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Alt 27.09.2017, 01:21   #1  
Retro
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Beiträge: 140
Standard Super 8 - Infos zur Hardware und dem Filmformat generell

Es war einmal vor langer Zeit in einer weit, weit entfernten Galaxis... oder so ähnlich.
Zumindest ist es schon lange her.

Mitte der 80'er hatte ich von meinem Vater eine recht große Sammlung an Super 8-Filmen geerbt.
Etwa 300 Filme, einen Bauer T502 Projektor mit 240m Spulenkapazität, sowie diverse weitere Technik und Zubehör.
Dummerweise kam dann bald die Zeit, in der VHS langsam interessant, und vor allem bezahlbar wurde-
so dass ich die komplette Sammlung verkaufte, um an Geld für einen guten VHS-Recorder und Filme zu kommen... was ich aus heutiger Sicht bereue.
Zum einen ist der Wert vieler Filme heute wieder deutlich höher, zum anderen bin ich nach wie vor großer Filmfreak- und stehe auf den ganzen Retro-Kram.

Was liegt da näher, als einen Teil der Jugend wieder zurückzuholen?
Ich wollte zumindest das gleiche Equipment wie damals haben, besser durfte es aber natürlich auch sein- was allerdings gar nicht so einfach und günstig war.
Leider kommt man heute ja kaum noch an Projektoren heran, ausser über das Internet.
Aber ohne einen vorherigen Testlauf wollte ich keinen größeren Geldbetrag ausgeben.
Inzwischen, nach vielen Telefonaten, Mails und einigen hundert Kilometern fahrt (alles selbst abgeholt und vor Ort getestet) stehen einige 240m-Projektoren im Keller-Kino.
Auf Projektoren mit weniger als 240m Spulenkapazität verzichte ich inzwischen generell.

Nach und nach will ich mir auch weiterhin Filme besorgen, vor allem natürlich auch diejenigen, welche ich damals schon hatte- und mir gefallen haben.
Das Problem daran: Ein paar davon sind heute recht teuer, manche kommen an den damaligen Neupreis heran- ein paar wenige liegen sogar deutlich darüber.
In beinahe jedem Fall liegt der Preis eines (in der Regel stark gekürzten) Super-8-Filmes aber deutlich über dem einer DVD oder Blu-ray.
Und dann muss man aufgrund des Alters auch noch mit diversen Macken rechnen:
Unprofessionell reparierte Filmrisse, oder Essiggeruch und damit einhergehend langsam schrumpfendes Zelluloid durch zu feuchte Lagerung z.B. in alten Kellern
kamen bei mir zum Glück bisher selten vor, eine Verfärbung des Bildes in einen mehr oder weniger starken Rotstich durch schlechte Lagerung ist aber leider oft zu beklagen.
Normale Wohnzimmer-Temperaturen sind auf Dauer schon ausreichend, um die Verfärbung auszulösen.
Dazu kommt die Lichtempfindlichkeit des Materials, man sollte seine Filme also niemals über längere Zeit ohne, oder in durchsichtigen Hüllen aufbewahren.
Die Ideale Lagerung der Filme wäre in Weissblechdosen und in kühlen, aber natürlich trockenen Kellerräumen.
Zumindest den zweiten Punkt erfülle ich, da mein Retro-Kino in einem unserer beiden großen Keller-Räume aufgebaut wurde.



MEIN KELLER-KINO

Gesamtansicht meines Keller-Kinos (und Zockerzimmers).
Die sonst in dem Raum stehenden vier Sessel habe ich für bessere Übersicht entfernt.
Auf Bild 2 ist mittig im Vordergrund mein hauptsächlich genutzter Bauer T600 Stereo Projektor zu sehen:





Meine Super-8-Filme und Projektorensammlung in genauerer Ansicht.
In den Archivboxen sind zusammengeklebte Mehrteiler, bei denen mir teilweise die Cover fehlen:





Einige der auf den Bildern noch sichtbaren Projektoren habe ich inzwischen nicht mehr, die Bilder sind schon etwas älter.
Aktuelle Bilder kommen irgendwann, ich räume den Keller gerade generell um.
Die weiter unten gezeigten Projektoren sind die aktuell bei mir befindlichen Geräte.



