konnte, wird in ihrer ersten Begegnung mit Memrod fast besiegt und trägt eine äußerst schmerzhafte Schulterverletzung davon. Wie kann das nur einem Helden passieren, dachte ich (den ich mir wohl nur unverwundbar vorstellen konnte) – aber es war spannend und las sich gut. Am Ende setzt sich die Spinne zwar klar gegen Memrod durch, indem sie endlich ihre Superkräfte richtig anwendet. Aber da fällt dann auch so richtig auf, wie sie sich schnoddrig und selbstironisch-überheblich über ihren Gegner lustig macht. Auch das kannte ich bisher noch von keinem Comic- und wohl auch keinem TV-Helden. Von Peters privaten Problemen war in diesem Heft dagegen zunächst nicht viel zu bemerken, vielleicht abgesehen von dem Zittern seines Arms, das aus dem Schlag auf die Schulter resultiert und das Peters Geheimidentität beinahe aufdeckt (das befürchtet er zumindest).

Im Monat darauf habe ich dann die Spinne gleich wieder erlebt, in Rächer # 10, wo sie von Kang the Conqueror „geklont“ wird, die Rächer besiegt (die auch noch nicht so souverän über ihre Kräfte gebieten – Thors Hammer wird mit einem Spinnennetz eingefangen!) und schließlich vom Original gestoppt wird. Viele lockere Sprüche auch hier, die die etwas unlogische Story leicht wettmachen.

Die Zweitstory mit dem Submariner hat mich wieder mal nicht besonders angesprochen. Ich habe wohl nicht einmal deutlich registriert, daß ich Namor aus den ersten Rächer-Heften schon kannte, denn dort tritt er ja als Persönlichkeit nicht sonderlich in Erscheinung. Das gilt für seinen Kampf gegen Attuma hier auch. Trotz nur neun Seiten scheint es sich um eine komplette Episode zu handeln, aber mir fehlten einige Voraussetzungen, um sie richtig zu verstehen.
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Alt 18.09.2009, 22:56   #32  
Peter L. Opmann
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Thor # 12

Kommen wir also zu Thor, meinem eigentlichen Lieblingshelden in der Marvel-Frühphase. Ich muß auch frühere Ausgaben der Serie gelesen haben; gerade die Vorgängerausgabe mit dem Radioaktivmann kommt mir sehr bekannt vor, auch die # 9, wo Thor unter einer Pyramide begraben wird, und über die # 7 mit ihrer hinreißenden Coverillustration habe ich oben schon geschrieben. Wenn ich mir die Hefte meiner Sammlung aber so betrachte, dann macht die # 12 den Eindruck, als sei es die erste Ausgabe gewesen, die ich mir damals gekauft habe.

Thor ist problematisch, weil ich meine damalige Begeisterung für diese Serie viel weniger nachvollziehen kann als beispielsweise im Fall der Rächer. Es ist ein eigenartig zusammengestelltes Heft: Wie beim Hulk war die Titelserie relativ kurz (hier normalerweise 13 Seiten), und dann folgte eine Zweitserie, die länger und Thor darüber hinaus in allen Belangen deutlich überlegen war: Silver Surfer (hier übersetzt als „Silberstürmer“). Selbst mir als Zehnjährigem dürfte aufgefallen sein, daß die Füllgeschichte um Längen besser erzählt und gezeichnet ist als die Titelstory. Der Titel wurde natürlich deshalb so zusammengestellt, weil Thor langfristig eine der führenden Marvel-Serien war, Silver Surfer dagegen nach 18 Ausgaben schon wieder abtrat. Witzig: Just in der Folge, die zum Teil in diesem Heft abgedruckt ist, tritt der Silver Surfer gegen Thor an.

Trotzdem mochte ich den Silberstürmer längst nicht so wie Thor. Thor war einfach der Inbegriff des positiven, edlen Helden, wie ihn kleine Jungs eben mögen: Er sah mit der blonden Mähne, dem Cape und den Flügeln an seinem Helm wirklich aus wie ein Held, er war edelmütig bis zum schmerzhaften Pathos (das drückt sich schon in seiner Sprache aus), und er war wirklich superstark. Daß er der Marvelheld mit den definitionsgemäß größten Kräften war, habe ich zweifellos mitbekommen. Der Zauberhammer hat sicher einen zusätzlichen Reiz ausgemacht.

Wenn ich die Thor-Story, in der er wieder mal von seinem Halbbruder Loki reingelegt wird, heute lese, muß ich zugeben, daß sie zwar recht simpel, aber nicht ganz dumm konstruiert ist: Thor wird, da von Loki abgelenkt, von seinem eigenen fliegenden Hammer am Kopf getroffen und gerät damit unter Lokis Kontrolle. Der läßt ihn auf der Erde einigen Unsinn anstellen, bis die Götter von Asgard Thor auf dieselbe Weise zur Vernunft bringen, indem sie den Hammer nämlich so manipulieren, daß er noch einmal an den Kopf schlägt und den Bann bricht. Überraschenderweise ist das von dem Inker Joe Sinnott in einem sorgfältigen, aber etwas altmodischen Stil gezeichnet. Heute vermisse ich sofort das Artwork von Jack Kirby, 1975 hatte ich dafür noch keinen Blick.

Die Silver Surfer-Episode zählt wohl mit zum Besten, was John Buscema an seinem Zeichenbrett erschaffen hat. Vor allem dürfte sie mich aber wiederum inhaltlich angesprochen haben. Das Pathos ist hier quasi bis zur Parodiegrenze gesteigert: Ein „Guter“ kämpft gegen einen „Guten“ – nicht wie sonst üblich ausgelöst durch ein freundliches Mißverständnis, sondern wiederum listig eingefädelt von Loki. Auf Grund ihres eigenen Ehrenkodex können die beiden Helden letztlich nicht anders, als sich zu duellieren. Heute würde ich sagen: der eigentliche Kampf fällt relativ kurz aus, aber die Atmosphäre von Asgard gestalteten Lee und Buscema absolut überzeugend (mit Anleihen an klassische Robin-Hood- und Ritterfilme).

Später, als Thor zum support act der Spinne degradiert worden war, gingen mir seine Abenteuer eher auf den Wecker. Mein Bedarf an pathetischen Helden war irgendwann gedeckt, und die gebrochenen und neurotischen Charaktere, die für Marvel so typisch sind, wurden wesentlich reizvoller.
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Alt 18.09.2009, 23:00   #33  
Peter L. Opmann
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Fantastische Vier # 26

(An dieser Stelle habe ich den Text, der oben bereits zu finden ist, nur ein bißchen ergänzt und ausgebaut. Ich stelle hier nur die neuen Passagen rein.)

Das ist die letzte Ausgabe, die ich aus meinen Marvel-Anfangstagen vorstelle. Ich habe damals das Titellogo und die Figur des Dings mit Kugelschreiber nachgezogen, um beides durchzupausen. Würde ich heute natürlich nicht mehr machen, auch wenn ich mich nicht als typischen Comicsammler sehe. Ich habe nichts gegen Gebrauchsspuren, aber das geht dann doch etwas zu weit. Aber damals hat mir das beim Zeichnenlernen geholfen.

(...)

Der angehängte Anfang eines „Daredevil“-Abenteuers hatte schon was. Wieder mal verstand ich nicht sehr viel, obwohl sich die Redaktion Mühe gab, die vorangegangenen Ereignisse zusammenzufassen. Aber dann ging es gleich sehr komplex weiter: Eine zwielichtige Schönheit täuscht ein Kidnapping vor, während der Dämon, der in dieser Episode viel belauscht und beschattet, kurz gegen den „Vogelmann“ kämpfen muß, eine Figur, die an den Geier erinnert. Im Polizei-Präsidium wird ein gefaßter – merkwürdigerweise etwas opahafter – Superschurke verhört, der auspackt. Der Dämon trifft sich in seiner Identität als Anwalt Matt Murdock mit drei Politikern, die in kriminelle Machenschaften verwickelt sein könnten, und am Ende bemerkt er mit seinem Radarsinn einen Einbrecher in seinem Büro, während seine ihn begleitenden Kollegen noch ahnungslos sind – puuuh! Das alles auf nur fünf Seiten, und am Ende ein ordentlicher Cliffhanger. Da bekomme ich gleich Lust, dieses Abenteuer noch mal im Zusammenhang zu lesen.
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Alt 19.09.2009, 11:43   #34  
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Exkurs

Wie oben erwähnt, haben mich die Marvels heftig zur Nachahmung angeregt. Ich habe Heftchen im DIN A 5-Format gefaltet und eigenhändig vollgemalt. Üblicherweise hatte eines 20 Seiten. Von Druck hatte ich natürlich keine Ahnung; ich habe mich bemüht, sie dem Vorbild möglichst ähnlich erscheinen zu lassen, aber alles war mit Bleistift gezeichnet. Es gab auch außer mir keine Leser und da die Hefte Unikate waren, wollte ich sie nicht aus der Hand geben.


