Sind Superheldencomics in den USA noch zeitgemäß?

[Crackajack Jackson]

Also back to the roots?

Gar nicht so einfach, sich immer wieder neu zu erfinden.

[pecush]

Das klingt natürlich immer so wie "Früher war alles besser", was es aber nicht ist.

[LeoLurch]

Sachen müssen sich entwickeln können, das ist bei den Events nicht der Fall, da sie komplett bedeutungslos sind, sie aber anders verkauft werden und jede längere Handlung in Monatsserien unterbrechen.
Gerade bei den X-Men ist es mega einfach sich neu zu erfinden, in dem man einfach neue Mutanten entdeckt und in die Schule bringt. Schon hat man neue Figuren in der Serie und hält die Serie jung.

[Crackajack Jackson]

Mit den Geschichten von damals kann man nicht mehr punkten, ist ja alles schon aufgewärmt und modernisiert worden (Ultimate Universe u.ä.).

[Thomas1968]

Was sind überhaupt Superheldencomics?

Geht es nicht viel mehr um die Ideen, die hinter den Geschichten stecken? Und ob diese auf Papier gedruckt werden oder als Film auf der Leinwand oder im Fernsehen erscheinen ist doch egal. Das ist ja nur das Medium. Ich sehe Superheldencomics in der Tradition von antiken Heldengeschichten. Nur Hellseher werden uns sagen können, wie diese Heldengeschichten in 10 oder 1.000 Jahren aussehen werden.

Und zweitens Superheldengeschichten unterliegen einem Modetrend. Wie oft wurden die bunten Bildergeschichten schon für tot gehalten - Golden Age, Silver Age etc. und immer kamen sie wieder.

[Heatwave19]

DC und Marvel stehen seit Jahren vor der unmöglichen Aufgabe, neue Leser zu gewinnen, ohne die Altleser, die einen Großteil des Kundenstammes ausmachen, abzuschrecken. Neue Figuren und Ausrichtungen mit moderneren Ansichten und Aspekten, die potentiell jüngere Leser anlocken, schrecken wiederum viele eingefahrene Altleser ab, die auf die Kontinuität pochen und bitte die Figuren und Konzepte haben wollen, die sie schon Jahrzehnte lesen. Selbst das erfolgreichste Filmfranchise der Welt (Marvel Cinematic Universe) hat die Comicverkäufe nicht dauerhaft ankurbeln können, wenn man sich mal anschaut, wo Avengers und Guardians of the Galaxy derzeit rumdümpeln. Vielleicht muss man akzeptieren, dass der Zug irgendwann abgefahren ist. Alles hat ein Ende und wenn mal keine neuen Storys mehr erscheinen, ist das halt so und man kann sich als Fan dem Backlog widmen. Und das sage ich als jemand, der sehr gerne neue, monatliche Hefte liest, die Incontinuity sind.

Zitat von Thomas1968

Geht es nicht viel mehr um die Ideen, die hinter den Geschichten stecken? Und ob diese auf Papier gedruckt werden oder als Film auf der Leinwand oder im Fernsehen erscheinen ist doch egal. Das ist ja nur das Medium. Ich sehe Superheldencomics in der Tradition von antiken Heldengeschichten. Nur Hellseher werden uns sagen können, wie diese Heldengeschichten in 10 oder 1.000 Jahren aussehen werden.

Sehr schön geschrieben. Vielleicht hat sich das Medium auch langsam überlebt. Der Trend geht ja eh weg vom gedruckten Erzeugnissen, so weh uns das hier auch tut. Einen gewissen Kennermarkt wird es vermutlich immer geben, aber für die breite Masse wird das Konzept des gedruckten Comics vermutlich irgendwann austerben.

[Crackajack Jackson]

Vielleicht haben Comics ja auch nur einen bestimmten Lebenszyklus bei normalen Konsumenten. Es ist mal eine Zeit ganz lustig und nach ein oder zwei Jahren ist der Sättigungsgrad erreicht.

Dazu kommen die vielen Angebote andere Medien, gegen die die Comics doch recht statisch und altbacken wirken.

[betamax]

Viele Händler werden es ja gerade nach dem 1.Avengers Film gemerkt haben, aber auch nach "Ant Man" und "Guardians of the Galaxy".

Wann hat vorher mal jemand nach "Ant Man" und den "Guardians of the Galaxy" gefragt ? Selbst auf dem Flohmarkt konnte ich schlecht erhaltene und günstige Lesecomics verkaufen. Stichwort ist eben günstig. Der Verkauf von Masterworks wird dadurch nicht angekurbelt, vielleicht auch nicht so sehr der Verkauf von neuen Heften, aber bei vielen Händlern sah man schon, daß sich bei den 2,50 Euro Avengers die Reihen lichteten. Oder eben "Guardians" in Z3 oder schlechter, wenn man nicht den teuren ND kaufen wollte.

