Sind Superheldencomics in den USA noch zeitgemäß?

[Ben.]

@Mathew

Dass Jugendbücher weiter gut verkauft werden, schließe ich nicht aus. Auch sticht sich das nur bedingt damit, dass viele Kinder eher ein Smartphone in die Hand gedrückt bekommen, als was zu lesen.

Aber was halt auch zählt, ist was gerade trendet. Über was wird sich wohl eher unterhalten auf dem Schulhof? Den neuesten Comic oder werden sich die Kids nicht eher die trendigsten YT Videos zeigen? Oder Musik oder gar Lets Plays oder sonst was?

Kostenloses Gaming, Videos und Musik. Das wird in naher Zukunft immer die Oberhand haben. Comics sind nicht nur eine Nische, sie sind auch noch recht teuer dazu. Wie du schon gesagt hast, es ist nur ein Produkt für Vielleser und Sammler. Nicht mehr was für zwischendurch. Gerade auf dem deutschen Markt, wo es recht wenig Hefte gibt, die man mal für ein recht kleines Taschengeld kaufen kann.

[Mathew]

Es gibt noch das Alter vor dem ersten Smartphone. Zumindest noch. Und Eltern, die die Kinder zum lesen motivieren. Dieses - immer schmaler werdende- Zeitfenster muss man nutzen, um das Genre im Medium Comic zu bewerben.

Ich sehe das auch so, das Massenprodukt Superhelden -Comic wird mehr und mehr zum Nischenprodukt. Wobei die Heldinnen und Helden dann eben in Filmen und Videospielen präsent sind....

Eigentlich für uns gar kein Problem, oder? Wer wäre persönlich betroffen, wenn sich die Veröffentlichungsmenge halbiert? Panini Deutschland pickt sich doch ohnehin nur die Rosinen aus dem US-Markt (plus ein wenig Fanservice bei insgesamt gut laufenden Geschäften nehme ich an, "Querfinanzierung")

[Marvel Boy]

Ein Alter vor dem ersten Smartphone?
Die haben heutzutage die Dinger doch schon eher zum daddeln in der Hand als sie lesen können.

[Mathew]

In der Hand ja, aber kein eigenes. Und es gibt immer noch Eltern, die die Zeit vor dem Smartphone und Co begrenzen....

[Marvel Boy]

Soll es geben, viele sind aber einfach froh wenn die lieben kleinen ruhig sind.
Das sind dann aber auch Menschen die selber nie auf die Idee kommen würden Leserstoff anzufassen.

[Holzauge]

Zitat von Mathew

Ich sehe das auch so, das Massenprodukt Superhelden -Comic wird mehr und mehr zum Nischenprodukt. Wobei die Heldinnen und Helden dann eben in Filmen und Videospielen präsent sind....

Wann war der Superhelden-Comic je ein Massenprodukt? Also mal abgesehen, von "vor dem 2.WK" und selbst da wars Kinderkram.

Man hat geschafft, die Marken langfristig zu etablieren, aber die Geschichten... die waren auch noch zu News-Stand-Zeiten nichts anderes als eine Nische, die man mitnehmen konnte.

In Wirklichkeit war der US-Markt eine interessante Anomalie, denn während überall anders Comics vielfältigste Ideen zutage gebracht haben (natürlich mit ihren Flaggschiffen, wie Tintin, Asterix, Shonen Jump etc.) war der US-Markt eine Superhelden Monokultur.

Die bricht halt gerade auf und auch der US-Markt passt sich an die restliche Welt an. Marvel öffnet sich neuen Franchises (Star Wars, Conan aber auch WH 40k), DC konzentriert sich auf YA.

Das ist in meinen Augen sogar gut. Damit garantiert man langfristig Top-Produkte in dem Genre, weil die Gewichtung einfach wieder passen muss. Bei 100 Veröffentlichungen im Monat kann nicht alles Gold sein, bei 5-10 schon eher.

[Mathew]

wenn ich mich durch comichron klicke sehe ich da in den letzten 20 Jahren monatliche Verkäufe zwischen fünf bis acht Millionen Comics im Genre (in Nordamerika).