Anfangs war ich wirklich von den geschätzten Vorbildern völlig abhängig und habe sie sogar teilweise durchgepaust. Später wurden meine Comics dann ein bißchen eigenständiger. Ich habe im Lauf der Zeit um die 30 Hefte hergestellt. Hier zur allgemeinen Belustigung zwei illustrierende Beispiele: Zuerst hatte ich mir einen Helden namens "Overman" ausgedacht (das sollte eine Analogie zu Superman sein, obwohl Superman nicht das Vorbild meiner Zeichnungen war). Meine zweite Serie, die es bis zur Nummer 5 geschafft hat, hieß "Die furchtlosen 5" - der Name war angelehnt an die FV, die Gruppe ähnelte jedoch eher den Rächern. Daraus stammt das erste Bildbeispiel. Danach machte ich eine Serie namens "Die Universe Tradition", von der es sogar mehr als zehn Folgen gibt. Das sah dann schon zumindest ein wenig wie ein Comic aus. Die zweite Beispielseite ist aus dieser Serie. Später habe ich auch noch weitere Serien gezeichnet.


Das Ganze hat sich etwa zwischen 1977 und 1980 abgespielt. Dann stieß ich zur Schülerzeitungsredaktion meiner Schule und hatte - allerdings zum Schrecken der anderen Mitarbeiter - endlich eine Veröffentlichungsmöglichkeit für meine Comics gefunden. 1982 habe ich mir bei Heike Anacker das erste PLOP bestellt - der Einstieg in die Fanzine-Szene. Bis heute mein letzter Comiczeichner-Karriereschritt.

.

Geändert von underduck (23.09.2009 um 00:18 Uhr) Grund: Bilder eingefügt
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Alt 19.09.2009, 11:45   #35  
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Fantastische Vier # 43 und 56

Nun ein kurzer Blick auf die Zeit zwischen dem Kennenlernen der Marvels und der Phase, in der ich sie dann regelmäßig gelesen habe. Ich glaube, in diesen Monaten habe ich nur diese beiden Ausgaben der FV gelesen. Wie ich damals an diese beiden Hefte gekommen bin, weiß ich nicht mehr. Sie waren aber wohl ziemlich wichtig, damit ich an der Sache dranblieb.

FV # 43 war ein Aha-Erlebnis, ein dramatisches Cover: Das Ding steht auf einer zerbröckelnden Felsenbrücke, und man blickt steil hinunter auf eine futuristische Stadt. Die Szene auf dem Splashpanel wirkt außerordentlich körperlich, vor allem durch die Perspektive. Man ist ganz nah dran an dem seltsamen Wesen namens Triton, das flach auf dem Boden liegt, inmitten von Glassplittern, und wohl gerade erstickt. Reed, Ben, Sue und Johnny haben offensichtlich gerade eine gefährliche Situation hinter sich. „Die FV in einer Welt voller Wunder“ ist die Seite überschrieben – bezogen auf die „große Zuflucht“ der Inhumans -, und ich finde noch heute, daß das nicht unbedingt übertrieben ist.

Es gibt eine ganze Reihe beinahe archetypischer Szenen in dieser Ausgabe, die man instinktiv versteht, auch wenn man nicht weiß, worum es genau geht: Der Kampf gegen den Drachenmann vor dem Fenster der blinden Alicia, die Begegnung von Black Bolt und seinem Bruder Maximus, und wie Black Bolt ihm die Krone vom Kopf reißt, Maximus aber lustig weiter intrigiert, das Zusammentreffen der Nichtmenschen und der FV, bei dem sich unterschwellige Aggressivität und Majestät miteinander mischen. Und dann fällt mir noch auf, dass Sue Storm anfangs eine Doris-Day-Frisur hat und am Ende eher wie Lauren Bacall aussieht. Die neue Frisur ist auch Gegenstand eines kleinen amüsanten Zwischenspiels, wobei niemand erklärt, wie sie es schafft, ihre Haare zu verlängern.

„Der Dämon“ bringt sechs Seiten aus einem sicherlich legendären Kampf gegen die Spinne, gezeichnet von John Romita. Aber gehen wir schnell weiter zu FV # 56: Beim Kampf gegen Dr. Doom verwendet Jack Kirby noch mehr großformatige Panels. Einen starken Eindruck hat auf mich das Duell mit dem Ding gemacht, bei dem Doom plötzlich ganz dicke Arme bekommt und das Ding Schmerz wie nie zuvor fühlt. Der Kampf spielt sich in irgendeiner öden Landschaft ab, und einmal sehe ich Doom genau so auf einem Steinhaufen liegen, wie ich eine eigene Comicfigur auf der oben abgebildeten Seite gezeichnet habe. Insgesamt setzt diese Ausgabe mehr auf Action und weniger auf die Faszination des Fremdartigen, wobei in einem kurzen Einschub eine Rückkehr der Inhumans vorbereitet wird.

Beim Dämon ist inzwischen Zeichner Gene Colan am Werk, der sich anschickt, die Superheldenkörper so zu verdrehen, wie ich es noch nie zuvor gesehen hatte. Ich bin überzeugt, dass ich inzwischen auf die Grafik geachtet habe, und es gab ja auch in beiden Ausgaben ziemlich gutes Artwork zu bewundern.
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Alt 19.09.2009, 11:46   #36  
Peter L. Opmann
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Spinne # 71

Nun zum Beginn meiner regelmäßigen Williams-Lektüre. Wenn man sich diese Ausgabe aus fast 30 Jahren Distanz ansieht, muß man sagen: Dieses Spider-Man-Abenteuer ist eines des Übergangs. Die Saga mit der Tontafel, auf der die Formel der ewigen Jugend eingeritzt ist, aus der vorherigen Ausgabe wird weitergesponnen, daneben werden einige neue Handlungsfäden eingezogen: insbesondere wird Kingpins geheimnisvolle Frau Vanessa eingeführt, aber auch Probleme von Peter Parker mit seiner Freundin Gwen Stacy bahnen sich an, und Jonah Jamesson erleidet einen Herzinfarkt (was aber glaube ich in späteren Ausgaben keine besondere Rolle spielte). Schließlich wird die Geschichte der protestierenden Studenten aus Spinne # 69 zuende gebracht. Eine eigentliche, halbwegs runde Story gibt es in diesem Heft eigentlich nicht. Aber es war das Heft, mit dem ich wieder in die Serie eingestiegen bin und nach dessen Lektüre ich entschieden habe, künftig konsequent dranzubleiben.

Neben Spinne # 17 hatte ich mehrere weitere Ausgaben gelesen. Ich war keineswegs ahnungslos, worum es in dieser Serie ging. Allerdings war meine Pause lang gewesen. Es kann durchaus sein, daß ich zum ersten Mal John Romitas Spider-Man-Artwork zu Gesicht bekam. Es war zweifellos das Cover, das mich zum Kauf brachte. Es war ja nichts Neues, daß die Spinne Probleme mit der Polizei hatte, aber wie Romita sie ins Zentrum eines Suchscheinwerfers rückte und sie zum Kriminellen stempelte, wirkte das viel eindringlicher und realistischer. Auch die vergrößerte lila Manschette sah irgendwie nach mehr Bedeutung aus. Das wollte ich lesen.

Obwohl ich die Welt der Spinne in Grundzügen kannte, mußte ich feststellen, dass ich wieder mal vieles nicht verstand. Eine Zusammenfassung der vorangegangenen Ereignisse fehlte diesmal. Wer der Kingpin war, blieb zunächst unklar, aber mich befielen schnell Zweifel, ob er wirklich ein Komplice der Spinne war. Auch wie sie an diese Tafel gekommen war, wurde nicht erklärt, war natürlich letztlich auch belanglos. Im letzten Drittel kommt die Story actionmäßig langsam in Gang, als der Kingpin aus dem Gefängnis ausbricht und die Spinne sich entschließt, die Sache mit der Tafel mit ihm persönlich zu klären. Es bleibt allerdings bei einem kurzen Kampf, der von Jameson und Ned Leeds gestört wird, worauf der Kingpin mit Hilfe der schon oben erwähnten geheimnisvollen Frau das Weite sucht.

Es ist eine Ausgabe, in der eher geredet und diskutiert wird: Gwen macht Peter klar, dass sie ihn für einen Feigling hält (später wird das Problem eher darin bestehen, daß sie die Spinne haßt), und die Studenten erfahren im Gespräch mit dem Unirektor, daß ihr Protest illegal war (das war die 68er Zeit, freilich noch unbewältigt), aber ihre sozialen Forderungen erfüllt würden. Da steckte mehr an Beziehungs- und Gesellschaftsproblemen drin als in der Frühzeit, und ich war inzwischen im Alter von 12 oder 13 Jahren so halbwegs auf Augenhöhe. Hätte die Spinne in diesem Heft bloß einen weiteren Superschurken besiegt, hätte ich vielleicht nur sporadisch weitergelesen. Aber das ist Spekulation. Ich mochte die Marvels und hatte endlich genug Geld, mir das inzwischen stark reduzierte Angebot zu leisten, aber die einsetzenden endlosen Fortsetzungen (auch bei den FV, allerdings weniger bei den Rächern) zogen mich so richtig ins Marvel-Universum hinein.