Stichwort neue Leser. Die gibts schon. Habe dies selbst auf Flohmärkten bei den Transformers bemerkt, aber auch beim eher lausigen "NFL Super Pro", eigentlich ein Ladenhüter, aber da American Football Magazine aus den USA hier rar und/oder teuer sind, greift man dann eben für 2,50 Euro da zu.
Auch die "Shogun Warriors" und Parkers "ROM" erleben ein Revival, viele der Käufer waren noch nicht geboren als die Serien liefen.

Will sagen, es lässt sich nicht immer unbedingt alles an den VK neuer Comics ablesen. Auch die Mengen die über Internetauktionen verkauft werden sind beachtlich.

[LeoLurch]

Zitat von betamax

Wann hat vorher mal jemand nach "Ant Man" und den "Guardians of the Galaxy" gefragt ? Selbst auf dem Flohmarkt konnte ich schlecht erhaltene und günstige Lesecomics verkaufen.

Na ja, ist ja klar dass, wenn einem ein Film gut gefällt man eher auch mal zu dem Medium greift wo es ursprünglich her kommt. Aber da wurde halt auf deutsch erst zu den Filmen was veröffentlicht. Wenn man die Sachen hier halt nicht raus bringt finden die natürlich auch kein Publikum. Auf der anderen Seite kann man dem Verlag, in dem Fall Panini, kein Vorwurf machen. Alles was nicht Spider-Man ist verkauft sich halt nicht so gut und Ant Man und Guardians halt noch schlechter. Wenn man sich Annihilation und Annihilation Conquest ansieht, ganz große Comickunst von Marvel (in meinen Augen) und irgendwie nie richtig wahrgenommen worden auf dem deutschen Markt.

[Crackajack Jackson]

Warum lest ihr Comics? Was suchst du in Comics?

Da kommt bei unserer Gruppe, die seit mehreren Jahrzehnten Comic liest etwas ganz anderes heraus, als bei den Neueinsteigern.

Wo ist das Zielpublikum?

Ich weiß nicht, welches die Altersklasse ist, in der die meisten Comicleser vertreten sind.
Würde mich mal interessieren, ob es wirklich zum großen Teil nur die Nostalgiker sind.

[Heatwave19]

Habe auf die Schnelle diesen Artikel von 2013 gefunden, bezogen auf die US-Leser:
http://publiclibrariesonline.org/201...n-development/
00-17 168.280 (13,8 %)
18-30 771.340 (63,4 %)
31-45 233.240 (19,2 %)
46+ 43.080 (03,5 %)

Danach sind die meisten Leser zwischen 18 und 30, insgesamt 86% Ü18.

2012 hat DC Comics auch mal eine offizielle Umfrage zu den New 52 gemacht:
https://icv2.com/articles/comics/vie...lapsed-readers
13-17 1%-2%
18-24 14%-22%
25-34 37%-42%
35-44 27%-35%
45-54 7%-11%
55+ 2%

Hier sind sogar 98% Ü18.

[Mathew]

Interessiert mich auch. Wenn ich mir die PV ansehe, habe ich schon den Eindruck, dass sich diese primär an die älteren richtet.

Und die 18 - 30jährigen sind jetzt 25 - 37

Die Studie schließt auch Manga mit ein, oder?

Mangaleser sind wahrscheinlich selten älter als 40, oder?

[user13]

Zitat von Mathew

Mangaleser sind wahrscheinlich selten älter als 40, oder?

Ja, die bleiben ewig jung

[Mathew]

Oder werden nicht alt

[Damian]

Zitat von Crackajack Jackson

Vielleicht haben Comics ja auch nur einen bestimmten Lebenszyklus Bein normalen Konsumenten. Es ist mal eine Zeit ganz lustig und nach ein oder zwei Jahren ist der Sättigungsgrad erreicht.

Und genau das ist doch dem Veröffentlichungsrhythmus geschuldet. Das wäre nicht der Fall, würde man da mal auf die Bremse treten.

[Mathew]

Dann sagt der Sales Manager:
Wenn wir 100 Leuten zwei Jahre lang 100 Comics verkaufen können, ist das besser wie wenn wir 100 Leuten 100 Comics in zehn Jahren verkaufen können...

[Peter L. Opmann]

Eigentlich ist es im Kulturbereich ganz unüblich, daß Serien so lange laufen. Neulich haben wir über 60 Jahre Perry Rhodan gesprochen, und da zeigt sich auch, daß die Stammleser große Probleme haben, das immer noch zu verfolgen. Was gibt's sonst, das seit 1938 respektive 1961 läuft? Da erscheint ja selbst die "Lindenstraße" kurzlebig.

Ich denke, wir haben alle erlebt, daß wir in einem bestimmten Alter und Entwicklungsstand waren und in diesem Augenblick einen Superheldentitel ganz toll fanden. Aber wir entwickeln uns weiter, die Serie entwickelt sich weiter. Es ist doch höchst ungewöhnlich anzunehmen, daß unsere Begeisterung für diese Serie über Jahrzehnte bestehen bleibt.

Ich hab' meine Lieblingscomics aus dem Silver Age, und die lese ich sogar ab und zu mal wieder, und das alte Gefühl stellt sich wieder ein. Bei neueren Comics gibt's das für mich nicht - aber wen wundert's?

