Mosaik Heft 558 "Ränke und Geschenke"

[Max schwalbe]

Insgesamt erneut ein großartiges Heft, herrlich! Auch die Zeichnungen sind derzeit sehr gut, weder zu detailliert noch zu lasch und granulare Mimik. Schon das allererste Panel des Hefts verbreitet eine Atmosphäre die zum minutenlangen Verweilen einlädt.

Und die Handlung, auch super. Vom verschollenen Euphemios einmal abgesehen, aber wer weiß was sich da noch tut. Es ist insgesamt kreativ, die Figuren handeln glaubhaft, es gibt keine überdehnten Szenen des auf der Stelle-herumtretens oder repetitiver/überdehnter Gags usw. Fantastisch!

Zitat von Nafi ibn Azraq

Ich vermute, dass da nicht nur die Vorsicht vor'm Fettnäpfchen eine Rolle spielt. Sondern oft eine Unkenntnis (oder sogar Desinteresse an) der tatsächlichen Vorgänge.

Die auffallende Areligiosität verbuche ich eher unter (meinesachtens etwas sehr weit) vorauseilendem Gehorsam, irgendwelchen Problemen mit islamischen Darstellungen proaktiv aus dem Weg zu gehen. Anders ist nicht zu erklären, dass detaillierte Darstellungen christlicher Religiosität in den vergangen Jahren offenkundig kein Problem war. Ob das in der Summe muslimischen Lesern oder Beobachtern so besser gefällt - zweifelhaft. Die Rechnung geht jedenfalls nicht auf.

Zitat von Diplomat

Da der Islam sich immer wieder zurück bewegt wird das echt noch lange dauern bis sich da Normalität ins Leben schleicht. Respekt vor der Schöpfung im Glauben- na da halt ich es lieber mit der Realität.

Nunja, auch ich bin weiß der Teufel kein Freund von Religionen (schon gar nicht von institutionellen Religionen), wenn überhaupt, neige ich vermutlich zur Strömung des modernen Satanismus ^^ Jedenfalls würde ich nicht so weit gehen zu behaupten, dass Religion mit "Normalität" nichts zu tun habe. Solang es Dinge, Gefühle oder massenpsychologische Phänomene gibt die sich rational nicht erklären lassen, wird der Glaube in seinen vielfältigen Ausprägungen seine Existenzberechtigung behalten. Oder schon allein als Gegenstück zu weltlichen Systemen, die etwas in die Schieflage geraten sind (so wie die Rolle der ev. Kirche in der DDR; und wahrscheinlich lassen sich auch einige Rückbewegungen des Islam mit weltlichen Problemen erklären).

Zitat von komnenos

Ich frage mich auch, wer Normalität definiert?

Eine sehr berechtigte Frage. Es gibt da eine gewisse Gruppierung die 2021 den Slogan "Deutschland. Aber normal." geprägt und den Begriff offensichtlich für sich definiert hat. Fand ich schon damals einigermaßen verstörend, unreflektiert und zuallermindest anmaßend.

Zitat von komnenos

Wenn man sich Deutschland anschaut, so ist der Level an Spiritualität und Religiösität zwischen Ost und West sehr unterschiedlich aufgeteilt,

Vermutlich gibt es da eher ein Nord-Süd-Gefälle. Einschließlich Österreich...

Zitat von Chouette

Glaube, Nafi ging es weniger um einen kritischen Exkurs, der ihm fehlt, sondern einfach nur die Einbindung in die Geschichte. Also das Zeigen, dass es ihn überhaupt damals gab. Und da, finde ich, hat er durchaus recht.

Sehe ich auch so. Vor allem im zwischenmenschlichen Umgang könnte es wenigstens erkennbare Gestik, Anreden etc. geben, die die vorherrschende Religiosität erkennen lassen. So etwas sollte sich unverfänglich und weitgehend neutral darstellen lassen und würde die Greifbarkeit der Story noch besser machen, denke ich auch. Nicht zuletzt könnte das Mosaik dadurch anschlussfähig nicht nur für Menschen mit (der bereits oft bedienten) christlichen, sondern auch der muslimischen Prägung werden, von denen es im deutschsprachigen Raum bekanntlich nicht wenige gibt.

Zitat von Nante

Sie wird am Ende Amar, der die Bäckerei übernimmt, heiraten und jeden Tag die frische Baklava im Viertel verkaufen. Außerdem darf sie jeden Nachmittag für Amira (die weiter im Haus lebt) und ihre Freundinnen Tee kochen und über Kindererziehung und den neuesten Klatsch aus dem Palast plaudern.

So jemand wie Lela geht glaube ich, wenn nicht als Sieger, dann nur in enormem Donnergewitter von der Bildfläche.

Zitat von Nante

Ich glaube ehrlich gesagt noch nicht, daß es schon im nächsten Heft Richtung Frankenreich abgeht.

Wäre es auch denkbar, dass es überhaupt gar nicht mehr nach Westen geht und die Story demnächst endet? Es wäre nicht das was ich mir wünsche, aber könnte ja passieren.

Und ja, die Zeichnungen von Lela auf den Seiten 38-41 sind wirklich deutlich abfallend. Da merkt man erst mal, wie gelungen Lela sonst meistens ist!

[Nante]

Zitat von Max schwalbe

So jemand wie Lela geht glaube ich, wenn nicht als Sieger, dann nur in enormem Donnergewitter von der Bildfläche.

In dieser Hinsicht bin ich ja mal wirklich gespannt. Die weiblichen negativen Rollen, egal ob nun Nervensägen wie Ulrike und Schwester Adelheid oder wirklich ausgefeilte Intrigantinnen wie Donna Ferrentes und die Gräfin de la Tourette verschwanden ja meist irgendwann aus der Handlung oder bekamen als "Strafe" maximal nicht das, was sie eigentlich wollten.

Aber alle hatten nicht den Stellenwert, den Lela in dieser Reihe einnimmt. Vielleicht hast Du ja wirklich recht.

[gbg]

Bei der Mosaik- Session in Münster, wurde ein Kapitel über Religion und Mosaik abgehandelt.

[Nafi ibn Azraq]

Zitat von gbg

Bei der Mosaik- Session in Münster, wurde ein Kapitel über Religion und Mosaik abgehandelt.

Ah, das ist interessant. Wer hat den Vortrag gehalten?

[gbg]

Ist hier in dem Band:
Ritter Runkel in seiner Zeit: Mittelalter und Zeitgeschichte im Spiegel eines Geschichtscomics

Ernst Münch Historische Realität zwischen Ausblendung und Anachronismus, beschäftigt sich an Hand der Runkelserie ein wenig mit den Religionen.

[Nante]

Ja, das ist ein interessanter Band. Habe ich mir erst in diesem Jahr zugelegt und er war auch den gestiegenen Preis wert. (Auch Deinen Artikel habe ich gern gelesen. )

Allerdings bezieht er sich, wie der Titel ja schon verrät eben nur auf die Runkelserie.