Daß „Aquarius“ nicht mehr Zweitstory war, sondern nun Thor im hinteren Teil des Hefts seinen Hammer schwang, war eine weitere Überraschung für mich. Prinz Namor vermißte ich nicht sonderlich, aber auch Thor war nun eindeutig nicht mehr mein Lieblingsheld. Sein Engagement im Vietnam- oder Koreakrieg (was sich nicht eindeutig klären läßt – vermutlich wurden bei der Übersetzung die Spuren getilgt) sagte mir nicht viel, und die Story fiel auch grafisch gegen die Titelgeschichte deutlich ab. Zwar war hier Jack Kirby am Werk, aber entweder waren die Druckvorlagen nicht gut, oder Vince Collettas Inkings waren einfach zu lasch. Egal, die ersten 20 Seiten hatten genug neugierig gemacht aufs nächste Heft.
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Alt 19.09.2009, 11:47   #37  
Peter L. Opmann
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Fantastische Vier # 71

Spinne # 71, Rächer # 48 und FV # 71 habe ich mir kurz hintereinander gekauft. Darunter war die FV-Ausgabe inhaltlich am faszinierendsten: „Welten in Welten“, die Reise in den Mikrokosmos, war für mich eine völlig neue Idee. Sie war natürlich nicht neu. In der Populärkultur ist sie wohl am prominentesten in dem Jack-Arnold-Film „The incredible shrinking Man“ umgesetzt. Später sah ich in der Glotze den Film „Die phantastische Reise“ von Richard Fleischer. Aber damals war das für mich noch kein fester Topos des Phantastischen.

Dabei ist die Story beinahe eine Mogelpackung. Denn das, was im Titel angepriesen wird, findet innen praktisch nur auf einer Seite statt. Da sieht man den Silver Surfer, wie er durch ein Universum von Molekülen surft, die genauso aussehen wie in meinem damaligen Physik- oder Chemiebuch. Aber die Idee war für mich wichtig. Stan Lee baut die Geschichte um sie herum: Galactus sucht seinen einstigen Herold, weil er Magenknurren hat und der Silver Surfer ihm schleunigst einen Planeten zum Frühstück servieren soll. Der will sich an einem Ort verstecken, wo selbst Galactus ihn nicht finden kann. Er schrumpft auf Atomgröße und verschwindet in einem Spritzer Flüssigkeit. Und er erkennt, daß er sich in einem neuen Universum befindet – wiederum mit Planetensystemen und Sonnen (da schlägt die Phantasie Stan Lees Purzelbäume).

Dieser reizvolle Kern wird von eigentlich ziemlich bescheuerten Nebenhandlungen umgeben: Galactus bedroht New York mit einem riesigen Planetoiden und hetzt Duplikate von Reed, Ben und Johnny auf die drei Gruppenmitglieder. Sue liegt übrigens gerade, betreut von Crystal, in Geburtswehen. Das hat mich damals ziemlich irritiert: daß die FV irgendwie nicht komplett sind, aber andererseits mit Crystal sogar in gewissem Sinn ein fünftes Mitglied haben. Sowas geht doch nicht, dachte ich, wenn das Heft nun mal offiziell „Die Fantastischen Vier“ heißt. Aber die Tatsache, daß Stan Lee mit seinem Konzept des Mikrokosmos haushaltete und sich die Reise dorthin für künftige Folgen aufsparte, habe ich nicht bemerkt, oder es hat mich jedenfalls nicht gestört. Die Idee vermittelte sich mir und machte mich neugierig auf mehr.

Der Wiedereinstieg in die Zweitstory war, soweit ich mich erinnere, für mich schwieriger. Obwohl hier ein ganz neues Abenteuer mit dem Stelzenmann als Gegner beginnt und sich die Geschichte ziemlich langsam entfaltet, kam ich nicht so richtig mit. Immerhin hatte Matt Murdock zuvor seinen Zwillingsbruder Mike erfunden, um seine Geheimidentität zu bewahren, und den Stelzenmann hatte ich bisher auch noch nicht erlebt. Aber zumindest die ungeheuer dynamischen Zeichnungen von Gene Colan zogen mich in ihren Bann. Colan ist auch bis heute mein heimlicher Superhelden-Lieblingszeichner geblieben.
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Alt 19.09.2009, 11:49   #38  
Peter L. Opmann
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Rächer # 48

Bei den Rächern mußte ich mich am wenigsten akklimatisieren. Zwar war der Einstieg für jemanden wie mich, der etwa 30 Ausgaben verpaßt hatte, nicht ganz einfach: Herkules (den ich als Mitglied der Rächer noch gar nicht kannte) rätselt darüber, warum der Olymp von allen Göttern verlassen ist. Aber dann werden die Verhältnisse bald vertrauter. Captain America hat die Rächer verlassen - klar, irgendwer verließ ja immer die Rächer. In Notbesetzung muß das Team gegen eine neue Superbedrohung ausrücken, diesmal Magneto, den ich als Erzfeind des X-Teams gekannt haben dürfte. Ob mir Hank Pyms Probleme mit dem Wachsen auf Gigantengröße bekannt vorkamen oder Quicksilvers Leiden unter den Vorurteilen der Menschen gegen Mutanten, weiß ich nicht mehr genau, aber auch das waren schon wiederholt durchgekaute Themen bei den Rächern und den X-Men.

Für mich war die Wiederholung des Altbekannten erstmal von Vorteil: Ich fand mich schnell wieder in der Serie zurecht. Die Rächer waren ohnehin dankbarer Lesestoff für kleine Jungs, da Gut und Böse immer klar geschieden waren. Hier werden zwar Quicksilver und die Scarlet Witch gerade von Magneto mit üblen Tricks auf die Seite der Bruderschaft der teuflischen Mutanten gezogen, aber Magneto chargiert dabei auf das abgefeimteste, so daß kein Zweifel möglich war, was man von seinen Plänen zu halten hatte. Seinen Auftritt vor den United Nations konnte ich allerdings damals sicher noch nicht so richtig würdigen. Für Politik interessierte ich mich so um 1977 noch herzlich wenig. Insgesamt war es eine Ausgabe mit einigen dramatischen Verwicklungen, aber verhältnismäßig wenig Action.

Aus heutiger Sicht fällt auf, daß 1968, als diese Geschichte entstand, die UN entweder noch wesentlich einflußreicher waren als heute oder Autor Roy Thomas sich auch nicht so recht für Politik interessierte. Mit seinen Weltmachtplänen für den "Homo Superior" hätte Magneto zuerst in Washington auftreten müssen, am besten direkt im Büro von Präsident Lyndon B. Johnson. Auf jeden Fall prallen in diesem Heft eine extreme Phantasiewelt (der Olymp der griechischen Götter) und die vermeintlich reale Welt (das UN-Hauptquartier) direkt aufeinander, was durchaus einen gewissen Reiz hat, aber das sind Feinheiten, die ich damals noch nicht wahrnahm.

Grafisch war Zeichner John Buscema in dieser Zeit auf dem Höhepunkt seines Könnens. In dieser Rächer-Episode arbeitet er zwar ziemlich großflächig und detailarm, schafft es aber, die Zeichungen zugleich beinahe monumental wirken zu lassen. Vor allem das Cover mit einem beherrschenden Magneto, der vor schwarzem Hintergrund anscheinend fünf kleine Rächerlein mit seinen Fingern manipuliert, ist sehr wirkungsvoll. Der Hinweis auf der Splashpage, daß "Stan und Roy" angeblich darauf bestanden, daß Buscema seine Pencils selbst inken müsse, weil sie so grandios geworden waren, ist mir möglicherweise erst jetzt so richtig aufgefallen. Faktisch bedeutet das, daß kein Inker aufzutreiben war und Buscema doppelte Arbeit hatte, aber mir wird auch heute nicht ganz klar, warum dieser redaktionelle Text, den es in der US-Ausgabe sicher auch gab, überhaupt nötig war. Tatsächlich ist Buscemas Inking teilweise eher schlampig und gewiß kein Ruhmesblatt für Marvel. Man hätte das einfach übergehen können.

In diesem Heft erlebte ich auch erstmals ein Soloabenteuer von Iron Man. Ich finde, daß Don Heck, den ich sonst nicht sonderlich schätze, in dieser Serie seine besten Arbeiten abgeliefert hat. Hecks Zeichnungen kannte ich aus der frühen Rächer-Zeit, aber ich habe den Zeichner hier sicher nicht sofort wiedererkannt. Für die Besonderheiten der Zeichenstile begann ich mich erst so allmählich zu interessieren. "Der Eiserne" war sicher nicht die bestmögliche Zweitserie, die die Williams-Redaktion für die Rächer wählen konnte, aber Iron Man paßte eben als Rächer-Mitglied inhaltlich hierher - wenn auch sein Kampf gegen den scharlachroten Dynamo einen Zeitsprung um etwa fünf Jahre zurück bedeutet. Aber das wußte ich zu der Zeit noch nicht.

Jetzt muß ich mal kurz den Bereich Marvel verlassen. Das folgende Heft aus dem DC-Universum war für mich allerdings auch sehr wichtig.