[Rusty]

Wenn man sich die aktuelle Bestsellerliste der New York Times für Kids-Comics und Mangas anschaut,
siehe hier > https://www.nytimes.com/books/best-s...oks-and-manga/
findet sich auf den ersten 15 Plätzen kein einziger Titel von Marvel oder DC.

Auf Platz 1 der Titel 'Cat Kid Comic Club' von Dav Pilkey, der schon die Bestseller-
serien 'Captain Underpants' und 'Dog Man' getextet und gezeichnet hat.
Die Kids in den USA stehen offensichtlich auf abgedrehte, schräge Superheroes.

[Damian]

Zitat von Mathew

Dann sagt der Sales Manager:
Wenn wir 100 Leuten zwei Jahre lang 100 Comics verkaufen können, ist das besser wie wenn wir 100 Leuten 100 Comics in zehn Jahren verkaufen können...

Kommt halt drauf an, wie teuer die 100 Comics sind. Es geht ja auch darum, das Markenbewusstsein der Öffentlichkeit abseits der Fans zu schärfen.

[Damian]

Im Übrigen sage ich nicht, dass mein vorschlag der Weisheit letzter Schluss ist. Es ist ein Ansatz. Wenn man so weiter macht, wie bisher ist man füher oder später weg vom Fenster. Man muss sich unter dem Strich vor seinen Aktionären rechtfertigen.

[Chrisionvision]

Zitat von Unbreakable Cosmo

Dazu kommt aktuell der Fluch, dass sie auf Krampf divers sein müssen.
Marvels aktuelle Champions sind da ein einsames positives Beispiel mit einen riesigen diversen Cast, der aber einfach eine gute Geschichte erlebt.

Ich denke Diversity ist gut und wichtig um neue Leser anzuwerben. Das Problem ist halt, wenn z.B. die Homosexualität gefühlt der einzige Charakterzug der Person ist.

Zitat von Unbreakable Cosmo

Ich schlage eine Flatrate für E-Comics vor. Ich zahle im Monat Summe X und bekomme alle Comics des Verlages für diesen Monat auf Comixology.

Gibt es sowas nicht mit Marvel Unlimited?

[excelsior1166]

Zitat von Crackajack Jackson

Vielleicht haben Comics ja auch nur einen bestimmten Lebenszyklus bei normalen Konsumenten. Es ist mal eine Zeit ganz lustig und nach ein oder zwei Jahren ist der Sättigungsgrad erreicht.

Dazu kommen die vielen Angebote andere Medien, gegen die die Comics doch recht statisch und altbacken wirken.

Das glaube ich so nicht.
Gerade franko-belgische (Alben-) Serien oder die amerikanischen Strip-Klassiker laufen jahrzehntelang.
Momentan boomt der Markt der Gesamtausgaben, hochwertige Hardcover, Schuber etc. haben Hochkonjunktur.
Bei Marvel und DC finden wir nun auch wieder klassisches Material in den Comicshops (Hachette und Panini).
Also alles auch eine Frage der Qualität.

[Rusty]

Zitat von Damian

https://www.forbes.com/sites/robsalk...h=58e011814d68

Der Artikel macht klar, dass Superheldencomics immer weniger verkauft werden, obwohl die Verkäufe von Comics ansteigen. Es kann also nicht daran liegen, dass die Menschen keine Comics mehr lesen.

Der Markt in den USA hat sich mMn verlagert. Superhelden werden dort als Kino-TV-Streaming konsumiert, worauf dann die Games-Industrie aufbaut.
Die Kids, die die Umsätze bringen, lesen andere Comics (siehe mein Posting https://www.sammlerforen.net/showpos...0&postcount=68 ).

[LeoLurch]

Zitat von excelsior1166

Das glaube ich so nicht.
Gerade franko-belgische (Alben-) Serien oder die amerikanischen Strip-Klassiker laufen jahrzehntelang.
Momentan boomt der Markt der Gesamtausgaben, hochwertige Hardcover, Schuber etc. haben Hochkonjunktur.
Bei Marvel und DC finden wir nun auch wieder klassisches Material in den Comicshops (Hachette und Panini).
Also alles auch eine Frage der Qualität.

Ich sehe das ähnlich, ich glaube nicht dass die Comics eingestellt werden, es ist immer mal ein auf und ab und zur Zeit befinden wir uns wieder in der Talfahrt. Passiert halt mal, ist schon ein paar mal geschehen. Vielleicht wird irgendwann tatsächlich mal umgestellt und alles digital. Ich glaube aber nicht dass das zu meinen Lebzeiten geschehen wird. Da wird es wohl auch immer noch welche in gedruckter Form geben.

[Damian]

Ich hab mich gerade mal schlau gemacht bzw. bin per Zufall drüber gestolpert. Aufgrund des merkwürdigen Vertriebssystems von Comics in den Staaten ist ein Umstellung, wie ich sie mir vorstelle, im Prinzip kaum möglich.