DIE TECHNIK

Der Großteil der Super-8-Projektoren war damals für Spulen von 120m, 180m, oder, besonders empfehlenswert, 240m Film ausgelegt.
Was darüber hinausgeht war und ist ein ziemlich teures Vergnügen,
sowohl bei den Projektoren selbst, aber auch bei den Leerspulen, welche alles andere als günstig sind.
Bleiben wir zunächst beim Standard, also Projektoren für bis zu 240m Film.
Der damalige Marktführer Bauer hatte diverse robuste Projektoren für jeden Geschmack und Geldbeutel im Angebot- aber nur bis maximal 240m.
Projektoren anderer Hersteller wie Bolex, Porst, Eumig, Silma,
oder auch die günstigeren, und daher weit verbreiteten (aber teils nicht sehr robusten) Revue-Projektoren von Foto Quelle liegen ebenfalls in diesem Bereich.
(Einige Revue-Projektoren sind allerdings von den genannten "großen" Marken zugekauft, und unter eigenem Label angeboten worden. Entsprechend passt da die Qualität)
Will man "ernsthaft" in dieses Hobby einsteigen, sollte man trotz günstigen, und vor allem häufig zu findenden 180m Projektoren (meist deutlich unter 100€) ein paar Euro mehr einplanen-
und sich lieber gleich einen für 240m zulegen, auch wenn man da im Normalfall, zumindest für einen etwas "neueren" Projektor, einen Dreistelligen Betrag hinlegt.
Viele Filme gab es als Zweiteiler mit je 120m Länge (Standardlänge bei S8-Spielfilmen), welche eben zusammengeklebt problemlos auf eine 240m Rolle passen.
Spätere Marketing-Dreiteiler passen, dank dünnerem Material (Polyester statt Acetat), ebenfalls auf eine 240m Spule.
Sonstige Dreiteiler verteilt man dann eben auf zwei 180m Spulen, was einem immerhin einen Spulenwechsel erspart, und keinen Nachteil gegenüber den 180m Projektoren hat.

Will und kann man mehr Geld ausgeben, empfehle ich die aus Japan stammenden 360m Projektoren von ELMO (Electricity Light Machine Organization),
welche bei etwa 200€ losgehen, und ebenfalls als sehr robust gelten.
Man kann aber natürlich auch zum französischen Hersteller Beaulieu greifen, welcher mit einer Kapazität von bis zu 700m Platz für Komplettfassungen auf nur einer Spule bietet.
Hier sind dann aber in der Regel schon über 1000€ für einen Projektor fällig...
Ich bin mit meinen 240m Bauer-Pojektoren momentan absolut zufrieden, sollte mir allerdings mal ein günstiger ELMO über den weg laufen, werde ich vermutlich schwach.
Mehr als die 360m von ELMO halte ich persönlich für den Heimgebrauch dann aber auch für unnötig,
da es nur wenige vierteiler und noch weniger Komplettfassungen gibt, welche mehr Platz beanspruchen- und diese auch dementsprechend selten und teuer sind.
Einige Dreiteiler, welche ich dann auf nur einer Spule durchlaufen lassen könnte, stehen aber durchaus schon in der Sammlung...


Meine Projektoren:


Der dauerhaft angeschlossene Projektor im Keller ist ein Bauer T600 Stereo. Spulenkapazität: 240m



An obigem Projektor hängen ein paar Bauer HiFi L60 Lautsprecher, welche im Filmschrank vorne an der Wand stehen.




Mein ältester Projektor ist ein Bauer T 50. Etwas lauter im Betrieb als spätere Modelle, aber robust. Spulenkapazität: 240m



Der T50 wird meist im "Arbeitszimmer" für Super-8-Eintragungen in die OFDB genutzt. Dazu ein externer Bauer HiFi 10 Lautsprecher.




Desweiteren steht hier auch noch ein Bauer T 502 Duoplay Projektor. Spulenkapazität: 240m





Da man Filme auch mal reparieren, schneiden oder mehrteilige Fassungen zusammenkleben muss, habe ich auch das gesamte Equipment für diese Fälle wieder besorgt.
Ein Bauer F20 Filmbetrachter und eine Bauer K20 Klebepresse. Spulenkapazität: 240m



Flüssigklebstoff funktioniert nur mit Acetat-Filmen, welche auch am weitesten verbreitet sind. Filme auf Polyester benötigen eine Trockenklebepresse.
Hier waren Agfa und Würker die bekanntesten Hersteller, billige Varianten aus Plastik von z.B. Rowi tun es aber auch.





DIE FILMFASSUNGEN

Verschiedene Längen der Schnittfassungen:

Filme für's Heimkino waren damals purer Luxus, zumindest wenn man möglichst lange Fassungen wollte, die natürlich auch in Farbe und mit Ton sein mussten.
Heute klingt das seltsam, wenn man es nicht selbst miterlebt hat- aber damals war es üblich, die Filme nicht nur extrem in der Handlung zu kürzen,
sondern auch billigere Schwarz/Weiss-Fassungen von Farbfilmen, und teils sogar Versionen ohne Tonspur auf den Markt zu werfen.
Die Standard-Filmrolle belief sich auf ca. 120m Film, was etwa 16 Minuten Laufzeit entsprach.
16 Minuten Film in Farbe und mit Ton kamen auf etwa 150,-DM Kaufpreis. Rechnet euch aus, was man dann für einen 90 bis 120 Minuten Film hinlegen musste...
Es gibt natürlich auch Komplettfassungen, aber nur von relativ wenigen Filmen, und damals wie heute werden diese, weil selten, sehr teuer gehandelt.
S/W Versionen kosteten generell einiges weniger, kamen für uns aber schon damals nur in Ausnahmefällen in Frage,
nämlich wenn der (eigentliche Farbfilm) auf super 8 nur in S/W veröffentlicht wurde- was leider auch öfter mal vorkam.
Die meisten Veröffentlichungen kamen mit 1-3 Standard-Rollen (je ca. 110-120m) auf den Markt, ein paar Fassungen auf 4 Rollen waren auch erhältlich.
Es gab aber sogar noch kürzere Versionen mit ca. 66, 45, 33 und sogar 17m, welche für uns meist indiskutabel waren- ausser sie waren nicht anders erhältlich.
Fähige Cutter schafften es bei einigen Filmen wirklich, sehr gute Schnittfassungen zu basteln, die man sich auch heute noch gut ansehen kann.
Selbst manche 16 Minuten-Version ist absolut sehenswert. Meistens gilt aber natürlich: Je länger die Schnittfassung, desto besser.
Natürlich gibt es auch absolute Negativ-Beispiele, wie die 120m-Fassung von "Jäger des verlorenen Schatzes".
Diese ist heute nicht gesucht und teuer, weil sie so toll ist- eher das Gegenteil ist der Fall.
Wenn man den Film nicht komplett kennt, kann man die Handlung kaum noch nachvollziehen, man hat hier quasi eine Actionszene an die andere geschnitten.
Selten und teuer ist das Ding nur, weil es der letzte Super 8 Film war, der in Deutschland erschien.