(Dabei handelt es sich um Horror # 55 - wiederum oben bereits abgehandelt.)
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Alt 19.09.2009, 17:09   #39  
Peter L. Opmann
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(Jetzt habe ich auch den Thread "Damals war's" entdeckt. Aber im Lehning-Hethke-Forum habe ich - bei allem Respekt - nichts verloren. Ich könnte nur eine Anekdote beitragen: In den 70er Jahren habe ich einmal auf dem Flohmarkt auch ein Sigurd- und ein Nick-Heft erstanden. Die Umschläge waren allerdings beide so ramponiert, daß ich sie abgenommen habe. Dann habe ich beide Hefte zusammengeklebt und mit einem schönen neuen, selbstgemachten Umschlag versehen. Einige Jahre später klingelten zwei ältere Jungen an unserer Haustür und erkundigten sich nach alten Lehning-Heften, die sie gern kaufen wollten. Ich weiß nicht, ob sie von Haus zu Haus gingen oder gezielt zu mir kamen; ich kannte die Beiden nur ganz flüchtig. Jedenfalls holte ich meinen selbstgemachten Lehning-Sammelband und zeigte ihn ihnen nicht ohne Stolz. Über ihre Enttäuschung war ich damals sehr verwundert. Okay, weiter mit den Williams-Marvels: )

Rächer # 55

Die Macher dieses Hefts hatten es darauf angelegt, und sie haben es geschafft – mich zu beeindrucken: Alles deutete darauf hin, daß es sich um ein epochales Werk handeln mußte (die Zweitstory klammere ich hier zunächst mal aus). Beginnen wir beim Cover, das mir aus heutiger Sicht ein wenig nachbearbeitet vorkommt (siehe die ungelenken Schraffurstriche an Caps Armen), das aber ikonographische Wucht besitzt. In seiner Monumentalität verdeckt Captain America den halben Titelschriftzug. Und dann weist das Thema Tod auf höchste Dramatik hin – auch wenn es um den Tod einer Comicfigur geht, der schon ein paar Jahrzehnte zurücklag. Das Splashpanel wartet mit einer romantischen Burgkulisse auf, sehr ungewöhnlich für die Rächer. Heute wird mir klar, daß sich die Heldencombo da offensichtlich in Europa befindet, da es sich ja um Dr. Dooms Burg handelt, eine verweiste Burg freilich – in dieser Story hätte Doom nur gestört.

Sie ist eigentlich ziemlich simpel, was ich damals aber nicht so gesehen habe. Die Tatsache, daß Zeichner John Buscema hier fast durchgehend mit nur drei bis vier Bildern pro Seite erzählt, war für mich als junger Leser eher ein Signal dafür, daß hier Dinge von größter Brisanz geschehen, denn große Bilder künden von großen Dingen. Am Ende, wenn es wirklich spannend wird, braucht Buscema dann freilich doch sechs Bilder. Das hatte mich zuvor am Artwork von Don Heck immer gestört, denn das kam mir so vor, als sei er eigentlich mit dem Platz nicht ausgekommen. Vielleicht ging es Buscema ja ebenso.

Autor Roy Thomas wagt sich hier an das Problem des Zeitparadoxons, das zum Beispiel Ray Bradbury in seiner Kurzgeschichte „Ferner Donner“ („A Sound of Thunder“) meisterhaft durchgespielt hat: Wenn man in die Vergangenheit reisen könnte, dürfte man dort jedenfalls nichts verändern, denn selbst Kleinigkeiten würden die gesamte Zukunft ändern, und was dann? Cap weiß das offenbar. Er will genau klären, wie sein Sidekick Bucky einst im Kampf mit dem Nazi-Superagenten Baron Zemo ums Leben gekommen ist, was er damals im Kampfgetümmel nicht richtig mitbekommen hat, gelobt aber, keinesfalls in den Ablauf einzugreifen. Die Rächer begleiten ihn – Ehrensache. Die Wespe bedient dabei Dr. Dooms Zeitmaschine.

Punktgenau erscheinen die Zeitreisenden in der spannendsten Phase des Kampfs im Zweiten Weltkrieg und verfolgen quasi als Geister, wie Zemo einen Flugzeugprototyp in England klauen will und Cap und Bucky ihm dazwischenfunken, dabei allerdings ihrem Feind in die Hände fallen. In diesem Augenblick übermannt die Wespe am Steuerpult ein Sekundenschlaf, so daß die Rächer materialisieren. Goliath, Falkenauge und der Schwarze Panther kümmern sich um zwei Kampfandroiden Zemos, während Cap (der aus der Zukunft) sich auf den Superbösewicht selbst stürzt. Gleich darauf nehmen die Rächer aber wieder ihre Geistgestalt an – die Wespe hat ihren Fehler korrigiert –, und Cap kann eben noch mit dem scharfen Rand seines Schilds die Fesseln seines früheren Ichs und Buckys durchtrennen.

Hier gelingt Thomas ein wirklich raffinierter Kunstgriff, denn er läßt Cap mit seinem Eingriff in die Vergangenheit nicht die Zukunft verändern, sondern erfüllen. Die befreiten Cap und Bucky versuchen nun, das startende Versuchs-Flugzeug aufzuhalten – bei dessen Explosion stürzt der Sternengesprenkelte ins Meer (aus dem er 20 Jahre später von den Rächern herausgefischt werden wird), während sein junger Freund umkommt. Quod erat demonstrandum: Daß der Autor hier nicht bloß frei fabuliert, sondern an eine alte Comicgeschichte aus Timely-Zeiten anknüpft, war mir damals – trotz Rächer # 4 – nicht so ganz klar, hat aber dem Staunen keinen Abbruch getan.

Daß ich den Eisernen nicht besonders mochte, habe ich schon zuvor erwähnt. Das Abenteuer, das in diesem Heft beginnt, ist auf jeden Fall einige Jahre früher als das Rächer-Epos entstanden und hat noch nicht dessen Grandezza. Der Supergegner, das Einhorn, trägt ein wenig unfreiwillig komische Züge. Und natürlich kann Zeichner Don Heck selbst mit seinem besten Können gegen Meister Buscema nicht anstinken, obwohl er auf seiner dritten Seite auch mit einem extragroßen Panel arbeitet. Da sieht man den Eisernen verzweifelt inmitten von Trümmern in einer Werkshalle von Stark Industries sitzen, und das wirkt schon ganz eindrucksvoll. Es rundet sich aber diese Story nicht so ganz zum Meisterwerk, und das habe ich damals schon gespürt.
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Alt 19.09.2009, 17:11   #40  
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Rächer # 56

Nach der Cap-Zeitreise kam gleich wieder eine epochale Ausgabe (wie auf dem Cover angekündigt). Roy Thomas führt hier den Androiden Vision und den Roboter Ultron-5 ein. Vision kann die Molekularstruktur seines Körpers beliebig verändern und sich sowohl völlig durchlässig als auch diamantenhart machen; Ultron – sein Schöpfer - ist eine Art „mad scientist“. Zur Herkunft beider Charaktere hält sich Thomas zunächst ziemlich bedeckt. Etwas später erfahren wir, daß Vision eine mentale Reinkarnation des ambivalenten Wundermann aus Rächer # 8 und daß Ultron einst von Henry Pym selbst zusammengebastelt worden ist. Obwohl also zunächst vieles offen bleibt, gelingt Thomas eine atmosphärisch dichte und spannende Ausgabe, und auch John Buscema gibt sich Mühe und experimentiert mit ungewöhnlicher Panelaufteilung und freigestellten Panels, die nach meiner Ansicht den Science-Fiction-Touch der Story betonen sollen. Darin sollte er freilich bald darauf von Gene Colan und Barry Smith deutlich übertroffen werden.

Vision wird eindrucksvoll eingeführt, indem er der Wespe wie ein Gespenst erscheint. Der Android verliert dann aber das Bewußtsein, was sie dazu nutzt, den zu Hilfe eilenden Goliath zusammenzustauchen, mit dem sie sich kurz zuvor gestritten hatte. Da brachte der Autor wohl Erfahrungen im Geschlechterkampf ein. Der Mittelteil des Bandes hängt ein wenig durch: Wir verfolgen „Alltagsaktivitäten“ von Falkenauge und dem Schwarzen Panther, bevor beide zur High-Tech-Analyse von Vision ins Rächer-Hauptquartier gerufen werden. Vision, der allmählich wieder zu sich kommt, will sich aber nicht ohne weiteres untersuchen lassen und demonstriert den Rächern seine Macht. Dann sinkt er wieder deprimiert in einen Sessel, denn er weiß nicht, wer er ist. Schließlich bringt er das Superheldenteam aber doch auf die Spur von Ultron, dem sie folgerichtig einen Besuch abstatten.

Goliath wird von einem Riesen-Androiden k.o. geschlagen, den Ultron wie einen Bodyguard benutzt – Zemo hatte im vorherigen Heft ja auch solche Gesellen zur Hand. Die übrigen Rächer gehen in eine Falle: Metallwände rücken auf sie zu, um sie zu zerquetschen. Vision kann von einem solchen Gefängnis natürlich nicht aufgehalten werden und tritt nun endgültig Ultron-5 Auge in Auge gegenüber. Beide Wesen sind per definitionem ohne menschliche Emotionen. Aber bei Vision werden wir bald merken, daß er sehr wohl Gefühle haben kann („Auch Androiden können weinen“), und er seinerseits schafft es, Ultron so zu reizen, daß er sich auf Vision stürzt, durch ihn hindurchfliegt und dann irgendwie explodiert (worauf er da knallt oder was die Explosion auslöst, bleibt strenggenommen offen, aber ich wußte damals schon, was gemeint war).

Sehr Rächer- und überhaupt Superhelden-untypisch ist ein Epilog, bestehend aus einem lyrischen Text über einen grimmigen Totenschädel und die Vergänglichkeit aller Dinge und einer Bilderfolge. Sie zeigt einen kleinen Jungen, der den vom Rumpf getrennten Kopf von Ultron-5 findet, ein wenig mit ihm spielt und ihn dann achtlos in den Dreck wirft. So schön diese Sequenz ist – ehrlich ist Roy Thomas hier nicht. Denn Ultron kehrte natürlich schon bald ins Marvel-Universum zurück. Und ich würde ihm keinesfalls abkaufen, daß er das zu diesem Zeitpunkt nicht geplant hatte, denn noch war ja völlig offen, wer Ultron überhaupt war.

