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Alt 23.04.2012, 08:26   #1  
Detlef Lorenz
Operator 50er Jahre
 
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Nach einer Eingewöhnungszeit, in der es natürlich auch Streitigkeiten gab, wurde Pecos Bill zum Vormann der Cowboys. Seine Stärke, die Ausdauer, seine Intelligenz, sein Gerechtigkeitssinn, sein Ideenreichtum, all das akzeptierten die Männer und kürten ihn zum „Größten Cowboy Aller Zeiten“. Pecos Bill wurde ihr Mentor, und wie schon weiter oben geschildert, verbesserte er nicht nur die Rinderzucht als solche, auch das Cowboyleben wurde durch seine Innovationen umgekrempelt und effektiver.

Obwohl er schneller und ausdauernder als ein Pferd laufen konnte, benötigte er trotzdem eines, allein schon, um sich mit den Cowboys in der Prärie auf „Augenhöhe“ unterhalten zu können. Es gab da ein Pferd, das noch nie jemand zu zähmen imstande gewesen war, allein sein Name wirkte furchterregend: Widow Maker, also Witwenmacher. Nun, wie man sich denken kann, Pecos Bill und Widow Maker wurden bald die besten Freunde und arbeiteten fortan trefflich zusammen.






Die Namen des Pferdes - von links nach rechts: Pegasus, Jimmy, Sturm - sind genauso legendär, wie seine Fähigkeiten. Nicht nur, dass es hoch bis zum Mond springen und so schnell über Wasser reiten konnte, dass es nicht unterging, hatte es, wie so viele Pferde in der Unterhaltungsindustrie, fast menschliche Intelligenz.

Zu einem richtigen Cowboy gehört eine zünftige Frau und auch hier kam für Pecos Bill nur die Außergewöhnlichste in Frage. Slue-Foot Sue (8) fegte eines Tages wie ein Wirbelwind in Pecos Bills Leben; sie tanzte und sang der Cowboymannschaft freche Lieder vor, dass ihre Mutter errötete und ihr Vater sie tadelte. Sie forderte Bill auf, ihr das Reiten der wildesten Broncos zu lehren und erwarb durch ihr keckes Verhalten sein Herz. Ihr größter Wunsch wurde es Widow Maker zu reiten, kaum dass sie ihn gesehen hatte. Pecos Bill wollte natürlich nicht, dass sein Pferd den Zweitnamen Widower Maker erhielt und er gestattete es nicht. Am Tag ihrer geplanten Hochzeit erschien Sue nicht in ihrer Cowboykluft sondern als Braut in einem Atlaskleid mit weitem Reif, der von einer stählernen Sprungfeder gehalten wurde. Selbstbewusst und eigensinnig wie sie war, hatte sie es sich natürlich in den Kopf gesetzt Widow Maker trotz des Verbotes zu reiten und das noch vor ihrer Trauung. Bevor die Hochzeitsgesellschaft nun richtig begriff was geschah, schwang Sue sich auf das Pferd und ... wurde vom ihm hoch in die Luft geschleudert. So hoch, dass sie dem Mond (9) ausweichen musste. Als sie zurück auf die Erde stürzte gab ihr die Sprungfeder des Kleides einen erneuten Schwung und das Ganze wiederholte sich mehrere Tage lang. Nachdem die Kraft der Feder langsam abnahm, schaffte es Pecos Bill sie mit seinem Lasso einzufangen, die Hochzeit wurde daraufhin erst einmal verschoben, Sue bat darum.







In der Fassung von James C. Bowman wird Slue-Foot Sue von der Sprungfeder ihres Hochzeitkleides bis zum Mond geschleudert, während in der italienischen Comicfassung (hier aus dem Mondial Heft Nr. 2) Meg Leichtfuß - d. i. Slue-Foot Sue – von „Sturm“ auf den Mond getragen wird und dort noch immer sitzt und wartet …

