Das Eldorado- Kapitel (Heft 255-271)

[Nante]

Wie angekündigt startet heute die neue Umfrage. Wir und die Abrafaxe kehren dazu in eine schon bekannte Zeit und zumindest anfangs auch bekanntes Gebiet mit bekannten Gesichtern zurück.

Oder wie Mosapedia schreibt:
Das Eldorado-Kapitel bildet den ersten Teil der Wido-Wexelgelt-Serie und erschien von März 1997 bis Juni 1998. Der Hauptbegleiter war Wido Wexelgelt, der Hauptgegner der zurückgekehrte Don Ferrando.
Die Abrafaxe sind über die Kristallhöhle in den Pyrenäen nach Roncalprado zurückgekehrt, wo sie bei Don Alfonso und seiner Frau, der Inkaprinzessin, leben. Sie lernen den etwas beschränkten, aber trotzdem frohgemuten deutschen Kaufmannssohn Wido Wexelgelt kennen und begleiten ihn auf seiner Reise nach Madrid, wo er von Philipp II. alte Schulden eintreiben will. Dort stoßen sie auch wieder auf Don Ferrando, der sich die Suche nach Eldorado in den Kopf gesetzt hat. Aus höchst komplexen Gründen hofft dieser, von Wido Aufschluss über die Lage des Goldlandes erhalten zu können, kidnappt ihn und schifft sich nach Südamerika ein. Die Abrafaxe lassen ihren neuen Begleiter nicht im Stich und reisen inkognito mit. In Südamerika angekommen, erleben unsere Freunde Abenteuer mit Seeräubern, mit dem ortsansässigen spanischen Gouverneur Don Pomforçios, der zwielichtigen Dona Ferrentes und in der Baumstadt der Chimoche. Der Don findet schließlich Eldorado, doch ist nicht alles Gold, was glänzt."

Ihr seid wie immer zur Abstimmung und natürlich auch zum wiedergeben Eurer damaligen oder auch heutigen Eindrücke beim Lesen der Hefte aufgerufen.

[Nante]

Diesmal mache ich mal gleich den Anfang.

Das war die erste Serie, die ich nach meinem Wiedereinstieg komplett Heft für Heft nach Erscheinen gelesen habe. Der erste Eindruck war zwiespältig. Anfangs wirkte alles ein wenig konfus. Welche Rolle einige scheinbar ziellos eingeführte Nebenpersonen spielten, ergab sich teilweise erst sehr viel später.

Ja, und dann Wido! Er ist für mich zwar nicht die größte Nervensäge der Mosaikgeschichte aber hätte die Abstimmung schon damals stattgefunden…
Und da ich nicht so ein großer Donatist bin, habe ich das Auftauchen dieses Lieblingsschurken zwar schmunzelnd zur Kenntnis genommen (Irgendwie hatte es sich ja schon in der Vorgängerserie angekündigt) aber mehr auch nicht.

Spätestens mit dem Einschiffen nach Amerika nahm die Sache dann aber doch Fahrt auf und die spannende Suche nach El Dorado bis hin zum Showdown in der goldenen Stadt, gewürzt mit zahllosen spaßigen Anspielungen (Von den Drei Tenören bis zu Werner-Herzog-Filmen.) hat mir dann immer besser gefallen.
Zeichnerisch gefielen mir vor allem die Stadt in den Bäumen und die beiden verlassenen Städte am besten. Bei der Darstellung der Indianer fand ich allerdings die Splittung zwischen den „guten“ friedlichen Baumbewohnern und den „bösen“ Kannibalen doch etwas krass. Letztere hatten ja ( auch unter Berücksichtigung der Bemalung) teilweise kaum noch menschliche Gesichtszüge.

So, daß waren nur mal einige Gedanken zu diesem Kapitel, zu dem es sicher noch viel mehr oder auch gegenteiliges zu sagen gibt. Unterm Strich war es für mich eine solide Zwei!

Ach ja, fast vergessen: Dona Ferrentes war wirklich ein Geniestreich!

[Wilhelm Bauer]

Für mich war das El-Dorado-Kapitel der Wido-Wexelgeld-Serie ein Kapitel der nicht genutzten Möglichkeiten. Das Setting und den Anfang fand ich vielversprechend. Ein längeres Verweilen in Spanien hätte ich mir gewünscht. Spanien im 16. Jahrhundert bietet ja jede Menge Gelegenheit für interessante Abenteuer. Es ging jedoch relativ schnell aufs Schiff, wo meiner Erinnerung nach Touristen mit merkwürdigen Dialekten als Schiffsmannschaft missbraucht wurden. Das fand ich albern. Auch das Agieren von Wido als Klon von Ritter Runkel war ziemlich albern und wurde immer unglaubwürdiger. Seinem großen Vorbild konnte er nicht gerecht werden. Etwas mehr Stringenz bei der Entwicklung der Story und mehr Ernsthaftigkeit bei der Umsetzung hätten dem Abenteuer gut getan.