Der Eiserne führt in der Füllstory sein Duell mit dem nur mäßig beeindruckenden Einhorn zuende. Ganz witzig fand ich den Schluß, wo er ein Passagierflugzeug mit dem Schurken an Bord demoliert und zum Absturz bringt (die Insassen können sich mit Fallschirmen retten – der Held soll ja nicht zum Mörder werden). Das Einhorn entkommt übrigens, weil es aus eigener Kraft fliegen kann – fragt sich bloß, warum es dann im Flugzeug saß.

Nachtrag:

Das Motiv des gefühllosen Androiden hat mich in den folgenden Jahren noch schwer beschäftigt. Ich denke, es ist ein Pubertätsthema, denn da hat man Probleme mit Leuten, die ihre Gefühle nicht zeigen (oder man kann sie jedenfalls nicht deuten). Die große Frage ist: Werde ich von anderen akzeptiert, oder lehnen die mich insgeheim ab? 1982 habe ich mich hingesetzt und eine längere Science-Fiction-Story mit dem Titel „Téte à téte mit einem Androiden“ geschrieben. Inzwischen kannte ich ein paar Romane von Philip K. Dick, darunter „Do Androids dream of electric Sheep?“, aber der erste Auslöser war dieses Rächer-Heft.

Das Manuskript habe ich dann an Thomas LeBlanc geschickt (heute Leiter der Phantastischen Bibliothek Wetzlar, damals Herausgeber einer Reihe deutschsprachiger SF bei Goldmann), und er schickte mir immerhin eine schriftliche Absage, in der er sehr zutreffend feststellte, ich hätte noch sehr wenig Erfahrung im Schreiben. Darauf habe ich den Stoff in einem siebenteiligen Comic verarbeitet (insgesamt 28 Seiten), der etwas später in Fortsetzungen im Fanzine PLOP erschien. Ich war einfach davon überzeugt, dass das Androiden-Thema sehr wichtig war. Aber irgendwann hatte ich schließlich meine Pubertät auch hinter mir…
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Alt 19.09.2009, 17:12   #41  
Peter L. Opmann
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Rächer # 63

Ich hatte mich damals sehr gefreut, daß Gene Colan, den ich schon vom „Dämon“ und „Dracula“ kannte, die Serie übernahm, und war entsprechend enttäuscht, als klar wurde, daß es sich nur um ein grafisches Intermezzo von drei Ausgaben handelte. Für mich war er ein visionärer Zeichner, insbesondere in der mittleren Ausgabe, der # 63. Und auch die Story von Roy Thomas war hier sehr wirkungsvoll konstruiert.

Im Gegensatz zu vielen anderen Marvel-Zeichnern habe ich Gene Colan sehr wenig zu kopieren versucht. Was ich von ihm zu übernehmen versuchte, war seine unkonventionelle Panelaufteilung. Ansonsten war er ein schwieriges Vorbild, weil er sich wenig wiederholte, ich mir also kaum Muster von ihm abschauen konnte. Er fand immer neue extrem verzerrte Perspektiven, er verdrehte die Körper auf immer wieder andere verrückte Weisen, und außerdem waren seine Gesichter sehr individuell und lebendig, und er hatte eine sehr ausgefeilte Licht-Schatten-Technik, die natürlich später bei Dracula – mit Inker Tom Palmer – am besten zur Geltung kam. Natürlich war das Artwork von Gene Colan jederzeit gut wiedererkennbar, aber es war für mich trotzdem außerhalb der Reichweite. Ich hätte gern mehr Rächer-Abenteuer von ihm gesehen. Später habe ich mir sogar ein paar Batman-Hefte gekauft, weil sie von Colan gezeichnet waren (Ehapa-Superheldencomics interessierten mich zu dieser Zeit sonst kaum).

Schon die Eröffnung dieses Hefts ist ganz anders als gewohnt: Eine ringförmige Raumstation schält sich aus dem Sternenhimmel, während ein Kinderreim zitiert wird, und beginnt, die Erde zu beschießen. Dann kommt erst das Splashpanel, und zwar gleich über zwei Seiten hinweg. Ziemlich detailliert wird das Zerstörungswerk des „Todesstrahls aus dem All“ gezeigt. Die Rächer wollen sich eben darum kümmern, da betritt der neue Goliath die Szene – Clint Barton, bisher unterwegs als Falkenauge. Zum Zeichen dafür, daß diese Figur der Vergangenheit angehört, zerbricht Goliath Falkenauges Bogen.

Gleich darauf wieder Besuch im Rächer-Hauptquartier: ein Unterwelt-Boß, der in Rückblenden von den Welteroberungs-Plänen des verrückten Wissenschaftlers Eierkopf erzählt, an denen er sich beteiligen sollte. Unter seiner Führung fliegen die Rächer in ihrer Dienst-Rakete zu der Raumstation, um Eierkopf unschädlich zu machen. Das gibt noch einmal Gelegenheit zu einem doppelseitigen Panel, das – nicht ganz so eindrucksvoll wie das erste – den Kampf der Rächer gegen Eierkopfs Roboterarmee zeigt. Doch konzentrieren wir uns zunächst auf die Story. Die kulminiert in zwei Clous, einen eher konventionellen und einen geschickt eingefädelten, die aber beide miteinander verbunden sind.

Erstens: Eierkopf schafft es, die Rächer mit speziell vorbereiteten paralysierenden Strahlen außer Gefecht zu setzen. Er hat aber den mitgekommenen Gangsterboß übersehen, der sich auf ihn stürzt und die Strahlenkanone kaputt macht, wobei er sein Leben läßt. Zweitens: Die Identität des Gangsterbosses wird aufgedeckt. Als er bei den Rächern auftauchte, hatte der neue Goliath ziemlich widersprüchlich auf ihn reagiert. Einerseits beschimpfte er ihn als „Ratte“, die im Dreck herumkriecht. Als ihn seine Mitkämpfer aber hochkant rauswerfen wollen, setzt er sich dafür ein, ihn anzuhören. Hinterher wechselt er wieder zu Verachtung: „Deine Story ist ebenso falsch wie ne Drei-Dollar-Note! Du willst nur nicht riskieren, daß deine Einnahmequellen durch den Todesstrahl von der Landkarte geputzt werden! Oder, du Ratte??“

Ganz zum Schluß erklärt sich Goliath, nachdem Gelbjacke bemerkt hat, daß sich die beiden mit Vornamen angeredet haben: „Warum sollte er meinen richtigen Namen nicht wissen, Hank? Schließlich war er mein Bruder.“ Für einen Comic, der sich schwerpunktmäßig an etwa Zwölfjährige richtet, war das ein recht ungewöhnliches Durchbrechen des Gut-Böse-Schemas und durch den Tod des Gut-Bösen recht berührend.

Zurück zur Grafik: Die drei von Gene Colan gezeichneten Rächer-Bände waren für mich einige Zeit lang das Nonplusultra des Comiczeichnens. 1982 kam ich dann mit dem Comiclabor in Kontakt, dessen Mitglieder gerade die Herausgabe eines neuen Horrormagazins namens „Menschenblut“ vorbereiteten. Deren Vorbilder waren die Zeichner des amerikanischen Undergrounds wie Richard Corben oder Jack Jaxon, der französische Star Moebius oder filigrane Stilisten wie Jacques Tardi oder Alex Toth (gut, einer von ihnen war William-Vance-Fan, aber zeichnete selbst kaum). Für mich waren alle diese Künstler noch ziemlich neu. Aber so langsam wurde Gene Colan von seinem Spitzenplatz verdrängt. Noch heute nehme ich indes Marvel-Comics aus seiner Feder gern zur Hand – und sogar den einen oder anderen Batman.

Die Episode des Eisernen, die in diesem Heft beginnt, ist im Prinzip nicht uninteressant – von der Story her, weil der Eiserne in den Verdacht gerät, Tony Stark umgebracht zu haben (dessen andere Identität er ist), und auch grafisch gibt Don Heck wieder mal sein Bestes. Aber viel mehr gibt’s dazu eigentlich nicht zu sagen.
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Alt 19.09.2009, 17:14   #42  
Peter L. Opmann
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Rächer # 65

Dieses Heft war für mich zunächst mal – nach den begeisternden Werken von Gene Colan – eine Enttäuschung. Das Cover scheint von John Buscema zu sein, aber innen war ein unbekannter Zeichner namens Barry Smith (hier ohne "Windsor") am Werk, den ich ziemlich gewöhnungsbedürftig fand. Über die Story muß man kaum viele Worte verlieren – es gibt nahezu keine. Alles ist nur Prolog, Vorbereitung auf das zweite große Duell der Rächer mit dem Roboter Ultron: Die Rächer testen das unzerstörbare Metall Adamantium; Vision verschwindet, um das Adamantium zu stehlen, und kehrt zurück, um Ultron-6 die Bühne zu bereiten; zwischendurch gibt’s Attentate auf den Eisernen und die Wespe, denen sie jeweils knapp entgehen. Das war’s. Viel raunende Vorahnung künftiger Kämpfe, wenig Action-Substanz.