Der Legende zufolge verschwand Pecos Bill eines Tages spurlos aus dem Gesichtskreis seiner texanischen Freunde und Familie, angeblich weil er nach einer Rauferei in Kansas City von der Polizei gesucht wurde, aber tatsächlich weil die Zivilisation im gesamten Westen Einzug gehalten hatte. Er und Widow Maker fühlten sich eingeengt zwischen den wachsenden Städten und den eingezäunten Weiden (die doch seine Erfindung waren!). Pecos Bill, Widow Maker und Slue-Foot Sue lebten hinfort in einem geheimen Hidden Valley und haben sich ihre eigene Cowboymannschaft großgezogen ... obwohl es Gerüchte gibt, dass der Held von Texas sich zu den unsterblichen Himmelsreitern gesellt hat – (10)

In den Geschichten von Pecos Bill zeigt sich beispielhaft die rasante Entwicklung der Viehwirtschaft im Westen, hier speziell in Texas. Von einer lokal begrenzten und auf die unmittelbare Umgebung bezogenen Rinderhaltung ging es in wenigen Jahren über zu einer die ganze Nation mit Fleisch versorgenden Landwirtschaft. Innovationen auf dem Lande ermöglichten im Zusammenhang mit dem raschen Ausbau des Eisenbahnnetzes die Ernährung vor allem der Städte im Osten. Pecos Bill steht symbolisch für Entwicklungen, Erfindungen und Pioniergeist der Menschen im Wilden Westen und das mit Humor und schier unerschöpflicher Tatkraft.


(1)Eine sehr prosaische Lebensbeschreibung ist in Bildermärchen Nr. 28 dargestellt. In diesem Heft befindet sich zusätzlich die Zweitstory Texas Bill und das ist niemand anderes als Pecos Bill.

(2)Mit 15.000,- € im aktuellen Comic Preiskatalog (2012) ist Tom Mix Heft 8 / 1954 neben der Micky Maus Nr. 1/1951 das teuerste deutsche Comicheft. Es aber aus der Hitliste der Einhundert teuersten Hefte ganz herausgenommen worden, da es nie öffentlich im Handel verkauft wurde.

(3)Nachzulesen in Bildermärchen Nr. 61

(4)Vergleiche dazu Carl Barks: Dagobert Duck, The Fabulos Tycoon (Das gibt es nur in Texas), US 23/4, MM 37/1959

(5)Zitiert aus Pecos Bill Der Grösste Cowboy Aller Zeiten, von James Cloyd Bowman, Alexa-Verlag Wien, 1948.

(6)Texas war im neunzehnten Jahrhundert eines der bevorzugten Auswandererziele für deutschstämmige Emigranten. Viele Städtenamen weisen noch heute darauf hin.

(7)Im Buch des Alexia Verlages wird dies mit Krummohr übersetzt, es dürfte sich aber tatsächlich um die Bezeichnung für einen Bürstenhaarschnitt, eine sogenannte Meckifrisur handeln. Der damalige Übersetzer A. L. Jansen war mit seinem Krummohr wohl selbst nicht so ganz glücklich, denn meist wurde Pecos Bill später im Text weiterhin Cropear genannt.

(8)Slue bedeutet schwenken/drehen und Slue –Foot ist wohl ein leichtfüßiger Wirblewind - so in etwa jedenfalls.

(9)In der Comicserie landet sie auf dem Mond und Pecos Bill wartet noch immer sehnsüchtig auf sie … und vergnügt sich derweilen mit Klein Mary –





(10) Hier war ich lange Zeit einem interessanten Irrtum aufgesessen: ich hatte die „Himmelsreiter“ mit den „Ghostriders“ aus dem Lied von Johnny Cash gleichgesetzt. Die Ersteren muss man mit den Seelen der gestorbenen Helden gleichsetzen, die über die weiten Himmel von Texas ziehen und gelegentlich helfend auf der Erde eingreifen (siehe Abbildung).

Die Ghostriders hingegen sind zur Strafe für ihr liederliches Leben dazu verdammt, bis zum jüngsten Tag einer Herde Rinder am Himmel hinterher zu jagen, ohne sie je zu erreichen; antike griechische Mythen gaben hier sicherlich das Vorbild.

In den Großband-Heften des BSV-Verlages, hier die Nummer 6, aus dem der Bildausschnitt stammt, heißt „Sue“ mal wieder Sue (wie bei den Italienern) und es ist aber nicht Slue-Foot Sue, sondern Klein Mary, die natürlich nicht „Klein“ mit Vornamen heißt, sondern komplett Mary Morgan.