Die großen Superheldencomics werden 100 000 mal "verkauft".

Für mich ist das "Masse".

[Damian]

Zitat von Mathew

In der Hand ja, aber kein eigenes. Und es gibt immer noch Eltern, die die Zeit vor dem Smartphone und Co begrenzen....

Sorry, du glaubst auch noch an den Weihnachtsmann, oder?

[excelsior1166]

Natürlich hat Mathew Recht.

[Ben.]

Leider beobachte ich den Trend auch, dass das Smartphone in der Grundschule immer beliebter wird. Und dann versuch mal deinen eigenen (Stief)Kindern zu erklären, dass sie keins kriegen und nur weil andere es in der Klasse haben, eben nicht normal ist.

[LaLe]

In der Schule unserer Tochter tauchte das erste Iphone in der zweiten Klasse auf.

[Mathew]

In der Grundschule meiner Tochter sind Handys gar nicht zugelassen. Unsere hat dennoch eine Smart Watch in der Tasche, aber die ist nur für den Notfall ....

[Ben.]

Ich finde sowas ja auch nicht verwerflich, solange gewisse Alterssperren drin sind (Denken Eltern auch nicht immer dran.) Unsere hier, die muss sogar Apps installieren auf unserem Tablett oder YT Lernvideos gucken als homeschooling Aufgabe. Ich hinterfrage die Notwendigkeit eines Handys in der Grundschule, da es früher ja auch ohne ging, finde aber es ist auch den Eltern selbst überlassen.

Was ich sagen will... Als ich lernte zu lesen, fing mein Interesse daran zu wachsen und habe viele Romane verschlungen und fing an marvel Comics zu lesen.

Dieses Interesse muss auch bei der neuen Generation geweckt werden. Schwierig aber bei Kids mit Handy, die damit mehr Entertainment haben, als unsereins damals.

[Holzauge]

Zitat von Mathew

Die großen Superheldencomics werden 100 000 mal "verkauft".

Für mich ist das "Masse".

Spider-Man auf der PS4 hat 2018 in den ersten drei Tagen 3,3 Millionen Exemplare verkauft.

Weekly Shonen Jump hat immer noch eine wöchentliche Auflage von 1,5 Millionen und das bei einem Drittel der Bevölkerung und praktisch keinem Export wegen der Sprache.

Klar 100.000 im Camp Nou sind eine Masse, aber 100.000 bei einem potentiellen Markt von 320 Millionen ist Nische.

So ehrlich sollte man schon sein, das Superhelden-Comics schon sehr lange nur noch eine Nische waren, was aber dadurch nicht so aufgefallen ist, dass sie viel viel stärker im allgemeinen Bewusstsein herumschweben, als das vom Quell-Material eigentlich zu erwarten ist.

Und da der Markt ja nicht schrumpft, sondern einfach sein Augenmerk verlagert, ist das auch nichts dramatisches, gute Geschichten findet man in jedem Setting.

[betamax]

vor einigen Jahren sah ich in meiner Verwandtschaft, daß viele Eltern nahezu verzweifelten ihre kleinen Jungs zum Lesen zu bringen. Alle so in der 3-6 Klasse.

Lesen = Schule = langweilig war da die Gleichung. Bis auf Videospielzeitschriften haben die nichts gelesen. Dann kam von Panini Segas Videospielfigur SONIC als Comic heraus, der ja in den USA/Japan seit Jahrzehnten erfolgreich ist.

Den haben sie sich am Kiosk gekauft, später habe ich ihnen einige alte Condor "Mario" Nintendo Comics geschenkt. Einige lasen dann auch mal andere Serien, einer kaufte sich sogar das teure HALO Album ( Spiel für die X-Box), obwohl er noch gar nicht richtig Englisch konnte. ( War nicht gerade altersgerecht, aber dies ist ein anderes Thema )

Die Eltern waren jedenfalls froh, daß die Kinder überhaupt irgendetwas gelesen haben, auch die Lehrer, während man noch 30 Jahre vorher wütend über den "Schund" war. Da hat sich also schon einiges geändert.