Die Zeichnungen waren nach meinem ersten Eindruck schlecht. Auf den ersten Blick sah ich, daß diesem Smith die Routine fehlte, Thor, Vision, Goliath und die anderen so zu zeichnen, wie sich das gehörte. Alles wirkte unsicher, krakelig, nicht ganz richtig. Auf den zweiten Blick fiel mir auf, daß Smith ein bißchen wie Jack Kirby zeichnen wollte, aber offenbar nicht konnte. Thor war immer in den gleichen Posen wie beim „King“ dargestellt. Die Hände aller Akteure sind überwiegend in Kirbys Schema gezeichnet. Maschinen sehen ein wenig wie bei ihm aus. Aber der Gesamteindruck war überhaupt nicht wie bei Kirby. Der Hauptunterschied bestand neben dem etwas unpräzisen Strich darin, daß Smith sehr unterschiedlich große, teils ineinander verschachtelte Panels verwendete. Zum Teil ließ er sie direkt aneinander grenzen, was ich überhaupt noch nie gesehen hatte und was mir auch nicht besonders gefiel.

Allerdings reizte das Heft dazu, es immer wieder zur Hand zu nehmen, immer wieder über diesen eigenartigen Zeichenstil den Kopf zu schütteln. Ich revidierte zwar nicht so schnell meine Meinung, mußte mich aber immer wieder davon überzeugen, was da falsch gelaufen war. Mit der Zeit entdeckte ich dann doch einige Dinge, mit denen der Zeichner zu einem ganz neuen Ausdruck gefunden hatte. Als erstes freundete ich mich mit einem ganzseitigen Panel auf der 15. Seite an: Die Rächer beraten in ihrem Hauptquartier, wie sie auf das Verschwinden von Vision reagieren sollen. Kleine Inserts zeigen die Köpfe der Sprechenden, wie das später Frank Miller gern machte. Die Diskussion wird durch einen Schrei von Janet Pym aus dem oberen Stockwerk unterbrochen. Der Blick des Betrachters wird dabei zunächst im Raum herum und dann die Treppe hinauf geführt, von wo der Schrei kam. Fand ich irgendwie beeindruckend.

Nach und nach entdeckte ich, daß Smith häufiger die Geschehnisse auf diese Weise inszenierte, daß die merkwürdige Anordnung der Panels oft einen bestimmten Sinn hatte. Spektakulär war vor allem ein weiteres ganzseitiges, jugendstilig verziertes Panel mit Vision, der gerade eine Raumschiffbesatzung ausschaltet. Sehr interessant waren auch die beiden Seiten, auf denen der Eiserne bei einem Experiment mit Atomstrahlen(!) beinahe draufgeht, wo Smith unter anderem Digitalanzeigen einblendet. Er war 20, als er diese Rächer-Episode zeichnete, und wollte vermutlich wirklich etwas Ungewöhnliches vorlegen, er wollte sich für Marvel empfehlen. Ich habe diese Spielereien dann gelegentlich in meinen eigenen Comics zu kopieren versucht.

Heute weiß ich mit dem Namen Barry Windsor-Smith natürlich einiges mehr anzufangen als damals. Ich weiß auch, daß sein Inker, Syd Shores, ein Altmeister war, der zusammen mit Kirby im Golden Age frühe Captain America-Ausgaben gestaltet hatte. Ob das hilfreich gewesen wäre, wenn ich es schon damals gewußt hätte?

Die Eiserner-Episode in diesem Heft hieß „Der Tod von Tony Stark“. Hauptsächlich wird aber der Mandarin als Superschurke eingeführt. Obwohl er mich nie so richtig überzeugte, wurde er in den kommenden Ausgaben quasi zum Stammgast in der Serie.

Das war’s von den Rächern. Inhaltlich folgte zwar noch die eine oder andere interessante Ausgabe wie die # 76, wo sie Geld brauchen und ihre Arbeitskraft verkaufen und sozusagen gegen den Kapitalismus kämpfen, oder die # 82, wo eine feministische Frauencombo ihr Gegner ist. Zeichnerisch dagegen hat mich bis zur Einstellung der Serie kaum noch ein Heft so richtig überzeugt. Sal Buscema zeichnete sehr schematisch, was auf mich wie Faulheit wirkte. Dann kehrte der große Bruder John zurück, aber die Sachen sahen nicht mehr aus wie in den 40er und 50er Ausgaben. Gegen Ende der Williams-Rächer kehrte auch Barry Smith nochmal kurz zurück mit einem ziemlich veränderten Zeichenstil. Rich Buckler, der die letzte Ausgabe zeichnete, schien ganz vielversprechend zu sein. Zwischendurch gab es freilich die Saga des Kriegs der Kree gegen die Skrull, überwiegend von Neal Adams gestaltet (herausragend die extra lange Story in # 92), aber die Story war mir damals zu unübersichtlich. Daher fahre ich jetzt mit der nächsten Serie fort.
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Alt 19.09.2009, 22:28   #43  
Peter L. Opmann
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Fantastische Vier # 74 und 75

Komisches Gefühl: Kaum war ich wieder in die Serie eingestiegen, sollte es schon mit dem Ding ein für allemal vorbei sein – ich wußte natürlich nicht, daß es bei Marvel kaum ein „ein für allemal“ gibt. Ich konnte kaum nachvollziehen, warum das Ding unbedingt wieder zum Menschen gemacht werden mußte. Denn seine unverwechselbar schnoddrige Art basierte ja auf Dings Riesenkräften. Als Mensch konnte es eigentlich nur langweilig sein. Dies scheint auch die eigentliche Botschaft hinter der zweiteiligen Story von Stan Lee zu sein.

Der erste Teil beginnt ganz gemächlich. Die FV kehren aus der Mikrowelt zurück (siehe die Besprechung von # 71) und müssen sich in ihrer Welt erstmal wieder akklimatisieren. Reed Richards eilt in die Klinik, wo seine Frau Sue gerade in den Wehen liegt (noch einige Ausgaben lang übrigens). Ding versinkt in schnoddrigem Selbstmitleid. Er erwartet auch nicht viel von Reeds neuestem Versuch, ihn zurückzuverwandeln. Es klappt zwar, aber in früheren Fällen hatte das nicht lange angehalten. Zwischendurch sehen wir den Zauberer (der Anführer der Furchtbaren Vier) in Zivilklamotten, der neue Pläne gegen die FV schmiedet. Und dann schlägt er genau in dem Moment zu, als aus dem Ding wieder Ben Grimm geworden ist. Im Augenblick der Gefahr denkt es nicht mehr daran, daß es nun kein Superheld mehr ist, was auch der Zauberer überrascht feststellt: „Ich glaube, du weißt gar nicht, was inzwischen passiert ist.“

Grimm wird durch die Halle geschleudert und von Mr. Fantastic gerade noch vor dem Aufprall gerettet, der ihn wohl getötet hätte. Schließlich können die verbliebenen Fantastischen Drei den Zauberer in eine Art Riesenzentrifuge locken, in der sie ihn schwindelig schleudern. Aber der nächste Angreifer läßt nicht lange auf sich warten, von Kirsten Isele in der deutschen Übersetzung ziemlich uncool „der Androidmann“ genannt. Diese Figur wird als Schöpfung des verrückten Denkers eingeführt und entpuppt sich als eine Art Golem, der, einmal zum Leben erweckt, von normalen Menschen nicht mehr gestoppt werden kann. Ein insgesamt doch sehr farbloser Gegner der FV, der aber nur das vom Zauberer begonnene Werk vollenden soll, nämlich zu zeigen, daß es bei den FV ohne das Ding nicht geht.

Der Androidmann läuft in New York ein bißchen Amok, bis er auf das Restaurant stößt, in dem Ben Grimm gerade mit seiner Freundin, der blinden Alicia, sitzt. Erklärt wird das damit, daß Ben die Wunderhandschuhe des besiegten Zauberers bei sich hat, hinter denen Androidmann her ist. Auch als „normaler“ Mensch leistet Ben dem Monster tapfer Widerstand, muß aber erkennen, daß er es nur als Ding besiegen kann. Reed hat ihm freilich gesagt, daß er sich nur ein letztes Mal verwandeln und danach nie wieder zum Menschen werden kann. Aber was soll’s, wenn das Ding den Androidmann mit einem einzigen Schlag besiegen kann? Am Ende ist das Ding freilich beim vertrauten Selbstmitleid angekommen und trollt sich vom Ort des Geschehens, während es murmelt: „Warum sollte ich ein hergelaufener Niemand sein – wie der normale Ben Grimm – wenn ich das Ding sein kann… für immer!“ Wobei es durch spätere Ausgaben rasch eines Besseren belehrt werden wird.

Was soll ich zu den Zeichnungen schreiben? Jack Kirby ist der ultimative FV-Zeichner. In dieser Serie war er zweifellos am meisten „zuhause“. Was mich noch immer beindruckt, ist, wie mühelos er zwischen dramatischer Action und rührseligen Familienszenen der FV wechselt. Superheldenkämpfe sahen nie eindrucksvoller als bei Kirby aus. Wenn die FV aber nicht kämpfen, sind sie sehr individuell gezeichnete Charaktere. Die Gesichter sind zwar klischeehaft, wirken aber trotzdem lebendig. Der Leser ist richtiggehend zu Besuch bei den FV.