Generell kann man sagen, dass verschiedene Hersteller neben den üblichen 120m Fassungen auch verschiedene "Vorlieben" für bestimmte Längen der jeweiligen Schnittfassungen hatten.
"Piccolo Film" hatten oft 240m Fassungen, "UFA" viele 330m Fassungen, und "Marketing" hatten neben 120m, 240m und 360m auch 180m Fassungen im Angebot.
Natürlich gab es aber auch Ausnahmen wie die 440m UFA-Version von "55 Tage in Peking" oder "Das Boot" als 330m Fassung von Piccolo.
Es gab auch noch andere Hersteller, die drei genannten waren aber in Deutschland die größten.
Erwähnenswert wäre noch "Revue", die damalige Hausmarke von Foto Quelle, welche meist Billigversionen von Piccolo-Filmen (und ein paar Marketing-Titel) herausbrachte.
Oftmals nur in Schwarz/Weiss, als 66m Fassung eines Einteilers, oder als 120m Fassung eines Zweiteilers. Manche Fassungen sind aber auch 1:1 mit dem Vorbild identisch.

Veröffentlichungs-Chaos in den Anfangsjahren des Heinkinos:

Ein großes Problem sind/waren viele frühe Fassungen diverser Hersteller, bei denen man jeder Rolle einen eigenen Titel verpasst hat.
Oft sogar ohne jeglichen Hinweis darauf auf dem Cover, dass es sich um einen Mehrteiler handelt.
So war es teils nicht gerade einfach herauszufinden, welche Rollen denn nun zusammengehören, oder gar einzelne Filme mit erfundenen Titeln sind.
Zum Beispiel "Das Geheimnis der grünen Hornisse":
Von UFA als Zweiteiler veröffentlicht, Rolle 1 hat den Originaltitel- Rolle 2 dann aber "Bruce Lee - König des Kung Fu".
Lediglich anhand der fortlaufenden Seriennummern und dem Text auf dem Backcover kann man vermuten, dass die beiden Rollen zusammen einen Film ergeben.
Nur, wer erwartet das, wenn man schon eine Rolle mit dem Originaltitel erworben hat- und nichts von weiteren erwähnt wird?
Noch verwirrender ist, dass auch Marketing einen Zweiteiler veröffentlicht hat. Aus anderen Folgen geschnitten- und unter dem Titel "Der gelbe Taifun".

Was das ganze noch schlimmer machte, sind verschiedene Schnittfassungen, welche aus einem Film genommen wurden- aber als jeweils eigenständige Filme verkauft wurden.
Beispielsweise "Die Schlangengrube und das Pendel", aus welchem man zwei voneinander unabhängige Filme veröffentlicht hat:
"Die Schlangengrube des Grafen Dracula", und "Burg des Grauens- Das Pendel des Todes".
Wer sich aus diesen beiden 120m-Fassungen wieder einen zusammengehörigen Film basteln will, hat sehr viel Schneide-und Klebearbeit vor sich.
Und danach vermutlich noch mehr unverständliche Zusammenhänge als bei den Einzelfassungen...

Tonformate und Filmmaterial:

Der absolute Großteil der Super 8-Filme bietet den Ton lediglich in Mono, ein paar wenige Versionen in Stereo wurden zwar veröffentlicht,
setzten sich aber wegen dem noch einmal höheren Preis der Filme selbst (180,-DM statt 150,-DM), und natürlich auch der Projektoren nicht durch.

Die letzten Jahre der Super 8-Zeit brachte vor allem Marketing seine Filme nicht mehr in herkömmlichen Acetat-Versionen heraus, sondern setzte auf Polyester.
Der Vorteil: Bei gleicher Bildqualität war das Material reissfester- und gleichzeitig dünner als Acetat.
Viele spätere 360m Fassungen von Marketing passen zusammengeklebt auf eine Standard 240m Spule, 240m Fassungen auf eine 180m Spule.
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