Warum SONIC so schnell in D eingestellt wurde ist mir auch ein Rätsel, die Serie wird sich sicherlich nicht nur in meiner Region gut verkauft haben.

[Mathew]

....mit Begeisterung für eine Sache lesen Kinder.

@Holzauge, den wichtigsten Satz von meiner Aussage hast Du aber weggelassen:

wenn ich mich durch comichron klicke sehe ich da in den letzten 20 Jahren monatliche Verkäufe zwischen fünf bis acht Millionen Comics im Genre (in Nordamerika).

Ich weiß ja nicht, wie viele Weekly shonen Jump Comics pro Woche, oder wie viele PS4 Spiele pro Monat veröffentlicht werden, es scheint aber auch mindestens noch eine Million regelmäßige Comicleser in den USA zu geben. Und wenn nur noch ein Batman pro Jahr verkauft würde, würde der auch eine Million verkaufen. Ob das jetzt die Definition von Masse erfüllt, weiß ich aber auch nicht....

[Heatwave19]

Nur kleine Korrektur. Eine Million Verkäufe sind nicht eine Million Leser, gibt sicherlich genug Freaks wie mich, die monatlich 10 bis 20 verschiedene Hefte kaufen.

[LaLe]

Davon ab, sind das tatsächliche Verkäufe oder die georderten Ausgaben?

[user13]

Selbst eine 10.000er Auflage erfüllt die Kriterien zum Massenprodukt...

[Holzauge]

Zitat von Heatwave19

Nur kleine Korrektur. Eine Million Verkäufe sind nicht eine Million Leser, gibt sicherlich genug Freaks wie mich, die monatlich 10 bis 20 verschiedene Hefte kaufen.

Das ist keine kleine Korrektur, sondern eigentlich der Grund, wieso ich auf diese Aussage nicht eingegangen bin. Die wenigsten Leser kaufen nur eine einzige Serie.

Zusätzlich werden die Verkäufe in den letzten Jahren massiv durch Variant Covers in die Höhe gepusht. Bei 1:100 gibts einen Leser aber 100 zusätzlich verkaufte Exemplare.

Dementsprechend ist die Höhe der monatlichen abgesetzten Comics nicht die Höhe der Leser.

Weekly shonen Jump Comics pro Woche

Eine Ausgabe.

oder wie viele PS4 Spiele pro Monat veröffentlicht werden

Unterschiedlich.

[Mathew]

Zitat von Heatwave19

Nur kleine Korrektur. Eine Million Verkäufe sind nicht eine Million Leser, gibt sicherlich genug Freaks wie mich, die monatlich 10 bis 20 verschiedene Hefte kaufen.

Deshalb habe ich aus fünf bis acht Millionen geordeter Comics pro Monat --- eine Million Leser abgeleitet. Selbst wenn jede/r einzelne im schnitt 5 bis 8 Comics kauft und sie niemals verkauft oder jemandem leiht, wären es eine Million.

(Drücke ich mich so unklar aus )

Es werden sicher nicht alle Comics verkauft, gleichzeitig erwerben sicher nicht wenige Menschen ihre Comics second Hand, so dass ein Comic gerne auch mal mehrfach gelesen wird.

Diese geschätzte Million LeserInnen in Nordamerika sorgen dafür, dass zu uns noch Comics rüberschwappen. Seien wir Ihnen dankbar und hoffen, dass es Ihnen gut geht. God bless America! Make Comics great again!

[user13]

Zitat von Holzauge

Eine Ausgabe.

Unterschiedlich.

Äpfel und Birnen. Fehlt noch der Vergleich zwischen Avengers Endgame und der letzten The Terrifics Ausgabe.

Shonen Jump hat ein anderes Konzept und was du nicht erwähnst: Mitte der Neunziger eine Auflage von fast 7 Millionen (durch Dragonball),
seitdem hat das Magazin das selbe Problem wie alle Comicverlage...