Der Dämon, vor allem in den von Gene Colan gestalteten Ausgaben, hätte wirklich ein eigenes Magazin verdient gehabt. Aber diese Episoden waren definitiv keine Lese-Sternstunden für mich – natürlich auch, weil sie immer in zwei Teile gerissen waren. In FV # 74 besiegt der Dämon den Stelzenmann, in FV # 75 bekommt er es mit echsenartigen Außerirdischen zu tun. In beiden Teilen geht es um DDs kleinen Schwindel mit seinem angeblichen Zwillingsbruder Mike, den er sich ausgedacht hat, um seine Geheimidentität zu schützen. Tolle Comics, leider unter Wert präsentiert.
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Alt 19.09.2009, 22:30   #44  
Peter L. Opmann
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Fantastische Vier # 90

Von der Geburt von Franklin „B.“ Richards hatten Williams-Leser leider nichts mitbekommen, weil sie in einem Annual stattfand, das in der deutschen FV-Serie nicht veröffentlicht wurde. Aber das Baby bot wiederholt Gelegenheit, aus der Superhelden- eine Familiensoap zu machen. Wobei Stan Lee hier das Kunststück gelingt, von der menschelnden Homestory fast übergangslos ins Horrorgenre umzusteuern, wodurch sie unzweifelhaft hervorsticht. Diese Ausgabe ist zugleich die älteste, die ich als US-Heft besitze. Nach der Erwerbung hatte ich natürlich sofort beide Hefte nebeneinandergelegt und Druck sowie vor allem Originaltext und Übersetzung (von Arend Buck) verglichen (wobei mir keine Fehler auffielen). Dadurch hat sich mir das Abenteuer stark eingeprägt.

Die Episode zu Beginn, wenn das Ding wieder mal übellaunig und frustriert herummosert, bis es erfährt, daß Klein-Franklin den zweiten Vornamen „Benjamin“ erhält, und den Jungen dann gerührt in seine Pranken nimmt, finde ich gut ausgedacht und geschickt erzählt. Dann geht es darum, daß das Kind wegen der permanenten Gefahren, die den FV drohen, bei einer Kinderfrau auf dem Land versteckt werden soll. Beim Aufbruch mit dem Fantasticar zieht – wie in allen klassischen Gruselgeschichten – ein schweres Gewitter auf, und das Heim der Erzieherin, Miss Agatha Harkness, erweist sich gleich darauf als „Psycho“-artiges gotisches Horrorhaus. Die alte Dame selbst, begleitet von einer schwarzen Katze, ist eine zwischen britischer Exzentrik und undefinierbarer Unheimlichkeit schillernde Figur. Ding gibt dazu einen drastischen Kommentar ab: „Ich würde diese olle Krähe nicht mal auf meine Tante Petunia aufpassen lassen!“

Die Frightful Four passen zwar mit ihrem Namen hervorragend in diesen Rahmen, waren aber damals einfach die Gegner vom Dienst. Der Zauberer, Anführer des finsteren Quartetts, beteuert freilich, es nicht auf das Baby abgesehen zu haben, trotzdem will er die FV auf Agatha Harkness’ Anwesen angreifen. Warum er gerade diesen unberechenbaren Kampfplatz wählt, läßt sich wohl nur mit Genreregeln erklären: In Horrorfilmen zieht es die Opfer immer ins Gruselhaus. Wie schon in früheren Ausgaben gelingt es den Frightful Four jedoch, die FV dort einen nach dem anderen zu überrumpeln und auszuschalten. Selbst als sich Medusa, die als Schwester von Johnny Storms damaliger Freundin Crystal praktisch zur FV-Familie gehört, im entscheidenden Moment gegen ihre einstigen Kumpane wendet, scheint dies die Bösewichter nicht aufhalten zu können. Der Trapster („Kleisterpeter“) macht Medusa mit seinem Leim kampfunfähig.

Obwohl der Zauberer, Sandmann und Kleisterpeter längst gesiegt haben, schicken sie sich jetzt erst an, ihre Rache zu vollenden. Ich habe damals keine Sekunde daran gezweifelt, daß das seine Richtigkeit haben muß. Und nun begegnen die Frightful Four Agatha Harkness. Sie sehen in ihr zunächst nur eine alte Schachtel, mit der sie sich nicht großartig abgeben müssen. Aber die schwarze Katze wird zum Monsterraubtier, das den Zauberer erst in die Flucht schlägt und dann in den Wahnsinn treibt. Sandmann wird mit Hilfe einer zauberischen Geste versteinert, Kleisterpeter wiederum von einem schwarzen Monster zur Strecke gebracht. Ding und Fackel finden ihre Gegner leblos, aber natürlich nur betäubt, und haben keine Erklärung für das, was passiert ist, während sie gefangen waren. So befürchten sie für das Baby das Schlimmste, das aber in Miss Harkness’ Obhut friedlich schlummert. Nach einem kleinen abschließenden Dialog nimmt das abergläubische – aber in diesem Fall den richtigen Verdacht hegende – Ding vor der mysteriösen Frau Reißaus. Es ist eine Geschichte mit einigen komischen Momenten zwischen den Gruseleffekten, weshalb man über ihre Schwächen und logischen Probleme auch heute noch hinwegsehen kann. Sie hat in meinen Augen ihren Charme bewahrt. Jack Kirby und Joe Sinnott setzen sie wie gewohnt in beeindruckende Bilder um.

Der Dämon kämpft in der Zweitstory gegen den Käfer. Weil er erschöpft ist, läßt er sich diesmal überwältigen und gefangen nehmen, um frische Kräfte für den nächsten Kampf zu tanken. Zwischendurch erzählt der Käfer seine Entstehungsgeschichte. Gene Colans Pencils wurden hier von John Tartaglione geinkt. Bemerkenswerter erscheint mir allerdings, daß die Story durch eine ganzseitige Anzeige von Knorr unterbrochen wird, ein sehr seltener Anblick. Die Werbung für die legendären Sea-Monkeys auf dem Backcover, eine Variation der Urzeit-Krebse aus „Yps“, war dagegen beinahe eine Dauererscheinung. Insgesamt war aber das Williams-Anzeigengeschäft sicher nicht geeignet, die Lizenzen profitabler zu machen.
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Alt 19.09.2009, 22:31   #45  
Peter L. Opmann
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Fantastische Vier # 94

Dieses Heft in meiner Sammlung ist so zerlesen (jedenfalls sind die Seiten überwiegend auseinandergefallen und notdürftig wieder geklebt), daß auf der Hand liegt, daß es mal zu meinen Lieblingsausgaben gehörte. Beim Wiederlesen bleibt davon nicht viel übrig. Immerhin: Die Grundidee ist nicht schlecht. Und zwar: Die FV durchkreuzen die Pläne eines Außerirdischen, damit die NASA ungefährdet ihre erste Mondlandung über die Bühne bringen kann. Alles übrige der Story hat erheblich an Glanz eingebüßt. Auch bei den Zeichnungen wird teilweise ziemlich geschludert. Halten wir erstmal fest: Das Original erschien 1970, also einige Zeit nach der tatsächlichen Mondlandung. Wäre es vorher gewesen, hätte diese Geschichte sicher noch mehr Pep gehabt. Natürlich hätte Stan Lee dann die Realitätsnähe seiner Serie nicht so gut betonen können - er zitiert sogar die historischen Worte: "Dies ist ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein großer für die Menschheit." Wenige Minuten zuvor haben die FV mit einem Roboter der Kree aufgeräumt, der die Mondmission verhindern sollte.

Erstes Ärgernis: Das Cover erweckt einen falschen Eindruck - und versucht, den Leser auf eine falsche Fährte zu führen. Dies haben auch die US-Marvel-Leser normalerweise gar nicht gern gesehen. Nur auf dem Cover sind die FV auf dem Mond. Im Heft kämpfen sie gegen den Roboter auf einer Pazifikinsel, von wo aus er Todesstrahlen auf den Mond schicken will, um die NASA-Mission zu vereiteln. Gravierender ist jedoch, daß der Gegner auf dem Cover nur als Schatten zu sehen ist. Fackel Johnny Storm sagt: "Das ist unmöglich! Er kann doch nicht hier sein!!" Das klingt so, als ob die FV einem alten Bekannten gegenüberstehen. Dem Kree-Roboter sind sie aber nie zuvor begegnet. Reed Richards identifiziert lediglich die Bauart.

Der Kampf mit dem Roboter verläuft ziemlich konventionell, und er endet eher undramatisch: Der Roboter löst den besagten Todesmechanismus aus und hebt sich hinweg, während die FV in den letzten Minuten, bevor der "Adler gelandet ist", den Mechanismus dann eben noch entschärfen. Interessant sind - aus meiner heutigen Sicht - einzig und allein die Anspielungen auf das historische Geschehen der Mondlandung. Es beginnt damit, daß Reed Richards eine merkwürdige Botschaft empfängt, von deren fremden Zeichen er nur ein Wort entschlüsseln kann: "Ruhe". Das Ding, das gerade ein Mondlandungs-Special in der Zeitung liest, bringt ihn auf die Idee, daß es um das "Meer der Ruhe" gehen könnte, den Ort, an dem die Mondfähre landen soll. Mit einer Rakete machen sich die FV dann auf den Weg, um den kosmischen Sabotageakt zu verhindern. Ding meint: "He, Stretcho! Du willst doch nicht etwa als erster auf dem Mond sein?" Und man schmunzelt, denn das wäre für ihn sicher ein Leichtes.

Dann suchen die FV auf der Insel nach dem Absender der Botschaft. Währenddessen startet im Kennedy Space Center die Apollo-Rakete mit der Mond-Besatzung. Jack Kirby fängt auf einer Seite Reaktionen auf den historischen Flug ein: eine Menge, die im Schaufenster die Fernsehübertragung verfolgt, einen Polizisten, der einen Taxifahrer anhält, um die Radioübertragung mithören zu können, zwei Russen, die sich trösten, wenn die Mondlandung gelingt, würden sie behaupten, sie hätten den Mond erfunden. Das ist ganz nett, allerdings war die echte Mondlandung bei der Entstehung dieses Comics schon Geschichte. Natürlich ist es Teil des Clous, daß auch der Leser weiß, daß sie ein Erfolg war - er wußte bloß noch nicht, daß die FV diesen Erfolg sichergestellt haben... Am Ende signalisiert Reed, daß ihm nicht ganz klar ist, warum sich die Kree in die Mondmission eingemischt haben. Daß sie die Ausbreitung der Menschheit ins All verhindern wollten, weiß daher nur der Leser.