[Nafi ibn Azraq]

Ich bin damals während der Serie aus dem Mosaik zeitweise ausgestiegen; es gab wichtigere Dinge ...
Als ich sie später neugelesen habe, hat sie mir gut gefallen. Dazu zählt vor allem der Zeichenstil, der sich seit der Griechenlandserie auf einem Hoch befindet. Einige Reisende/unfreiwillige Schiffsbesatzung fand ich damals unpassend, heute dafür ziemlich lustig. Die Galeone auf dem Dschungelfluss ist mir als Highlight im Gedächtnis geblieben. Insgesamt viele schöne Ideen.

[kiro]

Für mich eine der besten Serien - trotz des meiner Meinung nach schrecklichen, verstümmelten Endes. Dieses hat mich seinerzeit sehr geärgert. Da alles vorher große Klasse war, dennoch volle Punktzahl.

[Diplomat]

Eine schwer zu bewertende Serie. Eigentlich sehr schön, andrerseits eine im Klamauk ertränkte Geschichte. Das hier Don Ferrando wieder auftauchte war sehr schön aber man machte die Figur tlw. zum Clown. Auch die Touristengruppe war keine gute Idee, aber El Dorado, Dschungel, Hintergründe, Farben, super gemacht. Der Spanien Teil war auch große Klasse.

[komnenos]

Mit dieser Serie, konkret Heft Nr. 265 bin ich wieder eingestiegen, nachdem 1990 erst mal Schluss war.
Gereizt hatte mich vor allem die Wiederkehr des Don. Den Schauplatz Südamerika gab es bis dahin auch noch nicht im Mosaik. Mit der Eldorado-Suche wurde ein klassischer Mythos der Menschheitsgeschichte neu verpackt und als dann auch noch die Digedags einen offiziellen Auftritt hatten, da hatte ich schon den Eindruck, mehr geht nicht in einer Abrafaxegeschichte.
Ach ja, Wido, naja, auf einem Viertel aller Cover der ganzen Serie, das war damals schon ein Spitzenwert für die Abrafaxe-Geschichten.
Aber Runkel hat es auf fast 40% der Cover der nach ihm benannten Serie geschafft, also klar die Nummer 1!

[Max schwalbe]

Atemlos in England war mein allererstes Mosaikheft! Auch aus dem Zusammenhang gerissen las es sich damals ganz famos und der Kontrast des wunderlich-ungeschickten Widos zu seinem unschätzbaren Besitz mysterischer Art inspirierte meine Fantasie, was denn nur vorher alles passiert sein könnte und wie es weiterginge. Aus unerfindlichen Gründen kam ich damals als Knirps aber nicht auf den Gedanken, mir nach dem geschenkten Heft einfach mal vom Taschengeld selber eines am Kiosk zu kaufen. Und meine Familie war der typischen Fall von "jaja, Mosaik das hatten wir zu DDR-Zeiten damals, aber das ist ja alles vorbei und Comics sind eh was komisches". Erst 2002 dann kaufte ich mir dann Hefte am Kiosk.

Insofern hat diese Geschichte bei mir einen heftigen Nostalgie-bias. Ehrlicherweise war ich von der Serie dann doch etwas enttäuscht, als ich sie später komplett las. Die Messlatte hing einfach zu hoch. War wohl der Effekt eines Bücherwurms, der von einem später veröffentlichten Film zum Buch fast immer enttäuscht ist, selbst wenn der Film gut gemacht ist.

Also ja, dieser Wido. Eigentlich hatte er erst mal einige Sympathiepunkte, weil ich ihn körperlich gelungen entworfen fand und der Name war auch astrein. Aber er war eine gute Portion zu tollpatschig und in der Waagschale kreativ versus blödsinnig überwog zu oft letzteres.

Das feindselige, kannibalische Indianervolk war zwar spannend und blieb stark in Erinnerung, erschien aber auch mir bedenklich überzeichnet. Man gewann den Eindruck, der spanische Dicke-Berta-Liebhaber sei ein furchtbar liebenswerter Mensch angesichts solcher Horror-Gestalten da im Wald. Zählt ganz klar zu den Minuspunkten der Geschichte. Auch die sehr warmherzige Darstellung der Missionierung des Indianerjungens empfand ich grenzwertig. So wird das in der Praxis wohl nur in den selteneren Fällen abgelaufen sein. Freilich, auch die Rigorosität einiger Kolonialisten kommt an anderer Stelle zum Ausdruck. Mir fehlte letztlich eine Erzählung von guten Lebensweisheiten vieler (nicht aller) Indianer, einer weniger materialistischen Sicht auf die Welt etwa, aus der sich heute noch etwas lernen ließe. Stattdessen sind sie entweder wunderlich-ulkig, naiv-wehrlos oder aber die Endstufe des Gruselfaktors.

Den Bezug zum Aufenthaltsort Don Ferrandos & Co fand ich toll. Dona Ferrentes war auch super. Die Touristengruppe war ein toller Gag auch wenn es von mir aus keiner sächsischen Touristen bedurft hätte.