Fortsetzung folgt … mit der Pecos Bill-Comic Serie des Mondial-, bzw. des Mondadori Verlages.
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Alt 23.04.2012, 17:29   #2  
Hinnerk
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Zitat:
Zitat von Detlef Lorenz Beitrag anzeigen
(10) Hier war ich lange Zeit einem interessanten Irrtum aufgesessen: ich hatte die „Himmelsreiter“ mit den „Ghostriders“ aus dem Lied von Johnny Cash gleichgesetzt. Die Ersteren muss man mit den Seelen der gestorbenen Helden gleichsetzen, die über die weiten Himmel von Texas ziehen und gelegentlich helfend auf der Erde eingreifen (siehe Abbildung).

Die Ghostriders hingegen sind zur Strafe für ihr liederliches Leben dazu verdammt, bis zum jüngsten Tag einer Herde Rinder am Himmel hinterher zu jagen, ohne sie je zu erreichen; antike griechische Mythen gaben hier sicherlich das Vorbild.


Bei den Griechen liegst du vielleicht falsch, könnten auch die Germanen sein: http://de.wikipedia.org/wiki/Wilde_Jagd


Wodans wilde Jagd von F.W.Heine

Geändert von Hinnerk (23.04.2012 um 17:38 Uhr)
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Alt 23.04.2012, 22:33   #3  
Detlef Lorenz
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Die gute Frau Holle - wer hätte das gedacht

Ich hatte spontan an griechische Typen gedacht, die z. B. aus Strafe Felsbrocken einen Berg hinauf rollen müssen und kurz vor dem Gipfel rollt das Ding wieder runter und die Prozedur wiederholt sich tagtäglich aus Neue: Sisyphos hieß der Arme.

Aber das von Hinnerk hier vorgestellte Beispiel ist natürlich viel dichter an den Ghostriders, ich würde sogar sagen: sie sind es - wieder was gelernt

Gut gemacht, Hinnerk
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Alt 24.04.2012, 09:25   #4  
Xury
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Zitat:
Zitat von Hinnerk Beitrag anzeigen
(...) Wodans wilde Jagd (...)
Gab's die nicht auch mal bei Eisenherz?
Xury ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 24.04.2012, 10:06   #5  
Detlef Lorenz
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Es gab mal "Lützows wilde verwegene Jagd" - aber die war wohl in einer Donald-Geschichte, als T, T & T mit Holzpferden durch das Haus tobten und Donald nervten
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Alt 24.04.2012, 17:54   #6  
Pilgrim
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Beiträge: 2.375
Ich hab`s ja nicht so mit Western, abgesehen von einem bißchen BSV Pflichtmaterial wie Tex Willer, Sheriff Klassiker, Pecos Bill etc. aber dieses Thema hier ist hochinteressant und mit den diversen Bildern perfekt in Szene gesetzt. Respekt, ich habe mich bestens unterhalten und gebildet
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Alt 24.04.2012, 18:55   #7  
perry
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Ich sehe das genauso wie Pilgrim. Durch die Sheriff Klassiker bin ich zum Western-Fan mutiert. Der Sprung von den Superhelden auf das Western Thema tut mal richtig gut. (was nicht bedeutet das ich Spidey und Co. vergessen werde!)
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Alt 24.04.2012, 20:32   #8  
guenkos
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Zitat:
Zitat von Xury Beitrag anzeigen
Gab's die nicht auch mal bei Eisenherz?
Da verwechselst Du vielleicht etwas.
Ich habe eine Szene vom Anfang seiner Laufbahn in Erinnerung, als er als Knappe auf der Suche nach Gawain in die Fänge einer verführerischen Hexe geriet.
Die gaukelte ihm Visionen vor von den Göttern, die auf der Regenbogenbrücke nach Walhalla reiten.
Kann auch sein, dass ich jetzt die Gauklerin verwechsle und dass es ein heidnischer Priester war. Meine Eisenherz-Literatur ist leider mehr als lückenhaft. Noch lückenhafter als mein Gedächtnis.
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