Jack Kirby gelingen ein paar hübsche Panels mit futuristischer Technik (der Kree, der FV, weniger von der NASA, wo er sich auf Fotomaterial stützt). Der Kampf mit dem Roboter ist nicht sehr spektakulär in Szene gesetzt. Er spielt sich ja auch auf einer verlassenen Felseninsel ab. Was mich gefesselt hat, war eindeutig nicht die Grafik, sondern die Story. Etwa zur gleichen Zeit hörte ich im Radio ein Hörspiel von Herbert W. Franke, "Signale aus dem Dunkelfeld". Darin geht es darum, daß ein internationales Forscherteam auf der Rückseite des Mondes Kontakt zu einer unbekannten, rätselhaften Existenz aus dem All bekommt, die Informationen über die Menschheit sucht. Die beiden Geschichten habe ich dann zu einem eigenen Abenteuer zusammengemixt, einem Prosatext, der nicht mehr erhalten ist. Gut, daß der nirgends veröffentlicht worden ist, denn er hielt sich fatal eng an seine beiden Vorlagen.

Beim Dämon haben wir es hier mit einem Teil eines Crossovers zu tun. Er kämpft gegen den Kleisterpeter, der vorher zusammen mit den Furchtbaren Vier die FV angegriffen hat. Das Ding kommt hier nicht vor. Gene Colan hatte nach meiner Erinnerung auch Mühe, es zu zeichnen - wogegen er später eine andere Funnyfigur, Howard the Duck, sehr gut hinkriegte. Die Story war für mich wiederum etwas unbefriedigend, da die FV-Ausgabe, in der die Geschichte begann, in meiner Abstinenzzeit lag. Die Redaktion macht auch keine Angaben, an welche FV-Ausgabe hier angeschlossen wird. Jedenfalls war sie bei Williams schon veröffentlicht. Aber das Timing von Crossovern war etwas, was außerhalb der Macht der Redaktion lag.

Geändert von Peter L. Opmann (19.09.2009 um 22:38 Uhr)
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Alt 19.09.2009, 23:48   #46  
Schlimme
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Zitat:
Zitat von Peter L. Opmann Beitrag anzeigen
(Beim folgenden Kapitel müßte ich eigentlich unbedingt die dazugehörigen Abbildungen zeigen. Stattdessen gebe ich den Link an, wo man sie sehen kann: http://pelefant.pe.ohost.de/forum/th...56&sid=&page=1 - siehe Beitrag vom 28.11.2006.)
Die Bilder kann nur derjenige sehen, der im bsv-Forum angemeldet ist.
Schlimme ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 20.09.2009, 07:37   #47  
Peter L. Opmann
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Wie sieht's hiermit aus? http://www.wmca.de/marvel_intern/fan...hre/exkurs.htm

Ansonsten kann ich nur hoffen, daß ich bald das Recht bekomme, Anhänge hochzuladen. Dann stelle ich die Bilder auch gern nochmal hier rein.
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Alt 20.09.2009, 07:47   #48  
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Telefonier doch einfach mal mit underduck. Er wird Dir schon weiterhelfen.
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Alt 20.09.2009, 12:52   #49  
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Zitat:
Zitat von Peter L. Opmann Beitrag anzeigen
Wie sieht's hiermit aus? http://www.wmca.de/marvel_intern/fan...hre/exkurs.htm

Ansonsten kann ich nur hoffen, daß ich bald das Recht bekomme, Anhänge hochzuladen. Dann stelle ich die Bilder auch gern nochmal hier rein.
Es gibt im CGN keine anhänge, Peter. Aber so habe ich wenigstens mal (d)einen passenden Avatar übernehmen können.

Entweder verlinkt man Bilder vom eigenen Webspace, oder schickt mir Bildanhänge per Mail zu, die ich dann in den Beitrag einfüge. Ganz wichtig ist, daß man von den Bildern das Copyright besitzt. Das ist der öffentliche Teil des CGN. Da will ich keine Bilder sehen, für die die Forenleitung abgemahnt werden kann.
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Alt 20.09.2009, 18:13   #50  
Peter L. Opmann
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(@ Underduck: Hab' Dir eine pN geschickt.)

Spinne # 74

Die Spinne war anders. Nachdem es in meiner Wiedereinstiegs-Nummer 71 keinen Superhelden-Fight gegeben hatte, trat drei Ausgaben später schon wieder ein Gegner an, der für die meisten anderen Marvelhelden kein Gegner gewesen wäre. Auf dem Cover konnte man zwar nicht sofort erkennen, daß „Menschenberg Marko“ nur ein herkömmlicher Schläger in Diensten der New Yorker Mafia ist, aber es verdeutlicht auf irritierende Weise eine Abwertung von Spider-Man: Von den Beinen geholt, ohne Orientierung (er blickt Marko nicht an), ein Arm dem Gegner abwehrend entgegen gestreckt, und Marko zerrt am Spinnenkostüm, als wolle er es ihm gleich über die Ohren ziehen. Nein, die Spinne war kein herkömmlicher Superheld.

Den roten Faden bildet hier immer noch die antike Tafel, die schon in # 71 eine Rolle gespielt hatte und hinter der ziemlich viele Leute her sind. Die Spinne wird verdächtigt, sie gestohlen zu haben, und will sie daher wiederbeschaffen. Captain Stacy, der Vater von Peter Parkers Freundin Gwen, bringt sie auf die richtige Spur. Ein Gangsterliebchen bewahrt die Tafel auf. Als die Spinne auftaucht, stellt Marko bereits ihre Wohnung auf den Kopf, was eine tätliche Auseinandersetzung unvermeidlich macht. Wohlgemerkt: Marko hat vielleicht nur ausgiebig Muskelaufbaupräparate geschluckt, Spider-Man dagegen hat die „proportionalen Kräfte einer Spinne“. Trotzdem hat er mit Marko erhebliche Schwierigkeiten und geht zweimal beinahe k.o.

Am Ende setzt sich Marko freilich mit einem typischen fiesen Trick durch, bei dem richtige Helden immer im Nachteil sind: Er droht, das Mädchen aus dem Hochhausfenster zu stürzen, und tut das dann auch. Die Spinne springt hinterher und rettet es mit seinem Netz (was dann einige Zeit später bei Gwen Stacy leider nicht klappte). Inzwischen macht sich Marko mit der Tafel aus dem Staub – was die Spinne ziemlich gleichmütig hinnimmt. Am Ende wird die Geschichte ein Stück weitergedreht. Während Peter Parker den Chemiker Dr. Curtis Connors anzurufen versucht, der ihm im Studium helfen soll, ist der gerade von Silbermähne, Markos Boss, gekidnappt worden. Ihm soll er nämlich das Verjüngungsserum zusammenmixen, dessen Formel auf der antiken Tafel eingraviert ist. Die Leser werden nochmals daran erinnert, daß Connors sich in ungünstigen Momenten in das Supermonster Echse verwandelt – einen der Erzfeinde der Spinne…

In der Mitte wird die eigentlich mäßig spannende Story durch eine weitere Episode unterbrochen: ein pädagogisches Gespräch von Robbie Robertson, Chefredakteur von Jonah Jamesons „Daily Bugle“, und seinem Sohn über Rassendiskriminierung. Zwischendurch platzt Jonah herein und will seinem leitenden Mitarbeiter wegen zu Spinne-freundlicher Berichte den Kopf waschen, was der aber nicht mit sich machen läßt.

Alles in allem fand ich beim ersten Lesen dieses Spinne-Abenteuer sehr verwickelt, was aber auch daran lag, dass ich in die Serie gerade erst wieder eingestiegen war. Interessant ist aus heutiger Sicht eher die Grafik. In den Credits heißt es: „Mit gestaltet von John Buscema; koordiniert von John Romita; illustriert von Jim Mooney“. Mooney dürfte wie üblich der Inker gewesen sein, aber wie Buscema und Romita genau zusammengearbeitet haben, ist nicht eindeutig auszumachen. Nur gelegentlich ist der Buscema-Stil klar zu identifizieren, insgesamt fügt sich die Grafik gut in das Romita-Werk ein. Gwen und Peter haben übrigens bisweilen allerliebste rehäugige Gesichter, die jeder Love-Story Ehre gemacht hätten.

Höchste Dramatik bei „Thor“: Obwohl es dem Donnergott gewiß nicht an Kraft fehlt, steht er in der Zweitstory gegen den Vernichter auf verlorenem Posten. Sein Halbbruder Loki hat ihn ihm auf den Hals gehetzt. Er hat es sich freilich im letzten Moment anders überlegt, weil der Verdacht zu leicht auf ihn fallen kann, und Thor vor der „totalen Desintegration“ gerettet, indem er ihn instabil machte. Aber dann wird Loki ohnmächtig, und Thors Schicksal scheint besiegelt. In höchster Not versucht Loki, Göttervater Odin zu wecken. Diese Story (illustriert von Jack Kirby und Vince Colletta) hat mich damals nicht mehr besonders aufgeregt.
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten
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