Der Innenteil war damals noch schön gehaltvoll, was die beschriebenen Hintergründe betrifft.

Gut gefallen hat mir das Epos-hafte an der Geschichte, die sich über immerhin mehr als 24 Hefte zog und in der Rahmenhandlung auf jeden Fall funktionierte. Wobei Wido am Ende nicht so konstruiert hätte verheiratet werden müssen, wenn man dieses wunderliche happy-end als Form der moralischen Läuterung nach all den Einlagen die teilweise an Behinderten-Bashing grenzten, sieht.

In der Summe: Ganz klar Note 2.

[Nante]

Nur noch mal als Hinweis:

Das hier ist erst mal "nur" das erste Kapitel der Wido-Reihe. Das zweite Kapitel mit dem Kristallschädel, Drake und England kommst erst noch!

[Max schwalbe]

Huch ^^

Warum ist das denn zweigeteilt - aber gut, an der Wertung ändert sich für mich deshalb nichts.

[Nante]

Zitat von Max schwalbe

Huch ^^

Warum ist das denn zweigeteilt...

Chouette hatte sich an der Unterteilung der Mosapedia orientiert.
Und wir hatten uns dann im Zusammenhang mit den beiden Kapiteln der Griechenland-Ägyptenserie noch mal darauf verständigt, daß auch so beizubehalten.

Aber keine Bange. Das war glaube ich das letzte mal, wenn man von der Australienserie absieht und dort leuchtet die Unterteilung ja sicher jedem ein.

[kiro]

Zitat von Nante

Nur noch mal als Hinweis:

Das hier ist erst mal "nur" das erste Kapitel der Wido-Reihe. Das zweite Kapitel mit dem Kristallschädel, Drake und England kommst erst noch!

Ist mir auch gar nicht aufgefallen. In dem Fall hätte meine Bewertung sogar noch etwas besser ausfallen müssen.

[quarknagus]

Für mich gehört diese Serie zu denen die eine 1 verdient haben. Wenngleich nicht ganz so überzeugend wie die Vorgängerserie , welche eine 1+ bekommen hat.
Dennoch finde ich das Eldorado-Kapitel sehr gut und unterhaltsam. Wido selbst mag streitbar sein, aber das ist auch wirklich Geschmackssache.

Das Wiedersehen mit dem Don ist m.E. durchaus gelungen, wenngleich ein wenig vom alten Biss fehlen mag. Aber wir werden ja alle älter und erreichen dann nicht mehr immer die Höchstform junger Tage ;-) - Die Dona finde ich absolut klasse schurkig.

Hinzu kommt bei mir sicher eine gewisse Faszination bezüglich der Location und Kultur. Also kann ich hier Alles in Allem guten Gewissens die 1, wenn auch mir kleinen Abstrichen zu meiner persönlich absoluten Bestnote 1+ vergeben. Wie ich schon vorher oft bemerkte gibt bei der Abstufung von 1 bis 6 nach Schulnotensysten eben die Zwischentöne. Aber selbst auf einer Skala von 1 bis 10 wäre es dann noch verführerisch Abstufungen wie 8,5 zu wählen. Also gehört diese Serie in jedem Fall für mich zu den Einser-Kandidaten, zu den Besten, wenn auch nicht Allerbesten, aber doch besser als "nur gut".

[Udo Swamp]

Durchaus eine Serie, die ich sehr gern gelesen und mir eigentlich gut gefallen hatte. Das Ende der Serie zum Schluss, hat mir dann doch nicht so gut gefallen. Das ist am Ende, aber immer Geschmacksache. Und auch ein kleiner Abstrich zur Vorgängerserie, die dennoch ein wenig besser war. Zusammen genommen, gebe ich die Note 2.

[Contessa della Braba]

Eine schöne Serie, wenn nur Wido Wexelbalg nicht wäre.

[Nafi ibn Azraq]

Ich habe die Serie jetzt nochmal gelesen. Es ist schon ein Blitzgewitter an Wortwitz und Klamauk. Finde ich richtig gut. Dagegen erscheint mir die gegenwärtige Serie fast zu ... bieder. Gehörte Klamauk und Wortwitz nicht immer zum Mosaik dazu? Und es sind ja dieselben Autoren. Haben sie sich mal dazu geäußert, dass sie es im Nachhinein zu klamaukig fanden? Ich wünschte mir zur Zeit etwas mehr davon, damit das Mosaik von einem semi-funny wieder zu einem funny wird. Dabei ist bei Eldorado die Spannung ja wirklich nicht zu kurz gekommen. Abrax auf dem Schaffot und alle gleich gekocht?

[Chouette]

Zitat von Nafi ibn Azraq

Und es sind ja dieselben Autoren. Haben sie sich mal dazu geäußert, dass sie es im Nachhinein zu klamaukig fanden?

Ist Fischer bei der aktuellen Serie wieder als Autor beteiligt?